Park Igls Gästemagazin Winter 2020/2021

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Gästemagazin Park Igls

Bewegte Momente 4

SO AKTIVIEREN WIR UNSEREN SCHUTZSCHILD

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WIE GUT UNS GUTE FETTE WIRKLICH TUN

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DIE KOMPLEXE WELT UNSERER MUSKULATUR

Winter 2020/2021

Park Zeit


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Aktiv immun

So aktivieren wir unseren Schutzschild

Bis(s) zum Glück Eine spannende Reise auf unserem Nahrungsweg

Echt fett!

Wie gut uns gute Fette wirklich tun

Move it or lose it Die komplexe Welt unserer Muskulatur

Fester Halt im Leben

Wenn Osteoporose unsere Mobilität beeinflusst

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Hin zur eigenen Kraft

Wie wir unsere Resilienz stärken

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Tut gut!

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Unser Angebot im Überblick

Bewegtes Leben Die ersten Schritte in eine aktive Zukunft

Gesund eingewickelt

Sagenhafte Antworten

Und die Frage nach dem richtigen Leben

Interessante Fakten und Zahlen, aktuelle Angebote und Preise

Lieber Gast! Stillstand tut keinem gut. Weder der Wirtschaft noch der Gesellschaft – und unserer Gesundheit schon gar nicht. Ein kurzes Innehalten darf am Anfang eines Entwicklungsprozesses stehen, dann heißt es aber: Bewegung! Unsere Muskeln etwa verkümmern, wenn wir sie nicht ausreichend aktivieren; ab dem dreißigsten Lebensjahr nimmt unsere Muskelmasse gar um ein Prozent pro Lebensjahr ab! Dasselbe gilt im Übrigen auch für unsere Knochen: Ohne Reiz kein Wachstum bzw. droht dann sogar eine Substanzminderung der Knochendichte, an deren Ende häufig eine Osteoporose steht. Besonders effizient ist ein Ganzkörper-Krafttraining, aber auch Schwimmen bringt unseren Bewegungsapparat – und nicht nur den – so richtig auf Touren. Bewegen wollen wir zudem unser Immunsystem. Mit dem neu entwickelten Immunprofil können wir im Park Igls den Status quo Ihrer Abwehrkraft erheben und gezielt dort ansetzen, wo es aufgebaut werden muss. Hilfreich – gerade in der kalten Jahreszeit – können dabei auch ganz spezielle Wickel sein. Ein weiterer Fokus liegt auf der Stärkung Ihrer psychischen Widerstandskraft für aktuelle und künftige Herausforderungen. Die Frage nach dem richtigen Leben stellt sich zudem Autor und Sagen­ experte Alois Schöpf – lassen Sie sich erzählerisch inspirieren! In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine spannende Lektüre und: Bleiben Sie gesund und in Bewegung! Ihre Mag. Andrea Gnägi mit dem Park Igls-Team

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Aktiv immun So aktivieren wir unseren Schutzschild

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AKTIV IMMUN


SCHUTZSCHILD DARM »Wir haben drei Grenzflächen zwischen uns und unserer Umwelt: die Haut, den Atmungstrakt und den Verdauungstrakt«, erklärt Dr. Peter Gartner, medizinischer Leiter im Park Igls. »Somit befindet sich alles, was in unseren Bronchien oder in unserem Darminneren ist, de facto ›außerhalb‹ unseres Körpers. Da ist es naheliegend, dass die Natur an derartigen Grenzflächen wirksame Grenzschutzeinrichtungen entwickelt hat. Die größte davon findet sich im entwicklungsgeschichtlich ältesten Teil unseres Körpers, in unserem Darm bzw. in der Darmschleimhaut. Die Aufgabe des Immunsystems ist es, Eindringlinge abzufangen: Lymphozyten schnappen sich ein Virus, das einzudringen versucht, und transportieren dieses zu den speziellen Abwehrzellen, die das Virus eliminieren – oder mittels Antikörper als gefährlich markieren! Diese markierten Eindringlinge werden dann von den Fresszellen vernichtet.«

Grenzen wurden in den letzten Monaten spürbar; körperlich, aber auch seelisch waren viele am Limit – unsere gesamte Gesellschaft und vor allem die Wirtschaft kämpfen mit den neuen Barrieren. Bei all dem Druck, der mittlerweile wieder von außen kommt, sollte man aber eines nicht vergessen – das Abwehrsystem, das uns eigentlich rettet: unser Immunsystem.

Gesunde Ernährung, viel Bewegung, ausreichend Schlaf, ein ausgeglichener Lebensstil … wer kennt sie nicht, die viel zitierten Ratschläge für Prävention und nachhaltige Gesundheit. In Zeiten des Lockdowns kamen einige gezwungenermaßen in den »Genuss«, ihrem Körper, ihrem Geist und vor allem auch ihrer Gesundheit einmal wirklich Gutes zu tun. Sie hatten Zeit und nahmen sie sich auch – günstige Voraussetzungen, um die natürlichen Ressourcen zu nutzen und dadurch die eigenen zu stärken. Kaum zurück im Alltag scheint diese Zeit wieder in Vergessenheit zu geraten. Dabei wäre es von immenser Bedeutung – für unser Leben, für künftige Herausforderungen und Krisen, für unsere Gesundheit und vielleicht sogar unsere Gesellschaft im Ganzen. Im Gesundheitszentrum Park Igls haben die Ärzte und Psychologen deshalb zwei eigene Programme entwickelt, von denen eines ganz speziell die psychische Widerstandskraft in Verbindung mit der physischen stärkt (lesen Sie mehr ab Seite 30), während das zweite das Immunsystem in den Fokus stellt, dieses hochkomplexe System, das unsere »Außengrenzen« vor Krankheitserregern schützt und dessen Hauptteil im Darm sitzt. Basis dieses Programms, das unsere Abwehrkraft stärkt und vor allem unseren Schutzschild Darm aktiviert, ist ein im Park Igls entwickeltes »Immunprofil«, erarbeitet von Dr. Irene Brunhuber, Ärztin für Innere Medizin und Mayr-Ärztin, sowie Dr. Sonja Schottkowsky, Ärztin für Allgemeinmedizin und Mayr-Ärztin. Um dort mit der Therapie anzusetzen, wo es wirklich sinnvoll ist: an den Schwachpunkten.

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STARKE KOMBINATION

MIT MODERNER MAYR-MEDIZIN DAS IMMUN­SYSTEM AUFBAUEN Im Rahmen des Moduls »Starkes Immunsystem« werden der Ist-Zustand des körpereigenen Abwehrsystems erhoben und die Basis gelegt, um das Immunsystem nachhaltig und auf lange Sicht zu stärken. Die Therapiekombination gibt die richtige Starthilfe zur langfristigen Veränderung von selbstschädigenden Ver­ haltensweisen. Neben der mentalen Komponente steht aber auch die physische Aktivierung der Abwehr, etwa mittels Infusionen, im Fokus: »Aktivsauerstoff wirkt anregend auf das Immunsystem, Zink hemmt die Virusvermehrung z. B. bei einer Erkältung und Vitamin C schützt als Radikalfänger bzw. Antioxidans abwehrrelevante Zellen vor oxidativem Stress und ist so für eine kompetente Immunabwehr unerlässlich«, erklärt Dr. Gartner. Vor allem aber eines ist ausschlaggebend für die Stärkung der Abwehr: ein gesunder Darm. Ernährung, Bewegung, Darm-Regeneration und Psychohygiene Essenziell ist dabei die Entlastung des Darms. Die begleitende Moderne Mayr-Cuisine, die leicht verdauliche, natürliche, regionale und saisonale Lebensmittel verwendet, spielt dabei eine wichtige Rolle. Wesentlich ist neben der Wahl, Zusammenstellung und Verarbeitung der Lebensmittel aber vor allem die Vorverdauung im Mund. Durch das Verlagern eines großen Teils der Verdauungs­ arbeit vom Darm in den Mund mittels intensiven Kauens und Einspeichelns wird der Darm entlastet, womit Energie für die Regeneration und Abwehrarbeit frei wird. In Kombination mit gezielter Bewegung und regenerierenden Massagen steigern sich damit nicht nur langfristig das Wohlbefinden und das Gefühl, stärker und belastbarer zu sein. Vor allem wird das Immunsystem gezielt gestärkt und kann mit einigen Verhaltenstipps für den Alltag auch stabil gehalten werden.

Dr. med. Sonja Schottkowsky Ärztin für Allgemeinmedizin, Mayr-Ärztin

Dr. med. Irene Brunhuber Fachärztin für Innere Medizin, Mayr-Ärztin

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STATUS QUO

WIE STEHT ES UM UNSER IMMUNSYSTEM? »Viele unserer Patientinnen und Patienten haben uns in den vergangenen Monaten kontaktiert, weil sie wissen wollten, welche Nahrungsergänzungsmittel und Mikronährstoffe ihr Immunsystem stärken. Die allgemeine Nachfrage für Vitamin-C- und Zink-Präparate stieg in dieser Zeit derart an, dass die guten Mittel sogar ausverkauft waren«, erzählen Dr. Sonja Schottkowsky und Dr. Irene Brunhuber. Dabei sollte man schon bei der Basis beginnen, um sein Immunsystem nachhaltig zu stärken. »Um unseren Körper mit den notwendigen Mikronährstoffen zu versorgen, ist eine ausgewogene Ernährung in Kombination mit regelmäßigem Fasten essenziell. Trotzdem können wir unser Immunsystem unterstützen, indem wir die richtigen Mikronährstoffe zusätzlich in Tablettenform einnehmen«, unterstreicht Dr. Brunhuber. »Aber um zu wissen, was unser Körper nun tatsächlich braucht, muss man erst einmal die Ausgangssituation kennen. Aus diesem Grund haben wir hier bei uns im Park Igls ein spezielles Immunprofil entworfen«, erklärt Dr. Schottkowsky. »So können wir durch eine Blutuntersuchung herausfinden, ob ein Mangel an Vitaminen, Spurenelementen (Zink, Selen, Eisen, Kupfer) und Mineralstoffen (Magnesium, Kalium, Kalzium, Natrium) oder Omega-3-Fettsäuren vorhanden ist, der dann gezielt ausgeglichen werden kann.« Immunprofil zur Vermeidung von Überdosierung »Speziell bei den fettlöslichen Vitaminen A, D, E und K, bei denen sehr oft Unterver­

sorgungen festzustellen sind, ist eine Blutanalyse vor Beginn der Supplementierung wesentlich, denn diese Vitamine werden im Körper gespeichert, somit könnte es bei falscher Anwendung auch zu Überdosierungen kommen. Bei den Spurenelementen gilt das Gleiche: Eine Unterversorgung soll aus­ geglichen, aber eine Überdosierung muss vermieden werden«, erklärt Dr. Brunhuber. »Mikronährstoffmangel ist in unserer heutigen Gesellschaft trotz ausgewogener Ernährung leider sehr häufig. Einerseits, weil die Lebensmittel eine geringere Nährstoffdichte aufweisen (zum Beispiel Selenmangel aufgrund selenarmer Böden), und andererseits, weil unser Darm oft nicht in der Lage ist, die Nährstoffe aufzunehmen, da er durch chronischen Stress und Überlastung geschädigt ist.« »Eine zentrale Rolle im Falle einer Virusexposition nehmen die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) ein. Die Standarduntersuchungen, die derzeit in der Medizin üblich sind, können zwar feststellen, wie viele dieser Zellen im Blut vorhanden sind, geben aber nur wenig Auskunft darüber, ob sie auch optimal funktionieren«, erklärt Dr. Schottkowsky. »Um das sicherzustellen, ist eine erweiterte Blutuntersuchung bezüglich aller notwendigen Vitamine und Spurenelemente sinnvoll. So können wir unser Immunsystem gezielt unterstützen und nicht nur auf Pandemien, sondern ganz aktuell auch auf die infektreiche Winterzeit vorbereiten.«

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DR. GARTNERS TIPPS, UM DIE ABWEHR IM ALLTAG ZU STÄRKEN

Die meisten Empfehlungen, die ich meinen Patienten gebe, betreffen den Lebensstil, die Lebensführung: Ernährung, Bewegung und Regeneration bzw. Psychohygiene sind die wichtigsten Lebensbereiche, die Einfluss auf die Gesundheit im Allgemeinen und das Immun­ system im Speziellen haben. Erst an zweiter Stelle kommen medizinisch-prophylaktische Maßnahmen wie etwa die zusätzliche Einnahme von Vitamin C und D und Zink.

AUSGEWOGENE ERNÄHRUNG: AUSREICHEND GEMÜSE UND OBST So wird unser Organismus mit jenen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen versorgt, die für ein gut funktionierendes Immunsystem essenziell sind: Vitamin A, Vitamin B, Vitamin C, Zink, Selen und Eisen. Besonders reich an Mikronährstoffen sind beispielsweise Knoblauch, Kohl, Brokkoli, Karotten, Beeren, Nüsse und Trauben. Wichtig ist dabei, sich nicht vollständig auf nur ein oder zwei solcher »Powerfoods« zu verlassen, denn keines der genannten Nahrungsmittel enthält alle essenziellen Stoffe. Auch »Superfood-Superstars« wie Goji-Beeren, Chia-Samen oder heimische Heidelbeeren können niemals alles gleichzeitig bieten, was der Körper braucht. Daher ist immer ein ausgewogener Mix die richtige Wahl.

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SONNENLICHT = VITAMIN D Für ein gut funktionierendes Immunsystem – und nicht nur dafür! – ist ausreichend Vitamin D unerlässlich. Nur etwa 20 Prozent unseres Vitamin-D-Bedarfs können wir über die Nahrungs­zufuhr abdecken, Lachs ist dabei der bekannteste Vitamin-D-Lieferant. Den Großteil von 80 Prozent stellt der Körper selbst her, und zwar unter dem Einfluss von Sonnenlicht in der Haut. Auch wenn uns die meisten Hautärzte am liebsten ausschließlich im Schatten sähen – ein paar Minuten direktes Sonnenlicht täglich sind einfach (lebens-)notwendig.

GENÜGEND TRINKEN Trinken wir zu wenig, trocknen als Erstes unsere Schleimhäute aus. Dadurch haben wir im Kampf gegen Bakterien und Viren ganz auto­ matisch schlechtere Karten. Gerade Viren wie das zu trauriger Berühmtheit gelangte Corona­virus können ganz einfach aus dem Rachenraum weggespült werden: Durch regelmäßiges Trinken kann die Gefahr eines Lungenbefalls reduziert werden. Durch reichlich Flüssigkeit – vor allem Wasser – werden außerdem saure Giftstoffe aus dem Binde­ gewebe ausgewaschen und können dann abtransportiert werden. So kommt es zur Entsäuerung und das Säure-Basen-Gleich­gewicht ist wiederhergestellt – simples Detox und Grundvoraussetzung für ein effizient arbeitendes Immunsystem!


AUSREICHEND BEWEGUNG – JEDOCH NICHT ÜBERANSTRENGEN! Bei jeder Art von körperlicher Bewegung kommt es zu einer Stimulation des Immunsystems, es arbeitet dann schneller und effektiver, da mehr immunaktive Zellen gebildet werden. Aber Vorsicht: Wer es beim Sport übertreibt, riskiert das Gegenteil. Nach extremer körperlicher Belastung kann es passieren, dass das Immunsystem vorübergehend einbricht, in der Psychoneuroimmunologie ist dies als »Open-WindowPhänomen« bekannt und gefürchtet. Also: Laufen, Schwimmen oder Radfahren – aber alles mit Maß und Ziel!

NICHT RAUCHEN! Neben der bekannten krebs- und infarktfördernden Wirkung haben Zigaretten auch einen schlechten Einfluss auf das Immunsystem. Die Schleimhäute trocknen aus, Entzündungen entstehen und das natürliche Reinigungssystem unserer Atemwege wird blockiert.

WENIGER STRESS, MEHR SCHLAF Bei übermäßigem Stress bildet der Körper Botenstoffe, die nicht nur zu Bluthochdruck, Über­ gewicht und Schlaganfall führen können, sondern die auch das Immunsystem einschränken. Ähnliches geschieht bei chronischem Schlafmangel: Schlaflosigkeit verringert die Zahl unserer Immunzellen. Gönnen Sie sich deshalb regelmäßige Auszeiten und vermeiden Sie alles, was Ihnen den Schlaf raubt: zu hohe Raumtemperatur, blaues Licht (Handy, Tablet usw.), spätes Essen, zu viel Alkohol.

KÖRPERLICHE HYGIENE Hierzu zählt natürlich auch das (mittlerweile medial etwas überstrapazierte) Hände­waschen, um die Aufnahme von Krankheits­ erregern durch Berühren von Mund, Nase oder Augen zu verhindern.

DARMSCHONUNG Vermeiden Sie alles, was Ihrem Darm und damit Ihrem Immunsystem schadet: zu spätes Essen, Rohkost am Abend, hastiges Essen, Zwischenmahlzeiten. Trinken Sie zwischen den Mahlzeiten ausreichend, nicht jedoch zum Essen. Lassen Sie ein- bis zweimal wöchentlich das Abendessen ausfallen. Und zuletzt das Credo aller MayrÄrzte: kauen, kauen, kauen – und ein- bis zweimal jährlich eine Mayr-Kur!

Dr. med. Peter Gartner Arzt für Allgemeinmedizin, Mayr-Arzt, Medizinischer Leiter

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Starkes Immunsystem Nicht nur in Pandemie-Zeiten ist ein perfekt arbeitendes Immunsystem Voraussetzung für ein gesundes Leben. Bei diesem Programm erfahren Sie in einem speziellen Labortest, ob Ihr Abwehrsystem stark genug ist und wie Sie seine Funktion noch verbessern können. Gleichzeitig kräftigen Sie Ihr Immunsystem mithilfe der Modernen Mayr-Medizin. Schließlich befinden sich mehr als zwei Drittel Ihrer Verteidigungszellen im Darm. Tun Sie Ihrem »Immunriesen Darm« etwas Gutes – und Viren, Bakterien & Co müssen sich warm anziehen.

∞ Mayr-Basic (Leistungen siehe www.park-igls.at) ∞ Erweitertes Blutlabor + Spezial-Labor »Immunprofil« ∞ 1 ärztliche Befundbesprechung ∞ 3 Infusionen mit Aktivsauerstoff (Ozon) ∞ 3 Infusionen mit Zink und Vitamin C ∞ 5 Vollmassagen (à 50 Min.)

€ 2.742 für 1 Woche zuzüglich Kurmedikamente, Preis exklusive Hotelzimmer (Zimmerpreise ab € 158 pro Tag/Person)

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AKTIV IMMUN


is(s) B zum Glück

Mundraum Speiseröhre

Milz Leber Gallenblase Zwölffingerdarm

Magen Bauchspeicheldrüse Dickdarm

Dünndarm Blinddarm Wurmfortsatz

Eine spannende Reise auf unserem Nahrungsweg Man isst nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit den Augen, mit der Nase – im Grunde mit allen Sinnen. Ein schön angerichtetes Essen kann begeistern, der Geschmack im Mund wahre Genussmomente und im Gehirn Glücksgefühle auslösen. Was jedoch weiter im Körper mit unserer Nahrung passiert, will man normalerweise nicht unbedingt im Detail thematisieren. Dr. med. Mag. phil. Richard Kogelnig, stellvertretender medizinischer Leiter im Park Igls, Mayr-Arzt und Allgemeinmediziner, gelingt es im Interview, den faszinierenden Weg der Nahrung in Körper und Geist auf anschauliche Weise nachzuzeichnen.

Mastdarm

Warum ist es für uns wichtig, zu wissen, was mit der Nahrung im Mund und danach passiert? Kogelnig: Die Nahrungsaufnahme hat mehrere bedeutende Komponenten: Aus biologischer Sicht geht es um Energiezufuhr und Aufnahme essenzieller Bestandteile, die für den Stoffwechsel, die Zell- und Organregeneration des menschlichen Organismus lebensnotwendig sind. Zudem hat die Ernährung eine ästhetische, psychosoziale und emotionale Seite. Eine optisch schön aufbereitete Mahlzeit bereitet Freude und die hinzukommende olfaktorisch – also den Geruchssinn – stimulierende Komponente wirkt anregend und fördert die Produktion von Verdauungssäften, bevor überhaupt ein Bissen eingenommen wird. Weiters ist die psychosoziale Seite der Nahrungsaufnahme von eminenter ganzheitlicher Bedeutung. Denn nimmt man das Essen in angenehmer Gesellschaft ein – oder bereitet es auch gemeinsam zu –, fördert das das Gemeinschaftsgefühl und die Verbundenheit und führt so schließlich zu einem Gefühl des Wohlbefindens. BIS(S) ZUM GLÜCK

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SCHULE DES KAUENS – BISS ZUM GLÜCK Bereits vor mehr als hundert Jahren hat Dr. F. X. Mayr der Schulung des Kauaktes eine besondere, zentrale Stellung beigemessen. Das Kauverhalten spielt eine wesentliche Rolle bei der Behandlung von Verdauungsstörungen und der damit in Verbindung stehenden Folgen für den gesamten menschlichen Organismus. Die Empfehlung, an der man sich orientieren kann, lautet: Jeder Bissen sollte 20–30 Mal gekaut werden. Das verbessert die Verdauung enorm und fördert zudem den Sättigungsreflex. Wer gut kaut, isst nicht zu viel und bewahrt den Verdauungstrakt und damit den gesamten Stoffwechsel vor Überlastung.

Welche Bedeutung kommt dem »richtigen« Kauen zu? Kogelnig: Der Mund ist ein komplexes System, das sich aus verschiedenen Organen bzw. Teilen zusammensetzt: Da sind zum einen die Lippen mit hochsensiblen Temperatur- und Berührungsrezeptoren – also Empfängern von Signalen – zur Be­urteilung der physikalischen Eigenschaften der Nahrung wie heiß, kalt, rau, stachelig etc. Zum anderen spielen die Zähne eine bedeutsame Rolle, vor allem beim Zerkleinern der Nahrung. Je besser gekaut wird, desto größer ist die Oberfläche der Nahrungsbestandteile, was das Andocken von Verdauungsenzymen erleichtert und die Aufschlüsselung der Nahrung beschleunigt. Das Kauen fördert die Verdauung, ganz nach dem Motto: »Gut gekaut ist halb verdaut!« Langes und intensives Kauen ist jedoch nicht nur für den Genuss, sondern auch für den überaus wichtigen Sättigungsreflex von Bedeutung. Er schützt vor einer Überfüllung des Magens und deren Folgen wie Aufstoßen, Reflux, Sodbrennen, Blähungen, diversen weiteren Problemen des Verdauungstraktes und Übergewicht.

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BIS(S) ZUM GLÜCK

Welche Funktion hat dabei der Speichel? Kogelnig: Das Kauen regt die Ohrspeichel­drüsen zur Absonderung von mit Enzymen angereichertem Sekret an. So beginnt bereits in der Mundhöhle die Verdauung von Kohlenhydraten, die von den Geschmacksrezeptoren z. B. mit der Qualität »süß« wahrgenommen werden. Die Zungengrundspeicheldrüsen produzieren weiters ein Sekret, das den aufbereiteten Bissen für den Schluckakt schlüpfrig und gleitfähig macht, damit er sicher und ohne Probleme durch die Speiseröhre in den Magen gelangt. Können Sie den Weg, den ein Bissen in unserem Körper zurücklegt, kurz beschreiben? Kogelnig: Ist der Bissen nach dem Schluckakt über die Speiseröhre im Magen angelangt, beginnt dort unter Einwirkung von Salzsäure und dem eiweißspaltenden Enzym Pepsin die Eiweiß-Verdauung. Die Magensäure bildet darüber hinaus eine wichtige Barriere gegen krankmachende Keime und Viren. Deshalb ist die Langzeitgabe von Säureblockern eine Gefahr für unsere Gesundheit und steigert das Infektionsrisiko. In kleinen Portionen wird der Nahrungsbrei durch rhythmische Bewegungen über den sogenannten Pförtner, einen Schließmuskel am Magenausgang, in den Zwölffingerdarm und weiter in den Dünndarm abgegeben. Dort findet die eigentliche Aufspaltung des Nahrungsbreis statt. Durch Zugabe von Enzymen aus der Bauchspeicheldrüse, die Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate aufspalten, werden sämtliche Nahrungsmittel in kleinste Bestandteile zerlegt, die von der Darmschleimhaut mit einer Oberfläche von 400 bis 500 m² resorbiert werden. Anschließend werden diese Bestandteile über das Gefäßsystem in die Leber – die chemische Fabrik des menschlichen Körpers – transportiert. Sie haben es bereits angesprochen: Bei der Verdauung laufen nicht nur mechanische Prozesse im Körper ab, sondern auch sehr komplexe chemische. Inwiefern kann man durch die Auswahl der Speisen diese Prozesse positiv beeinflussen? Kogelnig: Für die Fettverdauung ist die Galle notwendig, die von der Leber auch zur Entgiftung des Organismus hergestellt wird. Zusätzlich werden über die Nahrung vom Darm lebensnotwendige Vitamine und Spurenelemente aufgenommen, die für die vielschichtigen Aufgaben der verschiedenen Organsysteme von enormer Bedeutung sind.


Eine Überlastung dieses komplexen RegelkreisSystems durch Völlerei, zu viel Rohkost – vor allem abends – und übermäßigen Alkoholkonsum, aber auch Medikamente wie zum Beispiel Schmerzmittel löst entzündliche Prozesse im Darm aus, die in der Folge Auswirkungen auf alle Organsysteme haben können. Hier greift die Mayr-Medizin ein: Sie führt über Diät und die Änderung von ungesunden Verhaltensweisen zur Genesung und Regeneration des kranken Darms und des gesamten Organismus. Welche »Stationen« bei der Verdauung sind besonders störanfällig oder führen zu Problemen? Kogelnig: Am Übergang vom Dünndarm zum Dickdarm, der durch die Ileozökalklappe markiert wird, kommt es zu einem exponentiellen Anstieg von Keimen, der sogenannten Mikroflora, die für weitere Stoffwechselprozesse und für das Immunsystem von großer Bedeutung ist. Dieses Mikrobiom kann durch Medikamente, insbesondere durch Antibiotika, schwer in Mitleidenschaft gezogen werden, sodass die Sanierung nicht selten bis zu einem Jahr dauert. Ein weiterer interessanter Aspekt dazu: Im Dickdarm wird der Großteil des Wassers und der Mineralstoffe rückgewonnen, um den Körper vor Austrocknung und Mineralstoffverlusten zu schützen.

EIN SENSIBLES HOCHLEISTUNGSORGAN Neben der Zerkleinerung des Bissens kontrolliert die Zunge über die Geschmacksrezeptoren in Verbindung mit dem Geruchssinn die Qualität der aufgenommenen Nahrung und hilft bei der Entscheidung, ob diese weiterverwertet oder – weil Gefahr im Verzug ist – ausgespuckt wird. Weiters wird mithilfe der Zunge der Bissen schluckgerecht geformt und über einen höchst komplexen koordinativen Akt – damit wir uns nicht verschlucken – sicher in die Speiseröhre befördert. Nicht unerwähnt sollte auch bleiben, dass die Zunge für die Laut- und Sprachbildung von herausragender Bedeutung und für diese Leistung über die sogenannten Hirnnerven eng mit dem Gehirn verbunden ist.

Warum funktioniert das Verdauungssystem auch bei Menschen noch, denen z. B. die Gallenblase oder ein Teil des Magens operativ entfernt wurde? Kogelnig: Patienten, die aufgrund einer Operation ihren Magen oder ihre Gallenblase verloren haben, müssen ihre Ernährungsgewohnheiten in der Regel einschneidend umstellen. Man kann zwar ohne Magen und Gallenblase leben, aber nur mit entsprechender Ernährungsumstellung und Verhaltensänderung. In solchen Fällen ist die Moderne MayrMedizin – wie bereits oben erwähnt – besonders hilfreich. Diagnostik und Therapie sind die Basis für Prävention und Behandlung von Erkrankungen, insbesondere von Zivilisationskrankheiten.

Dr. med. Mag. phil. Richard Kogelnig Arzt für Allgemeinmedizin und Psychologe, Mayr-Arzt, stv. medizinischer Leiter

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Echt fett! Wie gut uns gute Fette wirklich tun 14  

ECHT FETT!


Fett hat einen schlechten Ruf, obwohl unser Körper die sogenannten Lipide dringend braucht. Dr. med. Irene Brunhuber, Fachärztin für Innere Medizin im Park Igls, beleuchtet im Interview das Thema von verschiedenen Seiten, gibt wertvolle Hinweise für den Umgang mit Fetten, Ölen & Co und erklärt, warum Fette durchaus ihre positiven Seiten haben.

Warum, glauben Sie, ist Fett in unserer Gesellschaft so in die Kritik geraten, oder sehen Sie das gar nicht so? Brunhuber: Doch, die Angst vor Fett ist da, weil es in weiten Kreisen der Bevölkerung nach wie vor mit Fettleibigkeit gleichgesetzt wird. So ist der Satz »Fett macht fett« vor allem in älteren Generationen noch stark verankert, und damit verbunden ist eine große Skepsis, was das Thema angeht. Damit einher geht die Annahme, dass der Genuss von Fett automatisch ein Gewichtsproblem nach sich zieht. Rein mathematisch gesehen ist das gar nicht so falsch, denn 1 g Fett liefert 9,3 Kilokalorien – etwa doppelt so viel wie 1 g Kohlenhydrate oder 1 g Eiweiß. Dabei spielen Zucker und andere rasch resorbierbare Kohlenhydrate z. B. in Form von Weißmehlprodukten, aber auch von Fruchtzucker für Übergewicht eine weit größere Rolle. Jüngere Menschen schätzen das Thema Fett mittlerweile zu einem großen Teil differenzierter ein. Besonders die neuen Medien haben durch diverse – mehr oder weniger mit Skepsis zu betrachtende – »Diättrends« das Thema von verschiedenen Seiten beleuchtet, dadurch alte Glaubenssätze eliminiert, aber auch neue geschaffen. Die jüngere Generation hat dadurch aber zumindest gelernt: Fette haben auch gute Seiten und werden vom Körper nicht nur als Energielieferanten benötigt, sondern auch für andere Prozesse. Dennoch begegnen die Menschen dem Thema weiterhin mit Vorsicht. Können Sie uns kurz erklären, welche Prozesse beim Zuführen von Fett/en – ganz allgemein – im Körper ablaufen? Brunhuber: Die Hauptrollen spielen die Gallensäuren im Gallensaft, die in der Leber produziert werden, und die Verdauungsenzyme aus der Bauchspeicheldrüse. Die Galle emulgiert die Fette aus der zugeführten Nahrung, d. h. sie zerlegt sie in kleine Tröpfchen. Durch die vergrößerte Oberfläche können die Verdauungsenzyme besser angreifen und die Fette in ihre Grundbausteine zerlegen. So werden sie leichter über die Dünndarmschleimhaut

ECHT FETT!

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aufgenommen. Da Fette aber – wie wir wissen – nicht in Flüssigkeit lösbar sind, brauchen sie ein Transportmittel in Form von Eiweißen (Lipoproteine), das sie mit ins Blut nimmt, um von dort aus die wichtigen Organe zu versorgen. Zielorgane sind Fettzellen, Leberzellen und andere Organzellen. Wie misst man den Körperfettanteil und wie sind die jeweiligen Werte aus ärztlicher Sicht in das gesundheitliche Gesamtbild eines Menschen einzuordnen? Brunhuber: Wir haben einige Möglichkeiten zur Orientierung: das Gewicht, den Body-Mass-Index (BMI) und den Taillenumfang. Alle drei sind jedoch nicht als verlässliche Größen anzusehen, sondern können zunächst nur für eine grobe Beurteilung herangezogen werden. Manche im Handel erhältlichen Körperwaagen sind mit einer Funktion zur Körperfettmessung – meist über die Fußsohlen – ausgestattet. Über die Sohlen ist aber nur eine Messung der unteren Extremitäten möglich. Der Wert auf der Waage gibt demnach keinen fundierten Aufschluss über den gesamten Körperfettanteil. Aussagekräftiger und in erster Linie hilfreich für die Messung im Verlauf einer Behandlung ist die Bioimpedanzmessung, wie sie im Park Igls durchgeführt wird. Hier wird, vereinfacht gesagt, die Muskelmasse in Relation zur Fettmasse untersucht, indem ein ganz schwacher, nicht spürbarer Wechselstrom durch den Körper geschickt wird. Dabei misst man den Widerstand und erhält eine Tabelle mit Messwerten, die Aufschluss über den IstZustand geben: Wie hoch ist der Fettanteil im Körper, wie groß die Muskelmasse, wie hoch der Wasseranteil. Ein Körperfettanteil von über 30 % bei Frauen und von über 20 % bei Männern wird als adipös (fettleibig) eingestuft. Normalgewichtige haben einen Fettanteil von 15 bis 20 %, unter 10 % liegt er z. B. bei Extremsportlern oder bei Patienten beispielsweise mit Anorexie. All diese Werte sind jedoch immer mit dem geschulten medizinischen Blick und unbedingt altersabhängig zu betrachten. Denn im Alter können kleinere Fettreserven oft ganz gut sein, um besser mit auftretenden – konsumierenden – Erkrankungen wie z.B. chronischen Erkrankungen oder Tumoren fertig zu werden. Häufig braucht es aber gar keine großen Messungen: Ein kritischer Blick in den Spiegel verrät bereits viel. So deutet z. B. ein vergrößerter Bauchumfang auf ein Zuviel an »Bauchfett« hin.

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Welchen Einfluss hat ein hoher/niedriger Körperfettanteil auf das subjektive Empfinden? Brunhuber: Mit einem hohen Körperfettanteil geht zumeist ein vermindertes Selbstwertgefühl einher, weil man den gesellschaftlichen Normen/ Vorgaben nicht entspricht. Durch die auftretenden Gewichtsprobleme bewegt man sich schwerer bzw. sind die Gelenke sehr stark belastet, Folgeerkrankungen behindern ein effizientes Training noch zusätzlich. Daneben kommt es häufig zu einer Stigmatisierung in der Gesellschaft und zu Frustration nach wiederholt gescheiterten Abnehm­versuchen. Die Motivation sinkt bis hin zu reaktiven depressiven Störungen. Umgekehrt treten auch bei einem Fettgewebsmangel, also wenn der Körperfettanteil ein gewisses Maß unterschreitet, Probleme auf, weil unter anderem der Hormonhaushalt negativ beeinflusst wird – eine Folge ist z.   B. das Ausbleiben der Menstruation. Auch schlanke Menschen können hohe Körperfettwerte haben. Wie lässt sich das erklären? Brunhuber: Bei gering ausgebildeter Muskelmasse wird ein Fettgewebeüberschuss häufig nicht als Problem erkannt, weil das Absolut­gewicht auf der Waage ja noch stimmt. Warum sind tierische Fette für den Organismus schädlicher als pflanzliche? Brunhuber: Fett ist nicht gleich Fett. Bei der Bewertung ist die Sättigung der Fettsäuren ein wichtiger Faktor, wobei ungesättigt in diesem Fall besser ist als gesättigt. Die beiden Begriffe werden leicht verwechselt, weil sie von der Wortbedeutung im Alltag her eher das Gegenteil suggerieren. Wir unterscheiden im Wesentlichen zwischen tierischen Fetten, die nur einen geringen Anteil an ungesättigten Fettsäuren haben, und pflanzlichen Fetten mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren, wie sie in kaltgepressten Ölen (Oliven­öl, Leinöl, Rapsöl …), Samen (Leinsamen, Kürbiskerne, Soja …), Nüssen und Fisch (Lachs, Hering, Makrele …) vorkommen. Die äußerst gesunden, mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren kommen aus­schließlich in Fisch und Pflanzen vor. Es handelt sich dabei um essenzielle Fettsäuren, d.   h. der Körper kann sie nicht selbst produzieren! Vorsicht ist geboten bei gehärteten pflanzlichen Fetten, wie z. B. in Plunder- oder Blätterteig, bei Fertigsuppen und -saucen oder Kuchen. Sie enthalten wenig ungesättigte Fettsäuren.


ENTZÜNDUNG Gibt es eine Empfehlung für die tägliche Dosis an Fett, die man zu sich nehmen bzw. nicht überschreiten sollte? Brunhuber: Die Empfehlung der Ernährungsgesellschaft lautet, dass beim gesunden Menschen – also bei einem Menschen ohne Vorerkrankung – 30   % des täglichen Energiebedarfs durch Fette gedeckt werden können, das sind ca. 60 bis 70 g pro Tag. Es gibt aber auch durchaus gute individuelle Ernährungsweisen mit deutlich höherem Fettanteil – wobei vor allem die Qualität der Fette zählt, nicht allein die Quantität! Manche brauchen mehr Fett, allerdings gute Fette. Der Anteil der gesättigten Fettsäuren (also tierischer Fette) soll dabei weniger als 10   % der täglichen Energiezufuhr betragen. Da Fett ein bedeutsamer Geschmacksträger im Essen ist, fällt das Einhalten der täglichen Dosis meist schwer, zumal man, wenn man nicht selbst kocht, nicht genau weiß, welche Fette verwendet wurden. Der einzige Ausweg aus dieser Situation: selbst kochen und/oder das daheim vorbereitete Essen mit an den Arbeitsplatz nehmen. Wünschenswert wäre natürlich auch eine bessere Kennzeichnung von Produkten, z. B. mittels eines gut sichtbaren Ampelsystems. Die klein gedruckten, kaum lesbaren Hinweise auf den Packungen erschweren vor allem Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen die Orientierung. Was passiert bei einer Ernährung mit sehr hohem Anteil an tierischen Fetten im Körper? Welche Erkrankungen sind häufig auftretende Folgeerscheinungen? Welche Organe werden am stärksten in Mitleidenschaft gezogen? Brunhuber: Über kurz oder lang häufen sich im Körper die Entzündungen, denn das Viszeralfett – das »Bauchfett« – heizt Entzündungen an. Gleichzeitig werden zu wenige Fette mit antientzündlicher Wirkung wie Omega 3 und 9 mit der Nahrung aufgenommen. Der Einstieg in einen Teufelskreis ist damit vorprogrammiert: Die Entzündung → verursacht Schmerz → dadurch kommt es zu weniger Bewegung → das führt zu einer Gewichtszunahme → weitere Folgeschäden sind zu erwarten → die psychische Belastung durch chronische Erkrankung steigt → die Motivation zur Lebensstiländerung fehlt → man sucht Trost bei Schokolade  / Essen  / Alkohol. Sieht man sich die Folgeerkrankungen an, steht sicherlich das steigende Arterioskleroserisiko im Fokus, also das Risiko, an der sogenannten »Arterienverkalkung« zu erkranken. Hierbei kommt es zur Einlagerung von Cholesterin

TROST BEI SCHOKOLADE & CO SCHMERZ

FEHLENDE MOTIVATION

WENIGER BEWEGUNG

PSYCHISCHE BELASTUNG

GEWICHTSZUNAHME

und anderen Fetten, was in weiterer Folge zu einer Verengung wichtiger Blutgefäße wie der Halsschlagader, der Herzkranzgefäße oder der Beinarterien führt. Die Organe werden dadurch nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und die Gefahr einer Organschädigung steigt. In Österreich sterben jährlich dreißig- bis vierzigtausend Menschen an den Spätfolgen einer Arteriosklerose durch Herzinfarkt oder Schlaganfall, etwa 20   % aller Menschen zählen zur Risikogruppe. Treten die Symptome starkes Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhter Blutzuckerspiegel und ein gestörter Fettstoffwechsel gleichzeitig auf, wird in der Medizin vom metabolischen Syndrom gesprochen. Das heißt: Spielen die einzelnen Risikofaktoren zusammen, wird das Risiko nicht addiert, sondern potenziert, also in dieser Konstellation noch deutlich erhöht. Welche Rolle spielt nun bei dem Ganzen das Cholesterin? Brunhuber: Cholesterin ist nicht per se etwas Schlechtes, es ist die Vorstufe für viele Hormone, ein wichtiger Bestandteil der Zellwände und für die Produktion der eingangs erwähnten Gallensäure notwendig. Außerdem wird nur ein Teil über die Nahrung aufgenommen, den Rest produziert der Körper ohne Zutun von außen. Im Gegenzug ist aber auch die Einflussnahme von außen nur eingeschränkt möglich.

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In welchem Bereich sollten sich die Cholesterinwerte bei einem gesunden Menschen bewegen? Brunhuber: Bei den Werten, die bei einer Blutuntersuchung gemessen werden, wird zwischen Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin, HDL-Choles­terin und Triglyceriden unterschieden. Um den Zielwert, also den individuell optimalen Wert, zu ermitteln, müssen etwaige Risikofaktoren und Vorerkrankungen miteingerechnet werden. Zur besseren Veranschaulichung: Für einen gesunden Menschen ohne Risikofaktor sollte der LDL-Wert optimalerweise unter 115 mg/dl (NB: auch höhere Werte können toleriert werden) und der HDL-Wert über 45 mg/dl liegen. Bei einem Menschen mit coronarer Herzerkrankung oder Durchblutungsstörungen am Herzen hingegen sollte der LDLWert unter 70 mg/dl liegen. Auch diese Werte sind jedoch mit Vorsicht zu sehen, da es individuelle Unterschiede gibt. Lassen sich Cholesterinwerte mit gezielter Ernährung oder einer Diät nachweislich positiv beeinflussen? Brunhuber: Ja. Wobei gerade beim HDL-Cholesterin, aber auch beim LDL-Cholesterin genetisch ein bestimmter Rahmen vorgegeben ist – das Verhältnis lässt sich aber sicher mit einer gezielten Ernährungsumstellung verbessern. Eine besondere Bedeutung haben hierbei die in pflanzlichen Nahrungsmitteln vorkommenden Phytosterine (auch Phytosterole) – chemische Verbindungen, deren Aufbau dem Cholesterin, das durch tierische Produkte aufgenommen wird, ähnlich ist. Sie sind unter anderem in der Lage, den Cholesteringehalt im Blutplasma um bis zu 10 % zu senken, und reduzieren damit das Risiko für Erkrankungen. Vor allem native Öle, Fette und Samen enthalten viele Phytosterine. Zusätzlich binden Ballaststoffe, wie sie in Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, geschroteten Leinsamen oder Flohsamen vorkommen, die Fette und können so zu einer weiteren Senkung von max. 5   % des LDL-Werts beitragen. In Summe lassen sich mit einer gezielten Auswahl der Nahrungsmittel oft ausreichend gute Erfolge erzielen. Kurzfristige Diäten bringen hingegen gar nichts. Um das Auftreten von Krankheiten, die durch Störungen im Fettstoffwechsel verursacht werden, zu reduzieren, muss man seinen Ernährungsstil überdenken und langfristig umstellen. Es ist nicht alles verboten, aber 80   % dessen, was man täglich isst, sollte der Gesundheit zuträglich sein. Das gelingt, indem man möglichst viel selbst kocht. Das Voll-

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kornbrot mit einem Frischkäse-Aufstrich und knackigem Gemüse oder ein Aufstrich mit Fisch schlägt die Semmel mit Extrawurst hierbei um Längen. Ein bisschen Obst und Nüsse hinterher bringen Körper und Geist in Schwung. Wurstsemmel & Co belasten den Organismus nur und man wird schnell wieder müde. Woran liegt es, dass die Fettverbrennung nicht bei jedem Menschen gleich gut funktioniert? Brunhuber: Es sind eigentlich drei Faktoren, die man sich genauer anschauen muss: Die Bewegung: Wer sich wenig bewegt, verbrennt auch wenig Fett. Um dem entgegenzuwirken, helfen Ausdauertraining und Krafttraining. Sie kurbeln die Fettverbrennung regelrecht an. Zuckerreiche Ernährung (rasch resorbierbare Kohlenhydrate): Sie führt zu einem Anstieg des Insulinspiegels, der das Fettverbrennen blockiert. Der Energieriegel oder der Energydrink nach dem Training sind also kontraproduktiv. Übrigens: Auch Alkohol bremst die Fettverbrennung! Stressbedingte Fetteinlagerungen: Gestresste Menschen haben einen chronisch erhöhten Cortisol­ spiegel, der den Fettabbau bremst und zusätzlich muskelabbauend wirkt. Oft haben Menschen eine lange Leidensgeschichte, weil sie z. B. an Adipositas erkranken. Wo setzt man hier mit der Behandlung an? Ab wann würden Sie zu einem operativen Eingriff wie einem Magenband etc. raten? Brunhuber: Für eine Operation gibt es klare Richtlinien. Erst bei Adipositas Grad 3 – das entspricht einem Body-Mass-Index von über 40 – kommt eine Operation überhaupt in Frage. Bei Adipositas Grad 2 (BMI 35–40) mit Folgeerkrankungen kann man die Operation als Option sehen, beginnt ansonsten jedoch mit einer konservativen Therapie: Sie startet mit dem Aufdecken von Ernährungsfehlern, gibt Hilfestellungen für eine Lebensstiländerung und findet zusammen mit dem Patienten die passende Bewegungstherapie. In seltenen Fällen kommt bei Erwachsenen auch eine medikamentöse Therapie von Adipositas zum Einsatz. Zusammenfassend kann man sagen: Gegen die allgemeine Angst vor dem Fett hilft vor allem Information. Mit dem Wissen um die Wirkung der


verschiedenen Fette ist ein – sogar gesundheitsförderlicher – Einsatz möglich. Ohne eine langfristige, intensive Beschäftigung mit den eigenen Ernährungsgewohnheiten und eine Verhaltensänderung können jedenfalls keine nachhaltigen Erfolge erzielt werden. Eine Umstellung kann durchaus genussvoll sein. Wer nämlich die traditionelle mediterrane Kost mit viel Gemüse, Fisch und Olivenöl schätzt, wird mit der Umstellung keine großen Probleme haben und sich jeden Tag wie im Urlaub fühlen.

Dr. med. Irene Brunhuber Fachärztin für Innere Medizin, Mayr-Ärztin

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Move it or lose it Die komplexe Welt unserer Muskulatur

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HABEN SIE’S GEWUSST? Der Muskelkater ist die häufigste Muskelverletzung: Feine (Ein-)Risse von Muskelfasern und dadurch entstehende Blutergüsse in der Muskulatur, aber auch eine verstärkte Laktatansammlung (Milchsäureansammlung) können zu Schmerzen in der Muskulatur führen – insbesondere aufgrund von unzureichendem Aufwärmen oder Überbeanspruchung.

Rund 650 Muskeln arbeiten im Körper eines Menschen jede Sekunde, Minute, Stunde in einem höchst komplexen Konglomerat aus koordinativen Höchstleistungen zusammen. Wie komplex die Abläufe sind, welche Auswirkungen Stillstand haben kann und was unseren Muskelapparat neben effektivem Training stärkt, erklärt Dr. Peter B. Barth, Allgemeinmediziner und Mayr-Arzt im Gesundheitszentrum Park Igls.

Besonders wichtig: Bringen Sie Ihren Körper vor dem Training unbedingt auf Betriebstemperatur und dehnen Sie regelmäßig, um den Muskelapparat geschmeidig und flexibel zu erhalten!

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STARKE FACTS RUND UM UNSERE MUSKULATUR Die Großen: Der Gluteus maximus (unser Gesäßmuskel) ist einer der größten Muskeln unseres Körpers, der Musculus sartorius im Oberschenkel einer der längsten. Der flächenmäßig größte Muskel sitzt allerdings im Oberkörper: Der Musculus latissimus dorsi (großer Rückenmuskel) zieht sich vom Becken bis zum Oberarm – beim Training wird er leider gerne etwas stiefmütterlich behandelt. Dabei übernimmt er nicht nur eine wichtige Funktion in der Entlastung unseres Stützapparates, er bewirkt auch einen wunderschönen Rücken. Der kleinste Muskel im menschlichen Körper, aber mit großer Wirkung, ist der Musculus stapedius. Dieser Innenohr-Muskel führt direkt zum Steigbügel-Knöchelchen. Treffen sehr hohe bzw. zu hohe Schallfrequenzen auf den Stapedius, zieht sich dieser reflexartig zusammen, die Knöchelchenkette im Innenohr versteift sich und »verschließt« das Innenohr, wodurch es vor den hohen Tönen geschützt wird. Einer der schnellsten Muskeln liegt rund um unser Auge – der Musculus orbicularis oculi ist für den blitzartigen Lidschluss und damit den Schutz des Auges verantwortlich.

»Schon vor hundert Jahren – etwa zu der Zeit, als F. X. Mayr seine revolutionäre Mayr-Medizin entwickelte, aber auch schon früher – hörten Ärzte mit dem Stethoskop die Darmgeräusche ab«, erklärt Dr. Barth. Warum? »Weil die Darmgeräusche etwas über die Tätigkeit des Verdauungsapparates aussagen. Aber vor allem: weil bei andauernder absoluter Stille eine höchst gefährliche Darmlähmung eingetreten ist. In der Folge dieses muskulären Stillstands werden die Gefäße abgeklemmt und der Darm stirbt im schlimmsten Fall ab.« Der Darm muss ständig in Bewegung sein; dieses muskuläre Dauerfeuer, das einem bestimmten zirkadianen – also tageszeitabhängigen – Rhythmus folgt, nennt man Peristaltik. Neben der Tagesrhythmik und der zeitlichen Abfolge der Nahrungsaufnahme sowie Flüssigkeitszufuhr beeinflussen auch psychoemotionale Vorgänge das Ausmaß der Darmbewegung.

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OHNE DARMBEWEGUNG KEIN LEBEN! Die Peristaltik ist so gesehen eine der wichtigsten Bewegungen im Körper. Sehr wohl kann die Bewegung jedoch zurückgehen, etwa wenn der Ver­ dauungsapparat entlastet wird – »wie es beim Mayr’schen Prinzip der Schonung während einer Kur angestrebt wird«, erklärt Dr. Barth. Der Darm mit seiner Bewegung ist nur ein kleiner Teil der Muskelarbeit, die unser Körper tagtäglich verrichtet. »Der Mensch besteht aus rund 650 Muskeln – wobei diese Zahl natürlich nur eine Schätzung ist und noch dazu von Mensch zu Mensch variieren kann«, erklärt Dr. Barth. Glauben Sie nicht? »Fast jeder kennt jemanden, der mit den Ohren wackeln kann, oder kann es sogar selbst. Andere Menschen wiederum können das nicht – nicht aus Unvermögen, diese Muskeln anzusteuern, sondern ganz einfach, weil sie sie nicht haben! Die Ohrenmuskeln haben sich im Laufe der Entwicklungsgeschichte beim Menschen zurückgebildet, weil sie nicht mehr notwendig waren – beim Hund beispielsweise sind sie aber nach wie vor gut ausgebildet.« KOMPLEXITÄT, DIE BEWEGT Interessant sei aber gar nicht so sehr die absolute Zahl der Muskeln in unserem Körper, sondern vielmehr diverse Relationen. »Allein 50 der 650 Muskeln befinden sich im Gesicht und sind für unsere Mimik verantwortlich, drücken somit alle unsere emotionalen Befindlichkeiten aus. Umso einschneidender sind deshalb beispielsweise Erkrankungen mit einer Facialis-Lähmung – wenn die Mimik plötzlich zum Erliegen kommt, die Mundwinkel nicht mehr amüsiert nach oben wandern, sondern regungslos nach unten hängen, der Speichel aus dem Mundwinkel rinnt etc.« Der Muskel bildet das letzte Glied in einer Kette von höchst komplexen koordinativen Abläufen, die im Gehirn ihren Ausgang nehmen. »Der Auslöser für Störungen und Krankheiten kann im Prinzip an jedem Punkt dieser hochkomplexen Kaskade sitzen. Grund für eine Facialis-Lähmung kann zum Beispiel eine Gürtelrose sein: Klassisch äußert sich der Befall mit den Varicella-Zoster-Viren im Brustkorbund Rückenbereich, die Virusinfektion kann sich jedoch auch im Bereich der Gesichtsnerven manifestieren und dort schwerwiegende Lähmungserscheinungen hervorrufen.« Dementsprechend findet nicht nur die FacialisLähmung ihren Ausdruck in der Bewegungslosigkeit – viele Erkrankungen gehen mit einer Muskellähmung einher. Etwa bei Morbus Parkinson führt der gestörte Dopamin-Stoffwechsel zu drei wesentlichen Symptomen: zu einer verzögerten


Muskelreaktion und erhöhten Spannung der Muskulatur, dem Rigor, zum bekannten Zittern, dem Tremor, und zur Akinese, einer veränderten bzw. verzögerten Bewegungsentwicklung. Auch bei der Multiplen Sklerose, einer neurologischen Erkrankung, wird die Muskulatur beeinträchtigt. ALLES (R)EINE NERVENSACHE »Ob ein Muskel funktioniert oder nicht, hängt letztendlich von einer ganzen Reihe hochkomplexer Aktionsabläufe ab. Wir fassen einen Gedanken – quasi die Antizipation der Bewegungsabfolge im Gehirn, was bei Profisportlern extra trainiert wird, um eine schnellere Reaktion in der Bewegung zu erreichen. Dann folgt eine Kaskade an hierarchisch geordneten Kommunikationsleistungen in den verschiedenen Gehirnregionen: Großhirnrinde, Basal­ ganglien, Hirn­stamm, Kleinhirn (dort wird die Bewe­ gungs­abfolge koordiniert), Rücken­mark. Vom Rücken­mark aus wird der Nervenreiz mittels Neuro­trans­ mitter über die Pyramidenbahnen in die Peripherie geschickt, bis das Nervensignal an der Muskelendplatte ankommt und eine Kontraktion auslöst.« Das einfachste Beispiel einer Muskelkontraktion ist der unwillkürliche Reflex. Mittels Reflextestung kann deshalb ein Problem innerhalb der Kaskade festgestellt werden. Umgekehrt kann aber auch in Richtung »Entspannung« der Muskulatur eingewirkt werden: Ein muskelrelaxierendes Medikament etwa blockt den Transmitter, der den Nervenreiz zur Muskelendplatte transportiert, was die Kontraktion verhindert. »Wie komplex dieses neuro-muskuläre Kunstwerk ist, wird etwa bei einem Pianisten ersichtlich, dessen Finger sich perfekt koordiniert und in unglaublicher Geschwindigkeit über die Tasten bewegen.« USE IT OR LOSE IT Manche Muskeln können wir nicht willentlich beeinflussen, den Großteil allerdings schon, und das müssen wir sogar, denn: »Muskeln, die wir nicht bewegen, verkümmern«, warnt Dr. Barth. Besonders schnell ersichtlich wird diese Atrophie des Muskelquerschnitts zum Beispiel, wenn über einen längeren Zeitraum ein Gips getragen werden muss. Aber nicht nur nach Verletzungen oder krankheitsbedingt verlieren wir an Muskulatur, »ab dem dreißigsten Lebensjahr verringert sich unsere Muskelmasse pro Jahr um ein Prozent, wenn wir nicht regelmäßig Sport betreiben! Das bedeutet, dass wir als extremer ›Couch Potato‹ mit 65 Jahren 35 % weniger Muskelmasse haben als noch mit dreißig Jahren.« Damit büßen wir jedoch nicht nur an Fitness und Beweglichkeit ein, sondern versagen auch unserem Bewegungs- und Stützapparat die

STARKES HERZ – DER AUSDAUERLÄUFER UNTER DEN MUSKELN Eine Sonderstellung unter den Muskeln hat der Herzmuskel. Er folgt als Hohlmuskel dem biologischen Prinzip von Anspannung und Entspannung. Das Herz kann seine Tätigkeit nur auf Dauer ausüben, weil es zu einer bedarfsgerechten Abfolge von Systole (Anspannung) und Diastole (Relaxation) kommt. Während der Entspannungsphase (Diastole) »schläft« das Herz. Pro Jahr pumpt unser Herz mehr als 2,5 Mio. Liter Blut durch unseren Körper. Das Herz einer Frau wiegt im Durchschnitt 280 g, das Herz eines Mannes 310 g. Im Laufe eines durchschnittlichen Lebens kommt das Herz auf ca. drei Millionen Kontraktionen.

Ein wichtiger Bestandteil des Muskelapparates sind die FASZIEN. Dieses Bindegewebe umhüllt sämtliche Muskeln in unserem Körper und gibt dem Muskel seine Form. Faszien können verkleben, für eine reibungslose Funktion muss ihre Struktur jedoch gleitfähig bleiben. Da sich das Fasziengewebe durch den gesamten Körper zieht, können Schmerzpunkte weit weg von ihrem Auslöser auftreten.

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notwendige Unterstützung. »Im Gegenzug können wir mit regelmäßigem Training die Atrophie stark verzögern und bis ins hohe Alter fit bleiben.« Neben der regelmäßigen Bewegung können wir unsere Muskeln zudem mit einer ausgewogenen Ernährung unterstützen. »Grundsätzlich benötigen wir für den Aufbau unserer Muskulatur hochwertiges Eiweiß bzw. Protein, das wir beispielsweise in Fleisch finden. Eiweiß kann man natürlich auch in pflanzlicher Form zu sich nehmen, schneller – und besonders im Kindes- und Jugendalter leichter – verwertbar ist allerdings tierisches Eiweiß. Auch Frauen mit latentem Eisenmangel sollten nicht gänzlich auf hochwertiges tierisches Eiweiß verzichten.« Als Richtwert gelte: 0,5 g bis 1 g Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag, bei intensivem Training auch mehr. Zudem brauchen wir für den Muskelenergiestoffwechsel Kohlenhydrate sowie Mineralstoffe – Kalzium, Natrium, Kalium, Magnesium – und Vitamin D. FAZIT: Bewegung, Bewegung, Bewegung – in Kom­bination mit vitaler Mischkost, die unsere Muskulatur und unsere Knochen mit den notwendigen Nährstoffen versorgt. Denn ein Faktum ist unumstößlich: Der Mensch ist für Bewegung gemacht – vom Knochen bis zur Muskelfaser. Ohne Bewegung – kein Leben.

WILL ICH ODER WILL ICH NICHT? Nicht alle Muskeln lassen sich willentlich steuern! Die Skelettmuskulatur oder auch quergestreifte Muskulatur ist am Skelett befestigt und für die aktive Bewegung zuständig. Diese Muskeln werden willkürlich, d. h. bewusst gesteuert, zum Beispiel Arm- oder Oberschenkelmuskeln. Die Skelettmuskulatur umfasst rund 400 Muskeln, das sind rund zwei Drittel der Gesamtmuskulatur (650 Muskeln). Gemeinsam mit Knochen,

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Nota bene KNOCHENHARTES TRAINING Regelmäßige Bewegung stärkt nicht nur unseren Muskelapparat – auch unsere Knochen brauchen den Reiz. Die Osteoporose bzw. Osteopenie ist eine meist im Alter entstehende Substanzminderung (Rarefizierung) der Knochenspongiosa, also eine Ausdünnung der Knochenbälkchen und damit einhergehend eine Verringerung der Knochendichte. Daraus resultiert eine erhöhte Bruchanfälligkeit. Durch die Abnahme des Hormonspiegels sind Frauen in der Menopause besonders häufig betroffen. Osteoporose-Erkrankte sind zudem häufig erblich vorbelastet. Fehlende Muskelbewegung begünstigt die Entstehung einer Osteoporose. Damit ein Knochen gesund bleibt, braucht er einen gewissen Reiz (Zug), sonst baut er ab. Regelmäßige Aktivität der Muskulatur und damit eine Belastung des Knochens ist somit eine essenzielle Voraussetzung für die Gesunderhaltung, die man zusätzlich durch die Versorgung mit Kalzium und Vitamin D3 über die Ernährung und das Sonnenlicht unterstützen kann.

Sehnen, Bändern und Gelenken bildet die Skelettmuskulatur den Stütz- und Bewegungs­apparat. Die Organmuskulatur oder glatte Muskulatur hingegen wird unwillkürlich gesteuert, das heißt, sie kann nicht bewusst beeinflusst werden – wie etwa die Peristaltik unseres Darms. Eine Sonderstellung unter den Muskeln nimmt unser Herz ein (siehe Box Seite 23).


TRAININGSTIPPS FÜR EINE FITTE MUSKULATUR Achten Sie besonders zu Beginn Ihres Trainings auf ein Ganzkörpertraining, bei dem alle großen Muskelgruppen gekräftigt werden. • • • • • •

Beine Bauch unterer Rücken / oberer Rücken Brust Schultern Arme – Armbeuger und Armstrecker

Ihr Start: 7 Übungen, die man mind. 2–3 Mal pro Woche machen sollte! Im weiteren Verlauf kann man die Trainingsfrequenz und vor allem die Trainingsintensität steigern. Wichtig! Legen Sie zwischen den Trainings unbedingt einen Pausentag ein – z. B. für Ausdauertraining (laufen, schwimmen). Denn: Der Muskel baut sich ausschließlich in der Erholungsphase auf. Im Training kommt es – wie fast überall – auf das richtige Verhältnis von Be- und Entlastung an!

Mit gesteigerter Trainingsfrequenz geht man vom Ganzkörpertraining (während einer Einheit) am besten auf ein Split-Training über. Das bedeutet: Man teilt das Training der einzelnen Groß-Muskelgruppen über die Woche auf. FASZIENTRAINING Dehnen bzw. Stretching ist vor allem für die Faszien wichtig. Trainieren kann man seine Faszien über das – mittlerweile bekannte – Rollen, aber auch Stretchingeinheiten sind sehr effektiv. Dazu wählt man am besten 3–4 Übungen aus und hält jede der Dehnpositionen für mind. 2 Minuten. Auch Yoga ist ein ideales Faszientraining – speziell Yin-Yoga oder das eigens entwickelte Faszienyoga.

Dr. med. Peter B. Barth Arzt für Allgemeinmedizin, Mayr-Arzt

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Fester Halt im Leben Man fühlt sich gesund, spürt weder Schmerzen noch Einschränkungen. »Ich habe keine Osteoporose.« Das denken viele – leider. Denn auch ohne Symptomatik kann diese Knochen-erkrankung vorliegen. Das bestätigen die Radiologin und Osteoporose-Spezialistin Dr. Birgit Alexander-Suitner und Chefarzt Dr. Peter Gartner im Gespräch. Sie wissen auch, welche Risikofaktoren zu beachten sind und wie effiziente Vorbeugung aussieht.

Osteoporose wird bisweilen als »Volkskrankheit« bezeichnet. Eine Übertreibung? Birgit Alexander-Suitner: Das Bewusstsein für die Folgen von Osteoporose ist in der Bevölkerung tatsächlich noch zu gering. Es ist einfach noch nicht angekommen, dass sich vor allem Frauen mit Beginn der Wechseljahre einer ersten Untersuchung unterziehen sollten. Es gibt also eine große Dunkelziffer, und deshalb bin ich mit Zahlen vorsichtig. Ist eine Osteoporose klinisch nicht manifest, d. h. liegen keine Frakturen vor, dann wird sie oft nicht erkannt. Peter Gartner: Einer Studie zufolge leiden in Österreich 750.000 Personen an Osteoporose, davon sind 600.000 Frauen. Osteoporose betrifft also überwiegend, wenn auch nicht nur, Frauen.

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Knochendichte mit der eines gesunden Erwachsenen vor der Menopause. Liegt der T-Wert bei minus 2,5, spricht man von Osteoporose. Das heißt noch nicht, dass die Patientinnen oder Patienten an Symptomen oder Einschränkungen wie Schmerzen oder gar Frakturen leiden. Gartner: Leider wird Osteoporose vielfach erst diagnostiziert, wenn es zu spät ist und bereits Verletzungen aufgetreten sind. Mit diesen Frakturen wie Schenkelhals- oder Wirbelbrüchen beginnt häufig eine fatale Mobilitätseinschränkung älterer Menschen. Gibt es Vorzeichen einer Osteoporose? Gartner: Es gibt Risikofaktoren wie das Lebensalter. So steigt etwa die Häufigkeit von Hüftbrüchen zwischen dem 50. und dem 90. Lebensjahr um das Zwei- bis Vierfache pro Lebensjahrzehnt. Auch das Geschlecht gehört dazu, Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Es gibt familiäre Häufungen, also eine genetische Disposition. Lebensstilfaktoren wie Rauchen und Bewegungsarmut sowie eine Ernährung, die zu Kalzium- und Vitamin-D-Armut führt, begünstigen Osteoporose ebenfalls. Auch stark untergewichtige Menschen, etwa mit oder nach einer Anorexie, haben ein vermehrtes Risiko.

Osteoporose entwickelt sich langsam, leise und unbemerkt. Das heißt, es liegt kein zwingender Grund für den Arztbesuch vor. Gartner: Viele meiner Patientinnen und Patienten reagieren überrascht auf die Frage nach Osteoporose. Auch wenn sie vom Alter her durchaus einer Risikogruppe angehören und regelmäßig einen Arzt aufsuchen, haben sie nie an eine Osteoporose-Vorsorge gedacht. Da wünsche ich mir mehr proaktives Handeln. Alexander-Suitner: In unserer Praxis ergibt sich ein ähnliches Bild. Eine Abnahme der Knochendichte ist im Alter häufig normal; wird aber ein bestimmter Wert unterschritten, muss gehandelt werden. Der sogenannte T-Wert vergleicht die gemessene

Alexander-Suitner: Nicht nur bei Anorexiepatientinnen und -patienten sehen wir sogenannte sekundäre Osteoporosen. Auch bei Rheumatikern, die Kortisonpräparate einnehmen, nach Chemotherapien, bei Schilddrüsenerkrankungen oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ist eine Osteoporosevorsorge zwingend notwendig. Menschen mit einer Laktoseintoleranz oder mit Magenbändern nehmen Nährstoffe, vor allem Kalzium, aus dem Darm schlecht auf, bei ihnen gehört die regelmäßige Messung der Knochendichte ebenfalls zur Vorsorge. Gartner: Hier kommt die Mayr-Medizin ins Spiel: Ein gut sanierter Darm ermöglicht die Aufnahme von Vitaminen und Spurenelementen vom Darm ins Blut und deren Einbau in den Knochen. Können auch Männer an Osteoporose erkranken? Alexander-Suitner: Ja, aber weniger häufig. Männer, die zur Abklärung zu uns kommen, haben oft bereits niedrigtraumatische Frakturen erlitten. Bei älteren Männern mit unklaren Frakturen ist auf jeden Fall an Osteoporose zu denken.

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Gartner: Man weiß, dass der Östrogenmangel nach der Menopause Osteoporose begünstigt. Das Knochengerüst der Frauen unterscheidet sich aber auch strukturell von jenem der Männer, es ist wesentlich feiner.

Wie oft sollte man eine solche Untersuchung machen? Alexander-Suitner: Das hängt vom Untersuchungs­ ergebnis ab. In unserer Radiologiepraxis führen wir Knochendichte- und TBS-Messungen durch. Ein Fragebogen gibt außerdem Aufschluss über Risiko­ faktoren und die Wahrscheinlichkeit von sekundären Osteoporosen. Der behandelnde Arzt wird noch ein Blutlabor veranlassen, um u. a. hormonelle Störungen bzw. Störungen der Schilddrüse oder der Nebenschilddrüse auszuschließen. Das Ergebnis der Gesamtuntersuchung bestimmt die Frequenz weiterer Messungen. Unser Gerät liefert automatisch Vergleichswerte zu vergangenen Untersuchungen. Damit sind wir in der Lage, Verschlechterungen sowie Verbesserungen exakt zu dokumentieren. Es kann also auch zu Verbesserungen kommen? Alexander-Suitner: Durchaus. Bei entsprechender Therapiedisziplin lässt sich Osteoporose stoppen, in einigen Fällen sogar verbessern – und zwar auch noch im höheren Alter. Dabei bedarf es nicht immer einer medikamentösen Therapie.

Woran könnte man eine krankhafte Verminderung der Knochendichte noch erkennen? Gartner: Wenn sich die Körpergröße merklich vermindert, sollte der Hausarzt eine Knochendichtemessung veranlassen. Häufig sehe ich in meiner Praxis auch das »Tannenbaum-Phänomen«: Die Haut am Rücken wirft sich in regelmäßige Falten, das sieht einem Tannenbaum ähnlich und ist auf die Verkleinerung der Wirbel zurückzuführen. In diesem Fall rate ich ebenfalls zur Abklärung. Wie verläuft die Knochendichtemessung? Alexander-Suitner: Der »Goldstandard« bei dieser Untersuchung ist derzeit die DEXA-Methode, die mit Röntgenstrahlen arbeitet – eine kurze, nicht invasive Untersuchung mit äußerst geringer Strahlenbelastung, geringer als bei jedem Flug. Dazu kommt ein Röntgen der Brust- und Lendenwirbelsäule, um versteckte Frakturen zu entdecken, die auch bei T-Werten im Normbereich auftreten können. In unserer Praxis arbeiten wir außerdem mit der TBS-Messung, einer speziellen Software, bei der ich mir das Maschenwerk in einem Knochen anschauen kann. Damit erhalte ich ein genaueres Bild der Knochenstruktur, das noch besser das Risiko einer künftigen Fraktur vorhersagen lässt. Auch der Therapieerfolg lässt sich damit exakter verfolgen.

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Gartner: Wobei die klassischen Osteoporosemedikamente, die sogenannten Bisphosphonate, nun in neuer Form dargereicht werden können. Sie verursachten oft Beschwerden im Magen-DarmTrakt; jetzt kann die Medikamentengabe auch als Halbjahresspritze oder sogar als Jahresinfusion verabreicht werden. Wie sieht eine Osteoporose-Prophylaxe aus? Gartner: Ernährung und Bewegung sind die beiden Säulen einer idealen Osteoporose-Prophylaxe. Sie sind auch wichtige Begleiter einer sinnvollen Therapie. Die Änderung des Lebensstils ist erfahrungsgemäß für unsere Patientinnen und Patienten die schwierigste Übung. Bei einem Aufenthalt im Park Igls können wir ihnen aber wesentliche Module vermitteln. Wie schon erwähnt, spielen Kalzium und Vitamin D eine große Rolle bei Prophylaxe und Therapie von Osteoporose. Alexander-Suitner: Mit der Nahrung nehmen wir über Milch und Milchprodukte, vor allem Hartkäse, Kalzium zu uns. Auch in Kohlsorten und in Brokkoli, in Eiern oder Fleisch befindet sich Kalzium. Für die Aufnahme von Kalzium ins Blut und den Einbau in den Knochen benötigt der Körper Vitamin D, das durch Sonnenbestrahlung gebildet wird.


Gartner: Die Darmsanierung im Rahmen der MayrKur ermöglicht erst das gesunde Zusammenspiel von Nährstoffen und deren Absorption. Ein übersäuerter Organismus verhindert nämlich die Kalzium­ absorption. Schon Erich Rauch, Altmeister der Mayr-Medizin und Lehrer unzähliger Mayr-Ärzte, spricht von der Azidose – der Übersäuerung – als Hauptursache vieler Leiden. Wenn man etwa morgens ein Glas Orangensaft trinkt, damit die Übersäuerung kurzfristig erhöht und gleichzeitig kalziumreiche Nahrung zu sich nimmt, kann das zu Gefäßverkalkungen führen. Deshalb kombinieren wir in der Mayr-Medizin basische Ernährung mit der Gabe von basischen Substanzen oder Basenbädern. Alexander-Suitner: Ein Vitamin-D-Mangel verhindert die optimale Versorgung der Knochen mit Kalzium. In unseren Breiten kann der Körper im Winter oft nicht ausreichend Vitamin D bilden. Deshalb gehört die Gabe von Vitamin-D-Präparaten zur Osteoporose-Vorsorge. Gartner: Im Sommer rate ich zu Sonnenbädern ohne hohen Lichtschutzfaktor, die allerdings nicht länger als zehn Minuten dauern sollten. Dann ab in den Schatten! Das ist die beste Vorsorge für die VitaminD-Versorgung und die Vermeidung von Hautkrebs gleichermaßen. Welche Art der Bewegung ist für den Knochenaufbau gut? Alexander-Suitner: Im Prinzip jede Bewegung, bei der die Muskeln arbeiten müssen, zum Beispiel Krafttraining, Trampolinspringen oder Übungen mit Vibrationsplatten. Wenn ich dabei an der frischen Luft und insbesondere in der Sonne sein kann, umso besser. Schwimmen fördert zwar die Ausdauer, ist aber für den Knochenaufbau wenig wirksam.

Dr. med. Birgit Alexander-Suitner Nach ihrem Medizinstudium an der Universität Innsbruck arbeitete Dr. Birgit Alexander-Suitner am Krankenhaus St. Vinzenz in Zams/Tirol. Dort absolvierte sie ab 2004 ihre Ausbildung zur Ärztin für Allgemeinmedizin und anschließend zur Fachärztin für Radiologie. Während dieser fachärztlichen Spezialisierung, die sie 2013 abschloss, erwarb sie noch Zusatzdiplome als Notärztin und ÖAKDiplom-Schulärztin. Dr. Birgit AlexanderSuitner gehört zum Ärzteteam der Facharztpraxis »Radiologie Innsbruck«; die Knochendichtemessung ist eines ihrer Spezialgebiete. Sie ist aktives Mitglied der Österreichischen sowie der Europäischen Röntgengesellschaft (ÖRG bzw. ERG). Als Konsiliarärztin des Park Igls ist Dr. Alexander-Suitner für Knochendichtemessungen zuständig, die sie in der Praxis »Radiologie Innsbruck« durchführt.

Gartner: Bei einem Aufenthalt im Park Igls lernen unsere Gäste im Rahmen der physiotherapeutischen Osteoporosegymnastik speziell geeignete Übungen, etwa mit dem Theraband. Auch Koordinationsübungen zur Sturzprophylaxe sind wirkungsvoll. Bewegung fördert den Knochenstoffwechsel und ist nicht nur für den Körper, sondern auch für die Psyche ein wunderbares Heilmittel.

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Hin zur eigenen Kraft Wie wir unsere Resilienz stärken Der Begriff »Resilienz« ist nicht zuletzt seit der Covid-19-Krise in aller Munde und in vielen Bereichen strapaziert worden. Mag. Dr. Melanie Robertson – Klinische, Neuro- und Gesundheitspsychologin – und Mag. Thomas Blasbichler – Klinischer und Gesundheitspsychologe im Park Igls – haben sich mit dem Thema im Detail auseinandergesetzt und gemeinsam mit den Ärzten ein eigenes Programm entwickelt, das die »psychische Widerstandskraft« stärkt – nicht nur bei Pandemien, sondern auch in ganz persönlichen Krisen. Ganz so neu ist die Beschäftigung mit dem Thema gar nicht. Bereits 2017 ist ein Buch des Neurowissenschaftlers Raffael Kalisch erschienen: »Der resi­liente Mensch. Wie wir Krisen erleben und bewältigen«. Er beschreibt darin unter anderem, dass man Resilienz lernen kann. Nach ihrer Einschätzung gefragt, was von »erlernbarer Resilienz« zu halten sei, bestätigt Dr. Melanie Robertson, der Mensch komme nicht resilient zur Welt, sondern Resilienz sei erlernbar und ein stetiger Entwicklungsprozess. Dies unterstreicht auch Mag. Blasbichler, der Resilienz als ein Zusammenspiel von vielen Faktoren sieht: Der Grundstein werde im Kindesalter gelegt und durch Erfahrungen und Lernprozesse im späteren Leben beeinflusst. Resilienz ist also eine Summe von Fähigkeiten, Einstellungen und Verhaltensweisen, die wir sowohl durch Genetik als auch durch Erfahrungen erworben haben. »Auch wenn die genetischen Ausgangsvoraussetzungen bei jedem Menschen unterschiedlich sind, kann durchaus davon ausgegangen werden, dass Resilienz erlernbar ist.« WIE RESILIENT IST DER MENSCH Dem Hirnforscher Kalisch zufolge gibt es bislang nur Hypothesen, warum manche Menschen resilienter sind als andere. Es sei aber, so Blasbichler, eine Frage des Bewertungsstils. Und dieser sei veränderbar, denn dabei gehe es um die Überzeugung eines

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Menschen, schwierige Situationen meistern zu können. Umfassende Forschungsergebnisse konnten sieben Resilienzfaktoren definieren: Akzeptanz, Opti­mismus, Lösungs­orientierung, Emotions­steue­ rung, Selbstwirksamkeit, Eigenverantwortung und Netzwerkorientierung. Wie stuft man nun aber den Grad der psychischen Widerstandskraft eines Menschen ein? Lässt sich Resilienz messen? Obwohl das Bedürfnis nach einer Skala, auf der die eigene Resilienz eingeschätzt werden kann, nachvollziehbar ist, lässt sich Resilienz aber nicht allgemein wissenschaftlich beurteilen. Es handelt sich um ein komplexes Zusammenspiel von ganz unterschiedlichen – die individuelle Entwicklung und Persönlichkeit betreffen­­den – Komponenten. Dr. Robertson misst diesbezüglich den Ressourcen eines Menschen große Bedeutung bei, sieht also eine starke Kraft in jenen Säulen im Leben jedes Einzelnen, die Stabilität geben. Häufig sind das soziale Kontakte, die Familie, der Beruf oder Hobbys. Ihrer Ansicht nach investieren resiliente Menschen oft unbewusst in diese Säulen bzw. Ressourcen. Sie scheuen nicht vor einer Entwicklung zurück und bauen sich schnell ein Unterstützungssystem auf, wenn die Notwendigkeit gegeben ist. DER BLICK NACH VORNE Immer wieder erstaunlich findet Dr. Robertson, dass es Menschen gibt – und jeder kennt vermutlich selbst einen –, denen ein Schicksalsschlag nach dem anderen widerfährt und denen trotzdem Lebensmut und Freude am Leben nicht vergehen. Auch diese Menschen durchleben natürlich bessere und schlechtere Tage, aber der grundsätzliche Tenor sei der nach vorne gerichtete Blick, ohne dabei das Erlebte zu vergessen. Diesen Menschen gelingt es, trotz Belastungen wieder zu Lebensqualität und Wohlbefinden zurückzufinden. Sie sind nicht weniger verwundbar als andere oder leisten weniger – es geht darum,


UR HILFE Z ILFE SELBSTH

WAS WÄHREND EINER AKUTEN KRISE HILFT Richten Sie Ihren Blick nicht nur auf das, was Ihnen in dieser Situation schwerfällt oder woran Sie vielleicht scheitern. Besinnen Sie sich auf Ihre Stärken. Vielleicht haben Sie Erfahrungen gesammelt und Fertigkeiten erworben, auf die Sie nun zurückgreifen können. Vielleicht haben Sie enge Beziehungen zu anderen Menschen, die bereit sind, Sie zu unterstützen. Möglicherweise können Sie Kraft aus Ihrer Religion oder aus anderen Überzeugungen schöpfen. Oft tragen negative Gedanken dazu bei, dass jemand eine schwierige Lage als noch schlimmer empfindet, als sie ohnehin schon ist. Versuchen Sie, Gedanken wie »Mir wächst alles über den Kopf« zu identifizieren. Dann finden Sie einen Satz, den Sie solchen negativen Autosuggestionen entgegensetzen können, etwa: »Ich will es versuchen.« Sie können diesen Satz ruhig laut sagen. Fragen Sie sich, ob Sie nicht typischen Denkfehlern zum Opfer fallen. Dazu zählen etwa Übergeneralisierungen (»Weil etwas Schlimmes passiert ist, wird auch in Zukunft viel Schlimmes passieren«), emotionales Denken (»Meine Schuldgefühle beweisen, dass ich selbst verantwortlich bin«) und überhöhte Ansprüche (»Ich muss stark sein und die Situation allein bewältigen«). Legen Sie eine Tabelle an, in der sich solche problematischen Gedanken darstellen lassen. Statt »Ich muss die Situation allein bewältigen« könnten Sie sich beispielsweise sagen: »Ich mache eine schwierige Erfahrung und darf mir von meinen Mitmenschen helfen lassen.« Fragen Sie sich: Kann man die Situation nicht auch anders sehen? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich meine Befürchtungen tatsächlich bewahrheiten?

Was würde ich einem guten Freund raten, der sich in derselben Situation befindet? Viele Menschen in einer Krise denken endlos an ihre Probleme und daran, was sie für die Zukunft bedeuten mögen. Solche Grübeleien führen nicht weiter und vergrößern die Misere eher noch. Wenn Sie sich dabei erwischen, stoppen Sie diese Gedanken. Dafür gibt es einfache Techniken: Zählen Sie zum Beispiel von tausend in Viererschritten rückwärts. Oder richten Sie Ihre gesamte Aufmerksamkeit auf ein Bild an der Wand, erfassen Sie es zuerst als Ganzes und betrachten Sie anschließend immer präziser die Details. Malen Sie einen Zeitstrahl, der links mit Ihrer Geburt beginnt und bis zum Jetzt ganz rechts führt. Zeichnen Sie alle Krisen ein, die Sie erlebt und überstanden haben. Überlegen Sie nun zu jeder Krise, wie Sie aus ihr wieder herausgekommen sind. Welche Stärken konnten Sie einsetzen, welche Menschen haben Ihnen dabei geholfen? Könnten Sie nicht jetzt auf diese Erfahrungen zurückgreifen? In einer Krise neigen wir dazu, positive Dinge so zu vernachlässigen, dass es uns am Ende womöglich auch ohne Krise schlecht gehen würde. Deshalb überlegen Sie, was Ihnen Spaß machen könnte. Und wenn es die Umstände zulassen: Tun Sie es! Das können einfache Dinge sein: ein Ausflug mit Freunden, für Gäste kochen, singen oder musizieren, handwerken, nähen oder basteln, im Garten arbeiten, verreisen. Oder einfach nur spazieren gehen und die Natur genießen, gemütlich zu Hause einen Film anschauen, ein gutes Buch lesen, ein Entspannungsbad nehmen. Am besten kombinieren Sie eher aktive mit geruhsameren Tätigkeiten.

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wie sie mit Krise und Leid umgehen, und vor allem darum, was sie daraus machen. »Sinnbildlich wird Resilienz mit einem Stehaufmännchen verglichen oder als ›Immunsystem unserer Seele‹ bezeichnet«, ergänzt Mag. Blasbichler.

WAS NACH DER KRISE HILFT Expressives Schreiben hat etwas Heilsames. Das hat James Pennebaker, einer der Doyens der narrativen Psychologie, in vielen Arbeiten empirisch belegt. Pennebaker hat ein Selbsthilfeprogramm entwickelt, um traumatische Vorfälle und emotionale Krisen rückblickend aufzuarbeiten, indem darüber geschrieben wird: An vier Tagen wird jeweils 20 Minuten ohne Unterbrechung geschrieben. Es gilt allerdings die »Aus­flipp­regel«; brechen Sie ab, sobald Sie spüren, dass Sie an Ihre Schmerzgrenzen stoßen!

THERAPIE – DER RICHTIGE ZEITPUNKT Die eigene Persönlichkeit besteht aus festen und flexiblen Anteilen. An den Schrauben und Schräubchen kann eingestellt, nachgestellt und feinjustiert werden. Gerade fordernde Zeiten, in denen man gewohnte Bahnen verlässt oder gezwungenermaßen verlassen muss, verunsichern die Menschen und knabbern am Selbstwertgefühl. Viele Menschen haben das Gefühl, festzustecken, nicht weiter zu kommen, und der Wunsch nach Veränderung, Verbesserung und Entwicklung tritt verstärkt zutage. Befindet man sich in einer derartigen Situation, wäre das nach Dr. Robertson der richtige Zeitpunkt, sich durch eine Gesprächstherapie unterstützen zu lassen und so wieder Halt und Zuversicht im eigenen Leben zu finden bzw. die notwendige Unterstützung zu erfahren, Veränderungen im Leben vorzunehmen und auch durchzuhalten.

Tag 1: Schreiben Sie über eine emotional aufwühlende Episode, die Ihr Leben grundlegend beeinflusst hat. Schreiben Sie über das Ereignis selbst sowie darüber, wie Sie sich damals fühlten – und wie es sich jetzt anfühlt, wenn Sie daran denken. Versuchen Sie, sich zu öffnen. Tag 2: Schreiben Sie erneut über dasselbe oder über ein anderes Ereignis. Ver­suchen Sie diesmal vor allem, es mit anderen Bereichen Ihres Lebens in Beziehung zu setzen. Wie hat es Ihr Verhältnis zu Angehörigen und Freunden beeinflusst, Ihre Arbeit, Ihr Selbstbild und die Art, wie Sie über Ihre Vergangenheit denken?

UR HILFE Z ILFE SELBSTH

Tag 3: Wieder wird das krisenhafte Ereignis beschrieben, aus unterschiedlichen Pers­ pektiven und von unterschiedlichen Standpunkten aus. Erlauben Sie sich diesmal, »vor allem die Bereiche anzusprechen, in denen Sie sich besonders verletzlich fühlen«. Nach Pennebakers Erfahrungen ist der dritte Tag besonders kritisch, denn jetzt stoßen die Teilnehmer oft »auf Themen, denen sie bis dahin aus dem Weg gegangen sind«. Tag 4: Nun ist es Zeit, einen Schritt zurück­ zutreten: »Denken Sie an die Ereignisse, Themen, Gedanken und Gefühle, die Sie in Ihren Texten offenbart haben.« Was haben Sie durch die Krise in Ihrem Leben verloren – aber vielleicht auch gewonnen, dazugelernt? »Setzen Sie alles daran, Ihre Erfahrungen zu einer Geschichte zu verbinden, die Sie in die Zukunft mitnehmen können«, rät Pennebaker.

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Mag. Dr. Melanie Robertson Klinische, Neuro- und Gesundheitspsychologin

Mag. Thomas Blasbichler Klinischer und Gesundheitspsychologe, Coach


»Wenn Menschen in oder nach einer Lebenskrise im Park Igls in eine Gesprächstherapie kommen, ist es für uns Psychologen in erster Linie wichtig, für die Patienten einen angstfreien, vertrauensvollen Raum zu schaffen, in dem über die spezifischen Belastungen ganz wertfrei gesprochen wird. Allein diese Gespräche wirken häufig schon entlastend. Den Fokus legen wir auf das Hier und Jetzt. Mit gezielten Achtsamkeitsübungen und Tiefenentspannung entdecken die Klientinnen und Klienten zunehmend neue Ressourcen oder erkennen und fördern bereits vorhandene. Nicht selten tun sich unbekannte Perspektiven für sie auf und sie entdecken andere Facetten ihres Selbst. Diese wiederum erweitern den Horizont, machen neugierig und lenken den Blick auf das Positive im Leben.« Für Mag. Blasbichler ist im Rahmen der Gesprächstherapie besonders wichtig, da zu sein, zuzuhören, mit den Klienten individuelle Möglichkeiten zu erarbeiten. Wirksame Ansätze sind für ihn Coping – also das Finden von Bewältigungsstrategien –, Stressmanagement-Fertigkeiten, Entspannungstrainings, die Förderung der Selbstwirksamkeit und die Förderung sozialer Kontakte. EINE GANZ NORMALE SACHE Das Aufsuchen einer Psychologin oder eines Psychologen ist nach Einschätzung von Mag. Blasbichler heute gesellschaftlich deutlich besser akzeptiert als noch vor einigen Jahren. »Dennoch wäre mir wichtig, zu erwähnen, dass präventive Unterstützung sehr wertvoll wäre und nicht nur dann psychologische Hilfe aufgesucht werden sollte, wenn der Hut bereits brennt. Das heißt, man sollte auf Warnsymptome des Körpers – oft psychosomatische Reaktionen wie Einschlaf- bzw. Durchschlafstörungen, Migräne, Nackenschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden etc. – sensibler eingehen und rechtzeitig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.« »Einen Psychologen bzw. eine Psychologin zu haben, den/die man regelmäßig aufsucht, gilt in den USA beispielsweise als Statussymbol, was vermutlich auch etwas übertrieben ist«, so Dr. Robertson. Die gesellschaftliche Akzeptanz von psychologischen Interventionen im beruflichen und privaten Bereich wird aber auch in Österreich größer. Man wird nicht mehr schief angeschaut, wenn man sich – ohne absolute Notlage – an eine Therapeutin oder einen Therapeuten wendet, um hinter die Kulissen seiner Persönlichkeit zu blicken und das Geheimnis seiner Resilienz zu lüften.

Resilient aus der Krise

Das Zurückfinden zur Normalität – insbesondere nach Krisenzeiten und Belastungssituationen wie Lockdown oder Quarantäne – gestaltet sich oft schwierig. Wir sehnen uns nach Austausch, um unser seelisches Gleichgewicht wieder­ zufinden, gleichzeitig tauchen Rückzugs- und Vereinsamungstendenzen auf. Mithilfe von psychologischen Gesprächen, Trainingstherapie und entspannenden Zusatzbehandlungen kann es besser gelingen, nicht nur aktuelle Krisen zu meistern, sondern auch zukünftigen Belastungssituationen resilient, also psychisch widerstandsfähiger entgegenzutreten. ∞ Mayr-Basic (Leistungen siehe www.park-igls.at) ∞ 3 Gesprächstherapien/Coachings (à 50 Min.) ∞ 2 Personal Trainings (à 50 Min.) ∞ 2 Cranio-Sacral-Therapien oder ShiatsuBehandlungen (à 50 Min.) ∞ 3 Vollmassagen – vor allem Akupunkt- und Bindegewebsmassagen (à 50 Min.) ∞ 3 Wärmepackungen Kombi (Moor und Heublume)

€ 2.299 für 1 Woche zuzüglich Kurmedikamente, Preis exklusive Hotelzimmer (Zimmerpreise ab € 158 pro Tag/Person)

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Bewegtes Leben

Die ersten Schritte in eine aktive Zukunft »Morgen, ja morgen fang i a neues Leben an …« – aber morgen ist doch immer erst morgen, da kann man das eine oder andere doch ganz einfach noch einmal verschieben. Wer kennt ihn nicht? Den Schweinehund, der uns allen innewohnt und beim einen mehr, beim anderen weniger die tägliche Motivation – in welcher Hinsicht auch immer – sabotiert. Dabei wäre es ganz einfach, den ersten Schritt in eine bewegte Zukunft zu machen! Und mit ein wenig Durchhaltevermögen auch weiterzugehen. Jessica Holzmann, Sportwissenschaftlerin und Trainingstherapeutin im Park Igls sowie sportliches Multitalent, hat uns die einfachsten Tipps für effektive Trainingspläne, Motivation und den Weg zum Flow-Erlebnis zusammengestellt. Und präsentiert uns zudem ihre »Geheimwaffe« im Trainingslabyrinth: Schwimmen.

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Haben Sie’s gewusst?

Einen Plan haben!

Der Vorteil von Gewichtstraining: Die gewünschte Muskelgruppe lässt sich leichter isoliert trainieren, zudem ist bei richtiger Ausführung das Verletzungsrisiko niedrig. Beim funktionellen Training werden mehrere Gelenke und Muskelgruppen gleichzeitig beansprucht, was unser Körperbewusstsein fördert und auch alltagsrelevanter ist. Eine Kombination aus Gerätetraining und funktionellem Training ist deshalb zu empfehlen.

Der perfekte Trainingsplan

VORGESPRÄCH/ERSTTRAINING Um sich einen individuellen Trainingsplan erstellen zu lassen, buchen Sie am besten ein Personal Training. »Hier im Park Igls haben wir den Vorteil, dass wir vorab das medizinische Datenblatt unserer Gäste erhalten und über Erkrankungen und Probleme bereits vor Trainingsbeginn Bescheid wissen. So können wir gewisse Trainingsarten und -abläufe ausschließen bzw. besonders ins Auge fassen. Während des Ersttrainings eruieren wir dann weitere wichtige Parameter wie Ziele, Motivation, Vorlieben«, erklärt Holzmann. Auf Basis dieser Daten und mit dem Ziel, den Gast auch zu Hause bei der Stange zu halten, werden dann die Übungen ausgewählt und zusammengestellt. »Manche möchten ausschließlich mit Geräten trainieren, andere am liebsten nur zu Hause im Wohnzimmer auf der Matte«, erzählt Holzmann. »Wir versuchen immer, von allem etwas in die Trainings einzubauen – sofern der Gast die Möglichkeit hat, auch zu Hause mit Geräten zu trainieren.« Gesunde Menschen ohne Vorerkrankungen oder verletzungsbedingte Einschränkungen können grundsätzlich alles machen. Bei Krankheiten oder nach Verletzungen wird der Fokus des Trainings allerdings auf die »Problemzone« gerichtet. »Dennoch werden im Laufe des Trainings alle Muskelgruppen trainiert, um einen ganzheitlichen Erfolg zu erzielen.«

Ähnlich wie beim Abnehmen spielen nämlich immer alle Muskelgruppen zusammen – will man abnehmen und strebt nach einem trainierten Bauch, nützt es nichts, nur Bauchübungen zu machen. Die Kräftigung vor allem der großen Muskelgruppen kurbelt nämlich den Grundumsatz an und sorgt dafür, dass die Kilos leichter purzeln! »Nach ein, zwei Monaten sollte man seinen Trainingsplan dann wechseln«, betont Holzmann. Denn auch ein Muskel braucht immer wieder neue Reize, um zu wachsen. »Dazu können Sie uns gerne anrufen – dann variieren wir den Plan und Sie können in die nächste Runde starten.« SCHWERPUNKT MUSKELAUFBAU Der Fokus der Personal Trainings im Park Igls liegt auf dem Kraftaufbau. »Das bedingt einerseits der Kurverlauf, da während einer Kur – die meist mit einem Gewichtsverlust einhergeht – vorübergehend oft auch die Muskelmasse geringfügig reduziert wird. Um dem entgegenzuwirken, arbeiten wir explizit am Muskelaufbau – die Moderne Mayr-Diät mit ihren Eiweißzulagen ermöglicht dies. Zudem kurbelt das Krafttraining den Stoffwechsel und den Kalorienverbrauch an, ein gutes Muskelgerüst entlastet dazu den Stütz- und Bewegungsapparat.« Das Krafttraining wird schließlich noch mit Dehneinheiten und Ausdauertraining kombiniert – die ideale Basis für eine bewegte Zukunft.

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Dranbleiben!

Die besten Motive für dauerhaften Spaß

Klingt gut und ist es auch: eine bewegte Zukunft. Wenn da nicht innen drinnen einer im Weg stehen würde. Ein ziemlicher Hund ist er, unser innerer Schweinehund. Dennoch gibt es Mittel und Wege, wie man ihn mit ein, zwei Leckerlis immer wieder besänftigen und überwinden kann. Es gibt die intrinsische (durch eigene Bedürfnisse und Interessen ausgelöste) und die extrinsische (von äußeren Faktoren bestimmte, für Belohnung, aus Zwang) Motivation. Erstere ist erstrebenswert, während zweitere meist bald ihre Wirkung verliert, weil über kurz oder lang der Zweck verloren geht. »Wenn ein Gast zu uns kommt und etwas unternehmen will, ist das ja schon der erste motivierte Schritt«, betont Holzmann. »Dann steht derjenige schon nicht mehr ganz am Anfang. Jetzt gilt es, ihm Instrumente in die Hand zu geben, um auch in Zukunft durchzuhalten.« Wichtig sei vor allem der Spaßfaktor. »Nur wer zumindest ein bisschen Freude an der Bewegung hat, wird auch durchhalten!«

• Entscheiden Sie sich für eine Sportart, die Sie zumindest ein bisschen mögen. • Wählen Sie eine Sportart, die Sie auch zu Hause leicht ausüben und in den Alltag integrieren können (in der Nähe und gut zu erreichen, erschwinglich, leicht umsetzbar). • Wählen Sie je nach Vorliebe ein Gruppen- oder Einzeltraining. Mit einem Partner schaffen Sie in jedem Fall Verbindlichkeit! Hat man mit einem Freund erst einmal einen Trainingstermin vereinbart oder hat man sich für das Gruppentraining angemeldet, sagt man nicht mehr ganz so leichtfertig ab. Und wenn das nicht hilft: Buchen Sie einen Trainer! • Tragen Sie Ihre Trainings in den Terminkalender ein! Der Termin mit Ihrer Gesundheit bekommt so einen entsprechenden Stellenwert! • Legen Sie eine To-do-Liste zum Abhaken an – jedes Häkchen ist ein Erfolgserlebnis! • Lassen Sie sich von kleinen Rückschlägen nicht gleich entmutigen – machen Sie einfach weiter! Der Weg ist das Ziel. Und: Jede Bewegung ist besser als keine. • Kraulen Sie Ihren inneren Schweinehund hinter den Ohren und werfen Sie das nächste Stöckchen, dann ist auch er eine Weile beschäftigt und Sie haben Zeit für den nächsten Schritt – in Ihre bewegte Zukunft.

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Bis zum Flow … Durchhalten und genießen

Am öftesten hört man es von Läufern – das unglaubliche Gefühl, wenn man ins »Runner’s High« kommt. Wenn plötzlich alles ganz von allein läuft, die Anstrengung vom Glücksgefühl überflügelt wird, die Bewegung fließt. Was passiert in diesen Momenten im Körper? »Das Runner’s High gibt es tatsächlich in dieser Form nur beim Laufen bzw. bei ganz rhythmischen Bewegungen. Man kann eventuell auch beim Biken oder Schwimmen in einen ähnlichen Zustand kommen«, erklärt Jessica Holzmann. »Der Unterschied zum Flow ist, dass das Runner’s High erst ab einer sehr hohen Intensität eintritt, bei der man an seine Grenzen geht! Den Flow hingegen kann man in jeder Sportart erreichen, und nicht nur da – auch bei anderen, alltäglichen Tätigkeiten kann plötzlich alles zu fließen beginnen. Dafür muss man nicht an seine Grenzen gehen, aber man muss eins werden mit der Bewegung. An nichts anderes mehr denken, ganz fokussiert auf die Handlung sein. Dann reicht ein wenig Anstrengung schon aus, damit alles ganz harmonisch und fließend von selbst geht. Wichtig ist, dass man sich komplett fokussieren kann und weder über- noch unterfordert ist.« Ganz so viel hartes Training und Ausdauer wie beim Runner’s High ist für das Flow-Erlebnis also nicht gefordert, dennoch braucht es einiges an Erfahrung und auch an mentaler Stärke, um diesen Flow zu erreichen. »Gerade zu Beginn eines neuen Trainings kommt man vielfach nicht an den Punkt, an dem man wirklich abschalten kann, weil man noch zu konzentriert sein muss; das passiert für gewöhnlich erst nach einem längeren Zeitraum und mit einiger Praxis. Wenn man diesen Punkt aber erreicht, weiß man mit Sicherheit: Die Motivation fürs Weitermachen kommt ganz allein von innen heraus!«

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Faszination Schwimmen Der Tausendsassa unter den Sportarten

Schwimmen kann nahezu jeder, Voraussetzung sind die richtige Technik und die richtige Atmung, und die sind erlernbar. Dann kann es aber auch schon losgehen.

• IDEAL ZUR SCHULUNG DER KOORDINATION Beim Schwimmen lernt man, verschiedene Arm- und Beinbewegungen zu kombinieren, und trainiert damit wiederum das Gehirn.

Jessica Holzmann ist Schwimmerin mit Leib und Seele – und verrät uns Schwimmfacts, die Sie bisher sicher nicht gewusst haben, die Sie aber ganz bestimmt in Staunen versetzen!

• SUPER BEWEGLICHKEITSTRAINING Besonders die Schulterbeweglichkeit wird beim Schwimmen trainiert, aber vom abwechselnden Kontrahieren und Strecken des gesamten Körpers profitieren alle Gelenks- und Muskelgruppen.

• TOP-AUSGLEICH – ZU ANDEREN SPORTARTEN UND IM ALLTAG Schwimmen ist ein tolles Ausgleichstraining, vor allem für Biker und Kraftsportler. Idealerweise kombiniert man Schwimmen immer mit einer anderen Sportart. Der perfect Match: Schwimmen und Krafttraining! • AKTIVE ENTSPANNUNG – SCHWIMMEN LOCKERT Sofern man sich wohlfühlt, ist Schwimmen zum Auslockern nach kraftintensiven Trainings und zum Lösen nach angespannten Situationen ideal. • DAS PERFEKTE HERZ-KREISLAUF-TRAINING Bereits beim Eintauchen sinkt aufgrund des Kältereizes durch das Wasser die Herzfrequenz. Durch die konstant unter der Körpertemperatur liegende Wassertemperatur kann die Herzfrequenz auch bei höherer Trainingsintensität in einem niedrigeren Bereich gehalten werden. • TOP-KRAFT-AUSDAUER-TRAINING Durch das andauernde Überwinden des Wasserwiderstandes (wie das Gewicht im Fitnessstudio) werden beim Schwimmen neben der Ausdauer nahezu alle Muskelgruppen trainiert, vor allem aber die Brust-, Schulter- und Oberkörpermuskulatur.

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• GROSSE ENTLASTUNG – GERINGES VERLETZUNGSRISIKO Durch den statischen Auftrieb des Wassers wird der gesamte Körper entlastet. Dadurch ist Schwimmen besonders gelenkschonend, für nahezu jeden umsetzbar und nur mit geringem Verletzungsrisiko verbunden. • HILFT BEI LUNGENPROBLEMEN Schwimmen hilft auch Menschen mit reduziertem Lungenvolumen. Durch das gezielte Atmen, speziell das Ausatmen gegen den Wasserwiderstand (über Wasser ein-, unter Wasser ausatmen), wird die Atemmuskulatur trainiert. Durch die niedrige Herzfrequenz wird zudem das Auftreten von Schnappatmung und Atemnot während des Trainings de facto ausgeschlossen. • KREISLAUF-KICK Die Wassertemperatur, die immer etwas niedriger als die Körpertemperatur liegt, regt auch den Kreislauf an, das kann bei niedrigem Blutdruck helfen! • KALORIEN-BURNER Nicht nur durch das Herz-Kreislauf- und Krafttraining beim Schwimmen verbrennt man Kalorien – der Verbrauch wird durch die niedrig(er)e Wassertemperatur zusätzlich angekurbelt.


Schwimmtraining starten Die Empfehlung von Jessica Holzmann: Starten Sie mit einem Trainer. Nur wer die richtige Technik beherrscht und richtig atmet, hat auf lange Sicht Spaß am Schwimmen! Besonders am Anfang macht man so sehr schnell Fortschritte, ist motiviert und bleibt dran! Ein Trainer stellt einem immer wieder neue Aufgaben, sorgt für Abwechslung und die richtige Intensität, damit man weder über- noch unterfordert wird. Wenn man die grundlegenden Schwimm- und Atemtechniken dann beherrscht, heißt es auch beim Schwimmen: Übung macht den Meister. Gleitet man schließlich nahezu mühelos durchs Wasser, macht das Training umso mehr Spaß und man wird mit Kraft, Ausdauer, einem guten Lungenvolumen und einem besonders athletischen Körper belohnt.

SCHWIMMEN IST GESUND, SPEZIELL • bei Gelenksproblemen • für sturzgefährdete Menschen • bei Gewichtsproblemen • zur Reha nach Verletzungen • bei Rückenproblemen – vor allem Kraulen und Rückenschwimmen (oder Brustschwimmen mit der richtigen Technik) stärken die Rückenmuskulatur • Generell für jeden zu empfehlen!

SCHWIMMEN IM PARK IGLS • Jessica Holzmann ist staatlich geprüfte Schwimminstruktorin. • Ein Schwimmtraining mit Personal Trainer kann man jederzeit auf Anfrage buchen.

Jessica Holzmann Sportwissenschaftlerin, M. Sc.

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Tut gut! Gesund eingewickelt

DER WICKEL WARM Fördert die Durchblutung der Haut, der Muskulatur und der inneren Organe, wirkt dadurch ent­ spannend, fördert die Aktivität der Organe zur Selbstheilung, wirkt entspannend auf die Muskulatur, fördert den Abtransport von Gift­ stoffen über die Haut und die Aufnahme von Wirkstoffen. KALT Wirkt schmerzlindernd, abschwellend, entzün­ dungshemmend, hitzeausleitend, fiebersenkend und entspannend. Entzündungsstoffe werden gebunden und somit aus dem Gewebe entfernt.

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Essig-Wadenwickel gegen Fieber, Zwiebel-Brustwickel gegen Husten, Topfen (=Quark)-Wickel bei Entzündungen, Essigsaure-Tonerde-Wickel, Kartoffelwickel … die Hausapotheke und die GesundheitsRatgeber unserer (Ur-)Großeltern waren voll mit diversen Umschlägen für die verschiedensten Erkrankungen und Verletzungen. Ob kalt oder warm, trocken oder feucht – ein Wickel (um den ganzen Körper oder einzelne Körperpartien) hatte bei nahezu jedem Problem seine Berechtigung.

Tipp Kombinieren Sie Ihren Körperwickel mit einer pflegenden Körperpackung mit ätherischen Ölen! Die individuell abgestimmte, nährende Crememischung wird sanft auf den Körper aufgetragen. Folgende Öle stehen zur Auswahl: ZIRBE bei Energielosigkeit und Schlafstörungen LAVENDEL bei Kreislaufstörungen, wirkt beruhigend LATSCHENKIEFER bei Schnupfen, Erkältung, Muskelschmerzen TANNE wirkt durchblutungsfördernd und entzündungshemmend ROSMARIN zur Wundheilung, bei Infektionen und Erkältung PFEFFERMINZE bei Kopfschmerzen, wirkt entkrampfend

Was früher in jeder Hausapotheke selbstverständlich war, hat heute als physikalische Therapie und Balneotherapie seinen festen Platz in der Medizin gefunden. Doch wie funktionieren die über Jahrhunderte überlieferten Anwendungen und wann und wo kommen sie zum Einsatz? Brigitte Kraxner und Daniela Maurer aus der Park Igls-Bäderabteilung haben uns aufgeklärt und mit ihren Tipps regelrecht eingewickelt. WIE UND WANN WERDEN WICKEL EINGESETZT? Je nach Krankheitsbild werden Wickel individuell abgestimmt. Bei akuten Entzündungen wird meist ein kalter Wickel angewendet, bei chronischen Entzündungen ein warmer. Die Anwendung wird im Vorfeld jedoch immer mit einem Arzt abgeklärt.

UNSERE TOP-WICKEL-TIPPS FÜR DIE KALTE JAHRESZEIT LAVENDEL-BRUSTKOMPRESSE Lindert Beschwerden bei Bronchitis, Bronchialasthma oder COPD. Außerdem helfen Lavendelkompressen bei Schlafstörungen, Nervosität und Unruhe. BIENENWACHSKOMPRESSE Lindert starken Hustenreiz und wirkt schleimlösend. Wärmt und entspannt. Zudem schmerzlindernd bei Gelenks-, Rücken- oder Bauchschmerzen. Unterstützend als Leberwickel zur Entgiftung. TERRA-VIT-WICKEL Grüne Heilerde, Aloe Vera, Jojoba- und Sojaöl sowie eine spezielle Wickeltechnik aktivieren das Lymphsystem und fördern die Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten. Das Bindegewebe wird gereinigt und gestrafft, der Körperumfang reduziert.

GESUND EINGEWICKELT

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Sagenhafte Antworten Und die Frage nach dem richtigen Leben

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Vom Goldenen Zeitalter Früher ist es in den Alpen gewesen wie in einem Paradies. Wo heute der Schnee anfängt, endeten damals die Kornfelder. Wo man heute nur Felsgestein findet, stand damals ein mächtiger Wald. Es gab keinen Winter, in dessen Eis alles Leben erlischt, die Sonne schien einen Tag wie den anderen, alles gedieh unter ihrem milden Licht. Die Kühe waren so groß, dass man sie in eigene Teiche abmelken musste, und das dreimal am Tag. Milch gab es so viel, dass die Leute in kleinen Booten darauf herumfuhren, wenn sie den Rahm abschöpften. Die Natur stand ganz auf der Seite des Menschen und diente in allem seinem glückseligen Dasein. So gab es auch keine Giftpflanzen, wie sie heute ganze Almen zerstören. Das Eisenhütchen und die Wolfsmilch waren sogar gesund für das Vieh, die Bienen sammelten den Honig, ohne zu stechen, das Obst reifte an den Bäumen ohne jeden Makel. Wenn man keine Zeit hatte, es rechtzeitig abzunehmen, faulte es nicht und blieb am Baum hängen bis tief in den Herbst. Die Menschen gingen gut gekleidet einher und waren schön anzusehen. In ihren Gesichtern war nichts, das an Krankheit

und Mühsal erinnerte. Die Haut an den Händen konnte weiß und geschmeidig bleiben, niemand musste ins Schwitzen geraten, um genug für ein sorgenfreies Leben zu haben. Doch es wären keine Menschen gewesen, wenn ihnen das irdische Glück nicht zu Kopf gestiegen wäre. Sie fingen an, die Wege zu ihren Häusern mit Käselaiben zu pflastern, um sich bei Regen die Schuhe nicht zu beschmutzen. Die Frauen putzten die Treppen mit Milch, weil sie ihre Fußsohlen so weich wünschten wie ihre Wangen. Am Sonntag nach der Messe kegelten die Männer mit Kugeln aus Butter und Figuren aus Brot. Statt Gott begannen sie in ihrem Reichtum das Geld anzubeten. Dabei wurden ihre Herzen so hart wie die Münzen, die sie mit Wohlgefallen von einer Hand in die andere zählten. Nichts galt mehr in dieser Zeit. Der Spiegel wurde zum Kostbarsten in den Häusern, denn er enthüllte den Menschen das Einzige, das ihnen noch heilig war: Sie selbst waren sich heilig. Sie selbst waren das Einzige, das sie noch liebten.

Auszug aus »Alpensagen – Der Traum vom Glück«, Alois Schöpf

SAGENHAFTE ANTWORTEN

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Die Gamina Die Gamina war so schön und lieblich, dass alle sie beneideten und den Mann glücklich priesen, den sie zum Bräutigam erwählt hatte; nur der schien von den zukünftigen Freuden, die das Schicksal für ihn bereithielt, nichts zu halten: Am Tag der Hochzeit nämlich zog er davon, niemand wusste wohin, und ließ sie sitzen. So stand sie allein da mit ihrer Schönheit, und die sie beneidet hatten, verlachten sie nun oder bemitleideten sie, was noch ärger schmerzt. Ob solcher Erniedrigung schlug alles in Hass um, was jemals Liebe in ihr gewesen war. Sie verließ ihr Haus und die Menschen und stieg in die Cadini-Berge hinauf, und weil sie nicht vergessen noch verzeihen konnte, gab es keine Ruhe für sie: Als böser Geist erschien sie den jungverheirateten Männern, blendete sie mit ihrer Schönheit, die immer noch leuchtete und nicht geringer wurde, sodass manche Ehe, kaum dass sie geschlossen war, mit einem bitteren Streit ihren Anfang nahm oder gleich wieder auseinanderbrach. Nun kam einmal ein Zauberer ins Ampezzanertal, den fragten die Leute, wie der Geist der Gamina zu bannen sei, und er verriet ihnen: »Schickt einen Jüngling zu ihr mit einem Strauß Rosen, er darf aber noch nie eine Frau berührt haben, sonst kehrt er nicht lebend zurück.« Und obgleich die Bedingung des Zauberers einfach klang, war sie nicht leicht zu erfüllen, denn so sittenstreng sich die jungen Männer auch gaben, um mit der geistlichen Obrigkeit in Frieden zu leben, sobald es galt, mit dem Leben dafür einzustehen, verflüchtigte sich ihr Wagemut, und erstaunliche Bescheidenheit trat an seine Stelle. Endlich wurde auf einem abgelegenen Hof doch einer gefunden, der mehr aus Mangel an Gelegenheit denn aus heiligem Streben dazu befähigt war, den Bann zu versuchen, und nachdem man ihm viel Geld nebst einer Bauerstochter im Tal mit Kühen, Äckern und einem ordentlichen Stück Wald in Aussicht gestellt hatte, willigte er ein, nahm den Strauß Rosen und stieg in die Cadini-Berge hinauf. Dort kam er zu einer Felswand, in der sich eine Höhle auftat, und vor der Höhle stand eine Frau, Auszug aus »Alpensagen – Der Traum vom Glück«, Alois Schöpf

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die war schön anzusehen, und sie fragte: »Wen suchst du?« Der Jüngling antwortete: »Die Gamina such ich.« Die Frau entgegnete: »Die du suchst, bin ich.« Der Jüngling reichte ihr die Rosen und sprach: »Dann schenk ich dir die Rosen.« Die Gamina nahm die Rosen entgegen, schaute sie lange sinnend an, drehte und wendete sie, als wisse sie nicht, was anfangen damit, schließlich fragte sie: »Sind die Blumen von dir, oder hat man sie dir gegeben?« Der Jüngling antwortete: »Man hat sie mir gegeben, damit du dich daran erfreust.« Die Gamina schwieg lange, dann fragte sie: »Wie alt bist du?« »Sechzehn«, entgegnete er. »Hast du schon eine Frau erkannt?« »Nein.« »Hast du eine gesehen, bei der du dir gewünscht hättest, sie zu erkennen?« »Meine Mutter ist die einzige Frau, die ich kenne.« »Und mich!«, fügte die Gamina hinzu. »Vor dir aber habe ich Angst!«, entgegnete der Jüngling. Da hielt sich die Gamina die Rosen vors Gesicht, und sie begann zu weinen, dass ihr die Tränen über die schönen Wangen hinabliefen, und wiewohl sie es zu verhindern suchte, erbebte sie am ganzen Körper. Sie wandte sich ab, weil sie nicht wollte, dass der Jüngling ihren Schmerz sehe, und weinend ging sie in den Berg hinein und ist von der Stunde an nicht wiedergekehrt.


Leben auch heute noch für die Menschen von zentraler Bedeutung. Und genau diese Frage steht im Zentrum vieler Sagen, die dadurch immer noch von hoher Relevanz sind. Am Sammeln von Sagen reizt mich das Sammeln von Antworten auf die Frage nach dem richtigen Leben. Mein großes Vorbild dabei ist Giovanni Boccaccio, der sein »Decamerone« auch deshalb schrieb, um nach der großen Pestkatastrophe in seiner Heimatstadt Florenz, nachdem die sittliche Ordnung vollkommen zusammengebrochen war, die Frage nach dem richtigen Leben neu zu stellen. Alois Schöpfs neues Buch »Der Traum vom Glück. Ausgewählte Alpensagen« ca. 400 Seiten. Großformat. Gebunden. ISBN 978-3-99039-191-4

INTERVIEW MIT AUTOR ALOIS SCHÖPF Alois Schöpf ist vielseitig: Dramatiker, Librettist, Dirigent, Veranstalter, vor allem aber hat er sich als freischaffender Schriftsteller und Journalist einen Namen gemacht. Er verfasste zahlreiche Romane und Essays, schrieb 35 Jahre lang für Zeitungen und Zeitschriften und ist bekannt für seine pointierten Kolumnen. Seine Heimat Tirol, die Tradition, die Berge und die Geschichten, die damit untrennbar verbunden sind, reizen ihn zeitlebens. Schon 1984 erschienen von Alois Schöpf im Ueberreuter Verlag die »Alpensagen«, die er damals für die Jugend neu erzählte. Im Gespräch erfahren wir mehr über seine Beziehung zur Sagenwelt. Woher kommt Ihre Leidenschaft für Sagen? Was reizt Sie am Sagensammeln? Schöpf: Sagen versuchen zum einen unerklärliche Dinge zu erklären. Andererseits verfolgen sie auch pädagogische Zwecke, zum Beispiel Kinder von Seen und Bächen fernzuhalten, damit sie nicht ertrinken. Man erzählt ihnen einfach, dort wohne der Wassermann, ein Ungeheuer. Denn dass dort der Tod haust, wenn sie nicht aufpassen – um das zu verstehen, sind sie noch zu klein. Viele Erklärungsversuche sind durch die modernen Naturwissenschaften überholt worden. Dennoch sind das Leben selbst und die Frage nach dem richtigen

Warum sind Sagen für die Menschen in einer Region wichtig? Schöpf: Was die Sagen einer bestimmten Region betrifft, so ist zu beobachten, dass die immer ähnlichen mythologischen Muster sich an regionalen Gegebenheiten wie Seen, Bergen, Wäldern etc. festmachen. Es ist also ein Irrtum, zu glauben, dass bestimmte Regionen bestimmte unverwechselbare Sagen hätten. Im Gegenteil: Das Unverwechselbare einer Region wird mit immer ähnlichen Erzählmustern erklärt. Wie sind Sie bei der Recherche vorgegangen? Welche Quellen haben Sie herangezogen? Schöpf: Die Erzählmuster der Sagen sind in groß angelegten und bestens erforschten Sagen-Lexika festgehalten. Da geht es beispielsweise vom Hexerich zur Hexe, mit oder ohne Besen, und von den Hexen zum Teufel und vom Teufel zuletzt zum bedeutendsten deutschsprachigen Dramenwerk »Faust«, das auf einer Sage aufbaut. Die Aufgabe des Schriftstellers und Dichters besteht darin, diese Grundmuster, sozusagen die Mythologeme, für den heutigen Leser nachvollziehbar und emotional verständlich zu machen. Welche kulturelle Bedeutung messen Sie den Sagen ganz allgemein bei? Schöpf: Die Bedeutung der Sagen besteht darin, dass sie die Fragmente alter Erklärungsversuche repräsentieren, die je nach Stand der naturwissenschaftlichen Forschung auch heute noch für den Menschen gültig sein können. Märchen, Sagen und Mythen sind jenes Material, von dem die großen literarischen Werke einer jeden Kultur ihren Ausgang nehmen. Es sei nur an »Ilias« und »Odyssee« von Homer erinnert, die, ähnlich wie Goethes »Faust«, bis ins Romanwerk »Ulysses« von James Joyce ihren modernen Ausdruck finden.

SAGENHAFTE ANTWORTEN

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Wussten Sie, dass . . . … man auch zu viel trinken kann? Schwitzt man sehr stark und trinkt dann zu viel natriumarmes Wasser, führt dies zu Kopf­ schmerzen und Übelkeit und ist lebens­ bedrohlich. Wesentlich ist, auf die Signale des Körpers zu achten! … Sie im Park Igls auch in heißen Nächten erholsamen Schlaf im kühlen Zimmer ge­nießen können? Wir haben die Zeit der Corona-Schließung genutzt, um sämtliche Zimmer mit einer Klimaanlage auszurüsten. … Multitasking eine Utopie ist? Sich auf eine Sache zu kon­ zentrieren, kann man trainieren – beim Spazierengehen beispielsweise nur auf die Geräusche der Natur zu achten.

… unser Gehirn Erinnerungen, Eindrücke und Erlebnisse auch mit unserem Gehör verknüpft und katalogisiert? So kann bekanntlich ein Lied aus unserer Kindheit Emotionen wecken.

IMPRESSUM Für den Inhalt verantwortlich: Gesundheitszentrum Igls GmbH, Igler Str. 51, 6080 Innsbruck-Igls Tel. +43 512 377 305 Fax +43 512 379 225 info@park-igls.at www.park-igls.at

REDAKTION Mag. Andrea Gnägi, Dr. Peter Gartner, Ingrid Striednig, Mag. Helene Forcher, Dr. Richard Kogelnig, Dr. Irene Brunhuber, Dr. Birgit Alexander-Suitner, Brigitte Kraxner, Dr. Peter Barth, Dr. Sonja Schottkowsky, Mag. Thomas Blasbichler, Mag. Dr. Melanie Robertson, Jessica Holzmann, M.Sc.

KONZEPTION UND GESTALTUNG Studio Roth&Maerchy, Zürich

marketing deluxe: Claudia Reichenberger, Mag. Nicole Ginzinger, Dr. Heidemaria Abfalterer Änderungen und Schreibfehler vorbehalten.

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WUSSTEN SIE, DASS …

… sanfte Bewegung gegen Verspannungen der Muskulatur und Versteifung hilft? Selbst bei einer akuten Entzündung spricht kaum etwas gegen Bewegung.

… das Klettern als neue Therapieform im Park Igls Heilungs- und Rehabi­lita­ tionsprozesse unter­stützt? An der neuen Kletterwand werden die Halte- und Stützmuskulatur gekräftigt, Gelenke stabilisiert und die Körperbeherrschung sowie Bewegungsabläufe verbessert. LEKTORAT Mag. Merle Rüdisser, Innsbruck FOTOGRAFIE Fred Einkemmer, Ingrid Striednig, Saïd Boumahdi Auflage: 9.400 © September 2020 Gedruckt auf Circle Volume White aus 100  % Altpapier, ausgezeichnet mit dem blauen Umweltengel, EU-Eco-Label, FSC®-zertifiziert


Hotelzimmer

Mayr-Programme Mayr-Detox

Einzelzimmer Doppelzimmer* Suiten* Park Igls Suite (bis 5 Personen)

€ 163 – 367 € 158 – 266 € 291 – 417 € 1.190

Preise jeweils pro Tag und Person, Therapien nicht inbegriffen. *  Zur Einzelbelegung auf Anfrage. Preisermäßigung: 5  % ab zwei Wochen, 10 % ab drei Wochen.

MAYR-BASIC Ist die Grundlage unseres Therapieangebots und fixer Bestandteil aller Therapiemodule

€ 1.079

MAYR-KLASSIK Zum Kennenlernen der Modernen Mayr-Medizin

€ 1.542

MAYR-INTENSIV Zur Entschlackung und Optimierung des Gesundheitszustandes auf breiter Basis

€ 2.021

MAYR-KURZPROGRAMM Eine kurze Auszeit für körperliche und seelische Entspannung

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Mayr-Fokus

Praxisraum im Park Igls

MAYR-DE-STRESS Das Tempo reduzieren und die Energie wieder zum Fließen bringen

€ 2.070

MAYR-PHYSIO Behandlung von Rückenbeschwerden, Wiedererlangung der Beweglichkeit

€ 1.953

MAYR-METABOLIC Bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, Allergien, Burn-out und Schlafstörungen

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MAYR-NEURO Behandlung von degenerativen Erkrankungen des Nervensystems im Frühstadium

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Diagnostik ULTRASCHALL-VORSORGEPAKET SUPER MEDICAL CHECK

€ 958 € 2.231

Specials FELDENKRAIS® UND MENTALCOACHING@MAYR € 1.962 Saunabereich im Park Igls

YOGA@MAYR

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Preise jeweils pro Woche und Person exkl. Zimmerpreise. Preise für Folgewochen auf Anfrage. Preise und Leistungen gültig von 26.12.2020 bis 18.12.2021

ANGEBOTE UND PREISE

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Park Igls | Gesundheitszentrum Igls GmbH | Igler StraĂ&#x;e 51 | 6080 Innsbruck-Igls | Ă–sterreich Tel. +43 512 377 305 | Fax +43 512 379 225 | info@park-igls.at

www.park-igls.at


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