marie 55/ Dezember 2020

#55 / Dezember 2020

2,80 Euro

davon 1,40 Euro für die Verkäuferin/ den Verkäufer

Frohes Fest

Die Vorweihnachtszeit ist heute oft von Hektik und Lärm geprägt. Die marie hat sich in dieser Ausgabe aber ganz bewusst den besinnlicheren Tönen des Festes gewidmet. Wolfgang Petter spricht über die Kraft der Stille, Luna Levay erzählt uns eine etwas andere Weihnachtsgeschichte und Gerhard Thoma begibt sich auf historische Spurensuche.

Foto: Shutterstock

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Inhalt

Editorial

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Bild des Monats Liebe Leserin, lieber Leser, „Ohne Stille kommst du nicht zu dir“ vor fünf Jahren – es war der 8. Dezember 2015 – wurden Wolfgang Petter spricht über die Kraft stiller Momente erstmals 10.000 Exemplare der Straßenzeitung marie geFrauenrechte sind Menschenrechte druckt. Wir hatten aber noch keinen einzigen Verkäufer Stefania Pitscheider Soraperra über Polens Justiz und „saßen“ auf unserem Blatt. Die Verkäufer waren dann 9 Impressum überraschend schnell gefunden – rasch sprach sich herum, dass sich die Zeitung gut verkaufen lässt – und wir 10-12 Die Welt in einem Sandkorn sehen bald ausverkauft. Was zeigt diese kleine Anekdote? Zum

Porträt der Hohenemser Künstlerin Gabriele Bösch einen natürlich, dass wir um Qualitätsjournalismus be14-17 Was ich kann und was mich einschränkt müht sind, doch zum anderen und noch viel wichtigerem:

Große Umfrage zur Tag der Menschen mit Behinderung Ohne unsere Verkäufer wären wir – etwas hart formuliert – nichts. Oder mit anderen Worten: Unsere ganze Wert18-19 Von Glöckchen, Glühwein und dem großen Glück schätzung liegt bei unseren Verkäuferinnen und Verkäu Weihnachtlche Gedanken von Luna Morgana Levay (19) f­ern, die oft Tag für Tag stundenlang bei Eiseskälte (oder 21-22 Frische Luft braucht der Mensch brütender Hitze) vor Spar, Hofer & Co stehen. Anlässlich

Eckart Drössler über die Wichtigkeit des Lüftens unseres 5. Geburtstages hat deshalb der Fotograf Martin Schachenhofer insgesamt 56 Verkäufer/innen porträtiert 23 Sudoku und damit auf eindrückliche Weise festgehalten, wer hin24-29 Wir sind marie ter der marie steht (Seiten 24 bis 29).

Ein fotografischer Dank an unsere VerkäuferInnen Lockdown, Lahmlegung des öffentlichen Lebens, Advent: Das Thema der Ruhe liegt im Dezember aus meh30-31 Ein Jahr, 53 Songs reren Gründen nahe. Über die Kraft der Stille in uns

Brendan Adams und sein ehrgeiziges Musikprojekt sprachen wir mit (Meditations)Lehrer Wolfgang Petter 32-33 Literat 105 (Seiten 6 bis 8), während Jungautorin Luna Levay eine et Fatih Özçelik und sein Projekt über Kundeyt Şurdum was geräuschvollere Weihnachtsgeschichte für uns erzählt (Seiten 18/19). Musikalisches gibt es von Brendan Adams 36 Unfreiwillig stille Nächte (Seiten 30/31), Literarisches von Fatih Özçelik mit dem

Zimt-Popcorn und Apfelpunsch aus Dans Probelokal Projekt „Kundeyt Şurdum“ (Seiten 32/33) und Künstle37 Weihnachten, eine subversive Botschaft r­isches von Gabriele Bösch (Seiten 10 bis 12). Wir hof Erich Baldauf über die Akualität des Alten Testaments fen damit, dass für jede(n) etwas dabei ist und wünschen eine ruhevolle wie anregende Lektüre dieser 5-Jahres38 Warum sind wir im Winter öfter krank?

Dezember-Jubiläumsausgabe der marie – Ihrer Vorarl Die marie hat die Fragen, Dr. Andreas Perle die Antworten berger Straßenzeitung!

41 Rechenrätsel, Schachecke 42-43 Straßenzeitungen und andere Kampftechniken Soziologe Reimer Gronemeyer im Interview

Herzlich, Christina Vaccaro, Redakteurin

43 Rätsellösungen 44-45 Ersten Christen war Weihnachten egal Warum wir im Dezember die Geburt Jesu feiren

Kontaktieren Sie uns marie ist Mitglied im Weltverband der Straßenzeitungen. www.insp.ngo

Sie haben Anregungen, Wünsche oder Beschwerden? Dann schreiben Sie uns doch einfach. marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems. E-Mail: redaktion@marie-strassenzeitung.at oder Sie rufen uns an unter 0677/61538640. Internet: www.marie-strassenzeitung.at. Wir freuen uns über Ihre Zuschriften!

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Mittendrin in V

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Text und Foto: Daniel Furxer

„In letzter Zeit habe ich einige alte Nähmaschinen geschenkt bekommen. Die Besitzer meinten, sie seien kaputt. Oft war aber nur eine Kleinigkeit, wie etwa der Keilriemen defekt. Den habe ich ausgetauscht und die Nähmaschinen funktionieren wieder einwandfrei.“ Pia Wirth (62) hat große Freude mit ihren Tretnähmaschinen. Nähen war schon immer ihre Leidenschaft.

Die Textilschule hat sie damals mit Auszeichnung abgeschlossen. Danach zog es sie nach Kapstadt, wo sie von 1978 bis 1986 verschiedene Kollektionen für eine große Textilfirma nähte. Jetzt in der Pension bringt sie jungen Menschen wie Anna Metzler (16) und Magdalena Breuß (15) das Nähen bei. Besuch bekommt sie auch von ihrer Nachbarin Helga Steininger (81), die viele Jahre unentgeltlich für den Eislaufverein Dornbirn Kostüme nähte. Nähen, eine Beschäftigung, die Generationen verbindet.

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Nähen verbindet die Generationen

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„ Ohne Stille kommst du nicht zu dir“ 6|

Begegnung am Fohramoos auf dem Bödele. Wolfgang Petter (51, aus Dornbirn) ist Lehrer, Sportler, Familienvater und „ein ruhiger Mensch“. Neben der Zen-Meditation sucht er die Stille auch in der Bewegung in der Natur. Ein Gespräch über Zufriedenheit, Digitalisier­ ung und die Kraft der stillen Momente.

Die Fragen stellte Christina Vaccaro, Fotos: Johannes H. Blacha

marie: „Zufriedenheit ist ein stiller Garten, in dem man sich ausruhen kann“, sagte einmal der niederösterreichische Schriftsteller Ernst Ferstl. Warum brauchen wir die Stille?

Wolfgang Petter: Für mich ist Stille wie Nahrung, die wir brauchen, um immer und immer wieder zu uns zu kommen. Ohne Stille kommst du nicht zu dir. Persönlich merke ich, dass ich oft nicht bei mir bin. Es gibt solche Phasen, aber ich bin mir dessen dann auch bewusst. Ich habe die Stille zwar in diesem Augenblick nicht, aber ich weiß, dass sie irgendwann in diesem Prozess wieder kommt. ...und mit ihr auch die Zufriedenheit?

Mit der Stille habe ich den inneren Frieden. Diesen... (hält ein) ...kann man mit Worten nicht beschreiben.

Inwiefern ist die Stille „Nahrung“?

Stress kommt von außen. Ich habe bewusst zwei Bücher mitgebracht, die mich sehr inspirieren. Und das Spannende ist, dass Bücher über Stille sehr dünn sind (lacht). Jedenfalls: Thich

Nhat Hanh (Anm. d. Red.: bekannter buddhistischer Mönch und Schriftsteller) sagt: Alles ist Nahrung.

Mitunter nicht so bekömmliche Nahrung?

Das ist das große Thema. Die Digitalisierung überfordert uns total. Jeder ist ständig am Handy und füttert sich und füttert sich – und ist nicht mehr bei sich selbst. Die ganzen Ängste kommen ja von außen. Wenn du in die Stille und auch zu dir und ins Vertrauen kommst, dann fällt die Angst ab. (Zeigt auf das Titelbild des Buches von Thich Nhat Hanh, auf die Bank mit ruhigem Hintergrund). Das Rheintal ist im Grunde die volle Großstadt. Du kommst dem Stress nicht mehr aus. Wenn ich mehrere Tage in den Highlands unterwegs bin, dann ist das auch Zen. Meditation ist nicht nur Sitzen. Sie passiert auch viel in Bewegung. Und wenn ich aus Schottland zurückkomme, bin ich wie frisch gewaschen.

Wir können aber nicht permanent in abgelegenen Landschaften wandern. Wie können wir die Stille im Alltag integrieren?

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„In der Stille sind wir alle gleich.“ Steckbrief:

Wolfgang Petter wächst in einer Beamtensiedlung in Dornbirn auf und teilt sich mit drei Geschwistern ein Zimmer.

Die Liebe zur Natur bekommt er früh von den Eltern mit, bereits mit fünf Jahren begleitet er den Vater auch bei Schnee auf eine Alphütte. Nach der Matura arbeitet er zwei Jahre als Computergrafiker, bevor er an der pädagogischen Akademie eine Lehrerausbildung absolviert. Bereits mit Anfang 20 interessiert er sich für Meditation und Stille. Mit 30 erhält er im Rahmen eines Kampfkunst-Seminars (Aikido) eine Zen-Einführung. Von da an kommt er immer wieder in Kontakt mit der Zen-Meditation, bis er schließlich bei der Gründung eines eigenen Aikidovereins bewusst einen Zen-Lehrer sucht und auf Marcel Steiner stößt, bei dem er viele Meditationsseminare besucht und selbst in Dornbirn eine Sitzgruppe gründet. Daneben sucht Wolfgang Petter die Stille in Bewegung und ist mehrmals wöchentlich zu Fuß, auf dem Mountainbike oder mit den Skiern unterwegs.

Was möglich ist, ist Inseln der Stille zu schaffen. Der schnellste Weg zur Stille ist über die Atmung. Voraussetzung dafür ist ein stiller Ort. Ich schließe meine Augen, entspanne mit der ersten Ausatmung bewusst meine Schultern. Nun lasse ich die Atmung für einige Momente geschehen und beobachte. Es ist spannend, wie schnell der Geist folgt und ruhig wird. Aber meiner Meinung nach kommst du, wenn du hier lebst, fast zwangsläufig in eine Spirale. Doch Zen ist auch Akzeptieren.

Stichwort Inseln der Stille: Braucht Stille das Alleinsein?

Ja, für mich schon. Wenn du alleine bist, bist du zwar zunächst immer noch nicht still, weil du dann erst in Kontakt mit deinen Gedanken kommst. Wenn wir hier gerade sprechen, bin ich ja nicht in Kontakt mit meinen Gedanken, denn jetzt bin ich ja in Kontakt mit dir. Aber wenn ich alleine bin, höre ich meine Stimmen, und merke: Da ist Stille oder nicht.

Ist Alleinsein also die Voraussetzung, Stille zu erleben?

Da musst du nur alle spirituellen Lehren und ihre Lehrer ansehen. Alle Lehrer haben eine intensive Phase der Stille gehabt, und das ist kein Zufall. Kagge (Anm. d. Red.: Autor des zweiten Buches, das Wolfgang Petter in Händen hält) zum Beispiel, der auch Familie und Kinder hat, hat alleine die Antarktis in 50 Tagen durchquert und bestieg den Mount Everest...

Was macht die Stille mit uns?

In der Stille merkst du nicht, ob jemand einen Doktor hat. In der Stille sind wir alle gleich. Stille schält diese Schichten eins ums andere ab, bis du zum Kern kommst. Zu dir.

Du unterrichtest seit vielen Jahren. Wie vermittelst du deinen Schülern, auch in Zeiten der Digitalisierung Inseln der Stille zu schaffen?

Das erste ist einmal, dass ich das vorleben muss. Wenn ich ruhig bin, können auch die Schüler ruhig sein. Und Ruhe in sich tragen heißt nicht gleich, immer lieb zu sein. Es gibt ganz klare Grenzen. Schüler merken das Authentische. Ich schaue immer, dass ich eine Atmosphäre der Ruhe schaffe, denn ohne Stille können Schüler nicht lernen.

Wie sieht der Umgang mit Medien aus?

Als Lehrer hast du da wenig Einfluss. Den meisten Einfluss haben die Eltern und sehr viele – auch wenn ich jetzt einigen vermutlich unrecht tue – nehmen diesen nicht wahr, weil sie selbst den Kindern das nicht vorleben. Meine Tochter spiegelt mir das sofort: Wenn ich das Handy auf den Esstisch lege, heißt es: Daddy, tu das weg. Und es ist auch respektlos.

Einen Fehler, den Eltern auch häufig machen, ist, dass sie ihre Kinder ständig unterhalten. Wenn meine Tochter aus Langeweile zu mir kommt, und ich nicht darauf eingehe, ist sie eine halbe Stunde später in eine Beschäftigung versunken, die sie >>

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sich selbst gesucht hat. Sie kommt dann in die eigene Stille.

Heute wird Kommunikation in beruflichen wie privaten Belangen groß geschrieben. Wie siehst du die Gegenüberstellung von Stille und Kommunikation?

Wir leben in einer Zeit, in der alles über den Intellekt geht und man fälschlicherweise denkt, dass man alles über Kommunikation lösen kann. Meine Erfahrung dazu sagt: Nein. Wenn ein Mensch nicht bereit zum Dialog ist, hast du keine Chance.

Kommunikation funktioniert für mich dann, wenn zwei reife Menschen sich in der Stille begegnen und loslassen können, das heißt nicht immer Recht haben müssen.

Kann Stille auch schaden?

Nur wenn du mit dir nicht im Reinen bist. Dann ist Stille beängstigend. Oder Menschen, die depressiv sind, weil sie einsam sind. Für die ist Stille dann einsam: eins-am (nur man selbst) im Unterschied zu all-ein-sein (sich mit allen verbunden fühlen). Oder Menschen, die immer brav und ruhig sind, und dann plötzlich in der Wut explodieren.

Es gibt Menschen, die Stille nicht (mehr) aushalten.

Da möchte ich niemandem zu nahetreten. Die Erfahrung, die ich gemacht habe: Menschen, die besonders viel über Meditation gelesen und sich intellektuell damit auseinandergesetzt haben, kommen zur Meditation, setzen sich, erleben sie erstmals, und explodieren dann nach einer halben Stunde. Es gibt Leute, die stehen dann auf und gehen, weil sie es nicht aushalten. Sie sind mit ihrer inneren Unruhe überfordert – und ich möchte das nicht beurteilen.

Meinst du, dass es früher einfacher war, in die Stille zu kommen?

Ja, denn es gab weniger externe Einflüsse. Das Leben war hart – die Menschen hatten viel weniger Sicherheit, keinen Komfort wie wir – doch rein vom Denken her war es einfacher. Heute befinden wir uns in einer Dauerüberforderung. Als Lehrer erlebe ich das täglich. Die Gesellschaft ist so komplex geworden.

Auch wenn es konträr ist: Kannst du abschließend die Momente der Stille beschreiben?

Nein. Gewisse Dinge muss man selbst erleben.

Ein weiteres Zitat von Ernst Ferstl heißt: „Die Stille stellt keine Fragen. Aber sie kann uns auf alles eine Antwort geben.“ Absolut. Und ich hoffe, dass eure Leser die Adventszeit und auch die Corona-Zeit nutzen werden, um in die Stille zu kommen.

Sitzgruppe-Infobox:

Jeden Montag von 18:15 bis 19:15 Uhr gemeinsames Sitzen im Tao Sangha Zentrum (Annagasse 5) in Dornbirn.

Kontakt: dogen1969@gmail.com

Buchempfehlungen:

„Silence. The Power of Quiet in a World Full of Noise“ von Thich Nhat Hanh (Taschenbuch, ISBN: 978-1-84604-434-2) „Silence. In the Age of Noise“ von Erling Kagge (Taschenbuch, ISBN: 978-0241309889)

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Tobias Krüber © studio-haesel Sarah Mistura

Mahnwachen für die Menschlichkeit

© studio-haesel Sarah Mistura

Die Mahnwachen für die Menschlichkeit sind wegen des Lockdowns weitgehend in den Dezember verschoben worden.

Unter diesem Link ist die Bregenzer Online-Mahnwache unter Mitwirkung des Vorarlberger Landestheaters zu sehen: https://youtu.be/05z94hVxiss (copyright Sebastian Mischitz) Die neuen Termine So, 20.12 Feldkirch, Neustadt 17:00 bis 18:00 Uhr Sa, 12.12. Bludenz, Nepomukbrunnen Stadtzentrum,

16:00 Uhr bis 19:00 Uhr So, 13.12. Dornbirn, Zentrum ,17:00 bis 18:00 Uhr Der Verein Frohbotschaft.Heute – Verein für weltoffenes Christsein“ und „FairAsyl“ bieten den Pfarren am 6. Dezember einen Vorschlag für Hauskirche unter www.frohbotschaft-heute.at an und unterstützen neue Ideen in den Pfarren. Coronabedingt finden am 6. Dezember zum Fest

des Heiligen Nikolaus keine Messen statt. Den interessierten Pfarren wird am 6. Dezember ein Wurfzelt zur Verfüg­ung gestellt, das vor oder in der Kirche aufgebaut werden kann. Die Wurfzelte sind Sinnbild für Hilfe, Schutz und Menschlichkeit.

06.12. Pfarre Dornbirn Rohrbach, Pfarre Hard 12.12. Pfarre Sulz 13.12. Pfarre Frastanz, Pfarre Fußach, Pfarre Muntlix, Pfarre Sulz 20.12. Pfarre Bregenz St. Gallus 06.01. Pfarre Batschuns 17.01. Pfarre Viktorsberg Dem Heiligen Nikolaus kann es nicht egal sein, wenn Menschen in Not sind. Er ist das christliche Bild des Helfens und Gebens in dunklerer (Jahres)Zeit. Mit dieser Aktion landet er mitten im Heute – und bei den Menschen auf der Flucht.

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A

ls im Oktober das polnische Verfassungsgericht ein Urteil aussprach, das faktisch das Recht auf Schwangerschaftsabbruch vollständig außer Kraft setzt, kam es zu den größten Massendemonstrationen, die Polen seit dem Sturz des kommunistischen Regimes in den 1980er Jahren durch Solidarność erlebt hat. Bis zu einer Million Menschen – Frauen wie Männer – widersetzten sich zwei Wochen lang Nacht für Nacht den Protestverboten und gingen auf die Straße.

Das katholische Polen verfügte schon zuvor über eines der strengsten Abtreibungsgesetze der Welt. Polnische Frauenorganisationen schätzen, dass jedes Jahr weit über 100.000 polnische Frauen illegal oder im Ausland abtreiben lassen. Und die Zahl wird zweifellos steigen. Denn ein Verbot führt nicht zu weniger Schwangerschaftsabbrüchen, sondern lediglich zu mehr Leid, vor allem bei ärmeren Frauen.

Will man die Zahl der Abtreibungen senken, braucht es nicht Verbote, sondern berufliche Perspektiven und eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie, seriösen und kompetenten Sexualunterricht sowie kostenlosen Zugang zu modernen Verhütungsmethoden.

Die neuerliche Verschärfung der rechtlichen Situation hat aber auch anderes gezeigt. Die Proteste gingen weit über deren Anlass hinaus: Sie machten deutlich, wie wichtig eine unabhängige Justiz ist, denn die 15 Verfassungsrichter*innen (davon zwei Frauen) haben sich durch ihren Rechtsspruch als Handlanger*innen der Regierung entpuppt. Die Proteste zeigten auf, dass es ganz allgemein um solidere Rechte von Frauen und LGBTQ+ geht, um die Frage nach der Trennung von Kirche und Staat, um das Gesundheitswesen, um einen Gegenentwurf zur rechtspopulistischen und nationalistischen Politik der Regierung. Kurz: Sie haben die Wut der Bürger*innen über politische und religiöse Einmischung in ihr Alltagsleben sichtbar gemacht.

Die von jungen Frauen angeführten Proteste in Polen haben der Welt vor Augen geführt, dass es für Politik und Gerichte unzulässig ist, sich in die intimsten und schwerwiegendsten Entscheidungen von Frauen einzumischen. Sie haben gezeigt, dass Frauenrechte und Geschlechtergerechtigkeit unverzichtbar für jede Gesellschaft sind, weil es dabei um grundlegende Menschenrechte geht.

Stefania Pitscheider Soraperra ist Kunsthistorikerin, Kuratorin und Kulturmanagerin. Sie hat zahlreiche Projekte im In- und Ausland realisiert. Seit 2009 ist sie Direktorin des einzigen Frauenmuseums in Österreich, des Frauenmuseum Hittisau.

Foto: Ines Agostinelli

Es geht um mehr – Frauenrechte sind Menschenrechte Stefania Pitscheider Soraperra

Impressum Grundlegende Richtung Die Straßenzeitung marie versteht sich als Sprachrohr für die Anliegen von Randgruppen unserer Gesellschaft. marie ist ein Angebot zur Selbsthilfe für Menschen an oder unter der Armutsgrenze, die ihren Lebensmittelpunkt in Vorarlberg haben. Ziel ist die Förderung des Miteinanders von Menschen am Rande der Gesellschaft und der Mehrheitsgesellschaft.

Die Hälfte des Verkaufspreises von 2,80 Euro verbleibt den Verkäufern. marie ist ein parteiunabhängiges, soziales und nicht auf Gewinn ausgerichtetes Projekt.

Redaktion marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems Telefon: 0677 61538640 eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Internet: www.marie-strassenzeitung.at Redaktion: Frank Andres, Christina Vaccaro MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Eckart Drössler, Daniela Egger, Guntram Gärtner, Simone Fürnschuß-Hofer, Luna Levay, Daniel Ongaretto, Petra Rainer, Martin Schachenhofer, Brigitta Soraperra, Gerhard Thoma Zeitungsausgabestellen: Dornbirn: Kaplan Bonetti Sozialwerke Kaplan-Bonetti-Straße 1 Montag, Mittwoch und Freitag von 8 bis 9 Uhr Bregenz: dowas, Sandgrubenweg 4 Montag und Donnerstag 8.30 bis 10.30 Uhr Anzeigen Kontakt: anzeigen@marie-strassenzeitung.at Medieninhaber und Herausgeber Verein zur Förderung einer Straßenzeitung in Vorarlberg, ZVR-Zahl 359044778 6833 Klaus eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Externe Beiräte DSA Markus Hämmerle, DSA Heidi Lorenzi, Cornelia Matt, Mag. Peter Mayerhofer, Dr. Claudio Tedeschi Druck: Russmedia Verlag GmbH, Schwarzach Auflage: 20.000 Exemplare Erscheinungsweise monatlich Layout/DTP/Bildbearbeitung :TAGWERK Grafik|Design Monika Dür Bankverbindung & Spendenkonto Raiffeisenbank im Rheintal IBAN: AT94 3742 0000 0648 3580 BIC: RVVGAT2B420 © 2020 marie. Alle Rechte vorbehalten.

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Mittendrin in V

Die Welt in einem Sandkorn sehen Sie pickt sich winzige Elemente aus der Natur, extrahiert sie, sortiert sie, repetiert sie – und erforscht damit „die DNA des Lebens“. Sie macht sich auf Spurensuche in Sandkörnern, Piniennadeln und Zellstrukturen und zaubert daraus Kunstwerke.

Sie bringt Leerräume in Bewegung und übersetzt sie in die Ewigkeit. Sie ist Mutter von fünf Kindern, Künstler-Lebens-Gefährtin und eine erfolgreiche Schriftsteller­ in­. Am liebsten ist Gabriele Bösch (56) aber in ihrem Atelier und bringt mit Tinte und Feder kleine Unendlichkeiten aufs Papier. „Gott ist ein Wiederholungstäter“, sagt sie, „und ich auch“. Ein Besuch bei Gabriele Bösch anlässlich ihrer aktuellen Ausstellung in der Wexelstube in Feldkirch.

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Text: Brigitta Soraperra, Fotos: Petra Rainer

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m Jahr 1964 geboren ist Gabriele Bösch als älteste von vier Kindern und als einziges Mädchen außerhalb von Koblach aufgewachsen. „Im Niemandsland zwischen zwei Dörfern“, wie sie erzählt. Aus ihrer kindlichen Einsamkeit rettete sie der Bücherschrank des Vaters, der als Herrenschneider für den Familienunterhalt sorgte und als Mitglied einer Buchgemeinschaft „französische und russische Klassiker besaß“. Der Wandschrank im Wohnzimmer, in dem übrigens auch Hochprozentiges lagerte, war abgeschlossen, aber die kleine Gabriele fand das Schlüsselversteck und vertiefte sich früh in die anspruchsvolle Lektüre. Als die Mutter das literarische Interesse ihrer Tochter entdeckte, nahm sie sie zu Lesungen mit. So wurde ihre Begeisterung für Gedichte schon im Teenager-Alter geweckt. Nach dem Besuch der Pflichtschule in Koblach und dem BORG in Götzis begann Gabriele Bösch, damals noch Gabriele Egle, ein Medizinstudium in Innsbruck. „Forschen, heilen und helfen“ waren die Antriebe für ihre Studienwahl, sagt die heute 56-Jährige. „Viel zu spät“ erkannte die junge Studentin, dass „stures Auswendiglernen“ ihr nicht entsprach. Sie wechselte zu den Lieblingsfächern aus der Schulzeit, Geschichte und Geographie. Die Kartografie, die geografische Darstellung der Welt, bildet bis heute eine Leidenschaft von ihr.

1985 kam, nicht ganz geplant, ihr erstes Kind zur Welt. Studieren wurde dadurch nicht einfacher, blieb für ihren wissbegierigen Geist aber eine existentielle Notwendigkeit. Gernot Bösch, ihren langjährigen Lebenspartner und künstlerischen Begleiter, lernte Gabriele in Innsbruck kennen. Mit ihm zog sie auch 1992 zurück nach Vorarlberg, nach Hohenems, wo vier gemeinsame Kinder hinzukamen und das Paar bis heute lebt.

Das zweite Leben

Die insgesamt fünf Kinder und die Familie bilden über lange Zeit das Hauptaugenmerk der beiden Kreativen, dem sie ihre künstlerischen Ambitionen – bei Gabriele Bösch damals die Literatur, bei Gernot Bösch die Bildhauerei – hintanstellen.

Gabriele erzählt heute lachend in ihrem Atelier, dass sie ihrem Mann immer wieder gesagt habe: „Wir machen es halt umgekehrt. Wenn die Kinder groß sind, dann sind wir dran, dann geht es nur noch um uns und unsere Kunst.“ Nichtsdestotrotz begann ihr „zweites Leben“ schon früher, denn sie zwackte sich jeweils in den frühen Morgenstunden, bevor die Kinder wach wurden, Zeit fürs Schreiben ab. Die dabei entstandenen

Gedichte konnte sie veröffentlichen und ihren ersten Roman, dessen Fertigstellung ihr ein Literaturstipendium des Landes Vorarlberg ermöglichte, wurde zum Überraschungserfolg.

Nach dem Erscheinen von „Der geometrische Himmel“ im Jahr 2007 professionalisierte Gabriele Bösch ihr Schreiben.

Sie veröffentlichte Texte und Gedichte in Sammelbänden, engagierte sich im Vorarlberger Autor*innenverband, nahm an verschiedensten Schreibprogrammen teil. Dabei trafen sich auch unsere Wege. 2010, im Rahmen eines Förderprogrammes für Theatertexte des TAK Theaters Liechtenstein, war ich als Regisseurin beauftragt worden, ihren in gleichem Maße humorigen wie auch bitterbösen Text „Gute Nachbarn“ als Live-Hörspiel zu inszenieren. Damals wusste ich aber noch nicht, dass Gabriele Bösch nicht nur schreibt, sondern auch zeichnet. In ihrem Text spielt – neben drei Frauen aus drei Generationen – ein Garten die zentrale Rolle. Der Bühnenbildner stellte konsequenterweise einen echten Apfelbaum auf die Theaterbühne. Mit dem Thema Garten beginnt das „dritte Leben“ von Gabriele Bösch: das der bildenden Künstlerin.

Lehrjahre im Garten

Der Garten – und mit ihm die Natur an sich – bilden eine zentrale Inspirationsquelle für das künstlerische Schaffen von Gabriele Bösch. Lange sei sie eine engagierte Gärtnerin gewesen, das Aufwachsen in der Nähe des Koblacher Rieds und der mütterliche Garten hätten sie geprägt. Über Jahrzehnte versorgte die Künstlerin ihre Familie mit den Erträgen aus den Obstbäumen und Gemüsebeeten, die ihr Haus in Hohen­ems umgeben. Als sie 2013 aufgrund einer Schulterverletzung kaum darin werkeln konnte, beschloss sie, sich auf ein „Lernjahr“ im eigenen Garten einzulassen. Sie besorgte sich eine Kamera und fing an zu fotografieren. Aus einem Jahr wurden beinahe zwei, in denen sie jeden Tag ihren Garten fotografisch erforschte. Ihren Augen entging nichts, die Kamera diente als Vergrößerungsglas, mit dem sie die kleinen und großen Sensationen dokumentierte: den Kreislauf der Jahreszeiten, das Wachsen von Pflanzen und Tieren, das Gedeihen von Früchten und Bäumen, das Werden und Vergehen. Es entstanden in gleichem Maße spektakuläre wie poetische Bilder: Raupen, die sich verpuppen, Libellen, die aus Larven kriechen, Spinnen, die sich Insekten schnappen, >>

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„Um die Welt in einem Sandkorn zu sehen, und den Himmel in einer wilden Blume, halte die Unendlichkeit auf deiner flachen Hand und die Stunde rückt in die Ewigkeit.“

William Blake

(Lieblingszitat von Gabriele Bösch)

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Mittendrin in V

Plädoyer für Bescheidenheit

Blüten, die sich majestätisch öffnen, Blätter, die im Absterben eine letzte Farbenpracht entwickeln. „Die Fotografie an sich hat mich schon auch fasziniert, aber sie hat vor allem dazu gedient, zu schauen“, sagt Gabriele Bösch, und weiter: „sie hat mich Achtung gelehrt, denn wenn man dem nachforscht, was die Natur ausmacht, dann ist man nicht mehr schlampig im Umgang mit der Natur.“

Die Wiederholungstäterin

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Dass Gabriele Bösch alles andere als „schlampig mit der Natur“ ist, zeigt ein Besuch in ihrem gemeinsam mit Gernot Bösch gemieteten Atelier in Lustenau. Auf ihrem beweglichen, monströsen Arbeitstisch, einem ausgedienten Architektentisch, sind die Malutensilien penibel genau angeordnet.

Ein Blick auf die zahlreichen hängenden und in Stapeln stehenden Bilder lässt Sorgfalt, Hingabe und Ausdauer sichtbar werden. Habe ich mich vor vier Jahren bei ihrer allerersten Ausstellung noch unsterblich in die Zeichnungen von hunderten, akkurat angeordneten Löwenzahnsamen oder von einem mir bis dato völlig unbekannten Gewächs namens „Fingerhundszahngras“ verliebt, so staune ich jetzt angesichts der neuen Werke, die eine konsequente Weiterentwicklung ihrer immer wieder verblüffenden Naturbetrachtungen zeigen.

Wann sie eigentlich mit dem Zeichnen begonnen habe, frage ich. Das sei ebenfalls mithilfe eines Stipendiums durch das Land Vorarlberg geschehen, antwortet sie. 2015 durfte sie einen Monat im landeseigenen Künstleratelier in Paliano, 60 Kilometer außerhalb von Rom, verbringen. Sie sei „als Schriftstellerin hingefahren und als Künstlerin zurückgekommen“.

Weil das Atelier sehr abgeschieden liegt, habe es weit und breit nichts außer einer riesigen Pinienallee zu sehen gegeben.

Gabriele Bösch begann, die Piniennadeln zu sammeln, im Atelier auszulegen, zu sortieren, zu fotografieren und schlussendlich mit Feder und Tinte Skizzen davon anzufertigen. Sie habe sich schon früher in ihrem Leben mit Kalligraphie beschäftigt, musste damit aber aufhören, „weil kleine Kinder, die unter Tischen herumkriechen, nicht gerade förderlich für filigrane Tintenzeichnungen sind. Dafür braucht es eine ruhige Hand.“ In der Einsamkeit der italienischen Herbstlandschaft wurden die von ihr symmetrisch und repetierend angeordneten Piniennadeln zu einer Art „Erweckungserlebnis“, denn sie entdeckte dabei die Zusammenhänge in der Natur. „Die Zwischenräume der Pinien, die Winkel der Nadeln, wie sie liegen, so sind auch die Äste der Bäume angeordnet. Im Kleinen findet sich das größere Ganze, im Mikrokosmos der Makrokosmos“. Die Zusammenhänge in unserem Ökosystem sichtbar zu machen, wird ihre künstlerische Motivation. Gabriele Bösch sagt: „Gott ist ein Wiederholungstäter, und ich auch“.

In den Zeichnungen kommt für die Künstlerin alles zusammen, was sie bisher in ihrem Leben schon gemacht und interessiert hat: Die Kalligraphie, das Zellstudium im Medizinstudium, die Geographie – auch das Begleiten von Menschen in den ersten und den letzten Lebensjahren. Zeichnen sei für sie wie eine eigene Sprache: „Ich nehme ein Element aus der Natur und variiere es. Ich verlangsame damit die Welt und erzähle damit gleichzeitig eine Geschichte. Es ist wie eine Evolution, die ich aufzeige, es ist aber eine langsame Evolution, mit Tinte und Feder geschrieben.“ Gabriele Bösch, die einmal „forschen, helfen und heilen“ wollte, will heute dazu animieren, genau hinzuschauen, so wie sie es im eigenen Garten gelernt hat. „Man muss nicht alles im Großen suchen. Es gibt so vieles, an dem wir achtlos vorbeigehen. Ich möchte den Fokus auf die schönen Details richten, denn damit wächst zwangsläufig die Achtung vor der Natur und dem, was uns umgibt.“ Ihre repetitiven, in tage- und wochenlanger Feinstund Fleißarbeit entstandenen Zeichnungen sind also auch ein „Plädoyer für mehr Bescheidenheit“, und sie bilden einen „Lobgesang auf das Staunen an der Natur“. Sie sind aber ebenso eine „Hommage an die Lebendigkeit“, denn es gehe „trotz Perfektion um einen Aufruf zur Nicht Perfektion“, sagt Gabriele Bösch. Ihre Bilder seien durchaus auch eine Anregung, „eben nicht immer in den gleichen Mustern zu schauen und zu denken“, auch wenn dies angesichts der Präzision, die ihre Werke prägen, paradox erscheinen mag.

Factbox:

„Stets die Stetigkeit in der Reglosigkeit“ Zeichnungen 2017-2020 von Gabriele Bösch in der Wexelstube (Mühletorplatz 10, Feldkirch), 11.-13.12.20 und 18.-20.12.20 8.-10.1.2021 und nach Vereinbarung Öffnungszeiten und Terminvereinbarung: www.wexelstube.at, kontakt@wexelstube.at Aktuelle Bucherscheinung: Gabriele Bösch. „Der Mann in der Blüte“, Edition Eupalinos, Schaan, Liechtenstein 2020

#55 | Dezember 2020

10. Dezember Internationaler Tag der Menschenrechte

Menschenrechte in der Krise Pandemie, Terror, Naturkatastrophen - Zeiten wie diese stellen unsere Gesellschaften auf eine harte Probe. Erst in Krisen zeigt sich, ob die Fundamente wirklich tragen. Ob die Rechte aller Menschen auf Leben und Gesundheit gewahrt werden. Ob Diskriminierung und Ausgrenzung nicht zunehmen. Ob „Freiheit“ und „Sicherheit“ nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Die Menschenrechte ruhen auf drei Säulen: Freiheit, Gleichheit und Solidarität - keine kann ohne die anderen existieren. Freiheiten nur für einzelne, Rechte nur für bestimmte Gruppen, sind keine Menschenrechte. Menschenrechte gelten für alle Menschen - oder gar nicht.

Nur auf der Basis aller Menschenrechte, nur gemeinsam kommen wir durch die Krise.

Bleiben wir kritisch - bleiben wir solidarisch - bleiben wir wachsam - bleiben wir informiert!

Vorarlberger Plattform für Menschenrechte ● www.menschen-rechte-leben.at | 13

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Sepp Gröfler, 59, Dornbirn, Sozialpädagoge Foto: privat

... mit Menschen in Kontakt kommen und ein Lachen oder Lächeln verschenken und ein leidenschaftlicher Opa sein. ... persönlich immer wieder einmal Selbstzweifel – die stellen mir manchmal ein Bein. Allgemein behindern mich vor allem ignorante Menschen und Gebrauchsanweisungen.

... zuversichtlich sein. Und: Zusammenhänge schnell erkennen, Dinge von einem Bereich in den anderen übertragen. ... eigene und fremde Vorstellungen, die eingeengt und einengend sind.

Belinda Schneider, 44, Lauterach, Psychotherapeutin Foto: Petra Rainer

... alleine wohnen, im Kindergarten arbeiten, selber dort hinkommen, tanzen, schwimmen, reiten, Muffins backen, Freundschaftsbändle und Mandalas machen; viele Ideen gegen Langeweile haben! ... noch keinen Freund gefunden zu haben, der zu mir passt.

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Theresia Böhler, 36, Dornbirn, Kindergarten-Helferin

Leo Blum, 16, Dornbirn, Schüler

... musizieren am Klavier. Dahinter steckt aber nicht nur Talent, sondern auch jahrelanges Üben. ... zurzeit die Maßnahmen bezüglich Corona – im privaten Bereich, bei Treffen mit Freunden, aber auch in der Schule Das kann einen schon auslaugen.

Foto: privat

Foto: privat

Christine Lederer 43, Bludenz, Bildende Künstlerin Foto: Mark Mosman

... Zeichnungen machen, die (m)einen inneren Zustand gekoppelt mit einem speziellen Thema aufzeigen und manchmal trau ich mich, mutig zu sein. ... fehlende Empathie, die konservative Politik und individueller Egoismus.

Thomas Flax, 37, Dornbirn, Marketingangestellter, Rollstuhlsportler Foto: carlalapix

... zuhören, vegetarisch kochen und auf dem Tennisplatz hätten einige wohl gerne meinen starken Vorhandschlag. ... wenn Stufen einen Plan durchkreuzen, wieder mal nicht an Toiletten für Rollstuhlfahrer gedacht wurde oder ein Falschparker zum x-ten Mal den Behindertenparkplatz blockiert. Am Furchtbarsten sind jedoch Mitmenschen, die einem nichts zutrauen.

#55 | Dezember 2020

Heidi Mackowitz, 41, Feldkirch, Selbstvertreterin Mensch Zuerst Vorarlberg Foto: Hanno Mackowitz

... mich voll und mit Herzblut für etwas einsetzen, mein Menschsein zeigen, Leute berühren und Herzen erwärmen, Theater spielen, Skifahren, bunt und fröhlich sein.

Mit einem guten Plan ein großes Ding allein durchführen. Gut moderieren, massieren und Klavier spielen. ... dass ich immer nur eine Sache auf einmal machen kann und nervös werde, wenn ich in Stress-Situationen komme; dass ich ein bisschen länger als andere brauche, grad wenn etwas ganz neu ist und wenn viele Aspekte zusammenkommen. Auch die Sprache ist manchmal ein Hindernis, gewisse Wörter sind schwer verständlich.

... reden und schreiben und meine Ziele hartnäckig verfolgen. ... Menschen, welche mich (be)hindern, wenn sie mir viel zu wenig zutrauen.

Patrick Wintschnig, 32, Lustenau, Sachbearbeiter, Autor Foto: privat

Was ich gut kann ...

Was mich behindert oder einschränkt ...

Markus Ender, 46, Koblach, Angestellter Foto: Petra Rainer

3. Dezember: Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung. Jedes Jahr ein wichtiger Tag im Sinne des Bewusstmachens, der gleichzeitig auch zeigt: Es ist das Defizit, anhand dessen ein „Mensch mit Behinderung“ benannt und wahrgenommen wird.

Wir drehen den Spieß daher um und fragen: Was kannst du gut?

Und weil das überhaupt eine wesentliche Frage für uns Menschen ist, egal ob mit oder ohne Behinderungen, heben wir diese Kategorisierung zugunsten der Vielfalt auf. Was unsere zweite Fragestellung betrifft, ahnen Sie es vielleicht, noch bevor Sie die Antworten gelesen haben: Es braucht nicht zwingend eine Diagnose, um sich da und dort eingeschränkt zu fühlen im Leben.

Simone Fürnschuß-Hofer

... kompetent im Beruf sein, sodass andere „leider“ verblüfft sind, wenn sie mich im Rollstuhl sehen. Auf Menschen unbefangen zugehen und, wenn Kinder fragen, ihnen erklären, was ich habe. Mich an der Natur und am Sport erfreuen und Dinge tun, die sich andere vielleicht nicht trauen – wie zum Beispiel tauchen. ... die mangelnde Verfügbarkeit und Flexibilität von „Persönlicher Assistenz“, was wiederum mit der fehlenden Anerkennung gegenüber dieser Tätigkeit – keine Sozialversicherung usw. – zu tun hat. In meiner Selbstbestimmung also nicht gleichgesetzt zu sein mit einem Nicht-Behinderten.

Jana Berchtold, 21, Wien und Rankweil, Studentin Foto: privat

... mich für fast alle Themen begeistern!

Mein Interesse ist schnell geweckt und das macht es auch leicht, mit den unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch zu kommen. ... gesellschaftliche Vorstellungen und Rollenbilder, die es mir schwerer machen, in dem ganzen Meinungschaos meine eigene Stimme zu finden und herauszufinden, wie ich mir meine Zukunft vorstelle – ohne dass ich dabei das Gefühl habe, bestimmte Erwartungen erfüllen zu müssen.

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Mittendrin in V

Sümeyra Coşkun, 23, Innsbruck & Lustenau, Studentin

... (vor)lesen, Gedichte schreiben, leidenschaftlich zuhören und erzählen, um einander wahrhaftig zu begegnen. ... verachtende Blicke und rassifizierte Fragen/Aussagen/Denkmuster von Menschen: weil sie mich emotional und strukturell (be)hindern, mich in öffentlichen Rollen und Räumen wohl zu fühlen.

Foto: Esmanur Renda

Foto: privat

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Heinz Bertolini, 85, Dornbirn, Unternehmer i.R. Foto: Frank Andres

René Kremser, 40, Altach, Sozialarbeiter

... zuhören. ... das Coronavirus. Es sorgt dafür, dass keine Konzerte stattfinden, Kinos und Theater geschlossen sind und ich nicht reisen kann.

Alles Dinge, die ich mit meinen Freunden gerne mache. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass dies eine vorübergehende Behinderung sein wird. Im Sinne der Gesundheit unserer Gesellschaft nehme ich sie in Kauf und halte durch, auch wenn es mir manchmal schwerfällt. Wir schaffen das!

...morgens mehr oder weniger frisch und munter aufstehen. Mich an der Natur erfreuen und mich an schöne und prägende Erinnerungen meines vielseitigen Lebens in Dankbarkeit erinnern. Mich noch aktiv am geistigen und kulturellen Leben – allerdings jetzt in Corona-Zeiten vorwiegend digital – beteiligen. ... meine mangelnde Mobilität beim mühsamen täglichen Wandern mit meinem Hund, bei früher gewohnten Routine-Arbeiten, die jetzt kaum oder gar nicht mehr möglich sind. Auch Denken und Sprechen gingen früher in meiner Erinnerung leichter und flüssiger.

.... philosophieren. ... die fehlenden Strukturen, um selbstbestimmt leben zu können.

Süleyman Kurt, 53, Dornbirn, Selbstvertreter PA Vorarlberg Foto: privat

Elisabeth Riegler, 47, Höchst, Musikpädagogin Foto: privat

... mich darauf besinnen, wer ich bin und das, was ich da spüre, annehmen. Mich täglich bemühen, meine Begrenztheit zu überwinden. Und mich darüber freuen, dass ich ein musikalischer Mensch bin, der sich gern mit Musik umgibt und andere dabei unterstützen möchte, sich von der Musik beseelen zu lassen und Glück zu spüren. ... mich mit ignoranten „Geht-Nicht-Sagern“ beschäftigen zu müssen. Überzogene Erwartungshaltungen, Ungeduld, Fantasielosigkeit und Einfalt. Und ganz besonders: Menschen, die sich weigern ihr persönliches „ich kann“ zu entwickeln, andere Menschen und Meinungen zu hören und sich damit auseinanderzusetzen.

Sabina Morawiec, 40, Frastanz, Assistentin Foto: privat

…kreativ sein und dem Künstlerherz in mir Raum geben. …meine Borderline-Erkrankung und posttraumatische Belastungsstörung, in die mich meine vielen Schicksalsschläge geführt haben.

Akute Schlafstörungen, dissoziative Zustände und Flashbacks, die den Alltag belasten.

Und die Scham, darüber zu sprechen.

#55 | Dezember 2020

Karin Stöckler, 52, Lochau, Präsidentin ÖZIV Vorarlberg Foto: privat

Brigitta Keckeis, 64, Feldkirch, Pensionistin Foto: Gerhart Hofer

Maria Amanda Studer, 16, Dornbirn, Schülerin Foto: privat

... zuhören und auf Menschen eingehen.

Vermutlich aufgrund meiner eigenen Behinderung öffnen sich die Menschen mir gegenüber schneller und erzählen von ihren Sorgen und Nöten und ihren derzeitigen Lebensumständen. ... hauptsächlich bauliche Barrieren, sodass ich z.B. beim Einkaufen, bei Arztauswahl und Freizeitangeboten bis hin zu Familienbesuchen immer zuerst schauen muss, ob ich dort ungehindert hinkomme. Durch meine Glasknochenkrankheit und den damit verbundenen Einschränkungen werde ich öfters in meinem Tatendrang gestoppt, trotzdem lasse ich mich nicht unterkriegen, gemäß meinem Lebensmotto „Wo ein Wille, da ein Weg“!

Gerhard Stübe, 54, Altach, Geschäftsführer Kongresskultur Bregenz

... Menschen helfen, ihre Ressourcen in ihnen selbst zu entdecken und sie zu motivieren, diese im Leben einzusetzen. Meine schnelle Auffassungsgabe, die mich jeden Tag anspornt, Neues auszuprobieren.

Und: organisieren. ... Menschen, die in meinem Alltag für mich entscheiden, was für mich gut ist und mir dabei meine Kompetenz absprechen.

Bauliche Barrieren, die einen spontanen Museumsbesuch oder andere kulturelle Veranstaltungen nicht möglich machen.

... singen, Keyboard spielen, Texte schreiben und kreativ sein. ... wenn beim Make Up- oder Strumpfhosenkauf in der Droger­ie für meinen Hauttyp einfach nichts gefunden werden kann.

Jegliche Beleidigungen aufgrund meiner Hautfarbe ertragen zu müssen und wegen meines Hauttyps als „behindert” angesehen zu werden. Ich hoffe und glaube aber, dass diese Situation sich nicht nur für people of color, sondern für alle Menschen, die mit Diskriminierung aufgrund eines Merkmals oder einer Eigenschaft konfrontiert sind, verbessert.

... Mein Umfeld reflektiert mir, dass ich gut zuhören kann und ein verbindender, zukunftsorientierter Mensch bin. ... als Gesellschaft (und damit auch mich selbst) jegliche Form fundamentalen und damit entzweienden Denkens, egal ob politisch, religiös oder wirtschaftlich motiviert.

Foto: Tom Grundschober

Nicole Fröwis, 46, Lustenau, Unternehmerin Foto: Marcel Hagen

... lostanzen, Luftschlösser bauen, skifahren, Natur einatmen, Menschen zusammenbringen und mit ihnen zusammen sein, kochen, Feste feiern, Freundin sein, Mitarbeiter führen, kreativ denken. ... wenn ich nicht ernst genommen werde. Und: Wenn ich für etwas Feuer und Flamme bin und dann erst überlegen muss, ob vielleicht irgendetwas daran nicht ehrlich gemeint ist, denn reingelegt wird man schnell, wenn man für etwas brennt. Sowie – ab und an – ein Mangel an Geduld!

Die marie bedankt sich bei allen Teilnehmenden fürs Mitmachen und den offenen Austausch.

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Mittendrin in V

Von Glöckchen, Glühwein & dem großen Glück

A

Text: Luna Levay, Illustration: Shutterstock, Foto: Louis Girardelli

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ls ich ein Kind war, waren meine Freunde und ich begeistert, wenn wir am 1. Dezember das erste Säckchen unseres Adventskalenders öffnen durften. Von nun an war das Aufstehen jeden Tag eine Freude, denn man wusste nie, welche Köstlichkeit oder kleine Überraschung auf einen wartete. In der Schule redeten alle wild durcheinander und wir erzählten, was wir uns vom Christkind wünschten. Der eine wünschte sich eine Puppe, die andere ein Buch, der nächste eine neue Mütze, die aussieht wie die von Eminem und der Vierte fragte, wer Eminem sei und meinte, dass er sich einen Stoffwolf wünsche. In der Vorweihnachtszeit ging es bei uns immer drunter und drüber. Alle waren ganz aufgeregt und fieberten den Festtagen entgegen. Unseren Klassen-Adventskranz mit den LED-Kerzen liebten wir alle und wir freuten uns jedes Jahr darauf.

Der Heilige Abend war bei uns in der Familie stets der höchste Feiertag im Jahr. Wir fuhren zu meinen Urgroßeltern in ein benachbartes Dorf. Dort traf sich die ganze Familie, um gemeinsam zu feiern. Zuerst wurde gegessen – jedes Jahr gab es Rollschinken mit Blaukraut. Im Anschluss daran verließen alle bis auf meinen Uropa das Wohnzimmer. Es hieß, er sei der Einzige aus der Familie, der mit dem Christkind sprechen kann und deswegen müsse er diesem helfen, die Geschenke unter den Baum zu legen. Die Minuten des

Luna Morgana Levay ist 19 Jahre alt und studiert an der Universität Konstanz Literatur-, Kunstund Medienwissenschaften. Sie ist Jungautorin, Poetry Slammerin und Workshopleiterin.

Wartens im Nebenraum schienen Stunden zu dauern und ich war ganz hibbelig. Dennoch liebte ich diese Momente der Anspannung, in welchen sich die Vorfreude ins beinahe Unermessliche steigerte. Als das Glöckchen dann lieblich bimmelte, rannte ich zur Tür und stürmte in den Raum. Der Anblick des hell erleuchteten Tannenbaumes mit liebevoll verpackten Geschenken darunter verschlug mir jedes Jahr aufs Neue den Atem. Wir stellten uns rund um den Baum herum auf und hörten „Stille Nacht“ aus dem CD-Player. Da in unserer Familie niemand mit einer auch nur halbwegs akzeptablen Singstimme gesegnet ist, krächzten wir alle fröhlich zur Musik und erfreuten uns am Kerzenschein, der alles in ein warmes Licht tauchte.

Das Auspacken der Geschenke war stets eine große Freude für alle. Es wurde viel gelacht und die neuen Dinge wurden sofort ausprobiert. Nebenher verputzten wir einen großen Berg selbstgemachter Weihnachtskekse. Von meiner Familie umgeben zu sein und sie alle strahlen zu sehen, war für mich das größte Glück auf Erden. Jahr für Jahr.

Und heute? Ich liebe Weihnachten immer noch so sehr, wie ich es als Kind getan habe. Noch heute, mit 19 Jahren, kann ich es kaum erwarten, die Weihnachtsdekoration vom Dachboden zu holen und die erste Kerze auf dem Adventskranz anzuzünden. Ich freue mich jedes Jahr auf den Glühwein, Schokoladenfrüchte und Flammkuchen. Als ich noch in der Schule war, ging ich gerne mit Freunden in der Mittagspause in die Stadt auf den Weihnachtsmarkt. Dort aßen wir etwas und manchmal gab es auch den einen oder anderen Glühwein, damit der Nachmittagsunterricht nicht so langweilig ist.

Heute gibt es den an der Uni bereits ab 11 Uhr und wird von den Studierenden gern zwischen den Vorlesungen genossen. In Weihnachtsstimmung kommt man dort abgesehen davon jedoch eher weniger. Keine Adventskränze und -kalender mehr, keine Weihnachtsdekoration schmückt den Gang und eine Weihnachtsvorlesung gab es nur in einem Fach – und das war eine unangekündigte Klausur, die sich dann als Scherz für Erstsemesterstudierende entpuppte. Dass ein paar, als das Wort „Prüfung“ fiel, fluchtartig den Raum verließen und die Auflösung nicht mitbekamen, soll lediglich am Rande erwähnt werden. Als Belohnung, und um den Blutzuckerspiegel etwas zu heben nach diesem Schock, gab es Lebkuchen für alle. Da kamen, eine Woche vor Weihnachten, auch an der Uni ein paar wenige Weihnachtsgefühle hoch.

Doch ich scheine eine der Wenigen zu sein, die sich wirklich auf das Fest an sich freut.

#55 | Dezember 2020

Wenn ich mit meinen Kommilitonen spreche, höre ich häufig Worte wie: „Was? Dieses kapitalistische Fest, das im Zeichen des Konsumwahns steht, findest du schön?“ oder der ebenfalls beliebte Ausspruch „Aber es geht doch so vielen Menschen schlecht und diese sitzen dann an Weihnachten allein zu Hause und fühlen sich noch einsamer, als sie es sowieso schon sind.“ Oder aber „Armut ist auch in unseren Kreisen weit verbreitet und muss man den Menschen, die kein Geld haben, wirklich extra unter die Nase reiben, dass sie arm sind?! Das finde ich jetzt schon ein bisschen unsensibel von dir.“ Tja und dann stehe ich da – in meinem roten Pullover und meinen geringelten Weihnachtssocken, mit einer Lebkuchenhalskette umgehängt und Ohrringen, an denen kleine Glöckchen bei jedem meiner Schritte leise bimmeln – und schaue die Menschen an, die mir solche Worte an den Kopf schmeißen. Eine Antwort darauf zu finden, ist in diesen Momenten oft nicht leicht, denn meist sehen mich die Leute dann genervt an, als wäre ich ein Kind, das nicht loslassen und sich eingestehen kann, dass es für dieses Märchen nun zu alt ist.

Doch jetzt, hier, ist der passende Moment, um Aussagen wie diesen eine Antwort entgegenzusetzen. Ich weiß, dass es Menschen gibt, denen es schlecht geht, die arm sind. Ich weiß, dass es ihnen an Heiligabend ziemlich sicher noch einmal bewusster wird als sonst. Aber diese Menschen haben nicht nur einen harten Tag, sondern ein hartes Jahr. Und ich bin keine Freundin von geheuchelter Hilfe und Solidarität. Ich interessiere mich das ganze Jahr über für Menschen und deren Probleme und helfe, wo und wann immer ich kann. Doch es gibt Leute, die die Situation solcher Menschen als Argument nutzen, um anderen vorzuschreiben, dass man sich nicht auf Weihnachten freuen und es genießen darf. Diese sind jedoch meist nicht die SozialarbeiterInnen, LehrerInnen und ArbeiterInnen, die tatsächlich mit diesen Problemen konfrontiert sind und Menschen kennen, denen es so geht. Nein, es sind meist gut situierte Personen, welche eine edle Haltung durch geheuchelt soziale Aussagen vortäuschen wollen.

Es scheint nicht mehr cool zu sein, Weihnachten zu mögen und die Zeit davor zu genießen. In meinem Alter ist es en vogue, das Fest und alles rundherum milde zu belächeln und sich darüber erhaben zu fühlen. Diese innere Erhabenheit wird unterstrichen durch anti-kapitalistische Statements. Dem habe ich nur diese entgegenzusetzen: Wer Weihnachten als einen kapitalistischen Feiertag ansieht, der sollte vielleicht einmal seine eigene Festkultur überdenken, denn da ist ihm beim Lesen der

Wei hnachtsgeschichte ein Fehler unterlaufen.

Weihnachten ist ein Festtag, an dem wir uns Dinge schenken und gemeinsam leckere Speisen verzehren.

Aber es ist auch ein Tag, an dem wir feiern, dass wir uns haben – als Familie, als Freunde, als Partner. Es ist ein Fest der Freude, ein Abend, den wir gemeinsam verbringen, abseits des Alltags und der Probleme, die sich uns gerade in den Weg stellen. Weihnachten ist der Tag im Jahr, an dem wir zelebrieren, was wir haben und mit wem wir es teilen können – egal, was und wer das ist.

Doch ganz ehrlich? Ich genieße Weihnachten in vollen Zügen. Jahr für Jahr freue ich mich darauf und dazu stehe ich. Einige befürworten das keineswegs, doch ich lasse mir das nicht nehmen. Ich liebe diese Zeit im Jahr und es ist mir eine Freude, dass ich sie auch dieses Jahr mit meiner Familie verbringen kann. Wenn auch die Vorweihnachtszeit im Jahr 2020 sich stark von den vorigen Jahren unterscheiden wird, werde ich sie mir so stimmungsvoll wie möglich gestalten. Ich trinke den Glühwein zu Hause, binde einen Adventskranz und die Kekse und Pralinen haben wir sowieso schon immer selbst gebacken.

Die Menschen, die ich aktuell nicht treffen kann, rufe ich an, um so mit ihnen in Kontakt zu bleiben, bis man sich wieder sehen und umarmen darf. Meine Rituale werde ich also, auch wenn in ein bisschen abgeänderter Form, dennoch durchführen können und mich somit auf mein Lieblingsfest einstimmen. Denn gerade in unsicheren Zeiten wie diesen ist ein Fest der Liebe, welches Sicherheit und Geborgenheit verspricht, ein Lichtblick, den ich nicht missen möchte und der mir die Kraft gibt, diese turbulenten Zeiten besser zu überstehen.

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#55 | Dezember 2020

Eckart Drössler

Bereichsleiter für „Bürgerservice & Information“ im Energieinstitut Vorarlberg und externer Lehrbeauftragter der FH Vorarlberg.

FRISCHE LUFT BRAUCHT DER MENSCH

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ir Menschen gewinnen die Energie für unser Leben nicht anders als Verbrennungsmotoren. Unsere Nahrung besteht im Wesentlichen aus Kohlen-Wasserstoff-Verbindungen, im Körper werden diese verbrannt und versorgen so Gehirn, Muskulatur und Organe mit der erforderlichen Energie. Wie beim Motor entsteht dabei Kohlendioxid und Wasserdampf. Wie viel das ist, kann man über den Gewichtsverlust über Nacht feststellen: etwa ein Prozent des Körpergewichtes geben wir über Nacht über die Atmung an die Raumluft ab. Sie wird dadurch feuchter und CO2-hältiger.

Die Transportfunktion übernehmen die roten Blutkörperchen, das Hämoglobin. Es hat hohe Affinität zu CO2 und sammelt es auf seiner Reise durch den Körper ein. In der Lunge braucht es dann eine stärkere Kraft als diese Affinität, damit das CO2 wieder abgegeben kann. Diese stärkere Kraft ist das Konzentrationsgefälle zur Frischluft, die sehr wenig CO2 enthalten soll. Steigt die CO2-Konzentration der Frischluft, reduziert sich die CO2-Abgabe in der Lunge. Es passiert etwa dasselbe wie bei einer Geisterbahn, wenn an der Kasse nicht mehr alle Fahrgäste aussteigen: die Transportplätze bleiben besetzt, das Hämoglobin kann weniger Sauerstoff in den Körper transportieren und aus seiner nächsten Rundreise durch den Körper weniger CO2 mitbringen, weil noch das alte CO2 anhaftet.

Zunehmender CO2-Gehalt im Blut bedeutet Versäuerung des Blutes und schlechtere Sauerstoffversorgung der

Organe und des Gehirns. Eine bekannte Empfehlung für Genesende lautet: viel Bewegung an frischer Luft. Warum?

Bewegung regt den Stoffwechsel an, in frischer Luft haben wir den geringsten CO2-Gehalt, das „Ausräumen“ des Organismus von den Verbrennungsrückständen funktioniert so am besten.

Für den CO2-Gehalt eines Raumes gibt es Grenzen: die deutsche Arbeitsstättenverordnung schreibt vor, dass für einen Arbeitsplatz, an dem der CO2-Gehalt immer wieder 1000 ppm übersteigt (das sind 0,1 Prozent) ein Lüftungskonzept zu entwickeln ist und dass bei 2000 ppm Sofortmaßnahmen zu treffen sind.

Rechnen wir einmal ein paar Eckdaten nach. Ein Mensch braucht in Ruhephase etwa 25 Kubikmeter Frischluft pro Stunde. Sitzen also 4 Menschen in einem Raum von 4 Meter Länge und 4 Meter Breite bei 2,5 Meter Raumhöhe, das sind 40 Kubikmeter, reicht die Frischluft zu Beginn des Treffens also für gerade mal etwa 24 Minuten, dann wäre eine Stoßlüftung angesagt, damit alle zu ihrer gewünschten Frischluft kommen.

Max von Pettenkofer, ein deutscher Arzt und Hygieniker, nach dem das Pettenkofer-Institut benannt wurde, hat bereits Mitte des 19. Jahrhunderts veröffentlicht, dass er an empfindlichen Menschen bereits bei 1000 ppm CO2-Gehalt in der Luft erste Schlaf- und Konzentrationsstörungen feststellen kann. Es dauerte von da an ein Weilchen, bis dieses Wissen in einem anderen Wissensbereich angekommen ist, nämlich im Bauwesen. Und jetzt, zumindest seit der Jahrtausendwende, 150 Jahre spä-

ter, werden keine neuen Schulen oder Kindergärten mehr ohne geregeltes Lüftungssystem gebaut.

Die Raumluftqualität in unseren Wohnzimmern, Schlaf- und Kinderzimmern ist aber noch immer außerhalb unseres Beobachtungsrahmens, obwohl der Mensch statistisch gesehen rund 80 Prozent seines Lebens in geschlossenen Gebäuden verbringt. Nach wie vor werden Wohnhäuser ohne Lüftungssysteme gebaut. Eine Vorschrift wird nicht eingeführt, weil der emotionale Widerstand zu groß ist.

Es gibt natürlich Messungen über den CO2-Gehalt in Wohnräumen, schon Pettenkofer hat das gemacht. In einem Schlafzimmer für zwei Personen, das den Baukosten entsprechend übliche Kleinheit hat, wird die 1000-ppm-Grenze in der Regel um Mitternacht schon erreicht. Heißt es vielleicht deswegen „der Schlaf vor Mitternacht ist der gesündeste“?

Mit dem oben beschriebenen Rechenansatz kann man ausrechnen, wie lange der Frischluftvorrat im eigenen Schlafzimmer reicht. Im gleichgroßen Zimmer wie oben angenommen wären es rund 50 Minuten, dann wäre Lüften angesagt – oder CO2-Anreicherung im Körper.

Das eröffnet drei Möglichkeiten, um in guter Luft zu Schlafen: bei offenem Fenster, mit einem Wecker, der etwa alle zwei Stunden zum Lüften weckt oder mit einer geregelten Lüftungsanlage, die kontinuierlich die erforderliche Menge Frischluft in den Raum leitet und die verbrauchte abtransportiert und das >>

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Kolumne

möglichst mit Wärmerückgewinnung. Zur Überprüfung des CO2-Gehalts der Raumluft gibt es neuerdings kostengünstige CO2-Messgeräte in Fachhandel, sie kosten etwa 140 Euro und sind für eine grobe Orientierungsmessung gut genug, wenn man es genau wissen will.

In einem Raum mit bedarfsgerechter geregelter Lüftungsanlage bleibt die Raumluft auf einer CO2-Konzentration von etwa 800 ppm, also unter den 1000 ppm. Zu hohes Lüften würde auch die Feuchte abtransportieren und zu Trockenheit führen.

Zum Vergleich: unsere Atmosphäre hatte die letzten 800.000 Jahre eine CO2-Konzetration von 180 bis 250 ppm, stabilisiert durch die Vegetation, die sofort expandieren konnte, sobald aus irgendeinem Grund der CO2-Gehalt stieg (große Waldbrände, Vulkanausbrüche usw.). In dieser Atmosphäre haben sich alle Lungenatmer entwickelt, auch wir Menschen. Seit Beginn der industriellen Revolution vor 200 Jahren haben die Abgase aus Verbrennung fossiler Energieträger bei gleichzeitiger Dezimierung der Wälder den CO2-Gehalt der „Frischluft“ auf 420 ppm erhöht. An vielbefahrenen Straßenkreuzungen kann man heute schon einen CO2-Gehalt von 600 ppm im Freien messen.

Diese Geschichte hat aktuell eine zusätzliche Facette bekommen: auch im Hinblick auf virenfreie Atemluft ist ausreichendes Lüften – sehr viel häufiger als gewohnt – empfehlenswert.

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Als unmittelbare Reaktion auf den Beschluss der Landesregierung, keine Kinder aus dem Flüchtlingslager Moria aufzunehmen, ist die neue Menschenrechtsgruppe Humanity MeMORIAl Group entstanden. Der 7. Oktober – der Tag des Beschlusses – wurde zum Humanity Memorial Day ausgerufen. Jeden 7. des Monats – also wieder am 7. Dezember – sind alle Menschen eingeladen, eine Kerze ans Fenster zu stellen, als „Zeichen des Heimleuchtens und zur Orientierung für Geflüchtete.“

© Christa Engstler

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Zum 5-jährigen Jubiläum der...

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...hat sich Fotograf Martin Schachenhofer (Foto rechts oben) eine ganz besondere Idee einfallen lassen. Er hat 56 VerkäuferInnen der marie vor den Vorhang geholt und sie in seinem kleinen Fotostudio in Szene gesetzt. Die Fotos sind ein kleines Dankeschön an unsere „BotschafterInnen“, ohne die unser Straßenzeitungs-Projekt gar nicht möglich wäre.

Danke aber auch an unseren Fotografen Martin Schachenhofer, der unter schwierigen Corona-Bedingungen diese eindrücklichen Aufnahmen geschaffen hat. Martin Schachenhofer hat sein fotografisches Handwerk übrigens an der Graphischen in Wien erlernt. Heute lebt und arbeitet er von Feldkirch aus. Seine Arbeiten verfolgen den Anspruch, offen, echt und unverfälscht zu sein.

Kontakt: martinschachenhofer.com

Mittendrin in V

Ein Jahr, 53 Songs, ein Leben.

Text: Simone Fürnschuß-Hofer, Fotos: Lukas Hämmerle, Frank Andres

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enn einen Brendan Adams, 39, heute wohnhaft in Schnepfau, auf seine biografische Rückschau mitnimmt, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass in jeder Phase seines Lebens alles in ihm danach drängte, der zu werden, der er heute ist. Trotz schwieriger Startbedingungen und manchem Stein im Weg, das zu tun, was er immer schon wollte: Musik zu machen, über Klang und Worte Gefühle einzufangen. Oder freizulassen, je nachdem. Gut, als Jugendlicher trug er sich einmal kurz mit dem Gedanken, Psychologe zu werden. Als er dies gegenüber seiner Lehrerin – damals noch in seiner alten Heimat Südafrika – verlautbarte, war deren Antwort niederschmetternd: Eher sehe sie ihn in einer Ecke sitzen und Tomaten verkaufen als Psychologie studieren. „Drüberstehen und sich nicht unterkriegen lassen“, das ist die Devise, in der sich Brendan bis heute meisterlich übt. Die Apartheid hat er noch miterlebt und auch in Europa – Vorarlberg ist da keine Ausnahme – gehören Diskriminierungserfahrungen seit jeher zu seinem Alltag, wenngleich sie hier subtiler daherkämen.

Kunstsinn geweckt

Aufgewachsen ist Brendan in Kapstadt. In der Familie wurde ständig Musik gehört und zwar „so ziemlich alles, was es gab“.

Seine Mama, die ihn „das Verrücktsein und Träumen lehrte“ und viel zu früh verstarb, meldete ihn im Volksschulalter zu einem Kunstkurs an. Das habe das künstlerische Potenzial des Buben so richtig aus dem Dornröschenschlaf erweckt.

Doch erst viel später, mit 19, als Brendan eine Zeit lang bei seiner Tante lebte, wagte er es, sich zum Geburtstag eine Gitarre zu wünschen. Dass ihm Tante Eunice diesen Herzenswunsch erfüllte, rechnet er ihr noch heute hoch an. Dort, wo Brendan aufwuchs, gab es viel Gewalt und wenig Perspektive. Und weil an Musikunterricht nicht zu denken war,

„53 Songs in einem Jahr“: Ein Motto, ein Ziel. Und ein digitales Experiment, dem nun bald Handfestes folgen soll. Vollblutmusiker Brendan Adams legt mit seinem Album „Buttons“ ein sehr persönliches Werk auf. Als Reminiszenz an seine Herkunft, seine Identität und an die Frauen, die immer an ihn glaubten. fing er an, sich das Gitarrenspiel selbst beizubringen. Obwohl besagte Tante der Musikleidenschaft ihres Neffen am Anfang skeptisch gegenüberstand, unterstützte sie ihn. Brendan: „Sie hat immer an mich geglaubt, was mich wieder einmal lehrte, an mich selbst zu glauben.“ Mittlerweise gehört Tante Eunice zu seinen größten Fans.

Mammutprojekt Musikblog

Überhaupt, sinniert der Musiker im Gespräch mit der marie, seien es eigentlich die Frauen gewesen (nun, besagte Lehrer­ in ausgenommen), die ihn in seinem Leben immer wieder gepusht hätten. Bis heute. Auch mit seiner Ehefrau Jessica, 39, weiß er eine starke Partnerin an seiner Seite. So war sie es auch, die letztes Jahr den zündenden Funken lieferte, als Brendan – entmutigt vom profitorientierten Diktat der Musikindustrie – kurz davor war, sein Album-Vorhaben in den Wind zu schießen. Um erstmal den Finanzierungsdruck herauszunehmen, rief Jessica das Mammutprojekt „Musikblog“ auf den Masterplan. Sie erzählt: „Ich weiß ja, wieviel Musik jeden Tag in Brendans Studio entsteht. So kam es zur Idee, jeder Woche des Jahres einen Song zu widmen und Menschen einzuladen, Videos dazu zu drehen.“ Brendan wird somit bis Ende des Jahres 53 Songs geschrieben und diese mit unterschiedlichsten Musiker*innen eingespielt haben.“ Den Videomacherinnen und -machern wird dabei freie Hand gelassen.

Auf diesem Weg ist ein bunter, von vielen gestalterischen

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„Als ich 7 oder 8 Jahre alt war, meldete meine Mutter mich zu einem Kunstkurs an.

Ein Kurs, der mein Leben für immer verändern sollte, denn dort sah ich, was meine Mutter längst entdeckt hatte: Den Künstler in mir.

Das werde ich ihr niemals vergessen.

Sie starb als ich 10 Jahre alt war und es war nach ihrem Tod, als ich damit anfing, heimlich Gedichte zu schreiben.

Ich versuchte, mit meinen Gefühlen umzugehen, ihnen Ausdruck zu verleihen.“ Brendan Adams, Auszug aus dem Crowdfunding-Video: http://mit.einander.at/buttons

Handschriften geprägter und frei zugänglicher musikalischer Blog unter dem Projekttitel „BADAMS 53“ entstanden. Die besten Titel daraus sowie auch noch Unveröffentlichtes sollen nun in die Produktion seines neuen Albums fließen, so Brendan. In seinem Crowdfunding-Video sagt er: „Ich bin jetzt an dem Punkt angelangt, wo ich tief in meinem Innersten fühlen kann, dass ich ein Album aufnehmen muss. Es fühlt sich einfach wie der perfekte Abschluss einer wunderbaren Reise an.“ Jessica dazu: „Ja, wir haben den Mut gefasst, die Platte über ein Crowdfunding zu finanzieren. Die vielen unkonventionellen Kooperationen, die sich dabei ergeben haben, befeuern uns zusätzlich.“

Vom Glück, das zufällt

In den Songtexten von „BADAMS53“ befasst sich der gebürtige Südafrikaner stark mit Herkunft und Identität. So knüpft auch jeder Titel aus dem geplanten Album „Buttons“ an sein eigenes Leben an. An seinem Weg, der nie einfach und geradlinig war, der ihn aber zu dem passionierten Singersongwriter machte, der er heute ist und sein kann. Brendan erinnert sich: „An ein Studium war nach der Matura nicht zu denken. Es ging darum, endlich Geld zu verdienen, aber Jobs waren in Kapstadt Mangelware.“ Irgendwann habe ein Freund angerufen und ihm von einem neuen Pilotprogramm, unterstützt vom „Nelson Mandela Children‘s Fund“, erzählt. Nur 40 von rund 1500 jungen, talentierten Leuten aus der weniger privilegierten Kapstädter Schicht sollten genommen werden.

Brendan über jene Begebenheit, die sein Leben entscheidend prägen sollte: „Ein Freund fragte mich, ob ich ihn bei der Aufnahmeprüfung mit der Gitarre begleiten würde und so bin ich mitgegangen.“ Man ahnt, was kommt: „Nach der Darbietung meines Freundes haben sie mich gefragt, ob ich etwas vorsingen könnte und ob ich bereits Stücke komponiert habe.

Ich hatte dann gleich das Gefühl, dass sie mich aufnehmen wollten, da ich aber keine Daten hinterlassen habe, mussten sie bei meinem Freund um meine Telefonnummer anfragen.

Er hat gesagt, er gibt sie nur unter der Bedingung weiter, dass sie ihn auch nehmen.“ Brendan absolvierte das Programm und widmete sich in dieser Phase mit Leib und Seele der Musik. „Alle Teilnehmenden waren so wie ich: in schwierigen

Verhältnissen aufgewachsen, mit viel Gewalt in den Vierteln und wenig Chancen rauszukommen. Doch die Musik ermöglicht, das Licht zu sehen.“

Überlebenskünstler

Es folgten Jahre, in denen Brendan die Kunst hintanstellen musste. Mit Brotjobs als Klinkenputzer, Bartender oder Call-Center-Mitarbeiter an Orten wie London oder in den schottischen Highlands übte er sich als Überlebenskünstler.

Irgendwann landete er in der Schweiz. Und weil er in all der Zeit seiner Gitarre doch immer treu geblieben war und nie aufgehört hatte, zu komponieren, nahm er an einem sogenannten „Open Mic“ (Konzerte mit „offenem Mikrophon“) teil. Dort lernte er den Vorarlberger Schlagzeuger und Bezau-Beatz-Initiator Alfred Vogel kennen, mit dem er in Folge mehrere Jahre lang gemeinsam Musik machte. So kam der Kapstädter in den Bregenzerwald. Das war 2005. Seitdem ist er geblieben und als Singersongwriter, Gitarrist und Musikpädagoge unterwegs. Dem Nelson-Mandela-Stiftungsprojekt fühlt er sich bis heute verbunden: „Diese Zeit hat auch mein soziales Bewusstsein geschärft. Wenn unser aktuelles Album-Projekt erfolgreich verläuft, dann werden wir mit einem Teil davon benachteiligte Kinder in Kapstadt künstler­isch fördern.“

BADAMS 53

Die 53-Songs-Challenge zum Nachhören: www.badams53.com

„Buttons“: Das neue Album von Brendan Adams

Crowdfunding http://mit.einander.at/buttons Zusätzlich zur Platte gibt es ungewöhnliche Incentives zu erwerben: Angefangen vom kulinarischen Musikerlebnis in Schönenbach, von Take-Away-Menüs und Wohnzimmerkonzerten über Kräutermischungen, Handgestricktes und Kunstvolles bis hin zum eigens kreierten und live zugestellten „Song für dich“! Ein Teil der Einnahmen geht an den Verein „Just Do It“ zur Unterstützung von Kindern in Südafrika.

Engagements

Brendan Adams kann für Veranstaltungen als Solokünstler engagiert werden. Kontakt: info@badams53.com. Er ist außerdem Mitglied der Partyband „Pastis“: www.pastisband.com

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Mittendrin in V

Literat 105 im Franz Michael Felder Archiv Fatih Özçelik, Kulturvermittler im vorarlberg museum, spricht über seine Kindheit, sein Projekt „Kundeyt Şurdum“ und seinen ersten Liebesbrief. Eine Geschichte vom Zuhören, Schreiben und sich selber Erkennen.

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Text: Daniel Furxer, Fotos: Daniel Furxer, vorarlberg museum

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ls ich 16 Jahre alt war, half mir mein Vater, ein Liebesgedicht zu schreiben. Ich war damals sehr verliebt in ein Mädchen.

So begann meine Liebe zu Poesie.“ Fatih Özçelik, heute 42 Jahre alt, erinnert sich zurück an seine Kindheit. Geboren und aufgewachsen in Dornbirn, wohnte er mit seiner Familie in einer Einzimmerwohnung, Bad und Toiletten waren am Gang.

Sein Vater arbeitete bei F.M. Hämmerele, seine Mutter bei der Textilfirma Madrisa. „Da wir mitten in der Stadt wohnten, war ich in der Volksschule Edlach das einzige türkische Kind in meiner Klasse. Natürlich wurde ich immer wieder geärgert, aber Mobbing war es nicht“, so Özçelik. „Mein Vater hat es als seine Aufgabe gesehen, mir seine Kultur zu vermitteln, er hat aber immer gesagt: ‚Was du damit machst ist deine Sache‘.“ Mit sechs Jahren ist seine Familie umgezogen, ab dann hatte jeder sein eigenes Zimmer. Ich hatte eine glückliche Kindheit und liebevolle Eltern, die mich getragen haben.“ An Elmar und Angelika Diem-Türtscher erinnert er sich gut, bei den Inhabern des Altwarengeschäfts Ventilator hat er viel Zeit verbracht. Sie haben zusammen Weihnachten und Ostern gefeiert. „Elmar wusste zu allem eine Geschichte und so wurde mir das Leben schon früh vertraut“, so Fatih.

Mit 16 Jahren fand er eine Kiste mit Gedichten seines Vaters, aus den Jahren 1973-1975. „Gastarbeiterliteratur würde man das heute nennen.

Er erzählte über sein Leben in Vorarlberg, über die Arbeit und er schrieb auch wunderschöne Liebesgedichte.“ Fatihs Neugier zur Literatur war endgültig geweckt.

Fatih ist sich sicher: Wäre er mit 18 nicht nach Innsbruck gezogen, sein Leben hätte einen anderen Verlauf genommen. „Mich zog es immer schon hinaus, ich war neugierig und wollte etwas Neues erleben. Zurück in Vorarlberg war ich geschockt, wie sich die Leute verhalten.

Ich hatte damals eine Freundin im Montafon. Aber der Vater war strikt dagegen, dass wir zusammenbleiben. Mein erster Gedanke war: ‚Ich muss weg von hier‘. Aber dann kam der Impuls: ‚Nein du bleibst jetzt hier!‘ Ich habe gelernt, damit umzugehen.“

Die Leidenschaft für Poesie

In den 1980er Jahren gab es in Vorarlberg noch kein Satellitenfernsehen.

Die türkische Zeitung holte sich der Vater vom Kiosk. „Für uns war es

#55 | Dezember 2020 Links: Kundeyt Şurdum Rechts: Gesprächssessions im vorarlberg museum

als Kinder wie ein Wunder, dass wir im ORF Radio eine magische Stimme hörten, die zu uns auf Türkisch sprach. Ich beneidete Menschen, die so gut Türkisch können. In seiner Sprache lag so viel Melodie.“ Kundeyt Şurdum hatte beim ORF eine wöchentliche Radio-Sendung, in der er über Arbeitsrecht, Versicherung und Themen des Alltags sprach. „Von Abrek, Kundeyts Sohn, weiß ich, dass er das tat, damit er sein Geld verdienen konnte. Er war Lehrer für türkische Sprache, Dolmetscher und Mitarbeiter des IfS. Keine Frage, er hat sich enorm für seine Landsleute eingesetzt und viele nennen ihn einen Brückenbauer zwischen den Kultur­en. Seine Leidenschaft war jedoch die Poesie. Er hat sich immer als Autor verstanden.“ Kundeyt Şurdum ist 1937 in Konya geboren, seine Eltern waren Tscherkessen. In Istanbul besuchte er das St. Georg Kolleg, eine österreichische Schule, und studierte in der Folge – ebenfalls in Istanbul – Deutsche Philologie. 1971 kam er mit seiner Frau Ayşe nach Vorarlberg. Mit seinem Lyrikband „Unter einem geliehenen Himmel“ (Piper Verlag) erhielt er 1996 den Johann Peter Hebel Preis des Landes Baden-Württemberg. 2003 wurde Şurdum das Große Verdienstzeichen des Landes Vorarlberg verliehen. Er war gut in der Vorarlberger Literaturszene vernetzt und las in den 1970er Jahren gemeinsam mit Michael Köhlmeier und Ulrike Längle bei den Bregenzer Randspielen (gegründet von Nolde Luger).

Sein Traum: Er wollte, wie Michael Köhlmeier, von der Liter­ atur leben. Seine Lyrik handelt vom Lieben, aber auch vom Einsam-Sein in der Fremde. Poetisch orientiert er sich oft an der türkischen Mythologie, die Berge und das Meer sind Referenzpunkte, die sowohl in Vorarlberg als auch in der Türkei gelten.

„Er konnte sehr gut zuhören“

Es gab eine Gruppe Jugendlicher, die sich regelmäßig mit Kundeyt traf. „Die Gruppe war in Feldkirch und darum war ich nicht so oft dort. Aber ich habe ein paar wenige, schöne Begegnungen in Erinnerung“, so Fatih. „Naide Tütün hat Leute im Bus angesprochen, ob sie bei der Gruppe dabei sein wollen. So haben viele Kundeyt kennengelernt.“ Aus der Erzählung von Fatih merkt man, Kundeyt war ein besonderer Mensch, ein Mensch mit Charisma, ein Menschenfreund. „Kundeyt konnte sehr gut zuhören, und er hat uns verstanden. Wenn dir jemand zuhört, das macht etwas mit dir, das

stärkt dein Selbstvertrauen. Er war kein Brückenbauer, er war selbst die Brücke.“ Fatih Özçelik wollte ein Interview mit ihm führen, seine Geschichte dokumentieren, aber er lehnte das ab: „‚Ich bin nicht so wichtig, warum willst du ein Interview mit mir machen? Lass uns doch lieber über Poesie reden!‘ An das kann ich mich gut erinnern.“ Nach dem Tod von Kundeyt Şurdum 2016 kam bei Özçelik sehr schnell der Wunsch auf, seinen literarischen Nachlass zu sichern. 2017 entstand gemeinsam mit dem ORF rund um seinen 1. Todestag ein literarischer Gedenkabend im vorarlberg museum. Hubert Dragaschnig las aus dem Werk Şurdums.

Diesen Sommer trafen sich im vorarlberg museum Weggefährten Şurdums aus der Zeit des ORF, des IfS und Schül­er*innen von Kundeyt zu mehreren wissenschaftlich begleiteten Gesprächsrunden. Es galt, den „Nachlass“ zu sichten.

Das Motto dieser Treffen war „Kein Leben geht spurlos vorbei“ (angelehnt an seinen Gedichtband „Kein Tag geht spurlos vorbei“). Das Motto stammt von Christina Jacoby, die das Projekt „Kundeyt Şurdum“ begeleitet und strukturiert. Für Juli 2022 ist eine Ausstellung im vorarlberg museum geplant, die sich mit dem Menschen und dem Literaten Kundeyt Şurdum befasst.

Was bleibt: Neben vielen Büchern, alten VHS-Kassetten, Musikkassetten, dem alten Apple und der Schreibmaschine vor allem: Liebesbriefe, unvollendete Gedichte, Aufzeichnungen, Notizen. Diese schriftlichen Dokumente sind nun im Franz Michael Felder Archiv erfasst. Kundeyt Şurdum ist „Autor Nr. 105“. Er ist damit aber keine bloße Nummer, sondern er hat einen fixen Platz in der Vorarlberger Literatur.

Was bleibt: Der Mensch Kundeyt, der mit seinen Worten eine ganze Generation von Menschen inspiriert hat. Sein literarisches Werk mag nicht so bekannt sein, aber dieser Aufgabe haben sich Fatih Özçelik und Claudio Bechter vom Franz Michel Felder Archiv verschrieben: Das Andenken an den Menschen und an seine Literatur zu würdigen und am Leben zu erhalten.

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Wertschätzung wirkt Wunder

Kann etwas so „Einfaches“ wie Wertschätzung tatsächlich Wunder bewirken? Wir alle haben schon erfahren, wie wohl uns Wertschätzung tut. Wertschätzung berührt uns tief in unserem Inneren und beflügelt unsere Seele. Wertschätzung führt aber auch zu nachhaltigen Verhaltensänderungen bei Kindern und Jugendlichen. Das wird an einer Volksschule und einer sozialpädagogischen Einrichtung aufgezeigt.

Text: Eva Maria Waibel

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Das Elisabethstift in Berlin Als dort im Jahre 2006 die Existenzielle Pädagogik eingeführt wurde, überlegten die dortigen Erziehenden, mit welchen Elementen dieser Pädagogik sie beginnen sollten. Sie entschieden sich für die Wertschätzung. Nicht mit Worten, sondern mit ihrer Haltung wollten sie die ihnen anvertrauten Kinder wertschätzen.

Kinder und Jugendliche in sozialpädagogischen Einrichtungen tragen oftmals einen schweren Rucksack mit sich und zeigen immer wieder herausforderndes Verhalten. Dies macht es oft schwierig, den Kindern wertschätzend zu begegnen. Gerade deshalb beschlossen die Erziehenden des Elisabethstifts nun auf der Grundlage dieser Pädagogik, zwischen der Person und deren Verhalten zu unterscheiden. Das heißt, sie brachten den Kindern unter allen Umständen Wertschätzung entgegen, auch wenn das Verhalten alles andere als angemessen war. Nach wenigen Tagen ging die Zahl der Eskalationen zurück. Zudem waren diese weniger ausufernd. Nach vierzehn Tagen kam ein Nachbar auf eine Erzieherin zu und fragte, was denn auf dem Gelände los sei, es sei alles so viel ruhiger geworden...

Mit Wertschätzung und der Existenziellen Pädagogik begann die Erfolgsgeschichte am Elisabethstift, die in der Folge zu zwei Schulgründungen, einer Volks- und einer Oberschule führte.

Ein Gymnasium befindet sich derzeit in Planung. Der Leiter des Elisabethstifts, Helmut Wegner, meint: „Wenn es uns gelingt, die Kinder als unendlich wertvoll zu begreifen, wenn wir unsere Liebe zu ihnen nicht von ihrem Betragen abhängig machen, dann führt das zu einer steigenden Motivation und zu mehr Selbstwert.“ Für ihn ist die Existenzielle Pädagogik daher nicht nur eine Pädagogik, sondern eine Grundhaltung, die in alle Lebensbereiche hineinwirkt. Am Elisabethstift führte deren Einführung auch zu einem veränderten Betriebsklima mit einer hohen Wertschätzungskultur unter den Mitarbeitenden und zu weniger Krankenständen. Hierzu Helmut Wegner: „Wir wenden hier die gleiche Haltung Mitarbeitenden gegenüber an wie Erziehende gegenüber Kindern, weil wir dazu beitragen wollen, dass Mitarbeitende ihr Potenzial entfalten und sich entwickeln können.“ In mehreren wissenschaftlichen Untersuchungen wurde festgestellt, dass sich die Kinder und Jugendlichen nun wohler in der Einrichtung und mehr von den Erziehenden angenommen fühlten. Zusammenfassend nochmals Helmut Wegner: „Wir sind dann erfolgreich, wenn wir Kindern und Jugendlichen Türen zu Räumen öffnen können, in denen sie ihre unschätzbar wertvolle Einzigartigkeit entdecken, in denen sie Kraft schöpfen, um Ziele zu verfolgen.“

Diese Grundhaltung führte dazu, dass heute vermehrt besonders herausfordernde Kinder und Jugendliche im Elisabethstift betreut werden können. Gleichzeitig klagen die Erziehenden nicht etwa über eine erhöhte Arbeitsbelastung, sondern geben mehrheitlich an, dass ihr Arbeitsdruck geringer geworden sei und ihnen die Arbeit mehr Freude mache.

Ein Artikel über die Einführung der Existenziellen Pädagogik am Elisabethstift findet sich im gerade neu erschienenen Sammelband „Wertschätzung wirkt Wunder“ des Beltz Verlags.

Die Volksschule in Itter (Tirol) Damit kein Missverständnis entsteht: Wertschätzung ist kein Instrument, das auf Knopfdruck eingesetzt werden kann. Sie muss gelebt werden und auf einer echten, authentischen Haltung dem anderen gegenüber beruhen. Wirksam wird sie, wenn sie den ganzen Menschen in den Blick nimmt, wie dies in der Volksschule Itter geschieht. Dort werden die Kinder in ihrer Person, in ihrer Potenzialität und in ihrem Bemühen zu lernen, ganz ernst genommen und wertgeschätzt. Die Kinder lernen selbsttätig und

Authentische Wertschätzung fördert die Motivation und stärkt den Selbstwert von Kindern.

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#55 | Dezember 2020

selbstständig, immer aber in enger Rückbindung an die Lehrperson. Ihr Lernen und nicht das Lehren steht im Mittelpunkt. Haben die Kinder eine Aufgabe erledigt, wird diese der Lehrperson gezeigt. Aber nicht die Lehrperson beurteilt, sondern die Kinder werden dazu angehalten, ihre Arbeit selbst einzuschätzen. Das wird mit etwa folgenden Fragen angeleitet: Was ist dir gelungen?

Warum? Was ist dir weniger gelungen? Warum? Welche Fortschritte hast du gemacht? Woran siehst du das? Wie würdest du deine Leistung einschätzen? Warum? Wurde eine Arbeit in diesem Sinne abgeschlossen, folgt der Auftakt für eine neue Aufgabe: Was möchtest du als nächstes machen? Was ist dir wichtig?

Wozu? Was brauchst du, um die neue Arbeit gut bewältigen zu können? Wer oder was könnte dir dabei helfen?

Diese Fragen ermöglichen dem Kind, von seinem aktuellen Lernstand auszugehen und sich selbst bestmöglich weiter zu entwickeln. Sie ermutigen das Kind, seine Arbeit selbst realistisch zu beurteilen, (auch kleine) Lernfortschritte zu erkennen und an den eigenen Ressourcen anzudocken. Dadurch lernt das Kind sich selbst wertzuschätzen, aber auch sein Können selbst angemessen einzuschätzen. Denn es erlebt sich in seiner Person angefragt und zu personaler Stellungnahme herausgefordert. Es lernt damit auf der Grundlage von Wahlmöglichkeiten, in Entschiedenheit und eigener Verantwortung. Dies führt zu einer hohen Lernmotivation, zu entsprechenden Leistungen und letztlich zu einem hohen und stabilen Selbstwert.

Diese Art des Unterrichts ist im Buch „Motivierte Kinder – authentische Lehrpersonen. Einblicke in den Existenziellen Unterricht“ von Andreas Wurzrainer und Eva Maria Waibel beschrieben, erschienen im Beltz Verlag.

Verbreitung der Existenziellen Pädagogik Die Schule ist für jede und jeden von uns über eine lange Zeit ein zentraler Lebensraum, in dem viele prägende Erfahrungen gemacht werden. Deshalb ist es umso wichtiger, dass dieser Raum nicht nur ein Ort der Funktionalität, sondern auch ein Ort der wertschätzenden Begegnung ist, wo Kinder und Jugendliche ihre Persönlichkeit stärken und existenziell bedeutsame Erfahrungen machen können. Dieses Kernanliegen der Existenziellen Pädagogik wird vom Institut für Existenzielle Pädagogik SELBST.WERT. SINN und der Weitblickgesellschaft in eigenen sowie gemeinsamen Projekten auf unterschiedlichen Ebenen gefördert (siehe Infobox). Neben Fortbildungen in Existenzieller Pädagogik für alle Zielgruppen werden auf Anfrage auch maßgeschneiderte Angebote für Schulen, Kinderdörfer, Sozialpädagogische und Bildungseinrichtungen angeboten.

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Fort- und Weiterbildungen zur Existenziellen Pädagogik in Vorarlberg (Termine jeweils vorbehaltlich der Durchführung): Pädagogische Hochschule Vorarlberg: • Lehrgang „Personale Schulentwicklung“ für Schulleitungspersonen: läuft bereits • Lehrgang „Authentisch lehren – Begegnung ermöglichen“: läuft bereits, nächster Durchgang ab September 2021 • Modulreihe „Existenzielle Pädagogik“: läuft bereits, nächster Durchgang ab September 2021 • Fortbildung „Mut zu sich selbst. Vertiefungsseminar zur Existenziellen Pädagogik“ 11./12. Juni 2021 • Kinder ermutigen und durchs Leben begleiten: 27. März 2021, 09:00 - 16:00 Uhr Bildungshaus Batschuns: • Workshop-Reihe zur Existenziellen Pädagogik am 21.

Jänner, 26. Februar, 26. März 2021, jeweils 15:00-18:00 Uhr Weitere Informationen finden Sie unter www.existenzielle-paedagogik.at sowie unter https://mitweitblick.org

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Gefördert durch die Weitblick GmbH

mitweitblick gesellschaft bewegen www.mitweitblick.org

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Mittendrin in V

Von Daniel Mutschlechner, probelokal.com

Den Apfelpunsch in der marie genießt man am besten aus einer Tasse mit sportpolitischen Botschaften…

Unfreiwillig stille Nächte Zimt-Popcorn und Apfelpunsch

Zutaten

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Zimt-Popcorn • 2 Esslöffel Bratöl • 20 Gramm Butter • 120 Gramm Popcorn-Mais • 1 Teelöffel Zimt • 1 Päckchen Vanillezucker • 1 ordentlicher Esslöffel Staubzucker • abgeriebene Schale einer halben Orange Apfelpunsch • 1 Liter direkt gepresster, naturtrüber Apfelsaft (nur kein Konzentrat!)

• 2 Zimtstangen • 2 Wacholderbeeren • 2 Nelken • 2 Sternanis • 2 Streifen Orangenschale • evtl. ein Schuss Calvados und/oder Rum

Heuer stehen die Chancen auf entschleunigte Dezember-Nächte gar nicht so schlech t. Schließlich wird uns die Stille verordnet. Das ist bitt er, wenn ich an unsere Unternehmen und Arbeitsplä tze denke – an das viele Geld, das an Internet-Lieferant en überwiesen wird und nicht im Geschäft nebenan lan det. Auch die Krippenspiele und Gesänge der Schulk inder werden mir fehlen, die „Stille Nacht“ mit festlichem Chor und Bläsern.

Doch nichts ist so schlecht, das s es nicht auch für irgendetwas gut wäre. Genüsslich zieh e ich dieser Tage etwa zum Advent-Spaziergang los.

Ich schlendere über die leeren Plätze und vermisse die Punschhütten und Plastik-Elche genauso wenig wie die fliegenden Glühweintassen oder die dröhnenden Weihnachts-Schlager aus den Lautsprechern. Ein ruhiger Advent!

Durchgefroren kehre ich von den nasskalten Straßen in die warme Stube zurück, wo ein heißer Apfelpunsch und knuspriges Zimt-Popcorn auf mich wartet. Wenn dann noch das Kamin knistert und die Trompeten auf Calexicos neuem Weihnachts-Album einsetzen (siehe Musiktipp), dann sind die Sorgen von 2020 fast wie weggeblasen. Weihnachten kommt ger ade recht. Fast wie ein Rettungsring.

Zubereitung: Für den Punsch den Apfelsaft mit den Gewürzen erhitzen, einige Minuten ziehen lassen, abseihen und genießen. Erwachsene dürfen mit einem kleinen Schuss Calvados und/oder etwas Rum verfeinern.

Für das Popcorn in einem breiten Topf bei mittlerer bis hoher Temperatur das Öl und die Butter erhitzen, den Mais hineinrieseln lassen, den Deckel auflegen und kurz warten, bis die Körner aufspringen – das knallt so schön, dass es heuer gar kein Silvester-Feuerwerk braucht!

Immer wieder vorsichtig rütteln. Wenn Ruhe im Topf einkehrt, von der Hitze nehmen und das warme Popcorn in einer Schüssel mit den Gewürzen mischen.

Musiktipp: Das Jahr schien verloren – doch dann veröffentlicht die wunderbare Band „Calexico“ ein Weihnachtsalbum und sorgt für einen kleinen Lichtblick. „Seasonal Shift“ erscheint am 4. Dezember. Weitere Rezeptgeschichten und Musiktipps für einen würdevollen Dezember in der eigenen Stube finden Sie auf www.probelokal.com

#55 | Dezember 2020

Weihnachten – eine subversive Botschaft Text: Daniela Egger, Fotos: Daniela Egger und Josef Wirthensohn

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Erich Baldauf, Pfarrer in Hard und Mitbegründer des Bibellabors, sieht in den Texten des Alten Testaments auch heute noch die Sprengkraft, die sie damals besaßen – nämlich den Aufstand gegen das Establishment.

as Bild des Hirten im Ersten Testament wirkt in unsere Advents- und Weihnachtszeit nach, wie Pfarrer Erich Baldauf betont. Er hat sich im Rahmen des Bibellabors aufgemacht, die alten Texte für unsere Gegenwart zu interpretieren. Das ist durchaus interessant, denn dass die Sprache des Alten Testaments für uns kaum lesbar ist, liegt nicht an mangelnder Bildung, so Baldauf. Sie war von Anfang an verschlüsselt und nur für Eingeweihte zu verstehen, denn ihr Inhalt war subversiv und besaß Sprengkraft. Ein Großteil der Menschen des ersten Jahrhunderts lebte in Armut und war oft der Gewalt ausgesetzt. Weder der römische Kaiser Augustus noch die Priesterschaft in Jerusalem wurden ihrer Aufgabe als verantwortungsvolle Führende gerecht. König Herodes, der in der Zeit von Jesus Geburt herrschte, war der Inbegriff eines krankhaften Despoten. Seine Angst vor Machtverlust und seine Mordlust waren legendär. In dieser Zeit wurde die Botschaft von der Geburt eines besonderen Menschen verkündet, und zwar zuerst den Hirten. Sie waren die Outlaws, weil sie den gängigen religiösen Praktiken nicht folgen konnten – etwa am Shabbat maximal 1000 Schritte zu gehen. Das ließ sich mit ihrem Job nicht vereinbaren. Dass ausgerechnet ihnen die Ankunft eines Messias verkündet wurde, kann als Affront gegen die damals herrschende Priesterklasse gedeutet werden. Gleich danach erfuhren die Sterndeuter aus dem Morgenland davon, also Heiden, Ungläubige.

Erich Baldauf stellt Deutungen zu den biblischen Texten auf www.bibellabor zur Diskussion.

Fatale Volksabstimmung

Ursprünglich war das Volk Israel dagegen, einen König zu installieren, sie sahen Gott als ihren König an. Aber dann mehrten sich die Stimmen unter ihnen, die wie andere Völker sein wollten. Ein König versprach mehr Einfluss und Macht. Es entbrannten heiße Diskussionen, denn Herrscher leben auf Kosten des Volkes, brauchen Soldaten und Steuern, verheizen die Söhne der Familien im Krieg. Die Hirten dagegen dienen ihrem Volk, sie kümmern sich um deren Bedürfnisse, haben das Wohl aller im Blick und stellen eigene Wünsche zurück.

Am Ende entschied eine Volksabstimmung – man versprach sich mehr Macht und Einfluss mit einem Thron – und kurz darauf traten die Dinge ein, die der Prophet Jotam vorausgesagt hatte. Das Volk wurde zum Untergebenen degradiert. „Die ganze Weihnachtsbotschaft war und ist auch heute eine Anfrage an das Establishment, eine Anfrage an das Gottesverständnis. Gott spricht zu Hirten und er ist selbst der Hirte schlechthin. Wollen wir Hirten sein oder wollen wir einem Thron dienen?“, erläutert Baldauf und verweist auf die Sonntagsdemos und Mahnwachen (siehe S. 8), die aktuell wieder stattfinden, um an die Not der Menschen auf der Flucht zu erinnern. „Man kann dieser Frage nicht ausweichen, Gott kommt uns in denen entgegnen, die im Gefängnis sitzen, die Hunger haben, die obdachlos sind. Ich gehe davon aus, dass Gott mit jedem Menschen seine ganz besondere Geschichte hat – ob der sich gläubig nennt, oder nicht, das ist egal.“

In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr (Lk 2,8-11).

Fotocredit: Josef Wirthensohn

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WARUM SIND WIR IM WINTER ÖFTER KRANK? Winterzeit ist Erkältungszeit. Warum das so ist und was es mit Entzündungsreaktionen, Jahreszeiten und unserem Immunsystem auf sich hat, erklärt Dr. Andreas Perle.

1) Warum werden viele von uns im Herbst oder zu Winterbeginn krank?

Der Grund dafür ist ein vermehrter Aufenthalt in Innenräumen, die beheizt sind. Die Luft ist im beheizten Innenraum nämlich sehr trocken. Das belastet Schleimhäute im oberen Respirationstrakt und trocknet sie aus. Die Barriere für Krankheitserreger ist somit geschwächt. Generell finden Viren bei nasskaltem Wetter bessere Überlebensmöglichkeiten vor. Die Folge sind vermehrte Entzündungsreaktionen durch Viren und Bakterien, die die Schleimhautbarrieren des Hals-NasenOhren-Systems überwinden.

2) Wie wehrt unser Immunsystem Viren und andere Krankheitserreger ab?

Durch die Produktion von speziellen Immunzellen und Antikörpern.

3) Warum werden Kinder häufiger krank als Erwachsene?

Das Immunsystem von Kindern hat noch nicht gelernt, gegen die zahlreichen Krankheitserreger unserer Umwelt vorzugehen. Es ist noch nicht „immunkompetent“.

4) Was empfehlen Sie unseren LeserInnen, um sich für den Winter zu rüsten?

Ich empfehle, eine ganzjährig ausgeglichene Ernährung, mäßigen Alkoholkonsum, nicht zu rauchen, viel Bewegung (eine Stunde täglich), wenig Stress und eine Impfung gegen Influenza (Grippe) sowie kein Händeschütteln und oft die Hände zu waschen.

Dr. Andreas Perle ist Praktischer Arzt und behandelt seit 32 Jahren Patienten in seiner Ordination in Dornbirn.

Glossar:

Respirationstrakt (auch Atemtrakt/Atmungsapparat): gesamtes System der für die Atmung zuständigen Organe (Nase und Nasennebenhöhlen, Rachen, Kehlkopf, Luftröhre, Bronchien und Lungenbläschen) Krankheitserreger (auch „Keime“): Mikroorganismen (Bakterien, Algen, Pilze) und subzelluläre, das heißt nicht selbstständig lebensfähige Erreger (z.B. Viren) Virus: kleiner als eine Zelle, wichtige Zellbestandteile fehlen, sodass er auf Wirtszellen angewiesen ist, um sich zu vermehren; besitzt keinen eigenen Stoffwechsel und trägt nur die Erbinformation (DNS oder RNS) in sich DNS (Desoxyribonukleinsäure, meist „DNA“): trägt Erbinformation; ihre Bausteine sind vier verschiedene Moleküle („Nukleotide“), die sich in den vier Basen Adenin (A), Thymin (T), Guanin (G) und Cytosin (C) unterscheiden

Transkription: Prozess, in dem die Information aus der DNS in RNS umgewandelt wird RNS (Ribonukleinsäure, meist „RNA“); dient der Herstellung von Proteinen Translation: Prozess, in dem aus der RNS Aminosäuresequenzen (zur Herstellung von Proteinen) übersetzt werden Immunzellen (auch als Leukozyten, weiße Blutzellen oder weiße Blutkörperchen bezeichnet): befinden sich im Blut, im Knochenmark und in Organen des Lymphsystems; es werden verschiedene Typen von Immunzellen unterschieden

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Antikörper (auch als Immunglobuline bezeichnet): Proteine, die als spezifische Reaktion auf bestimmte Stoffe gebildet werden; werden von weißen Blutzellen gebildet

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#55 | Dezember 2020

ifs Regionale Sozialberatung Sie haben Probleme, Fragen, suchen Orientierung und wünschen sich ein klärendes Gespräch?

Die regionalen Sozialberatungsstellen des ifs sind zentrale Anlaufstellen für alle Menschen in Vorarlberg, die psychosoziale Probleme oder Fragen zur Existenzsicherung haben. Wir widmen uns Ihren konkreten, aber auch den noch unklaren Anliegen, bieten Unterstützung bei der Klärung sowie Beratung.

Wir helfen Ihnen in Krisensituationen.

Unsere Beratungsstellen sind geöffnet. Wir bitten Sie jedoch um vorherige telefonische Terminvereinbarung.

Einfach Stehpult und Hocker sind bei KLEIDHEIT in Hohenems zu Besuch.

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ifs Sozialberatungsstellen Öffnungszeiten Bludenz, Bregenz, Dornbirn, Feldkirch Mo – Fr 8 – 12 | Mo, Mi 13 – 19 | Di, Do 13 - 17 Uhr Freitagnachmittag nach Vereinbarung Bludenz Innovationszentrum Klarenbrunnstr. 12 Tel. 05 1755-560 Bregenz St.-Anna-Straße 2 Tel. 05 1755-510 Bregenzerwald Mo – Fr 9 – 11 Uhr Impulszentrum | Egg Gerbe 1135 Tel. 05 1755-520

Dornbirn Kirchgasse 4b Tel. 05 1755-530 Feldkirch Ganahl-Areal, Schießstätte 14 Tel. 05 1755-550 Hohenems Mo – Fr 8 – 12 Uhr F.-M.-Felder-Str. 6 Tel. 05 1755-540

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Wir gratulieren der marie zum 5. Geburtstag.

AUF EUCH !

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#55 | Dezember 2020

Lösen Sie es in 60 Sekunden Beginnen Sie die Kopfrechnung mit der Zahl im Feld ganz links. Rechnen Sie von links nach rechts – Kästchen für Kästchen. Die Lösung im leeren Feld rechts eintragen. Jede Rechnung unabhängig von der Schwierigkeit sollte in weniger als 60 Sekunden gelöst werden. Keinen Taschenrechner verwenden!

Lösung

Für Anfänger

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+12

×3

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Für Fortgeschrittene

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×8

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÷4

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zum Quadrat Lösung

Für Genies

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÷12

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zum Quadrat

÷4

+13

+3/4

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der Summe

zum Quadrat Lösungen auf Seite 43

S C HAC H - E C K E Uros Nisavic (Lustenau) Markus Schmücker (Trofaiach-Niklasdorf) ÖM U14, St. Veit an der Glan 2016 1

Benjamin Kienböck (Hohenems) Quentin Nicolas (Cergy) Chess Festival, Saint-Lô 2017 2

Wie gewinnt Weiß am Zug einen spielentscheidenden Bauern?

Daniel Erwin-Casero (Dornbirn) David Graf (Dornbirn) ÖM U14, St. Veit an der Glan 2016

Wie nützt Weiß am Zug die unsichere schwarze Königsstellung aus?

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Wie erreicht Weiß am Zug eine Gewinnstellung?

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Wir sind für Sie da.

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Lösungen auf Seite 43

Mittendrin in V

Straßenzeitungen und andere Kampftechniken

Zivilgesellschaftliche Impulse haben immer schon die Gesellschaft mitgeformt.

Auch eine Straßenzeitung gehört zu einem wichtigen Instrument, um die Stimmenvielfalt hörbar zu machen und gegen die Spaltung der Gesellschaft anzugehen. Der in Hamburg geborene Soziologe und Autor Reimer Gronemeyer im Interview über vulnerable Gruppen und die Fragen unserer Zeit.

Interview: Daniela Egger, Foto: Wolfgang Polkowski

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Welches sind aus Ihrer Sicht die vul- In meiner Straße wird gerade ein Glasfaserkabel verlegt. Damit wir Anwohner besser streanerablen Gruppen der Gesellschaft? men können. Es ist ein kalter, nebliger Novembertag. Ich sehe die orangefarbenen Warnwesten der Arbeiter. Ich sehe sie von meinem Schreibtisch aus. Ich sitze im Warmen. Es sind ‚People of Colour‘ wie man heute vornehm sagt. Schwarze, braune Gesichter. Gesichter aus Afrika und aus Syrien. Rumänische Arbeiter sind auch dabei. Ich höre vom Nachbarn, dass sie sehr schlechte Arbeitsverträge und Arbeitsbedingungen haben. Wenn ich im ICE sitze, was im Augenblick allerdings seltener vorkommt, läuft an meinem Sitz garantiert ein Afrikaner vorbei, der die WCs reinigt. Und meine italienische Nachbarsfamilie hat zwei rumänische Pflegerinnen im Wechsel, die die demente Großmutter versorgen. Es ist nicht schwer, die vulnerablen Gruppen der Gesellschaft zu sehen. Bettler, Obdachlose, Geflüchtete, Arbeitslose, psychisch Kranke, Pflegebedürftige, Menschen mit Demenz, Menschen mit Behinderung. Und die Aufzählung ist noch lange nicht vollständig. Es sind vor allem diejenigen, die den Ansprüchen der radikalen Leistungsgesellschaft nicht entsprechen oder die, die außerhalb der Wohlstandsgesellschaft geboren sind und jetzt hier ankommen.

Werden deren Interessen in Europa Das reiche Europa igelt sich ein. Arm und Reich fallen überall immer weiter auseinander. angemessen berücksichtigt, wenn Die Reichen haben die Armen längst aufgegeben. Auch um unseren eigenen moralischen man das Gesamte betrachtet? Überlebenswillen brauchen wir eine Umkehr, einen Neuansatz, der die Schwachen wahrnimmt, sie stützt und sie respektiert.

Sie sind ein kritischer Beobachter von gesellschaftlichen Entwicklungen – halten Sie eine Straßenzeitung für ein reines Spendengefäß oder kann das noch mehr?

Ich beobachte mich. Sehe mich an einem Novembertag auf dem Bahnhof. Hände in den Taschen. Dann kommt da jemand mit der Straßenzeitung. Ich weiß, dass das immer eine interessante Lektüre ist. Aber ich scheue mich, jetzt meine Hände aus der Tasche zu nehmen und nach Geld zu suchen. Ich schäme mich. Manchmal schaue ich weg, manchmal überwinde ich mich. Und werde immer durch die Lektüre belohnt. Ist das eine Spende?

Angesichts der Konzentration der Presse in immer weniger Medienanstalten: Was könnte schöner und wichtiger sein, als die Stimme von Leuten zu hören, die draußen sind? Je eintöniger die offizielle Presse wird, desto attraktiver die Stimme der Außenseiter. Ich habe eigentlich den Eindruck, dass sie viel Zukunft haben, diese Blätter von der Straßenecke. Die Zahl der Außenseiter, der Gescheiterten, der Randfiguren nimmt zu. Was könnte wichtiger sein als auf ihre Stimme zu hören?

#55 | Dezember 2020

Mehr über Reimer Gronemeyer: https://reimergronemeyer.de/

Letzte Publikationenen:

Der Niedergang der Kirchen Claudius Verlag GmbH, 10/2020 ISBN-13: 9783532628522 Tugend Über das, was uns Halt gibt ISBN 978-3-89684-269-5 Die Weisheit der Alten. Sieben Schätze für die Zukunft.

Freiburg i.B. 2018 Herder Verlag i.E. Alt werden ist das Schönste und Dümmste was einem passieren kann ISBN 978-3-89684-160-5

Welche Bedeutung haben zivilgesellschaftliche Initiativen heute?

Corona hat an vielen Orten ehrenamtliches Engagement erstickt. Auch zivilgesellschaftliche Initiativen sind dem Lockdown zum Opfer gefallen. Die Stimme von Greta Thunberg war monatelang wie weggewischt. Die Beschränkung der Grundrechte, die wir erleben, darf nicht das Ende zivilgesellschaftlicher Initiativen einläuten. Angesichts der Phantasielosigkeit und Kurzatmigkeit offizieller Politik brauchen wir zivilgesellschaftliche Initiativen, die wie Pilze aus dem Boden schießen und Druck ausüben. Weniger Autoverkehr. Keine grausame Massentierhaltung. Kampf gegen das Artensterben.

Bezahlbaren Wohnraum und so weiter und so weiter.

Kamen solche Impulse auch früher schon in dieser Dichte aus der Gesellschaft oder haben die sich verstärkt?

Unglaublich der Mut vieler junger Leute, mit dem sie sich der Endlagerung von nuklearem Müll widersetzen, auf Bäumen wohnen, die abgeholzt werden sollen. Ich habe das Aufblühen von Bürgerinitiativen in den sechziger Jahren erlebt. Heute brodelt es an allen Ecken und Enden. Je größer die Bedrohungen werden, desto mehr Widerstand wird es geben. Die satten Jahre sind vorbei. Die Wohlstandsgesellschaft bröckelt. Immer mehr Menschen spüren, dass nicht Konkurrenz, sondern Solidarität das Rettende ist.

Worauf sollte die Politik achten und warum tut sie es nicht?

Manchmal könnte man verzweifeln. Wie sich reaktionäre Kräfte gegen ein Lieferkettengesetz wehren. Dabei verdienen Textilarbeiterinnen in Äthiopien gerade mal 30 Euro im Monat, damit ein T-Shirt bei uns 5 Euro kosten kann. Immer wieder siegen Lobbyisten gegen fundamentale Gebote der Menschlichkeit.

Was können wir Sitzen wir nicht auf den Trümmern der alten, gierigen, rückdenn erhoffen? sichtslosen Gesellschaft?

Ich hoffe auf einen Neuanfang: Empfindsam und tatkräftig auf die drohende Klimakatastrophe reagieren. Die Ellbogengesellschaft überwinden zugunsten einer wärmenden, solidarischen Gemeinschaft. Zufluchtsstätten für Klimaflüchtlinge schaffen, Schutz für die Schwachen. Vielleicht brauchen wir ein globales Hospiz? Wer soll jenen Milliarden Trost spenden, die in den kommenden Jahrzehnten wahrscheinlich Not, Flucht, Zusammenbruch erleben werden? Es ist etwas, was nicht von oben kommen kann, sondern nur als Initiative von unten.

LÖSUNGEN

Schachecke 1 1.Txc8 Kxc8 [1...Txc8 2.Txa7+ Ke8 (2...

Tc7 3.Txc7+ Kxc7 4.Kd2 Das Bauernendspiel ist ähnlich hoffnungslos wie das in der Partie entstehende.) 3.Tb7 Tc6 4.b4 Weiß droht entscheidend 5.b5.] 2.Tf3! Tb8 3.Txf7 Tb7 Ansonsten verliert Schwarz einen zweiten Bauern. 4.Txb7 Kxb7 5.Kd2 Weiß steht in diesem Endspiel aufgrund des Mehrbauern klar auf Gewinn.

2 1.Lg5! Der beste Zug. 1...Dc5 [1...Db6 2.Sxd5! Dc6 (Auf 2...Da5 entscheidet die hübsche Fortsetzung 3.Db5+! Dxb5 4.Sc7#.)

3.De5 Natürlich gewinnen auch andere Züge.

3...Sa6 4.Sf6+ gxf6 5.Dxf6 Db6 Schwarz muss die Mattdrohung auf d8 abwehren, doch nach 6.Dxh8 ist seine Stellung völlig aussichtslos.]

2.Txd5! Dc7 3.Sb5 Dc8 4.Td8+ Dxd8 5.Lxd8 Kxd8 6.Td1+ Sd7 7.Dd3 Schwarz hatte genug vom Spiel und gab auf.

3 1.Txa8 Lxa8 [1...Txa8 2.Txa8 Lxa8 3.Sxe5 Der weiße Mehrbauer und die Zentrumsüberlegenheit sollten zum Gewinn ausreichen.]

2.Sxe5! Lxd5 [2...Txe5 3.Txa8 Db7 (Nach 3...Sxe4 4.Dh6! Dd6 5.f4 verliert Schwarz Material.) 4.Ta1 Sxe4 5.Df4 Dxd5 (5...De7 6.Te1 f5 7.f3 Weiß gewinnt eine Figur.) 6.Te1 f5 7.f3 und auch hier erobert Weiß eine Figur.]

3.Sxg6 Lxe4 [3...fxg6 4.exd5 Weiß steht klar auf Gewinn.] 4.Sxf8 Kxf8? [Verliert sofort.

Mehr Widerstand leistet 4...Lxc2 5.Dxc2 Kxf8 6.Df5 Dd6 7.Se3, obwohl auch dann die weiße Stellung ausgezeichnete Gewinnchancen bietet.]

5.Dh6+! Kg8 6.Lxe4 Txe4 7.Ta8+ Schwarz gab in Anbetracht der Variante 7...Te8 8.Txe8+ Sxe8 9.Dxb6 auf.

Rechenrätsel Für Anfänger = 16, Für Fortgeschrittene = 49, Für Genies = 196 Sudoku 4

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Die nächste marie erscheint am 30. Dezember.

Die Firma blum unterstützt die Berichterstattung über privat initiierte, gemeinnützige Projekte in Vorarlberg.

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Gsi

Den ersten Christen war Weihnachten egal Es ist Weihnachten. Aber warum eigentlich ausgerechnet im Dezember – ist Jesus tatsächlich am 25. Dezember geboren? Das Geburtsdatum Jesu kennen wir nicht mehr, weil es die ersten Christen nicht interessiert hat.

Text: Gerhard Thoma, Fotos: Archiv

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s ist wieder so weit: Die Kerzlein brennen, der Tannenbaum duftet, die Geschenke wechseln ihre Besitzer. Der Blick fällt auf die Krippe unter dem Weihnachtsbaum: Maria und Josef mit dem Jesuskind. Eine Szene vor rund 2000 Jahren, die immer noch Grund dafür ist, Weihnachten zu feiern.

Aber: Standen Maria und Josef wirklich im Dezember um ihr Kindlein im Stall?

Warum ist am 24. Dezember Heilig Abend und warum feiern wir Weihnachten ausgerechnet am 25. Dezember?

Während Jesus nach heutigem Stand der Wissenschaft wohl irgendwann zwischen dem Jahr 7 und 4 v. Chr. geboren wurde, ist die Feier seiner Geburt deutlich jünger. Folgt man geschichtlichen Quellen, gibt es erstmals um das Jahr 350 konkrete Hinweise, dass der 25. Dezember von Christen in Rom als Geburtstag von Jesus gefeiert worden ist. Die Bibel gibt über das Geburtsdatum keine klare Auskunft. Der Grund liegt darin, dass für die Menschen in der Antike ihr Geburtsdatum schlicht und einfach unwichtig war und Geburtstage in der Regel nicht gefeiert worden sind. Dennoch gibt es heute ein Datum, auf das wir die Geburt Jesu festlegen: den 25. Dezember. Wie kommt man da drauf? Auch hier gilt, wie so oft: So ganz genau weiß man es nicht.

Es gibt im Wesentlichen zwei Theorien.

Die meisten Historiker sind der Meinung, dieses Datum resultiere aus einem klassischen Verdrängungskampf: Am 25. Dezember wurde im alten Rom das

Volksfest der unbesiegbaren Sonne, der „Sol invictus“-Kult, gefeiert. Die Leute feierten den kürzesten Tag des Jahres, die Wintersonnenwende: Die Winterdunkelheit kann die Sonne nicht besiegen, die daraufhin wieder ihren Siegeszug beginnt und die Tage wieder länger werden lässt.

Nachdem sich das Christentum im 4. Jahrhundert allmählich als römische Staatsreligion etabliert hatte, war man bestrebt, die heidnischen Feiertage zu verdrängen oder im christlichen Sinn umzudeuten. So sollte am 25. Dezember statt der Geburt des Sonnengottes die Geburt des „wahren Lichtes der Welt“, nämlich Jesus Christus, begrüßt werden. Die theologische Begründung: Der Geburtstag Jesu entstand aus der Rechnung „Verkündigung des Engels Gabriel an Maria plus neun Monate“. Der 25.

März gilt als Datum der Verkündigung.

Daraus ergibt sich der 25. Dezember als Geburtstermin.

Jüdische Tradition

Daneben finden sich noch andere mathematische und astronomische Spekulationen über die Geburt in Bethlehems Stall. Beispielsweise gibt es Hinweise darauf, dass das Datum für das Weihnachtsfest auf eine jüdische Tradition zurückzuführen ist. In hebräischen Schriften findet man die Vorstellung, dass bei großen Gottesmännern und Patriarchen Geburts- und Todestag auf das gleiche Datum fallen. Den Todestag Jesu kennt man aus der Überlieferung: das ist der

14. Nisan; nach unserem heutigen Kalender wäre das im Jahr 30 der 25. März gewesen. Nimmt man nun das selbe Datum für den Beginn des irdischen Lebens Jesu – die Empfängnis – an, rechnet die Dauer von Marias Schwangerschaft von neun Monaten dazu, landet man beim 25. Dezember.

Wie dem auch sei: Im Lauf der nächsten Jahrhunderte breitet sich das Weihnachtsfest auf weite Teile Europas aus. Im deutschsprachigen Raum wird der Brauch erstmals um das Jahr 750 in Bayern erwähnt. Ursprünglich handelt es sich um rein religiöse Feiertage: Im Advent wird gefastet, am Weihnachtstag gibt es zwei Messen: Eine tagsüber, eine weitere, die sogenannte Mette, in der Nacht.

Nach und nach kommen andere inzwischen liebgewordene Rituale rund um das Weihnachtsfest hinzu. Um 1100 entstehen die ersten Weihnachts- und Krippenspiele. Im Mittelalter wurde Weihnachten öffentlich gefeiert: Weihnachtsmärkte, Festumzüge und Krippenspiele finden auf den Straßen und in der Kirche statt. Die Familienweihnacht mit Tannenbaum und Festessen gibt es erst seit etwa 150 Jahren. Die ersten Christbäume sind seit rund 500 Jahren dokumentiert. Sie sind mit Früchten geschmückt und hängen anfangs noch von der Decke herunter. Im 19. Jahrhundert hält der Adventkranz Einzug.

In etlichen christlich-orthodoxen Kirchen wird die Geburt Christi bzw. das Weihnachtsfest nicht am 25. Dezember,

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Der lichtergeschmückte Weihnachtszauber kam vor rund 140 Jahren auch in Vorarlberg in Mode. Die Erklärung, warum wir schon am 24. Dezember Weihnachten bzw. Heilig Abend feiern, ist einfach: Nach jüdischer Tradition endet der Tag mit dem Sonnenuntergang. Folgerichtig beginnt dann auch gleich der nächste.

sondern am 6. Jänner gefeiert. Dies hat keine religiösen, sondern nur kalendarische Gründe: Christlich-orthodoxe Kirchen lehnen die Kalenderreform von Papst Gregor aus dem Jahr 1582 ab und halten am Julianischen Kalender fest.

Geschenke dank Martin Luther

Lange Zeit war es üblich, sich nur am Nikolaustag, am 6. Dezember, zu beschenken. Der Advent war eine Zeit der

Es ist eigentlich unwichtig, wann genau Jesus geboren worden ist, und die ersten Christen wussten das.

Für sie war der Geburtstag Jesu egal, entscheidend war ihnen seine Botschaft.

Ruhe, des Fastens und der Besinnung.

Dass es Weihnachtsgeschenke gibt, ist Martin Luther (1483-1546) zu verdanken. Der protestantische Kirchenreformer lenkte das religiöse Bewusstsein der Gläubigen vom heiligen Nikolaus auf den Geburtstag Christi. Dazu erfand er das „Christkindle“, das nun Geschenke bringt. Das „Christkindle“ mitsamt den Geschenkspaketen ist also eine Erfindung von Martin Luther, die sich auch

in katholischen Regionen durchgesetzt hat. Luther wollte auf diese Art die Heiligenverehrung verhindern, die in der evangelischen Kirche unüblich ist. Das Thema „Weihnachtsgeschenke“ bewegt die Leute also schon seit Jahrhunderten. Die ersten Christen kannten noch keinen Weihnachtsstress, keine Weihnachtsgeschäfte und Pakete: Für sie war nur die Botschaft wichtig, die das Christkind ihnen schenkte.

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# U equals U undetectable=untransmittable

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