IRGENDWO – ZWISCHEN DEN WEGEN

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Von Unterwegs 2014 N

ach den Sommerferien im Jahr 2014 konzipierten wir, Frauen vom Migrantenverein MaMis en Movimiento e.V. ein Projekt namens „Partizipation in Pankow – Unterwegs zu einer Willkommenskultur mit neuzugewanderten Kindern und Jugendlichen“. Der Leitgedanke dieses Projektes war, die Willkommensklassen und die SchülerInnen der Willkommensklassen, offiziell „Lerngrupen für Neuzugänge ohne Deutschkenntnisse“ genannt, sichtbar zu machen. Es entstanden im Rahmen dieser Projekte verschiedene Produkte: eine Studie über Willkommensklassen in Pankow, zehn kleine Filme, gemacht von SchülerInnen der Grundschule am Teutoburger Platz und der Tesla Schule und die Portraitfotoserie mit Texten von „Willkommensklassengraduates“. Damals waren wir zehn ProjektmitarbeiterInnen (Jennifer Herbst, Queta Hahn, Paola Sánchez, Bianca Monroy, José Contreras, Rainer Untch, Daniellis Hernández, Anne Bollwahn, Karen Kaltwasser und Dr.Heike Wildemann). Die Portraitfotoserie mit den Texten der 13 jungen Menschen war sehr erfolgreich, anfangs nur entworfen und hergestellt für eine einmalige, kurze Ausstellung im Rathaus Pankow, wurde sie zu einer Wanderausstellung und tourte bis Mitte 2016 durch verschiedene öffentliche und private Institutionen. Die Fotos waren im Format 60 x 90 cm, darunter hingen die Texte und

beides wurde mit kleinen Nägeln auf zwei Meter hohen Holzständern, die man zusammenbauen musste, aufgehängt. Mit Hilfe von und unter der Anleitung von Bianca Monroy, José Joaquín Ovalle und mir bauten sogar SchülerInnen und andere WillkommensklassenlehrerInnen die Ausstellung mehrmals auf und ab und halfen beim Transport. Das zweite Projekt „Unterwegs zu einer Willkommenkultur II: Wir haben es geschafft von der Zukunft zu träumen“ begann im Sommer 2016 zu entstehen. Wir wollten zum einen die Fotoausstellung in einem Format verewigen, welches leichter zu handhaben ist und außerdem herausfinden und festhalten, was denn aus den 13 abgebildeten jungen Menschen geworden war. Unsere Idee war, das neue Projekt, von Anfang an mit ihnen zusammen zu entwerfen. Unsere Absicht war, die Projektteilnehmer von 2014 direkt zu fragen, mit welcher Kunstform sie gerne arbeiten würden, ob sie überhaupt Lust hatten wieder mitzumachen oder nicht. Wollten sie wieder Texte schreiben und Fotos machen? Vielleicht wollten sie dieses Mal malen oder Musik machen? Oder hatten sie ganz andere Vorstellungen? Wir kontaktierten alle, von denen wir noch die Telefonnummern hatten und luden sie mehrmals zu Planungstreffen ein. Doch sie erschienen nicht oder nur einige von ihnen, bis wir uns eingestehen mussten, dass diese 13 natürlich jetzt keine Gruppe mehr waren, sondern sich in den verschiedensten

Lebenlagen befanden und in verschiedenen Stadtteilen wohnten. Also beschlossen wir, auch gemeinsam mit der Integrationsbeauftragten von Pankow, einen Dokumentarfilm mit mindestens acht der abgebildeten jungen Menschen zu machen, in dem gezeigt werden sollte, was jetzt, drei Jahre später, in ihrem Leben passiert war. Zum Glück war die Dokumentarfilmemacherin Daniellis Hernández Calderón sofort voller Enthusiasmus und mit vielen Ideen dabei. Außerdem war es uns auch noch ein Anliegen, wieder mit einer Willkommensklasse direkt zu arbeiten, vor allem auch um Stimmen, Erlebnisse und Gefühle jener Jugendlichen festzuhalten, die im Jahr 2015 oder 2016 nach Deutschland kamen. Während viele Berliner Willkommensklassen im Schuljahr 2013/2014 noch eine Mischung aus Migranten, Botschaftskindern und Flüchtlingen waren, bestanden viele Willkommensklassen, und auch die am Primo Levi Gymnasium im Schuljahr 2016/2017, zum größten Teil aus SchülerInnen, die allein oder mit ihren Familien mit Schleppern und in Booten über das Mittelmeer geflüchtet waren, monatelang in Turnhallen oder anderen überfüllten Flüchtlingsunterkünften gehaust hatten und zum Teil schwer traumatisiert waren. Wir schätzen uns sehr glücklich, dass wir Marvi Méndez und Karina Villavicencio für unser Vorhaben begeistern konnten. Aus diesen zwei Anliegen

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