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Frisch statt Zucker Gesunde und trotzdem leckere Ernährung für Kinder ucker ist viel ungesünder als über viele Jahre angenommen. Gerade Kinder sind oftmals übersüßten Lebensmitteln und der Werbung dafür ausgesetzt. Für Eltern eine Herausforderung.

Taschengeld mit regelrechten Zuckerbomben eindecken. Aber achten Sie auf die Zuckermenge und bieten Sie Alternativen zum Naschen an, statt Gummibärchen zum Beispiel eine Schüssel Heidelbeeren.

Das Bild vom Zucker hat sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte dramatisch verändert. Haben Werbestrategen vor einem halben Jahrhundert noch erfolgreich die Mär vom gesunden und sogar schlankmachenden Zucker verbreitet, steht heute fest: Zu viel Zucker führt zu schweren Krankheiten, die auch tödlich verlaufen können. Nicht mehr als 50 Gramm Zucker sollen Erwachsene täglich zu sich nehmen, rät die Weltgesundheitsorganisation, Kinder sogar nur die Hälfte. Und 50 Gramm sind schnell erreicht, zum Beispiel schon mit einer Halbliterflasche Cola oder Limonade. Neben den berüchtigten Brausen lauert Zucker noch in ganz anderen Lebensmitteln. 200 Gramm vermeintlich gesunder Fruchtjoghurt enthalten mit 30 Gramm Zucker mehr als den kompletten Tagesbedarf eines Kindes. Noch mehr Zucker findet sich in Ketchup und vielen herzhaften Lebensmitteln. Und auch reiner Fruchtsaft steht in Sachen Zuckergehalt Cola und Co. in nichts nach. Zucker macht nicht nur dick. Die AOK Sachsen-Anhalt diagnostiziert seit Jahren steigende Zahlen bei krankhaft übergewichtigen Kindern und bei Diabetes-Erkrankungen im Jugendalter aufgrund von Zucker – eine Krankheit, die zu Amputationen, stark eingeschränkter Lebensqualität und schließlich frühzeitigem Tod führen kann.

Vorsicht vor Werbetricks Gerade die Hersteller von auf Kinder ausgerichteten Produkten arbeiten mit allerlei Tricks. Saft wird mit dem Hinweis „ohne Zuckerzusatz“ verkauft – benötigt er auch gar nicht, von Natur aus ist schon extrem viel Zucker drin. „Süße aus Früchten“ ist keineswegs besser als Kristallzucker. „Ungesüßt“ heißt lediglich, dass einem ohnehin stark zuckerhaltigen Lebensmittel kein zusätzlicher Zucker hinzugefügt wurde. Fruchtbreie, Quetschbeutel und Ähnliches sind echte Zuckerkonzentrate. Statt auf Werbesprüche hereinzufallen, achten Sie besser auf die Nährwerttabellen auf den Etiketten und behalten Sie die höchstens 25 Gramm Zucker täglich für Ihr Kind im Hinterkopf. Die Lebensmittelindustrie ist übrigens sehr kreativ bei der Wortwahl. Für Zucker nutzt sie viele verschiedene Begriffe: Fructose, Lactose, Glucose, Glucosesirup, Saccharose, Dextrose, Süßmolkepulver, Karamellsirup und vieles mehr. Verbraucherschützer haben mehr als 70 verschiedene Begriffe für Zucker ausgemacht.

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Beeren statt Bärchen Kinder sind neugierig auf neue Geschmäcker. Bieten Sie Ihrem Kind doch mal andere Getränke als Limonaden und Säfte an, möglicherweise ist es begeistert von Kirsch-, Erdbeer- oder sogar Kamillentee. Denn die Vorliebe für den süßen Geschmack ist Gewöhnungssache. Selbst mit Süßstoff versehene Light-Limonaden sind allemal besser als „echte“ Cola. Auch anderswo lässt sich zusätzlicher Zucker vermeiden. In fertigem Fruchtjoghurt fungiert geschmacksverstärkender Zucker oft als Ersatz für teure Früchte. Dabei können Sie diesen mit Naturjoghurt und Früchten ganz einfach selbst herstellen. Auf der anderen Seite sollten Sie Ihrem Kind keineswegs Süßigkeiten verbieten. Verbote führen oft dazu, dass sich die Kinder vom

Fehl- und Mangelernährung sind bei Kindern und Jugendlichen weit verbreitet. Die AOK will gemeinsam mit dem Landfrauenverband Sachsen-Anhalt ungesunder Ernährungsweise entgegenwirken. Die Projekte „Bauernpaten“ und „Gesundes Frühstück“ sind neue Aufklärungsprogramme zur gesunden Ernährung in Kindergärten und Schulen.

Foto: Andreas Lander / AOK

„Früher hat uns das auch nicht geschadet“ Dass plötzlich überall auf die Zuckermenge geachtet wird, ist keineswegs neumodische Hysterie. Der kohlenhydratreichen üppigen Ernährung der Vergangenheit stand eine ganz andere Lebensweise gegenüber: Gearbeitet wurde mehrheitlich in Industrie und Landwirtschaft statt sitzend in Büros, bewegt hat man sich vorrangig mit Muskelkraft. Zum Beispiel gingen die Menschen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert noch rund 20 Kilometer täglich zu Fuß, heute sind es gerade noch 300 Meter. Damit muss auch die einst energiereiche Ernährung den neuen Lebensweisen angepasst werden. Die AOK versucht Fehlernährung bei Kindern vorzubeugen, zum Beispiel mit „Bauernpaten“ und „Gesundes Frühstück in Kitas“. Bei diesen größten Ernährungsprojekten in Sachsen-Anhalt lernen Kinder im Kontakt mit Landwirten, wo und wie Lebensmittel entstehen. Beim Kitafrühstück mit einer Landfrau können die Kinder erfahren, dass frisch und naturbelassen oft leckerer ist als verarbeitet und übersüßt.


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