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Kooperationen in der Metropole Ruhr

Kultur vernetzt Im Kulturhauptstadtjahr haben wir gehört, dass das Ruhrgebiet mit einer Stimme sprechen oder besser: singen kann. Wir haben erlebt, dass man Theater nicht

— „Schrankenlos“ von Dirk Schlichting war ein temporäres Projekt im Bochumer Westpark 2010.

an einem Ort spielen muss und dass ein Kulturkanal keine Städtegrenzen kennt. Kunstvereine Einige der zahlreichen Netzwerke und Kooperationen, die aus Ruhr.2010 her-

Grenzenlos kreativ

vorgegangen sind, haben schon wieder von sich hören und sehen lassen – der

Die Kunstvereine und Künstlerhäuser im Ruhrgebiet haben auch schon vor 2010 zusammengearbeitet. Doch im Jahr der Kulturhauptstadt starteten 16 von ihnen erstmals ein großes gemeinsames Projekt: „GrenzGebiet Ruhr“. Jeder Verein und jedes Künstlerhaus hat das Thema Grenze unter eigener kuratorischer Hoheit künstlerisch gestaltet. Ende 2011 ist eine Publikation erschienen, in der sich die Kunstvereine und -häuser vorstellen. Nun planen sie eifrig für 2013: Dann werden zwölf von ihnen Teil des neuen Emscherkunst-Programms: Im Oberhausener Kaisergarten soll nahe der Rehberger-Brücke ein Art Camp als temporäre Werk- und Wohnstätte für ausgewählte Künstler entstehen. Dazu gibt es ein spannendes Programm mit Ausstellungen, experimentellen Musikveranstaltungen, Vorträgen, Filmvorführungen etc.

„Day of Song“ zum Beispiel oder die Ruhr Kunst Museen. Andere arbeiten (noch) Theaternetzwerk Ruhr

— Die erfolgreiche „Odyssee Europa“ hat den Boden bereitet für die Gründung des Theaternetz-

im Verborgenen. Wir geben einen Überblick, wo sich etwas gründet, wer sich

Spiel ohne Grenzen

werks Ruhr.

verbündet und worauf wir uns in den nächsten Jahren freuen dürfen.

Was passiert, wenn sechs Theater gemeinsam ein Mammutwerk inszenieren? Erstmals in der Geschichte kooperierten im Jahr 2010 Häuser der Region für die „Odyssee Europa“. Theaterfreunde aus nah und fern begaben sich auf eine spannende Reise durch die Metropole, um sich die Neu-Interpretationen von Homers berühmter Heldendichtung anzusehen. Wenn die Zusammenarbeit im künstlerischen Bereich funktioniert, warum sollte man die erprobten Arbeitsstrukturen dann nicht auch anderweitig nutzen? Um die Chancen einer Kooperation im nicht-künstlerischen Bereich auszuloten, gaben die

Theater ein Gutachten in Auftrag. Fazit: Von einer gemeinsamen Dachmarke könnten alle Beteiligten profitieren. Doch die Theater wollen mehr, als nur ihre Marketing-Aktivitäten bündeln: zum Beispiel gemeinsame Inhalte schaffen – von der PRträchtigen Spielzeiteröffnung bis zur Theaterreise. Eingeladen zum Gründungstreffen im Oktober hat der Regionalverband Ruhr die Theater und Opernhäuser in Bochum, Castrop-Rauxel, Dortmund, Dinslaken, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Mülheim, Moers und Oberhausen sowie die Produktionshäuser Pact Zollverein und Ringlokschuppen.

Indem die Häuser Kunstwerke auf Zeit tauschen oder als Dauerleihgaben zur Verfügung stellen, können sie individuelle stilistische und thematische Schwerpunkte setzen. In ihrem neuesten Projekt erfassen die RKM Kunstwerke im öffentlichen Raum, um sie gegebenenfalls zu restaurieren und besser zugänglich zu machen.

Kreativ.Quartiere

Viertel in Bewegung Ruhr Kunst Museen

Häuser mit Profil Wie dicht und vielgesichtig die Landschaft der Kunstmuseen im Ruhrgebiet ist, zeigen die Ruhr Kunst Museen (RKM). Zu diesem Netzwerk haben sich im Kulturhaupstadtjahr 20 Kunstmuseen zusammengeschlossen. Das Vermittlungsprojekt „Collection Tours“ nahm Erwachsene und Schulkinder mit auf Entdeckungstour zu den Kunstsammlungen ihrer eigenen und benachbarter Städte. Als Häuser einer Metropole arbeiten die RKM weiter daran, gemeinsam Vermittlungsprogramme für unterschiedliche Alters- und Zielgruppen zu entwickeln sowie ihre Sammlungsprofile zu schärfen, miteinander abzustimmen und zu präsentieren. Ziel ist es, alle Kunstsammlungen der Region einzubeziehen.

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Ruhr Revue

Wo Kultur, Wirtschaft und Stadtentwicklung Hand in Hand gehen, wachsen Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit. Dieses Zusammendenken will das ecce (european center for creative economy) fördern. Im Zuge der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 hat ecce gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung metropoleruhr das Projekt Krea-

tiv.Quartiere angestoßen – mit dem Ziel, das kreative Potential des Ballungsraums auszuschöpfen und politisch bewusst zu machen. Kreativ.Quartiere können Brachflächen ebenso sein wie innerstädtische Viertel, die sich im Umbruch befinden. Diese Areale zu Vierteln mit intensivem kulturell-kreativen Schaffen und womöglich auch attraktivem Wohnraum zu entwickeln, ist Aufgabe des bestehenden Netzwerks. Am runden Tisch begegnen sich unterschiedliche Interessengruppen aus Kultur und Kreativwirtschaft, Stadtverwaltung und Privatwirtschaft, um die Kreativ.Quartiere der Metropole Ruhr voranzubringen. Beispiele für die neuen Kreativviertel sind das Viktoria-Quartier in Bochum, das Dortmunder U sowie die Scheidtschen Hallen in Essen.

Emscherkunst

Zukunftswerkstatt der Region Ein Abwasserkanal, die Emscher, wird zum natürlichen Flusslauf. Was das mit Kunst zu tun haben kann, zeigte die internationale Ausstellung Emscherkunst im Rahmen von Ruhr.2010 200.000 begeisterten Besuchern. 100 Tage lang konnten sie acht Ausstellungsräume auf der Emscherinsel erkunden, die 40 international renommierte Künstler gestaltet hatten. Fortgeführt wird das größte Kunstprojekt der Kulturhauptstadt durch eine Kooperation von Emschergenossenschaft, Regionalverband Ruhr und Urbane Künste Ruhr. Auch die „Emscherkunst 2013“ im Frühsommer des nächsten Jahres wird die Bevölkerung

— Spannende künstlerische Interventionen gibt es auch weiterhin entlang der Emscher.

mitnehmen, so zum Beispiel bei der Gestaltung eines neuen Jugendtreffs, und die regionale Kunstszene einbinden. So will sich die Emscherkunst als Zukunftswerkstatt für die Region etablieren und den Strukturwandel sowie den Emscherumbau kritisch begleiten.

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Kooperationen in der Metropole Ruhr

Kultur vernetzt Im Kulturhauptstadtjahr haben wir gehört, dass das Ruhrgebiet mit einer Stimme sprechen oder besser: singen kann. Wir haben erlebt, dass man Theater nicht

— „Schrankenlos“ von Dirk Schlichting war ein temporäres Projekt im Bochumer Westpark 2010.

an einem Ort spielen muss und dass ein Kulturkanal keine Städtegrenzen kennt. Kunstvereine Einige der zahlreichen Netzwerke und Kooperationen, die aus Ruhr.2010 her-

Grenzenlos kreativ

vorgegangen sind, haben schon wieder von sich hören und sehen lassen – der

Die Kunstvereine und Künstlerhäuser im Ruhrgebiet haben auch schon vor 2010 zusammengearbeitet. Doch im Jahr der Kulturhauptstadt starteten 16 von ihnen erstmals ein großes gemeinsames Projekt: „GrenzGebiet Ruhr“. Jeder Verein und jedes Künstlerhaus hat das Thema Grenze unter eigener kuratorischer Hoheit künstlerisch gestaltet. Ende 2011 ist eine Publikation erschienen, in der sich die Kunstvereine und -häuser vorstellen. Nun planen sie eifrig für 2013: Dann werden zwölf von ihnen Teil des neuen Emscherkunst-Programms: Im Oberhausener Kaisergarten soll nahe der Rehberger-Brücke ein Art Camp als temporäre Werk- und Wohnstätte für ausgewählte Künstler entstehen. Dazu gibt es ein spannendes Programm mit Ausstellungen, experimentellen Musikveranstaltungen, Vorträgen, Filmvorführungen etc.

„Day of Song“ zum Beispiel oder die Ruhr Kunst Museen. Andere arbeiten (noch) Theaternetzwerk Ruhr

— Die erfolgreiche „Odyssee Europa“ hat den Boden bereitet für die Gründung des Theaternetz-

im Verborgenen. Wir geben einen Überblick, wo sich etwas gründet, wer sich

Spiel ohne Grenzen

werks Ruhr.

verbündet und worauf wir uns in den nächsten Jahren freuen dürfen.

Was passiert, wenn sechs Theater gemeinsam ein Mammutwerk inszenieren? Erstmals in der Geschichte kooperierten im Jahr 2010 Häuser der Region für die „Odyssee Europa“. Theaterfreunde aus nah und fern begaben sich auf eine spannende Reise durch die Metropole, um sich die Neu-Interpretationen von Homers berühmter Heldendichtung anzusehen. Wenn die Zusammenarbeit im künstlerischen Bereich funktioniert, warum sollte man die erprobten Arbeitsstrukturen dann nicht auch anderweitig nutzen? Um die Chancen einer Kooperation im nicht-künstlerischen Bereich auszuloten, gaben die

Theater ein Gutachten in Auftrag. Fazit: Von einer gemeinsamen Dachmarke könnten alle Beteiligten profitieren. Doch die Theater wollen mehr, als nur ihre Marketing-Aktivitäten bündeln: zum Beispiel gemeinsame Inhalte schaffen – von der PRträchtigen Spielzeiteröffnung bis zur Theaterreise. Eingeladen zum Gründungstreffen im Oktober hat der Regionalverband Ruhr die Theater und Opernhäuser in Bochum, Castrop-Rauxel, Dortmund, Dinslaken, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Mülheim, Moers und Oberhausen sowie die Produktionshäuser Pact Zollverein und Ringlokschuppen.

Indem die Häuser Kunstwerke auf Zeit tauschen oder als Dauerleihgaben zur Verfügung stellen, können sie individuelle stilistische und thematische Schwerpunkte setzen. In ihrem neuesten Projekt erfassen die RKM Kunstwerke im öffentlichen Raum, um sie gegebenenfalls zu restaurieren und besser zugänglich zu machen.

Kreativ.Quartiere

Viertel in Bewegung Ruhr Kunst Museen

Häuser mit Profil Wie dicht und vielgesichtig die Landschaft der Kunstmuseen im Ruhrgebiet ist, zeigen die Ruhr Kunst Museen (RKM). Zu diesem Netzwerk haben sich im Kulturhaupstadtjahr 20 Kunstmuseen zusammengeschlossen. Das Vermittlungsprojekt „Collection Tours“ nahm Erwachsene und Schulkinder mit auf Entdeckungstour zu den Kunstsammlungen ihrer eigenen und benachbarter Städte. Als Häuser einer Metropole arbeiten die RKM weiter daran, gemeinsam Vermittlungsprogramme für unterschiedliche Alters- und Zielgruppen zu entwickeln sowie ihre Sammlungsprofile zu schärfen, miteinander abzustimmen und zu präsentieren. Ziel ist es, alle Kunstsammlungen der Region einzubeziehen.

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Wo Kultur, Wirtschaft und Stadtentwicklung Hand in Hand gehen, wachsen Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit. Dieses Zusammendenken will das ecce (european center for creative economy) fördern. Im Zuge der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 hat ecce gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung metropoleruhr das Projekt Krea-

tiv.Quartiere angestoßen – mit dem Ziel, das kreative Potential des Ballungsraums auszuschöpfen und politisch bewusst zu machen. Kreativ.Quartiere können Brachflächen ebenso sein wie innerstädtische Viertel, die sich im Umbruch befinden. Diese Areale zu Vierteln mit intensivem kulturell-kreativen Schaffen und womöglich auch attraktivem Wohnraum zu entwickeln, ist Aufgabe des bestehenden Netzwerks. Am runden Tisch begegnen sich unterschiedliche Interessengruppen aus Kultur und Kreativwirtschaft, Stadtverwaltung und Privatwirtschaft, um die Kreativ.Quartiere der Metropole Ruhr voranzubringen. Beispiele für die neuen Kreativviertel sind das Viktoria-Quartier in Bochum, das Dortmunder U sowie die Scheidtschen Hallen in Essen.

Emscherkunst

Zukunftswerkstatt der Region Ein Abwasserkanal, die Emscher, wird zum natürlichen Flusslauf. Was das mit Kunst zu tun haben kann, zeigte die internationale Ausstellung Emscherkunst im Rahmen von Ruhr.2010 200.000 begeisterten Besuchern. 100 Tage lang konnten sie acht Ausstellungsräume auf der Emscherinsel erkunden, die 40 international renommierte Künstler gestaltet hatten. Fortgeführt wird das größte Kunstprojekt der Kulturhauptstadt durch eine Kooperation von Emschergenossenschaft, Regionalverband Ruhr und Urbane Künste Ruhr. Auch die „Emscherkunst 2013“ im Frühsommer des nächsten Jahres wird die Bevölkerung

— Spannende künstlerische Interventionen gibt es auch weiterhin entlang der Emscher.

mitnehmen, so zum Beispiel bei der Gestaltung eines neuen Jugendtreffs, und die regionale Kunstszene einbinden. So will sich die Emscherkunst als Zukunftswerkstatt für die Region etablieren und den Strukturwandel sowie den Emscherumbau kritisch begleiten.

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Kooperationen in der Metropole Ruhr

Kultur vernetzt Im Kulturhauptstadtjahr haben wir gehört, dass das Ruhrgebiet mit einer Stimme sprechen oder besser: singen kann. Wir haben erlebt, dass man Theater nicht

— „Schrankenlos“ von Dirk Schlichting war ein temporäres Projekt im Bochumer Westpark 2010.

an einem Ort spielen muss und dass ein Kulturkanal keine Städtegrenzen kennt. Kunstvereine Einige der zahlreichen Netzwerke und Kooperationen, die aus Ruhr.2010 her-

Grenzenlos kreativ

vorgegangen sind, haben schon wieder von sich hören und sehen lassen – der

Die Kunstvereine und Künstlerhäuser im Ruhrgebiet haben auch schon vor 2010 zusammengearbeitet. Doch im Jahr der Kulturhauptstadt starteten 16 von ihnen erstmals ein großes gemeinsames Projekt: „GrenzGebiet Ruhr“. Jeder Verein und jedes Künstlerhaus hat das Thema Grenze unter eigener kuratorischer Hoheit künstlerisch gestaltet. Ende 2011 ist eine Publikation erschienen, in der sich die Kunstvereine und -häuser vorstellen. Nun planen sie eifrig für 2013: Dann werden zwölf von ihnen Teil des neuen Emscherkunst-Programms: Im Oberhausener Kaisergarten soll nahe der Rehberger-Brücke ein Art Camp als temporäre Werk- und Wohnstätte für ausgewählte Künstler entstehen. Dazu gibt es ein spannendes Programm mit Ausstellungen, experimentellen Musikveranstaltungen, Vorträgen, Filmvorführungen etc.

„Day of Song“ zum Beispiel oder die Ruhr Kunst Museen. Andere arbeiten (noch) Theaternetzwerk Ruhr

— Die erfolgreiche „Odyssee Europa“ hat den Boden bereitet für die Gründung des Theaternetz-

im Verborgenen. Wir geben einen Überblick, wo sich etwas gründet, wer sich

Spiel ohne Grenzen

werks Ruhr.

verbündet und worauf wir uns in den nächsten Jahren freuen dürfen.

Was passiert, wenn sechs Theater gemeinsam ein Mammutwerk inszenieren? Erstmals in der Geschichte kooperierten im Jahr 2010 Häuser der Region für die „Odyssee Europa“. Theaterfreunde aus nah und fern begaben sich auf eine spannende Reise durch die Metropole, um sich die Neu-Interpretationen von Homers berühmter Heldendichtung anzusehen. Wenn die Zusammenarbeit im künstlerischen Bereich funktioniert, warum sollte man die erprobten Arbeitsstrukturen dann nicht auch anderweitig nutzen? Um die Chancen einer Kooperation im nicht-künstlerischen Bereich auszuloten, gaben die

Theater ein Gutachten in Auftrag. Fazit: Von einer gemeinsamen Dachmarke könnten alle Beteiligten profitieren. Doch die Theater wollen mehr, als nur ihre Marketing-Aktivitäten bündeln: zum Beispiel gemeinsame Inhalte schaffen – von der PRträchtigen Spielzeiteröffnung bis zur Theaterreise. Eingeladen zum Gründungstreffen im Oktober hat der Regionalverband Ruhr die Theater und Opernhäuser in Bochum, Castrop-Rauxel, Dortmund, Dinslaken, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Mülheim, Moers und Oberhausen sowie die Produktionshäuser Pact Zollverein und Ringlokschuppen.

Indem die Häuser Kunstwerke auf Zeit tauschen oder als Dauerleihgaben zur Verfügung stellen, können sie individuelle stilistische und thematische Schwerpunkte setzen. In ihrem neuesten Projekt erfassen die RKM Kunstwerke im öffentlichen Raum, um sie gegebenenfalls zu restaurieren und besser zugänglich zu machen.

Kreativ.Quartiere

Viertel in Bewegung Ruhr Kunst Museen

Häuser mit Profil Wie dicht und vielgesichtig die Landschaft der Kunstmuseen im Ruhrgebiet ist, zeigen die Ruhr Kunst Museen (RKM). Zu diesem Netzwerk haben sich im Kulturhaupstadtjahr 20 Kunstmuseen zusammengeschlossen. Das Vermittlungsprojekt „Collection Tours“ nahm Erwachsene und Schulkinder mit auf Entdeckungstour zu den Kunstsammlungen ihrer eigenen und benachbarter Städte. Als Häuser einer Metropole arbeiten die RKM weiter daran, gemeinsam Vermittlungsprogramme für unterschiedliche Alters- und Zielgruppen zu entwickeln sowie ihre Sammlungsprofile zu schärfen, miteinander abzustimmen und zu präsentieren. Ziel ist es, alle Kunstsammlungen der Region einzubeziehen.

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Wo Kultur, Wirtschaft und Stadtentwicklung Hand in Hand gehen, wachsen Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit. Dieses Zusammendenken will das ecce (european center for creative economy) fördern. Im Zuge der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 hat ecce gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung metropoleruhr das Projekt Krea-

tiv.Quartiere angestoßen – mit dem Ziel, das kreative Potential des Ballungsraums auszuschöpfen und politisch bewusst zu machen. Kreativ.Quartiere können Brachflächen ebenso sein wie innerstädtische Viertel, die sich im Umbruch befinden. Diese Areale zu Vierteln mit intensivem kulturell-kreativen Schaffen und womöglich auch attraktivem Wohnraum zu entwickeln, ist Aufgabe des bestehenden Netzwerks. Am runden Tisch begegnen sich unterschiedliche Interessengruppen aus Kultur und Kreativwirtschaft, Stadtverwaltung und Privatwirtschaft, um die Kreativ.Quartiere der Metropole Ruhr voranzubringen. Beispiele für die neuen Kreativviertel sind das Viktoria-Quartier in Bochum, das Dortmunder U sowie die Scheidtschen Hallen in Essen.

Emscherkunst

Zukunftswerkstatt der Region Ein Abwasserkanal, die Emscher, wird zum natürlichen Flusslauf. Was das mit Kunst zu tun haben kann, zeigte die internationale Ausstellung Emscherkunst im Rahmen von Ruhr.2010 200.000 begeisterten Besuchern. 100 Tage lang konnten sie acht Ausstellungsräume auf der Emscherinsel erkunden, die 40 international renommierte Künstler gestaltet hatten. Fortgeführt wird das größte Kunstprojekt der Kulturhauptstadt durch eine Kooperation von Emschergenossenschaft, Regionalverband Ruhr und Urbane Künste Ruhr. Auch die „Emscherkunst 2013“ im Frühsommer des nächsten Jahres wird die Bevölkerung

— Spannende künstlerische Interventionen gibt es auch weiterhin entlang der Emscher.

mitnehmen, so zum Beispiel bei der Gestaltung eines neuen Jugendtreffs, und die regionale Kunstszene einbinden. So will sich die Emscherkunst als Zukunftswerkstatt für die Region etablieren und den Strukturwandel sowie den Emscherumbau kritisch begleiten.

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R E G I O N A LV E R B A N D R U H R

— Landschaftskunst im Belagerungszustand: „Stufen zur Körne“ heißt diese Arbeit von Danuta Karsten.

Day of Song

Vielstimmige Metropole Ruhr Jeder, der einmal in einem Chor mitgesungen hat, weiß, wie gemeinsames Singen verbindet. Es stiftet Identität, setzt positive Energien frei und verbindet Städte, Kulturen und Generationen. Schon der Erfolg des ersten „Day of Song“ im Jahr 2010 war mit über 25.000 Sängerinnen und Sängern überwältigend, und noch am selben Tag wurde der Wunsch nach einer Wiederholung laut. Auch ohne Kulturhauptstadt gelang beim zweiten Day of Song im Juni 2012 eine Verdoppelung der Teilnehmerzahl. Diesmal stand das Singen mit Kindern im Mittelpunkt. Klar, dass über die Zukunft eines so erfolgreichen

— Der erste „Day of Song“ hat die Sangeslust entfacht, so dass die zweite Auflage noch größer geriet.

und beliebten Projektes nachgedacht werden muss: Die Ruhr Tourismus GmbH hat ihre Bereitschaft signalisiert, die Wiederauflage im Juni 2014 durchzuführen. Das Netzwerk soll insbesondere auf Jugendli-

che erweitert werden. Bis dahin treffen sich die beteiligten Städtevertreter alle sechs Wochen, um den Day of Song weiterzuentwickeln. Das Potential ist noch lange nicht ausgeschöpft – man darf gespannt sein, was die Zukunft bringt.

Netzwerk X

Erfrischend alternativ

ExtraSchicht

Modell für Europa Die Nacht der Industriekultur hat sich seit ihrer Premiere 2001 im Ruhrgebiet längst etabliert. 230.000 Besucher feierten Ende Juni 2012 in einem großen Kulturfest die industriekulturellen Wurzeln der Region: mit einem Klaviermarathon in einer ehemaligen Gaskraftzentrale, Theaterperformances auf dem Kanal, Poetry Slam in Bussen und vielen weiteren Veranstaltungen an 53 Spielorten. Die Begeisterung für Kultur in ehemaligen Industrieanlagen ist so groß, dass sie über die Landesgrenzen hinaus wirkt: Oberschlesien hat das erfolgreiche Konzept auf die „Industriada“ übertragen, die schon zum dritten Mal am selben Tag gefeiert wurde; erstmals hat die Region um Donezk in der Ukraine im Juni 2012 ebenfalls zur Nacht der Industriekul-

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Ruhr Revue

tur geladen. Interessensbekundungen aus Norwegen, Tschechien und Frankreich für 2013 belegen, dass die Idee einer Europäischen Nacht der Industriekultur Kontur gewinnt. Die Ruhr Tourismus GmbH, die das Fest der Industriekultur koordiniert, hofft gemeinsam mit ihren Partnern Regionalverband Ruhr und Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, dass die ExtraSchicht schon bald nicht nur Orte im gesamten Ruhrgebiet, sondern Menschen in ganz Europa verbinden wird.

Nicht nur die öffentlich subventionierte Kultur, auch die alternative Szene im Ruhrgebiet vernetzt sich: Seit Ende 2011 bilden über 20 Gruppen – Künstler, Veranstalter, Musiker, Stadtplaner – das Netzwerk X, um gemeinsam Projekte zu entwickeln und zu beraten, wie man die Region kulturell, künstlerisch und sozial beleben kann. Alle freischaffenden kulturellen Akteure aus der Region an der Schnittstelle von Kunst und sozialem Raum sind eingeladen, sich zu beteiligen. Nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ will das Netzwerk X bessere Produktions- und Distributionsbedingungen erzielen und ökonomische Ressourcen für intensivere und nachhaltigere Kooperationen erstreiten. Dem Netzwerk geht es außerdem um eine höhere und nachhaltige Präsenz über die Grenzen der eigenen Stadt hinaus, eine engere Kooperation zwischen öffentlichen Kultureinrichtungen und freien Initiativen und um eine gerechte Verteilung der Fördermittel.

KulturKanal

Über Wasser gehen

Wasserstraße im Wandel

Kunst befreit Fluss

Vor fast 100 Jahren entstand der RheinHerne-Kanal als künstliche Wasserstraße, um Kohle zu transportieren. Es folgten Mineralöl, Glas, Schrott und andere Waren. Warum sollte man die 45 Kilometer lange Wasserachse nicht auch mal mit Kultur bespielen? Zehn Kommunen entlang des Kanals wagten das Großprojekt und gestalteten den „KulturKanal 2010“. Die Zusammenarbeit erwies sich als so fruchtbar, dass sie über das Jahr der Kulturhauptstadt hinausreichte. Ein gemeinsamer Internetauftritt präsentiert das abwechslungsreiche Programm aus Expeditionen, Festen und Gesprächen entlang des Kanals. Auf Radtouren und Kanalschifffahrten erleben die Besucher, wie die Wasserstraße Städte und Menschen verbindet. Übernachten können Experimentierfreudige – wie sollte es anders sein – in Kanalröhren, die ein österreichischer Künstler gestaltet hat.

Die Seseke ist ein Fluss östlich von Dortmund im Kreis Unna. Ihr ist es zu verdanken, dass die Anrainer-Kommunen des Gewässers – die Städte Lünen, Bergkamen, Kamen, Bönen, Unna und Dortmund sowie des Kreises Unna – sich für ein großes Vorhaben zusammengeschlossen haben: Sie wollten ihren Fluss, der zum Abwasserkanal verkommen war, und seine Nebenläufe zum natürlichen Gewässer wiederbeleben. Mit Unterstützung des

Lippeverbands und des Landes NRW avancierte der Seseke-Umbau zu einem ambitionierten Kunstprojekt. Zum Kulturhauptstadtjahr gestalteten international bekannte Künstler zwölf Orte an der Seseke mit Landschaftskunst, interaktiven Projekten, begehbaren, humorvollen und hintergründigen Inszenierungen. Die meisten Kunststandorte blieben nach 2010 erhalten und werden vom Lippeverband gepflegt. Ein vielfältiges Programm aus Fahrradtouren, Führungen und Exkursionen zum Klimawandel hält die Verbindungen zwischen den Seseke-Kommunen lebendig.

Künstlerbünde

Starke Orte Es gibt zu viele Orte im Ruhrgebiet, die kein Mensch beachtet, obwohl sie für Leben, Arbeit und Kultur der Region bedeutsam sind. Aus diesem Missstand entwickelte der Bochumer Künstlerbund für das Kulturhauptstadtjahr die Projektidee „Starke Orte“. 14 Künstlervereinigungen schlossen sich an, so dass 2010 ein Netz von Orten entstand, an denen raumbezogene Installationen gezeigt wurden: In der Scheidtschen Tuchfabrik in Essen visualisierten Künstler das Thema Spannweiten, ein Hochbunker in Herne wurde zum Spielort unterschiedlichster Künste, ein Bochumer Sakralbau verwandelte sich zur Kulturkirche. Nach dem Kulturhauptstadtjahr ist das Netzwerk auf 17 Künstlervereinigungen angewachsen. Es arbeitet an einem neuen Projekt mit dem Titel „Urbane Räume“: Im Mittelpunkt stehen Orte,

— Starker Ort in Essen-Kettwig: die Scheidtschen Hallen, eine ehemalige Kammgarnspinnerei

die mitten in bewohnten Stadtgebieten liegen, aber in ihrer Funktion fragwürdig geworden sind oder gar keine mehr haben, wie das alte Polizeipräsidium in Bochum oder das ehemalige Ostwall-Museum in Dortmund. Interaktive Kunstwerke, Schauspiel, Tanz und Musik regen die Menschen an, aktiv an der Umgestaltung und Umnutzung dieser urbanen Räume mitzuwirken.

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— Landschaftskunst im Belagerungszustand: „Stufen zur Körne“ heißt diese Arbeit von Danuta Karsten.

Day of Song

Vielstimmige Metropole Ruhr Jeder, der einmal in einem Chor mitgesungen hat, weiß, wie gemeinsames Singen verbindet. Es stiftet Identität, setzt positive Energien frei und verbindet Städte, Kulturen und Generationen. Schon der Erfolg des ersten „Day of Song“ im Jahr 2010 war mit über 25.000 Sängerinnen und Sängern überwältigend, und noch am selben Tag wurde der Wunsch nach einer Wiederholung laut. Auch ohne Kulturhauptstadt gelang beim zweiten Day of Song im Juni 2012 eine Verdoppelung der Teilnehmerzahl. Diesmal stand das Singen mit Kindern im Mittelpunkt. Klar, dass über die Zukunft eines so erfolgreichen

— Der erste „Day of Song“ hat die Sangeslust entfacht, so dass die zweite Auflage noch größer geriet.

und beliebten Projektes nachgedacht werden muss: Die Ruhr Tourismus GmbH hat ihre Bereitschaft signalisiert, die Wiederauflage im Juni 2014 durchzuführen. Das Netzwerk soll insbesondere auf Jugendli-

che erweitert werden. Bis dahin treffen sich die beteiligten Städtevertreter alle sechs Wochen, um den Day of Song weiterzuentwickeln. Das Potential ist noch lange nicht ausgeschöpft – man darf gespannt sein, was die Zukunft bringt.

Netzwerk X

Erfrischend alternativ

ExtraSchicht

Modell für Europa Die Nacht der Industriekultur hat sich seit ihrer Premiere 2001 im Ruhrgebiet längst etabliert. 230.000 Besucher feierten Ende Juni 2012 in einem großen Kulturfest die industriekulturellen Wurzeln der Region: mit einem Klaviermarathon in einer ehemaligen Gaskraftzentrale, Theaterperformances auf dem Kanal, Poetry Slam in Bussen und vielen weiteren Veranstaltungen an 53 Spielorten. Die Begeisterung für Kultur in ehemaligen Industrieanlagen ist so groß, dass sie über die Landesgrenzen hinaus wirkt: Oberschlesien hat das erfolgreiche Konzept auf die „Industriada“ übertragen, die schon zum dritten Mal am selben Tag gefeiert wurde; erstmals hat die Region um Donezk in der Ukraine im Juni 2012 ebenfalls zur Nacht der Industriekul-

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tur geladen. Interessensbekundungen aus Norwegen, Tschechien und Frankreich für 2013 belegen, dass die Idee einer Europäischen Nacht der Industriekultur Kontur gewinnt. Die Ruhr Tourismus GmbH, die das Fest der Industriekultur koordiniert, hofft gemeinsam mit ihren Partnern Regionalverband Ruhr und Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, dass die ExtraSchicht schon bald nicht nur Orte im gesamten Ruhrgebiet, sondern Menschen in ganz Europa verbinden wird.

Nicht nur die öffentlich subventionierte Kultur, auch die alternative Szene im Ruhrgebiet vernetzt sich: Seit Ende 2011 bilden über 20 Gruppen – Künstler, Veranstalter, Musiker, Stadtplaner – das Netzwerk X, um gemeinsam Projekte zu entwickeln und zu beraten, wie man die Region kulturell, künstlerisch und sozial beleben kann. Alle freischaffenden kulturellen Akteure aus der Region an der Schnittstelle von Kunst und sozialem Raum sind eingeladen, sich zu beteiligen. Nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ will das Netzwerk X bessere Produktions- und Distributionsbedingungen erzielen und ökonomische Ressourcen für intensivere und nachhaltigere Kooperationen erstreiten. Dem Netzwerk geht es außerdem um eine höhere und nachhaltige Präsenz über die Grenzen der eigenen Stadt hinaus, eine engere Kooperation zwischen öffentlichen Kultureinrichtungen und freien Initiativen und um eine gerechte Verteilung der Fördermittel.

KulturKanal

Über Wasser gehen

Wasserstraße im Wandel

Kunst befreit Fluss

Vor fast 100 Jahren entstand der RheinHerne-Kanal als künstliche Wasserstraße, um Kohle zu transportieren. Es folgten Mineralöl, Glas, Schrott und andere Waren. Warum sollte man die 45 Kilometer lange Wasserachse nicht auch mal mit Kultur bespielen? Zehn Kommunen entlang des Kanals wagten das Großprojekt und gestalteten den „KulturKanal 2010“. Die Zusammenarbeit erwies sich als so fruchtbar, dass sie über das Jahr der Kulturhauptstadt hinausreichte. Ein gemeinsamer Internetauftritt präsentiert das abwechslungsreiche Programm aus Expeditionen, Festen und Gesprächen entlang des Kanals. Auf Radtouren und Kanalschifffahrten erleben die Besucher, wie die Wasserstraße Städte und Menschen verbindet. Übernachten können Experimentierfreudige – wie sollte es anders sein – in Kanalröhren, die ein österreichischer Künstler gestaltet hat.

Die Seseke ist ein Fluss östlich von Dortmund im Kreis Unna. Ihr ist es zu verdanken, dass die Anrainer-Kommunen des Gewässers – die Städte Lünen, Bergkamen, Kamen, Bönen, Unna und Dortmund sowie des Kreises Unna – sich für ein großes Vorhaben zusammengeschlossen haben: Sie wollten ihren Fluss, der zum Abwasserkanal verkommen war, und seine Nebenläufe zum natürlichen Gewässer wiederbeleben. Mit Unterstützung des

Lippeverbands und des Landes NRW avancierte der Seseke-Umbau zu einem ambitionierten Kunstprojekt. Zum Kulturhauptstadtjahr gestalteten international bekannte Künstler zwölf Orte an der Seseke mit Landschaftskunst, interaktiven Projekten, begehbaren, humorvollen und hintergründigen Inszenierungen. Die meisten Kunststandorte blieben nach 2010 erhalten und werden vom Lippeverband gepflegt. Ein vielfältiges Programm aus Fahrradtouren, Führungen und Exkursionen zum Klimawandel hält die Verbindungen zwischen den Seseke-Kommunen lebendig.

Künstlerbünde

Starke Orte Es gibt zu viele Orte im Ruhrgebiet, die kein Mensch beachtet, obwohl sie für Leben, Arbeit und Kultur der Region bedeutsam sind. Aus diesem Missstand entwickelte der Bochumer Künstlerbund für das Kulturhauptstadtjahr die Projektidee „Starke Orte“. 14 Künstlervereinigungen schlossen sich an, so dass 2010 ein Netz von Orten entstand, an denen raumbezogene Installationen gezeigt wurden: In der Scheidtschen Tuchfabrik in Essen visualisierten Künstler das Thema Spannweiten, ein Hochbunker in Herne wurde zum Spielort unterschiedlichster Künste, ein Bochumer Sakralbau verwandelte sich zur Kulturkirche. Nach dem Kulturhauptstadtjahr ist das Netzwerk auf 17 Künstlervereinigungen angewachsen. Es arbeitet an einem neuen Projekt mit dem Titel „Urbane Räume“: Im Mittelpunkt stehen Orte,

— Starker Ort in Essen-Kettwig: die Scheidtschen Hallen, eine ehemalige Kammgarnspinnerei

die mitten in bewohnten Stadtgebieten liegen, aber in ihrer Funktion fragwürdig geworden sind oder gar keine mehr haben, wie das alte Polizeipräsidium in Bochum oder das ehemalige Ostwall-Museum in Dortmund. Interaktive Kunstwerke, Schauspiel, Tanz und Musik regen die Menschen an, aktiv an der Umgestaltung und Umnutzung dieser urbanen Räume mitzuwirken.

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RVR setzt auf Nachhaltigkeit

Unterwegs in die Zukunft Nachhaltigkeit gehörte von Anfang an zu den Vorgaben der „Kulturhauptstadt Ruhr 2010“. Ein kulturelles Feuerwerk war 2010 – das wohl. Aber neue Ideen, Projekte und Strukturen sollten bewahrt und fortgeführt werden. Umgesetzt wird dieser Auftrag nun unter dem Dach des Regionalverbandes Ruhr (RVR), mit den Tochergesellschaften Kultur Ruhr GmbH, Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH, Ruhr Tourismus GmbH, außerdem mit dem „european centre for creative economy“ in Dortmund. Wir stellen die handelnden Personen vor.

Die Direktorin Das ist nun wirklich ein starkes Stück Deutschland: Elf große, kreisfreie Städte und vier Kreise bilden den Regionalverband Ruhr, kurz RVR. Noch eindrucksvoller klingt das, wenn man die vier Kreise aufdröselt: Dann haben wir jene seit 2010 fast sprichwörtlichen 53 Städte, die sich in bis dahin nie gekannter Einigkeit den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ erkämpft haben. Eine große Verantwortung also für die Frau an der Spitze dieses Zusammenschlusses. Seit August 2011 ist Karola Geiß-Netthöfel Chefin des RVR. Ein Jahr ist sie jetzt also im Amt. Ein guter Zeitpunkt für ein Gespräch mit der Regionaldirektorin, die wir als Pragmatikerin voller Tatendurst erleben. Karola Geiß-Netthöfel, die uns im Folgenden das Kürzel KGN nachsehen wird, ist in Lünen geboren und wohnt bis heute dort. Eine Eingeborene des Reviers also und hier verwurzelt. Sie kennt aber auch die Sicht von „draußen“: Bis 2011 war sie drei Jahre lang Regierungsvizepräsidentin in Arnsberg. Ausgerechnet, werfen wir ein. Aber KGN hat erkennbar keine Lust, auf ein „Thema von gestern“ einzusteigen: das Ruhrgebiet, aufgeteilt in drei Regierungsbezirke. Ihr Kommentar dazu: „Die Regierungspräsiden-

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Ruhr Revue

ten haben doch eine klassische Aufsichtsfunktion. Wir aber, der RVR, sind ein Zusammenschluss mit dem Ziel, etwas zu gestalten.“ Der Blick in der Kronprinzenstraße in Essen, wo der RVR seinen Sitz hat, geht also nach vorn. Und mit gutem Grund: „Seit 2009“, so KGN, hat der RVR mit der Regionalplanungskompetenz wieder ein starkes Instrument in Händen.“ In ihrem ersten RVR-Jahr, erzählt sie, habe sie sich systematisch im Verbandsgebiet umgesehen. Die landschaftliche Vielfalt, das „geballte Angebot“

in Kultur und Freizeit habe sie bewusster wahrgenommen und – obwohl es ihr als Heimat ja eigentlich vertraut war – noch viel Neues entdeckt. Vor allem habe sie „unendlich viele Gespräche“ mit den Akteuren der Region geführt. Vielen sei sie schon bekannt gewesen aus ihren früheren Funktionen bei Land und Regierungsbezirk, andere habe sie neu kennengelernt. So oder so seien das positive Erfahrungen gewesen. Denn: „Es gibt unglaublich viele Ideen zur Weiterentwicklung der Metropole Ruhr, die zum Teil schon vollständig ausgearbeitet sind. Die müssen nur noch umgesetzt werden“. Und was sind die wichtigsten RVR-Aufgaben in der nächsten Zeit? Für KGN ganz obenan steht: „Die notwendige Fortsetzung des Strukturwandels, damit die Leute vernünftige Arbeitsplätze finden.“ Der Verlust zahlreicher Industriejobs müsse endlich kompensiert werden. Ihr Augenmerk richtet sich dabei weniger auf die Großindustrie als auf innovative Mittelstandsbetriebe. Dabei hat sie auch den drohenden Facharbeitermangel im Blick. Damit der nicht zum Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung der Region wird, sucht sie auf der Basis des kürzlich vorgestellten

regionalen Bildungsberichts mit Hochschulen, Fachhochschulen und IHKs das Gespräch über die Verbesserung der Bildungsstrukturen. Anpacken will sie in diesem Zusammenhang auch Korrekturen in der VerkehrsInfrastruktur, ob auf der Schiene oder der Straße. „Der RVR“, so dessen Chefin, „strebt einen integrierten Gesamtverkehrsplan an, gemeinsam mit der Deutschen Bahn, dem VRR und weiteren Partnern.“ KGN selbst ist eine Netzwerkerin; das merkt man sehr schnell. Aber ist denn die Solidarität unter den 53 Städten auch ausreichend ausgeprägt? Die Regionaldirektorin sieht da keinen Mangel. „Das Gemeinschaftsgefühl aus dem Kulturhauptstadtjahr lebt fort“ – da ist sie sich ganz sicher. „Es gibt so viele gute Beispiele dafür, wie Städte ihre Nachbarn am Erfolg von Modellprojekten teilhaben lassen“, sagt sie. Denn das habe man inzwischen begriffen: „dass nicht jeder das Rad immer wieder neu erfinden muss.“ Allein die Planungen für interkommunale Gewerbegebiete zeigten, dass auch bei der Wirtschaftsförderung das viel geschmähte Kirchturmdenken auf dem Rückzug sei. Besonders gut sei die Zusammenarbeit der Ruhrstädte im-

— Mit Überblick am Steuer: RVR-Direktorin Karola Geiß-Netthöfel in einem Ausstellungsstück der Dortmunder DASA

mer dann, wenn es einen Projektrahmen gebe. Zum Beispiel? Auf diese Frage hat KGN nur gewartet und berichtet begeistert von der „Klima-Expo NRW – Metropole Ruhr 2020“, bei der der RVR den Kommunen einen Projektrahmen zur Verfügung stelle, in den Städte, Forschungseinrichtungen, Unternehmen und andere Akteure ihre Leistungen einbringen können. Auch die Kultur einschließlich der freien Szene ist hier gefragt. So könnten etwa Zollverein oder der Gasometer spannende Orte der Industriekultur für Klima-Ausstellungen sein. Derzeit werde an dem Klima-Konzept gearbeitet, im Frühjahr 2013 soll es vorgestellt werden. Stichwort Kunst und Kultur. Welchen Stellenwert misst KGN dem bei? Die RVR-Chefin ist da

eindeutig: „Kultur – das ist für mich kein weicher Standortfaktor, sondern ein harter.“ Es gehe nicht nur um die „Erbauung zuziehender Manager“, Kultur sei vielmehr „ein Element des Lebens und des Wandels“. An dieser Stelle kann die engagierte Revierfrau sich einen kritischen Hinweis auf die jüngste „Rating“-Studie aus Bremen nicht verkneifen. Das Ruhrgebiet stehe kulturell viel besser da als durch die Betrachtung einzelner Städte zu Tage gefördert werden könne. „In einer Vielstädte-Region muss schließlich nicht jede Stadt alles haben“, so KGN. Es komme vielmehr darauf an, die zum Kulturhauptstadtjahr 2010 begonnene Vernetzung der existierenden Kultur weiter voranzutreiben. Der RVR mit

seinen Tochtergesellschaften, darunter die überaus erfolgreiche Ruhr Tourismus GmbH, sei dabei jetzt und in Zukunft ein starker Motor. Gibt es ein Vorbild beim kulturellen Netzwerken? Für KGN sind das unter anderem die Ruhrkunstmuseen mit ihrer Kooperation. Ähnliches wünscht sie sich auch für andere Sparten, etwa das Theater. Davon könne auch der ländliche Raum profitieren. Die Bürgerin von Lünen weiß, wovon sie spricht. Und ihre Idee ist naheliegend: „Warum sollten Stadttheater nicht mit Inszenierungen durch die Region gehen?“ Sicher sei es gut und richtig, wenn gerade jüngere Leute zum Theaterbesuch auch in Nachbarstädte fahren. Aber nicht nur für ältere Menschen

sei auch ein ortsnahes Angebot wünschenswert. KGN erinnert sich in diesem Zusammenhang an eine Diskussion in Bochum über die kulturelle Grundversorgung in der Metropole Ruhr. „Da habe ich gemerkt: Die Menschen wollen kulturelle Angebote in ihrer Nähe haben.“ Karola Geiß-Netthöfel, wie wir sie zum Abschluss wieder korrekt nennen wollen, ist eine Frau, die zuhören kann, eine, die vielleicht deshalb gut klarkommt mit den selbstbewussten Vertretern großer und zum Teil geschichtsträchtiger Städte. „Ich will niemanden gängeln – und ich lasse mich nicht gängeln“, lautet die pragmatische Devise der Regionaldirektorin. Sie schätzt klare Worte; aber Konfrontation ist nicht ihr Ding. Ihr Lieblingspronomen ist das „wir“, nicht das „ich“. Statt dessen baut sie auf gewachsene Arbeitsbeziehungen mit Städten, Regierungspräsidenten und Landesregierung – und baut sie Stück für Stück weiter aus. Ihre Art des Netzwerkens erinnert an die Arbeit einer Strickkünstlerin, die konzentriert, aber mit Eifer viele bunte Fäden zu einem großen Gesamtwerk zusammen fügt. Dessen Name: Metropole Ruhr. l

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RVR setzt auf Nachhaltigkeit

Unterwegs in die Zukunft Nachhaltigkeit gehörte von Anfang an zu den Vorgaben der „Kulturhauptstadt Ruhr 2010“. Ein kulturelles Feuerwerk war 2010 – das wohl. Aber neue Ideen, Projekte und Strukturen sollten bewahrt und fortgeführt werden. Umgesetzt wird dieser Auftrag nun unter dem Dach des Regionalverbandes Ruhr (RVR), mit den Tochergesellschaften Kultur Ruhr GmbH, Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH, Ruhr Tourismus GmbH, außerdem mit dem „european centre for creative economy“ in Dortmund. Wir stellen die handelnden Personen vor.

Die Direktorin Das ist nun wirklich ein starkes Stück Deutschland: Elf große, kreisfreie Städte und vier Kreise bilden den Regionalverband Ruhr, kurz RVR. Noch eindrucksvoller klingt das, wenn man die vier Kreise aufdröselt: Dann haben wir jene seit 2010 fast sprichwörtlichen 53 Städte, die sich in bis dahin nie gekannter Einigkeit den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ erkämpft haben. Eine große Verantwortung also für die Frau an der Spitze dieses Zusammenschlusses. Seit August 2011 ist Karola Geiß-Netthöfel Chefin des RVR. Ein Jahr ist sie jetzt also im Amt. Ein guter Zeitpunkt für ein Gespräch mit der Regionaldirektorin, die wir als Pragmatikerin voller Tatendurst erleben. Karola Geiß-Netthöfel, die uns im Folgenden das Kürzel KGN nachsehen wird, ist in Lünen geboren und wohnt bis heute dort. Eine Eingeborene des Reviers also und hier verwurzelt. Sie kennt aber auch die Sicht von „draußen“: Bis 2011 war sie drei Jahre lang Regierungsvizepräsidentin in Arnsberg. Ausgerechnet, werfen wir ein. Aber KGN hat erkennbar keine Lust, auf ein „Thema von gestern“ einzusteigen: das Ruhrgebiet, aufgeteilt in drei Regierungsbezirke. Ihr Kommentar dazu: „Die Regierungspräsiden-

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ten haben doch eine klassische Aufsichtsfunktion. Wir aber, der RVR, sind ein Zusammenschluss mit dem Ziel, etwas zu gestalten.“ Der Blick in der Kronprinzenstraße in Essen, wo der RVR seinen Sitz hat, geht also nach vorn. Und mit gutem Grund: „Seit 2009“, so KGN, hat der RVR mit der Regionalplanungskompetenz wieder ein starkes Instrument in Händen.“ In ihrem ersten RVR-Jahr, erzählt sie, habe sie sich systematisch im Verbandsgebiet umgesehen. Die landschaftliche Vielfalt, das „geballte Angebot“

in Kultur und Freizeit habe sie bewusster wahrgenommen und – obwohl es ihr als Heimat ja eigentlich vertraut war – noch viel Neues entdeckt. Vor allem habe sie „unendlich viele Gespräche“ mit den Akteuren der Region geführt. Vielen sei sie schon bekannt gewesen aus ihren früheren Funktionen bei Land und Regierungsbezirk, andere habe sie neu kennengelernt. So oder so seien das positive Erfahrungen gewesen. Denn: „Es gibt unglaublich viele Ideen zur Weiterentwicklung der Metropole Ruhr, die zum Teil schon vollständig ausgearbeitet sind. Die müssen nur noch umgesetzt werden“. Und was sind die wichtigsten RVR-Aufgaben in der nächsten Zeit? Für KGN ganz obenan steht: „Die notwendige Fortsetzung des Strukturwandels, damit die Leute vernünftige Arbeitsplätze finden.“ Der Verlust zahlreicher Industriejobs müsse endlich kompensiert werden. Ihr Augenmerk richtet sich dabei weniger auf die Großindustrie als auf innovative Mittelstandsbetriebe. Dabei hat sie auch den drohenden Facharbeitermangel im Blick. Damit der nicht zum Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung der Region wird, sucht sie auf der Basis des kürzlich vorgestellten

regionalen Bildungsberichts mit Hochschulen, Fachhochschulen und IHKs das Gespräch über die Verbesserung der Bildungsstrukturen. Anpacken will sie in diesem Zusammenhang auch Korrekturen in der VerkehrsInfrastruktur, ob auf der Schiene oder der Straße. „Der RVR“, so dessen Chefin, „strebt einen integrierten Gesamtverkehrsplan an, gemeinsam mit der Deutschen Bahn, dem VRR und weiteren Partnern.“ KGN selbst ist eine Netzwerkerin; das merkt man sehr schnell. Aber ist denn die Solidarität unter den 53 Städten auch ausreichend ausgeprägt? Die Regionaldirektorin sieht da keinen Mangel. „Das Gemeinschaftsgefühl aus dem Kulturhauptstadtjahr lebt fort“ – da ist sie sich ganz sicher. „Es gibt so viele gute Beispiele dafür, wie Städte ihre Nachbarn am Erfolg von Modellprojekten teilhaben lassen“, sagt sie. Denn das habe man inzwischen begriffen: „dass nicht jeder das Rad immer wieder neu erfinden muss.“ Allein die Planungen für interkommunale Gewerbegebiete zeigten, dass auch bei der Wirtschaftsförderung das viel geschmähte Kirchturmdenken auf dem Rückzug sei. Besonders gut sei die Zusammenarbeit der Ruhrstädte im-

— Mit Überblick am Steuer: RVR-Direktorin Karola Geiß-Netthöfel in einem Ausstellungsstück der Dortmunder DASA

mer dann, wenn es einen Projektrahmen gebe. Zum Beispiel? Auf diese Frage hat KGN nur gewartet und berichtet begeistert von der „Klima-Expo NRW – Metropole Ruhr 2020“, bei der der RVR den Kommunen einen Projektrahmen zur Verfügung stelle, in den Städte, Forschungseinrichtungen, Unternehmen und andere Akteure ihre Leistungen einbringen können. Auch die Kultur einschließlich der freien Szene ist hier gefragt. So könnten etwa Zollverein oder der Gasometer spannende Orte der Industriekultur für Klima-Ausstellungen sein. Derzeit werde an dem Klima-Konzept gearbeitet, im Frühjahr 2013 soll es vorgestellt werden. Stichwort Kunst und Kultur. Welchen Stellenwert misst KGN dem bei? Die RVR-Chefin ist da

eindeutig: „Kultur – das ist für mich kein weicher Standortfaktor, sondern ein harter.“ Es gehe nicht nur um die „Erbauung zuziehender Manager“, Kultur sei vielmehr „ein Element des Lebens und des Wandels“. An dieser Stelle kann die engagierte Revierfrau sich einen kritischen Hinweis auf die jüngste „Rating“-Studie aus Bremen nicht verkneifen. Das Ruhrgebiet stehe kulturell viel besser da als durch die Betrachtung einzelner Städte zu Tage gefördert werden könne. „In einer Vielstädte-Region muss schließlich nicht jede Stadt alles haben“, so KGN. Es komme vielmehr darauf an, die zum Kulturhauptstadtjahr 2010 begonnene Vernetzung der existierenden Kultur weiter voranzutreiben. Der RVR mit

seinen Tochtergesellschaften, darunter die überaus erfolgreiche Ruhr Tourismus GmbH, sei dabei jetzt und in Zukunft ein starker Motor. Gibt es ein Vorbild beim kulturellen Netzwerken? Für KGN sind das unter anderem die Ruhrkunstmuseen mit ihrer Kooperation. Ähnliches wünscht sie sich auch für andere Sparten, etwa das Theater. Davon könne auch der ländliche Raum profitieren. Die Bürgerin von Lünen weiß, wovon sie spricht. Und ihre Idee ist naheliegend: „Warum sollten Stadttheater nicht mit Inszenierungen durch die Region gehen?“ Sicher sei es gut und richtig, wenn gerade jüngere Leute zum Theaterbesuch auch in Nachbarstädte fahren. Aber nicht nur für ältere Menschen

sei auch ein ortsnahes Angebot wünschenswert. KGN erinnert sich in diesem Zusammenhang an eine Diskussion in Bochum über die kulturelle Grundversorgung in der Metropole Ruhr. „Da habe ich gemerkt: Die Menschen wollen kulturelle Angebote in ihrer Nähe haben.“ Karola Geiß-Netthöfel, wie wir sie zum Abschluss wieder korrekt nennen wollen, ist eine Frau, die zuhören kann, eine, die vielleicht deshalb gut klarkommt mit den selbstbewussten Vertretern großer und zum Teil geschichtsträchtiger Städte. „Ich will niemanden gängeln – und ich lasse mich nicht gängeln“, lautet die pragmatische Devise der Regionaldirektorin. Sie schätzt klare Worte; aber Konfrontation ist nicht ihr Ding. Ihr Lieblingspronomen ist das „wir“, nicht das „ich“. Statt dessen baut sie auf gewachsene Arbeitsbeziehungen mit Städten, Regierungspräsidenten und Landesregierung – und baut sie Stück für Stück weiter aus. Ihre Art des Netzwerkens erinnert an die Arbeit einer Strickkünstlerin, die konzentriert, aber mit Eifer viele bunte Fäden zu einem großen Gesamtwerk zusammen fügt. Dessen Name: Metropole Ruhr. l

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— Jürgen Fischer auf der Halde Scholven in Gelsenkirchen. Als Leiter der Stabsstelle Regionale Kulturkoordination bereitet er unter andern die geplante Klima-Expo vor.

— Katja Aßmann, umgeben von der Installation „Pulse Park“ neben der Bochumer Jahrhunderthalle

Die Kuratorin Zehn Jahre ist es her, dass Jürgen Fischer in die Bewerbung für und die Vorbereitungen auf das Kulturhauptstadtjahr einstieg. Bei der Ruhr.2010 GmbH war er Programmkoordinator. Während der Zeit hat er so ziemlich alle Halden des Ruhrgebiets erklommen, zumal sie in vielen Programmpunkten eine Rolle spielten. Die Halde Scholven beim großen Kraftwerk in Gelsenkirchen fehlte noch in seiner Sammlung. Deshalb war er gleich einverstanden, als wir die allgemein nicht zugängliche Halde für den Fototermin vorschlugen. Sachlicher Grund für diese Wahl aber sind zwei große Windräder, die seit einigen Jahren auf der Halde Strom produzieren. Denn die Vorbereitung auf eine „KlimaExpo NRW – Metropole Ruhr 2020“ ist eine zentrale Aufgabe Fischers als Leiter der „Stabsstelle Regionale Kulturkoordination“ beim RVR. Was macht diese Stabsstelle? Es geht um die Organisation des Nachhaltigkeits-Auftrages, der zum Kulturhauptstadtjahr 2010 gehörte und den die

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Der Koordinator „Stiftung Kulturhauptstadt Ruhr2010“ mit dem unerwartet hohen Überschuss jenes Ausnahmejahrs fördern kann. Die Fäden, so Jürgen Fischer, „laufen beim RVR zusammen, die Steuerung liegt bei der Holding RVR“. An der Umsetzung sind wesentlich Tochtergesellschaften des RVR beteiligt. Aber natürlich sind auch die Akteure in allen 53 Städten dabei und sollen von den kulturellen Projekten in der Nachfolge von Ruhr2010 profitieren. Dass dies tatsächlich und ausgewogen passiert, dafür hat die Stabsstelle Regionale Kulturkoordination zu sorgen – auch wenn nicht alle Städte an allen Projekten mitarbeiten. Weisungsbefugt ist Stabsstellenleiter Fischer dabei niemandem gegenüber, aber „das Wort des RVR hat schon Gewicht, vor allem, was die strategische Ausrichtung der Projekte angeht.“ Im Augenblick spielt auch die Verteilung der Fördermittel aus der „Stiftung 2010“ eine erhebliche Rolle bei der

Stabsstellen-Arbeit. Strategisch aber, so Fischer, werde es immer wichtiger, über die Frage nachzudenken: „Wie geht es weiter, wenn die Stiftungsmittel aufgebraucht sind?“ In diesem Zusammenhang ist es von nicht geringer Bedeutung, die gute Arbeitsbeziehung zwischen Region und Land zu pflegen. Was ist nun die strategische Bedeutung des Projekts KlimaExpo und welche Rolle spielt dabei die Kultur? Dass Dekaden-Projekte ein Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg sein können, so Fischer, habe sich bei der IBA und bei der Kulturhauptstadt gezeigt. Deshalb sei man sich früh einig gewesen, dass ein weiteres Dekadenprojekt der richtige Weg sei, um den Schwung aus dem Jahr 2010 weiterzutragen. Klima als Zukunfts-Thema, darauf habe man sich leicht geeinigt. Allerdings hätten dazu manche gesagt: Das war jetzt mal Kultur genug, also machen wir diesmal nur Klima. Das sei zu kurz gedacht, meint Fischer. Nicht nur

seien kulturelle Ereignisse geeignet, alle Akteure auf dem Weg nach 2020 mitzunehmen. Zum anderen gehe es beim Thema Klimawandel doch nicht nur um Technik. Sondern auch um Mentalitäten, um eine veränderte Kultur des Zusammenlebens – Themen, die zum Beispiel das Kultur wissenschaftliche Institut Essen längst bearbeite. Für 2014 plant Fischer ein „Klima-Festival“, bei dem alle Städte, Forschungsinstitute, Unternehmen schon einmal sichtbar machen, was es zum Thema bereits gibt. Der Emscherumbau, Bottrop als „Innovation City“, der Dortmunder Stadtumbau Phoenixsee, das städteübergreifende Projekt Radschnellweg können da schon als Elemente der zukünftigen Stadt aufblitzen. Wie sehr Kunst und Kultur sich dem Thema ganz ohne didaktischen Zeigefinger widmen könnten, werde schon 2013 die Fortsetzung der „Emscherkunst“ wieder zeigen. „Kulturelles Klima“ – ein durchaus mehrdeutiger Begriff.

Erster Auftrag erfüllt. Deshalb stellt Katja Aßmann sich fürs Foto ins Scheinwerferlicht, mitten in die Lichtinstallation „Pulse Park“ des kanadischmexikanischen Künstlers Rafael Lozano-Hemmer. Aßmann ist seit Anfang des Jahres künstlerische Leiterin des 2010-Nachfolgebausteins „Urbane Künste“. Der gehört jetzt, neben „Ruhrtriennale“, „ChorWerk Ruhr“ und „Tanzlandschaft Ruhr“ zu den Programmsäulen der „Kultur Ruhr GmbH“. Teil dieser Konstruktion ist es, dass jede dieser Säulen etwas zur Ruhrtriennale beiträgt. Für 2012 war die Zeit knapp, aber kurz zuvor hatte Katja Aßmann interaktive Arbeiten von Lozano-Hemmer gesehen. Der Kontakt war schnell hergestellt, Lozano-Hemmer entwickelte die Idee für „Pulse Park“, Triennale-Chef Heiner Goebbels war angetan – erster Auftrag erfüllt. Und das Publikum ist begeistert. Katja Aßmann war schon bei der IBA engagiert und an verantwortlicher Stelle im Bereich „Stadt der Möglichkeiten“ der Kulturhauptstadt 2010. Unter anderem betreute sie die

viel gelobte „Emscherkunst“, die mindestens 2013 und vielleicht auch 2016 fortgesetzt wird. Es ist aber nicht so, dass „Urbane Künste“ nun bloß beauftragt wäre, das Ruhrgebiet mit Werken der bildenden Kunst zu möblieren. Insofern sei „Emscherkunst“ nicht einmal prototypisch für ihre künftige Arbeit, sagt Aßmann. Es gehe vor allem darum, mit künstlerischen Projekten stärker in den urbanen Raum vorzustoßen. Nicht in Landschaft, in Industriedenkmale, sondern mitten in die Stadtviertel, um dort Entwicklungen anzuregen. Wie der Mülheimer „Ringlokschuppen“ mit seinen jüngsten Initiativen. Aßmann spricht von einem „Dialog der Künste“, an dem außer bildender Kunst auch Musik, Theater und alle anderen beteiligt sind. Dazu das Publikum, die Menschen am Ort. Aßmann hebt den „Laborcharakter“ des Ansatzes hervor. Das klingt ein wenig verkopft, aber so solle es nicht sein: Der Dialog mit den Anwohnern werde durchaus „niederschwellig“ sein, und die Kunst werde

auch Spaß machen – so, wie es auch bei „Pulse Park“ den Besuchern offensichtlich viel Spaß mache, das Werk über ihren Herzschlag mitzusteuern. Andererseits: Katja Aßmann ist auch „die mit den Autobahnprojekten“. So hat eine Zeitung sie zum Amtsantritt begrüßt und meinte das kritisch, weil etwa „Parkautobahn A 42“ beim Publikum 2010 vielfach auf Skepsis stieß. Aber das habe sie damals auch nicht anders erwartet, sagt Aßmann, und

oft seien solch „schwierige“, umstrittene Projekte nicht die schlechtesten. Bei aller „Niederschwelligkeit“ – mit bloßer Gefälligkeit will sich „Urbane Künste“ nicht begnügen. Wenn man anlässlich der aktuellen Vollsperrung mal wieder auf die Verkehrsschneise A 40 und ihre unmittelbare Umgebung blickt, gewinnt man tatsächlich den Eindruck: Da gibt es für „die mit den Autobahnprojekten“ und ihre Urbanen Künste noch viel zu tun.

Der Kreativmotor Er ist halt immer noch in erster Linie ein Musik-Mensch: Den Ort fürs Fotografieren hat er sich selbst ausgesucht, und nun sitzt Dieter Gorny in einem hochmodernen, schalldichten Tonstudio über Hunderten von Reglern und Schaltern. Er macht den Eindruck, als wolle er am liebsten ungestört damit spielen. Statt dessen erzählt er. Erinnert an die Anfänge der kreativen Studioarbeit mit dem „Sgt. Pepper’s“-Album der Beatles. Vierspurtechnik, damals, mit Bändern. „Und das hier hat

48 Spuren. Natürlich alles digital!“ Im nächsten Moment ist man in einer Diskussion über die Rolle derartiger technischer Hochrüstung bei der Entfaltung kreativer Ideen. Das Tonstudio gehört dem weltweit aktiven Privatunternehmen SAE Institute, welches seit knapp einem Jahr eine Niederlassung im Bochumer Bunker Springerplatz betreibt. Angeboten wird die Ausbildung zum Toningenieur; auf dem Programm stehen aber auch Film, Animation, digitaler

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— Jürgen Fischer auf der Halde Scholven in Gelsenkirchen. Als Leiter der Stabsstelle Regionale Kulturkoordination bereitet er unter andern die geplante Klima-Expo vor.

— Katja Aßmann, umgeben von der Installation „Pulse Park“ neben der Bochumer Jahrhunderthalle

Die Kuratorin Zehn Jahre ist es her, dass Jürgen Fischer in die Bewerbung für und die Vorbereitungen auf das Kulturhauptstadtjahr einstieg. Bei der Ruhr.2010 GmbH war er Programmkoordinator. Während der Zeit hat er so ziemlich alle Halden des Ruhrgebiets erklommen, zumal sie in vielen Programmpunkten eine Rolle spielten. Die Halde Scholven beim großen Kraftwerk in Gelsenkirchen fehlte noch in seiner Sammlung. Deshalb war er gleich einverstanden, als wir die allgemein nicht zugängliche Halde für den Fototermin vorschlugen. Sachlicher Grund für diese Wahl aber sind zwei große Windräder, die seit einigen Jahren auf der Halde Strom produzieren. Denn die Vorbereitung auf eine „KlimaExpo NRW – Metropole Ruhr 2020“ ist eine zentrale Aufgabe Fischers als Leiter der „Stabsstelle Regionale Kulturkoordination“ beim RVR. Was macht diese Stabsstelle? Es geht um die Organisation des Nachhaltigkeits-Auftrages, der zum Kulturhauptstadtjahr 2010 gehörte und den die

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Der Koordinator „Stiftung Kulturhauptstadt Ruhr2010“ mit dem unerwartet hohen Überschuss jenes Ausnahmejahrs fördern kann. Die Fäden, so Jürgen Fischer, „laufen beim RVR zusammen, die Steuerung liegt bei der Holding RVR“. An der Umsetzung sind wesentlich Tochtergesellschaften des RVR beteiligt. Aber natürlich sind auch die Akteure in allen 53 Städten dabei und sollen von den kulturellen Projekten in der Nachfolge von Ruhr2010 profitieren. Dass dies tatsächlich und ausgewogen passiert, dafür hat die Stabsstelle Regionale Kulturkoordination zu sorgen – auch wenn nicht alle Städte an allen Projekten mitarbeiten. Weisungsbefugt ist Stabsstellenleiter Fischer dabei niemandem gegenüber, aber „das Wort des RVR hat schon Gewicht, vor allem, was die strategische Ausrichtung der Projekte angeht.“ Im Augenblick spielt auch die Verteilung der Fördermittel aus der „Stiftung 2010“ eine erhebliche Rolle bei der

Stabsstellen-Arbeit. Strategisch aber, so Fischer, werde es immer wichtiger, über die Frage nachzudenken: „Wie geht es weiter, wenn die Stiftungsmittel aufgebraucht sind?“ In diesem Zusammenhang ist es von nicht geringer Bedeutung, die gute Arbeitsbeziehung zwischen Region und Land zu pflegen. Was ist nun die strategische Bedeutung des Projekts KlimaExpo und welche Rolle spielt dabei die Kultur? Dass Dekaden-Projekte ein Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg sein können, so Fischer, habe sich bei der IBA und bei der Kulturhauptstadt gezeigt. Deshalb sei man sich früh einig gewesen, dass ein weiteres Dekadenprojekt der richtige Weg sei, um den Schwung aus dem Jahr 2010 weiterzutragen. Klima als Zukunfts-Thema, darauf habe man sich leicht geeinigt. Allerdings hätten dazu manche gesagt: Das war jetzt mal Kultur genug, also machen wir diesmal nur Klima. Das sei zu kurz gedacht, meint Fischer. Nicht nur

seien kulturelle Ereignisse geeignet, alle Akteure auf dem Weg nach 2020 mitzunehmen. Zum anderen gehe es beim Thema Klimawandel doch nicht nur um Technik. Sondern auch um Mentalitäten, um eine veränderte Kultur des Zusammenlebens – Themen, die zum Beispiel das Kultur wissenschaftliche Institut Essen längst bearbeite. Für 2014 plant Fischer ein „Klima-Festival“, bei dem alle Städte, Forschungsinstitute, Unternehmen schon einmal sichtbar machen, was es zum Thema bereits gibt. Der Emscherumbau, Bottrop als „Innovation City“, der Dortmunder Stadtumbau Phoenixsee, das städteübergreifende Projekt Radschnellweg können da schon als Elemente der zukünftigen Stadt aufblitzen. Wie sehr Kunst und Kultur sich dem Thema ganz ohne didaktischen Zeigefinger widmen könnten, werde schon 2013 die Fortsetzung der „Emscherkunst“ wieder zeigen. „Kulturelles Klima“ – ein durchaus mehrdeutiger Begriff.

Erster Auftrag erfüllt. Deshalb stellt Katja Aßmann sich fürs Foto ins Scheinwerferlicht, mitten in die Lichtinstallation „Pulse Park“ des kanadischmexikanischen Künstlers Rafael Lozano-Hemmer. Aßmann ist seit Anfang des Jahres künstlerische Leiterin des 2010-Nachfolgebausteins „Urbane Künste“. Der gehört jetzt, neben „Ruhrtriennale“, „ChorWerk Ruhr“ und „Tanzlandschaft Ruhr“ zu den Programmsäulen der „Kultur Ruhr GmbH“. Teil dieser Konstruktion ist es, dass jede dieser Säulen etwas zur Ruhrtriennale beiträgt. Für 2012 war die Zeit knapp, aber kurz zuvor hatte Katja Aßmann interaktive Arbeiten von Lozano-Hemmer gesehen. Der Kontakt war schnell hergestellt, Lozano-Hemmer entwickelte die Idee für „Pulse Park“, Triennale-Chef Heiner Goebbels war angetan – erster Auftrag erfüllt. Und das Publikum ist begeistert. Katja Aßmann war schon bei der IBA engagiert und an verantwortlicher Stelle im Bereich „Stadt der Möglichkeiten“ der Kulturhauptstadt 2010. Unter anderem betreute sie die

viel gelobte „Emscherkunst“, die mindestens 2013 und vielleicht auch 2016 fortgesetzt wird. Es ist aber nicht so, dass „Urbane Künste“ nun bloß beauftragt wäre, das Ruhrgebiet mit Werken der bildenden Kunst zu möblieren. Insofern sei „Emscherkunst“ nicht einmal prototypisch für ihre künftige Arbeit, sagt Aßmann. Es gehe vor allem darum, mit künstlerischen Projekten stärker in den urbanen Raum vorzustoßen. Nicht in Landschaft, in Industriedenkmale, sondern mitten in die Stadtviertel, um dort Entwicklungen anzuregen. Wie der Mülheimer „Ringlokschuppen“ mit seinen jüngsten Initiativen. Aßmann spricht von einem „Dialog der Künste“, an dem außer bildender Kunst auch Musik, Theater und alle anderen beteiligt sind. Dazu das Publikum, die Menschen am Ort. Aßmann hebt den „Laborcharakter“ des Ansatzes hervor. Das klingt ein wenig verkopft, aber so solle es nicht sein: Der Dialog mit den Anwohnern werde durchaus „niederschwellig“ sein, und die Kunst werde

auch Spaß machen – so, wie es auch bei „Pulse Park“ den Besuchern offensichtlich viel Spaß mache, das Werk über ihren Herzschlag mitzusteuern. Andererseits: Katja Aßmann ist auch „die mit den Autobahnprojekten“. So hat eine Zeitung sie zum Amtsantritt begrüßt und meinte das kritisch, weil etwa „Parkautobahn A 42“ beim Publikum 2010 vielfach auf Skepsis stieß. Aber das habe sie damals auch nicht anders erwartet, sagt Aßmann, und

oft seien solch „schwierige“, umstrittene Projekte nicht die schlechtesten. Bei aller „Niederschwelligkeit“ – mit bloßer Gefälligkeit will sich „Urbane Künste“ nicht begnügen. Wenn man anlässlich der aktuellen Vollsperrung mal wieder auf die Verkehrsschneise A 40 und ihre unmittelbare Umgebung blickt, gewinnt man tatsächlich den Eindruck: Da gibt es für „die mit den Autobahnprojekten“ und ihre Urbanen Künste noch viel zu tun.

Der Kreativmotor Er ist halt immer noch in erster Linie ein Musik-Mensch: Den Ort fürs Fotografieren hat er sich selbst ausgesucht, und nun sitzt Dieter Gorny in einem hochmodernen, schalldichten Tonstudio über Hunderten von Reglern und Schaltern. Er macht den Eindruck, als wolle er am liebsten ungestört damit spielen. Statt dessen erzählt er. Erinnert an die Anfänge der kreativen Studioarbeit mit dem „Sgt. Pepper’s“-Album der Beatles. Vierspurtechnik, damals, mit Bändern. „Und das hier hat

48 Spuren. Natürlich alles digital!“ Im nächsten Moment ist man in einer Diskussion über die Rolle derartiger technischer Hochrüstung bei der Entfaltung kreativer Ideen. Das Tonstudio gehört dem weltweit aktiven Privatunternehmen SAE Institute, welches seit knapp einem Jahr eine Niederlassung im Bochumer Bunker Springerplatz betreibt. Angeboten wird die Ausbildung zum Toningenieur; auf dem Programm stehen aber auch Film, Animation, digitaler

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Journalismus, Web Design, Games und anderes. Dass dieses Unternehmen, eigentlich auf größere Städte fokussiert, sich in Bochum angesiedelt hat, nimmt Dieter Gorny als Beispiel für die wichtige Rolle der „Kreativwirtschaft“ und für das Konzept der „Kreativquartiere“, in dem Kultur, Ökonomie und Stadtentwicklung einander ergänzen. Denn der Bunker am Springerplatz liege ja ganz nah beim künftigen InnenstadtMusikzentrum, bei Katholikentagsbahnhof und freier Szene Rottstraße und im Westen bei der Jahrhunderthalle. Dies und die schon begonnene Kooperation mit der Folkwang Universität habe SAE von dem Standort überzeugt. Das Potential der Kreativund Kulturwirtschaft war großes Thema im Kulturhauptstadtjahr, und der Musikmanager Gorny war der zuständige Künstlerische Direktor. Nun ist es auch an ihm, diesen Ansatz zu verstetigen, als Geschäftsführer des 2010 gegründeten

— Der will wohl spielen: Dieter Gorny am Mischpult im hochmodernen Tonstudio des Bochumer SEA Institute.

„europäischen Zentrums für Kreativwirtschaft (ecce)“ am Dortmunder U. Natürlich kooperiert er dabei eng mit den städtischen Wirtschaftsförderern und mit der „Wirtschaftsförderung metropoleruhr“. Natürlich weiß Dieter Gorny, dass manche Leute allergisch sind gegen den Begriff „Kreativwirtschaft“. Gerade im Ruhrgebiet, so wurde jüngst

wieder anlässlich eines umstrittenen „Rankings“ gemäkelt, spiele dieser Wirtschaftszweig doch kaum eine Rolle. Zum einen, so antwortet Gorny, sehe er „Kreativwirtschaft“ als weit gefassten Begriff. Zum anderen hätten er und seine Mitstreiter doch nie behauptet, dass das Ruhrgebiet allein an der Kreativwirtschaft gesunden könne und dass dafür schon alles vor-

— Auch auf dem Dach zwischen Sonnenkollektoren weiß Wirtschaftsförderer Thomas Westphal sich im Business-Anzug gelassen zu bewegen.

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„Opel-Effekts“ einrechnen. Und verlassen dürfe man sich auf solchen Zuzug keinesfalls. Die angestrebte „komplette Erneuerung der Stadtgesellschaft“ im Zuge des längst nicht abgeschlossenen Strukturwandels – „das geht nur von innen heraus.“ Dabei hat Westphal vor allem mittelständische Unternehmen im Auge. Und Gründer. Er räumt ein, dass nicht alle „Gründerzentren“ der letzten Jahre Erfolge waren. Ein Gebäudekomplex und eine Beratungsstelle reichten eben nicht. Ein gutes Beispiel für Erfolg sei Dortmund. Im Umfeld der TU handen sei. „Dann bräuchten wir da ja nichts mehr zu tun.“ Natürlich könne man auch behaupten: Reicht nicht. Lassen wir das. Geht alle nach Berlin. „Aber da sage ich als Ruhrgebiets-Patriot: nein“. Es gebe genug Kreatives, das als Ausgangspunkt für eine Entwicklung dienen und im Zusammenspiel mit anderen Faktoren seine Rolle spielen könne.

Der Förderer Als die Sommerferien sich dem Ende zuneigten, war es ganz schön schwierig, einen Termin mit Thomas Westphal zu kriegen. Was macht eigentlich der oberste Wirtschaftsförderer des Ruhrgebiets den ganzen Tag? Immerzu in aller Welt herumreisen, um auswärtige Firmen an die Ruhr zu locken? Auch, sagt Westphal, aber bei weitem nicht in erster Linie. Aber viel wichtiger sei es, „unsere Kräfte“ in der Region zu wecken und zu bündeln. Nicht, dass es ihm unangenehm wäre, wenn ein großer Konzern sich im Ruhrgebiet engagiert. Aber dabei müsse man immer auch die Gefahr eines „Nokia-Effekts“ oder eines

sei es gelungen, Gründungen „anzufeuern und zu beflügeln“, den Gründern die nicht unverständliche „Angst vor dem Scheitern“ zu nehmen. Bei schon existierenden Unternehmen gehe es zum Beispiel darum, für angestrebte Expansion Gewerbegebiete zu erschließen, Kontakte zu möglichen Partnern und Märkten zu eröffnen – nicht zuletzt im Ausland, wo nicht jeder Mittelständler auf eigene Faust unterwegs sein könne. Andere Möglichkeit: Wenn regionale Großunternehmen wie Tengelmann sich in neuen Geschäftsfeldern wie On-

line-Business erproben – „wie schaffen wir es dann, dass solche Dinge sich hier abspielen, dass hier die passend ausgebildeten Leute zu finden sind?“ Die Kreativwirtschaft sieht Westphal als wichtiges Element in seiner Arbeit – wobei er ausdrücklich nicht (nur) an hippe Geldmaschinen denkt wie Games-Entwickler oder Werbeagenturen. Sondern gerade auch an stadt(teil)entwickelnde Kulturprojekte wie Bochumer Straße in Gelsenkirchen, Nordviertel in Essen oder die Arbeit des vielgenannten Mülheimer Ringlokschuppens. Schließlich nennt

er auch den Klimaschutz als „Fortschrittsmotor“ der Region, den gerade mittlere und kleine Firmen, Forscher und die Kulturszene mitbetreiben könnten. Mit Jürgen Fischer zusammen arbeitet Thomas Westphal am Langzeit-Projekt Klima-Expo, um die gemeinsame Kraft der Region „von innen heraus“ zu befördern. Deshalb haben wir ihn zur Solaranlage auf das Dach eines Essener Wohnhauses gebeten. Gelassen turnt Westphal auf dem Dach herum, ohne seinen wirtschafsfördernden dunklen Businessanzug dabei zu gefährden.

das Auswärtigen wirklich gefällt. Tut es, sagt der Experte. Und sie kommen häufig wieder nach dem ersten Mal. Wobei die Verknüpfung mit dem breiten kulturellen Angebot eine große Rolle spiele. Die Vernetzung der Ruhrkunstmuseen zu einer gemeinsam beworbenen Marke ein großer Fortschritt sei. Auswärtige Besucher kämen oft über eine einzelne Stadt (wie Essen) in die Region; aber dann seien Stadtgrenzen für die Gäste vollkommen unwichtig. Ein erhebliches Pfund für den Tourismus sind für Bier-

mann die großen, populären Ereignisse wie „Stillleben“ oder „Day of Song“. Angebote solch populärer Art erhoffe er sich auch von den Machern der Hochkultur gelegentlich. Nein, kein x-beliebiges Musical. Auch wolle er den Künstlern nicht dreinreden und sie zu Seicht-Populärem drängen. Aber Offenheit für den touristischen Markt wünscht er sich von allen, mit denen seine RTG kooperiert. Damit er den Nebeneffekt-Satz künftig von noch mehr Leuten hört: „Ist das grün hier!“

Der Gastgeber Axel Biermann ist mit dem Fahrrad auf die Halde Haniel gestrampelt und guckt in die Runde. „Ist das grün hier!“, könnte er jetzt sagen. Tut er auch, aber nur als Zitat: „Das ist der Satz, den ich am häufigsten höre.“ Nämlich dann, wenn er als Chef der Ruhr Tourismus GmbH mit auswärtigen Gästen zu tun hat. Tatsächlich schätzt er selbst diese Qualität der Region. Nicht weit vom Bottroper Haldengipfel wohnt er, in Oberhausen-Eisenhardt. Mal eben 20 Kilometer durch die Kirchhellener Heide radeln können, das schätzt er sehr. Nicht bloß aus eingeborenem Lokalpatriotismus: Wie man nach ein paar Sätzen gut hören kann, hat Biermann einen Migrationshintergrund: aufgewachsen in Stuttgart. Er kann also den Blick von außen, vom „Quellmarkt“ her, aufs Ruhrgebiet gut nachempfinden. Was die Württemberger angeht, ist er natürlich Insider. Gerade die als sparsam geltenden Schwaben, sagt Biermann, seien bereit, für Urlaub einiges Geld auszugeben. Aber mit Grün-Werbung könne man da wenig Punkte machen. Ein

— So schön grün: Axel Biermann auf der Halde Haniel, nur ein paar hundert Meter von seiner Wohnung in Oberhausen-Eisenhardt

Fehler also, wenn das Ruhrgebiet sich früher besonders auf sein Grünsein berief. Als könnte es sich mit dem Schwarzwald messen, zum Beispiel. Nein, das Ruhrgebiet „muss man anders verkaufen“, sagt Biermann. Nämlich vorwiegend noch immer über das „Entdeckerthema“. Zu entdecken sei, was es eben anderswo in dieser Qualität und Dichte nirgendwo anders gibt: Industriekultur. Das Erbe und was daraus gemacht wird. Noch immer gebe es bei den Einheimischen Zweifel, ob

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Journalismus, Web Design, Games und anderes. Dass dieses Unternehmen, eigentlich auf größere Städte fokussiert, sich in Bochum angesiedelt hat, nimmt Dieter Gorny als Beispiel für die wichtige Rolle der „Kreativwirtschaft“ und für das Konzept der „Kreativquartiere“, in dem Kultur, Ökonomie und Stadtentwicklung einander ergänzen. Denn der Bunker am Springerplatz liege ja ganz nah beim künftigen InnenstadtMusikzentrum, bei Katholikentagsbahnhof und freier Szene Rottstraße und im Westen bei der Jahrhunderthalle. Dies und die schon begonnene Kooperation mit der Folkwang Universität habe SAE von dem Standort überzeugt. Das Potential der Kreativund Kulturwirtschaft war großes Thema im Kulturhauptstadtjahr, und der Musikmanager Gorny war der zuständige Künstlerische Direktor. Nun ist es auch an ihm, diesen Ansatz zu verstetigen, als Geschäftsführer des 2010 gegründeten

— Der will wohl spielen: Dieter Gorny am Mischpult im hochmodernen Tonstudio des Bochumer SEA Institute.

„europäischen Zentrums für Kreativwirtschaft (ecce)“ am Dortmunder U. Natürlich kooperiert er dabei eng mit den städtischen Wirtschaftsförderern und mit der „Wirtschaftsförderung metropoleruhr“. Natürlich weiß Dieter Gorny, dass manche Leute allergisch sind gegen den Begriff „Kreativwirtschaft“. Gerade im Ruhrgebiet, so wurde jüngst

wieder anlässlich eines umstrittenen „Rankings“ gemäkelt, spiele dieser Wirtschaftszweig doch kaum eine Rolle. Zum einen, so antwortet Gorny, sehe er „Kreativwirtschaft“ als weit gefassten Begriff. Zum anderen hätten er und seine Mitstreiter doch nie behauptet, dass das Ruhrgebiet allein an der Kreativwirtschaft gesunden könne und dass dafür schon alles vor-

— Auch auf dem Dach zwischen Sonnenkollektoren weiß Wirtschaftsförderer Thomas Westphal sich im Business-Anzug gelassen zu bewegen.

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„Opel-Effekts“ einrechnen. Und verlassen dürfe man sich auf solchen Zuzug keinesfalls. Die angestrebte „komplette Erneuerung der Stadtgesellschaft“ im Zuge des längst nicht abgeschlossenen Strukturwandels – „das geht nur von innen heraus.“ Dabei hat Westphal vor allem mittelständische Unternehmen im Auge. Und Gründer. Er räumt ein, dass nicht alle „Gründerzentren“ der letzten Jahre Erfolge waren. Ein Gebäudekomplex und eine Beratungsstelle reichten eben nicht. Ein gutes Beispiel für Erfolg sei Dortmund. Im Umfeld der TU handen sei. „Dann bräuchten wir da ja nichts mehr zu tun.“ Natürlich könne man auch behaupten: Reicht nicht. Lassen wir das. Geht alle nach Berlin. „Aber da sage ich als Ruhrgebiets-Patriot: nein“. Es gebe genug Kreatives, das als Ausgangspunkt für eine Entwicklung dienen und im Zusammenspiel mit anderen Faktoren seine Rolle spielen könne.

Der Förderer Als die Sommerferien sich dem Ende zuneigten, war es ganz schön schwierig, einen Termin mit Thomas Westphal zu kriegen. Was macht eigentlich der oberste Wirtschaftsförderer des Ruhrgebiets den ganzen Tag? Immerzu in aller Welt herumreisen, um auswärtige Firmen an die Ruhr zu locken? Auch, sagt Westphal, aber bei weitem nicht in erster Linie. Aber viel wichtiger sei es, „unsere Kräfte“ in der Region zu wecken und zu bündeln. Nicht, dass es ihm unangenehm wäre, wenn ein großer Konzern sich im Ruhrgebiet engagiert. Aber dabei müsse man immer auch die Gefahr eines „Nokia-Effekts“ oder eines

sei es gelungen, Gründungen „anzufeuern und zu beflügeln“, den Gründern die nicht unverständliche „Angst vor dem Scheitern“ zu nehmen. Bei schon existierenden Unternehmen gehe es zum Beispiel darum, für angestrebte Expansion Gewerbegebiete zu erschließen, Kontakte zu möglichen Partnern und Märkten zu eröffnen – nicht zuletzt im Ausland, wo nicht jeder Mittelständler auf eigene Faust unterwegs sein könne. Andere Möglichkeit: Wenn regionale Großunternehmen wie Tengelmann sich in neuen Geschäftsfeldern wie On-

line-Business erproben – „wie schaffen wir es dann, dass solche Dinge sich hier abspielen, dass hier die passend ausgebildeten Leute zu finden sind?“ Die Kreativwirtschaft sieht Westphal als wichtiges Element in seiner Arbeit – wobei er ausdrücklich nicht (nur) an hippe Geldmaschinen denkt wie Games-Entwickler oder Werbeagenturen. Sondern gerade auch an stadt(teil)entwickelnde Kulturprojekte wie Bochumer Straße in Gelsenkirchen, Nordviertel in Essen oder die Arbeit des vielgenannten Mülheimer Ringlokschuppens. Schließlich nennt

er auch den Klimaschutz als „Fortschrittsmotor“ der Region, den gerade mittlere und kleine Firmen, Forscher und die Kulturszene mitbetreiben könnten. Mit Jürgen Fischer zusammen arbeitet Thomas Westphal am Langzeit-Projekt Klima-Expo, um die gemeinsame Kraft der Region „von innen heraus“ zu befördern. Deshalb haben wir ihn zur Solaranlage auf das Dach eines Essener Wohnhauses gebeten. Gelassen turnt Westphal auf dem Dach herum, ohne seinen wirtschafsfördernden dunklen Businessanzug dabei zu gefährden.

das Auswärtigen wirklich gefällt. Tut es, sagt der Experte. Und sie kommen häufig wieder nach dem ersten Mal. Wobei die Verknüpfung mit dem breiten kulturellen Angebot eine große Rolle spiele. Die Vernetzung der Ruhrkunstmuseen zu einer gemeinsam beworbenen Marke ein großer Fortschritt sei. Auswärtige Besucher kämen oft über eine einzelne Stadt (wie Essen) in die Region; aber dann seien Stadtgrenzen für die Gäste vollkommen unwichtig. Ein erhebliches Pfund für den Tourismus sind für Bier-

mann die großen, populären Ereignisse wie „Stillleben“ oder „Day of Song“. Angebote solch populärer Art erhoffe er sich auch von den Machern der Hochkultur gelegentlich. Nein, kein x-beliebiges Musical. Auch wolle er den Künstlern nicht dreinreden und sie zu Seicht-Populärem drängen. Aber Offenheit für den touristischen Markt wünscht er sich von allen, mit denen seine RTG kooperiert. Damit er den Nebeneffekt-Satz künftig von noch mehr Leuten hört: „Ist das grün hier!“

Der Gastgeber Axel Biermann ist mit dem Fahrrad auf die Halde Haniel gestrampelt und guckt in die Runde. „Ist das grün hier!“, könnte er jetzt sagen. Tut er auch, aber nur als Zitat: „Das ist der Satz, den ich am häufigsten höre.“ Nämlich dann, wenn er als Chef der Ruhr Tourismus GmbH mit auswärtigen Gästen zu tun hat. Tatsächlich schätzt er selbst diese Qualität der Region. Nicht weit vom Bottroper Haldengipfel wohnt er, in Oberhausen-Eisenhardt. Mal eben 20 Kilometer durch die Kirchhellener Heide radeln können, das schätzt er sehr. Nicht bloß aus eingeborenem Lokalpatriotismus: Wie man nach ein paar Sätzen gut hören kann, hat Biermann einen Migrationshintergrund: aufgewachsen in Stuttgart. Er kann also den Blick von außen, vom „Quellmarkt“ her, aufs Ruhrgebiet gut nachempfinden. Was die Württemberger angeht, ist er natürlich Insider. Gerade die als sparsam geltenden Schwaben, sagt Biermann, seien bereit, für Urlaub einiges Geld auszugeben. Aber mit Grün-Werbung könne man da wenig Punkte machen. Ein

— So schön grün: Axel Biermann auf der Halde Haniel, nur ein paar hundert Meter von seiner Wohnung in Oberhausen-Eisenhardt

Fehler also, wenn das Ruhrgebiet sich früher besonders auf sein Grünsein berief. Als könnte es sich mit dem Schwarzwald messen, zum Beispiel. Nein, das Ruhrgebiet „muss man anders verkaufen“, sagt Biermann. Nämlich vorwiegend noch immer über das „Entdeckerthema“. Zu entdecken sei, was es eben anderswo in dieser Qualität und Dichte nirgendwo anders gibt: Industriekultur. Das Erbe und was daraus gemacht wird. Noch immer gebe es bei den Einheimischen Zweifel, ob

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