Rückzug ins Vertraute - Landsehnsucht in der Schweiz der 1970er Jahre

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Zeit um die Jahrhundertwende von grosser Bedeutung war. Alvar Aalto hat die sterile und funktionalistische Architektur mit persönlichen Interpretation verwirklicht. Die Aalto Bauten wirken heute wärmer, menschlicher, dekorierter, als die Bauten der klassischen Moderne auf dem europäischen Festland. Ihre Bauten unterscheiden sich stark von den Bauten der Nachkriegsmoderne. Wie können sie sich den Umbruch in der Architekturgeschichte erklären? Es gab extrem viele unterschiedliche Einflüsse, die diesen Wandel eingeleitet haben. Nebst der Siedlung Halen war sicher auch die Metron eine wichtige Figur dieses Wandels. Während von 1945-1970 die brutalo, die betonierte, neue moderne Architektur vorherrschend war, entdeckte man später eine neue Wohnqualität, welche auch in Skandinavien bekannt war. Der Bezug zur Natur und zum Mensch wurde wieder wichtiger. Nebst dem Vorarlberg war die finnische Architektur wohl am prägendsten für diese Entwicklung.» Ihre Architektur könnte als Besinnung zur Schweizer Tradition verstanden werden. Ist im Gegensatz zu den Modernen Bauten der Bezug zur Tradition bei ihrer Architektur von grösserer Bedeutung? Ich selbst bin in einem Brienzer Chalet am Zürichsee gross geworden. Später in meinen Siedlungen habe ich immer wieder die Wohnqualität dieses Brienzer Chalets gesucht. Mir wurde mal gesagt, dass die Studenten mich als „Bünzli“ bezeichnen und ich Heimatstil betreibe. Gewissermassen stimmt das auch. Ich gehöre nicht zur Avantgarde es ist zu heimelig in meinen Bauten. Es stellt mir ab, wenn jemand modern sein möchte und die Lust am Lustlosen entwickelt nur um originell zu sein.

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