Migros Magazin 8 2008 d BL

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102 Besser leben

Migros-Magazin 8, 18. Februar 2008

Aussicht geniessen: Koni, Thömy, Noldi und Thomas (von links) auf Granit.

Günstige Segelferien oder Luxus pur Die Seychellen sind eine Hochpreisdestination. Zur Philosophie der Inselregierung gehört nämlich eine Absage an den Massentourismus. Deshalb bleibt der Zustrom der Gäste beschränkt. So kann auch die grossartige Natur geschont werden. Bisher hat die Regierung der Versuchung widerstanden, den Fremdenverkehr in grossem Stil zu fördern. Am Ende ihres zweiwöchigen Törns ziehen die vier Freunde Bilanz. Flug, Transfers, Schiffsmiete, Treibstoff, Hafengebühren und Einkäufe für Essen und Getränke: Alles in allem kommt die Reise pro Person auf rund 6000 Franken zu stehen. «Normale» Seychellenferien in einem Hotel der gehobenen Klasse – aber nur Halbpension und ohne Getränke – kosten inklusive Flug mehr als 8000 Franken. Wesentlich günstiger ists in einem der Gästehäuser. Solche, aber auch kleinere Hotels, werden in letzter Zeit im Inselstaat verstärkt gefördert. Manche Touristen handeln illegal, indem sie Geld schwarz auf der Strasse wechseln – zu einem Kurs, der weit unter demjenigen der Banken liegt. Wer erwischt wird, dem werden die Ferien auf den Seychellen durch eine hohe Busse vermiest. Abends an der Bar der

gepflegten Hotelanlagen müssen für einen Cocktail um die zwanzig Franken hingeblättert werden. Auf der «Topaz» ists um ein Vielfaches günstiger: Ein Fruchtsaft mit einem Schuss Rum – macht vielleicht zwei Franken. Natürlich kann man nach einem Lottosechser oder – momentan eher unwahrscheinlichen – satten Börsengewinnen, auf den Seychellen auch exklusive Luxusferien buchen. – Zum Beispiel auf dem Spa-Resort Frégate, das höchstens 40 Gäste aufnimmt, unter Schweizer Leitung steht und die zweitgrösste Riesenschildkrötenpopulation des Inselstaats beherbergt, aber auch viel internationale Prominenz: Von Paul McCartney über Claudia Schiffer bis zu Brad Pitt, Niki Lauda oder Bill Gates … Oder vielleicht steuern Sie mal das Luxusresort an der Ostküste der North Island mit den 25 Bungalows an und bleiben ein paar Tage. Macht dann 1500 Euro oder je nach Tageskurs ungefähr 2500 Franken; Vollpension, eigenes Jacuzzi, Fitnessraum, Massage und Privatbutler inbegriffen, nicht aber der Dom-Pérignon. Wohlverstanden: Der Preis versteht sich nicht für die ganze Insel, sondern pro Nacht und Person!

Velofahrt: Durch den Busch von La Digue.

Natürlich gehören auch ein paar Flaschen einheimischer Rum zum Überlebenssortiment. All die Speisen und Getränke werden unter Deck gebunkert. Inzwischen ist es Nachmittag geworden, Zeit, die Leinen loszulegen. Nach einer dreistündigen Fahrt um die nördlichste Spitze der Hauptinsel Mahé wollen die Segler die erste Nacht in der Bucht vor dem Strand Beau Vallon verbringen.

Vom Irak ins Paradies Hier ist das «Rimini der Seychellen», wo es verschiedene Hotels mit Gästen aus der ganzen Welt gibt – inklusive tätowierte britische Soldaten, die sich hier mit ihren Frauen vom Einsatz im Irak erholen. Frühmorgens ist der Wind zum Segeln hier am besten. Deshalb wird früh gestartet, in Richtung Nordwest, wo sich die Umrisse der Insel Silhouette am Horizont ausmachen lassen. Auf Silhouette gibt es ein exklusives Resort und unzählige idyllische Buchten. «Das Meer ist kabbelig», stellt der Skipper leicht beunruhigt fest. In der Tat droht ein heftiges Tropengewitter aufzu-

Beach-Action:

kommen. Die nassen Segel flattern im Sturm, und der Regen prasselt aufs Deck. Man sieht kaum zehn Meter weit. Ein paar Seemeilen nördlicher aber nimmt die Sonne wieder überhand, der Himmel strahlt noch blauer, und das Grün der Inseln ist noch satter als zuvor – eine kitschig-grüne, von regelmässigen Regengüssen genährte Vegetation. Im klaren Licht des Abends geht die «Topaz» in einer einsamen Bucht vor Anker. Die vier Seychellenreisenden segelten zuvor in der Karibik. Sie staunen, dass sie hier alleine sind. «In der Karibik liegen bis zu 200 Boote in einer Bucht. «Hier aber zeigt man sich schon überrascht, wenn sich kurz vor Sonnenuntergang noch eine zweite Jacht nähert», sagen sie.

Der Wind lässt sie im Stich Anderntags ist Thomas als Erster auf. Er beugt sich über die Seekarte. «Wir segeln um North Island herum und nehmen dann Kurs auf Praslin», entscheidet er. Doch Segeln ist heute nicht angesagt. Das Meer liegt bleiern, ohne grossen Hang, sich durch ein Lüftchen bewegen zu lassen. Also wird «motörlet», und es


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