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Nr. 37, 9. September 2013 | migros-magazin |

frau der woche

Voll fett

Gefälscht wird heute fast alles, auch Medikamente.

gefälschte waren

mann der woche

Fett weg

«Wer bist du?», fragte sich Bruno Baumgartner (44) aus thun be vor vier Jahren. er war 40 und zu dick. Heute weiss er: er ist eine Wasserratte und der erste Schweizer, der den bodensee der Länge nach durchschwommen hat. Schuld ist seine Frau, die ihn damals zwecks Fitnesstrainings ins Hallenbad schleppte. Inzwischen hat er zweimal erfolglos versucht, den Ärmelkanal zu durchqueren. Der Ansporn für den dritten Anlauf dürfte jetzt da sein.

Ein Lacoste-T-Shirt für sechs, eine Rolex für hundert Franken: Wer im Ausland gefälschte Waren kauft, unterstützt das organisierte Verbrechen, sagt Lukas Lüthi von Stop Piracy. Lukas Lüthi, die Herbstferien stehen vor der Tür. Kaufen die Schweizer auf Reisen gerne gefälschte Waren ein?

Milliarden Franken zugefügt wird, zutrifft, ist schwer zu sagen. Weil es im Verborgenen passiert, ist das tatsächliche Ausmass unbekannt.

Ja, das kann man so sagen. Vor allem südliche Ferienländer und der Bezahlt man als Konsument asiatische Raum sind eine Busse, wenn man am wahre Shopping-Eldo- Lukas Lüthi (32) Zoll erwischt wird? ist Leiter der rados für Fälschungen. Nein. Im Gegensatz zu Geschäftsstelle unseren Nachbarländern Was wird am häufigsten des Vereins Frankreich und Italien gekauft? Die Band- Stop Piracy zur wird man nicht gebüsst, breite reicht ja von A wie Bekämpfung von wenn man ein EinzelAutoreifen bis Z wie Zahn- Fälschung und stück einführt. Man Piraterie in Bern. risikiert aber, dass der bürsten. Zoll die Ware einzieht. Vor allem Hand- und Reisetaschen, Portemonnaies, Allenfalls kann der OriginalherKleider und Uhren von populären steller Gebühren für die ProdukteMarken. Ist eine Marke bekannt, vernichtung und Schadenersatz wird sie gefälscht. einfordern. Entscheidender ist aber sowieso die Frage, weshalb man Die EU-Zollbehörden haben 2012 Pro- keine Fälschungen kaufen soll. duktfälschungen im Wert von einer Milliarde Euro beschlagnahmt. Die Zollstelle des Flughafens Zürich hatte im ersten Halbjahr 2013 über 700 Fälle. Wie stark hat das zugenommen?

Im Schweizer Reiseverkehr ist die Zahl der Fälle in den letzten Jahren gestiegen. Bei den Handelswaren gab es 2012 erstmals einen leichten Rückgang. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs, denn längst nicht jede Fälschung wird entdeckt. Ob die Schätzung, wonach der Schweizer Wirtschaft dadurch jährlich ein Schaden von zwei

Ihre Antwort darauf?

Fälschungen sind Teil des organisierten Verbrechens. Es ist belegt, dass Fälschungen der Geldwäscherei dienen und mit dem Erlös illegale Aktivitäten finanziert werden. Ausserdem bezahlen Fälscher keine Steuern und Sozialabgaben. Mit dem Kauf von Fälschungen unterstützt man demzufolge jemanden, der sich absolut unfair verhält und dem Qualität und Kundenzufriedenheit egal sind.

Auch das Internet ist ein beliebter Ort für Fälschungen.

Ja. Da ist das Problem, dass man die Ware nicht anschauen kann. Im Internet werden nebst Kleidern und Ersatzteilen oft Medikamente gekauft. Im besten Fall erwischt man Arzneimittel, die keine Wirkstoffe haben. Es kann aber auch schädliche Ware darunter sein. Welche Medikamente sind besonders beliebt?

Gekauft werden meist Hormonpräparate oder Schlankheitsmittel und Erektionsförderer. Weil ein Gang zum Arzt vielen Konsumenten peinlich ist, werden diese Produkte im Internet bestellt. Oft ist man dann erstaunt, dass die Sendung aus Asien kommt und nicht aus Europa. Sind Sie auch schon auf Fälschungen reingefallen?

Beinahe, mit einem Poloshirt im südostasiatischen Malaysia. Ich realisierte aber glücklicherweise rechtzeitig, dass in diesem Laden alles gefälscht war. Ich rate in solchen Fällen, auf der Internetsite des jeweiligen Originalherstellers zu überprüfen, ob es sich um einen autorisierten Händler handelt. Ganz allgemein gilt: Wenn ein offensichtliches Schnäppchen zu gut ist, um wahr zu sein, ist Vorsicht geboten. Interview: Reto E. Wild

www.haende-weg.ch

bilder: StOp pIrACY, Jugendsession.ch, Oliver Halder/bodnseequerung.de,

«Geile Shit» – also richtig gut – ist Beatrice Müllers (52) Auftritt im Werbespot für die Jugendsession im November. Ohne mit der Wimper zu zucken, nimmt die ehemalige «tagesschau»-Sprecherin in dem Filmli Ausdrücke wie «geile Shit», «zum Chotze» oder «dini mueter» in den mund. es sind Aussagen von Jugendlichen in einer fingierten Abstimmung, welche die topseriöse moderatorin im Spot kommentiert. bei uns ist der Clip zu sehen unter: facebook.com/migrosmagazin

«Fälschungen sind Teil des organisierten Verbrechens»


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