SAISONKÜCHE 80 |
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JENNY CHI
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Nr. 36, 2. September 2013 | MIGROS-MAGAZIN |
Schuld war nur der Bossa Nova
Ihre Liebe zu diesem Musikstil führte Jenny Chi nach Brasilien. Dort perfektionierte sie nicht nur ihre Sanges-, sondern auch ihre Kochkunst. Fürs Migros-Magazin gab es Poulet mit Limetten.
S
AUFGETISCHT
Jenny Chi, Musikerin und Sängerin Ihre Gesangskarriere startete bereits im zarten Kindesalter. Jenny Chi (38) sang im Kinderchor, was später in eine Gesangsausbildung mündete. bald entdeckte sie ihre Liebe zum Jazz und zum bossa Nova. Ihre erste CD kam 2007 heraus, damals hauptsächlich mit bossa-Klassikern. Auf ihrer neuen CD «nosso mar», die am 1. Oktober erscheint, stammt die Hälfte der Songs von ihr selbst – als Komponistin oder texterin. In den ersten zwei Oktoberwochen ist die Sängerin auf Schweizer tournee. Daneben arbeitet Jenny Chi, die auch ethnologie und Kulturmanagement studiert hat, als Webpublisherin. ! Was haben Sie auf Vorrat? Ingwer, Limetten, essig, Öl, pelati. ! Wie oft kochen Sie pro Woche? Wenn ich daheim bin, täglich. ! Kochen ist für Sie … … etwas meditatives, etwas Sinnliches. es ist Lebensfreude und erdet gleichzeitig. ! Was würden Sie nie essen? Irgendetwas, was ich vorher gestreichelt habe. ! Mit wem würden Sie gern mal essen gehen? mit meiner chinesischen Familie oder mit dem bossa-Novapionier Vinícius de moraes, wenn er noch leben würde.
anft gleiten ihre Finger über die Gitarrensaiten. Dazu haucht Jenny Chi ein paar Bossa-Nova-Zeilen, als hätte sie eben noch in Brasilien am Strand gesessen. Wir befinden uns aber im Zürcher Niederdorf in der kleinen Wohnung von Jenny Chi. So perfekt die Musikerin ihre Stücke auf Portugiesisch intoniert, in ihren Adern fliesst kein brasilianisches Blut: Ihr Vater ist halb Chinese, halb Deutscher, ihre Mutter Schweizerin. Bevor die Besucher weiterlauschen dürfen, gehts in die Küche. Da hat «Saisonküche»-Köchin Janine Neininger schon die Mistkratzerli ausgepackt, für eine Variante von Jenny Chis Lieblingspouletgericht: mit Limetten. Das Rezept dafür hat sie aus Brasilien mitgebracht, wo sie sich in den Strassenküchen durch die grosse Vielfalt an Gerichten probierte. «Aber so gut wie in der kleinen Bar in Rio schmeckt es hier in der Schweiz nicht», lächelt sie. Man verknüpft eben immer die Erinnerungen an das Land mit dem Lieblingsgericht.
Ihre erste grosse Brasilien-Reise verdiente sie sich als Köchin Berührungsängste mit den rohen Mistkratzerli sind ihr fremd. Beherzt füllt Jenny Chi das kleine Federvieh mit Kräutern. Kulinarisch geprägt wurde sie vor allem durch die chinesische Küche, denn ihre Grosseltern und auch ihre Eltern hatten chinesische Restaurants. Bereits als kleines Mädchen durfte sie beim Vater in der Küche abschmecken. «Meinem Grossvater war es sehr wichtig in den 60er-Jahren, im Restaurant authentische chinesische Küche und Kultur zu zeigen.» Sogleich kramt sie ein paar leicht vergilbte, maschinengeschriebene Seiten hervor, auf denen die Grossmutter Rezepte notierte. Was ist für die Sängerin prägnant an der
Mistkratzerli brasilianisch: mit vielen Limetten und Rohzucker für die Sauce, Kräutern, Bio-Olivenöl fürs Poulet mit Bio-Patatli.