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MENSCHEN
MIGROS-MAGAZIN | NR. 11, 10. MÄRZ 2014 |
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MARIANNE SÄGEBRECHT | 31
Grosse Pläne: Marianne Sägebrecht möchte mit Freunden eine SelbstversorgerWG gründen.
Am Stammtisch bin ich jetzt die «Kloa ne». Wenn ich in der Gaststube friere, holen mir die Stammtischler eine Decke. Wann gründen Sie die Alters-WG, die Sie schon länger planen?
Wahrscheinlich im nächsten Frühjahr. Eine Freundin und ich sind daran, ein passendes Objekt zu suchen. Wir wollen zusammen mit einem befreundeten Fotografenpaar ein Überlebensbiotop schaffen. Die Idee ist, dort zusammen zuleben und einander zu unterstützen, aber jeder soll seinen Bereich haben und sich zurückziehen können. Was ist ein Überlebensbiotop?
Ein Hof, der alles hat, was man zum Le ben braucht: Kartoffelacker, Gewächs haus, Gemüsebeete und einen Kräuter garten. Es soll Räume für Ausstellungen, Lesungen und Konzerte geben und eine grosse Esstafel. Man kann sich gegen eine Gebühr anmelden, und dann setzen wir alle Gäste an einen grossen Tisch. Da kommen die bayrische und die suri namische Küche ins Spiel. Kinder sind herzlich willkommen. Unsere Pferde, Hunde, Katzen und Hühner samt Hahn gehören auch ins Biotop. Ihr Leben wird aussehen wie das von Pettersson. Dabei hätten Sie nach «Out of Rosenheim» fast Karriere in Hollywood gemacht.
Ja, als ich die Rolle in «Der Rosenkrieg» annahm, hätte ich gleich einen Vertrag für weitere Rollen unterschreiben kön nen, für den Fall, dass der erste Teil ein Erfolg würde. Ich wäre verpflichtet ge wesen, fünf Jahre in Hollywood zu blei ben und bei Bedarf weitere Nebenrollen zu spielen. Ich hatte aber ein europäi
sches Projekt mit Michel Piccoli in Aus sicht, «Martha und ich», und das habe ich vorgezogen. Ich wollte auch nicht untätig in Hollywood rumsitzen, son dern in Deutschland meine Familie er leben und die Enkel aufwachsen sehen. Oft hört man von Schauspielerinnen, dass jenseits der 50 keine guten Angebote mehr reinkommen. Sie sind jetzt 69 und drehen regelmässig Filme, vor allem fürs Fernsehen.
Ich habe halt immer aufgepasst, was ich annehme. Das Publikum liebt mich ja für meine Authentizität. Es gibt Rollen, auf die verzichte ich, auch wenn alle sagen, die hat sie nicht mehr alle. Kürzlich soll te ich eine Hebamme spielen. Ich dachte: «Wie wunderbar!» Ich wär gern im ech ten Leben Hebamme geworden. Aber in diesem Film foltert die Hebamme junge Schwangere und wird dann selber ge köpft. So ein Film kommt für mich nicht infrage. Umsomehr habe ich mich über die Rolle gefreut, die ich in dem Schwei zer Film «Der Kreis» spielen durfte. Wie kamen Sie zu dieser Rolle?
Über Urs Frey und Ivan Madeo von Con trast Film sowie den Regisseur Stefan Haupt. Die haben «Der Kreis» gemacht und wollten mich von Anfang an dabei haben. Für mich wars eine Herzens angelegenheit, denn es geht um einen Literaturkreis von homosexuellen Künstlern in den 60erJahren in Zürich – eine wahre Begebenheit. Ich spiele eine Garderobiere, und mein Filmsohn ist homosexuell. Er und seine Freunde finden bei mir liebevolle Akzeptanz. Sie haben bereits vier Bücher geschrieben, unter anderem mit Kochrezepten, und arbei-
ten grad an einem neuen Werk. Worum geht es darin?
Um die Naturforscherin Maria Sybilla Merian, den Regenwald, Naturmedizin und Surinam. Dazu gibt es Rezepte für Cajun Food, indisches und surinami sches Essen. Woher kommt Ihr Interesse für Surinam?
Als ich fünf war, sagte ich nach einem Traumerlebnis zu meiner Mutter: «Ma ma, ich komme aus Surinam.» Später, als ich ich 15 war, hat mich ein Buch über die Schmetterlingsfrau Maria Sybilla Merian gefesselt. Sie erforschte im 17. Jahrhundert in Surinam – also Nie derländischGuayana – Seidenraupen. Wenn mein neues Buch fertig ist, reise ich für einen Dokumentarfilm nach Su rinam. Das erste Mal im Leben. Ein Kreis wird sich schliessen. Interview: Yvette Hettinger Bilder: Simon Koy
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