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BESSER LEBEN FAMILIE

Migros-Magazin 11, 15. März 2010

Wenn Junge rot sehen und Eltern durchdrehen

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DAS BIN ICH

Kinder stellen sich vor

Julia findet sich hässlich, Felix schlägt zu und Simon hört nur noch düstere Musik. Die Pubertät wird für Familien zur Zerreissprobe.

W

orin unterscheidet sich ein Teenager von einem Kleinkind, das gerade seine Trotzphase durchmacht? Oft nur in den Themen, welche die Rebellion auslösen. An der Tagesordnung sind Szenen wie diese: Anja (13) kommt aus der Schule. Als Begrüssung sagt sie nicht «Hallo!», sondern: «Ich will an Jessica’s Party!» Die Mutter ist wenig erfreut: «Ausgerechnet die frühreife Jessica, die schon beim Rauchen erwischt wurde!» und sagt spontan: «Nein.» Das kontert Anja mit wüsten Flüchen, Beschimpfungen, Tränen, Türenknallen und lauter Musik im Zimmer.

Schwierige Suche nach sich selber: Die Zeit der Pubertät.

Interesse zeigen, aber die Privatsphäre respektieren

Wie gehen Eltern am besten mit Stimmungsschwankungen ihrer Teenager um? Erziehungsberaterin und Jugendcoach Sarah Renold empfiehlt Gelassenheit. «Auch wenn es nicht immer leicht fällt, sollten die Eltern ein Fels in der Brandung sein und sich nicht von Tränen und Gefühlsausbrüchen verunsichern lassen», erklärt Renold. Eltern sollten aber auch nicht alles verbieten, denn Teenager müssen Erfahrungen sammeln können. Sie rät deshalb Anjas Mutter, die 13-Jährige an die Party zu lassen und vorher gewisse Regeln schriftlich festzuhalten. Die Probleme der Teenager sind ganz unterschiedlicher Natur: Julia (14) beispielsweise findet sich hässlich. Felix (12) zettelt immer wieder eine Schlägerei an. Simon (14) zieht sich zurück und hört nur noch düstere Musik. Wie unterstützen Eltern ihr pubertierendes Kind am besten? «Echtes Interesse an ihrer Welt stärkt ihr Selbstbewusstsein», weiss Sarah Renold. Eltern sollten öfters nach-

Hauptsache Feingefühl fragen: Wieso hörst du nur noch so traurige Musik? Mit welchem deiner Kollegen verstehst du dich am besten? Allerdings hat gesundes Interesse auch Grenzen. Renold: «Das Tagebuch oder die Post des Jugendlichen sind für die Eltern tabu.» Cristina Maurer Frank

www.migrosmagazin.ch Stimmungsschwankungen der Kinder wahrnehmen und mit den eigenen umgehen: die Tipps.

➔ Ruhe bewahren ➔ Teenager anhören ➔ Gefühl des Teenagers benennen («Du bist traurig, weil …») ➔ Hilfe oder Unterstützung anbieten ➔ Bedenkzeit einfordern: Sich nicht zu vorschnellen Versprechen oder Verboten verleiten lassen, sondern beispielsweise: «Wir reden heute nach dem Znacht.» ➔ Blitzpause: Droht ein lautstarker Streit, verlässt der Elternteil kurz den Raum oder der Jugendliche wird in sein Zimmer geschickt, bis er sich beruhigt hat

Möchtest auch du diesen Fragebogen ausfüllen? Du findest ihn unter: www.migrosmagazin.ch Dort kannst du auch alle anderen eingeschickten Fragebögen anschauen.

TIPP DER WOCHE

Singen und Rappen für Kinder Im Gare des Enfants in Basel können Kindergartenkinder ihre Lust an Rhythmen und Musik auf einem fantasievollen Bewegungsparcours ausleben. 45 Minuten recken und strecken, rappeln und zappeln, singen und rappen. Nächste Termine: 23. März und 13. April. Ort: Gare du Nord im Badischen Bahnhof Basel. Infos unter: www.garedunord.ch «gare des enfants» anklicken.


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