Migros Magazin 03 2011 d ZH

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BESSER LEBEN GARTEN

Migros-Magazin 3, 17. Januar 2011

MEIN GARTEN

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Paradiesische Zustände

Im Wintergarten zeigt man dem Winter die kalte Schulter. Doch Vorsicht: Wer sein Glashaus falsch bepflanzt, hat Ärger mit Schädlingen. Gartenexpertin Haia Müller dankt ihren rund 200 000 Regenwürmern.

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Ein Hoch auf die Malocher! Kaum hat das neue Jahr begonnen, sagt man uns von allen Seiten, an wen wir in den nächsten zwölf Monaten besonders zu denken haben: 2011 ist das Jahr des Waldes (Uno), das Jahr der Chemie (Unesco), das europäische Jahr der Freiwilligen. Für die chinesischen Astrologen ist es das Jahr des Hasen, das uns Ruhe bringen soll. Am besten aber gefällt mir Pro Natura, die den Regenwurm zum Tier des Jahres kürt. Ausgerechnet ein Wurm: blind, stumm und taub, gewiss kein Sympathieträger und sicher kein Kuscheltier, viele ekeln sich gar vor ihm. Dass er trotzdem zu Ehren kommt, muss er sich hart verdienen, er ist ein Malocher, der für unsere verdichteten Böden unschätzbare Dienste leistet. Rund 500 Regenwürmer, so schätzen Experten, graben sich pro Quadratmeter heimischem Grasland bis zu drei Meter tief in die Erde. Ich habe mal überschlagsmässig nachgerechnet. Danach müssten sich in meinem Garten über 200 000 Regenwürmer tummeln. Gut erinnert mich Pro Natura an die stillen Schaffer. Auch wenn sie mich nicht hören können, ich sage: Danke schön, liebe Würmer. Und bleibt doch noch ein bisschen.

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intergärten sind die grüne Stube der Pflanzenfreunde. Doch wer im Glashaus sitzt, braucht einiges an Pflanzenkenntnissen. Denn eine falsche Wahl rächt sich früher oder später: Pilze und Schädlinge raffen das Grünzeug dahin, wenn es den Umständen nicht angepasst ist. Man unterscheidet drei Arten von Wintergärten: kalte, temperierte und zimmerwarme. Der kalte ist in der Schweiz am häufigsten. Seine Temperatur sinkt auch in kalten Nächten nie unter den Gefrierpunkt. Hier fühlen sich Pflanzen des Mittelmeerraumes wohl: Feigen, Olivenbaum, Trompetenblumen, Zitrusgewächse, Fächerpalmen, Oleander oder Keulenlilien. Für die Besitzer ist der Aufenthalt nur an sehr sonnigen und milden Tagen angenehm. Heizt die Sonne den Wintergarten auf über 5 Grad, muss gelüftet werden.

Erweitertes Wohnzimmer mit Dschungelfeeling

Der temperierte Wintergarten ist ein Kompromiss zwischen ungeheiztem und tropischem Garten. Die Temperaturen liegen zwischen 10 und 15 Grad. Hier fühlen sich subtropische Pflanzen aus Südamerika und Südafrika wohl. Viele blühen auch im Winter und setzen bunte Farbtupfer. Geeignet für den lauwarmen Wintergarten sind zum Beispiel Bougainvillea, Strelizien, Gardenien, Korallenstrauch, Passionsblumen und Banane. Der warme Wintergarten ist ein erweitertes Wohnzimmer mit Dschungelfeeling, ein Eldorado für tropische Pflanzen. Damit sie gedeihen, sollte die Temperatur in der Regel nicht unter 20 Grad absinken. Wichtig ist auch eine hohe Luftfeuchtigkeit. Orchideen, Bromelien, Farne, verschiedene Palmen, Flammenbaum (Flamboyant), Pavonie gedeihen in diesem Klima perfekt. Haia Müller

Wo Pflanzen sind, fühlen sich auch Pilze und Insekten wohl.

Lästige Sauger in der grünen Oase Das Klima im Wintergarten passt leider auch einigen Schädlingen wie Weissen Fliegen, Roten Spinnen oder Napfschildläusen. Sie stechen die Pflanzen an und saugen sie aus. Nicht genug damit: Auf den Ausscheidungen der Schädlinge bilden sich gerne Schwärzepilze, die weiteren Schaden an den Pflanzen anrichten. Der Pilz kann mit der Brause entfernt werden. Schildläuse und die Larven der Weissen Fliege werden mit einem in Seifenwasser getauchten Lappen vorsichtig abgewischt. Bei starkem Befall hilft aber nur das Spritzen von Pflanzenschutzmitteln.


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