DIE2 | Ausgabe 3-2011

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an–Ge–Dacht

Holger Tielbürger

Das Spiel des Lebens: Spielen Sie es klug? „Mensch ärgere dich nicht“ oder „Monopoly“: Spiel-Trophäen im Spiel und im richtigen Leben Wenn das Spiel zu Ende ist, landet alles wieder in der Kiste. „Eines Tages ist es vorbei. Andere Spieler laufen weiter. Jemand steigt neu in das Spiel ein. Aber für Sie ist das Spiel zu Ende. Haben Sie klug gespielt?“ (John Ortberg) Mögen Sie Gesellschaftsspiele? Ich muss gestehen, es kostet mich immer etwas Überwindung, wenn mich meine Kinder zu einem Brettspiel überreden wollen. Aber im Urlaub, da lass ich mich doch gelegentlich darauf ein. Sind wir erst einmal mitten im Spiel, wacht mein Kampfgeist auf und der Adrenalinspiegel steigt merklich höher. Und dann ist durchaus auch eine zweite Runde drin. Wir liegen damit übrigens durchaus im Trend. Denn keine Frage: Gesellschaftsspiele wie „Mensch ärgere dich nicht“ oder „Monopoly“ erfreuen sich nach wie vor größter Beliebtheit. Jeder möchte gewinnen und der Spieler mit der dicksten Brieftasche, den meisten Punkten oder den größten Ländereien sein. Doch am Ende des Spiels wandert alles zurück in die Kiste. Es ist eben nur ein Spiel. 16

Wie aber sieht es mit den Trophäen unseres wahren Lebens aus: meinem Haus, meinem Auto, meiner Karriere? Gewohnt scharfsinnig und mit einer kräftigen Prise Humor gewürzt lädt der amerikanische Pastor John Ortberg – seit ein paar Jahren einer meiner Lieblingsautoren – in einem seiner Bücher dazu ein, den wahren Schätzen nachzujagen. Denn im Leben, so Ortberg, geht es nicht darum, möglichst viele „Hotels auf der Schlossallee“ zu besitzen, sondern in Gottes Augen reich zu sein. So ähnlich hat es Jesus auch schon formuliert. Im Anschluss an das bekannte Gleichnis vom sogenannten „Reichen Kornbauern“ (Lukas 12) mahnt er, nicht die ganze Lebenskraft darauf zu verschwenden, mehr und mehr anzuhäufen und am Ende doch leer auszugehen. Es wäre aus seiner Sicht nicht besonders klug! Stattdessen ermutigt er seine Freunde: „Macht euch keine Sorgen um Nahrung und Kleidung. Das Leben ist wichtiger als Essen und Trinken, und der Körper ist wichtiger als die Kleidung! Wer von euch kann durch Sorgen sein LeDie2 3/2011 – Juli/August/September

Beim Spiel des Lebens geht es oft ums Geld. Doch wer gut gespielt hat und wer gewinnt, das lässt sich am Ende nicht in Euro oder Dollar bemessen.

ben auch nur um einen Tag verlängern?“ Das leuchtet eigentlich ein. Denn wer im wirklichen Leben um jeden Preis – also koste es, was es wolle – als Erster alle Spielsteine „im Häuschen“ haben will, erreicht dieses Ziel womöglich nur über den Preis verlorener Bekanntschaften, zerbrochener Beziehungen, schlafloser Nächte oder einer angeschlagenen Gesundheit. Und das wäre ein sehr hoher Preis! Das Spiel des Lebens, das dabei gewonnen würde, wäre nur ein vergänglicher Sieg. Dann doch lieber das Leben auf die Dinge ausrichten, auf die es wirklich ankommt wie beispielsweise heile und gesunde Familien: meinen Partner oder meine Partnerin, meine Kinder – sie zu lieben und so viel wie eben möglich von der knapp bemessenen kostbaren Lebenszeit mit ihnen zu verbringen (und warum nicht Die2 3/2011 – Juli/August/September

mal bei einem spannenden Gesellschaftsspiel?) – Das wäre ein wirklich lohnender Sieg! Oder dieses besondere Vorrecht, zusammen mit anderen Christinnen und Christen am Reich Gottes auf dieser Erde mit bauen zu dürfen: sich begeistert zu engagieren, Gaben und Leben zu teilen, Bedürftigen eine Freude zu machen und ein Stück Lebensqualität zu schenken, vielleicht sogar einen freiwilligen sozialen Dienst zu absolvieren, wie es immer wieder junge Frauen und Männer aus unseren Gemeinden wagen – dafür lohnt es sich zu leben! Aus Jesu Sicht wäre das jedenfalls sehr klug! Ich wünsche uns in diesem Sinn erholsame Sommerwochen und vielleicht auch die Zeit für das eine oder andere spannende Gesellschaftsspiel mit Menschen, die wir schätzen und lieben! Ihr / Euer Holger Tielbürger 17


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