Liebfrauenkirche Oberwesel Sonntag, 13. November 2011, 18:00 Uhr
Orgel-Zyklus „200 Jahre Franz Liszt“ Konzert IV: Orgel und Chor Programm Anton Bruckner (1824-1896)
Messe in e-Moll für Chor und Bläser (WAB 27) Orgelfassung von Lukas Stollhof Kyrie – Gloria
Franz Liszt (1811-1886)
Consolation IV in Des-Dur (1870)
Anton Bruckner
Messe in e-Moll für Chor und Bläser (WAB 27) Credo
Franz Liszt
Consolation V in E-Dur (1870)
Anton Bruckner
Messe in e-Moll für Chor und Bläser (WAB 27) Sanctus – Benedictus
Franz Liszt
Consolation VI in E-Dur (1870)
Anton Bruckner
Messe in e-Moll für Chor und Bläser (WAB 27) Agnus Dei
Franz Liszt
Fantasie und Fuge über den Choral „Ad nos, ad salutarem undam“ (1850)
Kammerchor Neuwied Regionalkantor Bernd Kämpf, Leitung Regionalkantor Lukas Stollhof, Orgel Eintritt frei – Kollekte am Ausgang zur Finanzierung des neuen Jahresprogramms 2012 ______________________________________________________________________________________________________________________
Der Kammerchor Neuwied wurde von Regionalkantor Bernd Kämpf im Jahr 1982 gegründet und ist nun seit 25 Jahren fester Bestandteil im Kulturleben der Region Mittelrhein. Zahlreiche Konzertreisen führten den Chor bereits ins Ausland. Neben qualifizierten Chorsängern setzt sich das A-CapellaEnsemble überwiegend aus Kirchenmusikern, Schulmusikern, Musiklehrern und Musikstudenten zusammen, deren Anliegen es ist, durch eine gepflegte Klangkultur Konzerte auf höchstem Niveau zu präsentieren. Dabei misst sich der technische und musikalische Anspruch des Chores an professionellen Standards. Das Repertoire umfasst Chorwerke aus allen Epochen, vom gregorianischen Choral bis hin zu zeitgenössischen Uraufführungen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der so genannten historischen Aufführungspraxis, deren Ziel es ist, klassisches Repertoire so originalgetreu wie möglich wiederzugeben um somit ein authentisches Musikerlebnis für den Zuhörer zu schaffen. Ein wichtiges Anliegen des Chores ist es, durch fundierte Basisarbeit junge musikalische Menschen zu fördern und für klassische Musikliteratur zu begeistern, um somit den Fortbestand der Chortradition zu sichern.
Lukas Stollhof (geboren 1980) studierte Kirchenmusik und Instrumentalpädagogik mit Hauptfach Orgel bei Prof. Dr. Ludger Lohmann in Stuttgart. Ein Stipendium der Rotary Foundation ermöglichte ihm ein einjähriges Studium am Conservatorium van Amsterdam bei Prof. Jacques van Oortmerssen, das er mit dem Examen Bachelor of Music abschloss. Danach absolvierte er in Stuttgart das A-Examen Kirchenmusik (Orgel bei Prof. Bernhard Haas), den Zusatzstudiengang Chorleitung/Oratorium/ Vokalensemble (Chorleitung bei Prof. Dieter Kurz) sowie das Solistenklassestudium Orgel bei Prof. Bernhard Haas. Lukas Stollhof war Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes, Preisträger verschiedener Orgelwettbewerbe (u. a. Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs 2011 in München und des Bachwettbewerbs 2008 in Leipzig) und Träger des Kulturpreises „Junge Künstler“ der Stadt Neuwied (2000). Bei Orgelkonzerten im In- und Ausland kommt sein breit gefächertes Repertoire von Frühbarock bis zur Moderne zum Einsatz. Er ist gefragter Begleiter von Chören und Solisten und beweist sein musikalisches Können daneben immer wieder durch Komposition und Aufführung eigener Werke. Seit 2008 ist Lukas Stollhof als Regionalkantor in Oberwesel am Rhein und für das Bistum Trier tätig. Im Mendelssohn-Jahr 2009 führte er das gesamte Orgelwerk dieses Komponisten auf und spielte es auf zwei CDs ein. An der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf hat Lukas Stollhof seit 2010 einen Lehrauftrag für Orgel.
Erläuterungen zum Programm Liszts Ad nos ist eine Paraphrase über den Wiedertäuferchoral aus G. Meyerbeers Oper „Der Prophet“. Die Melodie dieses religiösen Kriegsliedes (im Original im 6/4-Takt und in dorisch)
ist keine alte Kirchenmelodie – wie Liszt glaubte –, sondern aus Meyerbeers eigener Feder. Die Form von Liszt erstem großem Orgelwerk (1850) entspricht eher einer dreisätzigen Sonate als einer Fantasie mit Fuge. Dem mächtigen Anfangsteil in c-moll folgt ein ruhiger Adagio-Mittelteil in Fis-Dur, bevor ein kurzes Allegro deciso entweder die Fantasie abschließt oder nach dem Mittelteil in Fis-Dur zur Fuge in die Ausgangstonart c-moll zurückmoduliert. Die bizarre Tonartenkonstellation (cFis-c) entspricht der Lisztschen Harmonik mit der steten Verwendung von verminderten Septakkorden. Das Choralthema, das allen Teilen zugrunde liegt, wird auf vielfältigste Weise variiert und umspielt. Dass dabei im Mittelteil zweimal die erste Melodiezeile von „Der Mond ist aufgegangen“ anklingt, darf wohl als kompositorischer Zufall betrachtet werden. Die Fuge ist (wie auch die spätere BACHFuge) in ihrer Form zurückzuführen auf die Idee einer „Phrasirten Fuge“ von Liszts Kompositionslehrer Antonin Reicha (Paris). Eine Fuge besteht demnach aus einer Folge von verschiedenen themenbezogenen und themenfreien Teilen. Die introvertierte Seite Liszts zeigt sich in den 1849 vollendeten Consolationes (Tröstungen), einem Zyklus von sechs Stücken für Klavier, von denen der Komponist selber drei für Orgel bearbeitet hat. Überwiegend sind sie im sanft-lyrischen Duktus gehalten, doch in Consolation VI kann man deutlich den Wandel von Hoffnungslosigkeit über Verzweifelung hin zur Tröstung nachvollziehen. Die e-Moll-Messe ist die zweite der drei großen Messen des bedeutenden österreichischen Komponisten Anton Bruckner, die er in d-Moll, e-Moll und f-Moll zwischen 1864 und 1868 verfasste und die zu seinen ersten großen und wichtigen Werken zählen. Beinflusst durch den Cäcilianismus, der eine Wiederbelebung der verschütteten Vokalmusik der katholischen Kirche anstrebte, fügt er dieser Messe, die in ihrem Ausdruck stark an die altkirchliche Musiktradition anknüpft, nur ein kleines Blasorchester bei, dessen Part heute von der Orgel übenommen wird. In ihrer zeitweise schlichten, zeitweise monumentalen Klangsprache spricht sie den Menschen direkt an. Lukas Stollhof