ENOUGH 01: CHANGE

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N o1 2015

einfach.anders.leben

moderne sklaverei:

Für ein Ende riskiert Fotografin LISA KRISTINE ihr Leben

marianne Williamson

„Wir brauchen mehr Weisheit – und nicht noch mehr Technik“

€ 2,99

AMISH 2.0

Was wir jetzt von ihrer Gemeinschaft lernen können

„KAPITALISMUS IST BRUTAL“

Prof. Heinz-Josef Bontrup über ein Wirtschaftssystem vor dem Kollaps

CHANGE

Wie BLAKE MYCOSKIE von TOMS und 26 weitere Persönlichkeiten unsere Welt verändern helfen PLUS: WEGWEISER FÜR BODY, MIND & SOUL + DIE FRAU, DIE VOM BAUM FIEL


People

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RECREATING A miraculous OBJECT I have lived through every war in my lifetime Like everyone I am A vessel that takes the shape Of what it contains If you feed me to fire I will become fire Place your teeth upon me and I will be The sound from your mouth You see that axe that axe Is me Cleaving myself from my self In your hands which are Also me When you arrive I become you coming The snow you came in The next great war I live through Der Dichter Janaka Stucky verbrachte seine Kindheit in einem Ashram und lebt heute in Boston. Er ist Gründer des Indie-Verlages Black Ocean und gibt das Magazin „Handsome“ heraus. Sein letzter Gedichtband „The Truth Is We Are Perfect“ erschien 2015. Von 2002 bis 2009 arbeitete Stucky als Bestatter, wovon er in diesem Podcast erzählt. Reinhören!


editori al & Inh alt

Warum wir enough unbedingt machen mussten Mit dieser Ausgabe halten Sie zugleich das Ende der einen Reise und den Beginn einer neuen in Händen. Nach 23.000 Kilometern durch die USA und dem Durchstöbern von Hunderten von Zeitschriftenläden (Berufskrankheit!) reifte das Konzept eines eigenen Magazins. Eines Magazins, das Veränderung ins Zentrum aller Geschichten rückt – und die Menschen, die so mutig Neuland erkunden. In

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der Welt oder in sich, freiwillig oder notgedrungen. Enough ist zudem ein Magazin, dessen Macher mit ihren Lesern lernen und ihnen nicht bloß Fertiges vorsetzen wollen. Wir glauben an den Grundsatz „Every journey is different“ und lehnen Grabenkämpfe ab, egal ob zwischen Paleo-Verfechtern und Veganern, Hybrid- und Radfahrern,

I n h a lt

Konsumverweigerern und Green-Shoopern oder zwischen Yogis und Cross-Fit-Kriegern. Dogmen gibt es genug, war-

Body

um aus wunderbaren Movements und Aufwach-Momenten

38 Change Agents* Diese 27 besonderen Menschen haben das Enough-Team inspiriert und wachgerüttelt

neue formen? Gleichwohl bezieht Enough gern Stellung. Wir machen kein „Kuschelheft“ zum Daheim-Einigeln mit Wellness-

49 wegweiser: mix dich gesund* Detox-Expertin Caroline Bienert über den perfekten grünen Smoothie – und mehr!

Duschbad und Anleitung zum Selber-Filzen. Wir wollen auf neue Wege hinweisen und sie verbreitern helfen. In unserem Debüt werden sie hoffentlich viele Persönlichkeiten

50 Wa(h)renkorb Zehnmal ganz bewusst und mit viel Genuss geshoppt: unsere Produktauswahl für Sie

(wieder-)treffen, die Sie inspirieren, motivieren, nachdenklich machen. Ich wünsche uns eine aufregende Reise! Ihr Siems Luckwaldt Chefredakteur

Mind 14 Am Schreibtisch mit … der Wellicious-Gründerin Heike Schnell

34 echte freunde Die Pukka-Tees von Sebastian Pole und Tim Westwell folgen ayurvedischen Grundsätzen. Ihr Erfolgsrezept? Vertrauen 37 Wegweiser: lass dir helfen* Karriere-Coach Attila Albert unterstützt Veränderungswillige

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Antje Pfahl, Oliver Nimz

28 Neue wege wagen 10 Blogger und Gründer und ihr Tag X


Inh alt

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38 standards

46 Die Glücksbotin Gretchen Rubin über ihr neues Buch „Erfinde Dich Neu“ 52 „Kapitalismus ist brutal“* Das sagt (nicht nur) der renommierte Wirtschaftsprofessor Heinz-Josef Bontrup. Ein Gespräch über Elend und Alternativen 56 180 Grad mit Antje pfahl Eine PR-Managerin aus Berlin wandert aus – nach Indien 64 Zurück in die Zukunft* Wie die Amish uns an Grundwerte erinnern

Soul 18 wegweiser: ärgere dich nicht* Thubten Chodron kennt Strategien gegen negative Gefühle 20 (K)Ein Bild von Freiheit Die US-Fotografin Lisa Kristine wagt sich mit ihrer Kamera in die Epizentren der modernen Sklaverei – unter Lebensgefahr

3 „la vie poème“ Ein Gedicht von Janaka Stucky 8 impressum 8 contributors/Vorschau Das Team hinter dieser Ausgabe 10 sharing is caring* Viele gute Ideen und Projekte, die Ihre Aufmerksamkeit verdienen 68 enough said Siems Luckwaldt über kleine Revolten und Gegenwind von der Basis Mit einem „*“ markierte Storys sind Titelthemen.

Lisa Kristine, PR (3)

30 die frau, die vom baum fiel* Mit ihrem Sturz aus acht Metern Höhe änderte sich das Leben von Lyena Strelkoff binnen Sekunden – auf ungeahnte Weise! 59 „Wir brauchen mehr weisheit“ Beim Rennen um einen Sitz im Kongress musste sich Bestsellerautorin Marianne Williamson knapp geschlagen geben, ihre Sorge um unsere spirituelle Zukunft bleibt. Ebenso wie ihr Mut

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Hinweis: Einige der aktiven Links in Enough (z. B. zu Amazon) sind Partner-Links, für die wir – bei einem Kauf – eine kleine Kommission erhalten. Für Sie ändert sich weder der Ablauf noch der Preis. Herzlichen Dank!

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Hingucken ...

... bei der Wahl Ihrer Geldanlage! Denn damit entscheiden Sie heute, wie die Welt morgen aussieht.

Grünes Geld. Saubere Rendite. Erfahren Sie mehr: Tel. 0800 - 834 1234, www.udi.de oder

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UDI Beratungsgesellschaft mbH, Frankenstraße 148, 90329 Nürnberg. Die rechtsverbindlichen Konditionen entnehmen Sie bitte den Verkaufsprospekten.


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RENDITE OHNE REUE? NACHGEFRAGT BEI UDI was sind „grüne GeldanlageN“? Ganz einfach ausgedrückt sind das Geldanlagen, die in ökologisch und nachhaltig orientierte Projekte investieren. Das „Grüne“ daran: Es geht immer um Klimaschutz und eine lebenswerte Umwelt für Mensch und Tier, auch in Zukunft. Das heißt umgekehrt: Eine Geldanlage ist nicht „grün“, wenn sie direkt oder indirekt Atomkraft, Kohlekraftwerke, Kinderarbeit, Massentierhaltung, Waffenhandel o.ä. fördert. ________ BEispiele für „grünes geld“, bitte. Die Palette reicht vom Sparkonto über Fonds bis zu Direktinvestitionen in Wälder oder Erneuerbare-Energien-Projekte. Besonders gefragt sind weiterhin Windkraft, Photovoltaik und in Biogasanlagen. Schon 1998, vor Einführung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG), hat UDI als Pionier bei „grünem Geld“ auf Ökokraftwerke gesetzt. Saubere Energiegewinnung aus Sonne, Wind und Biomasse ist gelebter Klimaschutz und macht unabhängiger von Energieimporten. Zur Energiewende gehört aber auch die Energieeinsparung. Vielen ist nicht bewusst, dass 35 Prozent des von Menschen verursachten CO2-Ausstoßes in Deutschland von Gebäuden stammt. Wir haben unser Angebot deshalb um den Bereich „Energieeffizienz“ erweitert, denn mit Green Buildings lässt sich viel bewegen. ________ welche Kriterien entscheiden über IHRE investments? Alle Projekte, in die UDI investiert oder die wir selbst realisieren, werden streng ausgewählt bzw. aufgelegt. Es müssen Ertragsgutachten vorliegen, der Standort sollte zahlreiche Kriterien erfüllen und bei der Technik langfristige Garantien und Gewährleistungszusagen vorhanden sein. Das Wichtigste ist aber die Wirtschaftlichkeit, etwa das realistische Erreichen etlicher Kennziffern zur Rentabilität. Diese Zahlen sind die Basis für die geplante Ausschüttungen und Zinsen der Anleger. Neben solch messbaren Größen gibt es zusätzlich noch Nachhaltigkeitsaspekte. ________ Was heiSSt das konkret?

Eine Solaranlage ist beispielsweise per se ein schönes ökologisches,nachhaltiges Projekt. Errichtet auf einem Stallungsdach für Massentierhaltung dagegen sicher nicht! Bei Biogasanlagen gibt es noch mehr zu berücksichtigen. Wir bestehen beispielsweise auf verbindliche Vorgaben zur Fruchtfolge und zum Mist-/Gülle-Anteil. Das verhindert Monokulturen und ist besonders landschaftsschonend. Oft fragen Anleger auch, ob die sogenannten „Rentabilitäten nach Kürzung der Einspeisevergütungen 2014“ noch gegeben seien. Dazu unser definitives „Ja“. Bei vielen unserer Ökokraftwerke wird der Ertrag schon heute aus direktem Verkauf der grünen Energie (Gas, Strom, Wärme) erzielt und kein Strom mehr eingespeist. Das macht sie unabhängig vom EEG ________ Wie sicher sind Anlageformen, die auf alternative Energie setzen? 100 Prozent sicher ist nicht mal der Sparstrumpf, und grüne Geldanlagen sind grundsätzlich nicht sicherer als andere Anlageformen. Es kommt aufs konkrete Produkt an, und darauf, was dem Anleger wichtig ist. Meint er mit „Sicherheit“ den absoluten Kapitalerhalt, sind Aktien, Fonds und die als grüne Geldanlage beliebten Nachrangdarlehen unpassend. Bleiben Sparkonten und Festgelder bei Banken bzw. Sparkassen, die im Pleitefall zu bis zu 100.000 Euro vom Staat garantiert sind. Fonds und andere Papiere im Depot sind nicht geschützt und unterliegen Kurs- bzw. Ausfallrisiken. Wichtig: Basiert eine Geldanlage auf bei Konkurs verkaufbaren Sachwerten wie Immobilien oder Ökokraftwerke? Oder sind es reine „Buchgelder“, die im Nichts verschwinden. Auch Zinsen kann nur ein Bankkonto garantieren. Bei Aktien und Fonds ist die Ausschüttung gewinnabhängig. Aber: Durch eine nachhaltige Ausrichtung einer grünen Kapitalanlage ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass eine Firma langfristig Erfolg hat und Verpflichtungen bedient. ________ Sollte das gesamtKapital in nachhaltigen Geldanlagen stecken?

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Das hängt vom persönlichen Anlageziele ab. Grundsätzlich sollten Sie immer streuen: Nach der Art, in was investiert wird, und natürlich dem jeweiligen Risiko. Auch unterschiedliche Laufzeiten spielen eine Rolle. So sollte ein Teil kurzfristig verfügbar bleiben und die nicht benötigte Summe längerfristig gebunden sein. Das vermeidet „Klumpenrisiken“: Steckt man etwa alles Geld in Immobilien, leidet bei einer Krise im Markt das ganze Vermögen. Für die von UDI angebotenen Festzinspapiere gilt: Sie haben Laufzeiten von 2 bis 11 Jahren und unternehmerischen Charakter, deshalb sind sie nicht komplett risikofrei. Sie basieren zudem auf Sachwerten und zahlen solide kalkulierte Zinsen. Die seriöse Beratung ist uns extrem wichtig, im Zweifelsfall lehnen wir einen Abschluss auch ab. Aktuelles Beispiel: Eine 75 jährige Dame, die ohne Erfahrung mit Investments ihr gesamtes Erspartes auf einen Schlag investieren wollte. ________ Welche Tipps für den Haushalt helfen Budget und Umwelt? Da gibt es viele Möglichkeiten: Elektrogeräte sollten nicht auf Standby geschlatet sein und Kühlschränke sowie Waschmaschine, die nicht der Energieeffizienzklasse A entsprechen, ersetzt werden. Oft sind es einfache Dinge, die viel Einsparungspotential bieten. Kochen mit Deckel etwa, Wasserkocher statt Herdplatte benutzen, Stoßlüften, die Spülmaschine voll beladen. Dazu Klassiker wie „öffentlich fahren, Fahrgemeinschaften bilden“ und E-Autos. ________ stichwort firmenkultur Wie geht UDI hier mit gutem Beispiel voran? UDI ist ein überschaubares mittelständisches Unternehmen. Der Inhaber und Gründer Georg Hetz ist wie die gesamte Belegschaft äußerst bodenständig und mit den Kollegen per „Du“. Es gibt keine extravaganten Managergehälter, Aktienoptionen oder teure Betriebsausflüge. Seit Anfang 2014 das die 43-köpfige Team in einem energieeffizienten Gebäude mit Frischluft statt Klimaanlage und hellem, offenem Raumkonzept. Einmal pro Woche steht Büro-Yoga, das Bio-Obst ist gratis.


Contributors & impressum

Gesichter

Dieser Ausgabe

Ein Magazin ohne kreative Mitstreiter ist wie ein ein Smoothie ohne das „green“ davor. Wir stellen vor: Stefanie Schimoni

Die nächste Enough erscheint im Januar 2016

Ohne ihre Fantasie und grafisch ordnende Hand würden Sie jetzt wohl einen gehefteten Stapel Umweltpapier in der Hand halten. Mit ihrem Background in der Kunst, der multimedialen Gestaltung und Fotografie sowie reichlich Erfahrung als Senior Art Director für große Unternehmen ist es Stefanie gelungen, das Debüt von Enough zu einem optisch ansprechenden Erlebnis zu machen. Unermüdlich hat sie dafür immer neue, zum Teil recht wirre Ideen weitergesponnen und umgesetzt.

love!

Wie diese Ausgabe widmet sich auch Nr. 2 einem Schwerpunktthema, und zwar dem wichtigsten überhaupt: der Liebe. Entdecken Sie die vielen Gesichter unseres mächtigsten Lebensmotors. Erhältlich bei:

Matthias Luckwaldt „Change“ lebt unser Managing Editor auf ganzer Linie. Mit Mitte 20 hat er seinen alten Beruf als Crew Operator hinter sich gelassen und sich innerhalb weniger Jahre vom Redaktionspraktikanten zum versierten Beauty-Journalisten für Gala, Grazia u. a. hochgearbeitet. Sein Themenrepertoire reicht von Naturkosmetik über Detox bis zu Anti-Aging – davon profitiert zukünftig auch Enough. 2013 verbrachte Matthias zwölf Tage schweigend in einem buddhistischen Kloster. Kein Handy oder Internet, keine Magazine! Wenn er jetzt mal eine Pause braucht, steuert er den YouTube-Kanal unserer Kolumnistin Thubten Chodron an.

Impressum chefredakteur Siems Luckwaldt (V. i. S. d. P.) art director Stefanie Schimoni

autoren dieser ausgabe Attila Albert, Caroline Bienert, Ven. Thubten Chodron, Antje Pfahl, Lyena Strelkoff, Janaka Stucky fotografen dieser Ausgabe Lisa Kristine, Antje Pfahl, Bryce Duffy Lektorat Diana Sommer, Juliane Topka

Sie!

Verlag Lucky Inc. Media, Luckwaldt & Luckwaldt GbR Behringstr. 44B, 22763 Hamburg redaktion@enough-magazin.de

Als wir den ersten Freunden und Kollegen von unserer Magazinidee erzählten, waren sie Feuer und Flamme. Und wollten uns von den Zäsuren in ihrem Leben berichten. Vom Scheitern, Aufrappeln, Durchstarten, Dazulernen. Enough ist von Beginn an als Gemeinschaft gedacht, deshalb werden Sie in den nächsten Wochen und Monaten viele dieser Change-Storys auf unserer Website finden und mit anderen teilen können. Besuchen Sie uns auf www.enough-magazin.de.

anzeigen Matthias Luckwaldt matthias.luckwaldt@luckyincmedia.com © Copyright 2015 für alle Beiträge Lucky Inc. Media. Nachdruck, Aufnahme in Onlinedienste und Internet sowie Vervielfältigung auf Datenträger wie CD-Rom, DVD-Rom etc. nur nach schriftlicher Zustimmung.

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Cover: TOMS; © iStock.com / yuoak; © iStock.com / © Google Fonts

managing editor Matthias Luckwaldt


sieben&siebzig und OC EO Consult pr채sentieren die

Slow Living Conference Konferenz f체r Entschleunigung, Einfachheit und Nachhaltigkeit

Ausgew채hlte Redner aus den Bereichen: Mindful Management, Travel, Slow Retail & Love

17. September 2015 im Ballsaal-Studio, Berlin www.slowliving-conference.de


Sharing is caring

Gute Ideen, die unsere Aufmerksamkeit verdienen. Weitersagen!

Unser Meer soll sauber werden: Lokale Helfer der Organisation Plastic Bank posieren fürs Gruppenfoto, ehe sie weiter gegen die Verschmutzung kämpfen

aus müll wird geld „Das Problem von Plastikmüll ist, dass Leute ihn als bloßen Abfall sehen. Wenn wir aber seinen Wert erkennen, wird Plastik zu kostbar, um es wegzuwerfen“, dachte David Katz aus Vancouver und machte mit seinem Kom­ pa­g­non Shaun Frankson weggeworfenes Plastik zur Währung: Ende 2014 startete ihre „Plastic Bank“ in Peru. Nach der Expansion in Haiti soll sie bald dazu beitragen, dass weltweit Müll aus den Meeren gefischt und gleichzeitig

Plastic Bank; Texte: Matthias Luckwaldt

Menschen in Not geholfen wird. Die Grundidee ist simpel: Wer gesammelten Plastikmüll bei einer „Filiale“ der Plastic Bank abgibt, kann im Gegenzug Essen oder andere Güter des täglichen Lebens erhalten. Der Müll wird später zu kleinen Plastikkugeln recycelt und dient als Rohstoff für neue Verpackungen und 3-D-Drucker. Wichtig: Die Bank will keine Almosen verteilen, sondern den Helfern Zukunftsperspektiven eröffnen. Diese sollen u. a. Mikrokredite erhalten, um sich ein Business aufzubauen, oder eine eigene Plastic-Bank-Filiale zu eröffnen. Außerdem werden sie auf Wunsch darin geschult, Produkte aus wiederverwendetem Plastik herzustellen.

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sh aring is caring

Gedanken

(AUS)Lesen

Jendrik Schröder (2); PR; Texte: Matthias Luckwaldt

Einer Studie der Universität Harvard zufolge verbringt der Mensch rund 49 Prozent des Tages in Gedanken mit Dingen, mit denen er sich gerade nicht beschäftigt. Diese Gedankenwanderung beeinträchtigt das persönliche Glücksempfinden. Das Sensor-Kopfband „Muse“ (circa 332 Euro) hilft zusammen mit einer Smartphone-App, die Meditationspraxis und das Stressmanagement zu verbessern.

Goodbye, Plastiktüte coole Kugel Hier lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Denn diese Lampe aus der „Scraplights“Serie von Graypants ist aus 100 Prozent recyceltem Karton gefertigt. Jedes Stück wird sorgsam von Hand hergestellt und ist so immer auch ein Unikat. 179 Euro, über licht-freude.de

Über 16 Millionen Tonnen an Verpackungen landen in Deutschland jedes Jahr auf dem Müll. Gemüse in Plastik, Kekse und Gummitiere in Portionstüten – der Einpackwahn macht selbst vor Bioprodukten nicht Halt. Um die Energie-Ressourcen bei Herstellung und Entsorgung zu schonen, schießen weltweit Supermärkte mit ausschließlich unverpackten Waren aus dem Boden. Die Idee ist nicht neu: Hierzulande gab es schon Anfang der 1990er (erfolglose) Gehversuche, in der Nach-Wende-Euphorie schien jedoch niemand auf üppig verhüllte Markenprodukte von Kellogg’s und Co. verzichten zu wollen. In Berlin haben Sara Wolf und Milena Glimbovski ihre Version des perfekten Supermarkts eröffnet, den „Original Unverpackt“. Mitstreiter in Kiel und Bonn haben sich ebenfalls auf den Verkauf von Lebensmitteln aus sogenannten Bulk Bins, also großen Behältern, direkt in mitgebrachte Behältnisse spezialisiert. Per Franchise-System soll „Original Unverpackt“ jetzt in andere Städte expandieren; original-unverpackt.de

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sh aring is caring

Die grüne freigeist-herberge Ein Hotel, das seine Gäste zu den umstrittenen Olympischen Winterspielen in Sochi mit küssenden Männer- und Frauenpärchen begrüßt und DJ-Sessions mit Oslos LGBT-Community (LGBT = Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender) organisiert, scheut keine deutlichen Zeichen. Damit nicht genug: Das „The Thief“ wurde nach strengsten ökologischen Kriterien gebaut und erhielt direkt nach der Eröffnung 2013 die ISO-14001-Umweltzertifizierung. Moderne Technologien sorgen im ganzen Hotel für effiziente Wasser- und Energienutzung und für geringe Abfallmengen. Jedes Zimmer ist eine eigene Energiezone, die den Verbrauch des Gastes optimal regelt. Beim Verlassen des Zimmers wechselt die Funktion automatisch in den Stand-by-Modus. Auch in anderen

Bereichen des „Thief“ hat Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert. Die Küche arbeitet ausschließlich mit regionalen Produkten und saisonalen Zutaten lokaler Zulieferer. Von der Dachterrasse blickt man direkt auf den Fjord vor der Halbinsel Tjuvholmen, auf der das Hotel liegt. Bei der Neugestaltung des Viertels drumherum wurde großen Wert darauf gelegt, die Wasserqualität zu steigern und die Artenvielfalt zu erhalten. So haben die Entwickler auch unter Wasser Pionierarbeit geleistet: Künstliche Riffe schaffen eine hervorragende Umgebung für Fische, Krebse und Muscheln. Davon profitiert wiederum die gesamte Gemeinde, da die Meerestiere das Wasser säubern; designhotels.com

ENTRÜMPEL-Tipps 1. Das Aufräumen unbedingt an einem Tag erledigen und nichts hinauszögern. 2. Erst wegwerfen, dann sortieren. Wer nur neu verteilt, wird nichts los.

Mitgefühl

Ellie Laks adoptierte 1999 zuerst eine kranke Ziege aus einem Streichelzoo. Heute hilft ihre „Gentle Barn“ neben 200 verstoßenen Tieren auch benachteiligten Jugendlichen.

Wettlauf

Alle 108 Stunden gibt es eine Million mehr Menschen auf der Erde. Wie lange dauert es noch, bis sie kollabiert? Der US-Journalist Alan Weisman sucht Antworten.

Denkmuster

„Ich bin absolut fair und unvoreingenommen.“ So schätzen wir uns selbst am liebsten ein. Doch das kann sich bei näherem Hinsehen als Trugschluss erweisen, verdeutlichen die Autoren.

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4. Papierberge vermeiden! Nur wichtige Verträge und Urkunden aufbewahren. 5. Liebevoll verabschieden. Nutzlose Geschenke und alte Andenken spenden. Mehr Tipps von der japanischen DeclutterSpezialistin Marie Kondo in ihrem Buch „Magic Cleaning“, ca. 10 Euro; konmari.com

PR; Texte: Matthias Luckwaldt

3. Mit simplen Dingen anfangen, etwa mit Kleidung, die man nicht mehr trägt.


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Re:cooked Schuldlos süß

In den USA ist die „Paleo Diet“ in aller Munde, und auch in Deutschland findet die Ernährung auf den Spuren der Steinzeit immer mehr Fans. Statt Steak kommt hier mal Kuchen auf den Rost

PR; Texte: Matthias Luckwaldt

Macadamia-Brownies 1/4 Tasse (34 g) Kokosmehl, gesiebt 1/4 Tasse (23 g) Kakaopulver 2 EL geschrotete Leinsamen 1 TL Backpulver + 1/2 TL Backnatron 1 Tasse Macadamia-Cashew-Butter 1/2 Tasse vollfette Kokosmilch (Dose) 1/4 Tasse Honig 1 EL Vanille-Extrakt 1/4 TL flüssige Vanille-Stevia

Dieses Rezept stammt aus dem Backbuch „Paleo für Schokoladen-Fans“ von Kelly V. Brozyna. Preis: ca. 20 €

Zubereitung 1. D en Backofen auf 160 Grad vorheizen. Eine Backform (20 cm x 20 cm) fetten und beiseitestellen. 2. E in einer Rührschüssel die trockenen Zutaten mischen. In einer separaten Schüssel die flüssigen Zuaten verrühren. Die trockenen Zutaten zu den flüssigen Zutaten geben und mit dem Handmixer verrühren.

3. Den Teig in die vorbereitete Form geben und gleichmäßig verteilen.Optional eine Handvoll zerkleinerte Macadamia-Nüsse über den Teig streuen. 4. Ungefähr 30 Minuten backen, bis an einem Zahnstocher, den man hineinsteckt, kein Teig mehr kleben bleibt. Tipp: Brownies gekühlt aufbewahren.

DIE REVOLUTION IN DER MÄNNERPFLEGE.

Seit jeher werden die heilenden, hochwirksamen Essenzen der Bäume in nahezu allen Kulturkreisen genutzt. Heute optimiert EBENHOLZ diese pure Kraft zum Schutz, zur Regeneration, Stärkung und Verjüngung von Männerhaut – als weltweit erste Pflegeserie in allen Produkten. WILLKOMMEN IN DER MÄNNERWELT:

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sh aring is caring

Aus Der Kräuterküche Am Rande von San Francisco haben sich die zwei Kräuter-Koryphäen Sarah Buscho und Marina Storm ein blühendes Refugium geschaffen. Die luxuriösen Produkte ihrer Marke Earth Tu Face sind zu 100 Prozent natürlich und werden in kompostierbarer Papier- oder wiederverwendbarer Glasverpackung geliefert. Erhältlich z. B. bei net-a-porter.com

In ihrer Küche verarbeiten Sarah Buscho und Marina Storm die Gartenkräuter zu feinster Naturkosmetik

Der Sohn

des Fischers Als seine Heimat Punta de Lobos, einer der bekanntestes Surfspots Chiles, durch Kommerzialisierung zunehmend bedroht wird, nutzt Ramón Navarro seine Bekanntheit als Surfer für eine Kampagne zum Schutz eben dieser Küste. Die Kurz-Dokumentation „The Fisherman‘s Son“ erzählt jetzt seine Geschichte; patagonia.com

mehr-raumTRETER

Als Kenton Lee in Nairobi lebte, traf er ein Mädchen, dessen Schuhe viel zu klein waren. In Afrika kein Einzelphänomen. Die Idee zu „The Shoe That Grows“ war geboren. Diese Kinderschuhe sind verstellbar und „wachsen“ somit um fünf Größen. Das Projekt hilft inzwischen als Charity weltweit.

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Heike Schnell versteht sich als echte Weltenbummlerin. Sie wurde in Stuttgart als Tochter eines schwäbischen Vaters und einer peruanischen Mutter geboren, wuchs in Haiti, Peru und Afrika auf. Als Au-pair ging sie später nach Frankreich, studierte anschließend Hotelmanagement in Luzern und absolvierte mit 20 ein Trainee-Programm im Ritz-Carlton in Pentagon City, Virginia. Fast drei Jahre verbrachte Heike Schnell in den USA, bevor es sie für ihren Master of Business Administration Ende der 1990er nach Barcelona zog. In München kam ihr 2001 erstmalig die Idee zu einer Yoga-Kollektion. In den Studios zwängten sich die Frauen damals noch in trendige, aber völlig unpraktische oder funktionale, aber leider unvorteilhafte Yoga-Outfits. Das wollte die ehrgeizige Wirtschaftsabsolventin schon in ihrer ersten eigenen Übungsstunde ändern. Freunde hielten ihren Vorstoß für eine unsinnige Idee, schließlich hatte die damals 27-Jährige keinerlei Erfahrung in der Textilbranche. Kein Hinderungsgrund für Heike Schnell, schließlich war ihr beim MBA-Studium gerade erst ein kühner Unternehmergeist eingeimpft worden.

Jeff Johnson; PR; Texte: Matthias Luckwaldt

Am Schreibtisch mit ... Heike Schnell (40), Gründerin und Geschäftsführerin von Wellicious


Wie ich arbeite

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Mein Business-Mantra lautet: Es gibt keine Probleme, es gibt immer eine Lösung. Ich gehe in schwierigen Situationen regelrecht auf, weil ich es immer interessant finde, welche unterschiedlichen Lösungsansätze es gibt. Ich habe keine Angst vor möglichen Problemen, sondern bin eher ein Mensch, der direkt in den Swimmingpool springt, noch bevor er weiß, ob das Wasser kalt oder warm ist.

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In meinem Handgepäck finden Sie immer: ein Top und eine Yoga-Pant von Wellicious – darin kann ich am besten Entspannen – eine Augenmaske und immer auch meine faltbare Yoga-Matte von Manduka, ganz wichtig! Der beste Ort für einen BusinessLunch: Der „Planet Organic“-Supermarkt in Notting Hill ist perfekt für einen Casual Lunch. Wir bestellen meistens Smoothies und Quinoa. Für abends kann ich das Andina in East London empfehlen – ein sensationelles peruanisches Restaurant.

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Mein Morgenritual im Office: Wenn ich morgens ins Büro komme, bleibt keine Zeit für Rituale, dann geht es direkt los. Zu Hause mache ich vorher aber mindestens 20 Minuten Yoga – und Kopfstand, ohne den geht bei mir gar nichts. Ich liebe Kopfstände! Dann noch eine kurze Meditation. Das mache ich übrigens alles auch, wenn meine Kinder um mich herumtoben. Weil die Schwäbin in Deutschland weder die richtigen Fortbildungsmöglichkeiten noch ein gutes Klima für Jungunternehmerinnen fand, packte sie ihre Kartons und zog nach London. Dort belegte sie Kurse wie „How to start your fashion business“ am London College of Fashion. Nach knapp drei Jahren Planung gründete sie 2007 neben ihrem damaligen Job im Modeverkauf das Modelabel Wellicious. Im Herbst 2009 ging sie in Vollzeit mit ihren Kollektionen an den Start. Heute, sechs Jahr später, ist die Marke in 32 Ländern vertreten – und mit W2 gibt es eine kleine Männer-Linie. Die vormalige Weltreisende und Senkrechtstarterin Heike Schnell hat in der London fest Quartier bezogen, managt zehn Mitarbeiter, einen Ehemann und ihre drei Töchter Margarita, Poppy und Flora. wellicious.de Protokoll: Matthias Luckwaldt

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Mein größter Aha-Moment: Als ich mit Wellicious an den Start ging, bin ich auch nach China geflogen, um mir eine Produktionsstätte anzuschauen. Als ich dann in einer dieser Fabrikhallen stand, habe ich gleich gemerkt, dass ich so nicht produzieren möchte. Der Besuch festigte bei mir den Entschluss, eine ökologisch-nachhaltige Marke zu machen, die „made in Europe“ ist, die langfristig denkt und deren Produkte ich möglichst viele Jahre tragen kann und nicht nach ein paar Monaten wegwerfen muss.

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Mein Führungsstil: Ich bin sehr kreativ, intuitiv – und delegiere extrem viel. Als ich die Firma gegründet habe, habe ich noch sehr viel alleine gemacht, war sehr penibel und akribisch, super deutsch, sehr perfektionistisch. Gerade als Unternehmerin mit drei kleinen Kindern musste ich aber lernen loszulassen und dem Team zu vertrauen, sonst hätte ich gar keine Zeit mit meinen Kindern verbringen können. Als ich meinen Mitarbeitern mehr Raum gegeben habe, kamen sie dann auch mit sehr guten Ideen, die ich vielleicht selbst nie gehabt hätte und die Wellicious sehr schnell weitergebracht haben. Mir ist wichtig, Feedback anzunehmen.

Auf meinem Schreibtisch liegen: Mein Kalender, eine Duftkerze (die Wellicous Organic Linen Candle) und ein kleiner Ganesha-Elefant aus Indien. Den habe ich von einer Yoga-Lehrerin geschenkt bekommen, mit der wir ein Projekt gemacht haben.

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Wenn ich Inspiration suche, dann: reise ich. Die meisten Ideen kommen mir gerade außerhalb Europas, wenn ich z. B. Produkte sehe oder mich mit anderen Unternehmern austausche. Aber auch in London wird man die ganze Zeit inspiriert, ob beim Shoppen oder bei kulturellen Unternehmungen.

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Auf diese Apps möchte ich nicht mehr verzichten: Mein iPhone® beherbergt vorwiegend die Apps meiner Kinder. Und die Yoga-App „All I need“, die wir zusammen mit der Yoga-Lehrerin Gabriela Bozic gemacht haben.

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Mein bester Zeitspar-Trick: Ich verlasse in der Regel um 15 Uhr das Büro, damit ich noch Zeit mit meinen Kindern habe. Um Verpasstes aufzuholen, lese ich, wenn alle im Bett sind, meine ganzen E-Mails, damit morgens, wenn ich ins Büro komme, alles abgearbeitet ist.


sh aring is caring

Sinnlicher Salon

Johan King Silverhult & Patrick King „Wie ein Salon im Berlin der 1920er-Jahre” schrieb die „International Herald Tribune“ einmal über die intimen Performance-Abende der zwei Tänzer und Choreographen aus Berlin. „Faszinierende Persönlichkeiten, tiefgründige Gespräche und Champagner.“ In Enough erzählt das kreative Duo, wie es mit seinem Salon K Privé Menschen zueinander bringen und sinnlich betören will: „Salon K ist eine bewusste Alternative zu all der Hektik und Zerstreutheit, der wir uns täglich ausgesetzt sehen und der wir uns auch selbst aussetzen. Obwohl uns moderne Technologie scheinbar weltweit verbindet, liegt es

immer noch in unserer Natur, einander berühren und in die Augen sehen zu wollen, einander zu riechen, die Energie des anderen zu spüren. Das können Social-Media-Plattformen so noch nicht leisten, und noch haben wir uns auch nicht in eine andere Art von Wesen verwandelt, ein Hybrid aus Mensch und Computer, als das wir diese sinnlichen Bedürfnisse vielleicht nicht mehr hätten. Salon K sieht sich als ein Angebot, einzigartige Momente direkt miteinander zu erleben und zu teilen. Wir blicken beide auf viele Jahre in der Bühnenkunst zurück, kennen weltweit ungemein viele kreative Menschen und suchten nach einem Ort, an dem man diese besonderen Persönlichkeiten in einem ebenso eleganten wie rundum inspirierenden und stimulierenden Rahmen zusammenbringen könnte. Es war der Moment nach einer langen Europareise, als ich erschöpft in unsere Wohnung kam, unseren eigenen Salon sah und dachte: Wir machen das einfach hier. Warum in die Ferne schweifen …? Nun gibt es bestimmt viele Menschen, denen die Vorstellung, bekannten und nicht so bekannten Leuten ihr Allerheiligstes zu öffnen und dort eine Show zu inszenieren, den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Das war für uns nicht so – im Gegenteil war es eher für die Künstler eine Umstellung, denn sie sind Theater und Konzerthäuser gewohnt, mit großem Publikum und ebensolchen Bühnen. Unser recht eleganter, opulenter Einrichtungsstil baut da vielleicht eine kleine Sicherheitsschranke auf. Wie auch das Programm selbst sind der ganze Abend und der Raum, in dem er stattfindet, dazu gedacht, diese Intimität zu teilen und eine Art kreativen Kokon um die Gäste und Künstler zu formen, in dem sie sich ganz der Faszination von Tanz, Musik und Performance hingeben und darauf konzentrieren können. Und in der Professionalität aller Beteiligten liegt auch die Würde des Salon K: Es geht um Offenheit, um Neugier, um eine Transparenz zwischen Menschen.

Kunstvolle Harmonie: Die zwei Tänzer, Choreographen und Salon-Gastgeber Johan King Silverhult (l.) und Patrick King (Foto: Greg Gorman)

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sh aring is caring Wer einen unserer Abende besucht, der darf nun eine exquisite Atmosphäre erwarten, köstliches Essen, klassisch-elegante Kostüme und atemberaubendes Make-up. Doch all das ist nicht mehr als ein Requisit, eine Art Gerüst oder Gepäck für eine hoffentlich lange in Erinnerung bleibende Erfahrung. Das Programm des Abends und wir als Gastgeber sind lediglich Reiseführer auf diesem Trip, der für jeden Gast unterschiedlich ablaufen kann. Jeder bringt sich mit und erfährt deshalb diese künstlerische Reise auch ganz individuell. Unser Ziel ist, dass kein Gast den Salon genau so verlässt, wie er ihn betreten hat. Als Leitmotive dienen uns Eros und Thanatos, also die Sinnbilder für den Durst nach Leben und Sinnlichkeit und das Wissen um unsere eigene Sterblichkeit. Wenn wir uns derer bewusst sind, leben wir anders. Und unterhalb dieses Konzepts gibt es dann noch mehrere mythologische Lagen, die durch die unterschiedlichen Darbietungen ihre kreative Entsprechung finden und das ganze vielschichtig und spannend machen. Zu uns kommen Gäste aus Oslo, London, New York, Wien, Tel Aviv, São Paulo … Wir haben Architekten darunter, bekannte Künstler, Zahnarzthelferinnen, Ladenbesitzer – und um diesen grenzen- und klassenlosen Austausch

geht es. Und nicht um eine nostalgische Renaissance der Salons aus den Golden Twenties, in denen Entertainment eben doch eine reichlich elitäre und exklusive – im Sinne von „ausgrenzende“ – Veranstaltung war, bis sich die gehobenen Kreise gegenseitig so sehr langweilten, dass mal ein hübscher Habenichts mit grandiosem Humor oder eine mysteriöse Kurtisane eingeladen wurden, um die Runde aufzulockern. Doch zu genau wollen wir gar nicht beschreiben, was die Gäste erwartet, denn in diesem kleinen, völlig harmlosen Restrisiko liegt ja auch die spannende Erwartung, mit der jeder den Salon K besucht. Je verschiedener die Menschen, desto bereichernder die Erfahrung. Das Schönste für mich als einer der Macher im Hintergrund ist, wenn ich jemanden um 21.30 Uhr beobachte und zwei Stunden später noch einmal in ihr oder sein Gesicht schaue: Es hat dann nicht nur einen ganz anderen Ausdruck, sondern ich merke auch, wie viele andere Emotionen ich im Laufe des Abends aus der Mimik habe ablesen können. Und das geht in so einem intimen Salon wie unserem sehr viel besser als vielleicht auf der Bühne eines Stadttheaters. Bei einer Anzahl von 35 bis 70 Personen bleibt es noch intim, und jeder Gast kann mit mindestens fünf anderen Menschen eine richtige Unterhaltung führen. Mehr als nur „Nice to see you“, „You look great“, „I’ll call you“. Tanz ist für uns die direkteste Form des künstlerischen Ausdrucks, es ist keine Übersetzung von Texten nötig. Kein abweichender Musikgeschmack kommt dem Genuss in die Quere. Man erfährt durch den Tänzer Körperlichkeit und wird über die Augen direkt beeindruckt, verstört, bereichert, erfreut. Oder alles zusammen.“ salonkexperience.com Protokoll: Siems Luckwaldt


Soul

Wegweiser

ärgere dich nicht Was passiert in uns, wenn wir wütend werden? Und warum ist es so fatal, sich in Konfliktsituationen einzig als passives Opfer der Umstände zu sehen? Antworten gibt Thubten Chodron, buddhistische Nonne und Autorin

S

Thubten Chodron (*1950 in Chicago) ist eine tibetisch-buddhistische Äbtissin und Dharma-Lehrerin. Sie studierte jahrelang in Indien und Nepal, u. a. bei S. H. dem Dalai Lama. Als eine von nur wenigen westlichen Frauen wurde sie 1986 in Taiwan als Bhikkhuni voll ordiniert. 2003 gründete sie das Kloster Sravasti Abbey in Newport, Washington. Weitere Infos und Videos auf thubtenchodron.org.

ind Sie auch immer lieb und nett, geradezu unschuldig, und meinen es stets gut? Und wenn Sie doch aus der Haut fahren, zornig werden, sind die anderen schuld, weil sie Ihre Außergewöhnlichkeit nicht zu schätzen wissen, stimmt’s? Die anderen sind es, bei denen wir uns mit Ärger anstecken wie mit Schnupfen in der U-Bahn. Wir haben mit Schimpftiraden und Wortgefechten nichts zu tun. Deshalb sagen wir: „Du machst mich ärgerlich.“ Ärger ist dabei nur der Oberbegriff für eine Reihe negativer Gefühle: Frustration, Gereiztheit, Gehässigkeit ... Seltsam eigentlich, dass wir für Liebe und Mitgefühl viel weniger Synonyme besitzen. Ein Beispiel: Sie haben einen Termin oder eine wichtige Aufgabe vergessen. Ihr Gegenüber reagiert enttäuscht: „Du bist total unzuverlässig.“ Ihr Blutdruck nähert sich daraufhin der 180er-Marke. Dabei ist objektiv betrachtet nur Folgendes passiert: Es wurden Schallwellen erzeugt, von unserem Gehör entziffert, als Information ans Gehirn weitergeleitet – und dort mächtig aufgebauscht. Ergebnis: Wir fühlen uns verletzt. „Was fällt ihm oder ihr ein, warum schätzt uns keiner, will jeder uns runtermachen?“ Wir gehen in die Offensive. „Du spinnst“, entgegnen wir erbost. So geht die emotionale Kettenreaktion weiter, bis wir des Schreiens müde werden und die Tür hinter uns zuknallen. Rückzug, vielleicht schluchzend

aufs Bett. Weil uns ja niemand versteht. Insgeheim zählen wir die Minuten, bis unser Gegner mit einem „Verzeih mir“ auf den Lippen hereinkommt. Erkennen Sie sich in diesem Szenario wieder? Was also ist Ärger? Das, was in unserem Kopf passiert. Wir übertreiben die schlechten Aspekte einer Person oder Situation heillos und gehen entweder zum Angriff über oder fliehen. Dabei fühlen wir uns 100-prozentig im Recht. Würden wir nicht aufbrausen, reden wir uns ein, trampelten andere auf uns herum. Erfahrungen vielleicht, die wir früher gemacht haben. Das Problem: Unser Gehirn ist geradezu süchtig nach ausgedachten Dramen. Unserer Interpretation, warum andere sich so verhalten, was sie denken – und wie sie uns das Leben schwer machen wollen. Angeblich. In Wahrheit wissen wir nichts von ihren Sorgen und Bedürfnissen. Wir glauben an eine Fiktion und folgen Zorn statt Mitgefühl. Ich selbst halte in solchen Momenten bewusst inne und frage mich: „Warum bist du wütend?“ Wenn ich darauf vage mit „Weil er das gemacht hat. Außerdem das. Und vor fünf Jahren noch das“ antworte, wiederhole ich die Frage. Bis mir klar wird, dass ich die Quelle meines Ärgers bin und dafür verantwortlich. Info: Dieser Text ist die gekürzte Fassung eines Vortrags von Thubten Chodron im Rahmen des Besuchs des Dalai Lama in Hamburg im August 2014; Übersetzung: Siems Luckwaldt

LESEtipp In „Es ist dein Ärger“ zeigt Thubten Chodron viele weitere Wege auf, sich von plagenden negativen Emotionen wie Wut, Neid und Eifersucht zu befreien. Das Buch ist im Theseus Verlag erschienen und kostet circa 20 Euro.

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Unser Gehirn ist süchtig nach ausgedachten Dramen und der Interpretation des Verhaltens anderer


Gewinnspiel

„der daberer“ - Biohotel seit über 30 Jahren

KräuterGenüsse erleben mit Inge Daberer und Sissy Sonnleitner

Biskuitomeletts mit Heidelbeeren und Lavendelsirup ZUTATEN FÜR 4 Portionen 2 Eier 1,5 EL Lavendelzucker 2 EL Weizenmehl Type W700/Type 550 1 EL Butter für die Förmchen 2 EL Marillenmarmelade 8 EL Heidelbeeren Lavendelsirup, nach Belieben 4 kleine Lavendelsträußchen Zubereitung 1. Den Ofen auf 200 °C (Umluft 180 °C) vorheizen. 2. Für die Omeletts die Eier trennen. Die Eiweiße zu steifem Schnee schlagen, dabei den Lavendelzucker einrieseln lassen. Dann Eidotter und Mehl unterheben. 3. Tortelettformen (12 cm Durchmesser) mit Butter ausstreichen, die Omelettemasse einfüllen und 12 Minuten ausbacken. 4. Die Omeletts aus dem Ofen nehmen, dünn mit der glatt gerührten Marmelade bestreichen und zusammenklappen. 5. Die Beeren im Sirup wenden und mit den Omeletts anrichten. Zum Schluss mit den Lavendelsträußchen garnieren und nach Belieben mit Lavendelzucker bestreuen.

Inge Daberer (links) und Sissy Sonnleitner (rechts) sind Schwestern – im echten Leben und wenn es um ihre Passion für Kräuter geht. Daher machen die Haubenköchin Sissy und die Biohotel-Gründerin Inge auch als „Kräuter-Schwestern“ gemeinsame Sache. Und so begleiten Kräuter-Kochkunst, KräuterWellness und das Naturerleben aus dem Kräuter-Blickwinkel die Gäste im Biohotel „der daberer“ rund ums Jahr. Zwischen Inges Kräutergarten und Sissys Gourmetherd zelebrieren die beiden Schwestern abwechslungsreiche Kräutervielfalt. In ihrem „Kräuter-Kochbuch“ verrät Inge Daberer zudem Rezepte (siehe links), die zu jeder Jahreszeit passen. Der Bogen spannt sich von den ersten Frühlingskräutern über die Kräuterfülle des Sommers bis zum „Erntedank“ im Herbst. der daberer. das biohotel, St. Daniel im Gailtal, Kärnten, www.biohotel-daberer.at

So funktioniert’s: Jetzt auf www.enough-magazin­.­de mit dem Stichwort „der daberer“ für unseren Newsletter eintragen. Aus allen Anmeldungen bis zum 15. September 2015 ziehen wir den glücklichen Gewinner. Viel Erfolg! // Teilnahme ab 18 Jahren, Rechtsweg ausgeschlossen.

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Gewinn

Auf nach Kä verlosen rnten! Wir e inen Ku urlaub fü r 2 Perso rznen Biohotel „der dabe im mit 3 Üb rer“ ern Doppelzim achtungen im mer inkl. pension. Halb-


Soul

(K)Ein Bild von

Freiheit

Die Fotografin Lisa Kristine reist dorthin, wo Menschen einen bitteren Preis für unseren Wohlstand zahlen: Ziegelbrennereien, Minen, ausgefischte Seen. Ihre mutigen Bilder unterstreichen die Würde dieser modernen Sklaven

Ihr bekanntestes Projekt sind eindringliche Porträts wie dieses Bild (r.). Was bewog Sie, mit Kunst gegen Ausbeutung zu kämpfen? Alles begann beim World Peace Summit 2009, bei dem ich einige Bilder ausstellte. Der Dalai Lama war dort, Nobelpreisträger und Mitglieder der Organisation Free the Slaves. „Was meinen Sie eigentlich mit Sklaverei“, fragte ich sie ziemlich unbedarft. „Halten Sie sich das schlimmste Bild vor Ihr inneres Auge, das Ihnen bei dem Begriff Sklaverei einfällt. Genauso und schlimmer leben 36 Millionen Menschen weltweit. Der Preis pro Kopf liegt mit 90 US-Dollar weit unter dem Wert zur Zeit des historischen Sklavenhandels von damals 40.000 Dollar.“ Ich fühlte mich nach dieser Antwort, als hätte mich ein Zug mit Vollgas gerammt, und bekam nächtelang kein Auge zu. Wie war das möglich? Zwei Wochen später bot ich der Co-Gründerin von Free the Slaves, Peggy Callahan, in Los Angeles meine Hilfe an. Ich wollte die Kraft der Fotografie nutzen, um auf die schrecklichen Lebensumstände der modernen Sklaven hinzuweisen. In Bildern, die ihre Würde bewahren und so eine emotionale Verbindung zwischen ihnen und dem Betrachter aufbauen. Wie gehen Sie mit der Gefahr um, die Ihre Arbeit begleitet? Ich war mir des Risikos von Anfang an bewusst, aber ich ver-

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suche nach Kräften, Ängsten wenig Raum zu geben, sonst werden daraus nur unüberwindliche Hürden. Ich glaube einfach, dass es meine Mission ist, vom bitteren Schicksal dieser Menschen zu erzählen, die zu abscheulichen, oft tödlichen Dingen gezwungen werden. Und ja, es gab Momente, wo ich vor Sklaventreibern oder Sicherheitskräften fliehen und in einem Minenschacht in Ghana ausharren musste, bis die Patrouille ihren Rundgang beendet hatte. Oder in Nepal in einem fensterlosen Kellerbordell bemerkte, dass ich im Ernstfall keinen Ausweg hätte. Doch den haben die Jungen und Männer, Mädchen und Frauen auch nicht. Ich fühle dann, dass meine Haut zu brennen beginnt, als würde ein Feuer der Angst um mich lodern. Dafür mache ich umso entschlossener weiter. Wie hat all das Ihr eigenes Leben verändert? Ich habe sofort an mein Haus denken müssen, das ich vor 15 Jahren komplett renoviert habe – inklusive Schieferplatten im Bad. Haben Zwangsarbeiter diese Steinfliesen abbauen

Lisa Kristine; PR

Die Kalifornierin Lisa Kristine hat für ihre Fotografien, die Menschlichkeit und Einheit im Fokus haben, in den letzten 25 Jahren über 100 Länder auf allen Kontinenten bereist. Für ihre Arbeit, u. a. mit der Organisation Free the Slaves, wurde Kristine vielfach ausgezeichnet. In dem Film „SOLD“ über junge Sexsklaven in Asien verkörpert Gillian Anderson eine Fotografin wie sie.


(K)Ein (K)EinBild Bildvon vonFreiheit Freiheit Geteilte Last: Die Steinplatten auf den Rücken dieser zwei Jungen in Nepal wiegen mehr als sie selbst

Über Ihre Fotografien wissen wir fast mehr als über Sie selbst. Nehmen Sie uns mit in Ihre Kindheit. Ich erinnere mich sehr gut, dass ich oft im Wohnzimmer auf dem Boden vor dem Bücherregal saß. Dort wo die dicken Bände über Anthropologie standen und die gesammelten Ausgaben der Zeitschrift „National Geographic“. Ich war fasziniert von den darin abgebildeten Menschen, deren Körper und Gesichter mit Erde bedeckt waren, mit Federn, und die so unerschütterlich und stark wirkten. Eins mit sich und ihrer Umgebung. Schon damals fasste ich den Entschluss, zu diesen Menschen zu reisen, wenn ich älter wäre, und hinter das Geheimnis der konzentrierten Ruhe in ihren Augen zu kommen. Sie zu treffen, das wusste ich, würde mir

müssen? Wir alle haben vermutlich schon dafür gesorgt, dass sich dieses brutale System für Sklaventreiber lohnt. Vielleicht wurde unser T-Shirt fair hergestellt, aber die Ziegel für die Fabrik könnten unter erbärmlichen Umständen gebrannt worden sein. Immerhin können wir unseren Konsum heute auf Internetseiten wie Slavery Footprint oder mit Apps gleich im Laden überprüfen. Um die Abschaffung moderner Sklaverei zu beschleunigen, habe ich gern meine Arbeit gespendet, bin ohne lange zu überlegen Risiken eingegangen und betrachte meine bescheidene Mitwirkung als ein echtes Privileg. Der Autor und Mythologe Joseph Campbell hat einmal gesagt: „Wenn du einen Schritt auf die Götter zugehst, machen die Götter zehn Schritte auf dich zu.“

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Soul

Lisa Kristine

Gefährliche Brandung: Am Volta-Stausee in Ghana ziehen zwei Jungen ein 500 Kilo schweres Fischernetz an Land. Schätzungen gehen von über 4000 versklavten Kindern zwischen 5 und 15 Jahren aus, die im Morgengrauen den Fang einholen müssen – oder zum Entwirren von Leinen ins kalte Wasser geworfen werden. Und immer wieder ertrinken Kinder dabei

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(K)Ein Bild von Freiheit

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(K)Ein Bild von Freiheit Tรถdlicher Job: Arbeiter in Nepal stapeln Ziegel auf ihren Kรถpfen, von denen jeder fast zwei Kilo wiegt. In ihren Lungen setzt sich feiner Ziegelstaub fest

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helfen, denn mein eigenes Leben in San Francisco verlief recht chaotisch. Meine Mutter arbeitete in der Verwaltung des UC Medical Center und zog meinen Bruder und mich alleine groß. Sie war eine liebenswürdige, wundervolle Frau, die leider schon 1997 verstorben ist. Später wuchs ich bei meiner Tante und meinem Onkel auf, in einer kleinen Stadt im Speckgürtel. Sie schenkten mir zum elften Geburtstag meine erste Kamera, eine Olympus OM-G, mit der ich Fotos von Familie und Freunden machte und so meinen Platz in der Welt erkundete. Ziemlich schlechte Schwarz-Weiß-Fotos, entwickelt im Badezimmer meiner Cousine. Schon damals suchte ich Schüchternheit in meinen Motiven, Blicke ins Unendliche – es sollte bloß keiner grinsen à la „Say cheese“. Später reisten Sie fünf Jahre durch die Welt. Ein Selbstfindungstrip, der Sie zu Ihrer Berufung führte, der Fotografie. Erzählen Sie uns davon. In der Highschool hatte ich Fotos von den Zykladen gesehen und war schwer beeindruckt von den weißen Stuckgebäuden und der unfassbaren Schönheit der Ägäis. Gleich nach der Schule und meinem Abschluss am Fashion Institute of Design & Merchandising flog ich mit meiner Kamera und einem Koffer voller Filme für sechs Monate nach Europa. Natürlich besuchte ich auch Griechenland. Von dort weiter nach Israel und nach Ägypten. In einer Hotellobby in Kairo lag dann diese Broschüre über Thailand herum, mit all diesen Abbildungen grandioser Tempelanlagen und Klöster. Da wusste ich, ich würde eine ganze Weile nicht nach Hause zurückkehren. Gott sei Dank hatte ich jahrelang eisern gespart und beherrschte mein fotografisches Handwerk gut genug, um unterwegs das eine oder andere Bild verkaufen zu können. Eines davon fiel dem Chef einer Agentur in die Hände, der mir daraufhin regelmäßig Aufnahmen aus aller Welt abkaufte. Plötzlich wurde ich dafür bezahlt, meinen zwei größten Leidenschaften nachzugehen: Reisen und Fotografieren. Und ganz nebenbei studierte ich quasi an der Universität des Lebens, lernte unterschiedlichste Kulturen, Religionen und Traditionen kennen, hatte unzählige Lehrer in den Menschen vor meinem Objektiv. Meine eigene Sinnsuche führte mich als freiwillige Helferin in ein buddhistisches Kloster nach Tibet, zu Hindutempeln, ich lernte Tai-Chi

Her damit: Ein Arbeitselefant in Thailand versucht, junge buddhistische Mönche zu einer Spende aus ihren Almosenschalen zu bewegen

Weise Greisin: Diese Frau auf Sardinien hat den Beginn von zwei Jahrhunderten erlebt. In Lisa Kristine sah sie ein „Kind der Götter“ und brach bei den Aufnahmen in Tränen aus

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Lisa Kristine

(K)Ein Bild von Freiheit und verbrachte 30 Tage schweigend in einer winzigen dunklen Höhle in Indien. Ich verschlang massenweise Bücher, schrieb Notizbücher mit meinen Erlebnissen und Gedanken voll und machte Tausende von Fotos. Nach fünf Jahren kehrte ich in die USA zurück, ehe ich verlernen würde, an einem Ort zu leben. Was macht ein Bild zu einem guten Bild, einem sinnlichen Erlebnis? Die Basis ist, dass der Fotograf sein Handwerk versteht und keine Sekunde darüber nachdenken muss. Klar, das Format ist wichtig, die Proportionen, die Farbigkeit und Komposition. Letztendlich entscheidend aber ist, ob meine Gefühle beim Druck auf den Auslöser in der Aufnahme spürbar werden. Denn ein gutes Bild ist eines, das bewegt. Wie viel Inszenierung und Retusche steckt in Ihren Fotos? Keines von beidem. Ich arbeite meist mit einer 4x5-Kamera aus dem 19. Jahrhundert und 35-Millimeter-Filmen. Die baue ich vor meinem jeweiligen Motiv auf – und der Rest ist Warten auf jenen magischen Moment, in dem alles stimmt. Zuvor habe ich mich mit meiner Umgebung vertraut gemacht, kenne das Licht, weiß vielleicht auch, was im Laufe eines Tages für gewöhnlich passiert. Es ist wie beim Angeln: Man wirft die Leine aus, sitzt am Ufer, blickt auf das Wasser, lauscht dem Wind, der durch die Bäume streift … Und sowie ein Fisch anbeißt, zieht man ihn an Land. Ich mache höchstens zwei bis drei Bilder, denn eine Salve von Fotos würde der Situation ihre besondere Stimmung nehmen. Was ich hier beschreibe, trifft nur bedingt auf unsere Einsätze gegen moderne Sklaverei zu. Da arbeite ich mit einer digitalen Kamera, weil alles wahnsinnig schnell gehen muss. Wie finanzieren Sie Ihre Reisen? Einzig und allein durch den Verkauf meiner Bilder. Ich halte das Team so klein wie möglich und bringe nicht viel Equipment mit. Oft ist ein Übersetzer dabei, damit ich Menschen vor Ort klarmachen kann, wer ich bin. Jeder soll natürlich frei entscheiden können, ob er fotografiert werden möchte oder nicht. Ich bereite die Trips daheim durch ausgiebige Recherche vor, und vor Ort hilft ein sogenannter Fixer uns beim Einschleusen ins Zwangsarbeitermilieu. Ihr etwas weniger dramatisches Vorhaben ist das Ancient Wisdom Project.

Ein gutes Bild bewegt beide: Betrachter und Fotograf

Ich habe eine Serie von über Hundertjährigen gemacht, darunter war eine Frau auf Sardinien, 110 Jahre alt. Sie lebte allein in einem winzigen Haus, konnte zwar nicht mehr so gut hören – die Übersetzerin musste sie förmlich anschreien – war aber mental voll da. Nach jedem meiner Porträts knie ich mich zu den Füßen meiner Protagonisten, nehme ihre Hände in meine und blicke ihnen in die Augen. Das ist wie ein magisches Ritual. Und während ich so hockte, fing sie plötzlich aufgeregt an mit mir zu sprechen. Wie ein Segen, ein Gebet. Ihre zwei Nichten, beide selbst hoch in den Achtzigern, unterbrachen sie schließlich: „Hör auf, die junge Frau weiß doch nicht, was du erzählst.“ Die Greisin ließ sich nicht beirren. „Sie ist ein Kind der Götter und versteht alle Sprachen.“ Sagt’s und bricht prompt in Tränen aus. Solche Momente sind der wahre Lohn meiner Arbeit. Ebenso wichtig ist mir ein Projekt mit der Königin von Bhutan, bei dem wir die Grundfesten ihrer Traditionen, ihrer Handwerke, Sitten und Gebräuche dokumentieren wollen, sodass die Jugend trotz der rasant einfallenden Moderne nicht ihre Wurzeln vergisst. Welche drei Dinge in der Welt würden Sie am liebsten sofort verändern? Ich würde alle Menschen befreien. Niemand von uns ist wirklich frei, solange es ein Mensch auf Erden nicht ist! Dann wünsche ich mir, dass Neugier ab sofort Furcht und Argwohn ersetzt. Und wenn wir von Gerechtigkeit sprechen, dann muss es auch um Armut gehen. Wir alle haben ein Recht auf Nahrung, auf Wasser und Gewaltfreiheit – gerade jene, für die sich niemand einsetzt und die kein Geld für Anwälte oder Lobbyarbeit haben. Seit meiner eigenen Odyssee als junge Erwachsene beschäftigt mich, dass unser aller DNA zu 99,9 Prozent übereinstimmt, wir uns aber von Vorurteilen, Unsicherheit und Ängsten davon abhalten lassen, diese Gleichheit und unsere Unterschiede zu umarmen und zu feiern. Interview: Siems Luckwaldt

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Mind

Neue

Wege wagen

Mit Enough hat für das Redaktionsteam eine aufregende, inspirierende Reise begonnen, andere sind schon viel länger unterwegs. Und deshalb kommen sie hier zu Wort, mit ihren persönlichen Gedanken und Tipps zum Titelthema „Change“

Van bo le-mentzel Hartz4moebel; Hartz 5

christina waschkies happy mind magazine

Als am 1. August vor zwei Jahren

Wenn man anfängt, sich Gutes zu tun, dann kommt zuerst der Körper in Bewegung und später auch der Geist. Und nach und nach ändern sich auch

mein Lieblingsonkel die Welt verließ,

die alten Gewohnheiten! So war zumindest meine Erfahrung, als ich vor vier

wollte ich es nicht wahrhaben,

Jahren begann, Yoga in mein Leben zu integrieren. Meine Motivation: das körperliche und mentale Wohlgefühl nach der Yogapraxis. Heute verdiene

dass er nun nicht mehr da ist.

ich mein Geld als Yogalehrerin, Yoga-Bloggerin und Schmuckdesignerin,

Als zwei Monate später mein Sohn

inspiriert von Yoga.

auf die Welt kam, konnte ich nicht wesen war. Das Leben ist ein ewiger Kreislauf und voller Wunder, und ich

Ich hab mich nie wirklich dick gefühlt – und dennoch brachte ich jedes Jahr ein Pfund mehr auf die Waage. Warum? Ich las mich in die Materie ein, kämpfte mich durch unzählige Studien und Gegenstudien und verstand schließlich die Zusammenhänge: Körper, Ernährung, Evolution – das ist ein System. Heute folge ich Paleo-Prinzipien, ohne Mittagstief oder Hunger und mit mehr Energie. Trotz fetter Kost bleibe ich schlank.

werde das Gefühl nicht los, dass alles miteinander in Beziehung steht. Dieser Glaube hilft mir, wenn ich verzweifelt oder wütend bin. 28

Stephanie Bothor/paradis sauvage; PR

constantin gonzalez schmitz paleosophie

glauben, dass er jemals nicht da ge-


neue wege wagen

bertold raschkowski five by nine

arne ewerbeck THE VEG[ETARI]AN DIARIEs

Ich habe 2009 meinen gut bezahlten und vermeintlich sicheren Job gekündigt, danach eine intensive Trennung durchlebt. Allmählich aber fügen sich die Mosaikteilchen aller Entscheidungen und Begegnungen zu einem wunderbaren Bild zusammen, das noch lange nicht fertig ist. Was ich gelernt habe: Veränderungen haben Konsequenzen. Veränderungen brauchen Ruhe und Stille. Keine echte Veränderung ohne Loslassen.

Ganz klar die Umstellung meiner Ernährung von omnivor über vegetarisch zu mittlerweile vegan. Das war kein Verzicht, sondern hat mir ungeahnte Alternativen und neue Perspektiven eröffnet. Über viele private und berufliche Aspekte des Veganismus habe ich mir vorher nicht wirklich Gedanken gemacht.

Nadine stoyanov Key of aurora (koa) Als Kind brauchte ich nicht viel Schlaf, ohne negative Folgen. Wenn man jedoch einen Online-Shop für nachhaltige Produkte gründet und jeden Tag viel und intensiv daran arbeitet, dann muss sich der Kopf erholen können. Also habe ich meine Schlafdauer und Schlafqualität deutlich erhöht und habe jetzt mehr Kraft und Energie, um Herausforderungen anzupacken.

Felix Olschewski urgeschmack Ich wollte jede Sekunde, jeden Augenblick bewusster erleben. Das

madhavi guemos kaerlighed

erfordert Aufmerksamkeit und steht somit in Konkurrenz mit den vielen Einflüssen und Reizen unseres Alltags. Klar, wir können aus der Vergan-

Meine Entscheidung, nach 17 Jahren nicht mehr als Yogalehrerin tätig zu sein, ließ mich für sechs Monate in ein tiefes Loch fallen. Ich wollte einfach nur schreiben, mich auf mein Blog konzentrieren und so mehr Menschen erreichen. Heute ist Yoga mein kleines süßes Hobby – und ich bin froh darüber.

genheit lernen und für die Zukunft planen. Doch es hilft wenig, sich darin zu projizieren und über Dinge zu fantasieren, die wir weder ändern noch vorhersehen können. Das verursacht nur unnötiges Leid.

Maria Schiffer; PR

sina trinkwalder manomama

Det mueller lohas blog

Meine Karrierezäsur ist rasch erzählt: von der Werberin zur Weberin, früher Texterin heute Textilerin. Der unerschütterliche Glaube daran, unsere Gesellschaft durch meine Projekte und Produkte ein Stück weit besser machen zu können, war und ist mir nach wie vor Ansporn genug.

In unserem Land redet niemand gern über das Scheitern. Ich habe nach fast 20 Jahren erfolgreicher Design- und Konzeptarbeit meine Werbeagentur aufgeben müssen. Mein persönlicher Turnaround mit Ende 50: neue Werte. Entschleunigung, Downsizing, ein Blog über „Lohas“ und meine Fotografien.

Info: Die ungekürzten, sehr lehrreichen Interviews finden Sie auf www.enough-magazin.de – nicht verpassen!

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Soul

Die Frau, die vom BAum fiel An einem Freitag stürzte Lyena Strelkoff acht Meter in die Tiefe. Ein Unfall mit schweren Folgen. Und doch gewann die Kalifornierin dabei mehr, als sie verlor. Protokoll einer Lovestory

Illustration: © iStock.com / lvcandy

Text: Lyena Strelkoff Übersetzung: Siems Luckwaldt

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Die Frau, die vom Baum Fiel

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s war der 4. Oktober 2002. Ich hatte die Nacht bei meinem Freund Dean verbracht. Wir kannten uns seit Jahren, waren aber erst einige Monate zusammen – und unsere Beziehung irritierte mich. Deans Wesen entsprach überhaupt nicht der Liste von Charaktereigenschaften, die ich mir für meinen perfekten Partner wünschte. Trotzdem brachte mich irgendeine geheimnisvolle Anziehungskraft wieder und wieder zu ihm zurück. Ich erinnere mich genau an diesen Morgen in seinem Schlafzimmer. Die braunen Tapeten, die olivgrünen Vorhänge. Dean mag diese Erd- oder Dreckfarben. Wenige Stunden zuvor hatte ich mit ihm erlebt, was ich nur als den besten Orgasmus meines Lebens bezeichnen kann. Unser Sex hatte alles Bisherige in den Schatten gestellt. Wow. Trotzdem wollte ich unbedingt aufstehen, ich fühlte mich total ruhelos. Wir wollten in Malibu wandern gehen. Ich trieb Dean an und wir warfen rasch Klamotten über, stiegen in unsere Stiefel und griffen als Frühstück zu ein paar Bananen. Ab ins Auto, die Küste hoch. Die ganze Zeit quälte mich die Unsicherheit, ob Dean der Mann sei, mit dem ich mein Leben teilen wolle. Ich hatte keine Ahnung. Gleichzeitig war mir klar, dass ich es schleunigst herausfinden und mir dann permanent sicher sein musste.

Lyena Strelkoff

Wir kamen am Charmlee Park an, fanden den Wanderweg und liefen los. Die hitzige Diskussion in meinem Kopf ging weiter. Auf einer Lichtung fiel mir sofort diese perfekte Eiche auf. Seit ich klein war, hatte ich eigentlich nie aufgehört, auf Bäume zu klettern. „Dort oben werde ich mich besser fühlen“, dachte ich und zog mich an den unteren Ästen hoch. Dean wandte mir den Rücken zu, und als er sich wieder umdrehte, stand ich gut acht Meter über ihm auf einem dicken Ast. Meine linke Hand umklammerte einen kleineren, der sich hinter mir befand.

dem ich mich festhielt, war gebrochen. „Kein Zweifel“, durchschoss es mich, „jetzt wirst du vom Baum fallen und kannst nichts dagegen tun.“ Was mir zuvor im Leben nie gelungen war, klappte in diesem Moment zum ersten Mal: Ich ergab mich dem Sturz, den ich nicht aufhalten konnte, ließ ganz bewusst alles los. Das Drama in meinem Kopf, die nagenden Zweifel. Statt Panik überkam mich eine Art euphorischer Ruhe, und ich nahm alles um mich herum extrem konzentriert und voller Neugier wahr. Die Blätter, die Äste, die Farbe der Borke. Wie friedlich, fröhlich, göttlich. Mir schien es, als wäre ich minutenlang durch die Luft geflogen, aber das ist natürlich völlig unmöglich. Es waren nur Sekunden, ehe der Planet hochschoss und mich rammte. Anders kann ich nicht beschreiben, was geschah. Dass ich selbst auf die Erde zuraste, war mir in dem Moment nicht bewusst. Die Erde schien unsichtbar zu sein, irgendwie hinter mir. Dann, nach etwa acht Metern, schlug ich auf der härtesten, gnadenlosesten Oberfläche auf, die ich mir vorstellen kann. Höllische Schmerzen durchzuckten mich. Ich hatte sofort größte Mühe beim Atmen. Außerdem fühlte es sich an, als würden meine Beine über meinem Kopf stehen. Jedenfalls waren sie nicht dort, wo ich dachte, dass sie sein müssten. Dean hockte sich neben mich. „Wo sind meine Beine“, fragte ich ihn. Er sah mich verwirrt an. „Wovon redest du? Die sind hier.“ Ich sah, wohin er seine Hand

bewegte, fühlte jedoch nichts. Ich streckte selbst eine Hand Richtung Knie aus, zu der Stelle, wo auch er hingefasst haben musste. Meine Finger bewegten sich über eine weiche, seidige Fläche. „Was ist das?“, fragte ich Dean. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, als er antwortete: „Das ist dein Bein.“ Er rief einen Notarzt. Ich blieb völlig ruhig und lauschte kurz darauf den Sirenen, die von den Wänden des Canyons als Echo zurückgeworfen wurden. Ich blickte zu den Blättern an den Ästen über mir auf und sagte zu mir: „Alles, was du über dein Leben wissen musst, passiert jetzt. Also pass gut auf.“ Ein Hubschrauber landete, Sanitäter hoben mich behutsam auf und Dean und ich wurden ins Krankenhaus geflogen. Im Helikopter holte mich dann die Angst ein. Ich hatte mir das Rückgrat gebrochen und meine Wirbelsäule übel verletzt. Von der Hüfte abwärts war ich seit dem Aufprall komplett gelähmt. Genau das war passiert. Das Schlimmste war für mich, dass ich keinerlei sexuelles Empfinden mehr besaß. Danach fragte mich auch der Chirurg nach der Operation. Das verneinen zu müssen, machte noch bedeutungsvoller, was ich verloren hatte. Ich nenne es Ironie des Lebens, dass ich vier Stunden vor meinem Fall den besten Orgasmus ever erlebt hatte und von einer Sekunde auf die andere nichts mehr spürte.

Lyena Strelkoff lebt mit ihrem Ehemann Dean, Sohn Aidan und Therapiehund Reba in Los Angeles. Seit ihrem Sturz und der daraus folgenden Querschnittslähmung tourt die ausgebildete Tänzerin mit Vorträgen zum Thema Frauenpower („The Shero’s Way”) und ihrer One-Woman-Show „Caterpillar Soup“ durch die USA. Lyena kocht und isst gern – und rockt sich am liebsten die Seele aus dem Leib.

Dean fing an, mir einen irre langen Witz zu erzählen. Ich weiß noch, wie ungeduldig ich auf die Pointe wartete, ich wollte doch mit meinen Gedanken allein sein. Plötzlich hörte ich dieses laute Knacken. Der Ast, an

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Soul

Dean und ich telefonierten jeden Tag. Ständig fragte er, wann er mich sehen könne. Sogar meinen Exfreund rief er an und bat ihn um Rat. „Hör nicht auf sie und setz dich einfach in ein Flugzeug“, sagte der. Als Dean mir davon erzählte, verbot ich es ihm. Doch schon kurz darauf passierte das, was bei mir und ihm immer passiert: Ich merke, dass er nicht nachgeben wird, und knickte letztendlich ein. „Dann komm halt“, seufzte ich. Dean wollte eine Woche bleiben – und ich wollte jeden Aspekt seiner Visite kontrollieren. An jenem Dienstagmorgen saß ich um 10 Uhr kerzengerade in meinem Bett, geduscht, mein Haar frisch gewaschen. Als Dean durch die Tür trat, sah ich nur einmal kurz in seine Augen und fing an zu weinen. Diesen Mann wollte ich ewig an meiner Seite wissen. Mehr nicht. Schon in der ersten Nacht schlief er in meinem Krankenbett. Sex hatten wir gar nicht geplant, aber als er neben mir lag, war ich so hungrig nach seinen Berührungen, seinem Duft, nach dem Gefühl seines Körpers dicht an meinem, der Vertrautheit. Und ich spürte die Hoffnung, dass mein Leben immer noch gut werden könnte. Dass wundervolle, spektakuläre Dinge auf mich warteten. Wir küssten uns. Ich war am Leben – und besaß zweifellos mehr, als ich verloren hatte. In den nächsten Tagen beobachtete Dean die Krankenschwestern wie ein Adler und prägte sich jeden ihrer Handgriffe genau ein. Wie drehten sie meinen Körper im Bett? Wie wuschen sie mich? Wie

würde. Als ich entlassen wurde, begannen wir eine richtige Beziehung, ganz ernsthaft und ehrlich. Und immer wenn er über die Zukunft sprach, über eine mögliche Heirat oder so etwas, sagte ich ihm: „Du weißt, dass ich wahrscheinlich keine Kinder kriegen kann.“ Oder: „Eine Verletzung der Wirbelsäule kann die Lebenserwartung um zehn Jahre verkürzen.“ Und: „Ich habe ein erhöhtes Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken, wegen der ganzen Katheter.“ Ich wollte ihn ständig daran erinnern, wie es um mich steht. Auf Händen trägt Dean Purvis seine Lyena nicht erst seit ihrer Hochzeit am 31. Dezember 2006. Wer den rührenden und effektvoll choreografierten ersten Tanz des Brautpaares sehen möchte, der findet das Video hier auf YouTube. richteten sie mein Kissen so auf, dass ich es bequemer hatte? Das alles wollte er auch für mich tun können. Und tat es. Er schmuggelte mich sogar aus dem Krankenhaus und ins Auto, um mit mir zu einem Biomarkt zu fahren. Damals hatte ich die Sache mit dem Rollstuhl noch nicht raus und absolut keine Kraft. Ich konnte kaum meinen Kopf aufrecht halten, die meiste Zeit hing er runter oder lag fast auf meinem Schoß. Doch bloß durch die Gänge mit gesunden Lebensmitteln zu fahren, machte mich richtig glücklich. Am Schluss trank ich ein riesiges Glas frisch gepressten Gemüsesaft, den Geschmack werde ich nie vergessen. Schließlich lud mich Dean wieder in den Wagen und brachte mich unbemerkt zurück in die Rehaklinik. Meine größte Befürchtung war, dass Dean aus den falschen Gründen, aus Schuld und Verantwortungsgefühl, bei mir bleiben

Familienbande: Mit der Geburt von Sohn Aidan wurde das Glück der tapferen Frau, die einst vom Baum fiel, komplett. Vor allem, weil Ärzte ihr dringend von einer Schwangerschaft abgeraten hatten. Jetzt ist Aidan Lyenas Ein und Alles.

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Im ersten Jahr nach dem Sturz konzentrierte ich mich völlig auf meine Gesundung. Im zweiten Jahr ging ich es ein wenig lockerer an und begann wieder zu schreiben. Meine Kreativität auszuleben machte mich nämlich viel glücklicher als die Fitnessübungen im Spezial-Gym für Menschen in meiner Situation. Ich beschloss, dass sich meine Genesung an mein ganzheitlich befriedigendes Leben anpassen müsse. Nicht umgekehrt. Ich wollte nicht den Rest meines Lebens der Hoffnung opfern, eines Tages vielleicht wieder gehen zu können. Die Beziehung zu Dean wurde immer inniger. Im Jahr 2006, vier Jahre nach meinem Unfall, heirateten wir. Und weitere vier Jahre später kam unser Sohn Aidan zur Welt. Er ist so hübsch, wundervoll, lustig, clever und süß. Aidan und die Ehe mit Dean sind die größte Bestätigung, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Kein Moment, in dem ich die zwei nicht von ganzem Herzen liebe. Meinen Körper erlebe ich heute natürlich anders als früher. Seit ich ein Kind war, habe ich immer getanzt, und diese Selbstbeherrschung, sich nach einem Rhythmus bewegen zu können, vermisse ich sehr. Jetzt muss ich daran denken, keine Socken

Lyena Strelkoff

Ich kam zur Reha in eine Spezialklinik nach Colorado. Kein Ort der Welt lässt dich deine tragische Situation begreifen als einer, an dem jeder eine verletzte Wirbelsäule hat. Dir wird klar, in welch einem traurigen Klub du jetzt Mitglied bist. In der ersten Nacht war mir ein Krankenpfleger zugeteilt. Und dieser mir völlig fremde Mann (!) mühte sich über eine halbe Stunde, mein Rektum und damit die Darmentleerung zu stimulieren.. Ich heulte ohne Pause. Und fasste im gleichen Augenblick den Entschluss, vollständig zu gesunden. Ich würde die Ausnahme von der Regel sein. Bis dahin sollte mich niemand besuchen, weder Dean noch meine Familie. Es rang mir schon genug emotionale Kraft ab, für mich allein hoffnungsvoll zu bleiben. Und bis zu meiner bravourösen Rückkehr als Ex-Gelähmte hieß es für alle: warten.


zu tragen, wenn ich mich auf die Toilette hieve. Sonst rutsche ich nämlich auf den Fliesen herum wie Bambi auf dem Eis. Vor einigen Monaten habe ich mir außerdem einen Teller auf die Beine gestellt, den ich aus der Mikrowelle genommen hatte. Ich steuerte meinen Rollstuhl zurück ins Schlafzimmer, mit dem Teller auf dem Schoß. Als ich ihn hochnahm, hatte ich eine Brandblase an der Hüfte, ohne es zu merken. In solchen Momenten habe ich das Gefühl, eine Fremde im eigenen Körper zu sein.

„Hey Mama, unsere Gesundheit sollte uns schon mehr wert sein!”

Lyena Strelkoff

Info: Diese Story war zuerst unter dem Titel „Falling Slowly“ in der großartigen Radiosendung „Strangers“ von Lea Thau zu hören, produziert in Kooperation mit KCRW. Alle bisherigen Folgen und weitere Informationen finden Sie auf www.StoryCentral.org, auf Twitter und auf Facebook Wir bedanken uns herzlich bei Lea für die Erlaubnis zur exklusiven Veröffentlichung auf Deutsch – und bei Lyena Strelkoff für ihr Vertrauen.

GESUNDES BAUEN RECHNET SICH: MIT UNSEREN PLAN-MIT-HÄUSERN BEREITS AB 285.000 EURO*. Bauen mit gesunden Materialien ist tatsächlich etwas teurer. Denn Qualität hat bekanntlich ihren Preis. Ihre Gesundheit sollte Ihnen diesen Mehrpreis wert sein: denn Sie investieren im Laufe von 35 Jahren gerade mal 2 Euro täglich in ein wohngesundes, schadstoffgeprüftes und vor Elektrosmog geschütztes Zuhause. Dies belegen wir Ihnen schwarz auf weiß mit unserem Gesundheitspass.

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In den ersten Wochen nach meiner Verletzung war ich sehr hart zu mir: „Warum bist du auf diesen Baum geklettert? Warum konntest du dir über dein Leben und die Beziehung zu Dean nicht klar werden, ohne dir den Rücken zu brechen?“ Heute antworte ich solchen inneren Stimmen, dass ich froh über die Gewissheit bin, die ich heute habe. Darüber, dass alles gut ist, wie es ist. Ja, ich habe einen hohen Preis dafür bezahlt. Aber den nehme ich in Kauf – und an – weil ich mein Leben heute liebe. Meinen Sohn. Meine Arbeit. Und ich werde von meinem Mann auf Händen getragen. Was gibt es da zu bereuen? Es war ein schmerzvoller Weg bis dahin, doch ich kann nicht zornig oder niedergeschlagen sein deswegen – nicht wenn ich bedenke, wo ich jetzt stehe. Auch wenn ich nicht stehen kann.

ab OK Keller

Mut-Theater: In ihrem sehr erfolgreichen Ein-Frau-Stück „Caterpillar Soup“ (dt. „Schmetterlingsraupen-Suppe“) betont Lyena Strelkoff kunstvoll, dass der Rollstuhl sie keineswegs als Person definiert.


Mind

PUKKA TEA Durchstarten und Tee trinken: Sebastian Pole und Tim Westwell (großes Bild: von links) freuen sich, dank Verstärkung in ihrem Führungsteam bald mehr Zeit für weltweite Stippvisiten zu haben, um die frohe Pukka-Kräuterbotschaft zu verbreiten. Im Herbst feiern außerdem die Sorten „Drei Lakritz“ und „Drei Kamille“ Premiere (Bild oben: „Cool Mint Green“).

Echte

Freunde

Mit ihrer Teemarke Pukka gelang Sebastian Pole und Tim Westwell ein echter Bio-Volltreffer. Doch wie pflegen die zwei Briten trotz boomendem Business ihre Freundschaft? Ein Gespräch über Quality Time, Sinnsuche und Marotten

Sebastian: Ich dagegen hatte nie wirklich einen Bürojob, sondern verdiente mein Geld freiberuflich als Ayurveda-Spezialist und Yogalehrer. Und ich wollte endlich mehr aus meiner Begeisterung für Kräuterkunde und Heilpflanzen machen und mein Wissen mit anderen Menschen teilen. Tims Anzeige war wie ein Wink des

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PR

Wie haben Sie beide sich eigentlich kennengelernt? Tim: Über eine Anzeige. Wir lebten 2001 beide in Bristol, das liegt ungefähr 200 Kilometer südwestlich von London. Ich hatte damals gerade genug von meinem bisherigen Job im Verkauf und Marketing eines IT-Unternehmens. Die einzige Möglichkeit, da rauszukommen und wieder zu mir zu finden, das wusste ich, war, einfach ganz aufzuhören. Also kündigte ich und betrieb einige Monate intensives Soul Searching, fragte mich: Was brauchte meine Seele, wie kann ich meine spirituellen Bedürfnisse mit der Notwendigkeit verbinden, Geld zu verdienen? Und aus irgendeinem Grund schaltete ich am Ende dieses Inmich-Gehens die besagte Anzeige in einem Gratismagazin namens „Venue“, das hauptsächlich Veranstaltungstermine enthielt. Mein Text lautete: „Wollen auch Sie Ihr Business auf gesunde, nachhaltige und ertragreiche Weise entwickeln? Dann rufen Sie mich an.“ Nach drei Wochen hatte das nur eine Person getan, und das war Sebastian.


Echte Freunde

Schicksals, ich las sie ganz zufällig und wählte sofort seine Nummer. Gleich bei unserem ersten Treffen in meinem kleinen Haus auf dem Land merkte ich, dass wir viele Überzeugungen teilen. Umweltschutz, Gemeinschaft, Nachhaltigkeit und Fairness liegen uns beide sehr am Herzen. Und richtig gute Kräutertees! Tim: Wir haben uns in den nächsten Wochen und Monaten noch oft abends und an Wochenenden getroffen, um unsere jeweiligen Ziele zu kommunizieren und daraus Stück für Stück ein gemeinsames Projekt zu formen. Das Warum war uns extrem wichtig.

Spaß am Risiko gewesen, Sebastian ist deutlich sicherheitsbewusster. Wenn wir beispielsweise auf einem Businesstrip sind, ist er mindestens eine Stunde vor Abflug am Flughafen, während ich wenige Minuten vorher anrausche. Und wenn wir Tennis spielen, dann schenken wir uns natürlich keinen einzigen Punkt. Ich glaube, es war gut, dass wir zuerst ein gemeinsames Business gestartet haben und über diese Aufgabe Freunde wurden.

„Freunde haben keine Hintergedanken und keine versteckte Agenda. Sie sind immer bereit , voneinander zu lernen.“

Sebastian: Unser Mix stimmte einfach, denn ich verstand eine Menge von ökologischer Landwirtschaft, Tim kannte sich mit Design aus und brachte das kommerzielle Verständnis mit. Tja, und dann reizten wir beide unsere Kreditkarten bis zum Maximum aus, machten also sofort Schulden, und wagten mit ein paar Rezepten das Abenteuer namens Pukka. Worüber streiten Sie? Tim: In unserem Tandem bin ich immer schon der Abenteurer mit

Sebastian: Ein Vorteil ist ganz sicher, dass wir wissen, wie der andere tickt. Dass wir die meiste Zeit an einem Strang ziehen und uns absolut vertrauen. Jeder kennt seine Verantwortlichkeiten. Aber auch jenseits des Office, etwa im Urlaub, haben wir eine ganze Menge Spaß zusammen. Die positive Entwicklung von Pukka mit jemandem zu teilen, mit dem ich mich blendend verstehe, ist ein Pri-

vileg! Ein Nachteil ist dagegen, dass man vielleicht zu viel Zeit gemeinsam verbringt, weil wir in so viele Bereiche des Geschäftes involviert sind. Und auch das schon angesprochene Vertrauen kann manchmal zum Problem werden, weil wir nicht alles transparent kommunizieren wie mit einem Fremden. Wir setzen vieles voraus, bauen darauf, dass der andere alles im Blick hat, ohne Meeting.

Das Naturkosmetikportal Natürliche Schönheit ist für naturalbeauty.de seit fast 15 Jahren das zentrale Thema. Das Naturkosmetikportal informiert in Magazin, Blog und auf der eigenen facebook-Seite über alles, was Naturkosmetik ausund so schön macht: • Beautytipps und -trends • Fakten zu Inhaltsstoffen • Branchennews • Produkttests und vieles mehr. www.naturalbeauty.de!


Mind suchen. Dieses Mal war ich dabei, in Gegenden, die zum Teil mitten im Dschungel liegen. Wir verbrachten viel Zeit mit unseren Partnern vor Ort, von denen viele in unseren Augen mit sehr wenig Geld und Komfort auskommen. Trotzdem, oder gerade deswegen, haben unsere Gastgeber die wohl beste Neujahrsparty veranstaltet, die wir je gefeiert haben. Ein Erlebnis, das mich noch einmal in allen unseren Prinzipien und unserer Mission bestätigt hat: Ich fühlte wieder die Leidenschaft, mit der wir Pukka gestartet hatten.

Tim: Worauf wir auch verstärkt achten müssen, ist, dass wir echte Quality Time miteinander teilen, und nicht doch mit einer Hirnhälfte ständig im Business stecken und so Momente und Erlebnisse nicht wirklich genießen können. Deshalb haben wir einen neuen Chairman, der uns wie ein Mediator hilft, optimal miteinander zu agieren, um das Unternehmen voranzutreiben. Sebastian: Was Pukka sicherlich von anderen Business-Ideen unterscheidet, ist, dass wir beide mit unseren Produkten die Weisheit der Pflanzen und Kräuter in die Welt tragen wollen – und gleichzeitig das Unternehmen als Teil unseres eigenen Wachsens begreifen. Wir lernen jeden Tag viel über unsere persönlichen Stärken und Schwächen. Die Herausforderung dabei ist, die Fehler des anderen zu vergeben und sein Potenzial zu fördern. Welche Schwächen oder Macken treiben Sie trotz allem zuweilen in den Wahnsinn? [Handyklingeln] Sebastian: Beispielsweise, dass Tim oft in Meetings sein Handy anlässt, macht mir

Kopfweh. Er ist definitiv besser im Multitasking als ich, behält mehrere Dinge gleichzeitig im Blick und unter Kontrolle. Ich arbeite lieber linear, denke in Ruhe über eine Sache nach und treffe dann eine Entscheidung. Ganz nach der Reihe, von A zu Z. Tims Alphabet geht irgendwie anders. Tim: Ich verarbeite mehrere Aufgaben oder Herausforderungen gleichzeitig, was mitunter dazu führt, dass ich meine Meinung öfter ändere, durch neue Impulse. Auch das ist für Sebastian nicht immer einfach zu verstehen. Sebastian: Na ja, auf einer Reise passieren eben unvorhergesehene Dinge und man muss Pläne ändern. Wir können uns beide wunderbar auf neue Umstände einlassen und darauf reagieren. Wir haben nur unterschiedliche Weisen, das zu tun. Wann hatten Sie den meisten Spaß? Tim: Vor ein paar Jahren haben wir eine Reise nach Indien gemacht und hatten dort eine echt wilde Zeit. Sebastian fährt jedes Jahr mindestens einmal dorthin, um unsere Bauern und Kräuterfarmen zu be-

Mit allen Sinnen mitten in der Natur, so sieht für Sebastian Pole ein perfekter Tag aus. Für den begeisterten Backpacker und Ayurveda-Kenner sind Pukka und Indien zum Ziel einer langen Sinnsuche geworden.

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Tim: Zu Bekannten hat man eher eine vorübergehende Beziehung. Freunde dagegen bleiben in der Regel auch Freunde und teilen immer neue Erlebnisse miteinander, so dass daraus ein richtiger Erinnerungsschatz wächst. Man ist offen und ehrlich zueinander und bereit und interessiert daran, voneinander zu lernen und miteinander zu wachsen. PR

„Life, it’s a funny thing“, findet Tim Westwell, wenn er an seine Vita denkt. Vom dicken Kind in Blackburn, der „Stadt der 4.000 Löcher“ (The Beatles), über die IT-Branche bis vor Berge von Ingwerknollen in Indien.

Was unterscheidet Bekannte von Freunden? Was ist für Sie die Essenz echter Freundschaft? Sebastian: Im Zentrum steht sicherlich gegenseitiges Vertrauen. Freunde haben in ihrer Beziehung keine Hintergedanken, keine versteckte Agenda, und wollen für alles, was sie tun, keine Gegenleistung. Man freut sich einfach, Zeit und Mühe zu investieren, ohne eine direkte Entschädigung dafür zu bekommen.


MIND

Wegweiser

lass dir helfen Jeder ist seines Glückes Schmied, aber manchmal steht man sich einfach selbst im Weg. Oder die erhoffte Kurskorrektur scheint plötzlich radikal und reichlich unvernünftig. Job-Coach Attila Albert kennt beide Seiten dieses Prozesses

E

in großes Missverständnis möchte ich sofort aufklären: Ein guter Coach gibt keine Ratschläge à la „Gib niemals auf!“, wie man sie auf Facebook oder in esoterischen Büchern liest. Er (oder sie) unterstützt Menschen vielmehr dabei, ihre eigenen Wahrheiten zu finden. Und anders als Familie oder Freunde wird nicht bewertet, kein „Du solltest mal“ oder „Du musst doch nur“. Stattdessen ist die Funktion eines Coaches, gemeinsam mit einem Klienten dessen aktuelle Lage zu analysieren, seine Gedanken und Wünsche zu strukturieren und ihn für die Umsetzung zu motivieren. Praktische Hilfestellungen inklusive. Die Reise beginnt mit beruflichen Themen (Kündigung, Burn-out, Selbstständigkeit), später folgt Privates wie Selbstzweifel oder Unsicherheit. Das ist kein Zufall: Der Job ist an unser übriges Leben gekoppelt und nur eine vieler Ausdrucksformen unseres Ichs. Was wenige wissen: Coaching ist längst kein Privileg der Vorstandsetage mehr. In bestimmten Situationen braucht es einfach den professionellen Blick von außen, vergleichbar mit einem Athleten, der nach etlichen Niederlagen den Trainer wechselt. Im Schnitt arbeiten Coach und Klient etwa drei Monate zusammen und tauschen sich regelmäßig persönlich oder per Telefon aus. Natürlich fällt es leicht, andere bei Richtungsänderungen zu unterstützen, weil man sie selbst nicht umsetzen muss. Ich rate daher zu langfristiger Vorbereitung und einem Plan B. Sich ohne „Fallschirm“ ins Ungewisse zu wagen, ist oft mehr Risiko als Abenteuer. Auch die Zäsur in meinem Leben habe ich so angepackt. Ich war 35 Jahre alt, arbeitete in bei Deutschlands größer Tageszeitung – und war im Dauerstress. 10-Stunden-Tage, Sonntagsdienst, und keine reizvolle Perspektive: weder finanziell, inhaltlich noch hierarchisch. Kaum Freizeit oder Raum für eigene Projekte. Bloß: Als Reporter ohne Studienabschluss hätte die Arbeitsagentur mich als „ungelernte

starthilfe Stellen Sie sich regelmäßig diese fünf Fragen: 1. Wovon möchten Sie mehr in Ihrem Leben haben? 2. Wovon möchten Sie nichts mehr in Ihrem Leben haben? 3. Was begeistert Sie, wo vergessen Sie Zeit und Mühen? 4. Was hält Sie in Ihrem bisherigen Leben fest? 5. Was bliebe von Ihnen, wenn Job und Status weg wären? Ihre ehrlichen Antworten darauf sind wichtige Anhaltspunkte!

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Nach 20 Jahren in den Medien, u. a. als Textchef von „Bild“, berät und begleitet Attila Albert heute Journalisten und Verlagsmanager bei ihrer beruflichen Neuorientierung. Der Coach und Enough-Experte lebt in Zürich. Mehr auf media-dynamics.org.

Kraft“ gespeichert. Nach langem Grübeln buchte ich einen Coach, zu dem ich wöchentlich in der Mittagspause hetzte. Stück für Stück veränderte ich mit seinem Input alles! Ich reduzierte meine Arbeitszeit auf 80 Prozent, machte nebenher einen Bachelor in Web Development und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. Das feste Ziel „Coach“ half mir, nachts Hausarbeiten und Businesspläne zu schreiben, eine Internetseite zu bauen – und beim Umzug in die Schweiz. Dann war mein Körper dran: Ich nahm 15 Kilo ab und lief den ersten Marathon. Auch spirituell begann ein neues Kapitel, ich ließ mich christlich taufen. Ein Satz von Pastor Robert H. Schuller ist seither mein Mantra: „If it’s going to be, it’s up to me”.


Titel

CHANGE Agents Wer sich und die Welt verändern will, der stößt automatisch auf Menschen, die ein Stück des eigenen Weges bereits zurückgelegt haben: Wachrüttler, Mentoren, Wegbegleiter. Enough stellt 27 dieser inspirierenden Persönlichkeiten vor

Blake Mycoskie hilft Schuh für Schuh Wer ist Blake? „Profit first“, dieses nüchterne, aber weit verbreitete Kapitalismus-Gesetz war dem gebürtigen Texaner und Wahl-Kalifornier zu trostlos. Nach einer bewegten Karriere als Start-up-Gründer in Serie und einer Teilnahme bei der beliebten Globetrotter-Reality-Show „The Amazing Race“ gründete Blake Mycoskie schließlich 2006 die Marke TOMS (ursprünglicher Name: „Shoes for a better tomorrow“). Aus dem Urkonzept von einem gespendeten Paar Schuhe für jedes verkaufte ist bis heute ein eindrucksvolles Beispiel für Social Entrepreneurship geworden – und das Buch „Start Something that Matters“. Neben Schuhen gehören inzwischen Taschen, Brillen und Kaffee ins „One for One“-Produktportfolio. Trotz eines strategischen Verkaufs von 50 Prozent an einen Finanzinvestor, um das Wachstum von TOMS voranzutreiben, bleibt Mycoskie der Chief Shoe Giving Officer der Marke. Die Hälfte des Verkaufserlöse wird nun die Basis eines Fonds, der ähnliche Businessmodelle fördern soll. Twitter

Info: Mehr über Social Entrepreneurship und das „One for One“Konzept in der nächsten Ausgabe von Enough. Stay tuned!

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PR

Unser Lieblingszitat: „‚Oh my God‘, I thought, ‚this is actually working.‘ At each stop I was so overcome with emotion that I could barely slip the first pair of shoes on a child without crying with love and happiness.“


Ben Paul studiert das Leben Der Youngster aus Berlin hilft Altersgenossen mit seiner Anti-Uni dabei, mehr zu sehen als ein Einser-Studium und die Sprossen der Karriereleiter. Seine Leidenschaft ist es, andere dabei zu unterstützen, ihren eigenen Weg zu finden. Er selbst wachte nach einem Jahr Auszeit in Lateinamerika auf und ließ danach das

Gabrielle Bernstein ist ein Spirit-Junkie

Jura-Büffeln sein. Sein neuestes Projekt ist die Blogging University. Mehr über den umtriebigen „Potentialentfaltungstrainer“ finden Sie auf seiner Website.

Wer ist Gabrielle? Mit 25 war die New Yorkerin kokainabhängig und wog gerade noch 45 Kilo. Heute bringt die Mitdreißigerin, die unter anderem dank ihrer Mentorin Marianne Williamson dieses Tal der Sucht hinter sich ließ, einer neuen Generation von Frauen den „Course in Miracles“ nahe: zeitgemäß als spiritueller Lifestyle interpretiert und belebt mit ihrer quirlig-sonnigen Energie. Ihr Buch „Spirit Junkie“ mit der Kernbotschaft „Become the happiest person you know“ trat eine ganze Bewegung los. Die Autorin und Gründerin der Website HerFuture ist eine weltweit gefragte Vortragende und regelmäßiger Gast auf Oprah Winfreys TV-Sender OWN. Weitere Bücher: „Könnte Wunder bewirken“, „Du bist dein Guru“ und „Hip Guide to Happiness“ Unser Lieblingszitat: „Es gibt nur drei wichtige Zutaten für ein wunderbares Leben: Dankbarkeit, Vergebung und Liebe.“ Website; Twitter; YouTube; App

Der Journalist und Herausgeber aus Uganda („The Independent“) zog in seinem viel beachteten TED-Talk ein schonungsloses Resümee der jahrzehntelangen Entwicklungsarbeit des Westens auf dem afrikani-

TED; PR (2)

schen Kontinent. Ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn überhaupt,

Andrew Mwenda fordert Afrika

lautet sein Fazit. Nein, so Mwenda, Afrika muss sich selbst helfen, Bürgerkriege und Korruption beenden und sich aus der Abhängigkeit von Spenden befreien. Mehr in seinem Blog und auf Twitter.

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Titel

Katrin Hartmann beschreibt armut Mit ihrem akribisch und empathisch recherchierten Buch „Wir müssen leider draußen bleiben“ hat die Münchener Journalistin ein echtes Standardwerk zu Armut in Deutschland und zu organisierter Bedürftigenversorgung verfasst. Insbesondere die Tafeln kritisiert sie als Krücke des Status quo und regt damit eine wichtige Diskussion an: Wollen wir bloß weiter Symptome lindern oder wollen wir endlich die wirtschaftspolitischen Gründe angehen? Ebenfalls lesenswert ist ihr Lohas-Buch „Ende der Märchenstunde“. Website

Gerald Hüther sorgt sich um unser Gehirn „Unsere Kindern sind wissbegierig, kreativ und optimistisch. Und dann schicken wir sie in die Schule.“ Mit diesem Satz aus einem seiner Vorträge hat der Neurobiologe und Buchautor aus Göttingen den Finger mitten hinein in eine oft totgeschwiegene Wunde gelegt. Auch in seinem Buch „Etwas mehr Hirn, bitte“ steckt Stoff zum Grübeln – über wiederentdeckten Spaß am lebenlangen Lernen etwa. Website; TED-Talk

Felix Finkbeiner pflanzt Bäume – und Hoffnung Jeder neue Baum entzieht der Atmosphäre pro Jahr etwa 10 Kilogramm CO2. Mit dieser einfachen Gleichung startete der damals erst 9-jährige Felix Finkbeiner aus München 2007 die Schülerinitiative Plant-for-the-Planet. Zu der Idee inspiriert hatte ihn die kenianische Politikerin und Umweltaktivistin Wangari Muta Maathai, die mit ihrem „Green Belt Movement“ in Afrika in 30 Jahren 30 Millionen Bäume pflanzte und 2004 den Friedensnobelpreis für ihre Arbeit erhielt. Felix will

wirken weltweit 100.000 Kinder bei Plant-for-the-Planet mit, ein Drittel als Botschafter für Klimagerechtigkeit. Aktueller Stand des Baumzählers: Über 14,2 Milliarden (!) neue Bäume wurden in den letzten acht Jahren gepflanzt. Bis 2020 sollen es 1.000 Milliarden werden. Als neues Tool, um das zu erreichen, gibt es seit Kurzem eine CO2-neutral produzierte Schokolade, mit deren Erlös weitere Bäume gepflanzt werden. Website; Twitter

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Stephanie Fuessenich; PR (2)

die Kinder der Erde motivieren, um noch mehr zu erreichen. 2011 sprach Felix vor den Vereinten Nationen in New York, deren Umweltprogramme sein Aufforstungsabenteuer unterstützen. Heute


Ch ange Agents

Elizabeth Cline kritisiert Fast fashion Die Folgen unserer Fast-Fashion-Sucht führt uns niemand besser vor Augen als die US-Journalistin, die sich eines Tages dabei ertappte, wie sie mit sieben Paar neuen, bunten Plastik-Flipflops nach Hause kam – um sie dort in einen völlig überfüllten Schrank zu stopfen. Für ihr Buch „Overdressed. The High Cost of Cheap Fashion“ ging Cline dem Textilstrom und unserem ungezügelten Kaufdrang auf den Grund. Website; Twitter

Douglas Rushkoff grübelt über Medien Wer ist Douglas? Wenn wir von „viralen Videos“ und „Digital Natives“ sprechen, benutzen wir Begriffe, die der US-Medientheoretiker und Graphic Novelist geprägt hat. Rushkoff hat die Cyberpunk-Ära ebenso begeistert mitgestaltet, wie er jetzt auf die Schattenseiten des technologischen Fortschritts aufmerksam macht. Ob in „Present Shock: Wenn alles jetzt passiert“, einer Abrechnung mit der Utopie, in der Zukunft würden Maschinen für uns arbeiten (stattdessen: E-Mail-Wahnsinn, Facebook-Sucht, Smartphone-Zombies), oder in „Life Inc.“, das eindringlich aufzeigt, wie unser Leben zur Ware und wir zur Marke wurden. Derzeit lehrt Douglas Rushkoff als Professor of Media Theory and Digital Economics an der City University of New York, Queens College. Website; Twitter

EatAgency; Paul Terefenko; Armosa Studios; Gunni

Unser Lieblingszitat: „Als Romantiker glaube ich, dass Bücher eine Seele haben.“

Chris Guillebeau motiviert ich-ag-ler „Chris Guillebeau ist der Indiana Jones der Karriere-Experten“, sagte Gretchen Rubin über Autor und Weltenbummler Chris Guillebeau. Sein Buch „Die Kunst, anders zu leben“ sowie der Nachfolger „Start-up!“ sind zwei Gründe, warum Sie jetzt in Enough e-blättern können. In beiden Ratgebern rüttelt der Blogger und Bestsellerautor alle auf, die eigentlich lieber arbeiten würden, um zu leben, statt umgekehrt. Guillebeau hat in nur neun Jahren jedes Land der Erde besucht, wenigstens kurz, und organisiert mit dem World Domination Summit in Portland, Oregon, eine der wichtigsten Konferenzen für aufstrebende Micro-Unternehmer. Web; Twitter

Deva Premal & Miten singen mantras für uns In seinen Liedern und gesungenen Mantras nimmt das Erfolgsduo, das sich 1990 in Pune im Ashram von Osho kennenlernte und auch privat ein Paar ist, seine Zuhörer mit an einen Ort der Ruhe, der Konzentration und Meditation. Bescheiden, authentisch und unermüdlich unterwegs sind die gebürtige Nürnbergerin und der Brite, mittlerweile unterstützt von dem begnadeten Panflötisten Manose Singh aus Nepal. Von ihren Alben wurden bis heute weltweit über 600.000 Stück verkauft, zuletzt erschien „Songs for the Sangha“. Zudem können Interessierte in Workshops und im Retreat von Deva und Miten ihren eigenen Gesang und dessen meditative Kraft entdecken. Ein ausführliches Interview haben wir vor längerer Zeit hier mit den beiden geführt. Website; Twitter; iTunes

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Kris Carr

will Tragik zu Mut wandeln Als bei der Tänzerin, Schauspielerin und Fotografin 2003 ein nicht operabler seltener Tumor festgestellt wird, ist Kris Carr zunächst schockiert. In Videoclips und in Tagebüchern dokumentiert sie ihre Odyssee durch das Gesundheitssystem, ihre Erfahrungen mit alternativen Behandlungsoptionen, ihre Gefühlswelt. Statt ihr verbleibendes Leben restlos vom Krebs bestimmen zu lassen, erkämpft sie sich Freiräume und Freudenmomente. Säfte, Yoga, Schreiben, Lachen werden zum nötigen Ausgleich für Chemotherapie und depressive Tage. Aus ihren Erfahrungen entstehen schließlich 2007 der Dokumentarfilm „Crazy Sexy Cancer“ und ein erstes Begleitbuch. Dem folgen zahlreiche Kochbücher (z. B. „Crazy Sexy Kitchen“), eine Online-Community mit 39.000 Mitgliedern, und etliche Vorträge bei Konferenzen und TV-Auftritte. Gelegentlich kritisiert für ihre „Happy go lucky“-Attitüde zu einem todernsten Thema, betont Carr, dass sie weder gegen die Schulmedizin sei – sie hält gute Ärzte für lebenswichtig! – noch ihren Weg für allgemeingültig erkläre. Sie wolle vor allem jungen Frauen Mut zusprechen, denn zum Zeitpunkt ihrer Diagnose habe es keinerlei Lektüre oder gar Vorbilder für Krebspatienten in ihrem Alter gegeben. Website; Twitter

Lt. Col. Mark M. Weber Bietet vätern ein vorbild Wie wir sterben, so ein Sprichwort, verrät ebenso viel über uns wie unser Leben. Als der hochdekorierte Soldat und Vater dreier Söhne von seiner tödlichen Krebserkrankung erfuhr, schrieb Mark Weber (1972–2013) sich alles von der Seele, was er seinen Jungs nicht mehr persönlich würde erzählen, erklären und raten können. „Tell my Sons: A Father’s Last Letters“ ist das bewegende Vermächtnis eines Mannes, der im Dienen seine Bestimmung fand und auf einer Tour de Force von Vorträgen an diese Pflicht erinnerte. Video

Jason Fried bricht gern business-tabus Mit dem Teamtool 37 Signals (jetzt Basecamp) und dem Bestseller „Re:Work“ (dt. „Meetings sind Gift“) hat der Gründer aus Chicago frischen Wind in unser Arbeitsleben gebracht. Seine Managementphilosophie macht Schluss mit „Tod durch Meeting“ und anderen Kreativitätskillern und sollte zur Pflichtlektüre für Führungskräfte und Selbstständige gehören. Zuletzt erschien „Remote: Office not Required“, in dem Fried sich praxisnah mit der modernen, entwurzelten Jobwelt auseinandersetzt. Ein Lieblingszitat des Querdenkers: „Workaholics sind keine Helden. Sie ist bereits zu Hause, sie fand einen viel schnelleren Weg ans Ziel.“ Twitter; TED-Talk

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Bill Miles; PR

retten nicht den Tag, sie brauchen ihn nur auf. Die wahre Heldin


Ch ange Agents

John Dugdale sieht blind mehr Eine HIV-Infektion lässt den Fotografen aus Connecticut vor 21 Jahren fast erblinden. Zunächst glaubt er, seine Karriere sei beendet. Dann passt er seinen Stil den neuen „Sichtverhältnissen“ an, entdeckt die Meister des 19. Jahrhunderts für sich. Porträts wie in Träumen und penibel arrangierte Stilleben bestimmen heute seine Arbeit, für die er eine antike Großformatkamera benutzt. Dugdales intuitive, intensive Bilder hängen heute in namhaften US-Museen. Mehr über ihn im Interview mit Schauspieler Alan Cumming und auf seiner Website.

Lawrence Lessig verteidigt das Web

PR; Sidea; Ed Chappell; William Davis

Dr. David Perlmutter & Dr. William Davis warnen vor Weizen

Was macht modernen Hochleistungsweizen so riskant für unsere Gesundheit? Wie vernebeln Kohlenhydrate aus Weißmehl unsere Gedanken? Und was genau versteht man unter dem „gut microbiom“? Diese und viele weitere Fragen beantworten Davis, der Neurologe aus Florida, und Perlmutter, der Kardiologe aus Wisconsin, in ihren Büchern und Vorträgen weltweit. Perlmutters Bestseller trägt den provokanten deutschen Titel „Dumm wie Brot“, ein Kochbuch mit getreidefreien Rezepten folgte. Gespannt sind wir auf sein neues Buch „Brain Maker“, das sich der Verbindung zwischen Verdauungstrakt, Immunsystem und Gehirn widmet. Davis konzentriert sich in „Weizen-Wampe“ vor allem auf die Gewichtsreduktion durch Getreideverzicht und weitere Ernährungstunings. Auch er veröffentlichte eine Rezeptesammlung separat. Perlmutter: Website, Videos; Davis: Website, Videos

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Wer ist Lawrence? Mit dem Film „The Internet’s Own Boy“ setzte der Professor für Jura und Leadership an der Harvard Law School dem Programmierer und Hacktivisten Aaron Swartz ein posthumes Denkmal. Es war Letzterer, der seinen Lehrer (Lessig) zu mehr persönlichem Engagement motivierte. In den USA kämpft Lessig seither zudem an vorderster Front für eine Trennung von Staat und Kapital. Korruption auf Regierungsebene, Informationsfreiheit und zunehmend restriktive Copyright-Regularien sind die Kernanliegen, für die sich Lessig wortstark einsetzt. Ende 2014 feierte die viel gelobte, extrem kritische Dokumentation „Killswitch“ Premiere, die den Wissenschaftler ebenso zeigt wie Edward Snowden, Aaron Swartz und Tim Wu. Professor Lessig ist Mitbegründer von Creative Commons und Rootstrikers sowie ein Berater des Democracy Café und der Organisation Americans Elect. Wichtige Bücher: Zu den neuesten Veröffentlichungen von Lawrence Lessig gehören „Republic, Lost: How Money Corrupts Our Congress—and a Plan to Stop It“ sowie „Freie Kultur“ und „Remix“. Website; Twitter; TED-Talk Unser Lieblingszitat:

„Politik ist eine jener seltenen Sportarten, in der die Amateurwettbewerbe viel interessanter sind als die Profiliga.“


Titel

Erwin Wagenhofer dreht filme, die augen öffnen Im aufrüttelnden Doku-Klassiker „We Feed the World“ blickte der österreichische Filmemacher hinter die Kulissen der Lebensmittelindustrie, enttarnte die besorgniserregende Profitgier von Konzernen wie Nestlé und sparte auch unsere eigene Rolle beim Wahnsinn namens Ernährung nicht aus. Sein aktueller Film „Alphabet – Angst oder Liebe?“ behandelt nicht weniger erhellend die (Ver-)Bildung unserer Kinder und Jugendlichen in einem Schulsystem, das weitgehend auf die leichte Einsetzbarkeit seiner Absolventen in vorgegebenen „Slots“ von Wirtschaft und Industrie ausgerichtet ist: Lernen fürs Arbeiten statt Lernen fürs Leben. Website

Rory Freedman fühlt mit Tieren Wer ist Rory? Nach dem Erfolgsbuch „Skinny Bitch“ (gemeinsam mit Kim Barnouin) und dem damit verbundenen Medienrummel ist Rory Freedman mit „Beg: A Radical New Way of Regarding Animals“ ein berührender Impuls für eine Neudefinition des Verhältnisses von Mensch und Tier gelungen. Die überzeugte Veganerin propagiert, der Titel lässt es vermuten – nicht nur ein fleischloses Leben, sondern ein tieferes Verständnis für daie Bedürfnisse unserer Haustiere. Wer einmal gesehen hat, wie ein Hundehalter seinen Vierbeiner ausführt, ohne dabei je vom Smartphone aufzublicken, weiß, was Freedman meint. Die Autorin lebt mit ihren Hunden Lucy, Joey und Timber in Los Angeles. Website; Video Das sagen Freunde: „Dank Rory Freedman und ihrem Buch ‚Beg‘ verfügen alle Menschen, die Tiere lieben, aber nicht genau wissen, wie sie ihnen helfen sollen, nun über einen umfassenden Ratgeber, um ihr Beschützer zu werden.“ (Russell Simmons, Musik- und Mode-Mogul) Unser Lieblingszitat: „Ja, Eiweiß hilft beim Muskelaufbau. Das bedeutet jedoch nicht, dass man bis zur Überdosis tierisches Protein in sich reinstopfen muss.“

Seth Godin mag marketing menschlich

Lukas Beck; Brian Bloom; Blake Gardner

„Statt sich zu fragen, wann der nächste Urlaub kommt, richten Sie sich Ihr Leben lieber so ein, dass die nicht davor flüchten wollen.“ Mit solchen und unzähligen anderen Denkanstößen und einem untrüglichen Gespür für modernes Marketing, das nicht stört, sondern bereichert, hat sich Seth Godin 18 internationale Bestseller erschrieben. Und eine riesige Fangemeinde dazu. Sein Blog ist viel frequentiert, sein Vortragskalender voll – und ob man in Werbung oder PR arbeitet oder nicht: Dieser Mann inspiriert ungemein! Weitere Bücher von Seth Godin: „Purple Cow“, „Linchpin“, „The Icarus Deception“ und kürzlich „What to do when it‘s your turn“ – erstmals im Selbstverlag. Blog; Twitter; Website

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Ch ange Agents

Tim Ferriss weckt 9-to-5Sklaven Ohne sein Kultbuch „The 4-Hour Workweek“ (2007) gäbe es viele Geschäfts- und Mindset-Trends heute gar nicht: weder die Mikro-Unternehmen, die Lifestyle-Businesses, mit denen Kreative ihre Leidenschaft querzufinanzieren versuchen, noch die Body Hacker und Quantified-Self-Zirkel. Und vermutlich auch kein Enough. Seitdem legte der Autor, Unternehmer und Start-up-Investor (Facebook, Evernote, Uber) gleich zwei gewichtige Werke nach: den „4-Hour Body“ und den „4-Hour Chef“. Beides ebenfalls Bestseller. Ferriss propagiert Mini-Ruhestände über das Berufsleben verteilt statt aufs Rentenalter aufgeschobener Träume. Für ihn haben E-Mail, Echtzeit-Kommunikation und Smartphones unseren Alltag eher verkompliziert als erleichtert. Für sämtliche Bücher gilt das Credo der minimal effektiven Dosis, also statt eines auszehrenden Perfektionismus des Öfteren ein „Gut genug“ zu praktizieren. Website

Sister Simone Campbell demonstriert im Bus Die streitbare katholische Nonne aus den USA lehnte sich mit einem medienwirksamen Road-Trip gegen die Gängelung durch den Vatikan unter Papst Benedikt auf. In ihren Memoiren „A Nun on the Bus“ beschreibt Sister Simone, die die soziale Lobby-Organisation Network leitet, wie sie mit ihren

Zak Ebrahim redet gegen Terror Er war auf dem besten Weg, ein Terrorist zu werden. Wie sein Vater El-Sayyid Nosair, der 1990 mit einem HassMord in die Schlagzeilen geriet. Da war Zak erst sieben. Aus dem Gefängnis half sein Dad anschließend bei der Planung des ersten Attentats auf das World Trade Center 1993. Später, bereits auf dem Weg in ein Terror-Trainingscamp, wachte Zak Ebrahim auf, nachzulesen in seinem Buch „Der Sohn des Terroristen“. Seither setzt er sich dafür ein, die Spirale der Gewalt zwischen dem Islam und dem Rest der Welt zu durchbrechen. Jeder hat die Wahl, sich für die brutalen Zwecke anderer oder den Frieden einzusetzen, lautet Ebrahims Botschaft. TED-Talk, Website

PR (2); Ryan Lash; Chris Lührmann

Volker Mehl kocht Ayurvedisch für alle Der 39-Jährige hat eine echte Odyssee hinter sich: Geboren in Mannheim, studierte er zunächst katholische Theologie in Mainz, machte nach dem Abbruch eine Lehre zum Versicherungskaufmann und ließ sich schließlich zum Ayurveda-Gesundheitsberater ausbilden. In der 5.000 Jahre alten indischen Ernährungslehre fand Mehl seine Berufung – und im Kochen. Heute betreibt er ein Koch-Atelier in Wuppertal, gibt Workshops und hat zahlreiche erfolgreiche Kochbücher verfasst, z. B. „Koch dich glücklich mit Ayurveda“, „So schmeckt Glück“ und „Back to the Wurzeln“. Website

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Glaubensschwestern im polarisierenden Wahlkampf Frauen und den Armen in der Öffentlichkeit eine Stimme gibt. Twitter; Website


Titel Gretchen Rubin, mit ihrem Bestseller „Das Happiness-Projekt“ wurden sie weltweit zur Glücksexpertin. holen sich auch fremde auf der strasse bei ihnen tipps? Nicht gerade an der Kasse im Supermarkt, aber ja, in Interviews oder E-Mails werde ich schon oft nach meinen geheimen Strategien für mehr Glück und Zufriedenheit gefragt. Und auch bei Lesungen oder etwa via Facebook wollen die Menschen Ratschläge von mir. Ich muss sagen, ich werde eigentlich selten müde, über Glück zu sprechen. Vielleicht auch, weil ich selbst natürlich längst nicht alles weiß, mich nur mutmaßlich etwas mehr als andere damit beschäftigt habe und dieses Wissen einfach gern weitergebe.

wie sehr hängt das individuelle glück eigentlich von der erlebten gerechtigkeit in einer gesellschaft ab? Das bedingt sich definitiv gegenseitig. Was mich am meisten beeindruckt hat in meiner Arbeit für die Richterin am Obersten Gerichtshof, ist die Tatsache, dass man sicherlich mit den politischen Visionen der dort sitzenden Richter nicht übereinstimmen kann, vielleicht sogar zornig widersprechen möchte. Es ist jedoch keinesfalls so, dass irgendjemand dort seinen Job auf die leichte Schulter nimmt und keine genaue Vorstellung hat, wie die zukünftige Gesellschaft der USA geregelt sein müsste oder könnte und welche Weichenstellungen dafür sinnvoll sind. Es ist definitiv nicht meine Erfahrung, dass es dort, wie manche Zyniker behaupten, rein um Parteipolitik und ja fast schon gewissenlose Formung der Zukunft geht. Alle setzen sich dort in ihrem Einflussbe-

Gretchen Rubin Die GlücksBotin Im Welterfolg „Das Happiness-Projekt“ notierte die US-Autorin ihre Glücksexperimente. Rubins aktuelles Buch „Erfinde Dich Neu“ ergründet unsere Gewohnheiten – die guten, schlechten und neuen Interview: Siems Luckwaldt

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Elena Seibert

Sie haben jura studiert und danach für die us-verfassungsrichterin Sandra Day O’Connor gearbeItet. Wann wussten sie, dass ihr weg nicht in den gerichtssaal, sondern in die SchrifTstellerei führt? Ich habe Jura einfach aus ganz vielen falschen Beweggründen heraus studiert, und nach dem Studium gemerkt, eigentlich nie Anwältin sein zu wollen. Recherchieren macht mir Spaß, ich schreibe gern und ich dachte einfach, das wäre eine ideale Basis für das Studium. Und mit einem Juraabschluss könnte ich schließlich in sehr viele Richtungen gehen und würde mir somit alle Optionen offenhalten. Als ich dann als Assistentin für Richterin Sandra Day O’Connor am US-Verfassungsgericht, dem Supreme Court, arbeitete, begann ich eines meiner gigantischen Rechercheprojekte. Die starte ich gern und regelmäßig, immer schon. Und plötzlich kam mir der Gedanke, dass diese ganz intensive Recherchearbeit vermutlich der entspricht, die ein Autor betreibt, bevor er ein Buch schreibt. Und mehr und mehr kam mir der Gedanke, ich könnte Schreiben zum Beruf machen. Als mein Mann dann einen Job in New York annahm und wir Hals über Kopf dorthin zogen, war der Moment gekommen, meinen Wunsch wahr werden zu lassen. Nicht nur, dass ich schreiben wollte, ich hatte auch schon ein ganz konkretes Buch vor Augen und vorbereitet. Der Start fiel mir also leicht, denn ich war gewappnet – für „Power Money Fame Sex: A User’s Guide“. Eine nicht immer ganz ernst gemeinte Aufarbeitung meiner Erfahrungen im Berufsleben bis dahin. Ein Riesenspaß für mich!


Gre tchen Rubin reich für eine gerechtere Gesellschaft ein – nach bestem Wissen und Gewissen, nur 80 Prozent Leistung gibt dort niemand. In diesem Umfeld auch eine winzige Rolle zu spielen, hat mich sehr bereichert. wie können wir unsere innere sehnsucht nach glück mit äuSSeren faktoren versöhnen, die dem entgegenwirken – und die wir kaum kontrollieren können? Das ist ein ständiger Kampf im Themenbereich Glück. Und natürlich gibt es Lebensumstände, in denen Zufriedenheit und Glück definitiv nicht oberste Priorität haben, geradezu unerreichbar scheinen. Viel wichtiger ist für mich deshalb die Frage, ob ich in meiner momentanen Situation – deren Veränderung ich vielleicht wirklich nicht selbst in der Hand habe, generell oder vorübergehend – so glücklich bin, wie ich es eben sein kann mit den gegebenen Restriktionen. Das scheint mir erstrebenswerter/sinnvoller zu sein, als irgendwelchen Idealen oder Märchenschlössern hinterherzurennen und dadurch natürlich ständig Frustration zu spüren. Und damit wir uns richtig verstehen: Ich bin keinesfalls der Überzeugung, dass negative Emotionen wie berechtigter Ärger, Langeweile, Schuld und Enttäuschung in unserem Leben keinen Platz haben. Die Aufgabe ist dann eher, diese negativen Empfindungen Stück für Stück in positive oder zumindest proaktive Aktionen zu transformieren. Und auch für sich selbst zu hinterfragen, statt sich ihnen hemmungslos und ohne eine mentale Rückkopplung oder Kontrolle hinzugeben. Der Einfluss, den andere Menschen, die Familie, Institutionen, unsere Genetik, ja vielleicht sogar das Wetter auf unsere Stimmungslagen und unsere Fähigkeit, Glück zu erleben, haben, kann gar nicht überschätzt werden. Und doch sind wir es uns selbst schuldig, uns nicht völlig das Zepter aus der Hand nehmen zu lassen, denn davon hat wirklich niemand etwas.

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Was löst in Ihnen negative Gefühle aus? Für mich sind negative Kommentare auf meinem Blog oder nicht nur kritische, sondern gemeine E-Mails das Schlimmste, die belasten mich emotional sehr. Ich muss dann auf mein ganzes Arsenal erlernter Tricks zurückgreifen, um mich zur Räson zu bringen und wieder aufzubauen. Ich habe aber in den letzten Jahre in diesem Bereich wirklich viel gelernt. Heute habe ich mich bei negativen Empfindungen etwas besser unter Kontrolle beziehungsweise steuere rechtzeitig gegen, so dass es gar nicht zu Tiefs oder Ärger kommt. mich beschleicht manchmal das gefühl, das glück die neue it-handtasche ist, ein hobby für die, die alles haben. Und das setzt gerade die unter druck, die glücklichere tage dringend brauchen. Da würde ich doch gern die Gegenfrage stellen: Was sollen die Menschen, die einen bestimmten Grad an Wohlstand erreicht haben, denn stattdessen tun – ein weiteres Auto kaufen? Wenn materielle Bedürfnisse gestillt sind und eine gewisse ökonomische Sicherheit vorherrscht, folgt natürlich die Suche nach neuen Werten, nach Dingen, die man nicht mit einer Kreditkarte bezahlen kann. Man prüft die Beziehungen zu den wichtigsten Menschen im Leben, hinterfragt den Sinn seiner Arbeit.

Und ich kann daran beim besten Willen nichts Schlechtes erkennen. Ich finde auch nicht, dass es wirklich ein akutes Problem ist, dass sich Menschen zu viel darum bemühen, glücklicher zu werden. Ich glaube eher, das Gegenteil ist der Fall. Das war auch bei mir so, ehe ich mich intensiver damit beschäftigt habe. Ich war mit meinem Alltag, meinem Beruf und meiner Familie vollauf beschäftigt und dachte, eigentlich gar keinen Raum zu haben, um über Glück nachzudenken. In einem artikel der „new york times“, der zeitgleich mit ihrem buch „Das Happiness-Projekt“ erschien, wird thematisiert, dass ihre arbeit als autorin zum teil durch ihre vermögende familie unterstützt wurde. ihr Vater robert Rubin war Finanzminister unter clinton und berät jetzt obama, ihr mann ist ein hedgefonds-manager. was entgegnen sie lesern, die auf ihre glücksbotschaften mit „die hat leicht reden“ reagieren? Dazu kann ich nur sagen, dass ich natürlich von meinen eigenen Erfahrungen in meinem Leben berichte, ich lasse die Menschen an meiner Recherche teilhaben und verheimliche dabei ja nicht meine persönliche Situation. Das ist im Zeitalter von Google auch eine ziemlich vergebliche Bemühung. Und dann erscheint am Schluss ein Buch, und entweder es spricht den Leser individuell an oder nicht. Man könnte es aber auch so betrachten, dass ich meine recht komfortablen Lebensumstände nutze, um mich intensiv mit Themen wie Glück, Zufriedenheit und den Schwierigkeiten, neue Gewohnheiten zu etablieren, die das Leben besser machen, zu beschäftigen. Ihr neues buch heiSSt „Erfinde Dich Neu: Verändere deine Verhaltensmuster und werde glücklicher, produktiver und besser als je zuvor“. zur vorbereitung auf unser gespräch habe ich auf ihrer website einen einstufungstest gemacht. er unterscheidet „bewahrer“, „gefaller“, „rebellen“ und „Hinterfrager“. Ich bin ein „Gefaller“, der erwartungen erfüllt und eigene bedürfnisse vernachlässigT. klingt sympathisch – und etwas traurig. Es geht nicht so sehr darum, dass der eine Typus besser oder schlechter im Leben zurechtkommt als der andere, sondern darum, zu wissen, wie man die eigenen positiven und negativen Tendenzen, die im Charakter angelegt sind, so ausbalanciert, dass man sich nicht selbst blockiert oder sabotiert. Da sind Sie als ein „Gefaller“ eigentlich sehr gut dran, denn bei Ihnen reicht in den meisten Fällen schon ein gewisser Druck von außen, um Sie an Ihre positiven Pläne und Projekte zu erinnern, die Ihnen selbst mehr Freude machen. Erzählen Sie Freunden auf Facebook von Ihrem neuen Buch, an dem Sie arbeiten. Versprechen Sie einem Familienmitglied, zehn Kilo abzunehmen. Ich selbst bin beispielsweise ein „Bewahrer“. Da ist es sehr viel schwieriger, denn ich versuche, gleichzeitig meinen inneren und äußeren Erwartungen Folge zu leisten, und das führt zu einem großen Maß an Härte und einer starken Kontrollfunktion. Als „Gefaller“ kommen

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Gretchen Rubin wurde in Kansas City, Missouri, geboren und lebt heute mit ihrem Mann und zwei Töchtern in New York. Ihre Bücher „Das Happiness-Projekt“, der Nachfolger „Happier at Home“ und „Erfinde Dich Neu“ sind alle Bestseller mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen verkaufter Exemplare in 30 Sprachen. In ihrem neuen Podcast diskutiert Rubin jede Woche mit ihrer Schwester und wechselnden Gästen gute Gewohnheiten und Wege zum Glück. Weitere Infos und einen sehr lesenswerten Blog finden Sie auf www.gretchenrubin.com.


Titel Was sind einige der faszinierendsten wissenschaftlichen fakten rund um unsere gewohnheiten, über die sie bei ihrer recherche gestolpert sind? Die bahnbrechenden Erkenntnisse zweier Wissenschaftler habe ich auch gleich im Vorwort des Buches notiert. Sie studierten die Verhaltensmuster extrem erfolgreicher Menschen und fanden dabei heraus, dass diese alle ihre positiven Aktionen – ob für die Karriere oder für ihre körperliche Ertüchtigung – in automatisch ablaufende Gewohnheiten umgemünzt haben und der Alltag ihnen somit keinen Deut an Willensstärke abverlangt. Sie konnten ihre ganze Kraft in konstruktive Projekte einbringen und waren nicht schon beim morgendlichen Ringen mit sich selbst, dann doch ins Fitnessstudio zu gehen, völlig erschöpft. Denn unsere Selbstbeherrschung und Willenskraft sind vielleicht zwei der begrenztesten Ressourcen, die wir besitzen. Diese möglichst zu schonen und nicht auf Banalitäten des Alltags oder die Wahl des Mittagsessens zu verschwenden, das war für mich eine wirklich erhellende Information. welche neuen guten gewohnheiten haben sie selbst bei ihrer arbeit an dem buch gleich kultivieren können? Oh, ich habe etliche neue Gewohnheiten etabliert oder zumindest zu etablieren versucht. Eine davon erfülle ich, während wir sprechen, denn da ich als Autorin den Tag über viel sitze, habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, bei Telefonaten generell aufzustehen und in meinem wirklich winzigen Büro in unserem Apartment auf und ab zu gehen wie ein Tiger in einem sehr engen Käfig. Das tue ich jetzt auch. Welche schlechte angewohnheit würden sie gern abstreifen? Ich würde gern Anrufbeantworter abhören können, irgendwie sträube ich mich dagegen, vielleicht weil ich immer denke, dass etwas auf mich zukommt, ich irgendetwas tun muss oder so, vielleicht ist es auch einfach Aberglaube. Ich versuche schon immer, meinem Mann Zettel auf den Hörer zu kleben, damit er es macht, aber er ignoriert die dann einfach und so muss ich es schlussendlich doch tun. Äußerst widerwillig, da würde ich mir mehr Gelassenheit wünschen.

Andy Ryan

Sie auch am besten mit den drei anderen Typen aus, während ein „Bewahrer“ und ein „Rebell“ zum Beispiel eine katastrophale Paarung sind, vor allem im Kontext eines Jobs oder einer Abteilung. Wenn’s Ärger gibt, spuren „Bewahrer“. Die „Hinterfrager“ brauchen immer einen Sinn und das Gefühl, eine Aufgabe entspreche ihrem Standard. Sie erfüllen keine Neujahrsvorsätze, weil sie den 1. Januar für ein willkürliches Datum halten. Oder nehmen Vitamine nicht, weil sie ihrem Arzt nicht glauben – als „Bewahrer“ würde ich sie nehmen, weil ich meinem Arzt gefallen möchte.

Gretchen Rubin, viel erfolg für „Erfinde Dich neu“ und ihren neuen podcast, den sie mit ihrer schwester gestartet haben. wie kam es zu diesem radioprojekt? Meine Schwester Elizabeth Craft ist Autorin und Produzentin fürs Fernsehen und lebt in Los Angeles. Wir wollten schon seit Jahren eine Radioshow oder einen YouTube-Kanal haben und jetzt kam ein Podcast-Network (Panoply) auf uns zu und wir sagten „Yes“! Meine Schwester kommt eh in allen meinen Büchern vor, im neuen aber mehr als bisher. Einige der wöchentlichen Episoden von „Happier with Gretchen Rubin“ sind schon aufgezeichnet und wir beantworten immer eine Frage von Lesern/Hörern pro Folge, neben unseren eigenen Ideen und Gesprächen natürlich.

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Wegweiser

Mix dich gesund Einfach ausgedrückt, ist Caroline Bienert die Frau, der die Scheichs vertrauen. Die gefragte Detox-Expertin begleitet Klienten nicht nur in Dubai auf dem Weg zu einem präventiven Ernährungsstil. Ihr Credo: Dein Körper, deine Verantwortung!

Sammy Hart; PR (3)

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tellen Sie sich vor, Ihr Körper ist ein Aquarium. Ihre Organe sind die Fische, Ihr Stoffwechsel ist das Wasser. Ist das Wasser trüb, erkranken die Fische. Ein Arzt therapiert den Fisch – und ich reinige das Wasser. So erkläre ich meinen Job gern den Menschen, die ich zu einem gesünderen Selbst begleiten darf. Zu Beginn führen sie zwei Wochen lang akribisch Buch über alles, was sie wann essen und – noch wichtiger – wie sie das tun: in Ruhe oder gestresst, im Auto oder abends mit der Familie. Stuhlgang, emotionale Befindlichkeit, alles wird notiert. Oft ist uns gar nicht bewusst, wie und womit wir unseren Körper versorgen. Caroline Bienert machte in New York ihren AbViele denken, sie ernährten sich doch geschluss als Nutritional Consultant (Detox und sund. Weil der Körper so wundervoll und orthomolekulare Medizin). Sie absolvierte Zusatzflexibel ist, dass er fast jeden Blödsinn ausbildungen in chinesischer Ernährungslehre und mikrobiologischer Homöopathie in München soeine ganze Weile toleriert, oft über Jahre wie in ayurvedischer Ernährungslehre in Sri Lanka; hinweg. Bis sich Fehler im Lebensstil in carolinebienert.com einen kritischen Bereich hinein summiert haben. Schon als Kinder übernehmen wir viele Gewohnheiten und den Speiseplan von den Eltern. Solche Muster versuche ich aufzudecken und peu à peu zu durchbrechen. Das braucht Fingerspitzengefühl, es gibt nämlich nichts Intimeres als die Ernährung. Nichts begleitet länger, weder Partner noch Freunde oder ein Arbeitsplatz. Und jeder Mensch ist anders. Davor habe ich Respekt und überfahre niemanden. Eine schnelle Lösung à la „6 Kilo in einer Woche weg“ gibt es ohnehin nicht. Auch ich habe lange gebraucht, um die große Macht unseres Stoffwechsels zu verstehen. In meiner Familie war ich früher das hässliche Entlein: üble Akne, Schuppen, käsiger Teint. Erst in New York, wo ich Modedesign studierte, habe ich dank eines Ernährungsberaters meine Hautprobleme und meine niedrige Energie hinter mir lassen können. Da wusste ich: Das ist mein Traumberuf! Leider besitzen viele Ärzte nur rudimentäres Wissen über ganzheitlich gesunde Ernährung, über den Lymphfluss und die unterschätzte Infrastruktur unseres Körpers. Sie konzentrieren sich auf die Organe – wenn sie Fehlfunktionen aufweisen. Wer nicht messbar krank ist, muss demnach gesund sein. Mein Credo lautet: Dein Körper, deine Verantwortung. Kümmere dich um dich, hole dir Rat und lass dich nicht von Instant-Heilversprechen einlullen. Mein liebstes Werkzeug sind die grünen Smoothies. Wir können

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gar nicht genug Grünzeug essen, brauchen die basische Qualität, das Chlorophyll, die Ballaststoffe und Antioxidantien von Gemüse und meinem Superhelden Weizengras. Wichtig ist das Verhältnis von mindestens 70 Prozent Gemüse und höchstens (!) 30 Prozent Obst. Ein Smoothie sollte nie so exotisch-süß schmecken wie eine Piña Colada. Wir müssen von dieser kindischen „Ich will mich ändern, aber es darf keine Arbeit machen“-Haltung weg. Das Zweitwichtigste ist Wasser. Mit Zitrone, mit einem Hauch Kokoszucker, mit Ingwer, pur oder als Kräutertee – völlig egal. Aber bitte gut gefiltert oder aus bester Quelle, das ist entscheidend.

VOLLE POWER hat nicht nur der VitaMix (r.), Caroline Bienerts treuester Detox-Verbündeter. Viel Kraft steckt auch im Rezept für ihren „ultimativen Green Smoothie“: 1 Hand voll Babyspinat 1 Hand voll Fenchel 250 ml Coconut Water (von grünen Kokosnüssen) 250 ml stilles Mineralwasser ½ grüner Apfel ½ grüne Banane frischer Ingwer (nach Geschmack) Alles in den Standmixer geben und fein pürieren.


Bewusster Konsum heiSSt weder verordnete ShoppingAskese noch öde produkte. Das beweisen diese zehn streng ausgewählten Dinge, auf die unser Grundsatz „less is better is more“ wunderbar zutrifft 50

Neil Johnson

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WAHRENKORB

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Lip, LIP, HURRA! Während bekannte Pflegeklassiker für Kussmünder vor allem aus Mineralölverbindungen wie Parraffin und Vaseline bestehen, stecken in diesen Drehstiften nur vegane und roh verarbeitete Bio-Inhaltsstoffe. Manche Rezeptur basiert auf Ayurveda-Typen; von Hurraw!, ca. 4 €

FREEDOM RINGS Das Smartphone kommt fast ohne „Blutmetalle“ aus Sklavenminen und Kriegsgebieten aus. Für neues Modell vormerken lassen: www.fairphone.com

DRAUSSENDÜFTE Die Natur-Nerds von Juniper Ridge mögen keine synthetischen Parfüms aus dem Labor, sie sammeln lieber Hölzer, Blüten und Pilze in kalifornischen Wildparks und „kochen“ daraus originelle Eaux de Cologne; z. B. Backpacker Cologne, ca. 60 €

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MÄH-GIC CARPET toll kuscheln lässt sich auf diesem handgekoppelten Teppich aus der Wolle brandenburgischer Schafe; PR; Text: Matthias Luckwaldt

SAUBER, MANN! Die italienische Marke Folia verwendet für ihre Reiniger ausschließlich pflanzliche Tenside, gewonnen aus Bio-Oliven- und -Rapsöl von Bauern und Zulieferern aus Apulien. Waschmittel, 1 Liter ca. 8 €

PITCH-SIEGER

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plaStik? Nein, danke! Dieser krug ist aus Mais und Bambus und zu 100 Prozent biologisch abbaubar; von Zuperzozial, ca. 20 €

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MONKEYS LIKE! Endlich eine Nuss-Nougat-Creme, bei der Orang-Utans nicht die Tränen kommen: Hier ist kein Tropfen Palmöl drin, für dessen Anbau hektarweise Regenwald zerstört wird. „Nocciolata“ von Rigoni di Asiago, ca. 4 €

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von mariemeers, ab 600 €

GROSSE SPRÜNGE

SLOW FASHION Stimmt, auch H&M und andere Vertikal-Anbieter wollen künftig Giftstoffe in ihren Textilien reduzieren. Warum nicht gleich so?! Die Marke Armedangels produziert seit ihrer Gründung öko und fair. Blouson, ca. 140 €

GUTER BISSEN

EiweiSSriegel können super schmecken, ehrlich! In diesem stecken 20 Gramm Protein aus Mandeln, Reis und Kürbiskernen;

Coolness statt Chemiefabrik: Dieser lässige Sneaker besteht aus naturgegerbtem Leder, Bio-Baumwolle und Gummi aus fairem Handel; von Veja, Damen- oder Herrenmodell, ca. 109 €

von Rawbite, ca. 2 €

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„Wie soll das ohne brutale Verteilungskämpfe gehen?“ Er gilt als einer der streitbarsten Kritiker des sogenannten Neoliberalismus und seiner bedingungslosen Markthörigkeit. Mehr noch, Prof. Heinz-Josef Bontrup vom Fachbereich Wirtschaftsrecht der Westfälischen Hochschule rechnet in seinen Seminaren und Vorträgen in deutlichen Worten mit einer Politik ab, die in größtmöglicher Entfesselung des Kapitalismus noch immer gesellschaftliches Heil vermutet. Und das, wie der Sprecher der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik gern betont, obwohl selbst in Deutschland seit Jahrzehnten Massenarbeitslosigkeit herrschen und wir mittlerweile nicht nur Exportmeister sondern auch Weltklasse in der Disziplin „Umverteilung von unten nach ganz oben“ sind. Ein er(n)stes Gespräch zum Status quo der Menschen andere Menschen für sich arbeiten lassen. Der Lohn, der den abhängig Beschäftigten gezahlt wird, entspricht nie dem vollen Wert ihrer Arbeit. Die Differenz zum Lohn, das Kapitaleinkommen, das Marx „Mehrwert“ nannte, eignen sich unter anderen die von Ihnen in der Frage angeführten Kapitalisten zulasten von Milliarden von Menschen an. Immenser Reichtum der 0,1 % ist natürlich keineswegs ein amerikanisches Phänomen. Die 85 reichsten Menschen der Welt konnten so viel Geld anhäufen wie die 3,5 Milliarden ärmsten. Auch hier gilt: Tendenz steigend. Wie lange ist die bereits bis zum Anschlag geöffnete Schere noch gesund – für die Weltwirtschaft und die politische Lage? Von „gesund“ zu reden, ist in diesem

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Kontext zynisch. Extreme Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen führt zu ökonomischen und auch politischen Verwerfungen bzw. Krisen. Letztlich fehlt auf Grund der ungleichen Verteilung der Wertschöpfungen in der produzierenden Wirtschaft kaufkräftige Nachfrage um das immer produktiver hergestellte Angebot zu kaufen. Der Kapitalismus ist ein Krisenkapitalismus. Wo sehen Sie die ersten ernsten Zeichen drohender Eskalation – sowohl in den Indizes der Finanzmärkte wie auch in Civil Unrest? Die Menge des international zirkulierenden („vaterlandslosen“) und eine profitable Anlage suchenden Finanzkapitals ist mittlerweile dreimal so groß wie die Weltproduktion an Gütern und Diensten, aus

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Herr Professor Bontrup, das USMagazin „Forbes“ veröffentlichte kürzlich seine Liste der 400 reichsten Amerikaner. In diesem Jahr war dafür ein Vermögen von mindestens 1,55 Milliarden Dollar erforderlich. Insgesamt sitzen Bill Gates (81 Mrd. $), Warren Buffett (67 Mrd. $), Larry Ellison (50 Mrd. $) und 397 weitere Multimilliardäre auf schwindelerregenden 2,29 Billionen Dollar. Das ist nicht nur beinahe eine Verdopplung seit 2009, sondern entspricht auch in etwa dem summierten Vermögen von etwa 30 Millionen Durchschnittsamerikanern. Wenn Sie solche Zahlen lesen, was geht Ihnen da durch den Kopf? Dass der Kapitalismus ein zutiefst ungerechtes System ist. Und dass er auf einer Ausbeutungsökonomie basiert, in


HEINZ-JOSEF BONTRUP der letztlich und ausschließlich nicht nur die Profitansprüche des Finanzkapitals befriedigt werden können. Nicht selten verlangen dabei die Kapitaleigner zweistellige Renditen. Wie soll das aber bitte schön ohne brutale Verteilungskämpfe gehen? Die Eskalation ist bei einem Faktor drei längst da. Wer erhält wie viel vom nur in der Produktion arbeitsteilig generierten Wertschöpfungskuchen? Die Kapitaleigner sagen: „Was für eine dumme Frage! Wir erhalten natürlich das meiste.“ Für die Beschäftigten, die den Neuwert schaffen, bleibt nur ein Rest. Zu wenig, viel zu wenig, wie die ökonomische Realität zeigt. Trotzdem hält sich der Civil Unrest noch in Grenzen. Selbst in Griechenland.

© iStock.com / Bolkins

In Ihren Arbeiten beschäftigen Sie sich seit Jahren u. a. mit Banken, Börsen, Brokern und damit, was deren „kreative“ Geschäfte für fatale gesellschaftliche Folgen haben können – lange vor 2008 und, wie Sie und andere Experten warnen, auch weiterhin. Die Investmentbanker agieren, so scheint es, längst „völlig losgelöst von der Erde“, um einen Hit der Neuen Deutschen Welle zu zitieren. In kurzen Streiflichtern: Wie konnte es so weit kommen? Die entscheidende Ursache für die Exzesse wird leider nicht diskutiert, nämlich der seit Mitte der 1970er Jahre sukzessive immer mehr umgesetzte Neoliberalismus, der nur eins will: umverteilen von den Arbeits- zu den Kapitaleinkommen. Dies ist auch gelungen. Die gesamtwirtschaftlichen Lohnquoten sind weltweit zugunsten der Kapitalquoten gesunken. Dadurch fiel auf der einen Seite zunehmend Massenkaufkraft für die Massenproduktion aus, und in der Folge stiegen die Arbeitslosenzahlen. Auf der anderen Seite wurden immer mehr liquide Mittel freigesetzt und nicht in die produzierende Wirtschaft zurückgeführt, investiert. Es kam zu umfassenden und verhängnisvollen Spekulationen an den Finanzmärkten. Dies war die Stunde der Investmentbanker. Sie legten die Überschussliquidität, die Gelder der Reichen, hochspekulativ an. Was dann passierte, ist hinlänglich bekannt. Die alltägliche Ungleichheit zwischen Habenden und Habenichtsen, die Wirtschaftsmiseren, die im Takt von Tausendstelsekunden aus riskanten Deals entstehen und Menschen vor den Trümmern ihrer Altersvorsorge oder dem Arbeitsamt stehen lassen, sind das eine.

Viel brisanter und eng damit verknüpft scheint die gefährliche Symbiose aus Big Money und Big Politics. In den USA ist es längst üblich, dass Konzerne gezielt Kandidaten zur Umsetzung ihrer Agenda kaufen. Doch auch in Deutschland nehmen die Verflechtungen zwischen Parlament und Kapital zuweilen bedenkliche Züge an. Wenn „Vermögende über die Bande der Politik die Regeln nach ihrem Willen neu schreiben (lassen), geschieht dies selten zum Wohl einer Bevölkerung“, betonte gerade Oxfam in dem Report „Wealth: Having It All and Wanting More“. Wie beurteilen Sie die Lage in Deutschland? Auch in Deutschland gibt es eine unheilvolle Allianz zwischen Großkapital und herrschender Politik. Die vielen aufgedeckten Korruptionsskandale belegen dies eindrucksvoll. Der Staat, die Politik – sie müssten markt-, man kann auch sagen kapital- oder unternehmerkonform gemacht werden, sagt die Bundeskanzlerin Merkel. Wie sehr mittlerweile Politik und Kapital verbandelt sind, zeigen gerade auch die geplanten internationalen Freihandelsabkommen CETA und TTIP. Volksvertreter wollen hier allen Ernstes Kapitalinvestoren vor demokratisch zustande gekommenen Gesetze durch „Investor-Staats-Schiedsgerichte“ schützen. Ein ungeheuerlicher Angriff von Politik auf den demokratischen Rechtsstaat und sein richterliches Rechtssprechungsmonopol. In Europa, vor allem in Deutschland und Großbritannien, soll angesichts von wirtschaftlichen Dauerkrisenherden wie Griechenland, Spanien, Italien nun verordnete Askese das Kassenbuch richten. Der Staat bleibt allenfalls noch ein Nachtwächter, wenn es nach dem Willen der sogenannten neoliberalen Vordenker geht, ist auch diese Aufgabe verzichtbar. Können wir uns aus den Problemen im Finanzsektor und der desolaten Konsumsituation heraussparen? Sie meinen herauskürzen, denn „sparen“ ist hier der ökonomisch falsche Begriff. Natürlich geht das nicht. Das Problem in der Krise ist nicht ein fehlendes Angebot, sondern eine in Relation zum Angebot fehlende Konsum- und Investitionsgüternachfrage. Die Kapazitäten in der Privatwirtschaft sind nicht ausgelastet. Da bleibt, wie der große britische Ökonom John Maynard Keynes schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts festgestellt hat, nur der Staat auf dem kapitalistischen Spielfeld übrig, der es richten muss. Er muss kreditfinanziert Staatsausgaben tätigen und den Lückenbüßer spielen, um so die fehlende private Nachfrage zu kompensieren. Tut er dies nicht oder kürzt er sogar die Staatsausgaben, so verschärft sich die Krise, und der Staat kollabiert womöglich. Nur ein ökonomischer Dummkopf versteht diesen trivialen Zusammenhang nicht.

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Mind Nach der Occupy-Bewegung, die im Herbst 2014 in Hongkong auflebte, gab der gefeierte französische Ökonom Thomas Piketty uns mit seinem Überraschungsbestseller „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ viele Fakten zum Nachdenken. Grübeln alleine wird jedoch nicht reichen. Welche konkreten Auswege sehen Sie aus der momentanen Situation, in der entfesselte Mega-Banken übermächtig sind, die Politik eingeknickt ist und nicht nur in den USA wohl keine junge Generation mehr als ihre Eltern wird verdienen können? Piketty fordert drastische Erhöhungen der Steuer auf Kapitaleinkünfte. Richtig so. Aber das reicht nicht. Die kapitalistische Wirtschaft muss demokratisiert werden. Es kann nicht sein, dass nur das Kapital das Sagen hat und dies auch noch verfassungsrechtlich abgesichert ist. Diese Einseitigkeit, dieses Machtmonopol, ist der eigentliche Grund für das kapitalistische Systemversagen. Die abhängig Beschäftigten in den Unternehmen müssen deshalb gleichberechtigt zum Kapital mitbestimmen können, und zwar über alles. Über Personaleinstellungen und Entlassungen, über den Personaleinsatz, den Arbeits- und Umweltschutz, über Investitionen und Gewinnverwendungen.

Ja, aber nur mit einer Politiker-Elite, die wirklich die Interessen des ganzen Volkes vertritt und nicht nur die der Kapitaleigner oder ihre ganz eigenen Interessen. Davon sind wir aber leider weit entfernt. Machen Ihnen das Start-up-Fieber vom Silicon Valley bis nach Berlin-Mitte, die mit Millionen lancierten Smartphone-Apps und die fiebrig von Apple, Google, Zalando & Co. euphorisierten Jung-Gründer manchmal Angst oder zumindest Bauchschmerzen? Wenn ja, warum genau? Angst vor Jung-Gründern habe ich nicht. Ich wundere mich allerdings, wie es möglich ist, dass immer wieder Start-ups in einem aufgeteilten kommerziellem Internetmarkt Fuß fassen können, der längst von fünf Konzernen – Google, Facebook, Apple, Amazon und Microsoft – beherrscht wird. Diese fünf Konzerne erzielten 2013 zusammen einen Umsatz von fast 390 Milliarden US-Dollar. Offensichtlich gibt es aber immer noch Nischen in einem weiter stark wachsenden Markt, die die Großen nicht erkennen, und dies nutzen Jungunternehmer erfolgreich aus. Große Probleme habe ich aber mit der Tatsache, dass die Internetkonzerne mittlerweile eine unerträgliche Marktmacht erreicht haben und weit mehr über uns als Nutzer wissen als wir über sie.

Die GLS, die UmweltBank, andere Genossenschaftsbanken oder Mikrokredite per Handy: Gibt es Ihrer Ansicht nach eigentlich auch „gutes“ Banking? Ja, natürlich. Die Banken müssen dazu aber wieder auf ihre volkswirtschaftlichen Grundfunktionen beschränkt bzw. zurückgebaut werden. Sie haben zuallererst den Zahlungsverkehr in hochgradig arbeitsteiligen Ökonomien abzuwickeln. Und sie müssen die Einlagen der Sparer an Kreditnehmer weiterreichen, ohne spekulative Zockerinstrumente einzusetzen. Banken dürfen nicht die Erdung zur produzierenden Wirtschaft verlieren. Diese haben sie aber durch die Schaffung von hochspekulativen Finanzmarktprodukten verloren, die nie auch nur den geringsten Bezug zu irgendeinem realen ökonomischen Wert hatten, sondern auf verselbstständigten Kursen und Renditen basieren. Das Ergebnis ist immer eine ökonomische fiktive Wertblase, die mit einer einhundertprozentigen Wahrscheinlichkeit platzen wird. Es ist jeweils nur noch eine Frage der Zeit.

Ihre Vita ist bei oberflächlicher Lektüre ein Paradoxon: von der Thyssen-Chefetage zur wortstarken Kritik an einer Wirtschaftspolitik, die Menschen in Hartz IV zwingt. Gab es einen Moment des Aufwachens? Oder haben Sie die gedankliche Radikalität ihrer Studienjahre wiederentdeckt? Weder noch. Ich musste nicht aufwachen und auch nicht meine Studienzeit wiederentdecken. Übrigens die schönste Zeit meines Lebens. Auch als Thyssen-Manager und Arbeitsdirektor habe ich

Kann der Kapitalismus als Basissystem auf „light“, „sozial“ und „nachhaltig“ gewendet werden?

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HEINZ-JOSEF BONTRUP mich nicht versteckt und verbogen. Im Gegenteil. In mir ist bloß ein ganz tiefes Gerechtigkeitsgefühl. Und das lasse ich jeden, der Gerechtigkeit mit Füßen tritt, unnachgiebig spüren. Meine Professur, die mir eine wissenschaftliche Unabhängigkeit verschafft, hilft mir dabei ungemein.

Zur Person: Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Heinz-Josef Bontrup wurde 1953 in Haltern am See geboren. Er schloss die Universität Bremen als Diplom-Ökonom ab, promovierte später zum Thema „Preisbildung bei Rüstungsgütern“. Nach einer Zeit als wissenschaftlicher Abteilungsleiter am Progress-Institut für Wirtschaftsforschung in Bremen war Bontrup von 1990 bis 1995 Arbeitsdirektor und Personalvorstand bei den Bochumer Stahlwerken (ThyssenKrupp). Seit 1996 ist er Professor für Wirtschaftswissenschaft mit dem Schwerpunkt Arbeitsökonomie im Fachbereich Wirtschaftsrecht an der Westfälischen Hochschule am Campus Recklinghausen.

Als ein Lösungsweg wird zunehmend Konsumverzicht populär. Die Sharing Economy, die Mini-Häuser, die Selbstmach-Magazine … Könnte ein bewusstes Weniger quer durch alle Shopping- und Dienstleistungsbereiche positive Auswirkungen haben? Konsumverzicht bedeutet weniger Umweltschädigung. Das ist sehr gut. Aber es bedeutet auch weniger Produktion und Beschäftigung und damit noch mehr Arbeitslosigkeit. Weniger Produktion heißt auch weniger Einkommen. Wer soll dann aber bei weniger Konsum zusätzlich arbeitslos werden und weniger Einkommen erhalten? Unter kapitalistischen Bedingungen führt Konsumverzicht zu einem Verteilungskrieg. Wer Konsumverzicht fordert, muss deshalb zunächst den Kapitalismus abschaffen, zumindest den Kapitalismus, den wir heute alle kennen, den aber die Mehrheit längst nicht mehr will.

Bontrup ist außerdem Sprecher der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik (Memorandum-Gruppe), Mitglied im Wissenschaftlichen Beirats des Progress-Instituts und Vertrauensdozent der Hans-Böckler-Stiftung. Außerdem ist er Direktor am Westfälischen Energieinstitut an der Westfälischen Hochschule sowie Mitglied im Expertenrat zur Reform der Wirtschafts- und Währungsunion der Europaministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, organisiert von FINE (Forschungs-Initiative NRW in Europa) an der Universität Düsseldorf.

DEMO-KRATIE!

ausgetafelt

Money = MachT

Bei den ersten Zelten im New Yorker Zuccotti Park glaubten noch alle an einen Witz. Vier Jahre später ist klar, wie viele Diskussionen über den Einfluss von Banken und Großkonzernen auf die Weltwirtschaft, deren Boom und Pleite und damit unser ganzes Leben erst durch die Bewegung katalysiert wurden, die Vordenker Noam Chomsky in „Occupy“ würdigt und interpretiert. Die Debatte über die oberen 1 Prozent beginnt hier!

„Wir müssen leider draußen bleiben“ hat die Journalistin Kathrin Hartmann ihre Sammlung eindringlicher Reportagen und Porträts genannt, die uns an die Menschen erinnert, für die Börsenhochs und Exportrekorde wie blanker Hohn klingen. Billigjobs, Zeitarbeit, Lebensmittel von der „Tafel“ – so lautet der traurige Akkord ihres Lebens. Vor die Organisierung der Armut statt deren Bekämpfung prangert Hartmann an. Lesen!

Wer hätte gedacht, dass ein echter Wälzer über das Geld, dessen Anhäufung und die daraus resultierende Einflussnahme auf die Politik zum Weltbestseller taugt? Dem Ökonom Thomas Piketty gelang dieses Kunststück: Er hat aus der akribischen Analyse wirtschaftlicher Daten von 20 Ländern und über Jahrhunderte hinweg ein ungemein fesselndes Werk geformt. Ungleichheit zum Nachlesen, Verstehen und Diskutieren.

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lohn(t)Arbeit Nach Lektüre von Heinz-J. Bontrups Standardwerk erscheint es surreal, dass die angeblichen ökonomischen Superstars namens Liberalisierung und Privatisierung überhaupt zum Re-Call eingeladen wurden. Trotz Massenarbeitslosigkeit (auch in Deutschland), schleichender Sozialabbau (dito) und „Elendsdemokratien“ in Südeuropa. Das Buch „Arbeit, Kapital und Staat“ ist somit die perfekte Ergänzung zum Interview.

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Arbeitsweg: In fast allen indischen Taxis steht oder hängt eine der über 300 hinduistischen Gottheiten

Antje Pfahl

2011 war sie noch PR-Managerin im Berliner The Ritz-Carlton Hotel. Voller Ideen, ständig unter Strom. Heute lebt Antje in Neu Delhi und ist in ihrer neuen Heimat angekommen

In dieser Phase, im Sommer 2011, beichtete mir mein Freund, der in Berlin seinen Doktor machte, dass er nach Neu-Delhi zurückkehren würde. Indien, dachte ich da spontan, das wäre doch mal was. Prompt nahm ich einen Monat Urlaub und flog ihm nach. In klapprigen Bussen und heillos überfüllten Zügen, nur mit einem Mini-Köfferchen, reisten wir durchs Land. Ganz abenteuerlich, oft ohne Telefonverbindung. Wie unkompliziert man reisen kann und wie exotisch Nichtstun ist, wenn man auf einem Hausboot durch die Backwaters von Kerala treibt! Dabei Leuten zusieht, die am Fluss ihre Wäsche waschen, Kindern, die auf Booten in die Schule fahren, Reispflückerinnen, die singen, obwohl wir uns ihre Lebensverhältnisse aus unserer westlichen Perspektive vermutlich gar nicht vorstellen wollen. Das alles hat mir die Augen geöffnet. Und das Herz gleich mit! Noch auf dem Rückflug las ich eine E-Mail, in der stand, dass ich befördert werden sollte. Das will ich nicht, wusste ich instinktiv, ich gehe zurück nach Indien, zu ihm. In den folgenden zwölf Wochen kündigte ich die Wohnung, entrümpelte meinen Kleiderschrank und gab fast alles an Frauenhäuser und Jugendeinrichtungen. Die meisten Möbel verschenkte, Waschmaschine und Kühlschrank verkaufte ich. Meinen tollen Schaukelstuhl und mein Bett bekam meine Mutter. Drei Kisten füllte ich mit wenigen Lieblingssachen und schickte sie voraus nach Indien. Nur eine kam in Neu-Delhi an. Und ein Karton mit Büchern.

Die meisten Leute, denen ich von meinem radikalen Wendepunkt erzähle, wollen kaum glauben, wie schnell alles ging. Innerhalb von nur knapp drei Monaten hat sich mein Leben damals komplett verändert. Schuld war eine wilde Reise durch Indien, mein erster längerer Urlaub nach über sechs Jahren Nonstop-Karriere in der Presseabteilung des The Ritz-Carlton in Berlin. Die Arbeit hat mir riesigen Spaß gemacht, ich war sehr ambitioniert. Das Smartphone immer in Griffweite und den Laptop rund um die Uhr auf Stand-by, denn ein internationaler Hotelkonzern schläft nie. Trotzdem fühlte ich mich ein wenig in der Routine festgefahren.

Aller Anfang war auch für mich ziemlich schwer. Zunächst mal war ich nicht die indische Braut, die die Eltern meines Freundes für ihn ausgesucht hätten. Unverheiratet allein wohnen wird in Indien nicht gern gesehen und auch nicht wirklich verstanden. In einer 24-Millionen-Metropole wie Neu-Delhi schon gar nicht. Wer es sich als junge Frau leisten kann, zieht als „paying guest“ in eine bessere Gegend. Nachteil: Ab 23 Uhr wird die Tür abgeschlossen und Männerbesuch ist verboten. Also zog ich doch mit ihm in eine Wohnung. Prinzipiell hat mich seine Familie zwar herzlich aufgenommen. Aber man muss sich an so viele kulturelle Unterschiede gewöhnen, unzählige Gesten, Symbole und Verhaltensweisen dechiffrieren, vor allem als Frau. Mein späterer Mann war derweil rund um die Uhr mit seinem Internet-Start-up beschäftigt, also musste ich mich selbst damit arrangieren, bildlich gesprochen oft vor verschlossenen Türen zu stehen. Da floss auch die eine oder andere Träne.

Antje Pfahl arbeitet aktuell als Social Media Head bei Paytm, einem Service für mobiles Bezahlen, der in Indien Branchenführer ist. Viele Buchtipps für Indien-Auswanderer finden Sie auf www.enough-magazin.de/antje-pfahl

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Antje Pfahl

180 Grad mit


180 Grad

I love India: Blumenverkäuferin in Delhis Altstadt; traditionelle Hochzeitszeremonie (März 2013); Terrakotta-Statue von Ganesha in der Sanskriti Kendar Foundation in Süd-Delhi (v. l. n. r.)

Stattdessen suchte ich mir lieber einen Job. Keine leichte Sache ohne Beziehungen, auch mit einer guten Ausbildung im Gepäck. Über alte Kontakte geriet ich an das Hotel von zwei älteren Herren, für die ich etwas Marketing machte und mich für ein Dumpinggehalt wirklich aufrieb. Schließlich ließ ich ein zweites Mal einfach los. Okay, sagte ich mir, dann hast du erst mal keinen Job. Sich von allem zu trennen, was einem nicht gut tut, soll man in Indien so gut lernen können.

dings ohne hochwertige Kosmetik, Accessoires bekannter Weltmarken, edle Mode und Spezialitäten wie Schinken, Salami oder Emmentaler, die hier ungemein kostspielig sind, keinesfalls leben kann, muss eine 30-prozentige Luxussteuer zahlen. Ich überlege bei jeder Anschaffung, ob mich etwas glücklicher macht. Vor allem, weil vor dem Laden garantiert ein Mensch in Lumpen sitzt und die Hand nach ein paar Rupien ausstreckt. Das erdet.

Antje Pfahl

Loslassen, das lernt man hier wie von selbst

Heute, drei Jahre und etliche freiberufliche Projekte später, arbeite ich in der Social-Media-Abteilung und Kundenbetreuung von Paytm, einem großen E-Commerce-Portal, und leite ein zwölfköpfiges Team. Mittlerweile habe ich eine PIO Card, eine Art Visum Light, bekomme Zuschüsse für Versicherungen und Taxis und sogar Urlaubsgeld. In Deutschland habe ich nur noch eine private Zusatzrente. In Indien gibt es gar keine Rentenversicherung oder Arbeitslosenhilfe, und Krankengeld nur bis zu umgerechnet 200 Euro im Jahr. Absicherung ist hier weitgehend Privatsache. Im Krankenhaus bezahlt man bar, bevor man überhaupt ins Sprechzimmer darf. Ich verdiene mit rund 2.000 Euro pro Monat etwa das Fünffache dessen, was der Durschnitts-Inder nach Hause bringt, kann mir also die Lebenshaltungskosten auch in einer Metropole wie NeuDelhi gut leisten. Wer aller-

Im ersten halben Jahr sehnte ich mich noch nach der Verlässlichkeit in Deutschland. Wenn ich jetzt meine Mutter besuche, ärgert mich die lähmende Langsamkeit des Alltags – zumindest im Vergleich zu Indien und der rasanten Entwicklung dort, die man physisch spüren kann. Religiös im klassischen Sinne bin ich immer noch nicht. Aber mittlerweile verstehe ich die Bedeutung dieses Zusammenseins, dass Blumen irgendwo hingelegt werden und Glocken läuten, die Hausaltare und vielen farbenfrohen Feste. Eine junge Studentin führte mich einmal durch Old-Delhi, die historische Altstadt. In einem Tempel beteten 25 Frauen und sangen spirituelle Lieder. Ganz weltvergessen, intensiv, nur für sich und einander. In solchen Momenten weiß ich, dass ich angekommen bin. Ich bin keineswegs naiv in meiner Sicht auf Indien nach den letzten Jahren, weiß um die Billigarbeit, Korruption, Diskriminierung. Und doch hört man die Frauen singen und weiß: Eigentlich ist alles gut. Irgendwie.

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Mind

Weitblick: die Aussicht vom Minarett der berühmten Jama Masjid Moschee in Old Delhi

Ausflug: Antje auf dem Balkon der Shri Mahavir Jain Public Library; ein Ort, den sie unbedingt vor ihrem 30. Geburtstag sehen wollte.

Was Deutschland von Indien lernen könne, werde ich oft gefragt von Freunden auf Facebook und der Familie. Hm, dass trotz ausgeklügelter Pläne immer was schiefgehen kann. Und dass man dann am nächsten Tag einfach ohne Drama weitermacht, improvisiert. Hinfallen, aufstehen, abschütteln, weiter. In Indien wird auch noch die verrückteste Geschäftsidee angepackt, man probiert, alles möglich zu machen. Indien kann dafür von Deutschland lernen, dass gewisse feste Abläufe und Strukturen das Arbeitsleben durchaus leichter machen.

Ein großer Fan der indischen Küche bin ich nicht geworden. Am liebsten mag ich den dunkelbraunen Magni Dal aus Linsen und ein traditionelles Gericht, bei dem Auberginen in Scheiben gebraten werden, bis sie knusprig und weich zugleich sind. Bei uns gibt es – auch bei großer Hitze – Kartoffel- oder Nudelsalat in allen Variationen. Dazu Pfannkuchen oder Crêpes am Wochenende. Meine Mutter schickt mir gelegentlich Care-Pakete aus Ludwigsfelde. Shampoo, Hering in Tomatensoße, Schwarzbrot, Rügenwalder Leberwurst. Früher kamen die Hilfspakete aus dem Westen, von meiner Tante aus Neckarsulm, jetzt wird die Tochter in Neu-Delhi mit deutschen rustikalen Delikatessen versorgt. Auch eine Art Globalisierung.

Flower Power: Beim Blumenkauf – wie hier an einem Stand in Süd-Delhi – stellt Antje die Sträuße für sich oder Freunde gern selbst zusammen: „Die Verkäufer sind oft nicht geschult und binden mir immer zu bunt.“

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Antje Pfahl

Mich berührt es jeden Tag, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit an Brücken vorbeifahre und die vielen Familien sehe, die darunter hausen müssen. Kinder sitzen am Straßenrand und betteln, die Eltern haben gerade mal drei Bündel auf dem Rücken, ihren ganzen Besitz. Ich gebe unsere Kleidung einer Familie zum Bügeln und unterstütze sie damit. Manchmal kaufe ich für die Kinder Schulhefte, Stifte und so etwas. Und als jetzt Diwali gefeiert wurde, habe ich dem jungen Mann, der unsere Straße bewacht und unseren Müll abholt, ein Geschenk gemacht. Denn ohne diese gut 80 Prozent der Bevölkerung, die in relativer oder bitterster Armut leben, würde das leichte Leben der Reichen und Superreichen hier vom einen auf den anderen Tag zusammenbrechen. Es funktioniert wie auch woanders in der Welt auf deren Rücken. Manche gehen mit Bediensteten daheim wie Sklaventreiber um, lassen Hausmädchen von 7 Uhr morgens bis Mitternacht durcharbeiten.


ErdbEbEn in nEpal

jetzt spenden. leben retten.

© EPA/NARENDRA SHRESTHA

Oxfam ist vor Ort. Wir brauchen dringend ihre Unterstützung, um die Überlebenden mit Trinkwasser, nahrung, Hygiene-Sets und notunterkünften zu versorgen. Jeder beitrag zählt!

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Bryce Duffy

Soul

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M ari anne Willi amson

„Wir brauchen Weisheit dringender als Technologie“ Seit die spirituelle Lehrerin und Autorin Marianne Williamson Ende der 1980er in Los Angeles damit begann, sich für eine bessere, bewusstere Gesellschaft zu engagieren, fügen MainstreamMedien ihrem Namen gern alberne bis kritische Attribute hinzu. Sie sei die „Mother Theresa of the Nineties“, oder ein „New Age Guru“. Laut „Newsweek“ gehört sie immerhin zu den 50 einflussreichsten Mitgliedern der Baby-Boom-Generation. Lob oder Spott – die 62-jährige Wahl-Kalifornierin, die ein Essen-auf-Rädern-Programm für AIDS-Kranke gründete, als niemand die Betroffenen auch nur berühren mochte, macht sich weiter unermüdlich und wortreich für ein Zusammenleben stark, das auf Liebe, (Selbst-)Vergebung und Frieden basiert. Das tut sie in Büchern, Seminaren, im US-Fernsehen und kürzlich auch als politische Kandidatin für den Kongress. Williamson unterlag, stieß jedoch nicht nur bei ihren Fans aus Hollywood ein neues Nachdenken über die unheilvolle Symbiose von Geld und Macht in Washington an. „Die Unterschiede zwischen Demokraten und Republikanern“, sagte die gebürtige Texanerin im Wahlkampf, „schrecken mich weit weniger als die große Summe ihrer Übereinstimmungen.“

Marianne Williamson, Sie haben 2014 für das US-Repräsentantenhaus kandidiert und mit Ihrer politischen Kampagne nicht nur im Wahlbezirk 33 von Los Angeles viel Staub aufgewirbelt. Was läuft schief im heutigen Amerika? Ganz einfach: Während sich unsere Regierungsorgane früher einzig dem Gemeinwohl unserer Gesellschaft und demokratischen Werten verpflichtet fühlten, steht heute der kurzfristige wirtschaftliche Gewinn für amerikanische Großkonzerne im Fokus. Politiker beugen sich dem Willen multinationaler Konzerne und werden zu Handlangern des Korporatismus statt die Menschen zu verteidigen, die sie ins Amt gewählt haben. Eine Diagnose, die leider auch auf andere Nationen zutrifft. Wann haben Sie sich für die Politik entschieden? Ich glaube, es war ein schleichender Prozess, an dessen Ende ich überzeugt war, dass ich einer Sache dienen und etwas Gutes bewirken könnte. Wir alle suchen nach sinnvollen Beziehungen mit unseren Mitbürgern, mit der Öffentlichkeit. Und jemand wie ich, der in seinem Beruf Veränderungsprozesse anstoßen und begleiten möchte, bringt dafür nicht die schlechtesten Vorausset-

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Soul

zungen mit, dachte ich mir. Ich habe oft erlebt, dass, was für Einzelpersonen an einem Wendepunkt gilt, sich auch auf das große Ganze anwenden lässt. Wenn also viele Individuen ehrlich zu sich selbst sind und in einen ehrlichen Dialog treten, dann redet schließlich eine ganze Nation über die wirklich wichtigen Dinge. Mit dieser Überzeugung startete ich ins Rennen um einen Sitz im Kongress. Das beachtliche Publikum, das ich mir über die vielen Jahre aufgebaut habe, bildete die Basis-Wählerschaft, auf die ich vollends vertrauen

beten oft die Frage, was ich tun und wofür ich mich engagieren soll. Ich glaube, es gibt diese innere Stimme, die eine Richtung vorschlägt, und uns dorthin führt, wo wir von größtem Nutzen sind. Manche bringt das dazu, Wissenschaftler zu werden, andere werden Künstler oder Lehrer, und wieder andere Geschäftsleute. Eigentlich aber steuert uns der innere Kompass zu einem gemeinsamen Ziel: zu mehr Liebe und Mitgefühl. Als Rednerin habe ich die Freude und das Privileg, genau das zu vermitteln. Und der Wunsch, zu dienen, ist auch

aller Ressourcen in die Hände einer sehr kleinen Gruppe gegeben. Früher hat die Regierung solche radikalen Entwicklungen korrigiert oder abgefedert. Heute fördern Politiker die Macht der Wirtschaftsakteure aktiv und willentlich mit. Lewis Brandeis, ein ehemaliger Richter am US Supreme Court, sagte einmal: Wenn sich Reichtum so stark konzentriert, gibt es keine Demokratie mehr. Zur Frage des Miteinanders von schwarzen und weißen Amerikanern – ich würde dort definitiv noch die Mitbürger aus Mexiko und anderen lateinamerikanischen Ländern hinzunehmen. Es ist extrem wichtig, nicht gleich von neuen Rassenkriegen zu sprechen, wie es manche Radiomoderatoren und andere, die gern Öl ins Feuer gießen, bereits getan haben. Wir sind definitiv nicht an einem solchen Punkt unserer Geschichte, nicht einmal in der Nähe. Aber wir spüren zweifellos, dass uns Aspekte einer schwierigen Vergangenheit einholen, die doch nicht so überwunden und verarbeitet sind, wie wir es uns bisher eingeredet haben. Wie könnte es auch anders sein, wenn die Beziehung zwischen zwei Bevölkerungsgruppen mit Sklaverei beginnt! Deren politische Abschaffung nach dem Bürgerkrieg war wie eine äußerliche Salbe, die den unterschwelligen Rassismus im Land keineswegs heilen konnte. Ganz im Gegenteil: Er flammte in der Ära weißer Überlegenheit im amerikanischen Süden erneut auf und gipfelte in der institutionalisierter Rassentrennung, einer zutiefst grausamen Vorgehensweise. Ja, die Bürgerrechtsbewegung hat diese Praktiken beseitigen können und vieles mehr, aber selbst heute steckt in vielen unserer sozial- und wirtschaftspolitischen Gesetze eine mehr oder minder versteckte Diskriminierung der schwarzen Amerikaner. Ich selbst glaube fest daran, dass wir ihnen mehr geben müssen als eine symbolische Entschuldigung für die in der Sklaverei erlittenen Qualen. Ich denke an eine Art von Reparationszahlungen, wie sie Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebürdet wurden.

Die Frage, wie wir uns zum Wohl der Gesellschaft einbringen können, ist heute dringender als früher, denn wir leben in düsteren Zeiten konnte und die mich bis zuletzt unfassbar großzügig unterstützt hat. Mein Problem war, dass ich für einen Bezirk kandidierte, meine Leser und Fans jedoch übers ganze Land und die Welt verteilt sind. Im Wahlkampf selbst musste ich zudem erkennen, dass ich die äußeren Zwänge im Wahlkampf und die geforderten Fähigkeiten unterschätzt hatte. Ich war Wahlkämpferin für andere gewesen, hatte selbst jedoch nie die Kandidatenperspektive erlebt. Mir ist es einfach nicht gelungen, den Enthusiasmus und das leidenschaftliche Feuer meiner Mitstreiter in einen politischen Sieg umzumünzen.

mein täglicher Antrieb. Die Frage, wie wir uns zum Wohl der Gesellschaft einbringen können, ist heute weitaus dringender als früher, denn in vielerlei Hinsicht leben wir in düsteren Zeiten.

Würden Sie die erneute Kandidatur für ein politisches Amt ausschließen? Im Moment ja. Vielleicht ändert sich das in zwei oder drei Jahren, aber jetzt muss ich immer noch die Brutalität und Euphorie dieser Erfahrung verarbeiten. Ein baldiges erneutes Rennen kann ich auch meinem Magen nicht zumuten.

Drei zitate aus den Bestsellern von Marianne Williamson

Sie haben viel Erfahrung mit Grassroot-Bewegungen und wohltätigen Projekten, aktuell Sister Giant. Wie motivieren Sie sich und reißen andere mit? Im Zentrum meines eigenen Lebens steht bis heute die spirituelle Suche. Ich bin eine religiöse Frau, ich studiere den „Course of Miracles“ und ich stelle in Ge-

In den USA äußert sich das Experten zufolge die dramatisch wachsende finanzielle Ungleichheit auch in einer Verschärfung der Beziehung zwischen Schwarz und Weiß. Wie beurteilen Sie dieses fatale Zusammenspiel? Wir haben mit unserer Sozial- und Wirtschaftspolitik, durch Banken, Handel und Steuern jahrzehntelang große Teile

„Unsere größte Angst ist nicht, dass wir unzulänglich sind. Wir fürchten viel mehr unsere grenzenlose Kraft; das Licht im Innern, nicht die Düsternis.“ („Return to Love“, 1996) „Wir Frauen fühlen uns so lange emotional gefesselt und gefangen, wie wir uns entscheiden müssen zwischen Gehört- und Geliebtwerden.“ („A Woman’s Worth“, 1994) „Um spirituell zu wachsen, müssen wir die Geschichten unserer Vergangenheit loslassen, damit das Universum eine neue schreiben kann.“ („Law of Divine Compensation“, 2014)

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Dadurch und durch eine eine konsequente schulische politische Bildung, so ist zumindest meine Sicht der Dinge, hat Deutschland verhindert, dass sich die Geschichte wiederholt. Dabei endete die Nazi-Zeit erst vor 70 Jahren, die Sklaverei wurde bereits 1865 abgeschafft. Doch weiterhin pulsiert Dunkelheit durch die Venen von Generationen und neuen Generationen, weil wir uns diesem Problem nie konsequent gestellt haben. Mit Reparationszahlungen meine ich aber nicht „50 Dollar auf die Hand“Aktionismus, sondern groß angelegte Programme, die schulische Chancen und wirtschaftliche Perspektiven eröffnen und nachhaltig sichern sollen. Gerade weil wir die höchste Zahl von Inhaftierten weltweit haben und schwarze Amerikaner dreimal so häufig im Gefängnis landen wie weiße, muss die Plitik endlich handeln! Vielleicht liegt in diesen, in den für manche Leute sicher provokanten Ansichten meine Rolle jenseits der politischen Bühne: diese Gespräche anzustoßen. Wer sich auf ein Gespräch mit Ihnen vorbereitet, der landet schnell bei Artikeln, die Ihnen nach wenigen Sätzen Spitznamen geben: Hohepriesterin der Pop-Religion, Kriegerin des Herzens. Es fallen aber auch Begriffe wie Eitelkeit, Wutausbrüche und Binsenweisheit. Wie gehen Sie mit Kritik um? Wer sich in die Öffentlichkeit begibt und dort seine Meinung kundtut, der muss mit Gegenwind rechnen. Ganz zu Beginn

Zuletzt erschienen von Marianne Williamson auf Deutsch die Bücher „Das Gesetz des göttlichen Ausgleichs“ und „Lebensmitte – Zeit für Wunder“. Am 21. September 2015 folgt „Ein Jahr in Wundern“. Auf ihrer Website marianne.com hält Williamson zudem wöchentliche Video-Vorträge. die Menschen, die diese Lügen verbreiten, je getroffen zu haben. Manchmal musste ich sie vor Jahren kündigen. Auf der persönlichen Ebene ist das teilweise schmerzhaft. Über einen Mann würde übrigens niemand in solchen Kategorien sprechen, da bin ich mir sicher. Wenn dann noch ein Journalist solche Vorwürfe oder Gerüchte nicht hinterfragt, ist das schon schwer auszuhalten. Mit absurden Anklagen wird man vor das Mediengericht gezerrt, vor dem es keinen geordneten Prozess der Rechtsprechung gibt, weder Zeugen noch Kreuzverhöre. Ich muss darauf vertrauen, dass solche Schmutzkampagnen an den Menschen, die mich wirklich kennen, die mich erlebt haben und meine Mission verstehen, einfach abprallen. So wie ich, wenn mir jemand etwads Negatives über eine gemeinsame Bekannte erzählt, mit der ich ganz ander Erfahrungen mache. Daran allein halte ich mich und stimme nicht blind zu.

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Heute fördern politiker die macht der Wirtschaftsakteure aktiv und willentlich mit. meiner Karriere schon wurde ich als „New Age Guru“ bezeichnet. Und es ist schwer, so eine Karikatur von sich selbst zu bekämpfen. Wenn der Inhalt deines Schaffens Liebe ist, dann wirst du natürlich mit dem Gegenteil attackiert. Ich sei überehrgeizig, grausam und gemein, heißt es dann. Und ein schrecklicher Boss. Oft kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern,

Wir praktizieren Multitasking, bewegen uns auf vielen Plattformen gleichzeitig, stopfen immer mehr Aktivität in die verfügbare Zeit und können Ruhe kaum ertragen. Wie beurteilen Sie unsere technologisch angetriebene Selbstbezogenheit,

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die Selfie-Nation? Ich denke, wir alle werden von der Moderne mindestens belagert, wenn nicht angegriffen. Diese billigen Reize und geistlosen Häppchen und der ganze Klatsch und Tratsch, der an unsere niedersten Instinkte appelliert, an unsere Bereitwilligkeit, uns abzulenken, sind wie ein Gift. Wir können jede Situation in unserem Leben oberflächlich angehen – oder uns tiefgründiger damit beschäftigen. Dafür aber brauchen wir Weisheit und Erkenntnis viel dringender als Technologie. Es hilft uns wenig, uns über die Unzulänglichkeiten und die mangelnde Weitsicht unserer Politiker aufzuregen, wenn wir selbst – jeder für sich – diese Weisheit vermissen lassen. Ich glaube, dass immer mehr Menschen begreifen, dass wir es uns schuldig sind, klar zu denken. Wer morgens duscht aber nicht betet, meditiert oder in einer anderen spirituellen Praxis nach Inspiration sucht, der hat sich äußerlich gereinigt, nicht aber seinen Geist beruhigt. Mit 18 haben Sie Gott einen Trennungsbrief geschrieben. Warum? Ich hatte diese ganzen Bücher gelesen über den Existenzialismus, die Theologie des Todes von Gott und Bücher über den Holocaust. Und wie viele Menschen fragte ich mich, wie kann es einen Gott geben, wenn er so viel Unheil zulässt? Natürlich habe ich später begriffen, das Gott nicht die Quelle des Übels ist, sondern dass wir das selbst sind. Ebenso wie Gott durch uns seine Finger mit im Spiel hat, wenn wir schlimme Situationen meistern. Aber damals, als junge Frau, hatte ich das Gefühl, ich müsste mich von Gott trennen. Dass unsere Beziehung keine Zukunft hätte, und ich ihm das in einem Brief mitteilen müsste. Mittlerweile haben wir erfolgreiche Beziehungsarbeit geleistet und sind uns wieder sehr nah. Aber ich habe gelernt, dass wir alle den Samen für Dunkelheit in uns tragen – ebenso wie die Fähigkeit, hellstes Licht auszustrahlen. Und manchmal müssen wir uns unserer inneren Düsternis bewusst werden, um unser Licht heller strahlen zu lassen.


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zurück in die zukunft

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Ihre Dörfer wirken wie Freilichtmuseen, ihr Nein zu Auto und I-Phone schwer verständlich, ebenso die Geschlechterrollen. Insgeheim aber fasziniert viele, etwa TV-Produzenten, das harte, streng religiöse Leben der Amish. Was wir gerade jetzt von ihnen lernen können, erklären zwei Expertinnen aus den USA

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zurück in die zukunf t

Extrem entschleunigt: „Willst du dich reich fühlen, dann zähl’ die Dinge, die man für Geld nicht kaufen kann.“ Nach diesem Sprichwort haben die Amish seit Mitte des 18. Jahrhundert ihr einfaches Leben in den USA ausgerichtet. Eines der prägnantesten Symbol für den Verzicht auf angebliche Segnungen der Moderne wie das Auto ist die Pferdekutsche.

Z © iStock.com / Juanmonino

Die Amish erinnern uns, wie untrennbar wir Arbeit, Familie und Freizeit vernetzen. Und an das Risiko darin.

auselige Bärte, klapprige Kutschen, keine Handys und Mode wie aus Urgroßmutters Kleiderschrank. Nein, die Amish brauchten sich um den kopfschüttelnden Spott ach so fortschrittlicher US-Großstädter noch nie zu sorgen. Und doch erfreut sich das kauzig archaische Lebensmodell dieser von Südwestdeutschen oder Deutschschweizern abstammenden strenggläubigen Gruppierung touristisch wie medial einer seit Jahren wachsenden Beliebtheit. Vor allem bei von E-Mail-Terror, Konsum-Wahnsinn und politischem Stillstand frustrierten Amerikanern. Und zwar jene, die über das nötige Kleingeld verfügen, um von China-Fleece für 99 Cent auf Patchworkdecken für einige Hundert Dollar und von Nutella in der Großpackung zu Rhabarberkompott im Glas zu wechseln. Dank Reality-Formaten wie „Breaking Amish“, „Return to Amish“ oder „Amish Mafia“ hat auch die TV-Popkultur ihre nostalgischen Outfits und Rezepte für sich entdeckt. Ihre Religion sorgt zudem für äußerst kinderreiche Familien

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(sechs Sprösslinge sind der Durchschnitt), die aus Platzmangel in Landesteile vorstoßen, in denen sie seit den Anfängen um 1750 herum bisher keine Heimat gefunden hatten, etwa in den Bundesstaat New York. Die Zahl der sehr traditionell lebenden Old Order Amish, die überwiegend Pennsylvania Dutch sprechen, liegt bei etwa 290.000. Die meisten von ihnen leben in Ohio, Pennsylvania und Indiana. So rosig, wie es Bildbände und Kochbücher suggerieren, geht es freilich nicht zu in Amish-Land. Doch auch die dramatischen TV-Szenen, in denen Amish-Jugendliche nach Manhattan ausreißen, sich schminken wie Liebesarbeiterinnen bei Rotlicht und nach schamhafter Rückkehr als „Shunned“ (Verstoßene) ein Dasein fern der Gemeinschaft fristen müssen, sind überzogen. Für ein realistischeres Bild von den Amish hat Enough zwei ausgewiesene Expertinnen befragt: Dr. Susan L. Trollinger von der University of Dayton in Ohio und Karen Johnson-Weiner, die an der State University of New York in Potsdam, NY, lehrt. An welche Werte die Amish in ihren Augen unsere moderne Gesellschaft erinnern können, haben wir hier zusammengefasst. Wichtigste Erkenntnis: Nachdenkliches Zögern übertrumpft ein blindes Höher-Schneller-Weiter. Die Amish über Erziehung: „Guter Charakter ist wie gute Suppe – meist hausgemacht.“ Karen Johnson-Weiner: „An Halloween hat sich ein anderes Teenagermädchen von mir ein paar Kleidungsstücke geliehen; sie wollte sich als ‚englische Frau‘ verkleiden und ihre Großmutter damit überraschen. Die paar Teile musste ich in einer Papiertüte für sie in der Nähe des Schulgebäudes deponieren. In meinen Gesprächen mit Amish-Müttern reden sie oft davon, wie sie ihre Kinder vor unserer reizüberfluteten Welt schützen können. Meine Kinder sind mit ihren Kindern aufgewachsen, weil wir bei einer Siedlung wohnten, und hatten so Pausen von Videospielen und anderer Zerstreuungstechnologie. Ich genieße es, mit diesen Freundinnen beim Kaffee zu sitzen. Wenn ein Handy klingelt, ist es meines.“


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Die Amish über Emanzipation: „Die Mutter stellt ihre Kuchen auf die Fensterbank, damit sie abkühlen. Die Tochter, damit sie auftauen.“ Susan L. Trollinger: „Manche der eher auf Touristen zielenden Städte wie Walnut Creek in Holmes County, Ohio, sind fast viktorianisch herausgeputzt. Die Läden sind überschaubar klein und die Restaurants zelebrieren Slow Food: Es gibt köstliche Pies mit ihren zeitaufwendigen Krusten und hausgemachte Mashed Potatoes, für die junge Amish-Mädchen stundenlang Kartoffeln schälen. Anderswo in Amerika werden so langwierige Gerichte gar nicht mehr gekocht. Den Besuchern scheint auch die Klarheit der Geschlechterrollen zu gefallen. Es ist ein wenig wie in den Fifties und Sixties im übrigen Land, wo perfekte Hausfrauen von Plakaten und aus Magazinen lächelten. Die feministischen Ideale der 68er-Bewegung sind an den Amish weitgehend vorbeigegangen.“

Karen Johnson-WeineR Die Anthropologin hat sich in zahlreichen Artikeln und Büchern (zuletzt „The Amish“ m. Donald B. Kraybill) mit allen Grundpfeilern der Amish-Kultur beschäftigt. Sie lehrt derzeit an der State University of New York in Potsdam, NY. Leben zu führen, das einer finalen Erlösung würdig ist. Diesen Weg allein zu gehen kommt für die Amish nicht infrage. Wer auf Sinnsuche ist, hat es definitiv leichter, einer Kirche beizutreten, die konkrete Versprechungen macht. Nach über 30 Jahren Forschung über die und mit den Amish habe ich persönlich kein Verlangen danach, so zu leben wie sie. Was soll ich sagen: Ich mag Fernsehen.“ Die Amish über ihre Gemeinschaft: „Wenige Bürden sind wirklich schwer, wenn andere sie mittragen.“

Susan trollinger

J.-Weiner: „Viele, die konvertieren, suchen bei den Amish nach Antworten, die sie in meinen Augen dort nicht finden werden. Deren Ordnung ist im Wortsinn heilig, die Bibel und ihre Gesetze bestimmen das ganze Leben. Welche Socken sie tragen, auf welchem Platz wer sitzt, wie das Haus beheizt wird. Alles! Um das Paradies im nächsten Leben geht es weniger, sondern darum, sich zu disziplinieren, von der Stärke der Gemeinschaft zu profitieren und so ein

J.-Weiner: „Ich kann mich noch gut an meinen ersten Besuch in Norfolk, New York, erinnern, wo die Amish einen Schweizer Hintergrund haben. Ich machte mir lange Gedanken über mein Outfit, schließlich sind das sehr religiöse Leute. Die erste Person die ich traf, eine Lehrerin, lud mich zu sich ein – und was ich dort erlebte, widersprach komplett meiner Erwartung. Statt bierernst und humorlos um den Tisch zu hocken, wurden (ein wenig kind-

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Trollinger: „Was mich beeindruckt, ist, wie bewusst die Amish sich ihrer Beziehung zur TechDie Rethorik-Professorin erforscht nologie sind. Die Frage, wann ein neues I-Phoan der University of Dayton in Ohio ne von Apple erscheint, stellt sich ihnen nicht. u. a. wie die Amish sich und ihre Trollinger: „Der omnipräsenten Kirche so viel Gott sei Dank. Sie beobachten gleichwohl neue Lebensweise vermarkten. Ihre Einfluss auf alle Aspekte des eigenen Lebens zu Entwicklungen und stimmen unter Anleitung Erkenntnisse sind unter dem Titel überschreiben, ist nicht jedermanns Sache. Es von Pastoren und Bischöfen demokratisch dar„Selling the Amish: the Tourism of gibt einen hohen moralischen Erwartungsdruck, über ab, ob eine Innovation ihr Zusammenleben Nostalgia“ als Buch erscheinen. der ab der Erwachsenentaufe mit 18 noch einbeeinträchtigen könnte: Strom, gekühlte Milch, mal schwerer wiegt. Könnte ich selbst so leben? Auto oder Telefon, bei dem sie grassierenden Nein, denn trotz aller beschaulichen Nostalgie führen die Amish Klatsch und Tratsch befürchten. Manchmal denke ich, hätten wir ein sehr hartes Leben. Ein Freund von mir hat 10 Jahre versucht, den enormen Einfluss der Smartphones auf unseren Alltag geahnt, ein Amish-Leben zu führen, sich mit dem eisernen Festhalten an vielleicht hätten wir auch erst diskutieren statt willig dem MarkeTraditionen zu arrangieren – und schließlich aufgegeben.“ tinghype folgen sollen.“ Die Amish über Religion: „Bete für eine gute Ernte, aber höre nicht auf zu pflügen.“


zurück in die zukunf t liche) Witze erzählt und es wurde pausenlos gelacht. In meinen Amish-Freunden habe ich Menschen gefunden, die mir sehr viel bedeuten.“

J.-Weiner: „Die sehr konservativen Amish-Gruppierungen erlauben keine Lohnarbeit außerhalb ihrer Gemeinschaft und schätzen den Beitrag, den Frauen durch Kindererziehung, das Nähen von Kleidung, Kochen und Einkochen leisten sehr. Dort, wo Männer zu entfernten Jobs pilgern und so mehr Geld nach Hause bringen, geben sie oft stärker den Ton an. Gleichzeitig können sie ihre Söhne kaum mehr in die Geheimnisse der Landwirtschaft oder verschiedenste Handwerke einweihen, sie unterstützen ihre Frauen nicht bei der Erziehung und sprechen bloß noch am Wochenende das mittägliche Tischgebet. In den Fabriken wiederum arbeiten sie mit einer Schulausbildung selten oberhalb der achten Klasse neben Kollegen, die mindestens die Highschool besuchen mussten, um den gleichen Job zu bekommen. All das birgt Konfliktpotenzial. Jede Neuerung, jede Entscheidung – das, finde ich, ist die größte Lehre der Amish – hat weitreichende Konsequenzen. Denn natürlich steht ihre Kultur vor großen Umbrüchen. Ihre Dörfer wachsen bis an ihre Grenzen, aus Platzmangel dringen die Amish längst in Regionen wie den Staat New York oder Maine vor, wo sie historisch nie lebten. Jetzt stehen jetzt über 20 Siedlungen. Es gibt auch Amish auf Facebook, Amish in großen Konzernen. Dennoch: Die Amish werden uns noch eine ganze Weile erhalten bleiben. Und ich werde weiter Neues über sie lernen. Wie neulich, als ich erfuhr, dass Brautjungfern am Tag nach der Hochzeit der Braut beim Geschirrspülen helfen müssen. Gar keine schlechte Idee, finde ich.“

Die Amish über Komfort: „Verbrauche es, trage es auf und komme damit aus. Oder verzichte drauf.“ Trollinger: „In Berlin, Ohio, findet man Läden voller Kochutensilien von früher, Werkzeuge für Zimmerleute und vieles mehr. Alte Technologien, die uns das Gefühl vermitteln, sie beherrschen zu können, wie der Pferdepflug im Vergleich zum gigantischen Hightech-Mähdrescher. Fortschritt, das ist uns heute vielleicht bewusster als früher, ist ein zweischneidiges Schwert. Was die Amish beispielsweise nicht verstehen können, ist, dass wir um die negative Wirkung von zu viel Fernsehkonsum wissen und den Kasten dennoch nicht aus dem Fenster werfen. Da sind die mehr Konsequenz gewöhnt.“ J.-Weiner: „Die Amish erinnern uns daran, dass unser komplexes Leben, in dem Arbeit, Kindererziehung, Familie und Freizeit miteinander vernetzt und kaum mehr trennbar sind, Risiken birgt. Wenn wir nachts E-Mails beantworten statt ein Buch zu lesen oder einfach zu schlafen, wie wir es vor 20 Jahren noch getan hätten. Und so bleiben die Amish skeptisch beim Telefon, denn es führt in ihren Augen zu weniger Gesprächen von Angesicht zu Angesicht. Beim Auto ist es ähnlich: Wer weiß, wo man darin landet? Also lehnen sie beides für sich ab. Könnte ich Bequemlichkeiten wie heißes Wasser oder eine Mikrowelle entbehren? Eher nicht, doch sich solche Fragen zu stellen, halte ich für extrem gesund.“

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Die Amish über die Zukunft: „Mancher sieht ein hoffnungsloses Ende voraus, wir glauben an endlose Hoffnung.“ Trollinger: „Es ist eine gewisse Ironie, dass sich gerade höhere Einkommensklassen der ‚englischen‘ Bevölkerung nach selbstangebautem Biogemüse und Hausmannskost sehnen – jedoch immer weniger Amish von der Landwirtschaft leben können. Immerhin läuft der Verkauf von Obst und Gemüse an Öko-Restaurants und nachhaltige Supermärkte heute besser als noch vor einigen Jahren. Wo werden die Amish in 50 Jahren sein? Mein Kollege Donald Kraybill vermutet ja, dass es in den zu einer Art industrieller Revolution kommt. Schon jetzt müssen viele Amish – außerhalb ihrer Siedlung – in Fabriken arbeiten. Sie stellen dort Möbel her, Fertighäuser und Wohnwagen. Mit CAD-Programmen, Computern und anderen modernen Produktionshilfen. Nach 17 Uhr kehren sie dann zu ihren Familien zurück, in ihren Pferdekutschen.“

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Enough Said

... schon immer so gemacht Wer sich als veränderungswillig outet, muss sich oft dort rechtfertigen, wo Zuspruch garantiert sein sollte

J

a, aber … Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich diese Einwandfloskel in den letzten drei Jahren gehört habe. Meist von Menschen in meinem Leben, die mir sicherlich keine Steine in den Weg legen oder Bedenken schüren wollen. Und es auf unbewusst perfide Weise eben doch tun. Denn natürlich registriert (und kommentiert) das persönliche Umfeld, wenn man abrupte Kursänderungen in der eigenen Karriere vornimmt. „Hast du dir das mit der Selbstständigkeit auch gut überlegt? Bei Starbucks suchen sie gerade ...“ Wenn in 18 Monaten ebenso viele Kilos verschwinden. „Du siehst so ausgezehrt aus.“ Wenn man für sechs Monate die Zelte in Deutschland abbricht und 23.000 Kilometer Freiheit on the road tankt. „Und wie wollt ihr hinterher

weitermachen???“ Aus Smalltalk wird ein Dabei geht es uns Change-Willigen doch Minenfeld. Und die satirisch begabte Seite überhaupt nicht um missionarische Vordes Unterbewusstseins frotzelt, dass Hoträge, in deren inbrünstigem Finale sich mosexualität heute gegenüber Veganismus alle Zuhörer bekehrt und beseelt auf den das kleinere Übel für die Altvorederen zu Boden werfen und „Shanti Shanti“ singen. sein scheint. Kritisches Hinterfragen und behutsames Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es Überprüfen, ob ein neuer Impuls unserem geht ja bei solchen Diskussionen gar nicht Körper und Geist gut tut, bleibt definitiv unum einen verbissenen Clash of Lifestyles, sere oberste Pflicht. das moralische Aufwiegen verschiedener Nur sehe ich einen feinen, aber bedeutenErnährungsformen und politische Bewerden Unterschied zwischen einer gesunden ten des jeweiligen Kaufverhalten. Und auch Skepsis gegenüber veganer Kost, Sonnennicht primär um den berüchtigten carbon gruß, Fair-Trade-Versprechen, Nahrungserfootprint und die Frage, wer den kleinsten gänzungsmitteln oder spirituellen Lehren hat. – und der als Kritik getarnten Ablehnung im Doch selbst ohne erhobenen Zeigefinger Affekt. Schwierig ist nicht, dass der andere fährt manches Gegenüber die Abwehr auf, mit seinem Leben zufrieden genug ist und sobald man von geänderten Gewohnheiten Veränderungen eher als störend denn beberichtet. Reflexartig wird sofort nach dem reichernd empfindet. Whatever floats your Haar in der Bio-Suppe gesucht. boat, sagt man in den USA, was immer dich Bei Öko-Bauern wäre auch nicht alles so glücklich macht. rosig wie deren Ferkelchen. „Da stand doch Wer aber den Neuland-Betreter gleich zu kürzlich irgendwo irgendwas …“ Schwärmt Beginn nicht unterstützen sondern gleich man vom herrlich geschlauchten Gefühl zum Umkehren, Aufgeben bewegen will, in nach einem strammen Programm im Gym jeder Abweichung von der bloß theoretisch oder einer fordernden Yoga-Stunde, folgt existenten Norm potentielle Gefahren sieht, prompt: „Soll ja gar nicht so gut sein. Sagt riskiert unter Umständen seine Beziehung man.“ Wo auch immer. zu dem Aufbrechenden. Solch ängstliche Gezieltes Nachfragen erbringt vage AnVollkasko-Programme laufen leider in zu ekdoten. Etwa von der Freundin, die sich vielen Gehirnen schon viel zu lange ab. in einer Hatha-Stunde wohl mal die BandLieber lande ich außerhalb meiner comfort scheiben verletzt hat. Irgendwie. Vielleicht zone mal so richtig schön in einer Sackgasauch beimColakisten-aus-dem-Kombi-Hiese, gelange an meine eigenen Grenzen und ven. Von dem Bekannten, dem bei einer muss den Rückzug antreten. Detox-Kur schwarz vor Augen wurde usw. Dann hat man der „Das haben wir schon Schon steht der (nicht wirklich) alternative immer so gemacht“-Clique wenigstens was Lebensstil am Pranger, wird zumindest aber zu erzählen, wenn man sie wiedertrifft. Im stirnrunzelnd als „auch keine Lösung“ abgeindischen Ashram oder in der Doppelhausmir mehr Zeit für mich nehmen (27%, 182 Stimmen) mir mehr Zeit für mich nehmen (27%, 182 Stimmen) tan. Fatalismus statt Freude am Einfach-anhälfte. ders-Leben.

Was ist das Wichtigste, Wasdas ist das Wichtigste, das Du noch in diesem Jahr Du noch in diesem Jahr verändern möchtest? verändern möchtest?

mehr Fitness betreiben (23%, 154 Stimmen)

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Was ist das Wichtigste, das Sie noch mich gesünder ernähren in diesem Jahr verändern möchten?

mich gesünder ernähren (18%, 123 Stimmen)

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neuen Job suchen 27 % 182 Stimmen mireinen mehr Zeit für mich nehmen 23 % 154 Stimmen mehr Fitness betreiben bewusster/weniger einkaufen einkaufen 18 % 123 Stimmen michbewusster/weniger gesünder ernähren 9 % 63 Stimmen einen neuen Job suchen einen neuen Partner finden einen neuen Partner finden 8 % 53 Stimmen bewusster/weniger einkaufen 46 Stimmen einen neuen Partner finden nichts 7 % nichts 4 % 27 Stimmen nichts in eine neue Land ziehenin eine in eine neue Stadt/ein Stadt/ein neues Land ziehen 4 Stadt/ein % neues 25 Stimmen neue neues Land ziehen einen neuen Job suchen (9%, 63 Stimmen)

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