Audi Magazin 03/2012

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Marcel Hirscher, 23, ist Österreichs jüngster und nach Karl Schranz, Hermann Maier, Stephan Eberharter und Benjamin Raich erst der fünfte Gesamtsieger des Alpinen Skiweltcups.

härte. Wenn man sich da vergreift, ist man plötzlich 15. mit drei Sekunden Rückstand, weil man jeden Grip verliert. Dann steht man wie ein Vollidiot im Ziel, obwohl man das Skifahren ja nicht verlernt hat. Den Leuten das zu vermitteln, ist mir ein wichtiges Thema. Im Motorsport, in der Formel 1 ist die falsche Reifenmischung auch ein zulässige Erklärung, um einen Rückstand zu erklären. Im Skisport ist das noch nicht so der Fall.

Hause zu kommen, vielleicht mehr Mühen auf mich als andere. Das ist einfach wichtig für mich.

Wie das Setup aussieht, entscheiden am Ende Sie alleine? Ja. In Absprache mit dem Team, klar, aber schlussendlich entscheide ich.

In ein paar Wochen beginnt die neue Saison. Wie groß ist der Druck, welche Ziele setzen Sie sich selbst? Ich muss am Anfang schauen, wie ich dabei bin und von Rennen zu Rennen die Planung anlegen. Ich kann mich jetzt super vorbereiten und gut fühlen. Aber ob das dann im Herbst auf Schnee auch funktioniert, weiß ich nicht. Ich muss die ersten Rennen auf mich zukommen lassen. Aber man darf nicht davon ausgehen, dass es genau gleich weitergehen wird wie im Vorjahr – das kann man im Vorhinein nie sagen.

Wenn man Ihre Laufzeiten zusammenzählt, haben Sie letzte Saison netto kaum eine Stunde gearbeitet. Wie hoch ist der Stress, wenn man nur alle ein, zwei Wochen zwei mal eine Minute bekommt, um der Welt zu zeigen, was man kann? Das stresst schon gewaltig. Und darüber macht man sich auch permanent Gedanken. Ob man im Training gut fährt, interessiert gar keinen. Wenn man dann wie in Wengen mit acht Zehnteln Vorsprung im zweiten Durchgang ausscheidet, kann das schon schmerzen. Man ist in Topform, man fährt Hunderte Kilometer, man bereitet sich vor, und dann fädelt man ein. Wie anstrengend ist das Leben als Skifahrer, worauf müssen Sie verzichten? Ich verzichte auf nichts, was ich gerne mache. Ich habe auch ziemlich viel Privatleben, nehme aber, um nach

Was ist das Schöne am Skifahren? Dass man auf Knopfdruck funktionieren muss. Wenn man denn funktioniert. Speziell im Slalom fasziniert mich, mit welchem Risiko man unterwegs ist. Aber man kann so viel zurückbekommen, wenn es aufgeht.

Wie weit denken Sie voraus, was Ihre Karriere betrifft? Ich weiß nicht, was ich morgen mache. Insofern kann ich auch nicht wissen, was ich übermorgen und erst recht in fünf Jahren mache. Ich weiß nicht, wie lange ich noch Ski fahren werde. Es taugt mir extrem, aber man gibt auch sehr viel. Eine Saison wie die letzte saugt ordentlich. Vielen Dank für das Gespräch.

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Mehr über Marcel Hirscher unter:

www.marcelhirscher.at

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