celluloid Nr. 3/2013

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Achmed Abdel-Salam ICH STUDIERE FILM, WEIL:

Schon als Kind war ich fasziniert von der Kraft der Bilder im Fernsehen. Ich habe meine liebsten Trickfilmhelden nachgezeichnet, später selbst Figuren erfunden und ganze Comichefte gestaltet. Das Erzählen in Bildern hat mich also von Anfang an begleitet. Die ersten Kinobesuche waren dann der Eintritt in eine neue, phantastische Welt. In der Videothek meiner Eltern habe ich mir fortan täglich zumindest einen Film angesehen. Manchmal war ich so geschickt, dass ich mir auch verbotene Titel aus einem der Regale schnappen konnte. Ich begann zu schreiben, Ideen zu entwickeln und eigene kleine Filme zu realisieren. Das Verfassen der ersten Drehbücher und mein wachsender Wissensdurst trieben mich schließlich soweit, dass ich mich noch eingehender mit der Materie beschäftigen wollte. Der Schritt an die Filmakademie hat sich also ganz organisch vollzogen. WELCHE GEFAHR BIRGT DIE UNTERTEILUNG VON FILM IN KUNST UND WARE?

Eine solche Unterteilung führt zu einem verzerrten Bild. Die Grenzen verschwimmen nämlich ohnehin. Die Gefahr besteht darin, dass man übersieht, dass auch der sogenannte Kunstfilm schon in der Vorproduktion Warencharakter hat. Man reicht den Stoff ein, dann wird sofort abgewogen. Man berät sich über den künstlerischen Wert, die Publikumswirksamkeit des Stoffes, etc. Das alles sind sehr wirtschaftliche Überlegungen.

dafür entwickeln, welche Stoffe einem liegen. In weiterer Folge, was das „richtige“ Medium dafür ist. Das Internet wird für viele zu einer immer interessanteren Plattform. Soziale Netzwerke bieten beispielsweise eine gute Möglichkeit, durch virales Marketing Aufmerksamkeit auf ein Projekt zu ziehen. Außerdem darf man sich von anfänglichen Misserfolgen nicht entmutigen lassen. WAS GILT ES, ZU VERBESSERN?

Die allgemeine finanzielle Situation. Die Gelder müssen aufgestockt werden. WIE SIEHST DU DAS VIEL BESCHWORENE „ÖSTERREICHISCHE FILMWUNDER“?

Mit zusammengekniffenen Augen. Wir werden gerne als Nation des Kunstfilms gesehen. Das ist aber ein Stempel, der uns aufgedrückt wird. Vor allem, weil Kunstfilm oft mit einer gewissen Schwere und Trostlosigkeit verbunden wird. Internationale Erfol-

ge sind natürlich etwas Positives, gleichzeitig tut sich im Inneren zu wenig. Erfreulicherweise wächst aber das Publikumsinteresse und der Wunsch nach Diversität wird stärker. Heute werden auch immer mehr Genrestoffe bei den Förderstellen eingereicht. WIE SIEHT DEINE VORSTELLUNG VOM SPÄTEREN LEBEN ALS FILMSCHAFFENDER AUS?

In meinen Augen wird sich unsere Filmlandschaft in den nächsten zehn Jahren grundlegend verändern. Eine neue Generation an Filmschaffenden rückt nach. Auch der Wert einer gut funktionierenden Filmwirtschaft wird immer deutlicher, kreative Zusammenschlüsse werden wichtiger. Ich erhoffe mir für die Zukunft, Teil dieser neuen Generation zu sein. Neben dem Wunsch, Drehbücher zu verkaufen, könnte ich mir auch vorstellen, das eine oder andere Projekt selbst zu realisieren. NAME: Achmed Abdel-Salam GEBOREN IN: Wien ALTER: 30 STUDIENRICHTUNG: Drehbuch AN DER FILMAKADEMIE SEIT: 2010 BEI FOLGENDEN PROFESSOREN: Walter Wippersberg, Götz Spielmann FILME (AUSWAHL): „Schleudern“ (2011, Buch und Regie) „Freigänger“ (2013, Buch und Regie) in Arbeit, „Der Rand“ (Kinospielfilmtreatment) Carl Mayer Förderungspreis 2013

WELCHE VOR- UND NACHTEILE HAT EINE UNIVERSITÄRE FILMAUSBILDUNG?

Als Filmstudent wird man ganz automatisch Teil eines relativ großen Netzwerks. Kontakte entstehen schon sehr früh, in manchen Fällen erleichtern sie dann auch den Einstieg in die Branche. Das ist ein großer Vorteil, den man gegenüber Quereinsteigern oder Autodidakten hat. Man befindet sich in einem „geschützten Rahmen“ und kann experimentieren. Der Nachteil hierbei ist wahrscheinlich, dass man die Studienzeit sehr ausdehnt, bevor man den ersten Schritt hinaus wagt. WIE SIND DIE BEDINGUNGEN FÜR JUNGE FILMEMACHER IN ÖSTERREICH?

Neben den wirtschaftlichen Faktoren, die es zu überwinden gilt, sollte man ein Gespür

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