Leibniz-Journal 2/2015

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LEIBNIZ | ERNÄHRUNG

Doch nicht nur die Ernährung bestimmt, wie gut es unseren Kindern geht. Ein zweiter großer Baustein, der auch in der I.Family-Studie untersucht wird, ist die Bewegung. „Deutsche Kinder bewegen sich viel zu wenig. Empfohlen wird mindestens eine Stunde an der frischen Luft: hüpfen, springen, klettern – ­alles ist gut“, sagt Wolfgang Ahrens, stellvertretender BIPS-Direktor und I.Family-Projektleiter.

Auf die Plätze, fertig, los!

Doch die Realität sieht anders aus: „Wir haben festgestellt, dass viele Kinder die empfohlene Stunde bei weitem nicht erreichen“, sagt Ahrens. Oft sind es überbesorgte Eltern, die den Bewegungsdrang der Kinder ausbremsen. Die elterlichen Befürchtungen reichen von zu viel Verkehr bis hin zu Kriminalität. Sie lassen ihre Kinder deshalb nicht unbeaufsichtigt draußen spielen. Die Folge: Die Kinder sitzen zu viel. Die Bremer Wis-

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senschaftler haben deshalb angefangen, den Blick nach außen zu richten: Welchen Einfluss hat die bebaute Umwelt auf das Bewegungsverhalten der Kinder? Wie muss die Umgebung aussehen, damit Eltern ihre Kinder laufen lassen? „Da sind Stadtplaner gefragt, das ist ein völlig unterbelichtetes Thema“, sagt Ahrens. Hilfreich wäre ein wissenschaftliches Mess­ instrument, mit dem die bebaute Umwelt quantitativ bewertet werden könnte. Jede Kommune wäre damit in der Lage, zu messen, wie kinder- und bewegungsfreundlich sie ist. In der europaweiten Kohortenstudie entwickeln die Forscher einen solchen Bewegungsindex. Um konkrete Daten zu bekommen, werden sie nicht nur mit einem Bewegungsmesser ausgestattet, der ausrechnet, wie lange und oft sie am Tag springen, rennen oder klettern, sondern auch mit einem GPS-Gerät, das anzeigt, wo sich der Nachwuchs gern bewegt. Die Ergebnisse könnten Stadtplaner künftig berücksichtigen.

Neben gesunder Ernährung und ausreichender Bewegung ist Stress der dritte große Baustein, der die Gesundheit von Kindern entscheidend beeinflusst. Wie groß ist beispielsweise der Leistungsdruck in der Schule? Leiden Kinder unter Mobbing oder Zensurendruck? Und wie bewältigen sie Stress und Sorgen? In diesem Zusammenhang spielen gemeinsame Mahlzeiten eine wichtige Rolle. Die Kinder lernen bei selbst zubereiteten Speisen nicht nur, gesund zu essen, sondern haben die Chance, von ihren Sorgen und Ängsten zu erzählen. Fernseher und Smartphones sollten in dieser Zeit abgestellt sein.

Stress, lass nach!

Kinder, die während der Familienmahlzeit ein offenes Ohr finden, kompensieren später weniger durch sogenanntes „Comfort Eating“ und passiven Medienkonsum. Der Fernseher im Kinderzimmer bleibt weiter-

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