UFA-Revue 06/2012

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SCHWEIZER BAUERN: WOHER – WOHIN? LANDLEBEN

Da ist gut Kirschen essen Noch sind sie nicht reif, die Kirschen. Und doch laufen die Vorbereitungen für die demnächst beginnende Ernte auf dem Hof Breitfeld ob Wintersingen (BL) auf Volltouren – seit Wochen. Prognosen für die Abnehmer müssen erstellt, Regendächer montiert und die kleinen Früchte vor Schädlingen geschützt werden. Der Kirschenanbau auf dem Hof Breitfeld, den die Sprengers seit über 100 Jahren bewirtschaften, hat Tradition. Die Produktion hat sich allerdings grundlegend verändert. Als Paul Sprenger den Hof von seinem Vater Karl im Jahre 1981 übernommen hat, standen noch rund 300 Hochstammobstbäume auf dem Be-

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trieb. Bis zu 25 Leute waren teils gleichzeitig am Pflücken. Lange, teils über 30 Sprossen zählende Leitern mussten angestellt werden. «Knapp 90 % der Kirschen wurden damals zu Konserven oder Baselbieter Schnaps verarbeitet», erklärt der 62-jährige Paul Sprenger. Heute führt Sohn Beat den Betrieb. Die Kirschen werden vorab in einer Obstanlage mit Niederstammbäumen produziert. Diese werden einige Wochen vor der Ernte mit einer Folie abgedeckt, damit die Kirschen durch den Regen nicht platzen. Und sollte einmal zu wenig Niederschlag fallen, können die Bäume künstlich bewässert werden. Statt Holinger oder Basler Langstieler

Schweizer Bauern woher – wohin? tragen die heutigen Sorten klingende Namen wie Merchant oder Sweetheart. Im Gegensatz zu früher produzieren die Sprengers hauptsächlich grossfruchtige Tafelkirschen. Konserven- und Brennkirschen würden heute zu wenig einbringen, erklärt Beat Sprenger. Hochstammbäume, von denen noch 18 auf dem Betrieb stehen, spielen für die Kirschenproduktion kaum mehr eine Rolle. «Zu gross ist der Aufwand im Verhältnis zum Ertrag», gibt der 39-Jährige zu bedenken. So sehr sich der Anbau von Kirschen gewandelt hat in den letzten Jahren. Eines blieb gleich: Die Kirschenproduktion erfordert viel Handarbeit. Michael Wahl, LID

Seit 75 Jahren schlägt der LID Brücken zwischen Stadt und Land. In einer Artikelserie mit Bauern verschiedener Generationen sucht der LID 2012 Perspektiven für die Schweizer Landund Ernährungswirtschaft.

75 Jahre Kommunikation zwischen Stadt und Land

6 2012 · UFA-REVUE


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