CURT YOUR LOCALS #247 Februar/Maerz 2021

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110 – Theo o.j. fuchs »Huch! Danke ... was führt dich zu uns?« »Trinken will er noch einen Schnaps mit mir, stimmt‘s?« zwinkert mir Franz zu. Klar, wie war das nochmal? Was einen nicht auch umbringen kann, wirkt überhaupt nicht – alter Grundsatz der Medizin. Ida trinkt natürlich auch einen mit. Franz lässt sich stöhnend in den Sessel fallen und wechselt unvermittelt in den Dialekt der k.u.k. Donaumonarchie, dem Land seiner Geburt: »Macht frisch, nicht wahr? In meinem Alter ... aber entschuldigen‘S, Herr Magister, setzen‘S erna bittschö, ganz nach Pläsir ...« Ich schnappe mir den einzigen freien Stuhl im Raum. »Nun, eigentlich nichts Besonderes...« antworte ich zögerlich auf Idas Frage. »Ich hab mich nur gewundert, wie‘s euch so geht, mit den Masken, Abstandsregel, Ausgangssperre und so. Ich meine, ihr arbeitet doch nachts... gewöhnlich.« »Das ist lieb, dass du dich erkundigst. Aber uns geht’s prima. Wir sind im Homeoffice, oder, Onkel Franz?« Der Onkel wackelt mit dem Kopf und summt im Schlaf eine uralte Melodie, an die nur er sich nicht mehr erinnern kann. »Im Wesentlichen kann ich alles mit dem Computer erledigen«, fährt Ida fort. »Für die anonymen Drohanrufe habe ich Skype, und junge Männer erschrecken geht mit Jitsi oder Webex. Natürlich habe ich eine spitzen HD-Kamera, so dass es richtig echt wirkt, wenn ich so tue, als würde ich ihnen ins Gesicht beißen. Kennenlernen über Tinder oder Okcupid ist das geringste Problem. Ich kann inzwischen auch unheimliche Geräusche bei irgendwelchen Fremden aufs SmartPhone spielen, da haben mir aber ein paar technisch versierte russische Verwandte geholfen.« »Ach, was höre ich? Du schreibst dir heimlich mit Sergej Iwanowitsch?« Franz war wieder aufgewacht. »Ein guter


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