HANDWERK: PRIX JUMELLES 14 NOMINIERT! 2/14
DIE INFORMATION DES KURSZENTRUMS BALLENBERG
In Zusammenarbeit mit:
Die Ausstellung wird unterst端tzt durch die Schweizer Kulturstiftung
Bild: Nina Mann, Zürich
Handwerk 2/2014 Prix Jumelles 14 Nominiert! Herausgeber: Kurszentrum Ballenberg CH-3858 Hofstetten Telefon 033 952 80 40 www.ballenbergkurse.ch info@ballenbergkurse.ch Druck: Gisler Druck AG Layout: Thomas Küng Auflage: 3’000 3 Ausgaben jährlich Abo Inland Fr. 38.– / Abo Ausland Fr. 48.– Nominiert für «l’intelligence de la main» Maria Pia Amabile, Modedesign, Schneiderin, Seite 2 Barbara Amstutz, Silberschmiedin, Seite 4 Christine Aschwanden, Keramikerin, Seite 6 Heinz Baumann, Möbelschreiner, Seite 8 Daniela Beer, Leder Modedesignerin, Seite 10 Doris Berner, Schmuckgestalterin, Seite 12 Jérôme Blanc, Drechsler, Seite 14 Nando Crivelli, Messermacher, Seite 16 Anne de Haas, Weberin, Seite 18 Valérie de Roquemaurel, Glasbläserin, Seite 20 Nathalie Heid, Keramikerin, Seite 22 Jakob Beat Lüthi, Schreiner, Seite 24 Brigit Naef, Buchbinderin, Seite 26 Sara Spirig, Keramikerin, Seite 28 Nominiert für «le transfert du savoir-faire» DesignSchenken, Franziska Bründler, Seite 30 Werkspuren, Viktor Dittli, Seite 32 Flechtwerk- und Textilgestalterin, Monika Künti, Seite 34 Wagnerei, Simon Oehrli und Hans Lüscher, Seite 36 Heinz Baumann (siehe Seite 8) Schrank «Ondulato»
Bild Umschlagseite aussen: Jérôme Blanc (siehe Seite 14) Das Bildmaterial ist, wo nicht anders vermerkt, von den Nominierten zur Verfügung gestellt.
RAPPORT CONDENSÉ DU JURY CONCERNANT LES NOMINATIONS POUR LE PRIX JUMELLES 2014
Für die Kategorie «l’intelligence de la main»
Aus den 15 Bewerbungen für gute Vermitt-
62 dossiers ont été enregistrés dans la ca-
Parmi les 15 postulations pour « le transfert
sind 62 Dossiers, für «le transfert du savoir-
lung « le transfert du savoir-faire » sind fol-
tégorie « l’intelligence de la main », et 15 dans la
du savoir-faire » 4 projets ont été nominés pour
faire» 15 Dossiers eingegangen. Bis auf eine Aus-
gende 4 Projekte für den Prix Jumelles 2014
catégorie « le transfert du savoir-faire ». A part
le Prix Jumelles 2014 :
nahme erfüllten alle Dossiers die Bedingungen
nominiert:
une exception, tous les dossiers remplissaient
DesignSchenken, Franziska Bründler
der Ausschreibung.
DesignSchenken, Franziska Bründler
les conditions requises.
Werkspuren, Viktor Dittli
Die Jury traf sich zur Nominationssitzung
Werkspuren, Viktor Dittli
Le jury s’est réuni le 23 et 24 juin 2014
am 23. und 24. Juni 2014. Sie ist einmal mehr
Flechtwerk- und Textilgestalterin, Monika Künti
pour la session des nominations. Il est enthousi-
begeistert von der guten gestalterischen und
Wagnerei, Simon Oehrli und Hans Lüscher
aste en ce qui concerne la bonne conception
inhaltlichen Qualität der eingesandten Dos-
Flechtwerk- und Textilgestalterin, Monika Künti Wagnerei, Simon Oehrli et Hans Lüscher
et la qualité du contenu des dossiers envoyés.
Au vu des dossiers déposés, l’interprétation
siers. Sie zeigen eindrücklich, was im Schwei-
Der Begriff der Vermittlung, le transfert du
Une démonstration évidente des possibilités de
du terme transfert a été quelque peu élargie dans
zer Handwerk heute möglich ist. Die Auswahl
savoir-faire, wurde durch die eingesandten
l’artisanat suisse d’aujourd’hui. La sélection n’a
cette catégorie. On a également tenu compte de
fiel nicht leicht, die Entscheidungen sind aber
Projekte in seiner Interpretationsbreite etwas
pas été facile, cependant toutes les décisions ont
l’aspect commercialisation de produits.
immer einstimmig erfolgt.
vergrössert, indem nachweisbar erfolgreiches
été prises à l’unanimité.
Deux fois CHF 10’000 sont à disposition pour
Aus den 62 Bewerbungen für gutes Hand-
Unterstützen im Bereich der Produktevermark-
Parmi les 62 candidatures pour « l’intelli
chaque catégorie.
tung ebenfalls berücksichtigt wurde.
gence de la main » les 14 artisanes et artisans
Les lauréates / lauréats seront sélectionnés le
14 Handwerkerinnen und Handwerker für den
Es stehen für beide Kategorien je CHF 10’000
suivants ont été nominés pour le Prix Jumelles
samedi 6 septembre 2014 et la remise des prix
Prix Jumelles 2014 nominiert:
als Preisgeld zur Verfügung.
2014 :
aura lieu dès 17h.
Maria Pia Amabile, Modedesign, Schneiderin
Die Preisträgerinnen, die Preisträger werden am
Maria Pia Amabile, designer mode, couturière
L’exposition bénéficie cette année de l’hospitalité
Barbara Amstutz, Silberschmiedin
Samstag 6. September 2014 bestimmt und die
Barbara Amstutz, orfèvre
de la ferme domaniale Novazzano au Musée de
Christine Aschwanden, Keramikerin
Preisverleihung findet ab 17.00 Uhr statt.
Christine Aschwanden, céramiste
l’habitat rural Ballenberg et ceci jusqu’au 31 oc-
Heinz Baumann, Möbelschreiner
Die Ausstellung geniesst dieses Jahr Gastrecht
Heinz Baumann, créateur de meubles
tobre 2014. Tous les travaux et projets nominés
Daniela Beer, Leder Modedesignerin
im Gutshof von Novazzano im Freilichtmuseum
Daniela Beer, designer mode, cuir
seront présentés. L’exposition est soutenue par
Doris Berner, Schmuckgestalterin
Ballenberg und dauert bis 31. Oktober 2014.
Doris Berner, créatrice de bijoux
Pro Helvetia. Un grand merci.
Jérôme Blanc, Drechsler
Alle nominierten Arbeiten und Projekte werden
Jérôme Blanc, tourneur sur bois
Nando Crivelli, Messermacher
vorgestellt. Die Ausstellung wird unterstützt von
Nando Crivelli, coutelier
Le jury :
Anne de Haas, Weberin
Pro Helvetia. Wir danken herzlich.
Anne de Haas, tisserande
Matthias Haupt, éditeur
Valérie de Roquemaurel, souffleuse de verre
Adrian Knüsel, céramiste, directeur
Valérie de Roquemorel, Glasbläserin
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werk « l’intelligence de la main » sind folgende
Handwerk 2/2014
JURYKURZBERICHT ZUR NOMINATION PRIX JUMELLES 2014
Nathalie Heid, Keramikerin
Die Jury:
Nathalie Heid, céramiste
du Centre de cours Ballenberg
Jakob Beat Lüthi, Schreiner
Matthias Haupt, Verleger
Jakob Beat Lüthi, menuisier
Ortrud Nicoloff, galeriste et créatrice
Brigit Naef, Buchbinderin
Adrian Knüsel, Keramiker und
Brigit Naef, relieuse
Katrin Rieder, présidente de la direction
Sara Spirig, Keramikerin
Leiter Kurszentrum Ballenberg
Sara Spirig, céramiste
du Musée de l’habitat rural Ballenberg
Ortrud Nicoloff, Galeristin und Gestalterin
Barbara et Elisabeth Schürer, coprésidentes de
Katrin Rieder, Vorsitzende der GL,
la Fondation Jumelles
Freilichtmuseum Ballenberg Barbara und Elisabeth Schürer, Co-Präsidentinnen Fondation Jumelles.
PRIX JUMELLES 14: DIE NOMMINIERTEN/LES NOMINÉS DER BERICHT/LE RAPPORT
SCHNÖRKELLOSE SCHNITTE
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Handwerk 2/2014
Die Jury nominiert mit Maria Pia Amabile ein schönes und überzeugendes Dossier. Die gute, bodenständige Schneiderin und Modedesignerin scheut sich nicht, den gewählten Retro-Trend mit aktuellem Textildesign zu verknüpfen.
soires aus exklusiven Qualitätsstoffen aus
Schneiderhandwerk bestimmt meine Tä-
England, Italien und Deutschland. Oft fin-
tigkeit als Modedesignerin. So entstehen
det man feine Musterstoffe, die gekonnt in
oft neue Schnitte durch Abformen an der
eine Form gebracht werden, die den Frau-
Büste. Die dadurch enstandenen 3-dimen-
enkörper betonen.
sionalen Schnitte werden von mir selber
Für die aktuelle Kollektion «Good Girls»
auf Papier gebracht und gradiert. Jedes
werden unter anderem die neusten Stoffe
Kleidungsstück ensteht in meinem haus-
der Berner Textildesignerin Nathalie Pellon
eigenen Atelier und wird durch mich per-
verwendet. Das edle Stoffdesign trifft den
sönlich hergstellt.
Nerv der Designerin, daraus entwickelt sie
Die schnörkellosen Schnitte sind ge-
mit viel Formgefühl ein stimmiges Kleid so-
prägt von feinen und spielerischen Details.
wie eine bestechende Bluse. Eine überaus
Stoffknöpfe werden eigens für die Kleider
faszinierende Synergie!
in Muttenz überzogen, die verwendeten Stoffe in Bern designed. In aufwändigen und professionellen Fotostrecken werden
LADENATELIER AN DER MÜNSTERGASSE
jeweils die neuen Kollektionen in Zusam-
Maria Pia Amabile ist gelernte Damen-
menarbeit mit der Berner Fotokünstlerin
schneiderin und studierte Modedesign an
Brigitte Lustenberger festgehalten.»
der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel. Ihre Prêt-à-Porter-Mode verkauft
FLAIR FÜR RETROMODE
Maria Pia Amabile Eggimannstrasse 24 3008 Bern mail@amabile.ch
passend zur Saison Oberteile und Acces-
«Meine besondere Vorliebe für das
die mehrfach ausgezeichnete Modedesig-
Maria Pia Amabile hat seit jeher ein
nerin in ihrem schmucken Ladenatelier an
Flair für Retromode. Die Designerin nimmt
der Münstergasse 42 in Bern. Jeweils von
bei ihrer Stoffwahl und Schnittgestaltung
Donnerstag bis Samstag bietet sie ihren
klassische Elemente auf und setzt sie
Kundinnen eine individuelle Beratung.
modern um. Ihre femininen Kollektionen sind geprägt von einer qualitativ hochwer-
Die aktuellen Arbeiten sind unter
tigen Verarbeitung und feinen, verspielten
www.amabile.ch zu sehen.
Details. Die zeitlose Mode von Maria Pia Amabile ist ein Blickfang. Sie garantiert Frauen einen charaktervollen Auftritt im Alltag sowie bei besonderen Gelegenheiten. Jedes Stück ist in limitierter Auflage von Hand gefertigt und trägt durch seine Schnittsprache und Materialwahl unverkennbar die Handschrift der Designerin. Ein «must have» in jeder Frauengarderobe! Einige Basisteile ihrer Kollektion, wie Jupes, Hosen und Overalls, werden durchs Jahr in verschiedenen Varianten ausgeführt. Dazu entwirft die Designerin
MARIA PIA AMABILE MODEDESIGN, SCHNEIDERIN
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Handwerk 2/2014
SCHALEN MÜSTAIR – ZWÖLF GEFÄSSOBJEKTE Müstair ist eine Gruppe von zwölf Gefässobjekten aus Silber, patiniertem Kupfer
Sind diese Deckengewölbe nicht eigentliche Schalen – Gefässe der Andacht, der Gebete und des Gesangs, Gefässe der religiösen Handlung im Kirchenraum?
und Messing. Die 62 bis 185 mm grossen Schalen entstanden 2011 bis 2013 aus der
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Handwerk 2/2014
Die Silberschmiedin Barbara Amstutz präsentiert eine gut entwickelte und gereifte Weiterführung ihrer hochwertigen Silberschmiedearbeiten. Inspiriert von Kirchengewölben führt sie uns einen variantenreichen Formen- und Materialkanon vor.
Barbara Amstutz Eichenhof 225 4418 Reigoldswil info@barbaraamstutz.ch
ENTWURFSPROZESS
intensiven Auseinandersetzung mit den De-
Dieser Frage nachgehend bearbeitete
ckengewölben der Klosterkirche St. Johann
ich Fotografien der Kirchendecken zeich-
von Müstair im Kanton Graubünden.
nerisch. Auf Skizzen folgten Modelle aus
Kirchenräume und Gefässe spielen in
Karton und Gips, in denen ich aus den
meinem Alltag als Silberschmiedin eine
Flächen neue Räume gestaltete. Die Aus-
wichtige Rolle. Schaffe ich liturgisches
einandersetzung mit den unterschiedlich
Gerät wie Abendmahlskelch und Patene,
gegliederten Netzgewölben führte mich zur
ein Altarkreuz oder ein Taufbecken, gebe
Form der einzelnen Schalenobjekte.
ich in meinem Entwurf nicht nur der Glaubenspraxis und dem Selbstverständnis der
HERSTELLUNG
Auftrag gebenden Gemeinde Ausdruck.
Für die Anfertigung der komplexen
Immer suche ich im Entwurfsprozess auch
dünnwandigen Gefässe aus Metall bietet
den Bezug zum konkreten Kirchenraum,
sich die Montage an. Neben dem Treiben
für den diese Arbeiten entstehen.
ist die Montage eine wichtige Technik des
Mit den Schalen Müstair ging ich den
Silberschmiede-Handwerks: Mit Hilfe einer
Weg in entgegengesetzter Richtung: Aus-
Schablone übertrage ich die Abwicklung
löser der Arbeiten war ein Kirchenraum,
der entworfenen Schale auf ein Blech.
dessen Architektur und Ausstrahlung
Die ausgesägte Abwicklung falte ich ent-
mich zutiefst beeindruckte.
lang eingeritzter Nuten. Durch Biegen und Hämmern bringe ich das Blech in die
GESTALTERISCHE IDEE
gewünschte Form und löte den Falz zur
Zu meinen Müstair-Schalen inspirier-
Stabilisierung aus. Noch fehlende Flächen
ten mich die spätgotischen Deckengewölbe
der Gefässwandung löte ich ein. Überste-
der Klosterkirche St. Johann in Müstair.
hendes Material säge, feile, schmirgle und
Diese prächtigen Gewölbe faszinieren mich
schleife ich weg.
bei jedem Besuch aufs Neue: im Kirchen-
Abschliessend poliere, mattiere oder
raum stehend blicke ich in die Höhe und
patiniere ich die Metalloberfläche. Die un-
schaue gleichsam in Schalen hinein.
terschiedlich strukturierten Oberflächen
Aus den Rundpfeilern herauswach-
gehen mit der spezifischen Form der Scha-
send teilen die Gewölberippen die bemal-
len einen eigenen, unverwechselbaren Dia-
ten Decken auf überraschende Weise in
log ein. Die verschiedenen Farben der teils
einzelne Felder. Diese fügen sich wiederum
patinierten Metalle Silber, Messing und
zu einem harmonischen Ganzen und
Kupfer korrespondieren mit der Farbigkeit
überspannen wie Baldachine rhythmisch
der bemalten Kirchengewölbe.
Haupt- und Seitenschiffe.
BARBARA AMSTUTZ SILBERSCHMIEDIN
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Handwerk 2/2014
GESTALTUNG IST MEIN HERZBLUT UND MEINE LEIDENSCHAFT. In meinem Atelier entstehen Produkte,
phen Formen ergänzt oder mit goldenen Dekors erweitert um danach nochmals
senproduktion. Einzelstücke, die von der
durchs Feuer zu gehen. So entstehen gro-
ersten Handskizze an, bis zum letzten
teske Zwitterwesen, die uns mit feiner Iro-
Schliff, meine persönliche, unverkennbare
nie neue Geschichte erzählen.
Handschrift tragen. Ich mag es, dass mir
Ich mag es, auf Vorgefundenes zu re-
jedes Stück von neuem eine gestalterische
agieren und Bestehendes weiter zu bear-
Herausforderung bietet, geniesse die Ver-
beiten.
lidem Handwerk. Ich wünsche mir einen spielerischen Umgang mit meinen Objekten. Ich will anregen, Fragen aufwerfen, Gewohntes hinterfragen, zum Schmunzeln und Nachdenken animieren. Meine Arbeiten sollen Kommunizieren und eine Botschaft ver-
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Handwerk 2/2014
mitteln.
FLOHMÄRKTE UND BROCKENSTUBEN Auf Flohmärkten und in Brockenstuben stöbere ich nach Porzellan-Nippes. Christine Aschwanden Lorrainestrasse 18 3013 Bern info@keramikdesign.ch
Die gesammelten Figuren erhalten neue Köpfe, werden zum Teil mit amor-
die frei sind von den Zwängen der Mas-
bindung von künstlerischer Arbeit und so-
Die etablierte Keramikgestalterin Christine Aschwanden nimmt uns mit auf ihren eigenen etwas skurrilen Weg. Der Jury gefällt das Überstülpen und Überlagern von Deutung und Bedeutung.
NEUE KÖPFE
Unter dem Begriff Nippes, versteht man dekorative Kunst-, Zier- und sonstige Sammelgegenstände. Sie dienen als Zimmerschmuck und werden auf Kaminsimsen, Tischen oder Vitrinen zur Schau gestellt. Mit andern Worten: übertrieben glitzerndes, funkelndes, ansonsten aber nutz- und wertloses Zeug.
CHRISTINE ASCHWANDEN KERAMIKERIN
Handwerk 2/2014 7 Porzellanfiguren secondhand Porzellan-Paperclay glasiert z.T. aufkochende Porzellanmasse z.T. Glanzgold/-Platin 1280°C gebrannt HÜhe ca. 22 cm
Mit dem gleichen Gedanken nehme ich in meiner Manufaktur jedes Jahr einen Lehrling auf. Es ist für mich ein besonderes Glück, zu wissen, dass nicht nur die Zukunft des Werkstoffs gesichert ist, sondern auch die Kenntnis darüber, wie er zu nutzen ist.
HANDWERK UND GESTALTUNG Handwerk und Gestaltung sind eng miteinander verbunden. Handwerk, Technik und das Wissen um das Material sind erlernbar und Voraussetzung für gutes Gelingen. was ich als Ästhet und als Praktiker erreichen möchte, entspringt meiner ureigenen Vorstellung dessen, was ich als
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Handwerk 2/2014
Die Jury nominiert einen der ganz grossen Möbelschreiner der Schweiz. Er präsentiert ein reifes, variantenreiches, umfassendes Werk, das allen Kriterien standhält. Baumanns Arbeiten behaupten sich auch im internationalen Kontext.
Heinz Baumann Warmesberg 12 9450 Altstätten baumann_heinz@bluewin.ch www.moebelmanufaktur.ch
schön und gut empfinde. Für mich ist nichts er-
GEWACHSENES HOLZ Mit Holz sind wir Menschen vertraut. Es ist einer der ältesten Werkstoffe, den wir seit Urzeiten
strebenswerter als das Einfache, das Selbstverständliche – und zugleich ist nichts so schwer in Vollendung zu erreichen.
nutzen. Die Vielfalt an Hölzern ist selbst in einer kleinen Region gross. Holz hat ein Eigenleben und
TRADITION UND MODERNE
seine Bearbeitung muss sich danach richten. Holz
Die Überzeugung, dass ein alter Werkstoff und
als zentrale Konstante im Leben berührt dieses in
moderne Technik einander nicht ausschliessen,
fast all seinen Bereichen. Es ist lebendig, vielfältig,
ist von entscheidender Bedeutung. Ein Handwerk
vielgestaltig. Es hält nicht ewig, aber es ist erneu-
am Leben zu erhalten ist nur sinnvoll, wenn wir
erbar. Wir können uns damit wärmen, eine Suppe
diesem mit heutigen Mitteln frische Triebe entlo-
kochen, ein Dach konstruieren, und wir können
cken. Die Herausforderung, die Dinge des tägli-
daraus Möbel bauen, zum Beispiel um bequem
chen Lebens neu zu interpretieren stellt sich in je-
zu schlafen.
der Epoche – im Bewusstsein, dass es im Grunde unmöglich ist, das Rad neu zu erfinden. Lust und
NACHHALTIGKEIT
Last der Tradition.
Die Idee der Nachhaltigkeit rührt zentral an mein Selbstverständnis als Möbelschreiner, denn
KONTINUITÄT
ich verbrauche ein Material, das weit über den
Kontinuität, dazu gehören Geduld und Gelas-
Zweck hinaus, als Werkstoff zu dienen, von hohem
senheit. Auch das lehrt uns der Baum, das Holz.
Nutzwert ist. Also will ich dafür sorgen, dass es
Um Leben zu erhalten und weiterzugeben, um den
nachwächst. Im eigenen Obstgarten schliesst sich
Kreis zu schliessen, ist Warten unerlässlich. Der
dieser Kreis. Derweil die frisch gepflanzten Bäume
Baum muss wachsen, das Holz muss trocknen. Es
ihre Wurzeln immer tiefer ins Erdreich graben, um
heisst Geduld haben, bis die Zeit gekommen ist,
festen Halt zu finden, ihre Äste und Zweige höher
um es zu nutzen. Wer aber einen Baum fällt, sein
recken und schliesslich Früchte tragen, wachsen
Holz schlägt und nutzt, sollte einen neuen pflan-
auch neue Generationen heran, denen sie Nutzen
zen und ihn hegen. Denn wer etwas Bestehendes,
bringen werden.
HEINZ BAUMANN MÖBELSCHREINER
Gewachsenes verbraucht, nimmt die Verantwortung auf sich, es durch etwas Gleichwertiges zu ersetzen. Wir müssen achtsam sein, damit für kommende Generationen nachwächst, was wir uns zum Leben genommen haben.
AUTHENTIZITÄT Authentizität als Grundvoraussetzung für das eigene Denken und Handeln, als Lebensgrundlage in einer Zeit, in der Hektik, Entwurzelung, Flexibilität bis zur Überspanntheit vorherrschen. Authentisch – man könnte auch sagen, durch und durch echt – bedeutet in diesem Sinn das Gegenteil von Schein und Oberflächlichkeit, von Masse und Künstlichkeit. Authentisch, und zugleich zentral, ist das Verhältnis zum Baum als Lebenskraft, zum Holz als lebendiges Material. Es bedeutet, den Baum als das wahrnehmen, was er ist, unsentimental, nicht verzärtelnd oder überhöhend, sondern als Naturereignis: er keimt, wächst über Jahre, gewinnt an Höhe und Dicke bis er strotzt vor Kraft.
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Handwerk 2/2014
KHOURIANBEER KHOURIANBEER – wendet Erfahrungen und Talente, durch die Kombination von alten und zeitgenössischen Techniken, basierend auf einem intensiven handwerklichen Ansatz der Designpraxis an. Wir konzentrieren uns auf die Entwicklung zeitloser und aussergewöhnlicher Objekte, zu welchen man sich verbunden fühlt und Vertrautheit spührt, Objekte zum teilen, Objekte welche verschiedene Orte und Lebensphasen bestreiten, gealtert und als unvergessliche Momente zurückbehalten werden.
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Handwerk 2/2014
Mit Khourianbeer (cuir bouilli) stellt Daniela Beer eine Taschenkollektion vor, die ihresgleichen sucht. Das handwerklich aufwändige Formverfahren führt zu überraschenden und neuartigen Taschenformen.
Daniela Beer Untersteckholzstrasse 47 4900 Langenthal derbeer@gmx.ch
ARBEITSBESCHRIEB/ARBEITS TECHNIK «CUIR BOUILLI»
MODELLIERTE ZONEN Die gehärteten Formen werden einer-
Gekochtes Leder, manchmal auch
seits als Innentaschen genutzt, sowie zum
cuir bouilli genannt, war ein historisches
Teil als modellierte Zonen an den mensch-
Baumaterial welches hauptsächlich für
lichen Körper angepasst. Somit erhalten
Rüstungen und Schildherstellung genutzt
sie einen neuen Tragekonfort. Vor der
wurde. Es besteht aus dickem Leder, wel-
eigentlichen Studie der Taschen, haben
ches in Wasser gekocht wird. Zum Teil
wir eine Recherche mit diversen Leder-
wurde es auch in Öl und Wachs gekocht,
proben gestartet, um die Eigenheit dieses
wie auch Ammoniak aus fermentiertem
Prozesses zu erlernen. Um das Leder zu
Tierurin verwendet wurde, um das Leder
modelieren, entwerfen und realisieren wir
zu härten. Das Kochen bewirkt, dass das
unsere eigenen Holzformen, um darüber
Leder härter, aber auch spröder wird. Nach
das Leder in die gewünschte Form brin-
dem Kochvorgang bleibt das Leder für eine
gen zu können. In einem fortgeschrittenen
kurze Zeit flexibel und kann somit geformt
Prozess, werden gewisse Holzformen ein-
werden. Anhand dieser antiken und tradi-
fachheitshalber durch Aluminiumformen
tionellen Arbeitstechnik entstand unsere
ersetzt, da sich die Holzformen mit der
erste Taschen- und Möbelkollektion HYP-
Zeit verformen und abnützen können. All
SOMETRIE. Alle Objekte beinhalten die
diese Schritte – das Leder kochen um es in
Technik des abgekochten Leders, um eine
einem weiteren Prozess über die verschie-
dreidimensionale Form zu erzielen. Diese
denen Holz oder Aluformen zu modelieren,
dreimdimensionale Form gibt den Taschen
sowie das Färben und Finishing / Verstel-
eine neue, futuristische Perspektive und
lung der Taschen, realisieren wir eigen-
verbindet somit eine alte Technik mit ei-
händig in unserem Atelier.
nem neuen bis jetzt noch nicht bekannten Taschendesign.
DANIELA BEER LEDER, MODEDESIGNERIN
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Handwerk 2/2014
Und Leichtigkeit ist das Schwere, das keiner bemerkt.
LUCY IN THE SKY (WHERE ARE THE DIAMONDS?)*
Adolf Muschg
VERFAHREN
die hitzebeständig sind. Von Kirschenstei-
Schon im 6. Jahrhundert war in Japan
nen, Glastropfen, Kieseln über Computer-
Die Schmuckkollektion «Lucy in the
die Shibori-Technik bekannt. Sie basiert
tastaturteile verwende ich Elemente aus
Sky» ist aus einer Wettbewerbsarbeit zum
auf dem Abbinden und Färben von Seiden-
den unterschiedlichsten Lebensbereichen,
Thema «horror vacui» – die Angst vor der
und Wollstoffen.
was unterschiedliche Assoziationsfelder
Leere – im Jahr 2005 hervorgegangen. Da-
berührt. Je nach Grösse und Art der Teile
mals war schon ersichtlich, dass in der
ergeben sich neue Gestaltungsformen und
dafür eigens erfundene Methode sehr viel
eigenständige Texturen.
Potential steckt. Nach drei Jahren Ent-
EXPERIMENTE AUS SEIDENSTOFFEN
wicklungszeit war die erste Kollektion bereit für den Verkauf. Dabei hat mich die
12
Handwerk 2/2014
Die Schmuckmacherin Doris Berner zeigt 2014 eine weit entwickelte und gereifte Arbeit. Federleicht fragil und doch von einer zarten Robustheit. Die textilen Schmuckstücke überzeugen in Gestaltung, Sinnlichkeit und Tragkomfort.
Doris Berner Gotthelfstrasse 22 3013 Bern dorisberner@bluewin.ch
Berner Designstiftung massgebend ge-
Erste Experimente sind aus Seiden-
fördert. In der Zwischenzeit sind an die
stoffen entstanden, da diese eiweiss-
fünfzig verschiedene Modelle im Bereich
haltige Faser sich besonders für eine
Halsschmuck entstanden. Momentan be-
Thermofixierung eignet. Die heutigen Che-
schäftige ich mich mit dem Thema Brosche
miefaserstoffe ermöglichen eine Weiterent-
und Fingerring. Der besondere Reiz dieser
wicklung dieses Verfahrens, da sie sich
Arbeiten liegt in der plastischen Komple-
wegen ihres tiefen Schmelzpunktes eben1
xität der entstandenen Schmuckobjekte und in dem zumindest für zeitgenössi-
falls gut in eine dauerhafte Form bringen lassen. Das breite Spektrum verschiedener
schen Schmuck selten verwendeten tex-
Um 1900 hat der Modeschöpfer
Stoffarten ermöglicht eine enorme Fülle an
tilen Material. Transparente Gewebe wie
Mariano Fortuny ein Patent angemeldet,
Variationen. Stoffe wie Chiffon und Crêpe
Organza und Voile ermöglichen durch ihre
um Seidenplissés herzustellen, was ihm
de Chine und das ganze Feld der Mikrofa-
Durchsichtigkeit und die entstehenden
ermöglichte, vor der Erfindung von elasti-
sergewebe sind vielversprechend.
Moirées beinahe kinetische Effekte und
schen textilen Materialien, körperbetonte
verstärken oder kontrastieren die plasti-
Kleidung herzustellen.
Die Objekte wirken als Einheit und können als Halsschmuck ohne Verschluss
sche Gestaltung. Nicht zuletzt interessiert
Durch die Kombination dieser beiden
gearbeitet werden. Die entstandenen Col-
es mich eine traditionellen Auffassung von
Techniken und ihre Steigerung ins Drei
liers weisen durch die Art ihrer Fertigung
Kostbarkeit in Frage zu stellen, die zu ei-
dimensionale eröffneten sich für mich
eine hohe Elastizität auf.
nem Grossteil aus dem Materialwert, aus
neue textile Möglichkeiten.
der Seltenheit eines Werkstoffes abgeleitet wird; zugunsten eines Begriffs von Kost-
Einzelne Elemente können auf unterschiedlichste Art zusammengefügt werden
HILFSKÖRPER
und ermöglichen weitere Gestaltungsfor-
barkeit, die aus einer Idee und der auf
Zentral sind Hilfskörper wie Steine,
men. Die Kombination von verschiedenen
ihre Umsetzung verwandten handwerkli-
Glaselemente etc., welche in die Stoffe ein-
Stoffen, Farben und Materialien erzeugen
chen und künstlerischen Energie entsteht.
gebunden werden und die spätere Form
eine zusätzliche Spannung, wenn sie sich
Da in meinem Schmuck die ursprüngli-
der entstehenden Hohlräume bestimmen.
mit der plastischen Form überlagern.
chen Objekte gleichzeitig an- und abwe-
Mit Hilfe von Dampf und Druck ist es mög-
send sind, wird ihre Leichtigkeit zu einer
lich diese Formen dauerhaft zu fixieren.
körperlich empfundenen Sensation. Sie
Eine enorme Vielfalt für den formalen
erzeugt eine besondere Empfindung, die
Ausdruck liegt in den verwendeten Mate-
noch über die am Anfang stehende «Angst
rialien für die Negativformen. Es lassen
vor der Leere» hinausgeht.
sich unterschiedlichste Objekte abformen,
DORIS BERNER SCHMUCKGESTALTERIN
* Lucy in the Sky with Diamonds. The Beatles, Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band
3
1 Collier, les uns et les autres, 2 Collier, pinot gris, 3 Fingerringe, 4 Collier, cumulus,
2010 2014 2014 2013
Fotos Beda Berner (Portrait) Jon Hofmann (1, 2, 3) Mona Lisa Fiedler (4)
2
4
DÉBUTE PAR UN CROQUIS
pour cette pièce des limites géographiques
Les pièces présentées sont issues
des montages et de leurs courbes altimé-
d’un mariage du savoir-faire artisanal et
triques. J’ai créé un dessin numérique de
de la technologie moderne. La production
ces courbes stylisées et j’ai gravé ces lignes
d’une œuvre débute pour moi toujours
sur le bois à l’aide d’un laser numérique.
par un croquis que je redessine ensuite
Ces gravures, selon l’angle de la lumière,
sur l’ordinateur. Mes réalisations sont
font apparaître des zones en surbrillance,
tournées et creusées à la main de façon
comme des faces de montagnes. Allier une
traditionnelle au tour à bois. Des heures
technologie numérique à un travail manuel
passées à évider les pièces pour atteindre
n’est pas chose aisée.
la finesse des volumes sculpturaux, ne pesant plus que quelques dizaines de gram-
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Handwerk 2/2014
Ein Drechsler der Meisterklasse, der die Möglichkeiten der Technologie mit handwerklichgestalterischer Raffinesse verbindet.
Jérôme Blanc 18, chemin des Etournelles 1255 Veyrier jb@jeromeblanc.ch
LA MAIN DOIT ÊTRE PRÉCISE
mes. Pour texturer mes pièces j’utilise un
La main doit être aussi précise que la
laser numérique. Ce procédé me sert à
machine afin que le résultat soit convain-
marquer le bois en surface, soit par des
cant. La précision se joue sur un dixième
lignes pyrogravées, soit par un dégradé en
de millimètre. Une multitude d’essais sont
profondeur dans la matière.
nécessaires pour contrôler la matière et le rendu souhaité, subtil mélange d’essence
SOURCES D’INSPIRATIONS
de bois, de couleur et de réglage de la ma-
Mes sources d’inspirations sont mul-
chine. Cette technique me permet d’aller
tiples. La notion des frontières et leur
au-delà des limites que m’impose tech-
perception si différente selon les person-
niquement mon corps. La seule limite
nes et les lieux géographiques, m’a inspiré
émane de mon esprit et de mes idées. Al-
pour la pièce Montagne par exemple. La
lier un savoir-faire artisanal aux techno-
géographie de la Suisse présente des fron-
logies modernes symbolise pour moi une
tières naturelles, on perçoit certains pays
ouverture d’esprit et d’innovation, puis
et en ignore d’autres selon notre position et
l’abolition de certaines frontières afin de
notre conscience. Je me suis donc inspiré
laisser place à la créativité.
JÉRÔME BLANC DRECHSLER
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Handwerk 2/2014
Es sind die «Schärfe» und die «Linien» die mich immer wieder faszinieren.
VERWENDUNGSZWECK UMSETZEN
Nando Crivelli
Teil ist es, herauszufinden, was der Besit-
«Es ist der leichtere Teil ein Messer herzustellen, der wesentlich schwierigere zer des Messers für eine Klinge braucht.» (Autor unbekannt) Diese Aussage führt mich in die handwerkliche Vielfalt des Messermachens. Beim Schmieden, Schleifen, Polieren, Härten, Griffmaterial Verarbeiten bis hin zur Lederbearbeitung, versuche ich den Verwendungszweck mit meiner Idee zu verbinden
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Handwerk 2/2014
Als Autodidakt vereinigt Nando Crivelli verschiedenste handwerkliche Disziplinen mit einer klaren Haltung zum Nutzen und zum Gebrauch seiner Messer. Das auf den Klingen sichtbar gemachte Damastbild zeugt von Können und Meisterschaft.
und umzusetzen. Das Messer ist dann gelungen, wenn es dem Besitzer und mir ein Lächeln hervorzaubert ...
SCHÄRFE DES STAHLES Beim Fertigstellen eines Messers bleibe ich bei der Form, der Linie aber vor allem bei der Schärfe des Stahles hängen und sinniere vor mich hin.
Nando Crivelli Unterheid 3857 Unterbach nando.crivelli@gmx.ch
Wie wird wohl das nächste Messer aussehen ...
NANDO CRIVELLI MESSERMACHER
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Handwerk 2/2014
Im vorgestellten Projekt vereint Anne de Haas drei textile Verfahren: Schneiderei, Weben und Filzen ergeben eine raffinierte Kombination.
TEXTILE EXPERIMENTE Mein Leitmotiv ist seit 33 Jahren der Körper und seine zweite Haut, die Bekleidung. Meine textilen Ausbildungen führten mich vom Modezeichnen über das Schnittmachen zum Handweben und zusätzlich
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Handwerk 2/2014
zum Filzen. Mit Hilfe eines Webstuhls, eines Filztischs und einer Nähmaschine entwickle ich meine textilen Experimente und setze sie zu kostbarer, tragbarer Kleidung um. Die kontinuierliche AuseinanAnne De Haas Atelier tessile 6981 Beride anne.dehaas@bluewin.ch
dersetzung mit textilen Techniken und Ausdrucksformen lässt zeitlos zeitgemässe Stücke entstehen, die erst am Körper ihre Schönheit offenbaren. Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit dem «Cocon». Er umhüllt und schützt den Körper, verbirgt ihn, lässt ihn nur noch erahnen.
ANNE DE HAAS WEBERIN
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Handwerk 2/2014
Ein textiles Trio für die Frau, geschneidert, gefilzt und gewoben. Das Kleid, schwarz und genäht. Das Oberteil, schwarz-weiss und gefilzt. Der Schal, weiss-schwarz und gewoben. Die Gestaltung in schwarz-weiss soll Form und Struktur betonen. Das unwiderstehliche Aprilgrün, geborgt draussen vor dem Atelier, würzt die kühle Logik von schwarz-weiss Kontrasten und Zwischenstufen mit einer Prise Frühling.
DÉCLARATION PERSONNELLE
en créent d’autres, aux répétitions d’une
Durant mes années d’études en arts
même unité, à ces motifs qui traversent le
appliqués, j’ai rencontré le verre et il m’a
temps, qui ont une force, qui créent une
captivé.
harmonie apaisante.
Dessiner est une nécessité, qui me permet d’échapper au monde tangible. Un
Mit raffinierter Ornamentik auf klassischen Formen zitiert Valérie de Roquemaurel zeitgenössische Gestaltungs elemente und sichert sich die Nomination für l’intelligence de la main 2014.
Les découpes sont soit manuelles et di-
un croquis, qui s’affine, qui pénètre petit
rectement appliquées sur la pièce en verre,
à petit dans le volume et l’œuvre naît ... Ce
soit de manière mécanique au moyen d’un
dessin structure l’objet. Ce dernier s’épure,
ploteur précédé d’une réalisation numé-
au profit du matériau, sensuel et précieux.
rique. Mais aussi grâce à des films photo-
Depuis quelques années, une forme in-
sensibles, ou enfin avec des impressions
temporelle m’accompagne : l’amphore. Dé-
à l’émail. Le choix de la technique dépend
pourvu de ses anses et de son pied pour ne
du motif.
garder que l’essentiel, elle a de la présence,
En touche finale, j’applique des cris-
de la finesse : l’élégance de son col resserré,
taux avec parcimonie, à l’image de la rosée
la générosité dans l’élan de son ouverture,
qui aura semé quelques gouttes sur la toile
les épaules fermes, et une ascension par-
que l’araignée aura tissé. À nouveau, con-
fois gourmande, parfois virile.
frontation de tradition et de fantaisie partielle, du classique et du baroque, je crée
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Handwerk 2/2014
MON TRAVAIL
Valérie de Roquemaurel chemin de Clon 24 1405 Pomy pouche_k@yahoo.fr
TECHNIQUE
désir, une émotion, un sentiment devient
une rupture dans le rythme et sur la sur-
Le verre est un matériau de lumière,
face continue. En affirmant le fait main,
qui possède une noblesse naturelle. Le
je prends le risque du pétillant ! Nourri de
soufflage à la canne permet la rondeur, la
soleil et de la lumière, le caractère de ces
finesse, l’unicité et un contact direct avec
amphores, conçues dans une approche
la matière. Je cherche l’équilibre entre
contemporaine, se révèle au fil des heures
les spécificités de la matière verre : soit
de la journée et des saisons. Elles sem-
le transparent, le lisse, le brillant ; soit le
blent être aussi vivantes et changeantes
dépoli, le translucide, le mat, le poreux. Je
qu’une végétation.
laisse circuler la lumière ou je la retiens.
CHOIX DE L’ORNEMENT Une visite au musée du papier peint à Mézières a été déterminante. Les tapisseries et ses dérivés ont été présents dans les demeures depuis le quatrième siècle avant J-C. Aujourd’hui, les murs blancs dominent notre environnement domestique. En réponse à cette froideur, je souhaite redonner ses titres de noblesse à l’ornement et lui offrir une place sur mes amphores. Je m’attache aux mélanges des courbes qui
VALÉRIE DE ROQUEMAUREL GLASBLÄSERIN
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Handwerk 2/2014
Zeit Zeit Zeit Zeit
zu leben zu sterben zu trauern loszulassen
AUFLÖSBARE URNEN FÜR ERDUND WASSERBESTATTUNG
Der Verschluss ist ein konischer Zapfen aus Porzellan. Jede Urne ist ein Unikat und wird von
Die Wasserurnen begleiten mit ihrer Schlicht-
Hand in 2 bis 3 Teilen gedreht, abgedreht und zu-
heit den Trauerprozess und die Zeit des Loslas-
sammengesetzt. Die Urnen bestechen durch klare
sens. Sie sind aus ungebranntem Porzellan und
und harmonische Formen.
lösen sich im Wasser und auch in der Erde auf.
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Handwerk 2/2014
Asche und Urne werden so in den natürlichen
Obwohl der Tod für uns alle sicher, ist seine Gestaltung, seine Form für wenige ein Thema. Nathalie Heid hat sich in die Frage der Urnenbestattung vertieft und präsentiert eine ästhetische, nachhaltige und überaus sinnige Lösung. Das Werden, Sein und Vergehen werden ausdrücklich vorgeführt.
VERTRIEB
Kreislauf zurückgegeben; dazu eignen sich Fliess-
Seit 2011 werden die Urnen von der Kerami-
gewässer, aber auch Ebbe und Flut unterstützen
kerin Nathalie Heid produziert und vermarktet.
den Lauf der Zeit. Die Trauernden können sich in
Erhältlich sind sie im Direktverkauf in Bern. Der
Ruhe verabschieden – in der Natur und mit deren
Kunde kann ein Einzelstück auswählen oder
Tempo. Diese bestimmt die Dauer des Abschiedes
eine Urne nach eigenen Vorstellungen
und nimmt die, den Verstorbenen mitsamt der
anfertigen lassen. Für Lagerung
letzen Hülle mit auf die Reise auf einem sichtbaren
und Transport der hochfragi-
Weg – erst weiss, dann schwarz, dann unsichtbar.
len Urnen werden speziell
Die Urnen sind aus reinem, weissen Porzel-
angefertigte Kisten aus
lan – ein natürlicher Rohstoff, welcher der Natur
Birkensperrholz ver -
ebenso wenig schadet wie die Asche. Der Auflöse-
wendet.
prozess im Wasser dauert 1.5 bis 3 Stunden. In der Erde bestimmt die Feuchtigkeit die Dauer des Zerfalls. Die Urne muss während des Abschieds nicht geöffnet werden. Erd- und Wasserbestattungen sind in der Schweiz zulässig. Zu Lebzeiten fördern die Urnen die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit, was
Nathalie Heid Sahlistrasse 7 3012 Bern info@wasserurne.ch
Hinterbliebenen schwierige Entscheidungen abnehmen kann. Das Produkt ist neuartig auf dem Markt.
PRODUKT Asche und Urne werden somit in den natürlichen Kreislauf zurückgegeben. Wasserurnen verbinden ökologische Nachhaltigkeit, Trauerarbeit und Produkte-Design. Die Produktidee entstand 2009 aufgrund eines Todesfalls im engsten Freundeskreis.
MATERIAL UND TECHNIK Porzellan ist ein Gemisch aus Kaolin, Kalifeldspat und Quarz. Wie die Asche ist es nicht umweltschädlich und rezykliert sich selbst. Das Urnen-Volumen beträgt zwischen 0.5 und 4 Liter.
NATHALIE HEID KERAMIKERIN
Bilder: Splint Leist Portrait: © BernerZeitung / Baumann
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Handwerk 2/2014
BELPBERG
Für die Sitzfläche passe ich ein 30 mm
Meine Werkstatt befindet sich in einer
dickes verleimtes Brett an die Zwischen-
ehemaligen Sägerei auf dem Belpberg, wo
fläche an. Darauf wird ein Polster aus
ich auch mit meiner Familie lebe. Meine
Schaumstoff geklebt und mit einem al-
Schreinerei ist einfach eingerichtet. Bei
ten Traktorenschlauch bezogen. Mit einer
meinen Upcycling Möbel wende ich ver-
Schraubverbindung wird das Polster mit
schiedene traditionelle und moderne Holz-
den Rückenlehnen verbunden.
verarbeitungstechniken an. Ich verstehe meine Upcycling Möbel als ein Gesamtwerk. Für den Prix Jumel-
SALONTISCH AUS SITZFLÄCHE UND VORDERBEINEN
les habe ich daraus eine Tisch- und eine
Da ich nun die Rückenlehnen verbaut
Stuhlgeschichte ausgewählt, die ich nun
hatte und die Vorderbeine dieser Stühle
detaillierter vorstellen möchte.
nicht für einen Hocker brauchen kann,
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Handwerk 2/2014
stellte sich die Frage nach der Verar Die Jury wählt Jakob Beat Lüthi aus den eingereichten Dossiers auch als eines der Beispiele die sich mit Upcycling beschäftigen aus. Ein Trend? Lüthi sucht mit viel Witz verstossenem Mobiliar ein neues zeitgemässes Leben einzuhauchen. Es entstehen neue Formen die vielleicht KindheitsErinnerungen wachrufen oder auch Widerstand provozieren.
Jakob Beat Lüthi Grossmatt 15 3124 Belpberg beat@sagi.ch
DREIERSTUHL
beitung der Sitzfläche der Stühle. Diese
Beim Sammeln der Stühle für den
Stühle hatten alle ursprünglich ein Polster,
Hocker gelangten immer wieder Stühle
das ich entfernen musste. Beim Herum-
in meine Sammlung, deren Vorderbeine
schieben und Ausprobieren kam ich auf
nicht besonders reizvoll gearbeitet waren
die Idee von einem Salontisch. Nach dem
und somit für den Hocker unbrauchbar.
präzisen Zusammenfügen schraube und
Dabei stiess ich bei einzelnen Stühlen auf
verleime ich die drei Rahmen der Sitzflä-
Rückenlehnen, die zusammen passten.
chen mitsamt den Vorderbeinen daran auf
Daraus entstand der Dreierstuhl.
der Hinterseite zusammen.
Aus einem Haufen alter Stühle suche
Eine Holzträgerplatte mit Kautschuk
ich drei gleiche Rückenlehnen heraus, die
belegt, verbindet die drei Stühle als Tisch-
im richtigen Winkel aufeinander passen
fläche miteinander.
und richte sie auf der Abrichthobelmaschine genau aufeinander ab.
JAKOB BEAT LÜTHI SCHREINER
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Handwerk 2/2014
KARTON
Spannung zwischen Behältnis und Skulp-
Während meiner Lehre als Handbuch-
tur. Sie untersuchen was geschieht, wenn
binderin lernte ich Karton schätzen, die-
man ein formales Vokabular, ursprüng-
sen unscheinbaren, ungemein vielfältigen
lich entwickelt für praktische Zwecke, über
Werkstoff. Er ist stabil, ökologisch unbe-
diese Funktionalität hinausträgt.
denklich, günstig und lässt sich schneiden, kleben, stanzen, beziehen, bemalen
KAUM RESOURCEN
und vieles mehr. Aus ihm entstehen die
Solche Unikate sind eigenwillig und
Grundformen meiner Schachteln und Ob-
zeitgemäss, gerade weil sie sich jedem
jekte.
Gedanken an Effizienz und Kurzlebigkeit entgegenstellen, sie verbrauchen ausser
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Handwerk 2/2014
Sind es Schachteln oder keramische Objekte? Mit ihrer neuen Kollektion geht Naef an die Grenzen des in der Buchbinderei, Schachtelmacherei Möglichen. Sie legt eine Werkgruppe von ganz besonderem Reiz vor.
Brigit Naef am Wasser 55 8049 Zürich mail@brigitnaef.com
Als klassische Kunsthandwerkerin die
unserer Phantasie und unsererm hand-
ihre Produkte selber herstellt und auch ge-
werklichen Können kaum Resourcen. Sie
staltet, habe ich mir in den letzten Jahren
sind Spielerei und Phantasiegebilde ge-
neben dem alltäglichen Entwickeln und
schaffen für ein aesthetisches Vergnügen
Herstellen unzählige Gedanken auch über
und rücken für einmal die Fragen nach
effiziente Produktion, Preise, 3D-Drucker,
Funktionalität in den Hintergrund. Sie
Werbung, Vor-und Nachteile von Online-
sind schwierig, wenn überhaupt verkäuf-
Shops und Vermarktung im allgemeinen
lich und wenn, wird man die unzähligen
gemacht. All dies nimmt einen grossen Teil
Stunden nie verrechnen können, vielleicht
meiner Zeit in Anspruch und manchmal
tauscht man sie am besten gegen Werke
scheint in den Hintergrund zu rücken was
befreundeter Künstler. Aber doch berei-
die Begeisterung für mein Handwerk aus-
chern sie unsere alltägliche Arbeit sehr,
macht, die Lust mit meinen handwerkli-
tragen uns über neue Grenzen und erhal-
chen und künstlerischen Fähigkeiten et-
ten uns so die notwendige Leidenschaft für
was Einzigartiges zu schaffen.
unser Handwerk.
AUFWÄNDIGE EINZELSTÜCKE Ich wollte mir wieder Zeit nehmen für die vermeintlich viel zu aufwändigen Einzelstücke, die schwierig zu denken und kompliziert in der Ausführung sind. Die langwierige Arbeit des Suchens, des Erfindens, des Ausprobierens und immer wieder auch des Scheiterns an der Gestaltung und am Material ist herausfordernd und öffnet Türen in neue Tiefen und Bereiche der eigenen Arbeit. Den so entstandenen skulpturalen Objekten dient mein Handwerk als Ausgangspunkt, sie sprengen jedoch die Grenzen der Funktionalität. Diese Arbeiten spielen mit der
BRIGIT NAEF BUCHBINDERIN
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Handwerk 2/2014
IN DIE HAND NEHMEN Weich und matt, fast samtig lädt die Kollektion «tocco» zu dem was der Titel suggeriert ein, zum Anfassen und Berühren, zum in die Hand nehmen. Aus diesem Grund sind an den Bechern, Karaffen und Teeschalen auch keine Henkel angebracht. Sie sollen sich sanft an die Hand anschmiegen oder kraftvoll angehoben werden können. Diese handgedrehte Serie umfasst nebst der Karaffe, dem Becher und der Teeschale Salatschüsseln in zwei Grössen.
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Die noch junge Keramikerin Sara Spirig zeigt eine in sich geschlossen ruhende und stimmungsvolle Werkgruppe. Geschirr für den Alltag in erstklassiger handwerklicher Qualität zu präsentieren, zeugt von klarer und mutiger Haltung in einem hart umkämpften Markt.
Sie sind so dünnwandig wie möglich aus Steinzeugton gedreht und den äusseren Sinterengobenüberzug färbe ich schwarz, grau oder gelb ein.
GESCHIRRSERIE «TOCCO» Ästhetische und gut in der Hand liegende Alltagsbegleiter zu kreieren, war mir eine Priorität im Gestaltungsprozess der Geschirrserie «tocco». Sowie durch meine Leidenschaft für die jahrhundertealte Herstellungstechnik des Drehens auf der
Sara Spirig Le Préru 3 1724 Bonnefontaine sara.spirig@gmx.ch
Scheibe, zu einem zeitgemässem Ausdruck zu finden. Der gestalterische Aspekt dieses Metiers ist mir von grösster Wichtigkeit. Dem Entwurf der Stücke ging somit eine intensive Formen-, Oberflächen- und Farbrecherche vor. Diese Anziehung zum Handwerk verleitet mich zu einer gewissen Perfektion. Der für das Töpferhandwerk typische Seriengedanke steht im Kontrast zum Wunsch, die Stücke im Gewicht so leicht wie möglich fertig zu stellen.
SARA SPIRIG KERAMIKERIN
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Handwerk 2/2014
VERMITTLUNG VON HANDWERK UND LEIDENSCHAFT Die Besucher sollen sehen, wie Produkte entstehen und wo sie hergestellt werden. Sie sollen
aber auch den anderen Gestaltern ist sehr
len. Pro Jahr unterstützt DesignSchenken bis zu
wertvoll. Ich konnte neue Kundinnen gewin
fünf Aussteller mit Sonderkonditionen.
nen und auch neue Beziehungen knüpfen.» Franziska Gnos – Schmuckdesign
verwendete Materialien und Techniken kennenlernen. Somit schafft DesignSchenken ein Umfeld,
Handwerk 2/2014 30
FÖRDERUNG VON JUNGEN TALENTEN
welches kreatives Schaffen und handwerkliches
DesignSchenken hat sich über die letzten fünf
Arbeiten zugänglich und erlebbar macht und den
Jahre als Veranstaltung etabliert. Ein zentraler
Kunden für den Produktionsprozess sensibilisiert.
Aspekt der Zukunft wird es sein, vermehrt junge
All diese Aspekte steigern die Wertschöpfung
Talente zu fördern. Fidea Design, die Veranstalte-
der Produkte und das Ansehen gegenüber dem
rin von DesignSchenken, entwickelt, produziert
Handwerk.
und vertreibt selbst Designobjekte. Die gemachten
Rund um DesignSchenken gestaltet sich zuMit DesignSchenken, einer jährlich in Luzern stattfindenden Verkaufsplattform, schliesst Franziska Bründler eine Lücke: sie vermittelt mit grossem persönlichen Engagement zwischen den Machern und dem Markt. Sie ermöglicht initiativ den «Transfert» im erweiterten Sinn.
dem ein breites Rahmenprogramm. Diese Anlässe
Erfahrungen gibt Fidea Design gerne weiter und unterstützt junge Talente beim Markteinstieg.
und Workshops bieten die Gelegenheit, traditio-
um das wirtschaftliche Potenzial ihrer kreati ven Leidenschaft auszuloten. « Peter Bucher, Geschäftsleiter ALI-Fonds und Beauftragter für Wirtschaftsfragen Stadt Luzern
FRANZISKA BRÜNDLER, GRÜNDERIN UND MACHERIN VON DESIGNSCHENKEN Franziska spielte schon als Baby auf dem Alvar Alto Stuhl von Artek und nutzte die Corbusier Liege ihrer Eltern als Bob, um mit ihrem Bruder
nelle Werkzeuge und Techniken aus dem Schwei-
Zusammenarbeit mit der
durch die Stube zu kurven. So überraschte es
zer Handwerk, aber auch aus anderen Kultur-
Hochschule Luzern
nicht, dass sie während ihres Publizistik- und
kreisen wiederzuentdecken und kennenzulernen.
Seit 2012 arbeitet DesignSchenken mit der
BWL-Studiums an der Universität Zürich ihre
Abteilung Design & Kunst der Hochschule Luzern
Sporen bei der Zeitschrift Wohnrevue abverdiente.
«Ich habe die unglaublich angenehme
zusammen. Die Kooperation bezieht sich auf die
Anfangs räumte sie das Katalog- und Bildarchiv
Atmosphäre genossen, schöne Gespräche
Studienrichtungen Materialdesign, Objektdesign
auf – die beste Designausbildung, die sie haben
mit mehreren Gestaltern geführt und mich an
und Textildesign.
konnte.
den spannenden und hochwertigen Produkten erfreut.» Franziska Bründler Bundesstrasse 16 6003 Luzern mail@fideadesign.com
«Die Ausstellung bietet vielen jungen Unternehmen eine willkommene Plattform,
den Machern hinter den Produkten begegnen und
Stimme Besucher, Umfrage 2013
PLATTFORM ZUR PRODUKTE VERMARKTUNG Junge Schweizer Designer und Gestalter erhalten bei DesignSchenken die Möglichkeit, ihre Produkte zu attraktiven Konditionen zu präsentieren. Die Verkaufsplattform ist für die Labels mit einem nachhaltigen Marketing verbunden. Ausgestellt werden Produkte aus verschiedenen Bereichen, insbesondere Accessoires, Keramik, Möbel, Mode und Schmuck. «DesignSchenken gibt mir die Möglichkeit meine Produkte in einem stimmungsvollen, professionellen Umfeld zeigen zu können. Der Austausch mit dem interessierten Publikum
FRANZISKA BRÜNDLER DESIGNSCHENKEN
Nach einem Austauschjahr in Florenz, arbeiSpezialpreis für junge Aussteller
tete sie für eine renommierte Werbeagentur in
Immer wieder gibt es Designer, welche gerne
Zürich. Sie durfte Kunden wie De Sede oder Mo-
ihre Produkte präsentieren möchten, denen aber
bimo betreuen. In dieser Zeit gründete sie auch
die finanziellen Mittel für einen Marktauftritt feh-
Fidea Design und begann ihre Passion und Lei-
denschaft für Design immer mehr in der Produktentwicklung und dem Vertrieb von Wohnaccessoires auszuleben. 2009 kam die Organisation von DesignSchenken dazu. Der Event ist die ideale Kombination von Design, Marketing, Organisation, Netzwerk – und eine Chance für die gebürtige Luzernerin, der Stadt Luzern wieder etwas zurück
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DesignSchenken ist eine Designmesse, die über 100 junge Designlabels an acht Standorten und bei mehr als 30 Satelliten (Designfachgeschäften) in ganz Luzern präsentiert. Drei Tage lang wird an einzigartigen Ausstellungsorten in Luzern die breite Öffentlichkeit mit der Schweizer DesignSzene zusammengeführt. DesignSchenken ist ein Projekt, das Teamwork erfordert. So werden Aussteller möglichst in die Organisation eingebunden und die Zusammenarbeit untereinander gefördert, um den Besuchern ein attraktives Angebot zu bieten und das Kulturgut «Schweizer Design» nachhaltig zu fördern.
Handwerk 2/2014
zu geben.
WAS SIND DIE WERKSPUREN?
hem Niveau aus der Primar- und Sekundarstufe
Augen unserem Beruf nicht gerecht wurde. An
Werkspuren ist die Fachzeitschrift des Schwei-
sowie der Lehrerbildung geben erprobte Anre-
der GV im Restaurant Weisser Wind im Zürcher
zerischen Werklehrerinnen- und Werklehrerver-
gungen für einen zeitgemässen Unterricht an der
Niederdörfli schlugen wir vor, das Blättli entweder
eins (SWV Design und Technik).
Volksschule. Dies erleichtert den Lehrpersonen
einzustampfen oder aber aufzuwerten und rich-
die konkrete Umsetzung im schulischen Alltag im
tig zu machen.» Die Versammlung entschied sich
Werkraum.
für die Aufwertung und überrumpelte Peter Kuhn
Die Publikation wurde 1984 gegründet und ist heute die führende Schweizer Fachzeitschrift für Gestaltungsunterricht.
Zusammenfassung: Werkspuren vermitteln
zügig anzugehen – als Werklehrer, gelernter Foto-
nachhaltige Leistung – seit 30 Jahren von aktiven
erfolgreich und seit drei Jahrzehnten fundiertes
graf und dank Erfahrung in der professionellen
Lehrpersonen mit viel Herzblut und Freizeitarbeit
Fachwissen und Fertigkeiten im handwerklichen
Zeitungsproduktion sei er der richtige Mann dafür.
herausgegeben.
und gestalterischen Bereich. Werkspuren unter-
Wer in den alten Ausgaben der Werkspuren
stützen die Schaffung eines Umfeldes, das kre-
blättert, kann die kreative Arbeit von damals
atives Gestalten der Lernenden ermöglicht und
mit den Händen greifen. Das Magazin erschien
WAS ZEICHNEN DIE WERKSPUREN AUS?
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Handwerk 2/2014
Über 30 Jahre leidenschaftliches Sammeln, Ordnen, Publizieren für den Unterricht, für handwerkliche Intelligenz und praktisches Lernen. Die Jury ist beeindruckt von Kontinuität und Qualität.
Viktor Dittli Loretohöhe 46B 6300 Zug viktor.dittli@werkspuren.ch
auch gleich mit dem Auftrag, die Neuausrichtung
Werkspuren wird – das ist die besondere und
diese zum Erlernen von handwerklichen Grund-
nämlich in Spiralbindung, sodass unterschied-
Thematisch aktuell: Jede Nummer widmet
lagen anspornt. Die Werkspuren-Arbeit ist ein
lichste Materialien wie Karton, Folie oder auch
sich einem Schwerpunktthema aus den Bereichen
bedeutender Beitrag zur Entwicklung des Fachs
dreidimensionale Objekte eingebunden werden
Handwerk (Material, Verfahren), Vermittlung (Di-
Werken (bzw. heute «Technisches Gestalten» und
konnten. «Wir wollten die Vielfalt unseres Berufs
daktik, Methodik) sowie Gestaltung, Design und
«Textiles Gestalten» bzw. «Design und Technik») in
zeigen», erklärt Peter Kuhn, «und möglichst viel
Technik. Hintergrundbeiträge beleuchten das
der ganzen Deutschschweiz. Diese jahrelange und
Materielles einfliessen lassen. In das Heft rund um
Thema aus verschiedenen Perspektiven.
konsequente Aufbau- und Vermittlungsarbeit in
Fachwerkbau legten wir beispielsweise drei Seiten
Diese Themen – vom Redaktionsteam be-
den Bereichen Handwerk, Technik, Design, Kunst
mit Holzmustern. Einmal klebten wir tausende
stimmt – sind durchgehend aktuell und treffen
und Gestaltung, die wir aktiven Lehrerinnen und
von Federn auf Heftseiten und ein andermal liefer-
jeweils den Puls der Zeit. Jedes Heftthema wird
Lehrer mit fachlichem Engagement und grossem
ten wir Ausfaltpläne aus dickerem Papier für den
breit und fachlich kompetent behandelt. Für die
zeitlichem Aufwand mit unserer Fachzeitschrift
Bau von Tipis mit.» Die dadurch sehr aufwändige
Mitarbeit werden regelmässig fachlich sehr quali-
leisten, darf sich für eine Anerkennung durch den
Produktion wurde durch die Zusammenarbeit mit
fizierte Autorinnen und Autoren gewonnen.
Prix Jumelles empfehlen.
dem Psychiatriezentrum Hard ermöglicht, wo Pe-
Der Mix der Beiträge vermag immer wieder zu überraschen und überzeugt durch die fundierte
ter Kuhn in der Abteilung Ergotherapie arbeitete.
30 JAHRE WERKSPUREN MIT HERZBLUT DABEI
Aufarbeitung. Eine gute Zugänglichkeit ist gekop-
Weg vom Image des Bastelns und Lernens
pelt mit einem durchgehend hohen Qualitätsan-
vom traditionellen Handwerk hin zu einem pro-
Die Redaktionsgruppe arbeitete lange absolut
spruch. So ist jedes Heft ein kompaktes Handbuch
fessionellen, kreativen und didaktisch fundierten
unbezahlt und mit viel Herzblut. Es gab unzählige
zum behandelten Thema.
Berufsbild. Mit diesem Ziel vor Augen gründete
Redaktionssitzungen und für jedes einzelne Heft
der SWV vor 30 Jahren die Fachzeitschrift WERK
mussten ein, oft zwei Samstage für die Montage
SPUREN. Lehrkräfte, Eltern, Pädagoginnen und
reserviert werden. Da Computer und Grafikpro-
konsequent didaktisch aufbereitet:
die ganze Bildungslandschaft sollte besser darü-
gramme noch unerschwinglich waren, wurden
Fachliche Beiträge zu Technik, Handwerk, Design
ber informiert werden, wie vielfältig und wichtig
alle Titel, Fliesstexte, Infokästen und Fotos einzeln
und Kunst beleuchten den sachlichen Hinter-
der Beruf der Werklehrerin und des Werklehrers
durch eine Wachsmaschine geführt und über dem
grund. Didaktische Beiträge zeigen das «Warum»
ist. Der heutige Museumspädagoge Peter Kuhn
Lichtpult auf Montagebögen geklebt. Die sich ra-
und das «Wie» der Vermittlung von Technik, Hand-
weiss noch genau, wie es an der wegweisenden
sant entwickelnden Möglichkeiten im Bereich der
werk und Design auf.
SWV-GV von 1984 dazu kam: «Wir waren eine
Fotokopien und vergünstigten Druckmöglichkei-
Vielfältige lehrziel- und lehrplanorientierte Un-
Gruppe junger Werklehrer, die unzufrieden waren,
ten machten die Produktion des Hefts spannend,
terrichtsbeispiele auf konstant aktuellem und ho-
weil das handkopierte A4-Vereinsblättli in unseren
die Neuausrichtung des Berufsbilds Werklehrer
Didaktisch ausgerichtet: Die Themen werden
VIKTOR DITTLI CHEFREDAKTOR WERKSPUREN UND TEAM
lieferte den Stoff für inhaltliche Diskussionen.
Hut bringen, erklärt Dittli: «Wir diskutieren, was
siert die Autorinnen und Autoren. Karin Zehnder
die Redaktion, welche die Werkspuren seit
Der heutige Chefredaktor, Viktor Dittli, engagiert
erstrebenswert wäre und bilden ab, was machbar
Dittli, die 1991 zu den Werkspuren stiess, bringt
25 Jahren mitgeprägt hatten. Als Dank für
sich seit 1989 mit grosser Leidenschaft für die
ist; das heisst, dass wir einen hohen, fachdidak-
es auf den Punkt: «Wenn uns ein Thema interes-
ihren Einsatz, über 140 Artikel, unzäh-
Werkspuren. Er erinnert sich gut an die Anfangs-
tischen, wissenschaftlich fundierten Anspruch
siert und wir mehr dazu wissen wollen, machen
lige Illustrationen, Fotobeiträge und ihre
jahre: «Mich erinnert die heutige Makerszene an
pflegen und gleichzeitig den Lehrpersonen Arbeit
wir ein Heft dazu. Wir recherchieren und krei-
unbezahlbaren (und unbezahlten) Ideen,
unsere damalige Arbeit, wir haben sozusagen das
abnehmen, indem wir praktische Unterrichtsvor-
sen das Thema ein, suchen nach Kolleginnen und
wurden sie an der SWV-GV Anfang Jahres
Heftmachen erfunden.» In dieser learning-by-
schläge liefern.»
Kollegen, die dazu bereits Unterrichtserfahrungen
zu Ehrenmitgliedern ernannt.
und Macher der Werkspuren vertreten seit jeher
GRATWANDERUNG ZWISCHEN THEORIE UND PRAXIS
didaktischen Grundlagen dazu.»
Das verbleibende Team musste sich nach einer neuen Mannschaft umschauen: Neben Karin Zehnder und Viktor Dittli ar-
WANDEL ALS KONSTANTE
das «neue Werken»: «Wir waren die Antithese zum
Damit diese Gratwanderung zwischen Theorie
alten Handfertigkeitsunterricht, der aus Vorzeigen
und Praxis gelingt, entscheiden bei den Werkspu-
Der Aufbau der Werkspuren fiel in eine Zeit
Redaktorin mit, Beni Dittli ist seit 2007
und Nachmachen bestand. Wir setzten uns für
ren genau die Fachleute mit, die es wissen müs-
des Aufbruchs, und richtig ruhig wurde es seither
für die Grafik und Andrea Keller seit 2011
einen vernetzten, problemlösenden Unterricht ein.»
sen: Die Redaktorinnen und Redaktoren sind in
noch nie. Immer neue Diskurse, moderne Mate-
für die Produktion verantwortlich. Recht-
Viele Anliegen von damals werden mittlerweile
erster Linie hauptberufliche Werklehrerinnen und
rialien und Unterrichtsformen fordern bis heute
zeitig für die Planung der Ausgabe 1/2014
im Lehrplan 21 umgesetzt – und das nicht zuletzt
-lehrer. Sie kennen die Materie von Grund auf
ständige Aufmerksamkeit. Auf Kurs gehalten
stiegen wieder neue Leute mit ins Boot:
dank den Werkspuren, davon ist Dittli überzeugt:
und wissen um die aktuellen Fragen aus den Wer-
wurden und werden die Werkspuren auch in den
Sandra Ulloni und Gabriela Rüsch fürs
«Wir geniessen Anerkennung in unserem profes-
kräumen und Lehrerzimmern. Mittlerweile zum
stürmischsten Zeiten von einem unermüdlichen
Ressort Design, Technik, Kunst sowie And-
sionellen Berufsumfeld und nehmen Einfluss,
136. Mal einigt sich das Team auf einen Heft-
Redaktionsteam – einem Team, das selber auch
reas Hellmüller, Petra Sigrist und Thomas
indem wir den
schwerpunkt, diskutiert die zentralen Fragestel-
gerade einen Landgang und den Aufbruch
Stuber fürs Ressort Didaktik und Unter-
Fachdiskurs thematisieren, Lehrplanänderungen
lungen, definiert die einzelnen Artikel und organi-
begleiten und immer wieder neuen, kreativen Input geben.» Damit sowohl Fachdidaktikerin-
beitet Marianne Preibisch seit 2003 als
in neue Gewässer hinter sich hat. Mit Lisa
richt. Sie alle sind wieder erfahrene Fach-
Späni und Regula Bitter verliessen jüngst
kräfte, Didaktiker und Expertinnen, die
zwei Mitarbeiterinnen
sich dafür einsetzen, dass die Werkspuren
nen als auch Lehrpersonen sich
bleiben was sie sind: Am Puls der Zeit und
angesprochen fühlen,
immer im Aufbruch.
müssen wir Theorie und Praxis unter einen
Handwerk 2/2014
die inhaltliche Ausrichtung, denn die Macherinnen
gesammelt haben und formulieren die zentralen
33
doing-Heftproduktion, erklärt Dittli, spiegle sich
Es ist ein Geschenk, einfach zu sein. Es ist ein Geschenk, frei zu sein. Es ist ein Geschenk, dort anzukommen, wo man hin gehört.
ÜBER MICH UND MEINE ARBEIT
Shaker Song
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Handwerk 2/2014
Die Flechtwerkerin Monika Künti ist nicht nur eine grossartige Gestalterin, sondern auch eine animierende und topmotivierte Vermittlerin. In verschiedensten Kursen und Veranstaltungen teilt sie ihr gesammeltes Wissen und einen reichen Schatz des Könnens.
Monika Künti Schifflaube 50 3011 Bern kuenti@bluewin.ch
UMSETZUNG EIGENER IDEEN
Körbe aus Korkenzieherweide oder Hängebirke
Mein Werdegang ist keine geradlinige Angele-
Als ich meine eigene Werkstatt einrichtete,
das Sortiment. Und ich nahm einen Faden wieder
genheit und gleicht eher einer kunstvoll verhängt-
wusste ich, dass es kaum möglich sein würde,
auf, welcher mich schon vor der Lehre begeistert
verflochtenen Struktur.
allein von der klassischen Korbflechterei zu leben.
hatte: geflochtene Matten und die Einhänge-und
An wichtigen Kreuzungen waren, sind immer
Ich machte mich also auf den Weg, den Korb neu
Verschlingtechniken, die bei uns alle nicht mehr
Menschen wegweisend für meine Wege – in Kon-
zu «erfinden». Dabei konnte ich nicht nur auf mei-
bekannt sind. Der geografische Schwerpunkt mei-
takt und Beziehung sein ist etwas Zentrales und
ner Lehre als Korbflechterin aufbauen, sondern
ner Lieblingstechniken liegt in der Südsee – ideal
Kostbares für mich. Und ich hatte und habe im-
auch auf dem inzwischen beträchtlich angewach-
auch als Ziel für Tagträume ... Mit grösstem Ver-
mer wieder das Glück, zum richtigen Zeitpunkt
senen Erfahrungsschatz aus den autodidakti-
gnügen suche ich auch nach neuen Umsetzun-
am richtigen Ort zu sein.
schen Lehr- und Wanderjahren. Erste Ergebnisse
gen und Materialien für «verschriene» Techniken,
Im Rückblick auf die berufsbezogenen Jahre
auf die Frage «was ist mit ungewöhnlichen Ma-
wie beispielsweise Makramee. Es entstehen Ob-
lässt sich aber doch ein roter Faden ablesen,
terialien und eigenwillig interpretierten Technik-
jekte für Wand oder Raum, aus Papier, Garnen,
gedreht aus den Fasern Kontakt, disziplinierte
variationen möglich?» brachten nur Frust und
Stoffen, PVC-Schläuchen, oder Draht. Auf Papier
Selbstständigkeit, Handwerk, Vermitteln, Fantasie
unbrauchbare Objekte, die alle im heimischen
(Kalenderblätter, Landkarten, Schnittmusterbo-
und Freundlichkeit.
Ofen landeten. Erst die Rückbesinnung auf be-
gen, Plakate, Musiknoten, usw.) als eines meiner
stimmte, im Museum, oder in ethnografischer Li-
heutigen Lieblingsmaterialien kam ich aus Not:
teratur gesehene Lieblingsobjekte und Techniken
was nehme ich, wenn ich keine traditionellerweise
brachte mich auf die richtige Spur. So wurden die
verwendeten Palmblätter o.ä. zur Verfügung habe?
Das Verbindung schaffende Drunter und Drü-
Korbschalen aus Boondootrohr (Rattan) geboren,
Die Formensprache meiner Objekte zeigt meine
ber einzelner Elemente, welche sich ohne grosse
gefertigt in einer Art «freestyle» Verschlingtechnik.
persönlichen Vorlieben und soll die Eigenheiten
Hilfsmittel zu Strukturen verdichten – in alle Rich-
Später kamen Korbschalen aus geschälter und
der verarbeiteten Materialien und der eingesetzten
tungen und beliebige räumliche Dimensionen.
ungeschälter Weide, Hartriegel, Hasel und ande-
Techniken zum Ausdruck bringen.
Flechten und weitere webstuhlunabhängige Textiltechniken sind meine grosse Leidenschaft.
Dass ich handwerklich und künstlerisch ar-
rem Material dazu. Anders als in der traditionellen
beiten darf, erachte ich als grosses Privileg. Immer
Korbflechterei mit klar zugeordneten Techniken
wieder freue ich mich darüber, dass alle meine
für Boden, Wand, Rand, sind meine Schalen aus
Selber lernen und selber experimentieren ist
bevorzugten Techniken bisher nicht von Maschi-
«einem Guss» gebaut; sie sind ohne jegliche Stüt-
die eine Seite der Medaille. Die andere Seite heisst
nen übernommen und verdrängt werden konnten.
zen aus Metall oder Schnur selbsttragend und
für mich: Wissen und Erfahrungen teilen und wei-
Wissen weiterzugeben ist mir ein besonderes
stabil. Jeden Frühling erweitern die wilden Nest-
tergeben. Das ist neben dem Umsetzen eigener
WISSEN WEITERGEBEN
Anliegen. Es ist wunderbar, wenn der Funken
Ideen mein liebstes Arbeitsfeld! Kurse gebe ich
springt und die Ideen auch bei anderen zu spru-
bei mir in der Ladenwerkstatt oder extern auf
deln beginnen.
Anfrage. Sie sind offen für alle, zum Einsteigen
Mein lichtdurchflutetes Atelier im Berner
braucht es keine Vorkenntnisse.
Mattequartier ist ein kleines Paradies: Werkstatt,
Von 2009 – 14 unterrichtete ich angehende
Laden, Kurslokal, Bibliothek und Studierstube
Korb-und Flechtwerkgestalterinnen in den Fach-
in einem und nicht selten auch ein geschätzter
bereichen Kulturgeschichte, Flechten (aussereu-
Treffpunkt zu gutem Gespräch bei einer Tasse
ropäisch), Gestaltung und Projektarbeit.
Tee. Suchen, Finden, Erforschen, Anwenden, Be-
Die Kursthemen basieren hauptsächlich auf
wahren und Weitergeben sind die spannenden
meinem autodidaktisch erworbenen Kenntnissen,
Stichworte meiner Werkstatttage. Und wie im
die ich undogmatisch weitergebe: ich teile, was ich
obenstehenden Shaker-Zitat umschrieben, kann
selber gefunden und erprobt habe. Es ist mir wich-
ich mir kein schöneres Arbeitsfeld für mich den-
tig, eine offene und wohlwollende Lernatmosphäre
ken!
zu schaffen. Wichtigste Stichworte sind dabei:
MONIKA KÜNTI FLECHTWERK- UND TEXTILGESTALTERIN
klein anfangen, Fehler machen, Perfekti-
Zunächst werden die einzelnen Techniken
Noch gab es kein Buch über dieses
onsansprüche aufschieben, selber denken
anhand von Prototypen erlernt und einge-
Thema – es ist sozusagen das Buch, das
lernen statt «nachbeten», übersetzen statt
übt und erst in einem zweiten Schritt in
ich selber gebraucht hätte, als mich diese
kopieren, aus Prototypen und Modellen
konkrete Produkte übersetzt.
Techniken vor Jahren im Museum in Basel erstmals faszinierten. Die Inhalte sind:
EINHÄNGEN & VERSCHLINGEN
Historisch-Ethnologisches, Theorie/Schritt-
selber erfinden, improvisieren, entwickeln,
Die Unterlagen bearbeite und erweitere
für-Schritt-Anleitungen, Projekte, Galerie,
Üben kann man nicht abkürzen, genie-
ich laufend weiter – das schönste bisher
Quellen. Ein selbst entwickeltes System
ssen, dran bleiben. Neben dem Lehren
vorliegende Beispiel ist sicher das Buch
von Piktogrammen hilft, die Übersicht zu
will ich aber immer auch selber Lernende
«einhängen & verschlingen», im Frühling
gewinnen und zu bewahren.
bleiben und mich weiter entwickeln. Jeder
2014 im Haupt Verlag erschienen.
Seit rund zwei Jahrzehnten übe ich
Kurs schenkt mir neue Lern-Mosaiksteine,
In diesem Werk bündeln sich Erfahrun-
mich also in der Disziplin des Wissens
das finde ich aufregend und spannend. Die
gen der vorhergehenden 20 Jahre: Leiden-
transfers. Zur Anzahl der – meistens sehr
ausführlichen Kursunterlagen, die ich in
schaft für ein Thema, Kunst, Handwerk,
zufriedenen – Kursteilnehmenden führe
Form von Scripts abgebe, werden durch
Ethnologie, Analyse, konkrete Anleitung,
ich keine genaue Statistik, es sind aber mit
die Lernenden ergänzt und vervollständigt.
Freude am Schreiben.
Sicherheit inzwischen einige Hundert ...
Handwerk 2/2014
alien, historisch-ethnologischer Kontext,
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lernen, Sorgfalt im Umgang mit Materi-
Die Jury nominiert die beiden Wagner Hans Lüscher und Simon Oehrli, die über zwei Generationen das klassische Wagnereihandwerk weiterführen. Sie zeigen ein gut gestaltetes, auf das traditionelle Handwerk des Wagners ausgerichtetes Lehrmittel, das in der Ausbildung von Lehrlingen zum Einsatz kommt.
Simon Oehrli Chämelistrasse 15 3782 Lauenen b. Gstaad info@wagnerei-oehrli.ch
DAS WAGNERHANDWERK Mit der Wandlung der Industrie in den vermehr und mehr verloren. Bis etwa 1960 gehörten
DAS KLASSISCHE HOLZSPEICHENRAD Das Lehrmittel: Im Lehrmittel «Das klassische
Lehrlingsausbildung / Kurse / Schulungen
Holzspeichenrad» ist die Herstellung eines Rades
das Rädermachen und die Massivholzverbindun-
- Lehrlingsausbildung 1992 – 1994
Schritt für Schritt dokumentiert. Die Broschüre
gen zu den Routinearbeiten in den Wagnereien,
Übernahme eines aufgelösten Lehrverhält
umfasst ebenfalls das Vorgehen bei Radreparatu-
von denen es fast in jedem Dorf eine gab. Alle
nisses für die letzten zwei Ausbildungsjahre.
Wagner, die diese Fertigkeiten regelmässig anwen-
- Wochenweise Lehrlingsaustausch 1999 – 2005
deten und damit beherrschten, sind heute über
Lehrlinge kamen aus Ausbildungsbetrieben
70 Jahre alt. Daher ging und geht viel Wissen
um Arbeiten zu lernen, die in ihrem Lehrbe-
verloren.
trieb nicht ausgeführt werden.
Studien, dass das Erdöl zur Neige geht, sind zur Genüge vorhanden. Wir wissen nicht, ob es künftig Zeiten gibt, in denen die Landwirtschaft
- Mithilfe bei Einführungskursen in der Berufsschule Langenthal - Kursleiter von Wagnerkursen im Kurszentrum Ballenberg
ren und Beschriebe für die notwendigen Schmiedearbeiten.
MASSIVHOLZVERBINDUNGEN Das Lehrmittel: Die Dokumentation umfasst den Beschrieb der diversen Massivholzverbindungen im Wagnerhandwerk. Zudem wird das Feilen von verschiedenen Sägen erläutert. Zu fast jeder beschriebenen Verbindung im Lehrmittel existiert
zurückgreifen muss. Dies weil z.B. Treibstoff für
- Etliche Schnupperstifte
ein Muster an welchem der Einsatz und die Her-
Traktoren oder Rohstoffe für Landmaschinen aus-
- Erneuter Lehrvertrag ab Sommer 2014
stellung ersichtlich sind.
gehen oder nicht mehr erschwinglich sind. Verlorenes Wissen, das sich in Jahrhunderten entwickelt hat, kann dann nicht einfach aus dem Handwerk 2/2014
Leidenschaft und Berufsstolz investierten:
gangenen Jahrzehnten ging das Wagnerhandwerk
wieder auf alte Produktionsmethoden und Geräte
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Besondere Einsätze, in die wir seit 1984 Zeit,
Tage der Offenen Türen / Betriebsführungen - sechsmal durchgeführt mit praktischen
Ärmel geschüttelt werden! Deshalb ist es immens
Vorführungen und Attraktionen: Drechseln,
wichtig, dass das noch vorhandene Wissen der
Diaschauen von komplexen Aufträgen, Band-
Nachwelt erhalten bleibt, damit Reparaturen und
säge mit Veloantrieb
Nachbauten auch in Zukunft korrekt ausgeführt
- Betriebsführungen von Schulklassen,
werden können! Sämtliche Werkzeugstiele, Ge-
Vereinen, Institutionen, Firmen und
räte, Fuhrwerke und sonstige Hilfsmittel wurden
Seniorenvereinigungen
vom Wagner angefertigt. Kurz – ohne Wagner ging nichts! Ausser Bildbänden ist keine Literatur vorhanden, Lehrmittel mit genauen Angaben zum Vorgehen existieren nicht. Aus diesen Gründen haben wir, Hans Lüscher und Simon Oehrli im 2008, das erste Lehrmittel «Das klassische Holzspeichenrad» erarbeitet. Diese Dokumentation kam bei allen Anwendern (Wagner, Wagner-Lehrlinge, Berufsschullehrer und vielen Technik-Interessierten) außerordentlich gut
Ausstellungen - Sonderausstellung «Wagnerei Lüscher» im Dorfmuseum Gontenschwil - Teilnahme an regionalen Gewerbeausstel lungen im Wynental - Sonderausstellung «Wagnerei Vogel» im Strohhausmuseum Kölliken (Holzverbindungsmodelle) Print, Radio, TV - Seit 1984 sind über 70 Artikel in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften erschienen.
an. Dies war uns Ansporn im Frühjahr 2014 eine
- Zwei Radiosendungen auf DRS1
zweite Dokumentation mit dem Thema «Massiv-
- Diverse Auftritte in lokalen und nationalen
holzverbindungen» herauszugeben.
TV-Stationen
Diese beiden Lehrmittel sind mittlerweile in allen Ausbildungsbetrieben im Einsatz!
SIMON OEHRLI UND HANS LÜSCHER WAGNEREI
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Handwerk 2/2014
PRIX JUMELLES
Handwerk 2/2014 38
Ausstellung der Nominierten im Gutshof von Novazzano, Freilichtmuseum Ballenberg. Wir danken für das Gastrecht. 6. September bis 31. Oktober 2014 täglich 10.00 bis 17.00 Uhr Karte: © www.viscomm.ch