Herausgegeben von der Distel Vereinigung Nr. 149/150/2020 www.kulturelemente.org info@kulturelemente.org redaktion@kulturelemente.org
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Wald und Mensch im Land im Gebirge – eine wechselvolle Beziehung durch Jahrhunderte Florian Blaas
1. Allgemeine Überlegungen Nachdem die Gletscher wegen der damaligen Klimaerwärmung vor rund 12.000 Jahren dahingeschmolzen sind, kann der Wald auch im Land im Gebirge wieder Fuß fassen. Und „Fuß fassen“ ist durchaus wörtlich gemeint: Wald kann nur dort wachsen, wo die Samen der Bäume, seiner wichtigsten Bestandteile, genügend tiefgründige Böden vorfinden, damit ihre Wurzeln das Bodenwasser anzapfen und die Stämme im Boden verankern können. Mit den Stämmen schieben die
Bäume ihre Äste der Sonne entgegen, um in ihren Nadeln und Blättern Photosynthese zu betreiben: Sonnenenergie + Wasser + Kohlendioxid = Biomasse + Sauerstoff. Die Pflanzen erzeugen Biomasse, speichern Energie und spenden Sauerstoff, während der Mensch – und die Tiere – durch „Verbrennen“ der Biomasse und Einsatz von Sauerstoff Energie gewinnen. Allein diese Gleichung offenbart, wie die Verhältnisse stehen, wer hier wen braucht: der Mensch ist auf den Wald angewiesen, aber nicht umgekehrt. Wohl auch um diese
Inhalt Einen kulturhistorischen Ausflug ins Unterholz unternimmt Haimo Perkmann.
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Über den Schutzwald und die Technologie referiert der Forsttechniker Sebastian Mayrgündter.
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Zum Bäume pflanzen ruft Ariane Benedikter auf.
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Mauro Sperandio begeht mit sieben Persönlichkeiten den Wald und sammelt deren Eindrücke.
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Anna Quinz hat zum Wald Daniela Berta und Andrea Lerda vom Museo Nazionale della Montagna in Turin befragt.
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Judith Welter vom Kunsthaus Glarus hat sich in Südtirols Kunstszene umgesehen. Ein Interview mit ihr bildet den Auftakt zur neuen Curators Page-Serie.
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Mit Gedichten bespielt Christa Issinger die SAVANNEN.
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FOTOSTRECKE Cantieredivaia – Dolomiti Contemporanee zum Unwetter Vaia. DIE GALERIE erweitert in Zusammenarbeit mit dem Bozner foto-forum die dortige Ausstellung WE ARE HERE von Roberta Segata.
Der Wald – Mein Freund
Unserem Ruf in den Wald ist vielfach geantwortet worden, sodass aus der ursprünglich geplanten Einzelausgabe die Doppelnummer 149/150 entstanden ist. Hannes Egger / Haimo Perkmann
HERAUSGEBER Distel-Vereinigung ERSCHEINUNGSORT Bozen PRÄSIDENT VORSTAND
KOORDINATION
Martin Hanni Johannes Andresen, Peter Paul Brugger, Gertrud Gasser, Bernhard Nussbaumer, Reinhold Perkmann, Roger Pycha Hannes Egger, Haimo Perkmann
MICHELANGELO PENSO Vibration tree Installation aus Fichtenbaumstämmen und Audiozeitzeugenberichten zu Vaia FOTO Giacomo De Donà
offensichtliche Abhängigkeit zu vertuschen, werden die menschlichen Ansprüche an den Wald als „Funktionen des Waldes“ bezeichnet. Gäbe es im Herzen der Alpen keine Menschen, würde hier der Wald überall wachsen, wo Boden und Klima dies ermöglichen – also nur nicht im Hochgebirge und in den Gewässern. Heute ist nach rund 5.000 Jahren Siedlungsgeschichte noch rund die Hälfte Südtirols mit Wald bedeckt, ohne den Menschen wäre es viel mehr. Man braucht nur die landwirtschaftlichen Kulturgründe, die Siedlungen und die Verkehrs- und Produktionsflächen dazu zählen, die unsere Vorfahren über viele Generationen hinweg dem Wald entrissen haben. Wenn man unter „Natur“ Lebensräume versteht, die vom Menschen weder geschaffen noch verändert werden, und unter „Kultur“ im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt, sind unsere heutigen Wälder der Kultur näher als der Natur, da der Mensch, seitdem er hier sesshaft geworden ist, den Wald aktiv beeinflusst. Laut „Hemerobiestudie“ über Südtirols Wald aus dem Jahr 1997 sind zwar 35% der Waldfläche als natürlich oder naturnahe einzustufen, jedoch 41% sind vom Menschen mäßig und 24% stark verändert worden oder künstlich. Als der Mensch mit Ackerbau und Viehzucht in den großen Alpentälern beginnt, sieht er den Wald, der damals noch ein Natur-, also Urwald ist, bald als Hindernis, das es zu beseitigen gilt. Effizientestes Mittel zur Vernichtung des Waldes auch auf großen Flächen war und ist das Feuer, die Brandrodung schafft schnell freie und gut gedüngte Flächen, Feuer ermöglicht es, mit einfachen Mitteln und geringer Anstrengung eine Natur- in eine Kulturlandschaft umzuwandeln. Solch ein Ergebnis ausgedehnter Brandrodungen vor unserer Haustür sind viele Almen, die im frühen Mittelalter noch dicht bewaldet waren. Weil das Zündeln für den Wald immer noch gefährlich ist, enthalten auch noch Forstgesetze der heutigen Zeit Bestimmungen zum Thema „Feuer anzünden im Wald“.
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Wenn Wald gerodet wird, um diese Fläche anders zu nutzen (z.B. als Wiese oder Weide, Skipiste, Siedlungsfläche, Infrastrukturfläche), werden nicht nur die oberirdischen Teile der Bäume (Stamm mit Ästen, Blättern oder Nadeln), sondern auch die unterirdischen, die Wurzelstöcke, entfernt und der Boden wird bearbeitet, die Waldfläche nimmt ab. Wo hingegen die oberirdischen Teile alleine entfernt werden („Holzschlägerung“ oder „Holznutzung“ oder andere Nutzungen des Waldes z.B. Gewinnung von Harz, Rinde, Streu, Zweigen...), bleibt diese Fläche trotzdem Wald und der Boden unbearbeitet. Wird Wald abgeholzt, aber nicht gerodet, wachsen innerhalb weniger Jahre dann wieder neue Gehölze, Sträucher und Bäume, diese Fläche bleibt weiterhin Wald – auch wenn ein zwei m hoher dichter Jungwald aus Lärchen ganz anders ausschaut als ein 25 m hoher lockerer Altbestand aus Zirben.
Der Mensch hat den Wald und die darin lebenden Geschöpfe immer schon genutzt: gleichzeitig und nacheinander als Jagdrevier, Weide für seine Haustiere, Nahrungsquelle, Apotheke, Vorratskammer für Haus und Hof, Lager für Bau- und Werkholz, Brennholzlieferanten, Energielieferanten für die Gewinnung von Salz in den Salinen und zum Schmelzen von Metallen, Trinkwasserreservoir, Lawinenverbauung, Rückzugsort, Kohlenstoffspeicher, Freizeitpark… Diese Nutzung erfolgte und erfolgt immer im Ringen um verschiedene private Interessen und das öffentliche Interesse und unter mehr oder weniger genauer Beachtung von schriftlich festgehaltenen Regeln. Daher gibt es seit mindestens 800 Jahren Bestimmungen (Weistümer, Waldordnungen, Forstgesetze) über die Benützung der Wälder, welche die Bestrafung bei Übertretungen und die Organe zur Überwachung festlegen (Holzmeister, Forstmeister, Waldmeister, Waldaufseher, Förster...). 2. Ein Blick zurück Im frühen Mittelalter wird der Wald gemeinsam zur Deckung elementarer Bedürfnisse genutzt, er bietet Weide, Holz und Jagd. Der Wert einer Waldfläche wird nach dem darauf zu schlägernden Holz bemessen oder aber nach der Anzahl der darin zu mästenden Schweine. Nach und nach, von Gebiet zu Gebiet verschieden, wird der Wald in Privat-, Gemeinde- und Staatswald eingeteilt. Bald werden Regelungen zum Schutz des Waldes erlassen, so findet sich im Weistum der Ortschaft Keller bei Bozen (heutiges Gries) im Jahre 1190 folgende Bestimmung: „Wer sich unterfängt, den Gemeindewald zu verwüsten oder anzuzünden, dem soll die Hand abgehauen werden ohne Unterschied des Standes“. 1385 ergeht der Befehl von Herzog Leopold III von Habsburg, in den Wäldern der Saline Hall das Brandroden und Rauten (Rodung) zu verbieten. Nicht nur die Rodung, auch die Nutzung der Wälder wird eingeschränkt, es werden maßgeschneiderte Vorschriften erlassen und verschiedene „Bannwälder“ ausgeschieden, wo gar kein Holz genutzt werden darf (z.B. bei Gefahr von Abbrechen von Lawinen) oder bestimmte Nebenprodukte des Waldes nicht gesammelt werden dürfen (z.B. Streu), wo nur gewisse Holzsortimente (z.B. Bauholz) oder Holz nur in einer eingeschränkten Zeitspanne oder gar nicht geschlägert werden darf oder Waldteile für besondere Zwecke reserviert werden (z.B. Wegreparatur, Brückenbau). Solche Vorschriften finden sich z.B. im Weistum von Dorf Tirol 1462 (Zeitraum Holzschlägerung), Stilfs 1721 (Verbot Streukratzen) oder Vetzan 1751 (Verbot Aushacken Kranewitt). Erst im Kaiserlichen Patent vom 3. Dezember 1852 werden im Kaiserthum Österreich die vielen regionalen Waldordnungen durch ein zentrales Forstgesetz abgelöst, wobei weiterhin neben der Pflicht zur Rodungsbewilligung (Paragraph 2: „Ohne Bewilligung darf kein Waldgrund der Holzzucht entzogen werden“) die Nutzfunktion des Waldes im Vordergrund steht – der Ausdruck „Holzzucht“ zieht sich wie ein roter Faden durch mehrere Paragraphen.
1923 stellt das Dekret Nr. 3267 des Königs von Italien die Nutzfunktion erstmals an die zweite und die Schutzfunktion des Waldes an die erste Stelle, in dem die bereits 1877 eingeführte „Nutzungsbeschränkung“ („Vinkulierung“) bestätigt und ausgebaut wird. Diese schränkt die freie Verfügbarkeit des Grundeigentümers ein, um im öffentlichen Interesse Erosion vorbeugen zu können – der Bauer muss den Förster fragen, wenn er in seinem Wald Holz schlägern oder seine Rinder weiden lassen möchte. 3. Der Stand der Dinge aktuell Das geltende Landesforstgesetz für Südtirol aus dem Jahre 1996 übernimmt das Konzept der „forstlich-hydrogeologischen Nutzungsbeschränkung“ aus dem Jahre 1923, bringt erstmals die Lebensraum- und Kulturfunktion ins Spiel und legt in seiner Durchführungsverordnung die Reihenfolge der Waldfunktionen fest: Die Lebensraumfunktion bildet die Grundlage für die übrigen und ist diesen übergeordnet, dann folgen Schutz-, Nutz- und Kulturfunktion. Die Schutzfunktion umfasst unter anderem auch den Schutz natürlicher Waldgesellschaften, die Speicherung und Reinigung des Boden- und Trinkwassers und die Verbesserung der Kohlenstoffspeicherung. Die Kulturfunktion beinhaltet unter anderem die Inanspruchnahme des Waldes für das körperliche und geistige Wohlbefinden des Menschen, beispielsweise die Erholungswirkung, sowie die Verbundenheit des Menschen mit Natur und Wald, auch in Sagen und Märchen. Natürlich enthält dieses Landesforstgesetz auch den Begriff „Nachhaltigkeit“. Dieser ist von Hans Carl von Carlowitz 1713 geprägt worden, da er befürchten muss, dass ihm das Holz für den Bergbau ausgeht. Der Begriff ist über 300 Jahre alt, ursprünglich nur für das Holz gedacht gewesen, jedoch heute allumfassend: er bedeutet, täglich sorgsam mit den Ressourcen umzugehen, vorausschauend und langfristig über mehrere Generationen hinweg zu planen, ohne den derzeitigen und künftigen Bestand zu gefährden, und dafür auch Einschränkungen bei der Befriedigung von kurzfristigen Bedürfnissen in Kauf zu nehmen. Wie man an den Regelungen ablesen kann, hat man im Laufe der Jahrhunderte unterschiedliche Ansprüche an den Wald gestellt: mussten die Forstorgane einst nur die Rodungen überwachen und bei der Holzschlägerung zwischen Nutz- und Schutzfunktion vermitteln, kommen am Beginn des 21. Jahrhunderts neue Themen dazu. So werden heute beispielsweise Freizeit und Erholung für Einheimische und Gäste immer wichtiger oder die Sicherung von gutem und ausreichend Trinkwasser. Das nachfolgende Beispiel zeigt auf, wie der Ausgleich der verschiedenen Interessen konkret erfolgt und welche Waldfunktionen im Spiel sind. Die Abwägung der Interessen im Wald erfolgt, wenn ein Förster Bäume für die Schlägerung freigibt (mit dem „Forsthammer auszeigt“), denn er muss bei jedem Baum alle Waldfunk-
tionen „checken“ und neben den Ansprüchen des Waldeigentümers auch ökologische (waldbauliche) Gedanken und Überlegungen zur Holzbringung berücksichtigen. Hat ein Waldeigentümer nur einen steilen Wald abseits von Straßen, muss das Holz mit dem Seil geliefert werden; das bedeutet, dass nicht nur einzelne Bäume, sondern möglichst Gruppen von Bäumen zur Schlägerung frei gegeben werden. Wird Lärchenbauholz gebraucht, zeigt der Förster eine Gruppe von geraden und dicken Lärchen auf einer weniger steilen Geländestufe aus, lässt aber windschiefe, mehrgipfelige Exemplare mit Spechthöhlen daneben stehen, da diese einen Lebensraum für Höhlenbrüter bilden und ohnedies Brennholz beim Schneiden des Bauholzes anfällt, ebenso zeigt er im steilen Abschnitt des Waldes keine Bäume wegen drohender Lawinengefahr aus. 4. Der Versuch eines Ausblickes Und wieder gibt es eine Klimaerwärmung, die Permafrostböden tauen auf und auch die letzten Gletscher schmelzen jetzt dahin. Diesmal ist die Erwärmung vorrangig vom Menschen verursacht, der durch Verbrennung im großen Stil von Erdöl, Erdgas und Kohle viel darin gespeichertes Kohlendioxid freisetzt, welches als Treibhausgas die Temperatur ansteigen lässt. Mehr Kohlendioxid und höhere Temperaturen ermöglichen es einerseits, im Land im Gebirge die Waldgrenze weiter nach oben zu schieben, andererseits werden weiter unten an den Hängen Baumarten gestresst, die anfällig für Trockenheit sind. Außerdem verändert sich die Zusammensetzung der Arten im Wald, wenn auch durch die Globalisierung sogenannte „Neophyten“ eingeschleppt werden, die sich dann hier, da weitgehend ohne Gegenspieler, auf Kosten der einheimischen Arten stark ausbreiten können, wie das Südafrikanische Greiskraut, das nicht nur im Gleisschotter der Bahnhofe von Bozen und Meran prächtig gedeiht, sondern auch in den Weinbergen und Wäldern am Ritten oder am Vinschger Sonnenberg und auch schon am Nörderberg. Als invasiver Baum-Neophyt ist der Götterbaum zu nennen, der beispielsweise die Laubwälder in der Talstufe unterwandert. Wenn sich das Klima erwärmt, werden auch die extremen Ereignisse zunehmen – wie gerade der Sturm Vaia Ende Oktober 2018 oder die intensiven Schneefälle bis in die Tallagen um Mitte November 2019 mit jeweils großen Schäden im Wald gezeigt haben. Was ist also zu tun? Nicht auf den Nachbarn warten oder auf den Förster hoffen, sondern alle können durch überlegtes Konsumverhalten einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass so wenig wie möglich Kohlendioxid in die Luft geblasen wird. Im Freizeitverhalten sollte der Wald als großer Freund begriffen und behandelt werden, dem man mit Achtung und Respekt begegnet. Kurzum – Nachhaltigkeit in allen Bereichen kann der Schlüssel für eine gute Zukunft sein.
Wald Seite 3
„Von dichten Wäldern war die Welt ursprünglich überwuchert. Darin hausten wilde, rohe Giganten, ohne Moral und Religion. Es sollen asoziale Einzelgänger gewesen sein, die nichts anderes als den dunklen Wald kannten. Wie sie durch die Wälder trampelten glichen sie Fischen im Wasser, die den Wald vor lauter Bäume nicht erkannten. Eines Tages aber grollte es am Himmel und ein schreckliches Unwetter zog auf. Mit einem unglaublichen Krach schlug ein Blitz in einen Baum und dieser brannte aus, sodass eine Lichtung entstand. Erst dadurch erkannten die Giganten, dass es etwas jenseits des Waldes gab. Die Lichtung gab nicht nur den Blick auf den Himmel, sondern auch auf den Wald frei. Also griffen sie zur Axt, rodeten Lichtungen, errichteten Hütten und wurden sesshaft.“ So beschreibt der italienische Philosoph Giambattista Vico in seiner Scienza Nuova von 1744 die Menschwerdung der Giganten. 325 Jahre später, am 29. Oktober 2018, krachte es wieder am Himmel. Lange Zeit hat es nicht geregnet, die Wälder, Felder und Berge waren trocken. Aus dem Meer im Westen kam Vaia und stürmte über die Ostalpen. Die Menschen saßen in ihren von Stromausfällen betroffenen Häusern in Dunkelheit und hofften, dass ihnen der mit bis zu 200 km/h dahin fegende Sturm nicht die schützenden Dächer wegriss. Im Wald krachte und borst es. Wie am nächsten Tag die Sonne sich über die Berge schob, lagen allein in den italienischen Alpen 8,6 Millionen Kubikmeter Holz auf einer Fläche von 41.000 Hektar am Boden. Wo einst Wälder standen, waren nun Lichtungen entstanden. Das Ökosystem Wald lichtet sich nicht nur in den Alpen. Lichterloh brennen immense Waldflächen, vom Amazonasbecken über Kalifornien und Sydney bis zur sibirischen Taiga. Ein Aufschrei geht durch die Welt. Graswurzelbewegungen entstehen und machen mit spektakulären Aktionen auf den Klimawandel und das Sterben der Wälder aufmerksam. Weltweit setzen sich Menschen dafür ein, dass der ökologische Raubbau mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln eingedämmt und, wo möglich, rückgängig gemacht wird.
Wie es aus dem Wald ruft... ANNA GROAZ Co-creazione Installation FOTO Giacomo De Donà
Der Begriff Wald ist naturgemäß vage. Ab wie vielen Bäumen sind die Bäume ein Wald? Dennoch hat der Wald als Wille und Vorstellung in unserem kollektiven Gedächtnis zahlreiche Wandlungen erfahren und eine lange, facettenreiche Geschichte hinter sich. So wandelte er sich vom Ort des Lebens und Schutzes, voller beseelter Kultplätze, in einen Ort des Unbekannten, in dessen dunkler Tiefe Wölfe und Bären, aber auch Zwerge, Riesen und Trolle hausten. Je nach Epoche fürchtete man sich im Wald mehr vor Hexen, Wölfen oder Räuberbanden. Ganz anders der Wald der Romantik, ein beschaulicher Ort zur seelischen Erbauung, ideal für eine Landpartie oder einen Waldspaziergang. Erste Wanderer kommen in die Berge.
sich in Sicherheit wiegt. So führte der Allmende-Raub der frühen Neuzeit zu manchem Todesurteil gegen den, der sich zu sicher fühlte und beim Jagen oder Fischen erwischt wurde. Der deutsche Wald... Mit der industriellen Revolution hielt die Romantik – und mit ihr die Verklärung der Natur und des Waldes als Ort der Ruhe, Muße, Echtheit und Kontemplation – Einzug in das kollektive Befinden, vor allem der Deutschen, und manifestierte sich alsbald in Dichtung, Malerei und Musik. So spielt der Wald eine zentrale Rolle in vielen Märchen der Gebrüder Grimm oder Opern wie dem Freischütz. Zahlreich die Metaphern, die in jener Zeit „wurzeln“: die deutsche Eiche, einer, der aus diesem oder jenem Holz geschnitzt ist, und so weiter. Bis heute verehren die Deutschen ihre Wälder und Haine. Doch der Wald ist groß und es ist leicht, sich in ihm zu verirren. So gibt es außerhalb Deutschlands und Österreichs wenig Verständnis dafür, wenn sich die berühmte German Angst periodisch zu Wort meldet und sich in apokalyptischen Szenarien wie Waldsterben und Saurer Regen ergießt.
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die vormals „grässlichen Felsen“ – die gefürchteten Berglandschaften, die man notgedrungen überqueren musste, weil das Tal noch von Sumpfgebieten dominiert wurde – zunehmend als naturschön wahrgenommen. Von da an
ging es aufwärts mit der Reputation des Waldes: frische Luft, Erholung, Wandern... bis zum heutigen Wellnesswald beim Waldbaden. In den Alpen spielt der Wald naturgemäß seit jeher eine große Rolle, wirtschaftlich sowie als Rückzugsort, aber auch als Schutz vor tödlichen Erosionen, Muren und Lawinen. In den Bergen galt es stets, Naturereignisse rasch zu interpretieren, um darauf reagieren zu können. Schutz und Gefahr Warum sollte es dem Wald besser ergehen als dem Meer. Auch dort hausten Ungeheuer, noch im frühchristlich romanischen Weltbild waren die Meere von
LUANA BISESTI Geografie del vento Installation FOTO Giacomo De Donà
Seeungeheuern und die Wälder von Monstern, Nymphen und Zentauren bevölkert, die ihr Unwesen trieben. Die Natur- und Walddarstellungen in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gemälden sind denn auch alles andere als farbenprächtig oder romantisch verklärt. Die Natur sichert das Überleben und ist doch feindlich. Nicht zufällig wurde sie im Laufe der Geschichte immer wieder als Gegensatz zur Kultur und zum Menschen begriffen. Etwa der Mensch im Naturzustand bei Vico oder Hobbes. Die Landbevölkerung lebte also nicht nur von der Natur, sie war ihr zugleich ausgeliefert, der Wald als solcher aber war auch Zuflucht und Versteck. So berichtet der schwäbische Schuhmacher Hans Heberle, dass er sich mit der gesamten Familie während des Dreißigjährigen Krieges dutzende Male in Ulm oder im nahen Wald vor Soldaten oder marodierenden Landsknechten verstecken musste. Der Wald als Rettung – für den, der sich darin auskennt. Aber auch als tödliche Falle für den, der
... und andere Wälder Denn in anderen Kulturen evoziert der Wald weit geringere oder ganz andere Konnotationen. Im Zentrum der italienischen Narration etwa steht die Stadt, in der städtischen Kultur liegt Zivilisation. Wald, Natur und Landbevölkerung erlangen hier erst mit dem Aufkommen der sozialen Bewegungen im 20. Jh. eine emanzipatorische, teils verklärte Aufwertung. Literarische Beispiele für eine Auseinandersetzung mit dem Wald wären Italo Calvino mit il barone rampante aus seiner Trilogie I nostri antenati, vor allem aber Giorgio Bassani mit den Gärten der Finzi Contini. Der romantische giardino mit seinen Wäldchen und Bäumen ist als Ort des Eskapismus bei Bassani ins Negative gewendet: wohlhabende jüdische Bürger, die unter Bäumen Tennis spielen und nicht wahrhaben wollen, dass der Garten allein, umgeben von einer feindlichen Außenwelt, sie nicht schützen wird. Im Gegenzug dazu steht der Baum, Gegenstand der Wissenschaft und Leidenschaft der Tochter des Hauses Micól. Er ist klar zu bestimmen. Fakten statt Schutz und Zeitvertreib. Bassani selbst pflanzte am Tag der Einführung der Rassengesetze in Italien eine Magnolie in den Innenhof seines Elternhauses. Das wachsende Leben als privater Akt des Widerstands gegen die totalitäre Unterdrückung von Leben. Wald- und Naturverherrlichung finden hier nicht statt, und wenn, dann eher als Bewunderung für das Naturschöne.
FILIPPO ROMANO Dentro a Vaia Fotoserie mit 26 Bildern FOTO Nicola Noro
Vor lauter Bäumen... Der Begriff Wald ist also vage. Unsere Vorfahren hatten verschiedenste Begrifflichkeiten für große und kleine, dichte und lichte Wälder, Laub oder Nadelwälder und viele mehr. Heute wird der Wald in die Stadt getragen. Parks mit Wäldchen und Seen sind unumgänglich in Millionenstädten und Metropolen über 10 Mio. Einwohner wie Tokyo oder New York. Dabei nehmen die Stadtwald-Kombinationen immer bizarrere Formen an, etwa der Hochhauskomplex bosco verticale in Mailand. Grüne Fassaden boomen und in China, wo man Projekte gar nicht erst klein andenkt, entstehen ganze Waldstädte. Das Gegenstück zur città ideale der Renaissance.
... den Wald nicht sehen Wer das Renaissance-Gemälde Die ideale Stadt betrachtet, wird feststellen, dass in dieser makellosen Stadt, dem Prototypen aller lebenswerten Städte, kein einziges zartes Pflänzchen aus dem Boden ragt. Gebäude und Straßen, alles wirkt steril, fahl und kubistisch. Das selbe Verhältnis zum Wald sehen wir in Ambrogio Lorenzettis Allegoria ed Effetti del Buono e del Cattivo Governo im Palazzo pubblico in Siena. Eine baumlose Hügellandschaft, wenige Bäume säumen den Weg. In einer Welt, in der noch verunreinigtes Wasser aus dem Brunnen geholt wurde und die Gassen voller Erde und stinkender Exkremente waren, muss die ideale Stadt in der Vorstellung der Zeitgenossen wohl sauber und steril aussehen. Probleme der Zeit. Der Zeit ihre Kunst. Mit De Chirico, aber auch mit der città metafisica des Rationalismus nach einer Idee von D’Annunzio kehrt das Bild der baumlosen città ideale der Renaissance 400 Jahre später wieder zurück.
Vertikale und horizontale Pfade Die Philosophie wählt den Wald, die Religion den Baum. Er ist Sinnbild in zahlreichen religiösen Erzählungen. Der tief wurzelnde und in die Höhe ragende Baum ist klar umrissen und reich an Metaphern, verkörpert er doch den Zyklus des Lebens. Der Wald dagegen ist vage, undurchsichtig, es führt kein Weg durch das Gestrüpp, das Dickicht ist voller Untergehölz. In diesem Licht voller Schatten bewegt sich auch Enzo Pacis philosophische Auseinandersetzung mit Giambattista Vico in: Ingens Sylva. Worin besteht nun dieser immense Wald, den Paci kurz nach der verbrannten Erde des Zweiten Weltkrieges konzipiert? Wir selbst sind der Wald; immer eingedenk der Dichotomie von Kultur und Natur, Natura
naturans und Natura naturata. Das Bild des Waldes mag der Kultur und dem Denken oft geholfen haben, doch hat er nicht aufgehört dunkel zu sein; groß, besorgniserregend und voller Geister. Diese Metapher des Waldes und seine Wildheit beschäftigt Vico. Der Wald als Synthese aus Barbarei und Zivilisation. Paci zufolge geht es dem Parthenopeischen Philosophen nicht darum, den Wald ungestört aus der Ferne zu betrachten, sondern sich in dem Gewirr von Zivilisation und Barbarei zurecht zu finden. Vicos Ziel sei es, diese Dialektik zu durchbrechen, um dem Lauf der Geschichte einen rationalen Rhythmus zu geben. Grüne Lunge, grünes Herz Von wenigen Akademikern und Vicos Visionen abgesehen, beginnt die Konzeption des Waldes als Umweltfaktor erst in der Nachkriegszeit, ab Mitte der 1960er Jahre wuchs die Skepsis gegenüber der profitmaximierenden industriellen Nutzung der vergangenen zwei
Jahrhunderte. Noch zehn Jahre zuvor war eine allgemein positive Stimmung gegenüber dem ungebremsten Fortschritt auch in der Landbevölkerung zu spüren. Strom, fließendes Wasser, Dusche im Haus, Unkrautvertilgungsmittel, Waschmaschine... wer nahm diese Neuerungen nicht gerne an? Schon bald aber waren die Folgen zu sehen, Flora und Fauna in Gegenden mit intensiver Landwirtschaft reduzierten sich stark zugunsten von Monokulturen. Heute wird der Wald weltweit als ökologisch schützenswerter Raum, als grüne Lunge der Erde wahrgenommen. Zugleich nutzen wir den Wald in Zentraleuropa nur mehr in geringem Ausmaß. Einheimisches Holz lohnt sich nicht, zumal in den steilen Alpen, denn die Holzschlägerung ist teuer, der Hiebsatz gering. Andernorts dagegen fallen Wälder Waldbränden oder gar illegaler Brandrodung zum Opfer. Die letzten artenreichen Wälder in Mitteleuropa werden zu Naturschutzgebieten erklärt. Doch riskiert der „geschützte“ Wald der Zukunft, ein Freiluft-Terrarium zu werden, das wir in Busreisen besuchen, zum Baden oder Waldbaden, oder um Ur-Lärchen zu bestaunen anstatt in Symbiose mit dem Wald zu leben. Dabei war der Waldbestand im ausgehenden Mittelalters vielerorts kleiner als heute. Ganze Wälder wurden ohne Skrupel abgeholzt und niedergebrannt, für die Weidehaltung, zur Erzgewinnung, im Krieg und zur Brandrodung. Einer interpretierte diese allgegenwärtige „Höllenhitze“ als Ursache allen Übels. Tödliche Hitze Geradezu visionär muss uns heute der chiliastische Phantast Quirinus Kuhlmann erscheinen, der in den 1670er Jahren den gesamten Kontinent bereiste, von London bis nach Istanbul, Jerusalem und Moskau, um den Regenten dieser Länder zu erklären, dass er die Ursache für all das Unglück der Menschheit kenne. Die Welt leide an zu großer Hitze und müsse abkühlen. Dazu aber bedürfe es einer tausendjährigen Kühlmonarchie. [„Auf daß da komme die Zeit der Erquickung, tempora refrigerii“1] Der Missionar der Kühlmonarchie schrieb tausende Kühlpsalmen zu „Herz Jesu Kuhlmannthume“ [„In sieben Pruefungsfeuer | durchkuehlt uns Gottes Weyher | und kuehlt uns wieder frisch“, 56. Kühlpsalm, Vers 19]. Als leibhaftiger „Sohn des Sohnes Jesum“ versuchte er mit seiner Außerwählten, die er Maria Angelica nannte, den zukünftigen Kühlmonarchen zu zeugen. Ironie des Schicksals, dass er auf Betreiben aller großen Konfessionen, die er vereinen wollte, allen voran Lutheraner und Calvinisten, im Oktober 1689 lebendig verbrannt wurde. Hätte er sich doch nur in einem seiner Breslauer Wälder versteckt.
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Zit. aus Volker Meid, in: Die deutsche Literatur im
Zeitalter des Barock, S. 275
Wald Seite 5
Wald Seite 4
Haimo Perkmann
DIMITRI GIANNINA PARA el VIEN to Installation FOTO Giacomo De Donà
Schutzwald & Technologie
Wald Seite 7
Wald Seite 6
Sebastian Mayrgündter
FRANCESCO NORDIO Nell’ecosistema Installation FOTO Giacomo De Donà
Ein zeitgemäßer, wirkungsvoller Schutz vor Naturgefahren ist heutzutage nur noch mit digitalen Mitteln zu gewährleisten. Damit der Mensch sich in den Bergen bewegen kann, setzen wir in den Alpen immer besser entwickelte Technologien ein. Diese erlauben es uns, das knappe urbare Land effizienter zu nutzen. Womit wiederum die Wertschöpfung in den Bergen erhöht wird – die jährlichen Meldungen über Rekordzahlen im Tourismus sprechen für sich. Die Technologien zeigen aber auch auf, wie verwundbar der Alpenraum ist. Extreme Naturereignisse stellen eine besondere Herausforderung dar, jährlich wiederholen sich Großschadenslagen in den Alpen. Das alpine Ökosystem verändert sich durch den Klimawandel rasant und mit ihm auch die Schutzfunktion des Waldes. Neben der Digitalisierung ist der Klimawandel eine der größten Herausforderungen für die Menschen am Berg. Dies wurde bei den Alpine.Expert Days im November 2018, organisiert von IDM Südtirol und abgehalten im NOI Techpark, deutlich, wo Südtiroler Experten die Gefahrenzonenplanung und speziell die Wirkungen des Waldes zum Schutz vor Sturzprozessen, Lawinen und Wildbachprozessen betrachteten. In Südtirol pflegen öffentliche Hand, Wissenschaft und Technologieunternehmen die Kulturlandschaft des Waldes. Im folgenden Beitrag soll im Spannungsfeld Mensch – Berg – Technologie aufgezeigt werden, wie die drei oben genannten Player auf das Ereignis Vaia reagierten. Die beiden wichtigen Schlagworte dabei sind Innovation und eine
umfassendere Berücksichtigung der Schutzfunktion des Waldes. Was hat das Sturmtief Vaia angerichtet? Um die Ausmaße der Verwüstung zu verstehen, genügt eine Fahrt ins Eggental. Beim Tief Vaia kam es zu heftigen Orkanböen mit bis zu 130 km/h. Die Kraft dieser Böen riss Bäume samt ihren Wurzeln aus dem Boden. Nach der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober zeigte sich ein Bild von unbändiger Naturgewalt. Selbst aus einer Entfernung von 786 Kilometern konnte man das Ausmaß der Zerstörung noch erfassen: Die beiden Satelliten Sentinel-2A und -2B der Europäischen Weltraumorganisation ESA zeichnen permanent hoch aufgelöste Bilder der Erdoberfläche auf. Diese Bilder zeigten den Waldbestand vom Vorjahr und im Vergleich dazu die verheerenden Auswirkungen des Sturms Vaia. Die Forstinspektorate schätzen, dass von den Windwurfereignissen in Südtirol eine Fläche von 5.918 ha betroffen ist, davon vorwiegend Fichten- und Tannenbestände und lediglich 9% der Lärchen und Zirbenbestände. Diese Menge entspricht: 1,3 % des Gesamtvorrates laut Nationaler Forstinventur 2005 (ca. 105 Mio. Vfm) und dem 2-jährigen landesweiten Hiebsatz. In manchen Gebieten ist der Verlust am Hiebsatz noch wesentlich größer (z.B. im LatemarGebiet: 16 Jahres-Hiebsatz). Konkret bedeutet das, dass eine ganze Generation kein Holz mehr ernten kann. Direkt erlitten die Wald-
eigentümer den größten wirtschaftlich-finanziellen Schaden: Durch das plötzliche Überangebot an Holz sind die Holzpreise stark gesunken, die Aufarbeitung des Sturmholzes ist jedoch um vieles aufwändiger, gefährlicher und dadurch auch kostenintensiver. Als Unterstützung für die betroffenen Waldeigentümer stellte die Landesverwaltung kurzfristig Beihilfen im Wert von 12 Millionen Euro für die Aufräumarbeiten zur Verfügung, um einen Anreiz zur zügigen Erledigung derselben zu schaffen. Die Aufräumarbeiten begannen sofort nach dem Sturm. Vorrangig war es notwendig, die Forstwege sowie übergeordnete Hauptverkehrsstraßen frei zu machen. In Südtirol waren bis zu 250 Kilometer befahrbare Straßentrassen und bis zu 40 Kilometer Wanderwege teilweise zerstört und unpassierbar. Nur dank der freiwilligen Arbeit der Feuerwehren und Helfern konnten diese Wege schnell wieder geöffnet werden. Dann ging und geht es darum, Bodenstabilität und Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und wiederherzustellen. Dazu wurden in 41 Gemeinden rund 7,4 Millionen Euro in 161 Projekte investiert und es wurde mit der Umsetzung von technischen und biologischen Maßnahmen zur Wiederherstellung der Schutzfunktion in Wäldern begonnen. Den zügigen Fortschritt der Aufräumarbeiten in Südtirol verdanken die betroffenen 2.100 Waldeigentümer in den 86 Gemeinden vor allem auch der guten Zusammenarbeit mit den Forststationen, den zuständigen Forstdomänen und den Unternehmen der Wertschöp-
fungskette Forst-Holz. Anhand einer Analyse der Holzernteverfahren, welche vom TIS Innovation Park Südtirol durchgeführt worden war, konnten die praktikabelsten Verfahren auf den Windwurfflächen empfohlen werden. Bis Ende September 2019 waren mehr als 90% der Flächen über 100 ha im stark betroffenen Eggental aufgeräumt, da dort in sehr vielen Gebieten moderne Harvester eingesetzt werden konnten. Mit hochmechanisierten Holzerntemaschinen und Tragerückschleppern halfen Firmen und Sägewerke auch aus Deutschland und Österreich mit. In Absprache mit den Grundeigentümern wurde parallel zu den Schadenserhebungen auch die Notwendigkeit von forstlichen Schutzmaßnahmen in Objektschutzwäldern überprüft. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf jene Schutzwaldflächen gelegt, in denen die Notwendigkeit von technischen Schutzmaßnahmen, auch in Verbindung mit Aufforstungen, besteht. Im Oktober 2019 konnte die Landesverwaltung vermelden, dass bereits zwei Drittel des Schadholzes beseitigt wurden: 1,5 Millionen Vorratsfestmeter Sturmholz auf 6.000 Hektar wurden aufgearbeitet, 682 neue Materialseilbahnen errichtet, 23 spezielle Kurse für Windwurfarbeiten abgehalten und 2 Millionen Bäume verpflanzt. Eine weitere Herausforderung war es, die betroffenen Gebiete vor einem Borkenkäferbefall zu schützen, da dieser Schädling sich besonders im liegen gebliebenen Schadholz vermehrt und anschließend auch den gesunden Wald befällt.
Neue Technologien in den Bergen 2017 initiierte das Südtiroler Zentrum für Angewandte Forschung, Eurac Research, das Projekt Sentinel Alpine Observatory (SAO). Dieses ermöglicht es, Satellitendaten und insbesondere die Daten des ESA COPERNICUS Programms zur besseren und rascheren Überwachung der Umweltdynamik in den Alpen zu nutzen. Der nicht zu unterschätzende Vorteil davon: die Berechnung von Kohärenzmessungen mit einem relativ kurzen Zeitintervall von nur 6 Tagen. Die Hauptaufgabe des Projekts besteht jedoch in der Entwicklung, Analyse und Validierung von neuen Methoden zur Bodenund Vegetationskartierung.
tig sind Kenntnisse im Bereich der Photogrammetrie und der Bildprozessierung. Da befallene Bäume anders reflektieren als gesunde, lässt sich der Gesundheitszustand der Vegetation schnell erkennen und selbst große Waldgebiete können rasch und effizient überwacht werden. Nicht zuletzt sind rechtliche Bestimmungen beim Einsatz von Drohnen in der Forstwirtschaft zu beachten, allen voran die Regelungen zum Schutz der Natur. So dürfen etwa Vögel während der Brutzeit nicht durch Drohnen gestört werden. Doch auch unabhängig von Tierschutzrechten muss sich ein Förster beim Einsatz von Drohnen in Sachen Ökoschutz sehr gut auskennen.
In Zukunft wird sich aus der Fähigkeit, große Datenmengen zu nutzen, ein großes Einsatzgebiet von Drohnen in der Forstwirtschaft entwickeln. Die großräumigen Windwurfflächen stellen eine Gelegenheit dar, die Waldbestände unter verschiedenen Aspekten zu untersuchen. So plant die Abteilung Forstwirtschaft in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Bozen und in Absprache mit interessierten Eigentümern, einige langfristige Versuchsflächen zu errichten, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Mit einer Webplattform vereinfacht Eurac Research die Datenvisualisierung, sodass Benutzer die Möglichkeit haben, mithilfe von Cloud-Computing-Services benutzerdefinierte Analysen durchzuführen. Bald fliegen Drohnen in einer Höhe von 100 Metern über dem Wald und machen kostengünstig detailreiche Aufnahmen von spezifischen Flächen. Daraus lassen sich genaue Geländemodelle ableiten. Ebenfalls wich-
Für die Forstwirtschaft müssen Drohnen genauso wie Satelliten in der Lage sein, genau solche Bilder zu erstellen, die für ihre Arbeit relevant sind. Außerdem müssen sie die geschossenen Bilder auswerten und aus ihnen Rückschlüsse auf den Zustand des Waldes ziehen können. Solide Technikkenntnisse gehören in Zukunft somit zum Anforderungsprofil eines Försters. Nur dann profitieren wir alle von den Informationen und Erkenntnissen, die Drohnen und Satelliten liefern.
Natur als Fundament
Wald Seite 8
Ariane Benedikter
Tityrus, du liegst zurückgelehnt unter dem Laubdach einer breitästigen Buche und übst versunken auf der dünnen Rohrpfeife ein Lied; wir aber verlassen das Gebiet und die lieben Fluren der Heimat. Wir werden aus der Heimat vertrieben… Es ist ein heißer Sommertag. Ich liege in einer Hängematte. Ich betrachte die Umgebung um mich – den großen Garten meiner Großeltern in Sand in Taufers, die großen Felder, die vielen Bäume. Auch die Silbertanne und den Kirschbaum, zwischen denen meine Hängematte gespannt ist. Grillen zirpen, Blumen blühen. Ich atme die wärmende Sommerluft ein. Die Blätter der Bäume spenden schützenden Schatten. Ein leichtes Lüftchen streift durch sie hindurch. Gelassen schaue ich zu den hohen Bergen rund um mich. Momente der totalen Ruhe, Augenblicke der florierenden Inspiration. Tage wie diese waren mit die schönsten meiner Kindheit. Meine Verbundenheit zur Natur findet wohl dort ihren Ursprung. Vergil sagt indirekt, der Wald sei eine Muse. Und so ist es auch. Laubbäume, die in allen Grüntönen leuchten, den Wald durch das Verfärben der Blätter bunt machen. Nadelbäume, die im Winter unter Schneedecken glitzern. Sträucher voll mit Waldbeeren. Eichhörnchen und andere Tiere, die vorbei huschen. Ein idyllischer Ort, an dem alles in Ordnung zu sein scheint. Die Atmosphäre der Ruhe und des Geerdet-Seins, die Wälder ausstrahlen, habe ich immer schon genossen. Bei langen Waldspaziergängen die große Vielfalt und Individualität eines einzigen Waldes wirken lassen, die Suche nach Waldbeeren und das Bauen von Mooshäuschen aus abgebrochenen Ästchen. Auch das sind wundervolle Kindheitserinnerungen. Zwischen Beruf, Studium und Verpflichtungen haben wir im Alltag Stress. Wir hetzen hektisch von einem Termin zum nächsten in unserer schnelllebigen Welt. Es geht darum, alles effizient und in möglichst kurzer Zeit zu erledigen. Der Kosten-Nutzen-Aufwand ist – für manche bewusster, für andere unbewusster – ein zentraler Begriff in unserer Gesellschaft. Wir sehen das als rational an, was am meisten Profit in am wenigsten Zeit bringt. Immer und überall sind wir vernetzt durch das Internet. Vor unseren Bildschirmen können wir in parallele Realitäten abtauchen. Auf sozialen Netzwerken konstruieren wir Persönlichkeiten, die wir im wirklichen Leben gar nicht sind. Erfahrungen sind
Tityre tu patulae recubans sub tegmine fagi, Silvestrem tenui musam meditaris avena; Nos patriae finis et dulcia Linquimus arva… Vergil, Bucolica 1,1
zunehmend digital geprägt. Reale Erfahrung verliert an Bedeutung. Digitale Eindrücke lassen uns vom Boden abheben. Und das gilt nicht nur für meine Generation der 2000er. Viele von uns haben mittlerweile oft die Wahrnehmung, die Natur sei etwas Externes, Distanziertes. Das stimmt aber nicht. Wir sind alle ein Teil von ihr und können nur in Symbiose mit ihr leben. Zuerst waren Mensch und Natur eins. Dann scheint der Mensch sich zunehmend abgesondert und den Bezug zu seiner eigentlichen Heimat vermehrt verloren zu haben. In gewisser Weise sind wir „aus unserer Heimat Geflohene“ oder „Vertriebene“, wie es Vergil in seinen Bucolica ausdrückt. Wir müssen uns bewusster erinnern, wie stark wir mit der Natur verbunden sind. Das ist die Lehre von Plant-for-the-Planet, von FridaysForFuture und von Extinction Rebellion – drei sehr unterschiedliche Gruppen, in denen Jugendliche heute für die Rettung der Umwelt aktiv werden. Die Mobilisierung der Jugend, zumindest in den globalen Demokratien, hat ihre Gründe. Vor allem wir jungen Menschen wachsen zwar in einer technologischen Welt auf, aber nichtsdestotrotz spüren wir durch die Umweltfrage das Zusammengehörigkeitsgefühl von Natur und Mensch gezwungenermaßen wieder stärker. Die vielen jungen Menschen, die bei weltweiten Umweltprotesten auf die Straße gehen, sind dafür nur ein Beispiel. Doch auch in anderer Form stehen immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene für den Umweltschutz ein. Beim Engagement für die Natur spielt der Wald wiederum eine tragende Rolle. Bäume und Wälder sind nämlich die Lunge der Erde. Sie bilden nicht nur die Grundlage des Ökosystems, sondern speichern
und wandeln durch Photosynthese das schädliche Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO2) in den überlebenswichtigen Sauerstoff (O2) um. Mit dem Pflanzen von 1.000 Milliarden Bäumen zusätzlich zu den bereits in Wäldern vorhandenen Bäumen würde ein Viertel der menschengemachten CO2-Emissionen aus der Erdatmosphäre gezogen. Diese Anzahl an Bäumen wird erreicht, wenn jeder heute lebende Mensch in seinem Leben 150 Bäume pflanzt. Dadurch könnten wir die Erderwärmung verlangsamen und wertvolle Zeit gewinnen. Denn wenn uns das nicht gelingt, werden noch viel mehr Menschen „aus ihrer Heimat Vertriebene“, aber in einem viel weniger übertragenen Sinn. Denn halten wir die Klimakrise nicht in Grenzen, werden viele Gebiete der Erde unbewohnbar. Das resultiert dann in Abermillionen Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, den sogenannten Klimaflüchtlingen. Manche konservative Wissenschaftler gehen heute von mehr als 200 Millionen Menschen aus, andere – wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) oder die Cornell University – von bis zu 2 Milliarden, die es treffen könnte, wenn wir die Erderwärmung nicht in Grenzen halten. Der Wald ist also fundamental für den Menschen in jeder Hinsicht. Aber Hysterie bringt auch nichts. Gerade in der Umweltfrage ist ein geerdeter Geist essentiell, kombiniert mit gezielter Aktion. Deswegen gilt: zurück zu einem unter der Buche ruhenden Tityrus, zurück zu natürlichen Erfahrungen, zurück zur Natur. Zum Beispiel, indem wir in den Wald gehen und bewusst die Stimmung dort erleben. Das kann ein wesentlicher Ausgleich zur Hektik unserer mehr und mehr urbanisierten Welt sein. The woods seem all dishevelled to me. I look and look, and that’s how they are for now. To me and my father the woods have always been our source of livelihood. We had an incredible respect for them, following the rules and passing them on by word of mouth, so they could go on regenerating. Lop and top (fasine sterpaglia?), for example, was left just so, and never in places where animals might trip up or get hurt and trapped. Lots of peoples with know-how are trying to do things the proper way, but are they going to be allowed to do their jobs in future?
Albina Molinari, farmer
WE ARE HERE Roberta Segata
One year on from the maelstrom, a host of trees lie flat, despite the community’s constant efforts to safeguard a valley economy based on wood. The magnitude of the event outstrips all possiblity of removing the casulties before nature decomposes them. But life is adjusting all by itself in the penumbra of the forest; the human impossiblity of tidying up the disaster is turning into an opportunity. And the community follows suit: the flattened forest poses a dramatic opportunity to rethink man’s relation with nature, the mountain economy, the future, the past. We are being forced to compare notes with our neighbours, reminded as we are that territorial confines are often political, and by no means so natural. They are a legacy from people who decided the way they did long, long before our time. Which saddles us with the responsibility for those who come after our day of action, and reap what we have sown. We are here, as a concept and a project, stems from the joint labours of Roberta Segata, Virginia Sommadossi and Elisa Di Liberato, the minds behind Trentino Brand New, a project by Centrale Fies art work space featuring “stories in a minor key” and cultivating new images for the territory. In its first edition the exhibition was produced by the Cavalese Contemporary Art Museum and the Cavalese Municipality’s Cultural Office, curator Elio Vanzo (Director of the Contemporary Art Museum). foto-forum.it 28.01. – 22.02.2020
Roberta Segata has a double education. She graduated in painting at the Accademia di Belle Arti G.B. Cignaroli of Verona and studied as teatrodanza dancer at the Accademia di Carolyn Carlson in Arzo, Switzerland, and in her atelier in Paris. Her artistic work was inspired by the fusion of these two realities as she uses the body as a narrative frame and photography and video as fortunate means of expression. In all her works of art, Nature has always been an intense protagonist. She aims to seek a dialogue, a way to find her roots, an unconscious landscape that contributes to a reflection on the humankind. Today her artistic practise has evolved her focus on the Territory, the place of belonging, by developing projects that involve the mountain Communities illustrated through the eyes of nature, people, their relationship and their history, their tradition and their changes. In the latest years, she has worked with various galleries, festivals and Italian and international institutions. She has exhibited at Galleri Rostrum, Malmö, Sweden; Athens Video/Art Festival, Athene, Greece; Chapelle des Carmélites, Traverse Vidéo, Toulouse, France; FotografiaEuropea, Reggio Emilia; RBcontemporary gallery Milan, Italy; Galleria Civica Trento, MART; MANIFESTA7, Italy; Kerry Film Festival, Ireland; Women in Photography, New York. She has won important awards in Italy and abroad such as the first REW[f] Romaeuropa Webfactory – Jpeggy Award, the jury’s special mention at Women In Photography International, New York and the first international Art Prize La Colomba, Venice. robertasegata.com wearehereproject.net
Cantieredivaia Dolomiti Contemporanee zum Unwetter Vaia
Gianluca D’Incà Levis
Seit dem Jahr 2011 befasst sich Dolomiti Contemporanee (DC) mit der Aufarbeitung des kulturellen, architektonischen und ökologischen Erbes in den Dolomiten, insbesondere in den Regionen Venetien und Friaul. DC verwandelt große verlassene oder nicht genutzte Orte in Forschungszentren. Es ist eine praktische Reflexion zu den Bergen, ihrer Identität (die oft von Menschen, die alles zu Geld machen wollen, verspottet wird) und zu ihrem Potenzial der Trägheit. Zu den von DC bearbeiteten Standorten gehört die ehemalige Schule von Casso in Vajont (Nuovo Spazio di Casso), seit 2014 das ehemalige Eni-Dorf Borca di Cadore und 2017/2019 die Festung von Monte Ricco in Pieve di Cadore. Jeder dieser Orte ist als eine Künstlerresidenz eingerichtet. Die Künstler*innen, die das Wiederaufbereitungsenzym des Projekts bilden, haben eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe: Sie sind es, welche die verfügbaren territorialen und thematischen Ressourcen – die häufig übersehen oder von großer Kritik überlagert sind (z.B. Vajont) –, erkennen, reaktivieren und pflegen. Zu diesen Ressourcen gehört der Wald. In den Hochtälern der Dolomiten leben wir mitten im Wald. Insofern ist es natürlich, dass wir uns 2019 entschlossen haben, zum Unwetter Vaia zu arbeiten. Dazu haben wir cantieredivaia ins Leben gerufen, ein mindestens dreijährigen Forschungsprojekt, bei dem Künstler*innen mit Forstfachleuten, Forstunternehmen, Klimatolog*innen, Bürgermeister*innen, Universitäten usw. kooperieren. Die Kunst wird also weiterhin mit der Wissenschaft und dem Territorium zusammenarbeiten: Dies erfordert eine Kultur, die als operativ und nicht als Produktion zu verstehen ist. Bisher haben sich mehr als 30 Künstler*innen mit Themen im Zusammenhang mit dem zerstörerischen Ereignis des Unwetters – das aber auch eine Gelegenheit zur Regeneration der Gegend (vor allem wenn es zu diesen Zweck gelingt, die Verbindung Mailand-Cortina der Olympischen Spiele 2026 zu nutzen) sein kann – beschäftigt. Die Kunstwerke wurden an den unterschiedlichen Standorten in Casso, Borca und Pieve di Cadore ausgestellt, um dann auch die Dolomiten zu verlassen und Italien und die Welt zu bereisen. So wird cantieredivaia unter anderem Teil der Comunità Resilienti, des italienischen Pavillons der Architekturbiennale Venedig 2020.
How do I see the current state of our woods? My answer is simply that they are still suffering from an illness which is just beginning to turn the corner. The reason why I’m not actively involved in the climate change campaign is that my knowledge of the subject is still at a superficial stage. But I’m training to take my part, a representative with a position of my own.
Lisa Corradini, student
FILIPPO ROMANO Dentro a Vaia Fotoserie mit 26 Bildern FOTO Nicola Noro
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Roberta Segata’s photographic project features the storm known as ‘Vaia’ that struck on 29th October 2018, and its aftermath for the ‘Magnifica Comunità’ of Fiemme and much of the Eastern Alps. That day the face of our woodlands was changed, laid low by a wind travelling at nearly 200 kms per hour. It wrecked everything: the landscape and the lives of the inhabitants. „We are here“ is a non-account of what happened. Thoughts hanging suspended: what is natural and what not? How does humanity dialogue with nature before and after the irreparable? What does it mean to take time out for things to sink in – when all around there is aggressive clamouring for a quick solution? Such is the expectation we’ve been living with. We still are.
Sieben Wälder Mauro Sperandio
Daniele Ciprì Drehbuchautor und Director of Photography, Palermo
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Sieben verschiedene Persönlichkeiten sind mit dem Wald konfrontiert. Ihre unterschiedlichen Berufe und Vorstellungswelten führen uns auf verschlungene und äußerst originelle Pfade.
Als Junge war der Wald Schauplatz für Abenteuer- und Western-Filme, wie jene von John Ford und Howard Hawks: ein Ort, der mich zu Fragen inspirierte und mich ästhetisch anzog. Später diente mir der Wald als narratives Element. Ich habe viel im Wald gearbeitet, unter anderem für das Bobbio Film Festival und mit dem Regisseur Marco Bellocchio. Dabei musste ich oft über unsere Vorstellungskraft nachdenken. Bildlich gedacht ist der Wald etwas undefinierbares, das nur von den in ihm wachsenden Pflanzen umrissen wird. Ich würde es einen Nicht-Ort nennen, an dem man Spaß haben und an Licht und Perspektiven arbeiten kann, aber auch einen Raum der Nicht-Zeit. Neben Buchten und Eisenbahnen ist der Wald einer der beliebtesten Schauplätze. Während der Arbeiten zum Film Il Primo Re von Regisseur Matteo Rovere, der 2019 erschien und in den Wäldern Latiums spielt, experimentierte ich viel mit natürlichem Licht und natürlichen Elementen, wie Äste und Blätter, als Hindernisse für das Bild. Der Wald ist für mich eine kinematografische Vorstellungswelt, ein Ort der künstlerischen Freiheit, den ich liebe und hoffentlich auch in Zukunft nutzen kann.
Roberta Dapunt
Hilde Soliani
Poetin, Val Badia
Smell and Taste Artist, Parma
Der Wald ist eine notwendige Präsenz in meinem Blick. Das Fenster in meinem Haus, das ich liebe, begleitet mich von der Küche in den Wald hinein. Ich koche mit seinen Gerüchen im Topf und genieße dieses Privileg ohne Vermittlung. Ich habe noch nie im Wald geschrieben, das könnte ich nicht, er ist zu erhaben, dafür brauche ich einen geschlossenen Raum. Stattdessen durchschreite ich ihn, tauche immer wieder ein in die Vertikalität, welche die Wertschätzung anregt. So wird die Stille zur Begehung eines Hochfestes. In diesen Momenten nichts zu sagen ist beredter als reden, es lässt Raum für Bewunderung und nichts anderes ist nötig. Das Holz am Ciaminades Hof ist heute verwundet, seine tiefe Risswunde ist nunmehr ein spiritueller Schmerz. Wir haben die umgestürzten Baumstämme zugedeckt, mit denen einige Jahrhunderte zu Boden gegangen sind. Die Zeit rundherum lässt jetzt verletzte Stille erkennen. Das ist die Natur, eine höhere Gewalt, die wir nicht verstehen können, wenn sie uns ihre Macht zeigt. Sie entzieht uns das Gleichgewicht, während sie sogar bei den stärksten Stürmen am nächsten Tag wieder in einem Zustand der Ruhe verharrt. Von meinem Wald lerne ich jene Zeit bemessen, die ich selbst nicht leben kann. Wenn ich nicht mehr da sein werde, wird er die Kraft und das Aussehen der Jugend haben.
Der Wald ist ein Ort der Inspiration und Erinnerung. In der Kindheit und frühen Jugend war der „einfache“ Wald am Ufer des Po, in der Nähe des Hauses, der Zufluchtsort, um nach Streitigkeiten mit Eltern zu entkommen. Ein sicherer und fröhlicher Ort, der mich auch heute noch zu meinen Wurzeln zurückführt. Aromatisch bietet dieser Wald nicht viel: Er riecht nach Fäulnis und Feuchtigkeit und nicht einmal der Wechsel der Jahreszeiten verändert den Geruch. Wenn ich an die Bergwälder denke, an die Orte meiner Sommerferien, kann ich nicht umhin, mich an die Moose zu erinnern, die eine der drei Grundlagen für die Kreation eines Parfums sind und heute aus Gründen der Nachhaltigkeit durch synthetische Produkte ersetzt werden. Ich habe diese Welt olfaktorisch in mein Parfum Boschissimo gepackt, das die Duftnoten vieler Nadelbäume und Harze enthält. Außer die Kiefer, deren Duft ich irrationalerweise irritierend finde. Boschissimo will die unvergleichliche Freude am Barfußgehen auf taufeuchtem Moos wiedergeben; in Sicherheit, umgeben von Bäumen.
Saverio Pastor Ruderbauer, Venedig Zur Zeit der Serenissima existierte die Corporazione dell’arte dei remèri (Korporation der Ruderbaukunst). Dazu zählten auch die Remèri der Bergregion, deren Aufgabe das Fällen und Zuschneiden der Buchen war, die zur Herstellung der Ruder in die Lagune transportiert wurden. Dass der Wald keine unendliche Ressource ist, war den Venezianern schon damals klar. So wurden die Wälder von Cansiglio im Norden des Landes bereits 1548 zur ausschließlichen Nutzung des Arsenale der Republik Venedig erklärt. Heute verwende ich Obstbäume wie Nuss-, Kirsch- und Birnenholz für meine Dollen, die aus Baumkulturen und nicht mehr aus dem Wald stammen. Für Ruder wird nicht mehr Buche verwendet, sondern Ramin, ein Holz aus tropischen Wäldern. In Malaysia, wo es einst sehr verbreitet war, wurde rücksichtslos gerodet, darum ist es heute selten. Für mich hat der Wald einen zweifachen Wert: als ein Ort von großer Schönheit und als gefährdete Entität, die es zu schützen gilt.
Ranieri Rossi
Giuliano Baldassari
Floritherapeut, Enego
Sternekoch, Restaurant Aqua Crua, Barbarano Vicentino
Der Wald ist eine Schatzkiste mit den heiligsten Elementen der Natur. Er ist aber auch eine große Bibliothek. Um dies zu verstehen, denke man an die Blätter, die im Herbst, bevor sie zu Boden fallen, die gesamte meteorologische Geschichte des zu Ende gehenden Jahres, die Beziehung zwischen der Pflanze und der Erde, dem Universum und allen Wesen festhalten. Im Wald finden wir die Dimension des Grals wieder, jene der Mutter, ein Reservoir des lebendigen Denkens. Diese einzigartige Umgebung ist die Repräsentation des Wortes, das „Fleisch“ wird, ein Wort, das wir Menschen noch nicht verstehen können. Meine Arbeit als Floritherapeut hat nichts mit dem Studium einer emotionalen Störung zu tun, sondern mit der moralischen Kraft, die in der Pflanze steckt. Ein Spaziergang im Wald gewinnt an Wert, wenn ich in der Form der Pflanze das lebendige Denken wahrnehme, das weder dialektisch noch reflektiert ist. Ein gutes Beispiel ist das Alpenveilchen: klein, bescheiden, mit geneigtem Kopf, zeigt es eine große Kraft im spiralförmigen Verlauf seiner fünf Blütenblätter. Ein kleines Wesen, das anderen einen großen Dienst erweist.
Der Wald ist ein Ort der Regeneration, der mich mit seinen Farben und Gerüchen umgibt. Erst heute habe ich im Wald einen von mir markierten Baum umarmt, um ihn zu trösten. Zuvor hatte ich dort eine „geheime“ Zutat für meine Küche vergraben, um sie mit Energien der Erde zu bereichern. Darum musste ich ihn mit einer Axt markieren, um ihn wiederzufinden. Ich glaube, dass die absolute Wahrheit nur noch im Wald zu finden ist. In meiner Küche verarbeite ich Wild, von Taube bis Hirsch, und viele Wildkräuter wie Farne oder Brunnenkresse. Der Wald ist auch eine Speisekammer. Ich bin überzeugt, dass Müßiggang die Grundlage für Kreativität ist. Der Wald in meiner Heimat Trentino ist steil, in ihm fühle ich mich willkommen, zugleich aber genieße ich den Weitblick, der zum Nachdenken anregt. Im Wald bin ich daheim und fühle mich dort wohler als unter einem Dach. Auch nachts. Der Wald ist die ideale Umgebung. Er hat auch den jugendlichen Drang nach Rebellion in mir ausgelöst.
Riccardo Bergonzi Geigenbauer, Cremona Ich gehe durch den Wald und habe beinahe Angst zu stören. Ich folge ausgetretenen Pfaden, doch in einem ganz anderen Rhythmus als jenem in der Stadt: Schritt für Schritt genieße ich das Wahrnehmen stummer Lebendigkeit. Ich fühle mich beobachtet. Im Fichtenwald von Paneveggio im Val di Fiemme betrachte ich die Bäume wie majestätische, duftende, elegante Wesen, ohne je darüber nachzudenken, ein Instrument daraus zu bauen. Ich nähere mich den von Förstern gefällten und gestapelten Baumstämmen, beobachte Umfang, Farbe und Regelmäßigkeit der Jahresringe. Erst jetzt beginne ich wie ein Geigenbauer zu denken; wie einer, der Materie verwandelt; der einer toten Pflanze ein zweites Leben schenkt. Ich denke an die Rolle, die Holz in der Evolution des Menschen gespielt hat: Feuer, Werkzeuge, Häuser, Boote, das Rad. Dabei erkannte der Mensch, dass Holz tönt, Rhythmus erzeugt, zu Kommunikation, Tanz und Spiel führt... Meine Arbeit besteht darin, es zu bearbeiten; langsam verwandelt es sich in eine vibrierende Membran. Der Bau von Instrumenten, die in die Theater, Häuser, Hände eines Kindes oder eines berühmten Solisten gelangen, ist ein Tribut, eine Danksagung an jenes Material, das so entscheidend für die Entwicklung des Menschen war.
Tree Time: L’era dell’albero al Museomontagna di Torino
Curators Page #2 Interview mit der Schweizer Kuratorin Judith Welter
Intervista a Daniela Berta (Direttrice del Museo) e Andrea Lerda (Curatore del Museo) Hannes Egger
PANEM ET CIRCENSES Are you aware of your symbiotic connection? Installation
Anna Quinz
Che la montagna non sia entità immobile, è cosa ben nota, da millenni. Che anche il bosco – che ne è componente fondante – sia altrettanto “in fieri”, è un fatto che le terribili tragedie ambientali degli ultimi anni hanno reso ancor più palese, incombente, innegabile. Dalla nostra prospettiva geografica la tempesta Vaia è certamente l’accadimento che più ci ha direttamente toccato, ferito, aperto gli occhi. Su un cambiamento che oggi è detto climatico, ma che sappiamo essere anche culturale. E se da sempre l’arte si fa osservatrice dello Zeitgeist, era inevitabile che a dirci a gran voce che questo è il “tempo dell’albero” fossero proprio gli artisti, in proficuo dialogo con ricercatori e scienziati impegnati ad analizzare questi fenomeni naturali. A mostrare questo incontro tra punti di vista e forse grida d’allarme, un’intensa mostra al Museo Nazionale della Montagna di Torino: Tree Time.
l’ecosostenibilità nella produzione di allestimenti e pubblicazioni: il catalogo Tree Time, ad esempio, è stampato su Stone Paper, materiale “tree free” perché ricavato dai resti di lavorazione della pietra.
A N N A Q U I N Z Il Museomontagna è un’istituzione storica e storicizzata. In che modo si confronta con la contemporaneità, anche e soprattutto in relazione all’attuale mutare dell’ambiente e del contesto montano?
A N D R E A L E R D A Se guardiamo le cose da una prospettiva non antropocentrica è sempre stato il tempo dell’universo vegetale, fino alla pacifica colonizzazione della superficie terrestre e alla creazione di quell’habitat fertile alla vita sulla Terra che più di recente ha visto comparire anche l’essere umano. Dunque, se analizziamo le cose ragionando con i tempi della natura e non con quelli dell’uomo, è sempre stato il tempo delle piante. Se invece osserviamo la realtà attraverso gli occhi e i codici del nostro tempo non c’è dubbio che questo sia il tempo dell’albero. Ultimo di una lunga serie di soggetti naturali a essere tanto violentati da diventare icone mediatiche di fragilità.
Il Museomontagna, che si appresta a compiere 150 anni, è oggi un polo culturale che unisce idealmente, sotto tutti gli aspetti, le montagne del mondo intero, attraverso un’ampia e composita attività di documentazione e ricerca, di acquisizione e conservazione, di mostre e incontri. Al momento, il nostro Museo sta conducendo una serie di progettualità condivise e partecipate per dare voce e leggibilità ai diversi temi che caratterizzano la montagna contemporanea. Il punto di vista è naturalmente quello di un’istituzione che, se da un lato è riferimento mondiale per la documentazione di settore, dall’altro ha assunto la responsabilità di parlare di montagna al presente e al futuro, creando un terreno fertile per il dialogo e il rinnovamento dei linguaggi; a ciò si aggiunge che svolgiamo la nostra missione in una città che, culla dell’alpinismo, resta tutt’ora - anche se non sempre consapevolmente - la metropoli europea maggiormente caratterizzata nella sua identità dalla presenza della montagna.
D A N I E L A B E R TA
Nello specifico contesto del cambiamento ambientale che sta colpendo fortemente l’ambiente montano, quali le progettualità – non solo in ottica espositiva – del museo? Dal 2018 lavoriamo sul tema della sostenibilità ambientale, prima con i progetti – non meramente espositivi – Post-Water e Under Water, oggi con Tree Time. Siamo tutti d’accordo che l’azione culturale dei musei non si può esplicitare solo nel momento espositivo. Per questo organizziamo public program di eventi trasversalmente destinati a diverse fasce di pubblico: laboratori didattici per le scuole o per le famiglie, convegni, talk, proiezioni, cluster su temi cruciali per la collettività e appuntamenti presso altre sedi. Ma il rispetto per l’ambiente è una priorità che vogliamo affermare concretamente in prima persona praticando D A N I E L A B E R TA
Il titolo della mostra è molto esplicito: “è il tempo dell’albero”. Ma non lo è forse sempre stato? Le tragedie ambientali che hanno trafitto boschi e foreste nell’ultimo anno, hanno certamente messo questo tema al centro della cronaca e del dibattito internazionale, eppure i contributi in mostra non sono esclusivamente recentissimi, ossia dell’era “del climate change”. Che gli artisti siano sempre stati più sensibili e capaci di percepire, con una prospettiva di futuro negli occhi, ciò che sarebbe successo?
La mostra Tree Time mostra effettivamente questi due “tempi” differenti. Quello lento, sofisticato ed estremamente intelligente della natura e quello iper rapido, invadente e arrogante della cosiddetta civiltà umana. I contributi in mostra coprono un arco temporale che va dal 1898 fino ad oggi ed evidenziano sostanzialmente la nostra incapacità di avere cura di queste straordinarie creature per noi vitali. I materiali provenienti dalle collezioni del Museomontagna, assieme alle opere di artisti italiani e internazionali, confermano l’esistenza di una sensibilità che da tempo si interroga sui problemi degli alberi, dei boschi e delle foreste (la mostra è in questo senso il racconto di uno spaccato recente). Una sensibilità che oggi – alla luce di mutamenti climatici evidenti – sembra essere esplosa e che certifica un atteggiamento di noncuranza. Ma il climate change ha radici molto più lontane, le cui cause e dinamiche non siamo stati in grado di intuire per tempo, vittime di quella “grande cecità” collettiva di cui parla lo scrittore e antropologo indiano Amitav Ghosh. Quale percorso avete seguito per costruire il vostro “punto di vista” su un tema così ampio che diventa sempre più stringente, ma al contempo quasi “di moda”? A N D R E A L E R D A È vero. I temi ambientali sono diventati di moda. La cosa positiva è che si parla di problematiche importanti. Il rischio, quello di cavalcare un’onda senza
porsi realmente l’obiettivo di lavorare “per” quel “qualcosa” a cui facevo riferimento. La scelta degli artisti è ricaduta su nomi italiani e internazionali che da tempo e in modi differenti hanno dimostrato di portare avanti ricerche artistiche sensibili ai temi naturali e ambientali. In termini di medium abbiamo cercato di individuare opere e, laddove possibile, di produrre interventi site specific in grado di coinvolgere lo spettatore in maniera fisica. L’aspetto immersivo e quello interattivo sono certamente due aspetti importanti di Tree Time.
entscheiden. Ich habe versucht, mich von meiner Intention und meinen persönlichen Interessen leiten zu lassen und habe aber auch darauf geachtet, Künstler*innen verschiedener Generationen kennen zu lernen. Wie schätzt du, ausgehend von diesem Querschnitt verschiedenster Kunstpositionen in Südtirol, die Qualität der regionalen künstlerischen Produktion ein? Ist dir etwas Besonderes aufgefallen? Und wie findest du das Verhältnis zwischen regional und international?
Proprio per questo, la mostra e il catalogo si arricchiscono di preziosi contributi scientifici… A N D R E A L E R D A La mostra dialoga in maniera stretta con l’universo scientifico ed è supportata da una serie di contributi storico scientifici di Matteo Garbelotto, Direttore presto il Forest Pathology and Mycology Lab di Berkeley e Adjunct Professor presso l’Università della California. Una serie di collaborazioni importanti con il Centro Agroinnova dell’Università degli Studi di Torino e con la Fondazione Edmund Mach di Trento hanno permesso di affrontare temi di grande attualità come la biosicurezza, la salute delle piante, le assisted migrations e altro ancora.
Lavorando alla mostra, rispetto alla tempesta Vaia – la tragedia ambientale più vicina a noi – cosa ha scoperto, cosa l’ha colpita, quali aspetti non aveva preso in considerazione nell’orvarla da “cittadino” e non da curatore? A N D R E A L E R D A L’impatto che questo enorme evento ha avuto sulle persone è stato sicuramente qualcosa di inedito. La tempesta ha attivato una sensibilità molto forte nei confronti delle foreste; il senso di paura, di dolore e lo shock dell’impotenza sono qualcosa che ha colpito tutti profondamente. Il confronto con gli scienziati e con i ricercatori mi ha invece aperto gli occhi su tutti quegli effetti secondari che il climate change è in grado di produrre. Sappiamo che l’azione esercitata direttamente dall’uomo sulla natura può essere dannosa, ma probabilmente non tutti sanno quali sono le potenzialità distruttive e le azione indirette che il cambiamento climatico è in grado di generare e di esercitare su ecosistemi fragili o già devastati, proprio come nel caso della tempesta Vaia. Ecco quindi l’importanza di concetti come la cura delle piante, la salute degli alberi e la gestione di boschi e foreste al centro di Tree Time.
Im Juli 2019 verbrachte Judith Welter, künstlerische Leiterin des Kunsthaus Glarus, eine Woche in Südtirol, um Kunstschaffende vor Ort in ihren Ateliers zu treffen. Die Curators in Residence Initiative von Kulturelemente und KUNST MERAN fand zum zweiten Mal statt. Aus der mehr als 60 Kontakte umfassenden Künstler*innenliste wählte Welter sechs aus, die sie schlussendlich talauf und talab besuchte. In den kommenden sechs Ausgaben der Kulturelemente berichtet die Kuratorin auf der Curators Page von den Ateliersbesuchen.
Du bist die Leiterin des Kunsthaus Glarus in der schweizerischen Kleinstadt Glarus. Was gibt es Spannendes aus dem Kunsthaus und von der Schweizer Kunst zu berichten? Werden in den Ausstellungen dort vor allem internationale oder auch Schweizer Arbeiten gezeigt? K U LT U R E L E M E N T E
In der Schweiz gibt es in zahlreichen kleinen und mittleren Städten Kunsthäuser und -museen, eine enorme Dichte also an Institutionen, die in der Tat spannend ist. Das Besondere am Kunsthaus Glarus ist nicht nur die dezidierte Ausrichtung auf zeitgenössische Kunst, sondern auch die Architektur: inmitten von Glarus entstand 1952 ein großartiger modernistischer Bau, der sich seit 1991 primär zeitgenössischer internationaler Kunst widmet. An der Peripherie der Schweizer Kunstszene wird hier seit vielen Jahren ein spannender Spagat vollbracht zwischen schweizerischer und internationaler Kunst, zwischen einer lokal geprägten Sammlung und einem zeitgenössischen Programm mit noch nicht institutionell erprobten Positionen und Formaten. In der Tat ist bei uns aber auch gerade viel passiert in der letzten Zeit. Ende Oktober 2019 konnten wir das denkmalgeschützte Haus nach einer einjährigen sanften Sanierung wiedereröffnen. Wir freuen uns sehr, denn das Ausstellungsprogramm geht weiter. Noch mehr als das: wir erstellen zudem ein J U D I T H W E LT E R
neues Depot für unsere Sammlungen, das wir bei punktuellen Veranstaltungen für das Publikum öffnen. Den Sammlungen, die es schon länger als das Haus gibt, mehr Platz zu geben ist uns ein großes Anliegen. Du hast eine Woche lang in Meran residiert und ganz Südtirol bereist, um verschiedenste Künstler*innen in ihren Studios und Ateliers zu besuchen. Im Vorfeld hast du von uns eine Liste mit vielen Namen erhalten.Wie bist du bei der Auswahl für die Atelierbesuche vorgegangen? Was hat dich interessiert? Wen hast du ausgewählt? Südtirol ist, ähnlich wie das Glarnerland, eine von Bergen geprägte, auf den ersten Blick eher ländliche Region und doch sind sie beide auch sehr urban und global geprägt. Diese Parallele hat mich interessiert. Auch gehen viele Kunstschaffende weg von diesen Orten, es existieren wenig oder keine Möglichkeiten zur Kunstausbildung, auch scheint eine gewisse „Enge“ für viele ein Grund sein wegzugehen. Als ich die Liste mit den Namen erhalten habe war ich zuerst überfordert, weil ich nur wenige der Namen kannte – gleichzeitig hat mich das natürlich gefreut, es ist eine unglaubliche Chance, unvoreingenommen aus einer solchen Liste auswählen zu dürfen. Natürlich ist es schwierig aufgrund der wenigen Informationen, die mir zur Verfügung standen, zu
Mir ist aufgefallen, dass es sowohl diejenigen Künstler*innen gibt, die aus dem einen oder anderen Grund in die Gegend zugewandert sind und vielleicht Südtirol gerade deswegen als Arbeitsort schätzen, weil hier kein Zentrum der Kunst ist, obwohl man ja sagen muss, dass es sowohl in Meran wie auch in Bozen hochqualitative Institutionen gibt und auch sonst einiges passiert. Aber es ist nicht Wien, München, Mailand oder Zürich. Dann gibt es auch eine ganze Reihe von Künstler*innen, die Südtirol verlassen haben und nur noch punktuell zurückkommen oder zumindest mit halbem Bein auch anderswo stationiert sind. Dies zeigt auf, dass neben der Idee einer regionalen und lokal geprägten Kunst wie überall, die Anknüpfung an eine überregionale, ja internationale Szene für bestimmte Diskurse sehr wichtig ist. Aber natürlich gibt es auch ein paar typische Südtiroler “Originale“, die stets hier waren und sein werden und sich mit Geschichten von dort auseinandersetzen – auch solche Leute habe ich besucht und es war extrem spannend. Mehr nehme ich noch nicht vorweg. Du hast nicht nur die von dir ausgewählten Künstler*innen getroffen, sondern auch Kunstinstitutionen besucht und Land und Leute kennengelernt. Was erscheint dir hier erwähnenswert? Die vielseitige Gegend, die ich vorher schon bereist habe, besser kennenzulernen fand ich eine einzigartige Gelegenheit. Ich habe nicht nur sehr viele interessante Leute kennengelernt – eine solche Residency ist ja auch immer eine Chance für einen Austausch –, sondern habe in Meran wie auch in Bozen tolle Ausstellungen gesehen. KUNST MERAN und das MUSEION in Bozen sind beides Institutionen, die ein sehr spannendes und ambitioniertes Programm machen, das ich auch von hier aus der Schweiz stets verfolge. Grundsätzlich hatte ich sehr viele Eindrücke, auch weil mir viel vermittelt wurde über Geschichte und politischsoziale Aktualität Südtirols, und viele dieser Erlebnisse fließen auch ein in die Serie von Texten, die ich nun für Kulturelemente schreibe. Tatsächlich sind die Arbeiten, die nun dabei herausgekommen sind, weniger Essays über die jeweiligen künstlerischen Positionen, sondern es fließen viel mehr meine Erlebnisse und Eindrücke in diese Beobachtungen mit ein.
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FOTO Nicola Noro
Hotel Amazonas – Margareth Kaserer
vollversammlung der worte
Christa Issinger
niemand sagt dir
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nach gesprochenen worten stirbt der mund nach dem streicheln die hand das ohr nach dem flüstern
Von der Schweiz aus ist die Reise nach Meran erstaunlich umständlich. Überraschenderweise, denn gefühlt liegt Südtirol nahe. Aus Glarus kommend, eine andere Kleinstadt (im Vergleich zu Meran: eine Kleinststadt) in den Alpen, umringt von steil aufragenden Bergen; Wirtschaft, Kultur und Landschaft geprägt von einem Fluss, der den Ort im Tal durchquert. Die Fahrt nach Meran ist ein guter Einstieg für das, was noch kommt in dieser Woche: Vom Flachland aus gesehen ist das an Italien und Österreich grenzende Münstertal die letzte Ecke der Schweiz. Ein Tal, durch das man nie zufällig kommt. Nach Meran ist die Strasse über den Ofenpass aber die wichtigste Verbindung. Klöster und Kirchen deuten die historische Dimension dieser Achse an; heute ist der Hauptverkehr dominiert durch Freizeit, möglicherweise motiviert durch die in der Schweiz omnipräsente Südtirol-Tourismus-Werbung radeln und wandern rüstige Senioren durch das Tal. Die schnellste Verbindung von Zürich nach Meran führt mit dem Postauto über den Ofenpass und in einigen Haarnadelkurven hinunter ins Tal, bis der Bus im Hauptort unerwartet schnell die italienische Grenze passiert. Unvermittelt öffnet sich kurz nach Taufers das Tal und gibt ein Panorama auf das Tal mit den dicht aneinander gebauten Apfelplantagen frei, dazwischen an den Hängen klebende Dörfer. Während man sich durch die kleinen Orte des Münstertals einem gefühlten Ende oder Rand nähert – die Dörfer sind einige wenige kleine auf der anderen Seite des Ofenpasses, verlassene Hotels säumen den Strassenrand, Coop und Migros sind weit weg – öffnet sich sogleich nach der Grenze eine ziemlich andere (wenn auch in mancherlei Hinsicht verwandte) Welt. In Kürze: Ich komme nicht darum herum, meine Recherche-Woche in Südtirol mit einem touristischen Blick zu beginnen. Es ist vielleicht auch legitim, nähern wir uns auf dieser Reise doch einer Stadt, die über viele Jahre Endpunkt einer primär von der anderen Richtung her führenden Reiseroute war: Aus dem Osten pilgerte man viele Jahre in die Südtiroler Berge zur Kur. Ab dem zwanzigsten Jahrhundert werden die Routen und Richtungen globaler. Die Reise zu meinem ersten „Atelierbesuch“ an einem Ort mit dem exotischen Namen Hotel Amazonas – auch hier passt die touristisch-globale Linse – führt zuerst weiter ins Tal hinunter gegen Bozen. Von der Hauptstraße
sagt dir niemand in momenten der liebe ist es wichtig sich ans herz zu fassen
biegen wir auf eine enge Serpentinenstrasse ab, die sich Richtung Dolomiten den Berg hochzieht. Das Hotel Amazonas befindet sich nicht in einem Dorf, sondern gehört zu einer losen Anordnung von Höfen, die zusammen einen Weiler bilden. Auf dem Aspmayer-Hof, den Margareth Kaserer mit Simon Steinhauser bewirtschaftet, überschreibt die eindrucksvolle Umgebung und Natur zunächst die Kunst. Das große Gelände des Bauernhofs ist geografisch fernab von allen anderen Orten, an denen ich bisher Künstler*innen getroffen habe, um über ihre Kunst zu sprechen. Wir spazieren über das große Gelände rund um den Hof und beobachten eine Schlange, die sich vom Wegrand den Hang hinauf bewegt. Die Schlange – eine so große habe ich in der Natur noch nie gesehen – ist zusammen mit der Landschaft das Spektakulärste, was ich zu sehen bekomme. Wenig Kunst, dafür Natur scheinbar fernab Zivilisation. Nicht ganz. Vom Balkon von Margareth Kaserers Bauernhaus – ein Hof, den sie vor einigen Jahren von ihrem Vater übernommen hat – überblickt man die Weite des Tals und blickt auf Bozen und die Ausläufer der Stadt, die sich in die nächsten Hügel hochziehen. Tatsächlich wirkt die Szenerie fast tropisch an diesem heiß-gewitterhaften Julitag, der Amazonas scheint nicht abwegig zu sein. Margareth Kaserers künstlerische Praxis, die ich bei unserem eher kurzen Besuch nur erahne, lebt von dem was ich eben nicht sehen kann. Hotel Amazonas ist Teil davon und es ist noch viel mehr. Einige Spuren bezeugen dennoch, dass auf dem Hof nicht nur biologische Landwirtschaft betrieben und hausgemachte Kräutercola zusammengemischt wird (ich bin sehr beeindruckt, wie täuschend ähnlich der Kräutersaft schmeckt). An der Rückwand eines Heuschobers befindet sich ein etwas verblasstes Wandgemälde einer rosaroten Schweinchenherde. Auf einer Wiese steht
eine verwitterte Skulptur. Diese beiden Kunstwerke sind hier geblieben nach einer dieser Wochen, in denen sich Künstler*innen treffen oder in kurzen Residencies Werke auf dem Hof erstellen. Es ist weder Aussteiger- noch zurückgezogene Künstlerromantik, die Margareth Kaserer und Simon Steinhauser auf den Aspmayr-Hof bringt. Vielmehr sind sie dort aufgrund einer ganz pragmatisch und entspannt klingenden Entscheidung: Der Hof brauchte eine Nachfolgerin. Das großzügige Haus bietet mehr Platz als „nur“ zum Leben und Arbeiten. Die eigene künstlerische Arbeit – Teil davon ist das Hotel Amazonas und ihre Rolle als Gastgeberin und Vermittlerin – führt Margareth Kaserer nebenbei und doch zentral weiter. Freunde und Künstler*innen reisen aus der Nähe und von etwas weiter weg an. Dieser erste Besuch zeigt wenig und doch viel, denn es wird klar, dass es in Margareth Kaserers performativer Praxis nicht zuletzt um das Erlebnis geht, von dem ich nur eine Idee gewinnen kann, weil gerade eigentlich nichts stattfindet. Nur die verrosteten und überwachsenen und verwitterten Überreste erinnern an die kurzen Ausstellungen, die hier von Zeit zu Zeit stattfinden. Es fordert mich heraus, in diesem rigiden Vorhaben: Ich besuche in einer Woche eine festgelegte Anzahl von Künstler*innen an den Orten, an denen sie arbeiten, die Zeit ist knapp. Was bleibt übrig? Hier hoffe ich, irgendwann an den Ritten zurückzukehren.
einige der eingeladenen worte blieben nach der vollversammlung an der theke mit einem glas wein in der hand alle waren gekommen die wichtigen und die GROSSEN mit dem scharfen ß auch die umlaut hässlichen
pfirsichbaum
neulich bin ich umgezogen im treppenhaus begegnet man sich nickend nur der mann von wohnung neun spricht mit den augenbrauen
hineingepflanzt in windige zeiten faucht die luft blätter gegen die hauswand und der körper krümmt sich in demut weiß nichts vom schnee noch nicht
die v e ü
t
rr
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tragflächen
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die immer verletzenden und die sanften die stille saß ganz hinten im raum der jahresbericht wurde verlesen das vorsitzende wieder bestätigt und das gremium des ausschusses fiel den lautstarken zu neben der stille saß das schweigen die neuen wurden vorgestellt das wort des jahres prämiert lobreden fielen wie regen die peinlichkeit schaute verlegen aus dem fenster gegen mitternacht torkelten die lustigen nach hause sie lallten ein paar unverständliche
HOTEL AMAZONAS FOTO Judith Welter
cut
wasserfarbenblau legt sich über das gebirge du wartest mit einer handvoll schatten sagst die liebe sei dünn wie die luft in den bergen
grauzeiten nun entblättert sich der baum still ist es draußen in der dämmerung atmen wir frieden berühren unsere sprache mit den küssen des fallenden regens ich erzählte dir von den herbsttagen der wind torkelte ums haus und auf dem tisch lagen gedichte von Hesse und Kästner die sehnsucht hängt schief im raum nächte fallen ins leere du fragst dich nach dem grund meiner abwesenheit
Wald Seite 19
Savannen/Saavana /Savineles Eine Rubrik der Südtiroler Autorinnen- und Autorenvereinigung Una rubrica dell U ̕ nione autrici e autori del Sudtirolo Bancon dla Union de scritëures dl Südtirol
Judith Welter
Erinnerungen an den Wald
Wald Seite 20
Christine Kofler
Der Wald, die Felder, Ochsen, Wölfe und sogar Bären sind ganz nah. Das eigentlich Ersehnte hingegen – die sprudelnde Coca-Cola, das warme adriatische Meer, ein gesundes Herz und väterliche Zuneigung: weit weg. Damir Karakaš erzählt in „Erinnerungen an den Wald“ vom Aufwachsen eines Bauernjungen im kroatischen Hinterland. Der Sohn und Stammhalter der Familie, aus dessen Perspektive erzählt wird, stellt eine stete Kränkung des väterlichen Selbstbilds dar: Schmal und mit einem schwachen Herzen ausgestattet, taugt er nicht für die harte Arbeit auf dem Feld, für die Unterjochung der Natur durch den Menschen. Und der Vater lässt keine Gelegenheit aus, seinen Sohn an seine Schwäche zu erinnern: mal mit verächtlichen Worten, mal mit Schlägen. Da träumt sich der Bauernbub schon mal ein Eisenherz herbei, um vielleicht doch noch ein hochdekorierter Armeeoffizier werden zu können. Weil: „Soldaten sind gesund. Aber Offiziere sind sehr gesund“. Dass das mit der Militärlaufbahn nicht klappen wird, hat allerdings noch einen anderen Grund. Der Großvater des Ich-Erzählers war, wie fast alle Älteren im Dorf, ein Ustascha, und gehörte damit zu einer faschistischen Miliz, die mit brutaler Gewalt für ein großkroatisches Reich kämpfte. Und so wird aus der VaterSohn-Geschichte eine Großvater-Vater-Sohn-Geschichte: Auch wenn der Krieg in der Erzählung nur hintergründig in Form von subtilen Ängsten präsent ist, durch die stumme Kälte des Vaters wirkt er direkt auf die Enkelgeneration. Geborgenheit und Abenteuer findet der Junge im Wald. Von romantischer Verklärung vormoderner Lebensweise ist in „Erinnerungen an den Wald“ trotzdem keine Spur. Der Autor, der selbst in einem winzigen kroatischen Dorf auf dem Land aufgewachsen ist, hat
seine unmittelbaren Naturerfahrungen reflektiert durchgearbeitet und ästhetisch ambitioniert umgesetzt. Im Laufe der Zeit zieht der Fortschritt in das Haus der Familie ein – erst in Form eines Boilers, dann eines blechernen Hock-Klos und eines neuen Fernsehers. Mit treffsicheren Metaphern bricht Karakaš die Dichotomie zwischen beseelter Natur und toter Materie auf: Da brüllt die neue Wasserpumpe, die blitzenden Chromstangen des Motorrads formen Hörner und das dreibeinige Klavier scheint ein verletztes Tier zu sein, dessen viertes Bein von einer Falle weggerissen wurde. Umgekehrt leuchten Augen „wie trübe Glühbirnen“. Ein ganz eigener Sprachrhythmus ergänzt die schlichte poetische Sprache. Mühelos wie in einen spiegelglatten See tauchen die Leser*innnen so in die jugendliche Wahrnehmung dieser archaischen Welt ein. Mit ebenso leiser Unaufdringlichkeit verhandelt der nur 140 Seiten lange Text in seinen kurzen Kapiteln existenzielle Fragen, etwa die Ohnmacht des Menschen in Anbetracht seiner Naturhaftigkeit. Aber auch Strategien zur Selbstermächtigung. Und so wird aus diesem kleinen Roman am Ende ein großer Roman, grausam und schön wie der Wald. Oder das Leben.
Damir Karakaš Erinnerung an den Wald Roman Originaltitel: Sjecanje šume Aus dem Kroatischen von Klaus Detlef Olof ISBN 978-3-85256-787-7 Folio Verlag, Wien / Bozen
Autorinnen und Autoren Daniela Berta Direktorin des Museo Nazionale della Montagna, Turin Ariane Benedikter Studentin der Politik, Philosophie und Wirtschaft, Botschafterin von Plant-for-the-Planet, Bozen Florian Blaas Beamter im Landesforstdienst, Bozen / Meran Gianluca D’Incà Levis Kurator von Progettoborca und Direktor des Nuovo Spazio, zwischen Borca und Perarolo di Cadore Hannes Egger Künstler und Kulturvermittler, Lana Christa Issinger Dichterin und Verwaltungsbeamte, Natz-Schabs Christine Kofler Literaturwissenschaftlerin, Meran Andrea Lerda Kurator, Cuneo / Turin Sebastian Mayrgündter Civil Protection & Alpine Safety, NOI Techpark, Bozen Haimo Perkmann Kulturjournalist und Übersetzer, Meran Roberta Segata Fotographin, Cavalese Mauro Sperandio Autor, Journalist, Venedig / Meran Judith Welter Direktorin Kunsthaus Glarus, Zürich / Glarus Anna Quinz Creative Director von franzLAB, Bozen