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Bei Ultraläufen darf man an die KÖRPERLICHEN GRENZEN gehen

Wie nahe darf man beim Sport an die Grenzen gehen, oder wann sind sie übertreten? Bruno Schaub, der viel Erfahrung in verschiedenen Sportarten hat, weiss, dass es da grosse Unterschiede gibt.

Bruno Schaub war schon immer gerne in Bewegung. Aufgewachsen in Magden spielte er früher Handball und fuhr Skateboard. Schon als Jugendlichen verschlug es ihn regelmässig auf Abenteuerreisen ins Ausland. So unternahm er unter anderem eine Solotour zum Aconcagua, in den Himalaya, in den Dschungel von Borneo oder an die Küsten Moçambiques.

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Zum Bergsteigen kam er «erst» 25-jährig. «Nachdem ich ein Buch des österreichischen Bergsteigers Hermann Buhl, der leider später abgestürzt ist, gelesen hatte», erklärt Bruno Schaub.

Schaub findet, dass beim Bergsteigen der Begriff der «Grenzerfahrung» sehr individuell sei. «Ich mache keine extremen Touren, entsprechend ist das Risiko gut kontrollierbar.» Es stelle sich immer die Frage, wie schwierig eine Tour sei. Da die Fehlertoleranz beim Bergsteigen relativ klein sei, müsse man sowohl in Bezug auf den Schwierigkeitsgrad als auch konditionell Reserven haben. «Wer vorher vernünftig plant und trainiert ist, kommt beim Bergsteigen kaum ans körperliche Limit. Es sei denn, es passiert ein Unfall», erklärt Bruno Schaub. Generell gibt es im Gebirge mit Steinschlag, Lawinengefahr, Gewitter und vielem mehr einige Risiken. Diese Risiken waren auch der Grund, weshalb Bruno Schaub seine Interessen eines Tages vom Bergsteigen zu den Bergläufen verlagert hat.

Auf die mentale Stärke kommt es an Seit einigen Jahren gehören Wettkämpfe im Ultrabereich, neben Skitouren im Winter, zu den grossen Leidenschaften von Bruno Schaub. Er hat schon zahlreiche ist so: Man kommt viel früher an die körperliche Grenze als an die mentale.»

Beim längsten Lauf war Bruno Schaub fast 30 Stunden unterwegs. Neben der körperlichen Anstrengung und den Schmerzen kommt der Schlafmangel dazu. Bis anhin habe er bei jedem Lauf in der Hälfte das Gefühl gehabt, aufgeben zu müssen. Wie kommt man zur mentalen Stärke? «Ein Stückweit ist es wahrscheinlich jedem Menschen angeboren.» Andererseits müsse man sich gedanklich ablenken, zum Beispiel durch das Geniessen der schönen Natur oder durch andere positive Gedanken. Und dann sei es wichtig, in kleinen Etappen zu denken. Wenn man noch 100 Kilometer laufen müsse, sollte man sich auf Zwischenziele, 10, 20, 30 Kilometer, konzentrieren. «Ich mache dann oft Rechnungen im Kopf. Wie lange brauche ich für diese Distanz, wenn ich in diesem Tempo weiterrenne?»

Bis jetzt musste Bruno Schaub erst an einem Rennen aufgeben. «Ich war mental nicht bereit.»

«Es macht ein bisschen süchtig»

Ultraläufe absolviert. «Der längste war 150 Kilometer lang mit 9000 Höhenmetern, in Chamonix.» Wie steht es denn hier mit den Grenzen? «Im Gegensatz zum Bergsteigen, darf man hier an die körperlichen Grenzen gehen. Man ist sicher, es gibt Verpflegung, es kann kaum etwas passieren. Es ist einfach der Körper, der irgendwann nicht mehr mitmachen möchte. Dann kommt die mentale Komponente zum Zug.» Wenn das Mentale funktioniere, könne man noch lange weitermachen. «Früher hätte ich nicht gedacht, dass das möglich ist. Aber es

Auch wenn man sich während eines Laufs sagt, dass man so etwas aufgrund der grossen Anstrengung und des Schmerzes nie mehr erleben will, schaut man, kaum im Ziel angekommen, wo der nächste Lauf stattfindet. «Ja, es macht halt ein bisschen süchtig», verrät Bruno Schaub. Bruno Schaubs nächster Lauf ist für Ende April, mit 120 Kilometern Länge und 7000 Höhenmetern, auf Madeira geplant. Vielleicht sind es die Grenzerfahrungen, die er und viele andere Sportler suchen, um abzuschalten und das Leben und die Glücksgefühle, trotz Schmerz und Erschöpfung, richtig intensiv zu spüren.

Touren mit Bruno Schaub unter: www.bergpunkt.ch

Janine Tschopp