d!rect Drei / 2011

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üdisches Leben ist aus Deutschland weitestgehend verschwunden. Die jahrhundertelange Geschichte des Antisemitismus in Deutschland, die in der Shoah, dem Holocaust, kulminierte, führt dazu, dass jüdisches Leben in Deutschland (fast) nicht mehr präsent ist. Abgesehen von den wichtigen, mahnenden Worten des jüdischen Zentralrats, treten Jüd_innen als solche kaum öffentlich in Erscheinung und man trifft selten jüdische Menschen in Alltagssituationen und kommt, wenn nicht aktiv gewollt, auch kaum in Kontakt zu jüdischen Gemeinden. Es kann sich jede_r ja mal selbst fragen, Jüdisches Leben in was er von Jüd_innen weiß. Was Deutschland: weißt du von jüdischen Feiertagen, Gebräuchen und Traditionen? Von Vor der Shoah lebten in Deutschland zwischen den Problemen jüdischen Lebens in 500.000 und 600.000 Jüd_innen. 1950 lebten geDeutschland? Von den Sorgen und rade mal noch 16.000 Jüd_innen in Deutschland. Nöten derer, die Kinder und Enkel Heute leben in Deutschland schätzungsweise von KZ-Überlebenden sind? 200.000 Jüd_innen. 105.000 davon sind Mitglie-

Geschichte der Emigration

der in einer Gemeinde, die dem Zentralrat der Juden angehört. 2004 gab es insgesamt 87 jüdische Gemeinden. Die größten Gemeinden befinden sich in Berlin, München, Frankfurt a.M. und Düsseldorf.

Viele Jüd_innen sind im Laufe der Zeit in die USA geflohen. Erste jüdische Gemeinden gibt es in den Vereinigten Staaten schon seit dem 17. Jahrhundert. Stark zu genommen hat die Flucht in die USA in den frühen 1880er Jahren als in Osteuropa die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung zunahm und antisemitische Pogrome tobten. Zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts und 1924 erreichten 2 Millionen Jüd_innen das rettende Land. Viele von ihnen siedelten sich im Staat New York an. Allein aus Deutschland flohen in den 30er Jahren 100.000 Jüd_innen in die USA. Auch nach 1945 waren die Vereinigten Staaten Zufluchtsstätte für unzählige jüdische Menschen, die traumatisiert durch die Zeit in den Vernichtungs- und Konzentrationslagern versuchten hier ein neues Leben anzufangen. Viele Jüd_innen blieben in New York City.

Jüdisches Leben und NYC Hier ist jüdisches Leben präsent. 12 % der New Yorker_innen sind Jüd_innen; das heißt, sie sind jüdischen Glaubens oder jüdischer Abstammung. Das sind insgesamt 972.000 Einwohner_innen. Damit ist New York die Stadt mit der größten jüdischen Einwohnerzahl außerhalb Israels. Jüdisches Leben ist hier alltäglich geworden. Das zeigt sich beispielsweise darin, dass die New School New York – eine der großen Universitäten – an Rosh Hashana, dem jüdischen Neujahrstag, ebenso selbstverständlich geschlossen bleibt wie an christlichen oder staatlichen Feiertagen. Koschere Falafelläden finden sich in ganz New York und es gibt sogar koschere Fast-Food-Ketten. In Bars liegt die Jewish Review aus, eine kostenlose Zeitschrift über die ansässiDrei 2011 #7


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