Terzett Mai 2019

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und durch die Diskussionen nicht nur die dramatische Umsetzung auf der Bühne, sondern auch die musikalische Interpretation bereichert, wie es jetzt bei Poppea der Fall ist. So verbinden wir z. B. besondere Harmoniewechsel mit szenischen Handlungen. Was sind die Schwierigkeiten bei diesem Werk, das viele in einer Fassung im Sinne des Frühbarocks im Ohr haben? Es gibt keine explizite Version von Monteverdi, denn es sind nur die Melodie- und Bassstimme erhalten geblieben. Jeder, der Poppea gehört hat, hat ein Arrangement dieses Werkes gehört. Diese sind heute in der Regel historisch informiert, stammen aber nicht original von Monteverdi. Krenek hatte nicht den Anspruch eine historisch informierte Bearbeitung zu verfassen, sondern etwas Neues zu schaffen. Da ist es wahnsinnig spannend, Monteverdi im Ohr zu haben, denn man hört deutlich, wo Krenek andere Wege gewählt hat. Wir

gehen auf Entdeckungsreise mit Krenek. Da gibt es Abschnitte, die nach grossem Hollywood klingen, nach Strawinskys Pulcinella und dann ganz nach Monteverdi. Es ist aufregend, die wahnsinnigen Harmonien und Orchestereffekte von Krenek zu hören und dann zu erkennen, wo Monteverdi, so wie wir ihn kennen, durchscheint. Von Monteverdi ist uns sozusagen ein Rahmen erhalten geblieben, der von Krenek gefüllt wurde. Er selbst hat seine Poppea als Bearbeitung betitelt. Doch man muss Monteverdis Poppea nicht kennen, um Kreneks Poppea zu geniessen, denn seine Musik kann wunderbar für sich stehen und faszinieren. Man kann dieser Musik auf ganz vielen Ebenen begegnen. Die Oberfläche ist schon interessant und farbig und wenn man sich damit näher beschäftigt, entdeckt man noch viel mehr. Man muss seine Erwartungshaltung verändern und sich auf diese wunderbare Musik einlassen. Das Gespräch führte Caroline Damaschke.

Corinna Niemeyer

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