AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus
Welt.Stadt. Berlin 2050 Der „Alternative Berlin-Plan“ Perspektiven für eine wachsende Metropole
Der Weg zu einer echten Metropole 1.
2
Von der Hauptstadt der Sozialhilfe zur Hauptstadt der Chancen
12
1.1 Bestandsaufnahme
12
1.2 Grundzüge einer alternativen Wirtschafts-, Bildungs- und Sozialpolitik
17
1.3 Leuchtturmprojekte
26
1.4 Zusammenfassung: Essentials für eine Hauptstadt der Chancen
34
2. Metropole mit mehr Lebensqualität
37
2.1 Bestandsaufnahme
37
2.2 Grundzüge einer alternativen Politik für mehr Lebensqualität
40
2.3 Leuchtturmprojekte
53
2.4 Zusammenfassung: Essentials für mehr Lebensqualität
62
3. Heimat einer neuen Bürgerlichkeit
65
3.1 Bestandsaufnahme
65
3.2 Grundzüge einer alternativen Bürgerpolitik
68
3.3 Leuchtturmprojekte
76
3.4 Zusammenfassung: Essentials für eine neue Bürgerlichkeit
82
4. Die beste Infrastruktur für die beste Stadt
85
4.1 Bestandsaufnahme
85
4.2 Grundzüge einer alternativen Infrastrukturpolitik
88
4.3 Leuchtturmprojekte
97
5. Metropole in einer globalisierten Welt
111
5.1 Bestandsaufnahme
111
5.2 Grundzüge für eine bessere Vernetzung Berlins in Deutschland, Europa und der Welt
114
5.3 Leuchtturmprojekte
121
5.4 Zusammenfassung: Essentials für eine bessere Vernetzung Berlins
124
Eine bessere Stadt ist möglich
126
Anhang
128
1
Einleitung
Der Weg zu einer echten Metropole Einleitung „Die Stadt hat ihre Faszination verloren.“ WO LF JO BST SI E D L E R
LIEBE BERLINER,
vor dreißig Jahren, am 20. Juni 1991, entschied
kann auch nicht hinwegtäuschen, dass es in
der Deutsche Bundestag, den Sitz der Regie-
den letzten Jahren eine gewisse Aufholjagd
rung und des Parlaments des soeben verei-
gegenüber anderen Städten und Bundes-
nigten Deutschlands von Bonn nach Berlin zu
ländern gab. Berlin hat seine Position ver-
verlegen. Es war nach den schwierigen Jahr-
bessert, aber nach wie vor ist die Stadt weit
zehnten der Teilung eine Zeit des Aufbruchs,
von einer Spitzenposition in Deutschland
der großen Erwartungen – und der Träume
entfernt.
von einer Stadt, die binnen kürzester Zeit in ihre alte Rolle als prägende Metropole in der
Die jahrelangen und weiterhin fortdauern-
Mitte Europas sowie als Brücke zwischen
den Probleme bei Infrastrukturprojekten wie
Ost und West zurückkehren würde. In Poli-
dem Bau des Flughafens BER, die Missstände
tik und Gesellschaft machten schnell Worte
in der Bildungspolitik, der fragwürdige Ruhm
wie „Werkstatt der Einheit“ oder „Berliner
der Hauptstadt als Kriminalitäts- und Dro-
Republik“ die Runde. Manche Enthusiasten
genhochburg, die alltäglichen Staus und der
träumten gar von einem Berlin, das binnen
Schmutz in den Straßen und Parks stehen
weniger Jahre auf fünf oder sechs Millionen
nicht nur für die chaotische Seite dieser
Einwohner anwachsen würde.
Stadt – sie markieren auch das Versagen der dafür politisch Verantwortlichen. Anstatt
„FAILED CITY“ STATT „GEILSTE STADT DER WELT“
zur pulsierenden Metropole und zum Vor-
Heute müssen wir ernüchtert feststellen,
bild für andere Weltstädte zu werden, wurde
dass sich viele Erwartungen der frühen
Berlin aus Sicht mancher Beobachter zur
1990er Jahre nicht erfüllt haben. Zwar be-
Hauptstadt der Baustellen, der Verzögerun-
sitzt Berlin als politisches Zentrum Deutsch-
gen, des Missmanagements und des Ver-
lands – und damit der größten Nation in der
brechens – oder anders gesagt: zu so etwas
Europäischen Union – eine große Anzie-
wie einer sogenannten „Failed City“, einer
hungskraft auf Besucher aus dem In- und
angeblich sogar gescheiterten Stadt.
Ausland. Doch hat die Stadt viel von ihrer einstigen Attraktivität verloren. Darüber
2
Einleitung
3
Einleitung
Nach wie vor schwierig ist die Lage der
dort international tätige Konzerne und gro-
Berliner Wirtschaft. Trotz bester Rahmen-
ße Mittelständler angesiedelt und kurbeln
bedingungen liegt unsere Stadt bei allen
nun Jahr für Jahr die Wirtschaft an.
wichtigen Erfolgsparametern hinten – und bei allen Sozialausgaben vorn. Zwar gibt es
Eine deutliche Verbesserung für Berlin ist
seit Kurzem wieder vier Berliner Unterneh-
der Hauptstadtbetrieb und die damit ver-
men im Deutschen Aktien-Index DAX, doch
bundene Präsenz von Bundesregierung,
sind diese nicht aus eigener Kraft aufge-
Bundestag und Ländervertretungen sowie
rückt, sondern lediglich durch den „Abstieg“
Parteien, Verbänden und sonstigen Lobby-
der anderen vormaligen DAX-Unterneh-
organisationen in der Stadt. Dass sich diese
men Wirecard und Lufthansa. Eines dieser
Institutionen seit zwei Jahrzehnten wieder
DAX-Unternehmen, die Deutsche Wohnen
in Berlin befinden, verdankt die Stadt jedoch
AG, wird auch noch von der rot-rot-grünen
nicht ihrer gegenwärtigen Politik, sondern
Politik mehr oder weniger offen bekämpft.
ihrem Hauptstadtstatus und ihrer Geschichte als Hauptstadt Preußens sowie als ge-
In der Folge der wirtschaftlichen Stagnation
sellschaftliches Zentrum des Kaiserreichs
ist Berlin – als eine der wenigen Hauptstädte
und der Weimarer Republik. Generell zehrt
der Welt – kein Motor der Entwicklung des
Berlin dort, wo es heute noch erstklassig
Landes, sondern eher ein Bremsklotz. Wäh-
ist – zum Beispiel in der Kultur – von sei-
rend Städte wie Paris, London oder Stock-
ner historischen Substanz: vom Erbe der
holm kräftig zum Bruttoinlandsprodukt (BIP)
Aufklärung im alten Preußen, das von der
ihrer jeweiligen Nationen beitragen, wäre
rot-rot-grünen Politik zumeist geschmäht
Berlin ohne die Zuwendungen des Bundes
wird, ebenso wie vom Geist der klassischen
und anderer Bundesländer finanziell am
Moderne der 1920er-Jahre und der frühen
Ende. Selbst mit seiner im Jahre 2019 nur
Bundesrepublik. Stellvertretend hierfür
leicht höheren Wirtschaftsleistung pro Kopf
stehen die Museumsinsel, das Forum Fri-
als dem bundesweiten Durchschnitt ist
dericianum, Unter den Linden mitsamt der
Berlin vom Rest der EU-Hauptstädte weit
Staatsoper, der Gendarmenmarkt in Mitte
abgehängt. Diese spielen für ihr Land zu-
sowie Schloss und Park Charlottenburg, die
meist eine ökonomisch herausragende Rolle
Deutsche Oper in der Bismarckstraße oder
mit überdurchschnittlichen BIP-Zuwachs-
die Zitadelle in Spandau.
raten – denn anders als in Berlin haben sich
4
Einleitung
DIE PROBLEME SIND HAUSGEMACHT
in seiner jüngeren Geschichte so weit unter
Die Stagnation Berlins kommt nicht von
Wert und miserabel regiert wurde wie jetzt.
ungefähr. Er ist vielmehr das Ergebnis einer
Attraktiv ist Berlin so vor allem für hippe
rot-rot-grünen Politik, die …
Kurzzeitbewohner, für Armutsmigranten und Personen, die von Sozialtransfers leben
• … zwar keinen Plan für Berlin hat, dafür jedoch seit Jahren weltanschaulich verbohrte Projekte verfolgt und alle Bereiche der Stadtpolitik den Ideologien vom sogenannten „menschengemachten Klimawandel“, von Gender-Gaga und linker Identitätspolitik unterordnet;
wollen, nicht aber für Unternehmer, Fachkräfte und junge Familien, die hier erfolgreich sein und Wurzeln schlagen wollen. ALTERNATIVEN SIND MÖGLICH
Parallel zu diesem Niedergang ist die Welt
• … sich lieber um alle noch so kleinen, denkbaren Minderheiten kümmert als um den Wohlstand und das Sicherheitsbedürfnis der Bürger unserer Stadt;
jedoch nicht stehengeblieben. Überall in
• … obendrein – im Bewusstsein des eigenen Mittelmaßes – die Bürger dieser Stadt bevormundet, behindert und traktiert, wann und wo immer es geht;
Berlin vorbeigezogen – oder haben unsere
Deutschland, Europa und in der Welt sind Kommunen in Kategorien wie Wirtschaftswachstum, Bildung oder Lebensqualität an Stadt ganz abgehängt. In den einschlägigen Ranglisten liegt Berlin nicht nur hinter Weltstädten wie New York, Singapur, Wien, Paris oder London sowie hinter deutschen Met-
• … sich nicht um Investoren kümmert, sondern Interessenten vielfach ignoriert oder gar offen bekämpft;
ropolen wie München, Hamburg, Frankfurt am Main und Stuttgart, sondern auch hinter mittelgroßen Städten wie Ingolstadt, Erlan-
• … Infrastrukturprobleme nicht behebt, sondern mit Vorsatz – siehe die „Verkehrsberuhigungen“ in FriedrichshainKreuzberg oder Mitte – selbst schafft;
gen, Ulm und Darmstadt. Wie dynamisch sich Städte entwickeln können, zeigt das Beispiel des kleinen Stadtstaa-
• … nicht einmal Weltstadt sein will und stattdessen offen auf die Zersplitterung Berlins in Siedlungen und dörfliche Strukturen setzt.
tes Singapur. Dieser konnte innerhalb von nur zehn Jahren sein Bruttoinlandsprodukt von 163 Milliarden Singapur-Dollar im Jahr 2000 auf 304 Milliarden Singapur Dollar im Jahr 2010 fast verdoppeln. Diese Entwicklung
Rot-Rot-Grün hat das eigene Versagen lange
hat Singapur nicht etwa reichen Rohstoffvor-
mit Floskeln wie „soziale Stadt“ oder „geilste
kommen zu verdanken, sondern einer strate-
Stadt der Welt“, beziehungsweise „coolste
gischen Politik. Neben der Verbesserung der
Stadt der Welt“ schöngeredet. Heute müssen
Wertschöpfungskette und einer Konzentra-
wir nüchtern feststellen, dass Berlin noch nie
tion auf hochtechnologische Branchen
5
Einleitung
investierte die Regierung das Staatsbudget
Bis heute prägend für Berlin ist die Infra-
vor allem in die Bereiche Bildung, Woh-
strukturpolitik des 19. Jahrhunderts. Im
nungsbau, Gesundheitswesen und eine
Jahre 1862 etwa legte der Stadtplaner
Infrastruktur, die internationale Standards
James Hobrecht einen perspekti-
übertrifft, um wirtschaftlich dauerhaft at-
vischen Bebauungsplan für die
traktiv zu sein.
preußische Hauptstadt vor, von dessen Überlegungen Berlin
Dieser Erfolg – und der vieler weiterer
bis heute profitiert. Ein gutes
Städte – zeigt, dass eine gute und erfolgs-
Jahrzehnt später begann der
orientierte Politik auch zu guten Ergebnissen
Bau der Ringbahn, die damals
führt. Da die Misere Berlins hausgemacht
außerhalb der Stadtgrenzen
ist, kann sie auch aus eigener Kraft beho-
lag, sich jedoch im Laufe der
ben werden. Dafür braucht es lediglich eine
folgenden Jahrzehnte zu einer
andere Politik.
der wichtigsten Verkehrswege Berlins entwickelte. Als 1920 unter
LERNEN AUS DER GESCHICHTE
der Ägide des Bürgermeisters Adolf
Auch der Blick in die Vergangenheit lehrt,
Wermuth Groß-Berlin gegründet wur-
dass der heutige Zustand unserer Stadt kein
de – und die Stadt ihre im Wesentlichen heu-
Naturgesetz ist. Im Preußen des 19. Jahr-
te noch bestehende Gliederung erhielt –,
hunderts, im Kaiserreich bis zum Ersten
konnten die Verantwortlichen auf
Weltkrieg und selbst in den Krisenjahren
diese Jahrzehnte zuvor geschaf-
der Weimarer Republik stand Berlin an der
fenen Grundlagen zurückgrei-
Spitze des wissenschaftlichen, ökonomi-
fen. Und Mitte der 20er-Jahre
schen, technischen und gesellschaftlichen
des 20. Jahrhunderts führte
Fortschritts. In diesen Zeiten finden sich
Ernst Reuter als Stadtrat für
unzählige Beispiele für eine weitsichtige, auf
Verkehr und Versorgungs-
Wachstum ausgerichtete Politik. Eine Politik,
betriebe schrittweise die
die danach fragte, welche Voraussetzun-
verschiedenen Omnibus-,
gen eine dynamisch wachsende Metropole
Straßenbahn- und Hochbahn-
braucht, um den Bedürfnissen ihrer Bürger
betriebe zur BVG zusammen.
gerecht zu werden – anstatt wie heute darauf zu dringen, mit immer neuem Unsinn Bürger
Ähnlich prägend war die Bildungs-
und Investoren zu schikanieren und oben-
politik des 19. Jahrhunderts. Auf die
drein gegenüber Bund und Ländern die Hand
humboldtsche Reform folgte der Aufstieg
aufzuhalten.
Berlins und Preußens sowie später Deutschlands zur Bildungsnation. Ein Meilenstein
6
Einleitung
auf diesem Weg war die Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft 1910 als Vor-
Wegweisend war Berlin auch in den Berei-
gängerin der heutigen Max-Planck-Gesell-
chen Gesundheit und Soziales: Aus dem 1710
schaft (die heute ihren Sitz in München
von Friedrich l. gegründeten Pesthaus, das
hat). Mit Wissenschaftlern wie Robert
1727 von Friedrich Wilhelm l. unter dem Na-
Koch, Max Planck, Werner Heisen-
men „Charité“ in ein Bürgerhospital verwan-
berg, Otto Hahn, Albert Einstein
delt wurde, entwickelte sich eine der größten
und Max von Laue wurde Berlin in
Universitätskliniken Europas und eine der
dieser Zeit auch zur weltweiten
bedeutendsten medizinischen Lehr- und
Hauptstadt der Nobelpreisträger.
Forschungseinrichtungen der Welt. Das 1858 von Johann Hinrich Wichern gegründete
Parallel zur Entwicklung des Bil-
Johannes-Stift steht für die große Tradition
dungs- und Wissenschaftsstand-
der vorbildlichen diakonischen Einrichtun-
ortes erfolgte auch der ökonomische
gen unserer Stadt. Krankenhäuser wie das ab
Aufstieg Berlins. 1837 gründete Au-
1899 erbaute Rudolf-Virchow-Krankenhaus
gust Borsig eine Eisengießerei und Ma-
waren Teil eines breiten Netzes zur gesund-
schinenbau-Anstalt, die schon bald zum
heitlichen Versorgung der Bürger dieser
größten Hersteller von Dampflokomotiven
Stadt. Und die zwischen 1925 und 1933 von
in Europa aufstieg. 1847 gründete Werner
Bruno Taut erbaute Hufeisensiedlung war
Siemens zusammen mit Johann Georg
eines der weltweit ersten Projekte des so-
Halske die Telegraphen-Bauanstalt
zialen Wohnungsbaus. Grundlage für all das
von Siemens & Halske – und legte
war jedoch ein starkes Gemeinwesen, das
damit den Grundstein für eines der
sich diese Errungenschaften aufgrund seiner
größten Technologieunterneh-
wirtschaftlichen Kraft leisten konnte.
men der Welt. 1851 erwarb Ernst DAS ANLIEGEN DIESES PLANS
Schering an der Chausseestraße eine Apotheke – und schuf damit
Die Fraktion der Alternative für Deutschland
die Grundlagen für den späteren
im Berliner Abgeordnetenhaus ist davon
Pharmazieriesen Schering AG.
überzeugt, dass auch das heutige Berlin in
1870 wiederum gründeten eini-
der Lage ist, an diese erfolgreichen Zeiten
ge Bankiers und Industrielle unter
anzuknüpfen und wieder Spitzenleistungen
Führung Ludwig Bambergers in Berlin
in Wirtschaft, Forschung und Bildung zu erbringen. Wir glauben an die Bürger dieser
die Deutsche Bank — heute das einzige deutsche Geldinstitut von Weltrang. Mit AEG,
Stadt und an ihre Leistungsfähigkeit – wenn
Allianz und Osram entstanden im Berlin
die Politik sie nur gewähren lässt und die
jener Jahre weitere Weltkonzerne.
richtigen Rahmenbedingungen setzt.
7
Einleitung
In ihren bisherigen Konzepten zu wichtigen
besten und lebenswertesten Städte der Welt
Themen der Stadtpolitik hat die Fraktion be-
zu sein – und die schon in wenigen Jahren im
reits zahlreiche Alternativen zur rot-rot-grü-
positiven Sinne neue Maßstäbe für Deutsch-
nen Politik des schleichenden Niedergangs
land und die Welt setzt.
dargelegt.
Die Alternative für Deutschland ist vor acht Jahren gegründet worden, um die angebli-
Mit diesem „Berlin-Plan“ legt die Fraktion
che Alternativlosigkeit der deutschen Politik
nun ein übergreifendes Zukunftskonzept,
zu beenden. Mit dem vorliegenden Konzept
eine Vision für eine bessere, sprich: erfolg-
zeigt die Fraktion der AfD im Berliner Abge-
reichere Entwicklung unserer Stadt vor. Es
ordnetenhaus echte Zukunftsperspektiven
ist ein Konzept, das auf Wachstum, Chancen
für unsere Hauptstadt – damit die rot-rot-
und Lebensqualität setzt und nicht auf Man-
grüne Misswirtschaft schon bald ein Ende
gelverwaltung, soziale Umverteilung und
hat. Geschrieben wurde das Papier im ersten
Gängelung der Bürger. Ein Konzept, das sich
Halbjahr 2021 – der gedankliche Horizont ist
an den erfolgreichen Vorbildern der eigenen
jedoch der Zeitraum bis 2050.
Vergangenheit ebenso orientiert wie an den Erfolgen anderer Metropolen in der Gegen-
Die folgenden Seiten zeigen in fünf Schlüs-
wart.
selbereichen visionäre Ansätze der AfDFraktion im Berliner Abgeordnetenhaus für
Ein Konzept, das Berlin – analog zu den Pla-
ein alternatives Berlin auf. Der erste Schritt
nungen des 19. Jahrhunderts – erstmals seit
zur Lösung eines Problems ist, die Existenz
Langem wieder eine klare Entwicklungs-
desselben zu erkennen. Aus diesem Grun-
perspektive aufzeigt. Es ist aber auch ein
de benennt dieses Papier zu Beginn eines
Konzept, das bei allem erforderlichen Wan-
jeden Kapitels zunächst grundlegende
del darauf achtet, dass Berlin seine Identität
Probleme, Missstände und Versäumnisse.
als deutsche Hauptstadt und europäische
Anschließend werden für jedes Themenfeld
Metropole bewahrt.
die Grundzüge für eine alternative Stadtentwicklung aufgezeigt sowie konkrete
Unser Ziel ist es, den Innovationsstau zu
Leuchtturmprojekte dazu vorgestellt. Am
lösen und Berlin endlich zu einer Stadt zu
Schluss eines jeden Kapitels werden unter
entwickeln, die sowohl ihren Bürgern als
dem Schlagwort „Essentials“ die wichtigsten
auch ihren Gästen gegenüber das hält, was
Elemente einer alternativen Berlin-Politik
sie seit fast 30 Jahren verspricht – eine der
zusammengefasst.
8
Einleitung
9
Einleitung
ESSENTIALS EINER ALTERNATIVEN BERLIN-POLITIK
Folgende Punkte bezeichnen die wichtigsten
→ REINDUSTRIALISIERUNG DER WIRTSCHAFT: So
Grundgedanken der AfD-Fraktion im Berli-
schön es ist, weltweit als Hauptstadt der Kre-
ner Abgeordnetenhaus auf dem Weg zur
ativ-Szene zu gelten, so dramatisch hat die
„Welt.Stadt.Berlin 2050“:
Corona-Pandemie gezeigt, wie krisenanfällig Unternehmen sein können, die überwie-
→ PRAGMATISMUS STATT IDEOLOGIE: Die Anliegen
gend Dienstleistungen anbieten – und keine
der Bürger müssen wieder im Vordergrund
„systemrelevanten“ Produkte. Deshalb muss
politischen Handelns stehen – und nicht
es in den kommenden Jahren ein wesent-
die Steckenpferde antibürgerlich gesinnter
liches Bestreben sein, auch wieder verstärkt
Ideologen. Es ist die Aufgabe von Politik und
produzierende, aber an den Realitäten des 21.
Verwaltung, den Willen der Bürger umzu-
Jahrhundert ausgerichtete Industriebetriebe
setzen – und nicht, diese zu erziehen oder zu
in Berlin anzusiedeln.
bevormunden. Allerdings ist jede gute Politik nur mit einer motivierten Verwaltung um-
→ MARKTWIRTSCHAFT STATT PLANWIRTSCHAFT:
zusetzen. Deshalb wollen wir Bürger, Politik
Ordnungspolitisch ist eine Restauration der
und Verwaltung zusammenführen.
Sozialen Marktwirtschaft im Sinne Ludwig Erhards dringend erforderlich. Der Staat
→ BEKENNTNIS ZUM ELITE-GEDANKEN: Auch wenn
ist nicht der bessere Unternehmer. So hat
die Politik die Interessen aller Menschen
die Not der Corona-Pandemie gezeigt, dass
zu vertreten hat, gibt es doch Frauen und
überall dort, wo schnell auf Probleme re-
Männer, die eine Gesellschaft auf heraus-
agiert werden konnte, privates unterneh-
ragende Weise prägen – und die mit ihrem
merisches Handeln maßgeblich war: von der
Wirken darüber entscheiden, wohin sich
schnellen Umstellung auf die Produktion von
ein Gemeinwesen entwickelt: ob nach oben
Masken bis zur Entwicklung von Impfstoffen.
oder – wie leider im Falle Berlins in den
Auch die alltäglichen Herausforderungen
letzten beiden Jahrzehnten – nach unten. Die
der Berliner-Stadtpolitik – wie zum Beispiel
AfD bekennt sich deshalb dazu, diejenigen
die Wohnungsnot – können nur mit privaten
Bürger, die unsere Stadt voranbringen, be-
oder genossenschaftlichen Unternehmen
sonders zu fördern und vor den Belastungen
gelöst werden. Deshalb brauchen alle Akteu-
einer elitenfeindlichen Politik zu schützen.
re des Wirtschaftslebens den besonderen Schutz des Staates. Dies gilt insbesondere für ihr Eigentum.
10
Einleitung
→ DIE STADT ALS PLATTFORM: Dass die finanziel-
willkommen heißt – und dabei ihren un-
len Möglichkeiten einer jeden Kommune be-
verwechselbaren Charme als Residenzstadt
grenzt sind, gilt erst recht für eine überschul-
Brandenburgs und Preußens sowie Haupt-
dete Stadt wie Berlin. Deshalb muss sich die
stadt Deutschlands nicht verliert. Die fas-
öffentliche Hand auf ihre Kernaufgaben – wie
zinierende Sprachenvielfalt einer urbanen
die Bereitstellung einer funktionierenden In-
Metropole darf die „Berliner Schnauze“ mit
frastruktur, den Betrieb von Bildungseinrich-
ihrem einzigartigen Mutterwitz nicht ver-
tungen und die Gewährleistung der Sicher-
drängen. Bei aller Weltoffenheit wollen wir
heit der Bürger – konzentrieren. Anstatt auf
keine „hippe“ Stadt nur für Durchreisende
immer mehr Gebieten selbst zum Akteur zu
oder Gäste auf Zeit, sondern eine lebenswer-
werden, muss sich der Staat – wie bei den gro-
te Heimatstadt vor allem für diejenigen, die
ßen Online-Plattformen – darauf beschrän-
hier geboren wurden, und für die Menschen,
ken, den Marktplatz zur Verfügung zu stellen
die hier ihren Lebensmittelpunkt suchen
und die Einhaltung der Spielregeln zu über-
und sich dauerhaft niederlassen.
wachen. Private Investoren sollte der Staat → IMAGE-WANDEL: Nicht zuletzt braucht Ber-
als Partner begreifen und nicht als lästige Eindringlinge und Bittsteller. Durch eine Be-
lin für eine gedeihliche Entwicklung hin zu
schränkung auf seine Kernaufgaben kann der
einer europäischen und weltweiten Vor-
Staat seine Funktion als neutraler Schieds-
zeigemetropole einen anderen Markenkern.
richter glaubwürdiger wahrnehmen – und
Das Berlin von morgen soll nicht „arm, aber
spart zudem finanzielle Ressourcen.
sexy“ sein – sondern eine Art „Power-Haus“, das Deutschland und Europa endlich wieder
→ INVESTITIONEN STATT FÜRSORGE: Dort, wo die
positive Impulse gibt.
öffentliche Hand Steuergelder verwendet, muss das Bestreben darauf ausgerichtet sein,
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen im
in die Substanz zu investieren, anstatt die
Namen der AfD-Fraktion im Berliner Abge-
finanziellen Ressourcen in flüchtigen Sozial-
ordnetenhaus viel Freude und viele Inspi-
projekten unwiederbringlich versickern zu
rationen bei der Lektüre des vorliegenden
lassen.
alternativen Berlin-Plans. Als Partei engagierter Bürger für Bürger
→ BEWAHRUNG DER BERLIN-IDENTITÄT: Bei allem
freuen wir uns auf Ihre Reaktionen unter
erforderlichen Wandel soll unsere Stadt
berlin-2050@afd-fraktion.berlin .
ihren besonderen Charakter aus märkischen Wurzeln und den prägenden Spuren der
Mit herzlichen Grüßen
Stadtgeschichte bewahren. Wir wollen eine
Ihr Georg Pazderski
weltoffene Stadt sein, die ihre Gäste stets
Vorsitzender der AfD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin
11
V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
1. Von der Hauptstadt der Sozialhilfe zur Hauptstadt der Chancen Perspektiven für Wirtschaft, Arbeit, Bildung und Soziales 1.1 BESTANDSAUFNAHME
Nirgendwo zeigt sich der schlechte Zustand Berlins so offen und klar wie in den wirtschafts- und sozialpolitischen Rahmendaten. Während die Hauptstädte anderer EU-Staaten erheblich zur Wirtschaftsleistung ihrer jeweiligen Länder beitragen, zieht Berlin das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt Deutschlands nach unten. So wäre laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) 2017 das BIP pro Kopf von Europas größter Volkswirtschaft ohne Berlin um 0,2 Prozent höher gewesen.
In der Folge ist Berlin seit Jahrzehnten dauerabhängig von Zuweisungen durch Bund und andere Bundesländer: So war die deutsche Hauptstadt im Jahr 2019 mit großem Abstand größtes Nehmerland im bundesstaatlichen Finanzausgleich und erhielt mit insgesamt etwa 4,33 Milliarden Euro mehr Geld als alle ostdeutschen Bundesländer zusammen. Je geringer die Wirtschaftskraft, desto geringer die Steuereinnahmen – und desto höher die Transfer-ausgaben. Damit befindet
Im nationalen Vergleich wird Berlin von
sich Berlin in einem Teufelskreis aus niedri-
großen Industriestandorten wie Bayern und
gen Einnahmen und hohen Sozialausgaben.
Baden-Württemberg abgehängt. Selbst die
Bezeichnenderweise nehmen die Ausgaben
beiden Stadtstaaten Hamburg und Bremen
für Transferleistungen den größten Pos-
haben ein höheres Wohlstandsniveau. Die
ten im Haushalt Berlins ein. 2019 wurden
Einwohner Hamburgs erzeugten 2019 mit
4,3 Milliarden Euro, also fast 15 Prozent der
fast 67.000 Euro pro Kopf 60 Prozent mehr
gesamten Finanzen, für Leistungen nach
Güter und Dienstleistungen als die Berliner
SGB II („Hartz IV“) und XII ausgegeben. Allein
mit einem BIP pro Kopf von knapp 42.000
die SGB II-Ausgaben beliefen sich auf etwa 2
Euro.
Milliarden Euro.
12
V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
HAUPTSTADT DER ARBEITSLOSIGKEIT
abgehängt, viele davon dauerhaft perspek-
Nicht erst infolge von Corona ist die Zahl
tivlos in der damit zusammenhängenden
der Arbeitslosen in Berlin höher als im
Abwärtsspirale. Auf dem Arbeitsmarkt kön-
Bundesdurchschnitt. Seit Jahren nimmt die
nen sie lediglich auf Helferniveau eingesetzt
Hauptstadt hier eine traurige Spitzenposi-
werden. Ist diese Zahl nicht schon drama-
tion in Deutschland ein. Im Dezember 2020
tisch genug, so zeigt die Entwicklung zum
waren 202.400 Berliner arbeitslos, durch die
Vorjahr, dass die Zahl der Arbeitslosen ohne
Corona-Krise sind es rund 52.200 mehr als
Berufsabschluss statt zu fallen um 11.954
im Vorjahr. Damit hat Berlin (10,1 Prozent)
Personen gestiegen ist. So entsteht das Para-
im nationalen Vergleich der Bundesländer
dox, dass Hunderttausende in Berlin ohne
mit 10,1 Prozent die zweithöchste Arbeits-
Beschäftigung sind, während zahlreiche
losenquote hinter Bremen (11,1 Prozent).
Unternehmen klagen, dass sie kein geeigne-
19,3 Prozent aller Berliner waren 2019 von
tes Personal finden.
relativer Einkommensarmut betroffen und DESASTRÖSES BILDUNGSNIVEAU UND FEHLENDE ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN
hatten weniger als 60 Prozent des mittleren bedarfsgewichteten Nettoeinkommens der Bevölkerung in Privathaushalten (Äqui-
Der Blick auf den nationalen Vergleich des
valenzeinkommen) zur Verfügung. Hinter
Bildungsmonitors offenbart, wo die Ursa-
Bremen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-
chen liegen. Der Bildungsmonitor, der seit
Vorpommern belegt die deutsche Haupt-
2004 vom Institut der deutschen Wirtschaft
stadt damit den vierten Platz. In Bayern und
(IW) für die Initiative Neue Soziale Markt-
Baden-Württemberg liegt die Quote nur bei
wirtschaft (INSM) erstellt wird, untersucht
etwa 12 Prozent. Dass derlei erschütternde
gezielt, welchen Beitrag das jeweilige Bil-
Zahlen in Berlin niemanden mehr aufregen,
dungssystem leistet, um den Wohlstand zu
zeigt, dass die Politik sich mit dieser Situa-
sichern und Aufstiegsmöglichkeiten für den
tion eher abgefunden hat, als sie zu ändern.
Einzelnen zu schaffen. 2019 belegte Berlin den letzten Platz. In einer weiteren Unter-
Blickt man mit der Kenntnis größerer wirt-
suchung nahm IW Consult die Hauptstadt
schaftlicher Zusammenhänge auf die Quali-
näher unter die Lupe. Auffallend schlecht
fikation der Arbeitslosen, so springt eine
schnitt Berlin in der Unterkategorie „Ni-
Zahl förmlich ins Auge: Fast die Hälfte aller
veau“ ab, das die Wohn-, Lebens-, Arbeits-,
Berliner Arbeitslosen im Dezember 2020
und Wirtschaftssituation in den Blick
(46,8 Prozent) haben keine berufliche Quali-
nimmt. Die Hauptstadt erreichte nur Platz
fikation. 94.800 Einwohner der Hauptstadt
36 von 71 Plätzen, München dagegen Platz 1.
sind derzeit ohne ausreichende Bildung
13
V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
Schuld an der Berliner Misere ist vor allem
zeigte dann, dass drei Viertel der Berliner
die rote Bildungspolitik. Am 25. Januar 1996
Grundschüler die Mindeststandards beim
übernahm die SPD das Bildungsressort in-
Schreiben nicht oder nur knapp erreichten.
nerhalb des Senats und beweist seitdem eine außerordentliche Konstanz: Berlin ist in den
Der Bildungsmonitor 2020 der INSM-Ini-
Bildungsstatistiken das dauerhafte Schluss-
tiative Neue Soziale Marktwirtschaft GmbH
licht. Kamen früher Nobelpreisträger aus
zeigt: Wo Schulbildung schlecht ist, kann
Berlin, so hat die Stadt heute einen rückläu-
berufliche Bildung nicht plötzlich glänzen.
figen Alphabetisierungsgrad: Rund 320.000
Da wundert es nicht, dass Berlin den letzten
Menschen im Alter zwischen 18 und 64 Jah-
Platz unter den Bundesländern erreicht hat.
ren können nicht richtig lesen und schreiben (Funktionale Analphabeten). Die Dunkelzif-
Angesichts der schlechten Bildungs- und
fer der Analphabeten – Personen, die weder
Arbeitsmarktdaten verwundert es nicht, dass
lesen noch schreiben können – beläuft sich
es auch um die viel beschworene Innova-
Schätzungen zufolge in Berlin auf 164.000.
tionskraft Berlins nicht gut bestellt ist. Im
Und die Zahlen des PISA-Berichts „21st-
deutschen Städteranking von IW Consult
century readers“ von 2018, wonach 21
und „Wirtschaftswoche“ belegte Berlin 2019
Prozent der deutschen Schüler im
in der Kategorie „Zukunftsindex“ nur
Alter von 15 Jahren nicht in der Lage
Platz 17. Der Zukunftsindex zeigt an,
sind „sinnentnehmend“
wie gut die jeweiligen Städte
zu lesen, verheißen auch
auf zukünftige Herausfor-
für Berlin nichts Gutes.
derungen vorbereitet sind.
Die Quote der Schul-
Indikatoren in dieser Kate-
abbrecher steigt: Jeder
gorie sind die Forschungs-
Zehnte verlässt mittler-
stärke, das Maß an Indus-
weile die Sekundarschule
trie 4.0-affinen Branchen,
ohne Abschluss, das sind
kreative Dienstleistungs-
doppelt so viele Schüler
unternehmen, Kultur- und
wie im Bundesdurch-
Kreativwirtschaft. Bei der
schnitt. Die Ergebnisse
Forschungsstärke er-
der VERA-Vergleichs-
reichte Berlin Rang 21, bei
arbeiten wiederum
den Patenten nur Platz
fielen für Berlin so
36, bei der Ingenieurs-
desaströs aus, dass die
quote Rang 34. Einzig in
Bildungssenatorin sie
den sogenannten kreati-
zunächst unterdrücken
ven Dienstleistungen konnte
wollte. Ihre Offenlegung
Berlin mit Platz 2 punkten.
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V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
ANFÄLLIGE STRUKTUR DER WIRTSCHAFT
Vorjahresniveau. Wo es keine Touristen und
Generell ist Berlins wirtschaftliche Leistungs-
Gäste gibt, da florieren weder das Gastgewer-
kraft stark abhängig vom Dienstleistungs-
be noch der Einzelhandel.
sektor. Laut Amt für Statistik Berlin-BrandenMISSACHTUNG DER WIRTSCHAFT
burg trug dieser 2019 insgesamt 86 Prozent zur Bruttowertschöpfung bei. Das produzie-
Geradezu katastrophal ist der Umgang
rende Gewerbe hingegen hatte nach Angaben
Berlins mit potenziellen Investoren. Als
der Berliner IHK im Jahr 2017 einen Anteil von
Rot-Rot-Grün 2018 Protesten von Aktivisten
ungefähr 10 Prozent (beim nationalen Spit-
nachgab und die Ansiedelung eines Google
zenreiter München trug die Industrie 2017 zu
Campus verhinderte, bezeichnete Florian
mehr als 24 Prozent am BIP der Landeshaupt-
Nöll, Chef des Deutschen Start-up-Ver-
stadt Bayerns bei). Dennoch erwirtschaftet
bands, die Stadt als „erste No-go-Area für
das produzierende Gewerbe 15 Prozent
Tech-Unternehmen“. Weiter kritisierte er:
des Umsatzes aller Berliner Unternehmen.
„Die Berliner Politik nimmt es zwar gerne mit,
Der Grund dafür ist die hohe Produktivität
wenn es positive Entwicklungen gibt. Aber
je Arbeitsstunde in diesem Wirtschafts-
wenn es Probleme gibt, dann duckt sie sich
zweig – während Berlin durch die Dominanz
weg.“ Die Start-up-Szene hätte sich in der
des Dienstleistungssektors mit seiner in
Vergangenheit nicht dank, sondern trotz der
Teilen vergleichsweise niedrigen Arbeitspro-
rot-rot-grünen Politik positiv entwickelt.
duktivität und oft niedrigen Löhnen mit seiner Wirtschaftsleistung im gesamtdeutschen
Und das Digitalunternehmen Hypoport
Vergleich eher schlecht abschneidet.
AG – bis vor Kurzem eines der großen Unternehmen in Berlin mit einem Börsenwert
Die Corona-Pandemie zeigt zudem, dass
von über einer Milliarde Euro – zog seinen
der Dienstleistungssektor – und damit
Firmensitz 2019 aus der Hauptstadt ab und
das Wirtschaftsmodell Berlins insge-
siedelte nach Lübeck über. Der Grund: nach
samt – nicht krisensicher ist. Die Wirtschaft
zuvor vierjährigen Verhandlungen über den
der Hauptstadt steht und fällt mit Tourismus,
Kauf eines Grundstücks, auf dem der Kon-
Kultur, Gastronomie, Gesundheit, Messe-
zern seinen Firmensitz errichten wollte, und
geschäft, Start-ups und Handel. Doch wo
nach Unterzeichnung eines Kaufvertrages
Reisen heruntergefahren werden, Messen
machte ausgerechnet der Senat in letzter
und Kongresse ausfallen, gibt es auch keine
Minute Gebrauch von seinem Vorkaufsrecht.
zahlenden Berlin-Besucher. Die Gäste- und
Hypoport-Chef Ronald Slabke sagte dazu:
Übernachtungszahlen lagen nach Anga-
„Dass ausgerechnet die Politik einem Kon-
ben der Senatsverwaltung für Wirtschaft,
zern seinen Firmensitz wegnimmt, das ist in
Energie und Betriebe zwischen Januar und
keiner anderen Stadt in Deutschland vor-
November 2020 um ca. 62 Prozent unter dem
stellbar.“
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V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
Ein weiteres Beispiel dafür, dass Rot-RotGrün Ideologie wichtiger ist als eine prosperierende Berliner Wirtschaft, war die verkorkste Bewerbung um die Auto-Leitmesse IAA. Nachdem ein Grünen-Parteitag gegen die Ansiedlung der Messe gestimmt hatte, ging die zuständige Wirtschaftssenatorin von den Grünen auf Distanz und wollte nicht Mitglied des Berliner Bewerbungsteams sein. Die Signale waren klar, und der Vorstand des Verbandes der Autoindustrie (VDA) entschied sich Anfang 2020 für München. Grund für die Entscheidung waren laut VDA das fehlende Vertrauen in die Berliner Politik, obwohl Berlin das beste Konzept für eine neue IAA vorgelegt hatte. Somit gehen jährlich eine halbe Milliarde Euro Umsatz pro Jahr zukünftig nicht nach Berlin, sondern nach München. Angesichts dieser einzigartigen Mischung aus strukturellen Schwächen und ideologischer Borniertheit ist es kein Wunder, dass Berlin in den wirtschafts-, bildungs- und sozialpolitischen Rahmendaten seit Jahren so schlecht abschneidet. Jedoch zeigen die oben genannten Daten auch, dass die ökonomische und soziale Krise Berlins kein Naturgesetz ist, sondern mit einer anderen Politik binnen weniger Jahre durchaus behoben werden kann.
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V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
1.2 GRUNDZÜGE EINER ALTERNATIVEN WIRTSCHAFTS-, BILDUNGS- UND SOZIALPOLITIK
Eine kluge Politik legt ihr Hauptaugenmerk
vergleichsweise geringe Produktivität und
auf die Beseitigung der oben festgestellten
letztlich das Einkommen sowie der Wohl-
Mängel. Hierzu gehört insbesondere der Ber-
stand zunehmen und Berlin zu einem star-
lin in der Corona-Krise zum Verhängnis ge-
ken und entwicklungsfähigen Wirtschafts-
wordene zu geringe Anteil der Industrie. Wir
raum werden.
wollen daher den Anteil des produzierenden Gewerbes mit seiner hohen Wertschöp-
Bereits ansässige Unternehmen des produ-
fung und als Motor der Berliner Wirtschaft
zierenden Gewerbes brauchen fortan gute
deutlich erhöhen. Es gilt, endlich wieder die
Rahmenbedingungen, damit sie dauerhaft in
Chancen zu nutzen, die Berlin bietet – und
Berlin dauerhaft bleiben. Außerdem müssen
diese liegen dort, wo sie immer lagen, näm-
Industrieunternehmen zukunftsträchtiger
lich in der Entwicklung und Produktion von
Branchen offensiv für den Standort Berlin
hochwertigsten Gütern und Waren.
geworben werden, um einen starken und zukunftsfähigen Industriezweig aufzubauen.
VON DER DIENSTLEISTUNGSMETROPOLE ZUR INNOVATIVEN INDUSTRIEMETROPOLE
Auch die Start-up-Szene muss gezielt ver-
Das Erfolgsgeheimnis wirtschaftsstarker
bessert werden. Zwar sind viele der bis-
Metropolen ist eine hochwertige Indust-
herigen Start-ups technologiebasiert, doch
rie auf Weltklasse-Niveau. Ein innovativer
haben sie sich zu stark auf Endverbraucher
industrieller Sektor steht an der Spitze der
(B2C) anstatt auf Unternehmen (B2B) kon-
Wertschöpfungskette und sorgt für Aufträge
zentriert. Plattformunternehmen erreichen
und Beschäftigung in anderen Branchen. Er
keine hohe technologische Wertschöpfung,
kann die Wirtschaft auch in Krisen vor einer
wie es sie bei einer Verzahnung digitaler
Rezession bewahren.
Innovationen mit der Industrie gäbe. Wie eine Untersuchung des Instituts für Innova-
Deshalb müssen alle Anstrengungen der
tion und Technik in Zusammenarbeit mit der
Berliner Wirtschaftspolitik darauf ausge-
Plattform „Startupdetector“ ergab, wurden
richtet sein, den Strukturwandel hin zur
2018 insgesamt 443 Unternehmen in Berlin
Industrie 4.0 in Gang zu setzen. Die neue
neu gegründet. Die meisten von ihnen, etwa
Industriepolitik muss vor allem eine Tech-
ein Drittel, konzentrierten sich auf die Ent-
nologiepolitik sein, deren Fokus auf der
wicklung von Software, gefolgt von Start-ups
Schaffung neuer Produkte, Verfahren und
im Bereich Dienstleistungen und E-Com-
Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung
merce. Diese grundsätzlich gute Ausgangs-
liegt. Dazu sind die erforderlichen Rahmen-
lage der digital affinen Gründungswilligen
bedingungen zu schaffen. Nur so können die
gilt es, für eine innovative Industrie nutzbar
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V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
zu machen. Ein weiterer positiver Effekt wäre,
Am Beginn des Umbaus steht die Identi-
dass deutlich mehr „Start-ups“ als bisher die
fizierung von zukunftsweisenden Tech-
ersten drei Jahre überstehen und damit nach-
nologiefeldern, bei denen Berlin bereits
haltig Steuereinnahmen erwirtschaften.
Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Standorten besitzt. Darauf aufbauend muss
IDENTIFIZIERUNG VON ZUKUNFTSBRANCHEN
analysiert werden, welche relevanten hoch-
Die Weiterentwicklung der Berliner Wirt-
produktiven Bestandsunternehmen Berlin
schaft in den kommenden Jahren und Jahr-
im jeweiligen Zukunftsfeld vorzuweisen hat
zehnten gelingt nur mit konkreten, ressort-
und welche gezielt geworben werden müs-
übergreifenden, aufeinander aufbauenden
sen. Das Augenmerk liegt dabei auf Indus-
Zielen, zu deren Realisierung eine
trieunternehmen, die hochwertige
aus Vertretern von Politik,
Produkte mit Know-how produ-
Verwaltung, Wissenschaft
zieren.
und Wirtschaft zusammengesetzte Task
Eine Zukunftsbranche mit
Force entsprechen-
enormem Potential ist die
de Anreize schafft.
Gesundheitswirtschaft.
Diese Anreize sind
Seit Generationen sind
regelmäßig zu über-
Berliner Hochschulen
prüfen und anzupas-
führend in der medizi-
sen. Die Tätigkeit der
nischen Forschung, die
Task Force, die vor allem
Umwandlung der Grund-
die konkreten Anliegen
lagen-kenntnisse in Produkte
von möglichen privaten In-
und Anwendungen erfolgt jedoch
vestoren zu berücksichtigen hat,
oft andernorts. Die Neuordnung vieler
ergänzt eine Politik der Stadtregierung, die
Lieferketten in der Nach-Corona-Zeit bietet
günstige Rahmenbedingungen für private
die Chance, neue Unternehmen – zum Bei-
Investitionen schafft. Es geht also bei der
spiel aus der Pharmaindustrie – näher an die
Task Force nicht um noch mehr Staatswirt-
Orte der Grundlagenforschung zu locken.
schaft, sondern gerade um die Beseitigung von (oft durch den Staat selbst erst hervorge-
Doch nicht nur die Gesundheitswirtschaft,
rufenen) konkreten Hindernissen und Miss-
auch IT-Bereiche, Infrastruktur oder Trans-
ständen, die es für Unternehmen unattraktiv
portwesen, ja annährend jede Branche erfährt
machen, in Berlin Betriebe zu gründen und
gegenwärtig tiefgreifende Veränderungen.
Arbeitsplätze zu schaffen.
Diese Veränderungen gilt es, als Chance zu nutzen, um Berlin und seine Bevölkerung auf Jahrzehnte hin zukunftsfähig auszurichten.
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V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
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Weitere hochproduktive Technologiebranchen, auf die Berlin bauen könnte, sind die Luft- und Raumfahrttechnik, Mobilität (autonomes vernetztes Fahren), Halbleiter- und Chipindustrie, Robotik, Künstliche Intelligenz, 3D-Druck sowie IT-Bereiche (darunter Quantencomputer). Diese werden nicht nur gut bezahlte Arbeitsplätze sichern, sondern auch als Multiplikator andere Branchen in die Stadt ziehen, seien es Zulieferer oder unternehmensorientierte Dienstleister. Gerade für die Dienstleistungsbranche besteht mit der Reindustrialisierung* die Chance, sich produktiver aufzustellen, denn die Industrie braucht Partner im Dienstleistungssektor. Der Fokus wird sich auf die Bereiche Informations-, Kommunikations- und Unternehmensdienstleistungen konzentrieren und Berlin mithilfe dieser neuen Dienstleistungswirtschaft zum Status einer Innovations- und Industriemetropole verhelfen. * Der AfD-Fraktion Berlin geht es bei der von uns gewollten Reindustrialisierung natürlich nicht um eine Rückkehr zu alten Industriebetrieben. Weder neue Stahlwerke noch neue Textilfabriken werden Berlin im 21. Jahrhundert nach vorne bringen. Es geht vielmehr um die Herstellung und Verwertung forschungsintensiver, international konkurrenzfähiger Produkte im Zeitalter von Globalisierung und Digitalisierung (Industrie 4.0).
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V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
BEENDIGUNG DER INNOVATIONS- UND INVESTORENFEINDLICHKEIT
Vereine, das kostenlose Nahverkehrsticket
Damit dieser Wandel gelingen kann, brau-
für Landesbeschäftigte, das Schülerticket
chen die Unternehmen in dem bevorste-
sowie die unkontrollierte Zuwanderung.
henden Transformationsprozess die volle
Hier sehen wir ein Einsparpotenzial von
Unterstützung des Staates. Statt Unter-
weit über 3,5 Milliarden Euro, welche Berlin
nehmen aus Berlin zu vergraulen, müssen
weitaus sinnvoller in zukunftsträchtige
bestehende Industriebetriebe Anreize
Projekte investieren kann.
erhalten, damit sie ihre Produktion in BerBESTANDSPFLEGE
lin ausweiten bzw. neue ansiedeln. Diese reichen von einem exzellenten Zugang zu
Neben dem energischen Werben um Neu-
Fachkräften über eine effiziente und dienst-
ansiedlungen von Unternehmen ist der
leistungsorientierte Verwaltung bis hin zu
Erhalt bestehender Betriebe ein absolutes
einer optimalen Verkehrsanbindung.
Muss. Die bisherige Berliner Industriestruktur zeichnet sich durch eine große Anzahl
Ganz im Sinne der sozialen Marktwirtschaft
kleinerer Betriebe und einiger Großkonzer-
von Ludwig Erhard wollen wir Berlin aus sei-
ne aus, deren Firmenzentralen außerhalb
ner Krise nicht über Verstaatlichung, Gän-
der Hauptstadt sitzen. Letztere schätzen
gelung, Behinderung und Einschränkung,
Berlin aufgrund seiner Wissenschaftsstand-
sondern über die Befreiung der Wirtschaft
orte vor allem für die Ansiedlung von For-
von ihren staatlichen Fesseln führen. Über-
schungs- und Entwicklungszentren. Das ist
triebene Umweltauflagen, der Nachweis
gut, doch sollte die Produktion der hier ent-
über die Verwendung von Ökostrom, über-
wickelten innovativen Produkte und Dienst-
zogene Mitbestimmungsmöglichkeiten und
leistungen durch eine gute Vernetzung
willkürliche Quoten vergraulen zunehmend
von Forschung und Produktion zukünftig
mehr Unternehmen.
auch in Berlin selbst stattfinden. Bestehen-
Gestrichen werden müssen hingegen
de Unternehmen dürfen nicht, wie etwa in
sämtliche überteuerten Ideologieprojekte.
den letzten Jahren im Fall von Siemens und
Dies sind zum Beispiel die Umstellung der
Daimler, durch politische Entscheidungen
BVG-Busflotte auf leistungsschwache und
zugunsten bestimmter Technologien ge-
überteuerte E-Busse (3 Mrd. EUR), das „Soli-
zwungen werden, Produktionsstätten zu
darische Grundeinkommen“ (200 Mio. EUR),
schließen. Die Politik hat derartige Eingriffe
die Verstaatlichung von Häusern über Vor-
zu unterlassen. Der Markt muss in erster
kaufsrechte und teure Immobilienankäufe,
Linie über das Bestehen oder Nichtbestehen
Fördergelder für linksextremistische
von Unternehmen entscheiden.
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V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
NULLTOLERANZ GEGEN BÜROKRATIE
Ein wesentlicher Standortnachteil Berlins ist die Bürokratie. Die Ergebnisse der bundesweiten Unternehmerumfrage des Unternehmerverbandes BVMW aus dem Jahr 2020/21 zeigen, dass gut 84 Prozent der Mittelständler die dringlichste Aufgabe der Politik im Bürokratieabbau sehen. Ganze 60 Prozent der Unternehmer leiden sogar unter der Bürokratie. Die zunehmende bürokratische Belastung des Mittelstandes frisst Zeit und verursacht Kosten. Es entsteht ein enormer Arbeitsaufwand mit erheblichen zusätzlichen Kosten, die die wirtschaftlichen Aktivitäten von Unternehmen behindern. Fast jeder zweite Unternehmensgründer sieht einer Commerzbank-Studie zufolge nicht die Konkurrenz als größte Herausforderung an, sondern die Regulierungen. Unser Ziel der Wohlstandsmaximierung für alle können wir nur erreichen, wenn wir die Wirkzusammenhänge umfassend aufdecken und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Im Fall der Bürokratie kann dies nur eine Nulltoleranz bedeuten. Wir wollen deshalb als Ziel eine Halbierung der Bürokratiebelastung mit einer einhergehenden Vereinfachung der Prozesse. So sollen zum Beispiel kleine Unternehmen von aufwendigen Melde- und Berichtspflichten befreit werden, die Bon-Pflicht im Einzelhandel muss abgeschafft und unbürokratische Lösungen für Gründer und Innovationen müssen umgesetzt werden. Sämtliche
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V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
überflüssige Bürokratie muss über Bord geworfen werden, damit sich die Unternehmen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und sich den Kunden widmen können – und sich nicht mit den Behörden plagen müssen. Um überflüssige Regularien zu identifizieren, sollte die Expertise der Wirtschaft zu Rate gezogen werden. Denn sie weiß naturgemäß besser, welche Vorschriften ihnen am meisten zu schaffen machen und wie man effizienter arbeitet. SCHULBILDUNG, AUSBILDUNG, HOCHSCHULBILDUNG
Wie oben gezeigt, hängt die Entwicklung von Wohlstand unmittelbar mit der Entwicklung von Wissen und Bildung zusammen. Entsprechend liegen in der Entwicklung des Humanvermögens die größten Chancen für Berlin: leistungsfördernde allgemeinund berufsbildende Schulen, exzellentere Hochschulen, stärkere Weiterbildung, anspruchsvollere – und im Ergebnis besser bezahlte (!) – Arbeitsplätze. Wo qualifizierte Arbeitskräfte leben, siedeln sich Unternehmen an, die hochwertige Waren und Dienstleistungen anbieten. Wer im globalen Wettbewerb bestehen will, muss innovative Produkte und Dienstleistungen entwickeln können. Für Unternehmen bedeutet dies einen Wettbewerb um die klügsten Köpfe, um Experten und Fachkräfte. Insofern hätte eine bildungsökonomische Offensive hohe volkswirtschaftliche Erträge zur Folge, die jedem Einzelnen in Form eines höheren Einkommens zugutekommen und
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V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
der Stadt durch höhere Steuereinnahmen
und Hochschulen müssen stets die besten
weitere Investitionen in die Verbesserung
Beispiele sein. Denn nur sie sind es, die eine
der städtischen Bildungs-, Gesundheits-
Gesellschaft voranbringen.
und Verkehrsinfrastruktur ermöglichen.
Damit sich auch die Bildungsstätten am Leistungsgedanken beteiligen, müssen
Da gut ausgebildete Menschen in einem an
diese für den Erfolg ihrer Schüler und Azubis
Bodenschätzen armen Land wie Deutsch-
verantwortlich gemacht werden. Vorausset-
land der größte Reichtum sind, Berlin jedoch
zung hierfür ist mehr Wettbewerb zwischen
in vielen Bildungsvergleichen hinterher-
den Einrichtungen. Parallel müssen die
hinkt, ist die Stärkung des Bildungssystems
Schulen, Berufsschulen und Hochschulen
eine der vorrangigsten Aufgaben Berliner
mit Blick auf ihre kurz-, mittel- und lang-
Politik. Bildung ist kein Kostenfaktor, wie
fristigen Erfolgsquoten, die Lehrerqualifika-
es die derzeitige Politik sieht, sondern eine
tion, das pädagogische Profil und besondere
risikoarme und dabei gewinnbringende
Schwerpunkte transparent für einen Ver-
Investition. Je höher die Investition in das
gleich und bereit zu einem Wettbewerb sein.
Humanvermögen, desto höher das Lebenseinkommen und desto niedriger das Risiko
Ein wichtiger Baustein eines erfolgreichen
der Arbeitslosigkeit.
Bildungssystems sind nicht zuletzt die Lehrer. Es sind die Lehrer, bei denen eine
In der inhaltlichen Ausrichtung braucht
neue Bildungsqualität beginnt. Zahlreiche
Berlin in der Bildung einen Wechsel von der
Studien zeigen, dass die Qualität des Leh-
Vermittlung sozialer Kompetenzen hin zu
rers einen entscheidenden Einfluss auf die
mehr Fachwissen, vor allem in den soge-
Schülerleistung hat. Deshalb fordern wir
nannten MINT-Fächern Mathematik, Infor-
eine Verbesserung der Lehramtsausbil-
matik, Naturwissenschaften und Technik,
dung und bedarfsgerechte Fortbildung der
in denen die deutsche Wirtschaft seit Jahren
Lehrkräfte sowie – damit sich die Lehrer auf
branchenübergreifend händeringend Fach-
einen qualitativen Unterricht konzentrieren
kräfte sucht. Nicht zuletzt brauchen wir eine
können – eine Verbesserung der Arbeitsbe-
Rückkehr zum Leistungsbewusstsein. Maß-
dingungen für Lehrer.
stab für alle Schulen, Ausbildungsstätten
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V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
FÖRDERUNG DES HANDWERKS
Wohlstand wird jedoch nicht nur in den Spit-
Selbstverständlich halten wir am Meister-
zenberufen der Hightech-Branchen geschaf-
titel fest. Er ist Garant für die hohe Qualität
fen, sondern auch und gerade in der Breite
handwerklicher Arbeit und schützt somit
des Lebens der allermeisten Bürger. Das
insbesondere die Verbraucher. Zudem ist
Handwerk ist seit Jahrhunderten ein Garant
der Meistertitel Gewähr für eine solide Aus-
qualitätsvoller Arbeit – sowie eines über-
bildung künftiger Handwerksgenerationen.
durchschnittlichen Einkommens. Insofern
Nicht zuletzt bietet er Handwerksbetrieben
ist das Handwerk nicht nur ein unverzicht-
auch die wirtschaftliche Perspektive, dass
barer Teil der klein- und mittelständischen
sich Qualitätsarbeit auch wirtschaftlich für
Wirtschaft, sondern ein elementares Funda-
sie auszahlt.
ment unserer Volkswirtschaft. KONKURRENZVERBOT
Allerdings durchläuft auch das Handwerk
Eine wichtige Säule, die sich in anderen
im Zeitalter der Digitalisierung einen funda-
Städten von selbst versteht, ist, dass sich die
mentalen Wandel. Damit es diesen Wandel
Stadt überall dort, wo erfolgreiche Privat-
meistern kann, fordern wir, Betriebe durch
unternehmen aktiv sind, heraushält. Im Fall
ein qualifizierendes Schulsystem, das die
der Wall AG hatte der rot-rot-grüne Senat
Azubis gezielt auf die Digitalisierung vor-
festgestellt, dass deren Geschäftskonzept,
bereitet und qualifizierte Arbeitskräfte zur
nämlich eine attraktive Stadtmöblierung
Verfügung stellt, zu unterstützen.
durch Werbung gegenzufinanzieren, eine lukrative Einnahmequelle ist. Anstatt das
Zudem fordern wir eine Meistergrün-
Unternehmen aber zu unterstützen, wurde
dungsprämie für all diejenigen, die voller
der Wall AG die Geschäftsgrundlage entzo-
Wagemut und Unternehmergeist einen
gen, und das Land Berlin machte sich dieses
eigenen Betrieb gründen, sowie zusätzlich
Geschäftskonzept zu eigen.
die Abschaffung aller finanziellen und bürokratischen Hürden.
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V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
1.3 LEUCHTTURMPROJEKTE BERLINER INDUSTRIEPARK / BERLIN INDUSTRIAL PARK (BIP)
So kommt das IT-Cluster Rhein-Main-Ne-
Als Kernprojekt für die Reindustrialisierung
ckar auf 8.000 Unternehmen mit 80.000
und der Industrie 4.0 in unserer Stadt schla-
Mitarbeitern auf insgesamt 5.000 Quadratki-
gen wir die Gründung eines „Berliner In-
lometern Fläche – und das Silicon Valley auf
dustrieparks“ / „Berlin Industrial Park“ (BIP)
7.000 Unternehmen mit 500.000 Beschäftig-
vor. Nach dem Vorbild des 1951 gegründeten
ten auf 4.000 Quadratkilometer Fläche. Das
Stanford Industrial Parks (heute Stanford
zeigt das Potenzial für einen „Berliner Indus-
Research Park), der als „Epizentrum“ des
triepark / Berlin Industrial Park“ (BIP).
Silicon Valley gilt, soll der BIP das
Gemäß unseres Plattformgedankens
technische und wissenschaft-
ist es die gemeinsame Aufgabe
liche Know-how der Ber-
des Landes Berlin und des
liner Hochschulen und
BIP-Managements, optimale
Fachhochschulen mit
Rahmenbedingungen – be-
dem Entwickler- und
stehend aus günstigen
Unternehmergeist der
Konditionen für Start-ups,
hiesigen Start-ups so-
Bürokratiefreiheit und
wie den Interessen der
Vernetzung potenzieller
Hauptstadtregion ver-
Partner – zu schaffen. Dazu
knüpfen – und die Grund-
gehört auch ein weltweites
lagen für ein „deutsches
Standortmarketing. Warum
Silicon Valley“ schaffen.
sollen sich nicht auch US-amerikanische und britische Spitzenuniversitäten wie
Schon heute gehört der „Wissenschafts- und
Harvard und Yale, Berkeley und Stanford, Ox-
Wirtschaftsstandort Adlershof“ (WISTA) mit
ford und Cambridge an der Spree niederlas-
rund 1.200 Unternehmen und 23.500 Mit-
sen? Oder auch die Tsinghua-Universität in
arbeitern auf einer Fläche von 4,2 Quadrat-
Peking und die Hefei University of Techno-
kilometern sowie rund 6.500 Studenten im
logy? Gleiches gilt für Hightech-Firmen aus
Campus Adlershof der Humboldt-Universi-
den genannten Ländern. Die University of
tät zu den größten Technologieparks Euro-
Stanford betreibt bereits einen „Overseas
pas. Allerdings ist der Abstand zu anderen
Campus“ in Berlin.
IT-Clustern der Welt noch immer enorm.
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V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
GRÜNDUNGS- UND INVESTITIONSZENTRUMS BERLIN (GIZB)
Grundsätzlich müssen staatliche Förderun-
Unabhängig vom BIP schlagen wir zur Be-
gen wesentlich schneller und unbürokra-
treuung künftiger Investoren die Bündelung
tischer abgewickelt werden. Das bedeutet
aller Zuständigkeiten und Kompetenzen in
auch, dass Start-ups nicht wie bisher oftmals
einer einzigen dienstleistungsorientierten
auf Fördergelder verzichten müssen, nur
Behörde vor, die in einem Single-Window-
weil sie keine Kapazitäten haben, um sich
System von der Gewerbeanmeldung über
mit Unmengen Papierkram zu beschäftigen.
die Hilfe bei der Suche nach geeigneten Standorten, die Bewerbung um öffentliche
Dem „Gründungs- und Investitionszentrums
Fördergelder, die Zahlung der Steuern bis hin
Berlin“ (GIZB) obliegt auch das gezielte
zu Genehmigungen für ausländische Unter-
Werben um Investoren im In- und
nehmer alle Informationen und Formali-
Ausland.
täten lenkt bzw. bereitstellt, die Investoren STIPENDIENPROGRAMM „BERLIN FELLOW“
benötigen. Unter dem programmatischen Namen „Gründungs- und Investitionszentrums Berlin“ (GIZB) schaffen wir damit ein
Wir wollen die besten Stu-
umfangreiches Mentoring-Programm, in
denten Deutschlands, Euro-
dem ein Gründungs-, Umsiedlungs- oder
pas und der Welt in Berlin ha-
Investitionswilliger in allen dafür erforder-
ben. Deshalb wollen wir jedes
lichen Phasen von Anfang bis zum Ende
Jahr für hundert Studenten ein
betreut wird.
Stipendium – vorrangig in den MINT-Fächern – ausschreiben,
In jedem Berliner Bezirk muss es dazu zu-
das es ihnen ermöglicht, in Berlin zu
künftig einen Lotsendienst geben, der die
studieren.
Gründungs-, Umsiedlungs- oder Investitionswilligen von der Entwicklung einer Idee
Das Berlin-Stipendium umfasst neben dem
bis hin zu einem Geschäftsmodell begleitet.
Studienplatz (einschließlich etwaiger Stu-
Die Verwaltung muss Vertrauen in Jung-
diengebühren), einer Wohnung in einem
unternehmer setzen und sie mit öffentlichen
Studentenheim und Taschengeld auch die
Aufträgen unterstützen. Dafür sind geeigne-
Vermittlung geeigneter Praktikumsplätze.
te Instrumente nach amerikanischem Vor-
Das Land Berlin wird für dieses Programm
bild zu installieren. Zu diesen Instrumenten
anfangs in Vorleistung gehen, allerdings von
sollten auch Anreize für die Bezirke gehören,
Beginn an auch Unternehmen, Stiftungen
untereinander um die besten Köpfe zu kon-
und andere Organisationen suchen, die
kurrieren.
bereit sind, Partner von „Berlin Fellows“ zu
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V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
werden. Idealerweise finden die Förderer über diesen Weg auch ihre Nachwuchskräfte
Großes, bisher noch wenig genutztes Poten-
von morgen.
zial steckt auch in der Zusammenarbeit von KMU und Start-ups. Wenn diese Synergien
Um die Stipendiaten nach Abschluss ihres
verstärkt geschaffen werden, entsteht eine
Studiums in Berlin zu halten, kann das Sti-
Win-win-Situation für alle Beteiligten.
pendium oder ein Teil davon bis zu drei Jahre nach dem Examen weitergezahlt werden,
Zudem sollten Hochschulen mehr Gelder
soweit die Betroffenen in Berlin leben und
erhalten, wenn sie Kooperationen mit KMU
legal arbeiten.
aufbauen. In die Bedingungen könnten auch analog zu den Forschungssemestern
GEZIELTE KMU-POLITIK
für Professoren, Transfersemester
Neben der intensivierten Betreuung
aufgenommen werden, in denen die
von Gründern muss eine strate-
Professoren ihr neues Wissen in relevante
gische Industriepolitik auch die
Wirtschaftsunternehmen einbringen.
vielen Klein- und mittelständi„KMU START“-PROGRAMM
schen Unternehmen (KMU) im Blick haben. Diese profitieren bis-
Nach der Gründung ist die größte Heraus-
her noch nicht ausreichend von
forderung für junge Unternehmen, an lukrative Aufträge heranzukommen. Ein
den großen Technologiegebern der
wichtiger und verlässlicher Auftraggeber
Stadt wie die Großkonzerne.
wäre der Staat. Doch viele Start-ups, auch im Deeptech-Bereich, berichten allzu oft davon,
Deshalb sollten ihnen Angebote im Rahmen eines One-Stop-Shops bereit-
dass sie von Behörden ausgebremst oder von
gestellt werden, die auf ihre besonderen
oben herab behandelt werden. Öffentliche
Bedingungen zugeschnitten sind. Oftmals
Auftraggeber betrachten Jungunternehmer
haben sie nicht die Zeit und Ressourcen,
mit Argwohn.
um sich im Dickicht öffentlicher Förderprogramme zurechtzufinden oder den richtigen
Anders in den USA: Dort werden junge Tech-
Kooperationspartner in Wissenschaft und
Firmen mit milliardenschweren Staatsauf-
Forschung ausfindig zu machen. Auch die
trägen unterstützt. Seit 1982 existiert dort das
Digitalisierung ihrer Geschäfts- und Produk-
Innovationsprogramm SBIR („Small Business
tionsprozesse oder die Qualifizierung der
Innovation Research“), das Jungunterneh-
Beschäftigten stellt sie vor ganz andere He-
men über eine Art Start-up-Quote bei öffent-
rausforderungen, als dies große Unterneh-
lichen Aufträgen stärkt und Kapitalgebern
men leisten können. Hier sollte eine zentrale
Anreize für Investitionen gibt. Daneben gibt
Stelle Abhilfe schaffen.
es eine Reihe von Instrumenten, über die die 29
V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
Zukunftsfirmen unabhängig von normalen
gen müssen. Allzu viele Schüler stellen sich
Ausschreibungen an öffentliche Aufträge
erst unmittelbar vor dem Schulabschluss
kommen. Selbst das deutsche Beschaffungs-
die Frage, „was sie später im Leben werden“
wesen kennt solche legalen Wege, zum
wollen. Wenn sie denn eine Antwort für sich
Beispiel durch Investitionspartnerschaften,
gefunden haben, stellen sie oftmals fest, dass
doch fehlen in den Amtsstuben bisher allzu
ein anderer Schulweg ihnen mehr geholfen
oft die Einsicht, die Kenntnis und der Mut,
hätte.
diese Wege zu beschreiten. Aus diesem Grunde wollen wir die QualiDeshalb fordern wir die Schaffung des „KMU
fizierungsinitiative „Co-Piloten“ auf den
Start“-Programms, das kleine und mittel-
Weg bringen, in der erfahrene Vertreter aus
ständische Unternehmen bevorzugt mit
Handwerk und Wirtschaft den Schülern und
staatlichen Aufträgen unterstützt.
Lehrern zur Seite stehen. Die „Co-Piloten“ können in regelmäßigen Informationstagen
QUALIFIZIERUNGSINITIATIVE „CO-PILOTEN“ IN SCHULE UND AUSBILDUNG
Mädchen und Jungen sowie deren Eltern frühzeitig darüber informieren, welche
Die wichtigste Ressource Berlins sind die
Berufe ihnen mit dem jeweiligen Bildungs-
hier geborenen und aufgewachsenen Schü-
weg offenstehen und welche Perspektiven
ler. Diese müssen nicht erst für diese Stadt
diese bieten. Zugleich können sie die jungen
geworben und von ihr begeistert werden.
Menschen auch darüber orientieren, ob der
Doch auch sie brauchen bessere Perspek-
aktuelle Bildungsweg und die erbrachten
tiven für ihr Leben als es ihnen das heutige
schulischen Leistungen für den Traumberuf
Berlin bietet.
ausreichen oder ob und wo sie sich eventuell verändern müssen.
Neben den unmittelbaren Verbesserungen des Schulsystems brauchen die Berliner
Partner für die Initiative „Co-Piloten“ könnten
Schüler eine frühe Orientierung für das spä-
z.B. neben den Berufsverbänden auch die
tere Berufsleben. Sie brauchen zuverlässige
Berliner Service-Clubs wie Rotary und Lions
Informationen darüber, welche beruflichen
sein, die bereits seit Jahrzehnten Schüler auf
Perspektiven sich ihnen bieten – und welche
ihrem Weg ins Berufsleben begleiten.
schulischen Leistungen sie dafür erbrin-
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V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
ONLINE-PLATTFORM „KOMPASS SCHULE“
Natürlich gehört dazu auch die Möglichkeit,
Um Wettbewerb und größtmögliche Trans-
die Kinder direkt bei der Wunschschule
parenz bei gleichzeitiger Verantwortung der
oder einer durch das Portal ermittelten Er-
Schulen für den Erfolg jedes ihrer Schüler zu
satzschule anzumelden. Mit Blick auf mög-
bieten, fordern wir die Bildung einer Inter-
liche Überbuchungen einzelner Schulen
netplattform nach US-amerikanischem Vor-
ist ein Auswahlverfahren festzulegen, das
bild, auf der alle Berliner Eltern die Wunsch-
Leistung und Fähigkeiten der Kinder in den
schule für ihre Kinder ermitteln können.
Vordergrund stellt. DEUTSCHE HOCHSCHULE FÜR POLITIK UND VERWALTUNG
Alle öffentlichen und privaten Grund- und Sekundarschulen Berlins sind darin in
Zur Stärkung des Wissenschaftsstandortes
einem Ranking mit ihren jeweiligen
Berlin in den Staatswissenschaften
Ergebnissen und detaillierten
(Politik, Geschichte, Soziologie,
Informationen verzeichnet.
Recht, Volkswirtschaft und
Hierzu zählen: ihre jährli-
Verwaltung) plädieren wir
chen Erfolgsquoten und Notendurchschnitte
für die Gründung einer
in einzelnen Fächern,
„Deutschen Hochschule
Anzahl an Rückstel-
für Politik und Verwaltung“
lungen, die Ergebnisse
(DHPV) zusätzlich zu den
der VERA-Vergleichs-
bestehenden Institutionen wie der Hochschule für Wirt-
arbeiten der 3. und 8.
schaft und Recht Berlin oder der
Jahrgangsstufen, die LMB-
Hertie School.
Quoten, die Anzahl der Gymnasialempfehlungen, die Quote der Schulabgänger ohne Ausbildungsvertrag
Nach Vorbildern wie die französischen
und ohne Abschluss, die Lehrerqualifikation
Eliteschulen „École nationale d’administra-
und Ausstattung, Informationen zum Ein-
tion“ (ENA) und „Institut d’études politiques
satz von Mathematik-Fachlehrern und von
de Paris“ (Sciences Po), der London School
Quereinsteigern nach Fach, das pädagogi-
of Economics and Political Science (LSE)
sche Profil, Informationen zur Teilnahme
sowie auch der in der Weimarer Republik
an Schülerwettbewerben und Olympiaden,
gegründeten und später im Otto-Suhr-In-
Kooperationen mit Schülerlaboren, Uni-
stitut der FU aufgegangenen Deutschen
versitäten, Stiftungen, MINT-Initiativen und
Hochschule für Politik wird die neue DHPV
Ausbildungsunternehmen sowie die Anzahl
eine Eliteschule, in der künftige Spitzen-
vermittelter Praktika zur Berufsvorberei-
beamte und -politiker, nicht nur aus Berlin,
tung.
die Grundlagen von Politik und Verwaltung lernen.
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V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
Die Schule soll gleichermaßen ein Ort der fä-
Die von privaten Investoren betriebene Ein-
cher- und länderübergreifenden Forschung
richtung sollte sich selbst finanzieren. Dies ist
und des internationalen Austausches sein
über aufregende Gastronomie und Hotellerie
wie auch einen gewissen Korpsgeist unter
sowie über Gewerbe- und Wohneinheiten
Wahrung des politischen Pluralismus und
möglich, die smarte Technologien ebenso an-
ein besonderes Gefühl der Verantwortung für
wenden wie erlebbar machen. Dubai hat bei-
unser Land unter den künftigen Spitzen der
spielsweise 2020 ein „Museum der Zukunft“
Gesellschaft herausbilden. Als Standort für
in eindrucksvollem Design eröffnet, das als
eine solche Schule gibt es keine bessere Stadt
„Brutstätte für Ideen“ eine treibende Kraft für
als den Sitz von Regierung und Parlament der
Innovation und eine Zieladresse für Erfinder
Bundesrepublik Deutschland: Berlin.
und Unternehmer aus aller Welt sein soll.
ÖKO-LAB 21 / MUSEUM DER ZUKUNFT
STÄRKUNG DER GRUNDSCHULEN
Um den Nachwuchs Berlins kontinuierlich
Die Basis von alldem sind funktionierende
mit Aspekten von Umwelt und nachhaltigen
Grundschulen, damit gerade Kinder aus
Technologien vertraut zu machen und bei
bildungsfernen Familien eine Chance haben,
Jungen und Mädchen früh Begeisterung für
dem Schicksal aus schlechter Bildung und
diese Themen zu wecken, braucht unsere
Arbeitslosigkeit zu entkommen. Dies gilt vor
Stadt eine Bildungsstätte ganz neuen Typs.
allem für Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte, deren unzureichende
Ein „Öko-Lab 21“ kann als modernes Mu-
Deutschkenntnisse sie vom ersten bis zum
seum und Kinder-Universität zu den The-
letzten Schultag benachteiligen.
men nachhaltige Technologie, Energie und Umwelt diese Aufgabe in Zusammenarbeit
Wir wollen nicht, dass viele dieser Kinder
mit Stiftungen und Bildungsträgern erfüllen.
später perspektivlos – weil arbeitslos – sind
Zusätzlich sollte ein internationaler, pres-
und schlimmstenfalls in die Kriminalität,
tigeträchtiger Jugend-Erfinder-Wettbewerb
Radikalisierung oder Abhängigkeit von staat-
ausgelobt werden, bei dem die Preisträger der
lichen Leistungen abrutschen. Auch die an
teilnehmenden Länder alljährlich ihre Erfin-
der Leistung ihrer Kinder nicht interessierten
dungen auf einer Messe in diesem Gebäude
Eltern muss die Botschaft erreichen, dass
vorstellen. Anders als der vom Bundesminis-
Schulbildung wichtig und der Schlüssel für
terium für Bildung und Forschung (BMBF) ge-
ein erfolgreiches Leben ist. Schule und gute
förderte „Bundes Umwelt Wettbewerb“ würde
Noten müssen „cool“ werden. Genau hier
dieser Wettbewerb kluge Köpfe aller Länder
setzt unsere bereits im Bildungskonzept der
ansprechen und motivieren, sich auf techni-
Berliner AfD formulierte Forderung nach der
sche Innovationen zu konzentrieren und die
Schaffung von Prämien und Stipendien an,
Verbindung zur Industrie zu suchen.
um gute schulische Leistungen zu belohnen.
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V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
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V o n d e r H a u p t s t a d t d e r S o z i a l h i l f e z u r H a u p t s t a d t d e r C ha n ce n
1.4 ZUSAMMENFASSUNG: ESSENTIALS FÜR EINE HAUPTSTADT DER CHANCEN
Die AfD-Fraktion im Berliner Abgeordne-
Auf dem Gebiet der Bildungspolitik – die
tenhaus strebt auf allen Gebieten der Wirt-
für die AfD zugleich die beste Sozialpoli-
schafts-, Bildungs- und Sozialpolitik einen
tik ist – setzen wir unter anderem auf eine
Mentalitätswandel in der Wirtschafts-,
Stärkung der allgemeinbildenden Schulen,
Sozial und Bildungspolitik an. Die deutsche
auf bessere Ausbildungs- und Weiterbil-
Hauptstadt darf nicht länger am finanziellen
dungsangebote sowie auf eine auf Exzel-
Tropf von Bund und anderen Bundesländern
lenz in allen Fachbereichen ausgerichtete
sowie der EU hängen, sondern muss als
Hochschulpolitik. Inhaltlich braucht Berlin
politisches Zentrum der größten Volkswirt-
eine Schwerpunktverlagerung zur gleich-
schaft Europas auch zum ökonomischen
zeitigen Vermittlung von mehr Fachwissen,
Motor unseres Landes und unseres Konti-
Sozialkompetenz und Unternehmensgeist.
nents werden.
Dies gilt für alle Fachbereiche, besonders aber für die „MINT“-Fächer. Bezüglich der
Die wichtigsten Bestandteile einer alter-
Haltung der Schüler und Lehrer fordern wir
nativen Politik sind auf dem Gebiet der
eine Rückkehr zum Leistungsprinzip, bei
Wirtschaft auf der Basis einer Gründungs-,
dem sich alle Beteiligten stets an den jeweils
Investitions- und Bildungsoffensive die
besten Beispielen orientieren.
Reindustrialisierung Berlins (bei der sich die deutsche Hauptstadt zum Standort hochproduktiver Technologiebranchen entwickeln soll), die Beendigung der Innovations- und Investorenfeindlichkeit in Politik und Verwaltung, die Unterstützung bestehender Unternehmen, der Abbau von wirtschaftsfeindlicher Bürokratie sowie die Förderung des Handwerks.
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Leuchtturmprojekte einer alternativen Wirtschafts-, Bildungs- und Sozialpolitik sind unter anderem: • die Gründung eines „Berliner Industrie parks“/„Berlin Industrial Park“ (BIP), in dem das Know-how der Berliner Hochschulen und Fachhochschulen, der Unternehmergeist hiesiger Start-ups sowie die Interessen der Hauptstadtregion zusammenfinden
• die Online-Plattform „Kompass Schule“, die Schülern und Eltern eine Orientierung für die Wahl künftiger Schulen bietet • die Qualifizierungsinitiative „CoPiloten“, die Schülern früh Einblicke in das Berufsleben vermittelt • das Stipendienprogramm „Berlin Fellow“, mit dem wir die besten Studenten der Welt an die Spree locken wollen
• die Schaffung eines „Gründungs- und Innovationszentrums Berlin“ (GIZB), das Investoren betreut und ihnen einen bürokratiefreien Start in der Hauptstadt ermöglicht
• die Gründung einer Deutschen Hochschule für Politik und Verwaltung (DHPV) als Eliteschule insbesondere für das künftige Spitzenpersonal in Staat und Politik der Bundesrepublik Deutschland.
• das „KMU Start“-Programm, das kleine und mittelständische Unternehmen bevorzugt, mit staatlichen Aufträgen unterstützt und so einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung ihrer Existenz leistet
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M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
2. Metropole mit mehr Lebensqualität Perspektiven für Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung, Gesundheit, Kultur, Sport und innere Sicherheit 2.1 BESTANDSAUFNAHME
Das euphorische Berlin-Gefühl der 90er Jah-
Parks sind zugemüllt, öffentliche Abfall-
re ist einer großen Ernüchterung gewichen.
eimer sind übervoll, und in den Sandkästen
Grund dafür ist die eingangs beschriebene
der Spielplätze sammeln sich Hundekot und
Tatsache, dass sich der rot-rot-grü-
Drogenspritzen. Anstatt beherzt einzu-
ne Senat in den vergangenen
greifen, schieben sich Stadt- und
Jahren darauf verlegt hat, die
Bezirksverwaltung allzu oft den
vielen Mängel im Alltag
„schwarzen Peter“ gegenseitig
der Stadt mit Floskeln
zu.
wie „arm, aber sexy“ schönzureden oder
Viele öffentliche Orte der
als besonders liebens-
Stadt – wie etwa der Gör-
werte Charaktereigen-
litzer Park oder das Kott-
schaften der Stadt dar-
busser Tor – sind zudem
zustellen, anstatt Berlin
Umschlagplätze für Drogen
eine echte Entwicklungs-
und Tatorte für schwere Ge-
perspektive zu geben.
waltverbrechen. So traurig es ist: Dreißig Jahre nach der Einheit ist Berlin
Viele der ungelösten Probleme haben längst
nicht „die geilste Stadt der Welt“, sondern die
ein Stadium erreicht, bei dem sie für die Bür-
Hauptstadt der Morde, der schweren Raub-
ger Berlins nicht mehr einfach nur ärgerlich
überfälle und Einbrüche, der Taschen- und
sind, sondern harte negative Folgen für ihr
Autodiebstähle, des Drogenhandels und der
Leben in dieser Stadt haben:
Zwangsprostitution, der Fälschungsdelikte
So hat die Verwahrlosung des öffentlichen
und des Steuerbetrugs sowie der Organisier-
Raums in den Straßen und Plätzen, an Bus-,
ten und Clan-Kriminalität. Besonders dra-
U- und S-Bahnhöfen, in Schulen und Behör-
matisch ist die Situation auch an den Schu-
den sowie nicht zuletzt in den Wohnvierteln
len, wo das Wort „Brennpunktschule“ längst
ein beklagenswertes Ausmaß erreicht: Viele
zum Standardprädikat geworden ist.
37
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
Viele der genannten Verbrechen werden un-
Besonders ärgerlich ist die Einseitigkeit des
strittig von Mitgliedern krimineller arabi-
Senats bei der Bekämpfung des politischen
scher Großfamilien (Clans) und der Organi-
Extremismus. Während Rot-Rot-Grün beim
sierten Kriminalität (OK) begangen. Im Jahre
„Kampf gegen Rechts“ immer vorn dabei ist,
2017 etwa wurden 68 größere Verfahren
wird der Linksextremismus seit Jahrzehnten
gegen Banden der Organisierten Kriminali-
(!) geduldet und gefördert! So bleiben etwa
tät geführt. Nur 14 Ermittlungsverfahren
Hausbesetzungen und die hundertfachen
richteten sich gegen deutsche Staatsangehö-
Brandanschläge auf Autos meist unbe-
rige, und selbst diese wurden wiederum von
scholtener Bürger zumeist ungesühnt und
Arabischstämmigen mit deutschen Pässen
ohne Widerspruch seitens des Senats, womit
begangen. Doch anstatt konsequent das
dieser den Eindruck vermittelt, diese Strafta-
Gewaltmonopol des Staates durchzusetzen,
ten stillschweigend zu dulden. Und während
ist der Senat zumeist entweder untätig oder
der Innensenator im November 2020 gegen
setzt auf „Deeskalation“ und „Kuscheljustiz“.
friedliche Demonstranten Wasserwerfer einsetzen ließ, dürfen linke Chaoten seit den
Anstatt einer ungetrübten Lebensfreude
1980er-Jahren jedes Jahr zum 1. Mai ganze
herrscht vielerorts Angst. Unzählige Straßen
Stadtteile verwüsten.
und Plätze sind, vor allem in den Abend- und Nachtstunden, längst „No-go-Areas“ und
Ein das Lebensgefühl der Berliner massiv
rechtsfreie Räume, in denen allenfalls der
beeinträchtigendes Problem ist auch der
„Friedensrichter“ (Kadi) oder der Clan-Pate
dramatische Mangel an für Normalbürger
das Sagen haben. Das langjährige Ignorie-
bezahlbarem Wohnraum. Gab es in den
ren der Probleme und das oftmals bewusste
Nach-Wendejahren lange Zeit günstigen
Schönreden von Missständen haben dazu
Wohnraum zu kaufen oder zu mieten, fehlen
geführt, dass sich viele Berliner an Ord-
heute eine Million Sozialwohnungen, um
nungswidrigkeiten und Straftaten gewöhnt
alle Wohnberechtigungsschein berechtigten
haben – und bereits resigniert haben. Reprä-
Haushalte zu versorgen. Doch auf den Mangel
sentative Umfragen wie der „Berlin-Monitor“,
an Wohnraum hat Rot-Rot-Grün bis heute
den der „Tagesspiegel“ gemeinsam mit dem
keine Antwort gefunden. Stattdessen fördert
Umfrageinstitut Civey erstellt, zeigen regel-
der Senat absurderweise Initiativen zur Ent-
mäßig, dass sich immer weniger Menschen
eignung großer Wohnungsbaugesellschaf-
in Berlin noch sicher fühlen.
ten und forciert den Ankauf überteuerten Wohnraums. Anstatt selbst – etwa über die städtischen Gesellschaften – Wohnungen zu bauen, sollen große Firmen durch Enteignungen dafür bestraft werden, dass sie in der Vergangenheit Wohnraum geschaffen haben.
38
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
Auch in anderer Hinsicht ist die rot-rot-grüne Baupolitik ein Desaster: Ein gewisser Wildwuchs an Bürogebäuden vor allem in den Zentren hat in den vergangenen zwanzig Jahren an manchen Orten zu einer Verödung des öffentlichen innerstädtischen Raums beigetragen. Auf die Träume der 1990er-Jahre von einem „neuen Berlin“ folgten allzu oft phantasielose Glas- und Betonburgen, die unsere Straßen und Plätze kalt, trist und abweisend machen. Und selbst dort, wo Rot-Rot-Grün gegengesteuert hat, wurde es oft nicht besser. So wurde unter Stichworten wie „Urban Gardening“ oder auch „Schutz der traditionellen Kieze“ Berlin nicht weiter urbanisiert – sondern bewusst „verdorflicht“. Ein wesentliches Element dabei waren allerlei Schikanen gegen den Autoverkehr zugunsten von Radwegen.
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M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
2.2 GRUNDZÜGE EINER ALTERNATIVEN POLITIK FÜR MEHR LEBENSQUALITÄT
Vorrangiges Ziel einer Politik zur Verbesserung der Lebensqualität in Berlin muss daher zunächst das Abstellen der aufgelisteten Mängel sein.
Neben der Verhängung empfindlicher Bußgelder sind auch Sozialstunden – etwa für die Beseitigung der verursachten Schäden – ein wirksames Mittel, um Straftäter von Wiederholungen abzuhalten.
SAUBERE STADT
Ein wichtiges Element
Im Verantwortungsbereich der
für mehr Lebensquali-
Stadt sind die Kompetenzen
tät in Berlin ist die
zwischen Senat und Bezir-
Sauberkeit in den
ken zu klären sowie eine
Straßen und auf
konsequente Reinigung
den Plätzen der
der öffentlichen Räume
Stadt. Hierzu
einschließlich der Ent-
muss jeglicher
sorgung des Mülls zu
Verschmutzung
gewährleisten. Sollten
von Parks, jegli-
die zuständigen Bezirke
chem Beschmie-
mit ihren Grünflächen-
ren von Hauswän-
ämtern nicht in der Lage
den und jeglicher
sein, ihren Aufgaben nach-
Zerstörung öffent-
zukommen, muss dies der
lichen Eigentums (zum
Senat übernehmen und gegebe-
Beispiel von U- und S-Bahnen)
nenfalls prüfen, wie sich dies auf die
konsequent begegnet werden. Städte wie
Mittel der Bezirke auswirkt.
New York haben schon vor mehr als zwanzig, Jahren vorgemacht, dass eine Null-Toleranz-Strategie gegen jedes auch noch so kleine Delikt dazu geführt hat, dass eine der dreckigsten und kriminellsten Städte der Welt heute als eine der saubersten und sichersten Metropolen gilt.
40
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
41
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
UMWELT UND NATUR
sowie den Erhalt und die Pflege von Wander-
Mensch, Umwelt und Natur gehören auch
wegen, damit unsere Wälder als Nah-
in einer Großstadt wie Berlin zusammen.
erholungsgebiete für jedermann
Gepflegte Parks und Grünflächen sind ele-
erlebbar werden.
mentare Grundlagen von Lebensqualität und müssen entsprechend wieder stärker gepflegt
Zur Verbesserung der Luft-
und instandgehalten werden. Bürgerinitiati-
qualität in der Stadt fordert
ven und Vereine sind dabei einzubeziehen.
die AfD-Fraktion, mit Hilfe des sogenannten Efeu-Plans
Zur einzigartigen Lebensqualität Berlins
die Fassaden- und Dachbe-
gehören auch die naturnahen Gebiete und
grünung mit Kletterpflanzen
dörflichen Strukturen direkt hinter den
zu fördern. Kletterpflanzen
Stadtgrenzen, die als Alleinstellungsmerkmal
leisten einen wichtigen Beitrag
bewahrt bleiben müssen. Eine großflächige
zum natürlichen Witterungs- und
Zersiedelung des Berliner Umlandes ist nicht
Strahlungsschutz, bieten Kühlung
im Interesse Berlins. Die AfD setzt sich des-
im Sommer und Wärmedämmung im
halb für die behutsame Weiterentwicklung
Winter. Außerdem entsteht dadurch zusätz-
urbaner Strukturen ein. Statt der Zersiedlung
licher Lebensraum für Vögel und Insekten.
des Umlandes fordern wir, dass zunächst innerstädtische Baulücken geschlossen werden
Ein wichtiges Trinkwasserreservoir
und alte Fabrikgebäude und -gelände neuen
sowie Ort der Freizeitgestaltung
Nutzungsformen zugeführt werden.
vieler Berliner und ebenfalls Lebensraum zahlreicher Tier-
Besondere Naherholungsgebiete für den
arten sind die Berliner Seen.
Menschen und Lebensräume für die Tier-
Deren Sauberkeit und ökolo-
welt sind die Forste. Diese bestehen jedoch
gisches Gleichgewicht muss
noch immer zu großen Teilen aus Kiefern-
deshalb ein dauerhaftes Ziel
monokulturen mit nur sehr eingeschränktem
der Landespolitik sein. Dazu
ökologischem Wert. Unserer Auffassung
gehört neben der Vermei-
nach hat sich eine moderne Forstwirtschaft
dung von Verschmutzungen
in Ballungsgebieten nicht in erster Linie an
auch die Entfernung invasiver
Wirtschaftlichkeitsprinzipien, sondern an
Wassertiere wie des Roten Ame-
ökologischen Anforderungen zu orientieren.
rikanischen Sumpfkrebses oder des
Deshalb fordern wir die Schaffung naturnaher
Kalikkokrebses sowie invasiver Wasser-
Mischwälder durch vermehrtes Anpflanzen
und Schlingpflanzen.
unterschiedlicher heimischer Baumarten
42
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
INNERE SICHERHEIT
nicht mehr platzen, weil diese aus Angst um
Die bestmögliche Gewährleistung der
ihr Leben und das ihrer Familien nicht mehr
inneren und äußeren Sicherheit ist eine
bereit sind, vor Gericht auszusagen.
der ältesten Aufgaben des Staates. Als Steuerzahler sind die Bürger
Zur Erhöhung des Drucks auf die Straftä-
auf diesem Politikfeld keine Bitt-
ter muss zudem der in den Verwaltungs-
steller, sondern Anspruchsbe-
vorschriften zu § 16 StVollzG vorgesehene
rechtigte. Deshalb ist die Ver-
regelhafte Ausschluss von Tätern aus dem
besserung der Sicherheitslage in
Bereich der OK und kriminellen Clans vom
Berlin ein vorrangiges Anliegen
offenen Vollzug konsequenter als bisher
der AfD-Fraktion im Berliner Ab-
umgesetzt werden. Um OK und Clan-Krimi-
geordnetenhaus.
nalität wirksam bekämpfen zu können, muss man die Täter außerdem dort treffen, wo es
Um der Organisierten Kriminalität
ihnen weh tut: beim Vermögen. In Italien er-
(OK) und kriminellen arabischen Fami-
wiesen sich Beschlagnahmungen im Kampf
lienclans endlich Herr zu werden, muss den
gegen das Organisierte Verbrechen als sehr
Tätern mit aller gebotenen Härte und einer
wirksam. Die Beweislastumkehr ist dabei ein
„Nulltoleranz-Politik“ begegnet werden.
entscheidendes Element.
Dazu gehören ständige Überprüfungen und Festnahmen verdächtiger Personen an
Nicht zuletzt müssen bei Clan-Kriminalität
den bekannten Kriminalitäts-Hotspots
ausländerrechtliche Maßnahmen konse-
der Stadt. In der Corona-Krise haben
quent und zeitnah vollzogen werden. Ins-
Sicherheits- und Ordnungskräfte
besondere müssen kriminelle ausländische
gezeigt, wozu sie in der Lage sind,
Clan-Mitglieder konsequent abgeschoben
wenn der politische Wille vorhan-
werden. Da das seit Jahrzehnten immer wei-
den ist. Der Ermittlungsdruck
ter aufgeweichte Staatsangehörigkeitsrecht
auf den Täterkreis der OK und
dazu geführt hat, dass viele Clan-Mitglieder
kriminellen Clans muss gemäß
heute deutsche Staatsbürger sind oder sogar
dem „Al-Capone-Prinzip“ so stark
eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzen,
erhöht werden, dass die Kriminel-
ist zudem die Anspruchseinbürgerung durch
len spüren, dass sie im Visier des
eine Ermessenseinbürgerung abzulösen
Rechtsstaates sind.
und der automatische Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit für Kinder hier lebender
Einen wichtigen Aspekt stellt in diesem
Ausländer auszuschließen. In letzter Konse-
Zusammenhang auch der Schutz der ermit-
quenz ist bei doppelten Staatsbürgerschaf-
telnden Beamten, Richter sowie aussage-
ten die deutsche abzuerkennen.
bereiten Zeugen dar, damit Prozesse künftig
43
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
BAUEN UND WOHNEN
Die Schaffung von bezahlbarem und zu-
direkt am Markt nach einer Wohnung um-
gleich attraktivem Wohnraum ist eine der
sehen und mit einem Mietzuschuss unter-
wichtigsten Aufgaben der Berliner Stadt-
stützt werden.
entwicklungspolitik. Ausreichender und bedarfsgerechter Wohnraum kann nur in
Der nachhaltigste Weg gegen die Abhän-
einer engen Partnerschaft der Stadt mit
gigkeit von Mietpreisen, gegen Gentrifi-
den – privaten, städtischen und genossen-
zierung, Inflation und Altersarmut ist der
schaftlichen – Wohnungsbaugesellschaf-
Erwerb von Wohneigentum. Außerdem
ten geschaffen werden. Damit sich unter-
erhöht Eigentum die persönlichen Bindun-
nehmerisches Handeln lohnt, ist gerade in
gen und die Verbundenheit mit einem Ort.
diesem Bereich das Eigentum zu schützen.
Deshalb ist es ein wesentliches Ziel der AfD-
Bürokratische Eingriffe wie Mietendeckel
Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus,
oder gar Enteignungen, die allesamt in
Berlin von einer Stadt der Mieter zu einer
irgendeiner Weise in das Eigentum der Ver-
Stadt der Eigentümer zu entwickeln.
mieter eingreifen und zudem hohe Entschädigungskosten für die Gesellschaft nach sich
Unabhängig von Eigentumsfragen ist eine
ziehen, lehnen wir ab. Die beste Mietpreis-
wichtige Ressource zur Gewinnung neuen
bremse ist ein ausreichendes Angebot an
Wohnraums das Ausschöpfen vorhandener
Wohnungen, sodass sich der Preis über An-
Potentiale. Dazu gehören die Dachgeschoss-
gebot und Nachfrage regelt und die Mieter
flächen, die in Berlin noch lange nicht ausge-
die Wahl haben, wohin sie ziehen wollen. Ein
schöpft sind. Geschätzt 60.000 Wohnungen
solches Angebot entsteht jedoch nur, wenn
könnten in Dachgeschossen neu entstehen.
Vermieter durch das Zurverfügungstellung
Als Hindernis hat sich die Anordnung des
von Wohnraum die Aussicht auf eine Rendi-
zuständigen Senates erwiesen, Bäume für
te haben. Durch Bürokratie und Enteignun-
den II. Rettungsweg weder zu fällen noch
gen wird kein Wohnraum geschaffen.
zu beschneiden. Wir setzen uns dafür ein, Dachgeschossausbauten zu beschleuni-
Im sozialen Wohnungsbau setzen wir uns
gen, Hindernisse aus dem Weg zu räumen
dafür ein, von der wenig reizvollen Förde-
und dieses schnell erschließbare Potential
rung von Häusern zu einer direkten Förde-
für die Berliner zu nutzen. Um mehr Fläche
rung der anspruchsberechtigten Menschen
gewinnen zu können, setzen wir uns für die
überzugehen. Statt auf den seltenen Fall zu
Änderung der Vollgeschossdefinition in der
warten, eine Sozialwohnung beziehen zu
Bauordnung von zwei Drittel auf drei Viertel
dürfen, könnten sich Anspruchsberechtigte
der Grundfläche ein.
44
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
Fläche zu entwickeln. Hierdurch ergibt sich STADTENTWICKLUNG
gleichzeitig erhöhter Lärmschutz und die
Die Lage auf dem Wohnungsmarkt stellt
Möglichkeit, Abgase zentral über die Belüf-
ebenso Herausforderungen an die Stadt-
tung zu reinigen. Innerstädtisch verbinden
planung. Auch hierbei steht der Ansatz,
diese Flächen bisher getrennte Stadträume,
vorhandene Potenziale besser zu nutzen, im
sie sind daher von einem hohen Wert für die
Vordergrund.
Weiterentwicklung Berlins.
So müssen die knappen Flächen in den Zen-
Eine weitere wichtige Ressource für die
tren Berlins optimal genutzt werden – unter
Gewinnung neuer Wohnflächen ist die
anderem durch prägnante, höhere Ge-
Nachverdichtung der vorhandenen Bebau-
bäude mit optimierter Nutzung
ung. Nachverdichtung hat in Berlin
des innerstädtischen Raums.
keine Lobby, obwohl nach wie
Die Hochhausentwicklung
vor ein erhebliches Potenzial
muss die Möglichkeit bie-
zur Schaffung zusätzlichen
ten, an dafür geeigneten
Wohnraums durch Nach-
Stellen höhere Hoch-
verdichtung im Bestand
häuser zuzulassen und
besteht. Es gibt in der Stadt
nicht die bereits be-
zahlreiche Baulücken, un-
stehenden Hochbauten
genutzte Grundstücke und
rund um den Fernseh-
nicht ausgebaute Dachge-
turm zum Maß aller Dinge
schosse. Ohne die Ausweisung
zu erklären. Eine Begrenzung
eines einzigen neuen Baugebie-
der Hochhausentwicklung auf
tes ist auf diesem Weg berlinweit die
„kleinere Hochhäuser“ lehnen wir ab. Die
Schaffung von bis zu ca. 100.000 zusätz-
restriktive Politik des Senats führt letztlich zu
lichen Wohnungen möglich. Da in diesem
einer Hochhausverhinderungsplanung.
Bereich keine Großprojekte möglich sind, würden hier viele kleine und mittelständi-
Zudem können Geländeeinschnitte von
sche Bauherren zum Zuge kommen. Das
Verkehrsflächen – zum Beispiel Autobahnen
Potenzial der Nachverdichtung ergibt sich
oder Schienenwege – als Fläche für städti-
auch daraus, dass Berlin in den 1920er- bis
sches Leben zurückgewonnen werden. Dazu
1940er-Jahren bei ähnlicher Fläche bis zu 1
sind diese Flächen zu überdeckeln und der
Million Einwohner mehr hatte als heute.
dadurch entstehende Raum über dieser
45
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
Kleingärten als Grün- und Freifläche, als
auch mittelfristig nicht benötigt, ab. So sorgt
Erholungsraum sowie als kleingärtnerische
das Land für einen entspannten Bodenmarkt
Nutzfläche für hunderttausende Berliner
zum eigenen Vorteil.
und in ihrer wichtigen Funktion für Bienen und andere Bestäuber stellen für uns
Wer bauen will, muss zudem wissen, wo dies
keine disponiblen Flächen dar. Als groß-
in der Stadt möglich ist. Dazu bedarf es eines
flächige Baulandreserve sind Kleingärten
Baulandkatasters. Das bestehende nicht-
aufgrund ihrer ökologischen Funktion und
öffentliche, amtsinterne Kataster (WoFIS)
der identitätsstiftenden Wirkung für unsere
für Teilflächen des Wohnungsbaus kann
Stadt ungeeignet.
ein öffentliches, umfassendes Kataster nicht ersetzen. Das Baugesetzbuch
FLÄCHENVORSORGE
gibt Berlin die Möglichkeit, ein
Zur Ermöglichung aller öffentlichen Bauauf-
solches Baulandkataster anzu-
gaben – zum Beispiel der Errichtung neuer
legen. Unbebaute Flächen und
Schulen, Kitas, Friedhöfe, Grünflächen,
Grundstücke, die sich für eine
Straßen oder Wege – muss das Land Berlin
Bebauung eignen, können so
eine Flächenbevorratungspolitik betreiben,
systematisch erfasst und öf-
um im Bedarfsfall über ausreichend Re-
fentlich zugänglich gemacht
serven zu verfügen. Derzeit kauft der Senat
werden. Wenn der Eigen-
für einen mehrfach erhöhten Betrag
tümer nicht widerspricht,
Flächen zurück, die er Jahre
wäre eine Kontaktauf-
zuvor zu Niedrigstpreisen
nahme zwischen
verschleudert hatte.
Bauwilligen und
Eine sinnvolle Boden-
Grundstückseigen-
bevorratungspolitik
tümern möglich, um
arbeitet genau
Bauen in Berlin zu
umgekehrt: In
beschleunigen. Die Er-
Zeiten niedriger
höhung des Angebots
Bodenpreise kauft
durch Sichtbarma-
man sukzessive
chung von Bauflächen
Flächen an; sind die
entspannt nicht zuletzt
Preise sehr hoch, gibt
auch den Markt.
man Flächen, die man
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M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
STADTPLANUNG
Eine gute Orientierung für
Bei der Entwicklung
eine gelungene Stadt-
neuer Stadtquar-
entwicklungspolitik, die
tiere ist darauf zu
verschiedene Interes-
achten, dass die
sen miteinander ver-
Lebensbedürfnis-
knüpft, ist die „Berliner
se der Bürger und
Mischung“. Diese
die wirtschaft-
zeichnete sich früher
lichen Interessen
dadurch aus, dass auf
des Einzelhandels
einem Grundstück so-
nicht gegeneinan-
wohl Wohnraum als auch
der ausgespielt
Gewerbeflächen vorhanden
werden. In Baupla-
waren. So waren beispielsweise
nung und -ausführung
das Vorderhaus und das erste Quer-
ist auf die gewachsene Struktur
gebäude Wohnraum, das zweite oder auch
und das Stadtbild der jeweiligen
dritte Quergebäude oftmals Gewerbeflä-
Umgebung ebenso Rücksicht zu
chen. Im Vorderhaus wohnte der Hauseigen-
nehmen wie auf das Prinzip von
tümer, darüber wohnten bessergestellte
Wertigkeit und Nachhaltigkeit.
Mieter, zum Beispiel Handwerker, Beamte
Neubauten egoistischer Archi-
oder Lehrer. Im ersten Hinterhaus wohnten
tekten und billigst kalkulierender
Arbeiter, Angestellte, Kleinhandwerker oder
Investoren, die das gewohnte Stadt-
auch Wohnungslose (sogenannte Schlafbur-
bild zerstören und perspektivisch neue
schen) mit ihren Familien. Im zweiten Quer-
Ghettos schaffen, lehnen wir ab. Ein wich-
gebäude waren dann Fabriken, Handwerks-
tiger Grundsatz der Stadtplanung ist auch,
betriebe, Nähereien und andere gewerbliche
dass sie tatsächlich Großstadtquartiere plant
Räume untergebracht.
und keine ländlichen Siedlungen. Die häufige „Verdorfung“ vieler Kieze und Stadtviertel der
Rücksicht genommen werden muss in
letzten Jahre muss beendet werden.
der Stadtplanung nicht zuletzt auch auf die Interessen des modernen Verkehrs. Ideologische Vorgaben, die die verschiedenen Verkehrsmittel gegeneinander ausspielen, lehnen wir ab.
47
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
DENKMALSCHUTZ UND BEWAHRUNG DER HISTORISCHEN BAUSUBSTANZ
bei Hans Poelzig oder Bruno Taut mit dem Bauhausstil und dem Reformwohnungsbau
Berlin ist reich an Baukultur und städte-
der 1920er-Jahre.
baulichem Erbe. Die Hufeisensiedlung, die Weiße Stadt in Reinickendorf, die Gartenstadt
All diese Zeitschichten und ihre städtebau-
Falkenberg, bekannt als Tuschkastensiedlung,
lichen Leitbilder im Wandel der Zeit, aber
und selbst das genossenschaftliche Wohnen
auch die historischen Brüche zwischen
als historisch entwickelte Wohnform sind
und nach den Weltkriegen, der beiden
Weltkulturerbe. Berlin hat seit jeher Bauge-
Diktaturen, der Teilung der Stadt und
schichte geschrieben. Schlösser und Gärten,
schließlich der Wiedervereinigung machen
Bürgerhäuser und öffentliche Gebäude,
Berlin zu dem, was es heute ist. Unser Ziel
Kulturstätten, Sichtachsen, Parks,
ist es, diese Historie nicht auf dem
die verschiedenen Stadt-
Altar des Zeitgeistes zu opfern,
erweiterungen sind heute
sondern in der künftigen
noch ablesbar, sichtbar
Stadtentwicklung daran
und spürbar, obwohl
anzuknüpfen: an Stellen,
die Stadt sich in den
an denen Lücken der Zer-
verschiedenen Pha-
störung klaffen, wie bei-
sen ihrer Entwicklung
spielsweise bei der Schin-
mehrfach deutlich ver-
kelschen Bauakademie,
änderte. Dazwischen fin-
eine dem Original gerecht
den wir die berlintypischen
werdende Rekonstruktion zu
Blocks mit ihrer Parzellierung,
ermöglichen, aber ebenso auch
ihrer geschlossenen Bebauung
neuen Bauformen und Bauprojekten
und der Berliner Traufhöhe.
ihren Raum zu geben und ein besonderes Gefühl der Verantwortung für unser Land
Architekten wie Karl Friedrich Schinkel und
unter den künftigen Spitzen der Gesell-
Friedrich August Stüler, Gestalter wie Johann
schaft herausbilden und ein besonderes
Gottfried Schadow und Gartenarchitekten
Gefühl der Verantwortung für unser Land
wie Peter Joseph Lenné haben viele Bau- und
unter den künftigen Spitzen der Gesellschaft
Gartendenkmale hinterlassen, die den Cha-
herausbilden – in Korrespondenz mit und in
rakter und die Struktur der Stadt nachhaltig
Respekt vor unserer facettenreichen und be-
geprägt haben.
deutenden Baugeschichte sowie als Weiterentwicklung derselben.
Nach der Gründerzeit hat die Moderne prägende Spuren hinterlassen, begonnen
48
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
49
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
KULTUR, SPORT UND FREIZEIT
Ein wichtiger Bestandteil zur Steigerung der
Dies gilt auch und gerade für die Vereine
Lebensqualität unserer Stadt ist ein breites
und Mannschaften des Spitzensports. Die
Angebot an Kultur, Sport und Freizeitmög-
Fußballer von Hertha BSC und dem 1. FC
lichkeiten.
Union, die Handballer der Füchse, die Basketballer von Alba, die Eishockeyspieler der
Da Umfragen in der jüngeren Vergangenheit
Eisbären und die Eisschnellläufer der Eisbä-
regelmäßig ergeben haben, dass die Berliner
ren Juniors sowie die Sportler vieler weite-
mit dem zur Verfügung stehenden Kultur-
rer Vereine sind einzigartige Botschafter
angebot zufrieden sind, sollten hier – ins-
unserer Stadt und bieten zugleich unseren
besondere vor dem Hintergrund
Bürgern ein breites Unterhaltungs-
der Corona-Pandemie und
und Freizeitangebot. Nicht zuletzt
deren bislang nicht abzu-
sind sie auch bedeutsame
sehenden Folgen – alle
Wirtschaftsfaktoren. Darum
Bemühungen darauf
benötigen sie die bestmög-
ausgerichtet sein, den
liche Unterstützung der
Bestand der vorhan-
Stadt.
denen Theater- und Konzerthäuser, Mu-
Ziel ist es, durch eine opti-
seen und Galerien sowie
male Förderung und in enger
sonstigen Kultureinrich-
Partnerschaft mit den Ver-
tungen zu sichern. Ähnlich
einen in jeder relevanten Sportart
verhält es sich mit der Entwick-
Berliner Sportler und Mannschaften
lung der Sport- und Freizeitangebote.
dazu zu befähigen, bei deutschen Meisterschaften und internationalen Wettbewer-
Der Förderung des Breitensports kommt in
ben um die Titel mitzuspielen.
einer wachsenden Metropole eine besondere Rolle zu. Die Aufgabe der Politik ist es, in Partnerschaft mit den Berliner Sportvereinen ein ausreichendes Maß an Sportstätten zur Verfügung zu stellen.
50
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
EINE WILLKOMMENSKULTUR FÜR FAMILIEN
auch im Grundgesetz festgehalten ist. Ge-
Die Familie ist der Ort des Privaten und der
schützt werden muss die Familie auch gegen
Freiheit, Familie gibt Rückhalt und Gebor-
ihre linksliberalen Feinde, die die Axt an die
genheit. Als Keimzelle der bürgerlichen
Wurzeln der traditionellen Familie legen.
Gesellschaft ist die Familie der Quell für den
über Generationen gewachsenen gesell-
Die AfD-Fraktion im Berliner Abgeord-
schaftlichen Zusammenhalt. Ohne Familie
netenhaus Berlin steht für eine familien-
ist kein Staat zu machen. Keine andere
freundliche Politik, die alle Bereiche des
gesellschaftliche Institution kann die Fa-
Lebens berücksichtigt und bei allen politi-
milie ersetzen. Für ein Kind ist die Familie
schen Entscheidungen die Auswirkungen
die wichtigste Brücke zur Außenwelt. Die
auf das Wohl von Familien berücksichtigt.
Familie ist der sichere „heimat-
Wir fordern eine durchgängige
liche Hafen“, von dem aus der
Familienorientierung der Politik
Mensch „seine lebenslan-
(„Family Mainstreaming“).
ge Reise durch die Ge-
Familien benötigen mehr
sellschaft“ unternimmt.
Entlastung und verdienen
gezielte Förderung. Fami-
Dennoch ist die öf-
lienfördernde Maßnahmen
fentliche Wertschät-
sollen die Befähigung zur
zung der traditionellen
Eigenverantwortung der
Familie in Deutschland
Familien stärken und nicht
zurückgegangen. Politi-
zu ihrer Entmündigung durch
sche und mediale Einfluss-
noch mehr Staat führen.
faktoren, ökonomische Rah-
menbedingungen und das Streben nach
Die AfD-Fraktion steht für eine Gesellschaft,
individueller Selbstverwirklichung sind
in der Familien mit Kindern im Mittelpunkt
die Gründe hierfür. Trotz des Abgesangs in
des Gemeinwesens stehen. Eine Gesell-
vielen Medien auf die klassische Familie,
schaft, in der Schwangerschaft, Elternschaft
bestehend aus Vater, Mutter und Kindern,
und Kinderreichtum nicht mit Skepsis,
ist diese Familienform noch immer weit
sondern mit hoher Wertschätzung begeg-
verbreitet und der mit weitem Abstand be-
net wird. Der AfD-Fraktion ist es wichtig,
vorzugte Lebensentwurf in unserem Land.
junge Familien bei der Erfüllung des Wun-
Gerade die Corona-Pandemie hat wieder
sches nach mehreren Kindern gezielt zu
gezeigt, wie wichtig die Familie ist. Selbst
unterstützen und zu entlasten. Die Angst
wenn alles geschlossen wird, die Familie
vor Armut oder Überforderung soll jungen
bleibt offen! Deshalb verdient die Familie
Familien genommen werden.
den besonderen Schutz des Staates, der
51
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
52
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
2.3 LEUCHTTURMPROJEKTE WOHNUNGSBAU-PROJEKT „500.000 PLUS“
verteuert, komplizierter und zeitaufwendiger
Unter diesem Namen wollen wir bis 2050 in
macht, als es eigentlich sein müsste – ohne
enger Partnerschaft mit privaten, genossen-
in irgendeiner Weise die Bauqualität zu er-
schaftlichen und staatlichen Wohnungs-
höhen.
baugesellschaften stufenweise 500.000 zusätzliche Woh-
Deshalb fordern wir, unter dem Schlagwort
nungen neu bauen. Damit
„Schlanke Bauordnung“ das geltende Bau-
ist die Situation auf dem
recht stark zu entrümpeln. Dazu gehören
Wohnungsmarkt nach-
unter anderem:
haltig entspannt. Durch
• Zurückführung der Energieeinspar verordnung (EnEV) auf ein ökonomisch vertretbares Maß, das echte Energie einsparung mit dem baulichen Aufwand in ein positives Verhältnis setzt;
die Schaffung einer echten Wettbewerbssituation haben künftige Mieter sukzessive mehr Wohnungen zur Auswahl und die Anbieter wären gezwungen, ein attraktives Preis-Leis-
• Streichung überflüssiger Sachverstän digenpflichten für Brandschutz, Energie einsparung und Arbeitsschutz – der Bauherr entscheidet eigenverantwortlich und gemeinsam mit seinem Architekten;
tungs-Verhältnis anzubieten. Ein solches Ziel kann jedoch das Land Berlin allein und mit den ihm gehörenden Unternehmen nicht erreichen. Hierzu braucht es
• Verkürzung der Genehmigungspflichten;
ein breites Zusammenwirken der genann-
• Streichung der Pflicht zum barrierefreien Bauen bei Wohnhäusern – Ersetzung dieser Pflicht durch Empfehlung zum barrierearmen Bauen;
ten Akteure – und im Gegenzug ihren Schutz vor den Enteignungsphantasien derjenigen, die noch nie auch nur einen einzigen Quadratmeter Wohnraum geschaffen haben.
• Aufzugspflicht auf Hochhäuser beschränken;
„SCHLANKE BAUORDNUNG“
• Pflichten zur Ausgestaltung der technischen Gebäudeausrüstung minimieren und das enge Vorschriftenkorsett bezüglich einzelner technischer Ausführungen lockern. Die Solarpflicht für Neubauten und größere Dachsanierungen lehnen wir ab, da diese die Baukosten unnötig verteuert.
Ein wichtiges Element zur Aktivierung des Wohnungsmarktes ist die Entrümpelung der Bauvorschriften. Die Bauordnungen der Länder und das immer umfassendere Baunebenrecht mit sehr vielen umweltrechtlichen Vorschriften haben mittlerweile einen Umfang erreicht, der das Bauen erheblich
53
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
INITIATIVE WOHNEIGENTUM
GESUNDHEIT
Die landeseigenen Wohnungsbaugesell-
Die Wiederherstellung der Handlungsfähig-
schaften verfügen über ein Portfolio von der-
keit des öffentlichen Gesundheitsdienstes
zeit rund 310.000 Wohnungen. Ihre Aufgabe
(ÖGD) ist eine der vordringlichsten Aufga-
darf nicht auf das Verwalten
ben zur Verbesserung der Lebensqualität
und Zukaufen von Woh-
in unserer Stadt. Der ÖGD muss unter
nungen beschränkt
Berücksichtigung der Erfahrungen aus
bleiben. Wir sehen
der Corona-Pandemie wieder in die
die landeseige-
Lage versetzt werden, seinen ori-
nen Wohnungs-
ginären Aufgaben vollumfänglich
gesellschaften
nachkommen zu können. Dazu
als Bauherren,
zählen Prävention, Gesundheits-
Vermieter und
förderung und Gesundheitsschutz
Förderer von
der Bevölkerung. Zudem ist nicht
Wohneigentum in
länger hinnehmbar, dass der Ber-
einer gesellschaft-
liner Senat nach wie vor keine perso-
lich herausragenden
nelle Mindestausstattung in den Gesund-
Rolle. Im Sinne eines revol-
heitsämtern sicherstellen kann.
vierenden Systems von Verkaufen, Bauen, Vermieten, Verkaufen sollen die
Ein wichtiger Baustein für
landeseigenen Gesellschaften
eine bessere Gesund-
Wohnungen bauen, für zehn
heitsversorgung ist der
Jahre vermieten und dann
Abbau von Investi-
an die Mieter privatisieren,
tionsrückständen,
sofern diese am Eigentum
Arbeitsüberlastung
interessiert sind.
und Ressourcenverschleiß in den Kran-
Ebenso sollen die bereits vor-
kenhäusern.
handenen, dafür geeigneten
Dazu fordert die AfD, die
Bestände an Mieter privatisiert
Investitionssumme für
werden. Die Erlöse fließen dann in
die Deckung des akuten In-
Investition für den Neubau. Eine Privatisie-
vestitionsbedarfs, die Modernisie-
rung an Dritte, insbesondere solche, die nicht
rung der Medizintechnik und die Erhöhung
zur Selbstnutzung erwerben wollen, muss
der zur Verfügung stehenden Bettenzahl,
ausgeschlossen bleiben.
insbesondere im Bereich Geriatrie und Psy-
54
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
chiatrie, von 180 Mio. Euro auf 335 Mio. Euro
sen Lagerkapazitäten für Nahrungsmittel
jährlich zu erhöhen. Nur so können die mas-
geschaffen werden, da landwirtschaftliche
siven Defizite der letzten Jahre ausgeglichen
Produkte im Krisenfall ebenfalls nicht sofort
und die Berliner Kliniken fit gemacht werden
lieferbar sind.
für die Herausforderungen des demographischen
Nicht zuletzt muss sich Berlin zu einer
Wandels.
international anerkannten Gesundheitsmetropole entwickeln, in der
Eine zentrale Vo-
Spitzenkrankhäuser in enger
raussetzung für
Kooperation mit medizinischer
eine erfolgreiche
Spitzenforschung und einem
Behandlung ist
funktionierenden, Einnahmen
naturgemäß
generierenden Gesundheitstou-
auch eine ver-
rismus Hand in Hand gehen.
ständliche KomCLUSTER INNERE SICHERHEIT
munikation zwischen
Zur Verbesserung des Kampfes gegen
dem medizinischen
die Organisierte und Clan-Kriminalität
Personal und den Patienten.
fordern wir die Wiedereinset-
Deshalb fordert die AfD-Fraktion im Ber-
zung der erfolgreichen, von
liner Abgeordnetenhaus, das sichere
der damaligen SPD-Lin-
Beherrschen der Fachsprache
ke-Koalition aufgelös-
auf C1-Niveau als Einstellungsbedingung festzuschreiben.
ten „Gemeinsamen
Dies dient der medizinischen
Ermittlungsgruppe
Sicherheit, dem Respekt im
Ident“ des Landes-
gegenseitigen Umgang mitei-
kriminalamtes unter
nander und letztendlich auch
Anpassung an die neue Bedrohungsla-
der Integration.
ge. Es muss verhindert werden, dass Straftäter
Außerdem fordert die AfD eine an
nicht zu ihren eventuellen
realistischen Krisenszenarien orien-
Clans oder Großfamilien zuge-
tierte Vorsorge für den Katastrophenfall. Dazu gehört die vorsorgliche Einrichtung
ordnet werden können und nicht einmal die
von Notfalllagern für kritische bzw. lebens-
Richtigkeit ihrer behaupteten Identität fest-
notwendige Arzneimittel. Außerdem müs-
gestellt werden kann.
55
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
Zudem fordern wir den Aufbau weiterer spe-
Anreizen zur Illegalen Einwanderung über
zialisierter Kommissariate und Dezernate
die Zerstörung des gesellschaftlichen Zu-
beim Landeskriminalamt, die sich mit den
sammenhalts bis zum Tod von Menschen.
Phänomenbereichen Organisierte
Zudem verursacht er hohe direkte und
Kriminalität und Clan-Kri-
indirekte volkswirtschaftliche Kosten, die
minalität befassen.
letztlich von der Allgemeinheit getragen
Weiterhin muss
werden müssen. Die AfD-Fraktion
auch eine engere
wendet sich gegen die Verharmlo-
Zusammen-
sung des Drogenkonsums.
arbeit zwischen den Behörden
Eine bislang vernachlässigte Rolle
in Bund und
spielt hier auch die Kooperation
Ländern sowie
von Jugendämtern und Straf-
zwischen den ver-
verfolgungsbehörden. Auf heran-
schiedenen Behör-
wachsende Täter muss frühzeitig
den auf Landesebene
und konsequent eingewirkt werden, um
erfolgen. Mittels gezielter
der Förderung krimineller Karrieren ent-
Koordination und Informations-
gegenzuwirken. Von den Hauptini-
austausch müssen Zoll-, Steuer-, Aus-
tiatoren, den Jugendrichtern
länder- und Sozialbehörden sowie
K. Heisig und S. Kuperion,
die Ordnungsämter schlagkräf-
wurde 2007 das „Neu-
tige Einheiten bilden, um auf
köllner Modell zur
allen Ebenen gegen die OK
besseren und schnel-
vorgehen zu können.
leren Verfolgung von jugendlichen Straftä-
Insbesondere die Organi-
tern“ entwickelt, das
sierte und Clan-Kriminalität
eine direkte Zusam-
im Umfeld des Drogenhandels
menarbeit zwischen
muss massiv bekämpft werden.
Polizei, Jugendamt,
Der Drogenhandel ist kein Kava-
Staatsanwaltschaft und
liersdelikt, den man unter „moderner
Jugendgerichten vorsah. Nach
Lebensstil“ bagatellisieren kann, sondern
dem Tod von Richterin Heisig „ver-
eine erhebliche Gefährdung von Gesundheit,
sandete“ das Projekt wieder. Wir halten den
Bildung, Wohlstand und sozialer Sicherheit
Ansatz des Modells für dringend notwendig
gerade junger Menschen. Er hat erhebliche
und ausbaufähig.
gesamtgesellschaftliche Auswirkungen, von den Anreizen zur Kleinkriminalität sowie
56
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
INNOVATIVE STADTPROJEKTE
auch online über einen eigenen Webshop an,
Um Berlin in eine attraktive und anziehende
doch wird dies auf Dauer nicht reichen, um
Metropole zu verwandeln, braucht es echte
die Einkaufsstraßen und Stadtkerne wieder
Leuchtturmprojekte, die seine Weltbedeu-
zu beleben.
tung unterstreichen. Eine zukunftsfähige Stadt bedeutet für uns im 21. Jahrhundert vor
Berlins Einkaufsstraßen und Stadtkerne
allem Hightech und eine Prise Science-Fic-
müssen sich immer wieder neu erfinden,
tion, gepaart mit lebenswerten Stadtvierteln,
um die Menschen von ihren heimischen PCs
einer florierenden Wirtschaft und wohlha-
und Smartphones wegzulocken. Gesucht ist
benden, hoch qualifizierten Einwohnern.
ein Gesamtkonzept, das die Erreichbarkeit für die Kunden und bezahlbare Mieten für
REVITALISIERUNG DER INNENSTÄDTE UND EIN MODERNES CITY-MANAGEMENT
die Läden, neue Angebote für Industrie und Handwerk, die Verwaltung der Leerstands-
Nicht erst seit der Corona-Krise beklagt der
flächen und ein anlockendes Ambiente
Einzelhandel einen wachsenden Umsatzver-
mitberücksichtigt. Was es braucht sind Orte,
lust. Leerstände und ein Sterben der Innen-
die zum Verweilen einladen, die Menschen
städte sowie ein Bedeutungsverlust von
begeistern, wo man gerne seine Freizeit ver-
Einkaufszentren sind die Folge. Parallel dazu
bringt, sich mit Freunden trifft und nebenbei
fahren Online-Händler wie Amazon Jahr für
shoppen kann. Gesucht sind städti-
Jahr neue Rekordgewinne ein. Zwar bieten
sche Erlebnisräume, die das
Umfragen zufolge inzwischen rund 40 Pro-
Angenehme mit dem
zent der Einzelhändler ihre Waren
57
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
Nützlichen verbinden, die die Menschen
steuerung. Doch brauchen die Berliner In-
emotional genauso ansprechen, wie sie die
nenstadtlagen ein wirkliches Management,
Grundversorgung sichern.
das mit entsprechend qualifiziertem Personal ausgestattet ist. Dieses sorgt sich auch
Berlins Einkaufsstraßen brauchen ein
um das einheitliche Konzept eines Erlebnis-
City-Management, das sich um Leerstände
raumes, der Menschen anzieht und Ein-
kümmert und für eine ausgewogene und
kaufsstraßen in Erlebnismeilen verwandelt.
ansprechende Vielfalt von Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen
Erreicht wird das neue Konzept über
und Grundversorgung sorgt.
Maßnahmen der Großzügigkeit,
Ein City-Management
Freizeitgestaltung, Abwechs-
ähnlich dem Manage-
lungsreichtum, Familien-
ment einer Mall, das
freundlichkeit, digitale,
dem Wildwuchs
nutzerfreundliche
von 1-Euro-Shops
Sichtbarkeit, „gläser-
und Handyläden
ne“ Manufakturen,
durch gezieltes
öffentliche Einrich-
Anwerben attrak-
tungen und attraktive
tiver Ankermieter
räumliche Gestaltung
und geeigneter
durch einen „Business
Einzelhändler ent-
Improvement District“
gegenwirkt und Eintö-
(BID), eine „Immobilien-
nigkeit vermeidet – und
und Standortgemeinschaft“
das nicht zuletzt die Interes-
(ISG) bzw. „Interessengemein-
sen der Inhaber der Gewerbeflä-
schaft“ (IG).
chen mit denen der Ladenmieter und denen der Kunden in Einklang bringt. Zwar verfügen die Berliner Bezirke – bis auf Charlottenburg-Wilmersdorf und Spandau – bereits über eine Art City-Management, die bezirklichen Zentren- und Einzelhandelskonzepten zur Einzelhandels-
58
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
„WOVEN CITY 2.0“
Auf der Consumer Electronics Show (CES)
Ein solches Projekt einer futuristischen
im Januar 2020 in Las Vegas präsentierte To-
Laborstadt braucht auch Berlin, um mit
yota-Chef Akio Toyoda erstmals seine futu-
der Stadtentwicklung des 21. Jahrhunderts
ristische Modellstadt „Woven City“, die nach
mithalten zu können. Das riesige Gelände
den Plänen des dänischen Stararchitekten
des ehemaligen Flughafens Tegel inmitten
Bjarke Ingels auf einem 175 Hektar großen
der Stadt bietet die Möglichkeit – statt eines
ehemaligen Fabrikgelände des Konzerns am
langweiligen und wenig ambitionierten
Fuße des Berges Fuji in Japan gebaut werden
Großprojektes wie es „R2G“ plant – zusätz-
soll. Die Science-Fiction-Stadt ist geprägt
lich zu Forschungs-, Industrie- und Gewer-
von neuen Technologien wie autonom
beeinheiten eine futuristische, lebenswerte
fahrende Autos und die Toyota-
Hightech-Stadt ähnlich der „Woven
Shuttle e-Palette auf einem
City“ mit geeigneten Investo-
verwobenen, neu gedach-
ren wie zum Beispiel Bosch,
ten Straßensystem, Flug-
die in San Francisco eine
drohnen für automati-
Smart-City bauen wollten,
sche Paketlieferungen,
oder Siemens, das sich mit
Flugtaxen sowie Ro-
autonomer Mobilität be-
boter und KI, die sich
schäftigt, zu bauen. KI-Wis-
um einen vollen Kühl-
senschaftler und Start-ups,
schrank, den Müll, den
Forscher und Unternehmen
Haushalt und die Gesund-
der Quantentechnologie, Ro-
heit der Bewohner kümmern.
botik und des 3D-Drucks könnten
Unter den smart vernetzten
hier in einem inspirierenden Umfeld
Häusern fahren autonome Transportfahr-
arbeiten, lehren und leben. Die „Woven City
zeuge in unterirdischen Tunneln, wird das
2.0“ wäre die ideale Ergänzung für den Ber-
Wasser gefiltert und die Energieversorgung
liner Industriepark (BIP).
aus Solarenergie, geothermischer Energie und Wasserstoffbrennstoffzellen für die etwa 3.000 Bewohner sichergestellt. Dieses Reallabor einer echten Smart-City lädt Inge-
Sehen Sie sich hier
nieure und Wissenschaftler aus der ganzen
das Video von Toyota an
Welt ein, im Bereich neuer Technologien und Smart Homes zu forschen.
59
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
FLANIERMEILE ÜBER DER SPREE
Wer Prag besucht, muss die Karlsbrücke,
Berlin hingegen hat mit etwa 960 Brü-
eine der ältesten Steinbrücken Europas,
cken mehr als doppelt so viele Brücken wie
gesehen und von hier aus den atemberau-
Venedig, doch wird die Stadt touristisch
benden Blick auf die Moldau und die Burg
kaum als Wasser- oder Brückenstadt wahr-
genossen haben. Die Tower Bridge in Lon-
genommen. Lediglich die Oberbaumbrücke
don ist weltweit bekannt und ein
zwischen Kreuzberg und Friedrichshain
touristisches Highlight der
und die Glienicker Brücke nach Pots-
Stadt. Die etwa 170 Jahre
dam als Agentenaustauschort im
alte Széchenyi-Ketten-
Kalten Krieg genießen einen ge-
brücke ist das Wahr-
wissen Bekanntheitsgrad. Um
zeichen von Ungarns
das touristische Potenzial als
Hauptstadt Budapest.
Wasserstadt zu nutzen, sollte
Und wer Florenz
Berlin seine Wasserland-
besucht, kommt um
schaften besser in Szene set-
die bekannte Brücke
zen. So könnte die Halbinsel
Ponte Vecchio mit ihren
Stralau über ein spektakuläres
darauf befindlichen Häu-
Brückensystem mit dem Festland
sern nicht herum. Die 2018
verbunden werden. Als beleuchtete
eröffnete Goldene Brücke in
Fußgängerbrücken mit Hochseilbahn
Vietnam ist nicht nur ein architektonisches
und Sky-Café wären sie Tag und Nacht ein
Sahnestück, sie bietet auch einen spektaku-
Anziehungspunkt für Touristen aus aller
lären Ausblick auf das umliegende Gebirge
Welt – und Erholungsoase für gestresste
und begeistert unzählige Touristen. Singa-
Berliner.
pur fasziniert Besucher mit einer Helix-Brücke und der Henderson Waves Fußgängerbrücke durch Baumkronen hindurch.
60
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
„OLYMPIA CITY“
Als Leuchtturmprojekt für den Berliner
Ein weiteres Projekt ist die Gründung der
Sport fordern wir eine strategische Wei-
„Olympia-Schule Berlin“. Aufbauend auf
terentwicklung des Olympiaparks, die
der vorhandenen „Sportschule im Olym-
den Vereinen erforderliche Entwicklungs-
piapark“ könnte hier nach Vorbildern wie
perspektiven bietet, ohne den historischen
der „La Masia“ in Barcelona und den Red
Charakter des früheren Reichssportfeldes zu
Bull-Fußballschulen in Leipzig und Salzburg
beschädigen. Der neue Name „Olympia City“
ein Nachwuchsleistungszentrum entste-
würde die Tradition dieses einzigartigen
hen, das nicht nur im Fußball junge Talente
Ortes deutscher Sportgeschichte mit
sichtet und ausbildet. Die Schule würde
der nach vorn ausgerichteten
Spitzensportler aus aller Welt nach
Konzeption verbinden.
Berlin locken und den beteiligten Vereinen eine einzig-
Ein Kernprojekt dabei ist
artige Nachwuchsressource
der Umbau des Olym-
sichern. Nicht zuletzt wären
piastadions zu einer
die Absolventen der „Olym-
Multifunktionsarena,
pia-Schule Berlin“ in ihrem
die einerseits dem
weiteren Leben unschätz-
Wunsch von Hertha
bare Botschafter unserer
BSC, über ein reines
Stadt.
Fußballstadion zu verfügen, entgegenkommt und
Eine wichtige Ressource für die
zugleich die Bespielung des Ortes
Entwicklung der „Olympia-City“ bietet
mit anderen Großereignissen ermöglicht.
auch das Maifeld, das durch eine gezielte
Ein Weggang der Hertha, die seit Jahren
Entwicklung mit privaten Investoren zu
über den Bau eines eigenen Stadions nach-
einem regelmäßigen Festivalort entwickelt
denkt, muss vermieden werden. Ein Olym-
werden kann. Vorbilder dazu sind die Love
piastadion, in dem regelmäßig nur noch das
Parade der 1990er- und frühen 2000er-Jah-
DFB-Pokalfinale und das ISTAF stattfinden,
re auf der Straße des 17. Juni – und vor allem
wäre unrentabel und kaum mehr als ein
das „Lollapalooza“, das 2019 mit Zehntau-
Freilichtmuseum mit gelegentlichen „Tagen
senden Teilnehmern und Weltstars wie
der offenen Tür“.
Billie Eilish, Rita Ora und Twenty One Pilots bereits auf dem Maifeld stattfand.
61
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
2.4 ZUSAMMENFASSUNG: ESSENTIALS FÜR MEHR LEBENSQUALITÄT
Die Bürger Berlins haben eine bessere
Ein wichtiges Element für die Lebensqualität
Lebensqualität verdient als das, was ihnen
einer Stadt ist auch ein attraktives Stadtbild.
Rot-Rot-Grün in den vergangenen Jahren
Bei dessen Weiterentwicklung ist darauf
geboten hat. Sie haben eine sichere Stadt
zu achten, dass die Lebensbedürfnisse der
verdient, in deren öffentlichen Räumen sie
Bürger sowie die ökonomischen Interessen
sich frei und ohne Angst vor Überfällen be-
des Einzelhandels und der produzierenden
wegen können. Sie haben eine saubere Stadt
Unternehmen nicht gegeneinander ausge-
verdient, auf deren Plätzen sie gern flanieren
spielt werden. Eine kluge Nachverdichtung
und an deren Parks und Grünanlagen sie
der bestehenden Stadtquartiere, die Über-
sich erfreuen.
bauung von Geländeeinschnitten und die Zulassung von mehr und größeren Hoch-
Zur Lebensqualität einer Stadt gehört ins-
bauten schaffen Potentiale für eine effizi-
besondere ein ausreichendes Angebot
entere Nutzung der knappen Flächen, vor
an attraktivem und bezahlbarem Wohn-
allem in den Zentren Berlins.
raum. Dieser entsteht jedoch nur in einer fairen Partnerschaft zwischen der Stadt und
Nicht zuletzt gehört zur Lebensqualität
den – privaten, städtischen und genossen-
einer Stadt ein breites Spektrum an Kultur-,
schaftlichen – Wohnungsbaugesellschaften,
Sport- und Freizeitangeboten. Vor dem
nicht jedoch durch Enteignung derjenigen
Hintergrund der existenzbedrohenden Aus-
Unternehmen, die in der Vergangenheit
wirkungen der Corona-Pandemie müssen in
Wohnraum geschaffen haben. Deshalb lehnt
den nächsten Jahren alle Bemühungen dar-
die AfD jegliche Enteignungspläne ab. Etwas
auf gerichtet sein, den Bestand der vorhan-
anderes ist die Förderung von privatem
denen Theater- und Konzerthäuser, Museen
Wohneigentum, das der nachhaltigste Weg
und Galerien, der sonstigen Freizeit- und
gegen die Abhängigkeit von Mietpreisen,
Kultureinrichtungen sowie auch der Sport-
gegen Gentrifizierung, Inflation und Alters-
vereine zu sichern.
armut ist.
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M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
Leuchtturmprojekte für eine Verbesserung der Lebensqualität in Berlin sind unter anderem: • das Projekt „500.000 plus“, mit dem wir bis 2050 in Partnerschaft mit privaten, genossenschaftlichen und staatlichen Wohnungsbaugesellschaften stufenweise 500.000 Wohnungen neu bauen
• das Cluster Innere Sicherheit, mit dem wir wirksam die Organisierte und ClanKriminalität sowie den Drogenhandel gezielt und wirksam bekämpfen • die Revitalisierung der Innenstadt durch ein modernes City-Management
• das Projekt „Schlanke Bauordnung“, mit dem wir die umfangreichen Berliner Bauvorschriften entrümpeln
• die Gründung einer futuristischen Laborstadt „Woven City 2.0“, in der wir beispielhaft zeigen, wie das urbane Leben der Zukunft aussehen wird
• die „Initiative Wohneigentum“, mit der wir Hunderttausende landeseigene Wohnungen in Privateigentum überführen
• die Weiterentwicklung des bestehenden Olympiaparks zur „Olympia City“, die gleichermaßen Heimat Berliner Spitzensportvereine und eine Eliteschule des Sports ist und somit die besten Talente und Spitzensportler aus aller Welt nach Berlin lockt.
• die „Gesundheitsmetropole Berlin“, in der Krankenhäuser mit Weltruf, medizinische Spitzenforschung, ein funktionierender öffentlicher Gesundheitsdienst und ein international ausgerichteter Gesundheitstourismus eng miteinander verbunden sind
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M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
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M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
3. Heimat einer neuen Bürgerlichkeit Perspektiven für eine bürgerfreundliche Politik und Verwaltung, für ehrenamtliches Engagement sowie für ein neues Berlin-Gefühl 3.1 BESTANDSAUFNAHME
Eine Stadt ist keine beliebige Form des Zu-
wirklicher Gemeinsinn entstehen. Einer
sammenlebens, sondern ein von
der Gründe für die Verunsicherung
freien Bürgern getragenes
ist die hohe Zuwanderung, die
Gemeinwesen. Grund-
in den letzten Jahren ins-
lage einer Stadtgesell-
besondere aus den Ar-
schaft sind deshalb
menhäusern des Nahen
nicht allein die
Ostens, Asiens und
niedergeschrie-
Afrikas erfolgte. Rund
benen Gesetze
1,3 Millionen Ein-
und Vorschriften,
wohner unserer Stadt
sondern auch
haben inzwischen
das Bewusstsein
einen nichtdeutschen
der Bürger – das
Migrationshinter-
Bewusstsein der
grund – das ist mehr als
Zugehörigkeit zu ihrer
ein Drittel aller Berliner.
Stadt und vor allem das Bewusstsein, für ihre Stadt
Das individuelle Ziel der Neu-
verantwortlich zu sein.
ankömmlinge, in Berlin ein besseres Leben zu finden, war zu allen Zeiten Quell
In Berlin hat dieses Bürgerbewusstsein in
und unverzichtbare Ressource für die dyna-
den vergangenen Jahren auf vielfache Weise
mische Entwicklung unserer Stadt. Mit neu-
Schaden genommen. Zwar lieben die aller-
en Religionen, Dialekten und Sprachen oder
meisten Berliner ihre Stadt, doch sind sie
einer anderen Esskultur waren und sind
sich vielfach nicht mehr sicher, ob Berlin
Zuwanderer zudem stets eine Bereicherung
überhaupt noch ihre Stadt ist. Umfragen
des städtischen Lebens.
zeigen daher eine hohe Bereitschaft, Berlin zu verlassen. Doch wenn viele Bürger auf gepackten Koffern sitzen und ihren Aufenthalt in Berlin als temporär sehen, kann kein
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M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
Allerdings war und ist Zuwanderung immer
Ob Zuwanderung als Bereicherung oder Be-
auch eine Herausforderung an die Inte-
drohung – oder gar Verdrängung (!) – wahr-
grationsfähigkeit der alteingesessenen
genommen wird, ist im Wesentlichen eine
Stadtbevölkerung. Dabei ist es ein Unter-
Frage der zahlenmäßigen Verhältnisse
schied, ob die Zuwanderer überwiegend aus
sowie einer Kosten-Nutzen-Rechnung,
Ostpreußen, Pommern, Schlesien und der
welchen Mehrwert der einzelne Zuwan-
Mark Brandenburg kommen (wie im 19. und
derer der deutschen Gesellschaft bringt.
frühen 20. Jahrhundert), bzw. aus wirtschaft-
Wenn man durch die Innenstadt läuft und
lich prosperierenden Mitgliedsländern der
an allen Ecken fremde Sprachen und Dia-
Europäischen Union (wie noch vor Kur-
lekte vernehmen kann, entspricht dies dem
zem) – oder (wie vermehrt in den letzten
Bild einer lebendigen Weltstadt. Sitzt man
Jahren) aus armen, auch bildungsmäßig
jedoch in einem „hippen“ Restaurant in Mitte
rückständigen und von Bürgerkriegen zer-
und hört, dass dort die Bestellungen nur auf
rissenen Ländern wie Afghanistan, Irak,
Englisch entgegengenommen werden, ist
Pakistan, Nigeria oder Somalia.
dies nicht akzeptabel.
Vor allem ist es ein Unterschied, ob quali-
Neben der dauerhaften Zuwanderung hat
fizierte Zuwanderer, möglichst aus Man-
sich in den vergangenen Jahren ein wei-
gelberufen, zu uns in den Arbeitsmarkt
terer Migrationstypus herausgebildet, der
drängen, die binnen kurzer Zeit Steuern
ebenfalls eine große Herausforderung
und Abgaben zahlen sowie deutsches Recht,
für die alteingesessene Stadtgesellschaft
Gesetz und unsere Kultur akzeptieren – oder
darstellt – die digitalen Nomaden, die als
ob Menschen aus afrikanischen, arabischen
moderne Wanderarbeiter projektweise um
und mittelasiatischen Staaten, oft ohne
die Welt ziehen, zumeist überdurchschnitt-
Schul- und Berufsausbildung und gefangen
lich gut verdienen und sich dennoch selten
in alten Traditionen, in unsere Sozialsyste-
in die Stadt einbringen, in der sie leben.
me einwandern, sich nicht in den Arbeits-
Nicht zuletzt, weil sie während ihrer kurzen
markt und in die Gesellschaft integrieren
Verweildauer kaum eine Beziehung zu der
und über Jahre keinerlei relevanten Beitrag
Stadt aufbauen (können und wollen), in der
zum Gemeinwohl leisten.
sie sich gerade aufhalten.
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M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
So haben nicht wenige Berliner das Ge-
spenden ausschlagen oder sogar Forde-
fühl, dass ihre Heimatstadt auf dem Weg zur
rungen dafür aufstellen, dass die Mäzene in
Weltstadt letztlich eine amorphe, austausch-
Berlin spenden „dürfen“. Während in Städ-
bare „Global City“ werden könnte, die ihre
ten wie Hamburg, München, Frankfurt am
liebenswerten historischen Eigenheiten
Main oder Düsseldorf private Sponsoren als
allmählich verliert. Viele Menschen – das
aktiver Teil der Stadtgesellschaft Kultur- und
zeigen Umfragen – sind nicht grundsätzlich
Sportveranstaltungen, Bibliotheken oder
gegen Veränderung in ihrem Umfeld, aber
Denkmalschutzprojekte fördern, ziehen sich
sie haben Angst, dass die Umwälzungen zu
diese Bürger in Berlin allzu oft zurück.
schnell stattfinden und die alteingesessenen Berliner dabei zu viel verlieren.
Und dort, wo vonseiten der Politik Bürgerlichkeit scheinbar gefördert und gefordert
Schaden genommen hat der Bürgersinn in
wird, ist Vorsicht geboten. Gemeint sind die
Berlin auch durch das Verhalten von rot-rot-
pseudo-demokratischen „Bürgerräte“ oder
grüner Politik und Verwaltung. Allzu oft er-
auch „Bürgerforen“, bei denen nach un-
leben die Bürger dieser Stadt in ihrem Alltag
durchsichtigen Kriterien ausgewählte Bürger
ideologische Schikanen des Senats (wie zum
von staatlichen oder kommunalen Organen
Beispiel die „Verkehrsberuhigung“ von Teilen
beauftragt werden, zu kontroversen Themen
der Friedrichstraße und die „Parkraumbe-
an der Lösungsfindung mitzuwirken.
wirtschaftung“) oder Behörden, bei denen
Ihnen fehlt einerseits die verfassungsmäßige
man oft viele Monate auf Termine wartet und
Grundlage, andererseits sind ihre Strukturen
dann vor Ort in einem schwer erträglichen
oftmals intransparent.
Ton abgefertigt wird. Andere Bürger, wie der ehemalige Unternehmer Hans Wall, die aus persönlicher Verbundenheit (zum Beispiel aus Dankbarkeit über einen unternehmerischen Erfolg) der Stadt als Mäzene etwas zurückgeben wollen, stoßen allzu oft auf ignorante Politiker und Beamte, die entweder achselzuckend Groß-
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M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
3.2 GRUNDZÜGE EINER ALTERNATIVEN BÜRGERPOLITIK
Die Revitalisierung einer aktiven Bürger-
werden, sind abzulehnen. Dazu gehört etwa
schaft, die sich mit unserer Stadt verbunden
die „gendergerechte“ Sprache, die nachweis-
fühlt und sich über das Zahlen der Steuern
lich bei der übergroßen Mehrheit von fast
und die Einhaltung der Gesetze hinaus für
drei Vierteln der Bürger weder für notwendig
unsere Stadt einsetzt, ist eine der vorran-
erachtet noch von ihnen im Alltag berück-
gigsten Aufgaben der Berliner Politik in den
sichtigt wird, oder die Umbenennung von
kommenden Jahren.
Straßen und Plätzen, die dem linken Zeitgeist zuwiderlaufen, aber beredtes Zeug-
DIE ROLLE VON POLITIK UND VERWALTUNG
nis – oft durchaus kontrovers – der Geschichte Deutschlands und
Eine wesentliche Vo-
Berlins sind.
raussetzung dafür – und Ziel der
Eine Schlüsselrolle für
AfD im Berliner
ein besseres Verhält-
Abgeordneten-
nis zwischen Staat
haus – ist die
und Bürgern spielt die
Schaffung eines
Verwaltung: Diese ist
neuen Vertrau-
kein notwendiges Übel,
ensverhältnisses
mit dem Wirtschaft
zwischen den Bür-
und Bürger drangsaliert
gern auf der einen
werden können. Viel-
Seite sowie Senat, Parla-
mehr kann eine effizient und
ment und Behörden auf der
dienstleistungsorientiert arbei-
anderen. Politik und Verwaltung
tende Verwaltung – zum Beispiel in
müssen wieder lernen, dass die Bürger in
Form schnell erteilter Baugenehmigungen,
einer Demokratie keine Untertanen sind,
Fahrzeugzulassungen und Gewerbezulas-
sondern der Souverän. Die Aufgabe von
sungen, aber auch in Form einer funktio-
Legislative und Exekutive ist nicht, das Volk
nierenden Polizei und eines exzellenten
zu erziehen oder es gar zu bevormunden,
Bildungssystems – sogar ein wesentlicher
sondern, ihm zu dienen. Ideologische Pro-
Standortfaktor sein, der darüber entscheidet,
jekte, bei denen dem Bürger gegen seinen
ob sich Unternehmen oder einzelne Arbeit-
klaren Willen Maßnahmen aufgezwungen
nehmer für oder gegen Berlin entscheiden.
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M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
Eine Verbesserung des Verwaltungshandelns ist somit im ureigenen Interesse der Bürger und der Wirtschaft. Fest steht jedoch auch: Der Wandel Berlins
Ein Grund für schwerfälliges Verwaltungs-
zu einer pulsierenden Metropole kann
handeln, zum Beispiel die viel zu langen
nicht gegen die Behörden erreicht werden,
Genehmigungsverfahren, sind nicht nur
sondern nur mit ihnen. Deshalb müssen
unnötige Gesetze und Verordnungen, un-
alle Ämter, Bildungseinrichtungen und
klare Zuständigkeiten sowie eine überkom-
Ordnungskräfte in den Prozess ein-
mene Mentalität der Beamten, sondern
gebunden werden. Damit die
auch eine chronische Personalnot
Behörden jedoch ihre Auf-
in den Ämtern, die noch von
gaben erfüllen können
den Sparjahren herrührt.
und Beamte moti-
Der Landesrechnungshof
viert sind, mehr als
wirft seit Jahren einen
nur „Dienst nach
kritischen Blick auf
Vorschrift“ zu
die Verwaltung. Seine
leisten, brauchen
Präsidentin hält dem
sie eine moder-
Senat vor, dass er die
nere Ausstattung
Personalfrage und die
sowie individuelle
Digitalisierung ver-
Perspektiven und
säumt.
Leistungsanreize. Die unflexiblen personal-
Der Personalmangel wird
rechtlichen Vorschriften
sich aufgrund einer bevor-
und Verfahren der Sparjahre,
stehenden Pensionierungswelle in
das strenge Berliner Laufbahnrecht und die
den kommenden Jahren noch drastisch
Bedeutung der Arbeitsplatzbeschreibung
verschärfen, wenn die Politik nicht gegen-
müssen schnellstens auf den Prüfstand. Es
steuert. Fast 30 Prozent der Beschäftigten
gilt, attraktive Wechsel- und Karrieremög-
gehen bis 2025 in Rente. Insofern ist der Zeit-
lichkeiten sowie Chancen zur Fortbildung
horizont für eine Verbesserung der Arbeits-
innerhalb der Verwaltung zu schaffen und
bedingungen nicht das Jahr 2030 oder gar
den Staatsdienst für das Anwerben von neu-
das Jahr 2050. Die Veränderungen müssen
em Personal attraktiv zu machen, um auch
sofort beginnen, wenn die Verwaltung wei-
mit den Bundesbehörden und dem Nachbar-
ter funktionieren soll.
bundesland Brandenburg konkurrieren zu können.
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M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
Eine wichtige Ressource für die Stärkung der Verwaltung auch ohne personelle Aufblä-
So stieg zum 1. Januar 2021 der Übungsleiter
hung wäre eine Rückführung der Staatsquo-
freibetrag von 2.400 Euro auf 3.000 Euro
te. Angesichts des drohenden Personalman-
jährlich und die Ehrenamtspauschale von
gels müssen sämtliche Aufgaben des Staates
720 auf 840 Euro, sodass bis zu dieser Höhe
auf den Prüfstand gestellt und hinterfragt
die pauschale Erstattung für finanzielle
werden, ob die erbrachten Dienstleistungen
Aufwendungen ehrenamtlich Engagierter
zum einen überhaupt erforderlich sind und
steuerfrei bleibt. Die Tatsache, dass diese
zum anderen nicht auch von Unternehmen
Pauschalen weit unter dem Höchstbetrag für
aus der freien Wirtschaft erbracht werden
steuer- und abgabenpflichtige Minijobs in
können. Durch eine weitgehende Privatisie-
Höhe von monatlich 450 Euro liegen, zeigt,
rung könnten sowohl günstigere Lösungen
dass hier noch Spielraum ist. Wir plädieren
als bisher entstehen als auch Gelder in den
daher für eine Anpassung des Übungsleiter-
Landeshaushalt der Stadt zurückfließen.
freibetrags und der Ehrenamtspauschale an
Eine Win-win-Situation für alle Berliner.
die Minijob-Sätze.
MITWIRKUNG DER BÜRGER
Weitere Maßnahmen zur Förderung des
Die Reaktivierung eines echten Bürger-
Ehrenamtes sind der Abbau bürokratischer
geistes, der dazu führt, dass sich die Berliner
Hemmnisse und die Erweiterung des Kata-
wieder mit mehr Begeisterung für ihre Stadt
logs der gemeinnützigen Zwecke sowie eine
einsetzen, ist eine vordringliche politische
Anhebung der Zuschüsse und eine Erweite-
Aufgabe. Eine Stadtgesellschaft wird durch
rung der förderfähigen Projekte im Rahmen
mehr zusammengehalten als nur durch die
des Berliner Programms „Freiwilliges Enga-
Zahlung von Steuern und das Einhalten der
gement in Nachbarschaften“ (FEIN).
Gesetze. Eine wichtige Säule zur Aktivierung des bürgerschaftlichen Engagements ist die Stärkung des Ehrenamts. Zwar hat der Gesetzgeber unlängst erst eine Reihe steuerlicher Verbesserungen für ehrenamtlich engagierte Bürger sowie einzelne Maßnahmen zum Abbau der Bürokratie beschlossen, doch reichen diese bei Weitem nicht aus.
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M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
NGO‘S UND BÜRGERRÄTE
Zur Stärkung des bürgerschaftlichen EnANERKENNUNGSKULTUR FÜR MÄZENE
gagements gehört nicht zuletzt die Mitbe-
Zur Stärkung des bürgerschaftlichen En-
stimmung bei politischen Entscheidungen.
gagements gehört auch eine Kultur der
Diese kann jedoch nur im Rahmen der ver-
Anerkennung für Mäzene und Sponsoren.
fassungsmäßig vorgesehenen Prozesse und
Allzu oft werden diese von der Politik ig-
durch die in der Verfassung vorgesehenen
noriert – vor allem, wenn sie das „falsche
Akteure erfolgen. Dies sind entweder die
Parteibuch“ haben – oder gar verdächtigt
Gesetzgebungsverfahren durch Parlamente
werden, lediglich aus PR-Gründen spenden
und politische Parteien oder aber Volksab-
zu wollen. Dabei ermöglichen diese Bürger
stimmungen, bei denen der Souverän direkt
mit ihren Zuwendungen die Aktivitäten von
entscheidet.
Sportvereinen, die Durchführung von Kulturveranstaltungen oder auch Projekte des
Die Mitwirkung sogenannter „Bürgerräte“
Denkmalschutzes bzw. zur Wiederherstel-
oder „Bürgerversammlungen“ an politi-
lung bedeutender Bauten – Aktivitäten also,
schen Prozessen lehnen wir ab. Denn diese
von denen alle Berliner profitieren und die
erhöhen keinesfalls – wie in der Theorie
die öffentliche Hand zudem von Ausgaben
formuliert – die Bürgerbeteiligung und auch
entlasten, die diese ohne die Mäzene selbst
nicht die Transparenz politischen Handelns,
tragen müsste.
sondern erweisen sich allzu oft als Einfallstor für undurchsichtige Nichtregierungsorgani-
Die AfD-Fraktion im Berliner Abgeordneten-
sationen (NGOs), Stiftungen und selbst
haus fordert daher eine stärkere öffentliche
ernannte Sprecher ohne demokratische
Würdigung von Spendern durch die Berliner
Legitimation, die dann in ihrem Sinne die
Politik. Dies kann zum Beispiel im Rahmen
Verfahren kapern und lenken.
gemeinsamer Pressetermine und sonstiger Veranstaltungen von Politik und Sponsoren erfolgen. Denkbar wäre auch ein „Tag des Mäzenatentums“, in dem öffentlichkeitswirksam durch Spender ermöglichte Projekte gemeinsam vorgestellt werden.
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M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
ZUWANDERUNG UND INTEGRATION
Im Laufe der Geschichte waren Berlin und
Die AfD im Berliner Abgeordnetenhaus
Preußen Migranten gegenüber nicht nur
sagt – neben der ohnehin durch die EU-Ver-
offen und freundlich eingestellt, sondern
träge garantierten Bewegungsfreiheit der
oft auf Zuwanderung geradezu angewiesen.
Menschen in der EU – Ja zu einer qualifizier-
Die Ostkolonisation im Mittelalter, die An-
ten Zuwanderung, die sich an den Inter-
siedelung von Juden und Hugenotten nach
essen Berlins und seiner Wirtschaft orien-
dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg in
tiert. Diese muss jedoch auf eine schnelle
Berlin, die Wiederherstellung ganzer Land-
Integration der Immigranten ausgerichtet
striche nach Pestepidemien oder
sein, wozu insbesondere das Erlernen
auch die Trockenlegung und
der deutschen Sprache und die
Besiedelung des Oder-
Akzeptanz der in Deutsch-
bruchs in der Mitte des
land geltenden Gesetze und
18. Jahrhunderts sind
Sitten gehören sowie die
Beispiele dafür, wie
Bereitschaft, eigene Bei-
Stadt und Land
träge zu den Sozialsys-
sowie Migranten
temen zu leisten und
immer wieder
die eigenen Kinder in
von Zuwanderung
das deutsche Schulsys-
profitiert haben.
tem zu integrieren.
Selbst die regierenden Hohenzollern
Eine Zuwanderung in die
waren Zuwanderer aus
Sozialsysteme lehnen wir
Schwaben und Franken.
ebenso ab wie die Duldung von straffällig gewordenen Mig-
Der Unterschied zu heute war
ranten. Integration ist eine Bringschuld
jedoch, dass die Zuwanderung im alten
der Zuwanderer. Integrationsverweigerer
Preußen auf eine schnelle Integration der
müssen die volle Härte sowohl des Sozial-
Migranten ausgelegt war. Parallelgesell-
wie auch des Rechtsstaats spüren. Neben der
schaften, in denen preußisches Recht nicht
Kürzung von Sozialleistungen bei leichten
gegolten hätte und in denen selbst in der
Ordnungswidrigkeiten gehört dazu auch der
zweiten und dritten Einwanderergeneration
Verlust des Aufenthaltsrechts und eine kon-
kaum Deutsch gesprochen worden wäre, wä-
sequente Abschiebung bei Straftaten. Dass
ren früher undenkbar gewesen. Dies muss
Menschen, die angeben, in ihrer Heimat ver-
auch der Grundsatz für die heutige Zuwan-
folgt zu werden, in ihrem Asylland straffällig
derung sein.
werden, ist nicht zu akzeptieren.
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M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
EIN NEUES BERLIN-BEWUSSTSEIN
Ein wichtiger Baustein für die Reaktivierung
sein, den Wohlstand der Bürger zu mehren.
eines breiten Bürgergeistes ist auch ein
Folglich sollte sich dies auch im Image der
neues Berlin-Bewusstsein – ein Bewusst-
Stadt ausdrücken, damit Berlin mehr Men-
sein der Bürger, dass dies ihre Stadt ist, und
schen anzieht, die ihrerseits zum Wohl-
dass sie selbst einen Einfluss darauf haben,
standszuwachs für sich selbst und unsere
wie diese Stadt aussieht und welche Lebens-
Stadt beitragen wollen.
qualität sie hat. Berlin muss sich endlich als Stadt der ChanEin erster – und wesentlicher (!) – Schritt
cen, der Perspektiven und der Erfüllung
dorthin ist ein neues Berlin-Image. Das
großer Lebensträume präsentieren. Eine
Image einer Stadt ist kein „Nice-to-have“-
Stadt, die jenen, die diese Träume haben,
Gut, sondern es prägt wesentlich die Ent-
alle erdenklichen Möglichkeiten bietet – als
wicklung des Gemeinwesens mit. Je nach-
„Payback“ aber auch erwartet, dass sie im Er-
dem, welche Menschen es anspricht oder
folgsfall etwas zurückgeben. Das Image von
abstößt, entscheidet das Image der Stadt
der Hauptstadt der Sozialfürsorge und der
mit darüber, wer sich hier niederlässt. Und
Alimentierung durch andere Bundesländer,
die neu Hinzugezogenen prägen wiederum
in der große Teile der Bevölkerung davon le-
das Stadtbild. Mit anderen Worten: Wer arm
ben, möglichst viel aus den Sozialkassen her-
ist und sich für „sexy“ hält, bekommt auch
auszuholen, ist dringend abzulegen. Es hat in
Bürger, die arm sind, sich aber dennoch für
den vergangenen Jahren genug Schaden an-
„sexy“ halten. Ebenso lockt eine Stadt, die
gerichtet und die Entwicklung unserer Stadt
dynamisch wächst und Ehrgeiz vermittelt,
behindert. Die erste Bevölkerungsgruppe,
auch dynamische und ehrgeizige Menschen
die von einem solchen, auf Leistungsbereit-
an. Umso wichtiger ist es, Berlin ein neues
schaft und Chancen ausgerichteten Berlin-
Bewusstsein im Sinne einer Markenbot-
Bewusstsein angesprochen werden könnte,
schaft zu geben – und diese Marke mit einer
wären die sogenannten digitalen Nomaden,
zielführenden, emotional ansprechenden
denen Anreize geboten würden, sich lang-
Botschaft zu füllen. Ziel der Politik sollte es
fristig in Berlin zu engagieren.
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M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
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M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
Ein Problem ganz anderer Art für ein zeitge-
Ein wichtiges Element für ein neues, positiv
mäßes Stadt-Bewusstsein ist die jahrelange
ausgerichtetes Berlin-Bewusstsein ist natur-
„Verkiezung“ und „Verdorfung“ Berlins in
gemäß auch der Sport. Erfolge der Berliner
den letzten zwei bis drei Dekaden. Natürlich
Spitzenvereine steigern die Identifikation
sind die gewachsenen Kieze und Stadtteile
der Bürger mit ihrer Stadt. Nicht zuletzt ist
ein elementares Strukturmerkmal unse-
der Sport auch ein wichtiger Integrations-
rer Stadt und ein Identifikationsmerkmal
faktor. Deshalb ist es Aufgabe der Berliner
für viele Bürger. Doch hat die rot-rot-grüne
Politik, im Zusammenwirken mit den Ver-
Politik – zum Beispiel durch die
einen und Sponsoren optimale Rah-
Bevorzugung der Fahrräder
menbedingungen zu schaffen,
im Straßenverkehr oder
damit Berliner Sportler in
auch durch unzählige
deutschen, europäischen
„Urban Gardening“-
und weltweiten Wettbe-
Projekte – dazu ge-
werben Spitzenleistun-
führt, dass Berlin
gen erbringen können
heute vielerorts
(siehe hierzu auch das
eher an eine An-
Stichwort „Olympia
einanderreihung
City“ im Kapitel 2.3.)
verschiedener Dörfer erinnert
Letztendlich ist die
als an eine urbane
AfD-Fraktion im Berli-
Großstadt. Oft genug
ner Abgeordnetenhaus
auch wurde von Rot-
davon überzeugt, dass die
Rot-Grün das Bekenntnis
beste Grundlage für ein neues
zu den Kiezen als Instrument zur
Bürgerbewusstsein eine erfolgreiche
Abwehr der Modernisierung gebraucht. Die
Stadtentwicklung ist. Ein Berlin, das sei-
AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus
nen Bürgern ermöglicht, in Wohlstand und
steht dagegen für eine Politik, die Berlin als
Sicherheit selbstbestimmt zu leben, braucht
moderne, aber menschliche Metropole ver-
keine peinlichen Slogans wie „Arm, aber
steht und dementsprechend alles politische
sexy“ und auch keine peinlichen Image-
Handeln und alle administrativen Maßnah-
Kampagnen.
men darauf ausrichtet. Die Kieze als unmittelbare und überschaubare Lebenswelt der Bürger sowie als eine Alternative zu Gentrifizierung und Verdrängung müssen dennoch bestehen bleiben.
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M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
3.3 LEUCHTTURMPROJEKTE PROJEKT „IDEOLOGIEABBAU“
entlastet wird und sich ganz auf ihre Kern-
Ein erster Schritt zur Wiederherstellung des
aufgaben – die Gewährleistung von Sicher-
Vertrauens der Bürger zu Politik und Ver-
heit, Bildung und funktionierenden Infra-
waltung wäre die Rücknahme ideologischer
strukturen – konzentrieren kann.
Projekte wie die Behinderung des AutoverPROJEKT „AKTE 21“
kehrs in der Friedrichstraße und in Friedrichshain-Kreuzberg. Diese haben keinerlei
Dass die Berliner Verwaltung in Sachen Digi-
positiven Effekt, etwa zur Förderung des
talisierung einen immensen Nachholbedarf hat, ist ein seit Langem bekanntes Ärger-
Fahrradverkehrs, sondern behindern
nis. Während moderne Unterneh-
lediglich den Autoverkehr und
men ihre Kommunikation längst
terrorisieren somit täglich Zehntausende Berliner
auf digitale Kanäle umgestellt
auf ihrem Weg durch die
haben, sich in Echtzeit austauschen und ihre Daten in
Stadt.
Cloud-Anwendungen speiBerlin braucht nicht
chern, herrscht in Berliner
einfach nur einen Büro-
Behörden noch allzu oft die
kratieabbau, sondern
tradierte „Zettelwirtschaft“ vor. Der Verlauf der Coro-
in erster Linie einen
na-Pandemie hat am Beispiel
Abbau rot-rot-grüner
des Gesundheitswesens gezeigt,
Bevormundungsideologien.
dass diese „Traditionspflege“ nicht
Mit dem Projekt „Ideologieabbau“ durchkämmen wir die gesamte Verwal-
nur ärgerlich ist, sondern Menschenleben
tungsstruktur, sämtliche Landesgesetze
kosten kann. So sorgte die Weitergabe von
und Verordnungen – und hinterfragen ihre
ermittelten Corona-Fällen per Fax in den
Notwendigkeit, ihre Sinnhaftigkeit und
Praxen, ihre händische Erfassung in den
ihre Übereinstimmung mit dem Willen der
Gesundheitsämtern und die verzögerte
Bürger. Ein solcher Rückbau ideologischer
Weitergabe an das Robert-Koch-Institut
Projekte allein setzt bereits enorme Kräfte
regelmäßig dafür, dass nie ganz klar war, wie
frei. Er ist ein Signal an die Bürger, dass die
viele Fälle zum jeweiligen Zeitpunkt akut
Politik sie ernst nimmt und ihre Sorgen in
waren. Ebenso wenig überzeugen staatliche
den Mittelpunkt des Handelns stellt. Für die
Aufrufe an die Privatwirtschaft, mehr Ho-
Verwaltung bedeutet ein solches Projekt, zu-
meoffice für Mitarbeiter zuzulassen, wenn
mal in Zeiten eines absehbaren Nachwuchs-
mangels Digitalisierung in der Verwaltung
mangels, dass sie von unnötigen Aufgaben
Homeoffice gar nicht machbar ist.
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CLEARING-STELLE VERWALTUNG
Berlin braucht deshalb dringend ein einziges nutzerfreundliches Behördenportal für alle
Um den Bürgern gegenüber die verspro-
Verwaltungsvorgänge – wobei die Betonung
chene bürgerfreundlichere Verwaltung zu
auf „eins“ und „nutzerfreundlich“
gewährleisten, braucht Berlin obendrein
liegt. Unter dem Projekt-
eine Clearing-Stelle, die unabhängig von der sonstigen Verwaltung als Appellations-
namen „Akte 21“
instanz für Bürger, Unternehmen
entwickeln wir ein
und Vereine sowie als glaubwür-
Online-Portal, in dem die Bürger
dige Vermittlerin zwischen ihnen
Auskünfte be-
und den Behörden agiert. Eine
kommen und
Instanz, an die sich Betroffene
Anträge stellen
wenden können, wenn sie auf den
können – und in
herkömmlichen Dienstwegen das Gefühl haben, von den Behörden
dem Verwaltungs-
behindert zu werden; zugleich aber
vorgänge schnell
auch eine Instanz, die Bürgern und Or-
bearbeitet werden.
ganisationen staatliches Handeln erläutern
Allein der Verzicht auf
kann.
den mehrtägigen Postweg würde viele Verwaltungsvorgänge beschleunigen. Um sicherzustellen, dass
Eine solche Clearing-Stel-
in „Akte 21“ tatsächlich die Inte-
le kann nicht nur zwi-
ressen aller Beteiligten glei-
schen den Beteiligten
chermaßen zusammenführt
vermitteln, sondern
werden, wird das Portal in
auch und gerade
enger Zusammenarbeit und
die Berliner Ver-
Abstimmung mit Vertretern
waltungsgerichte
aus der Wirtschaft und der
entlasten, die seit vielen Jahren überlas-
Zivilgesellschaft entwickelt.
tet sind und der Zahl der Verfahren kaum noch Herr
Neben der Kombination aus Zeit-
werden.
und Kostenersparnis sowie Effizienzsteigerung bietet die zunehmende Digita-
DOPPISCHE BUCHFÜHRUNG
lisierung der Behörden auch Perspektiven für Personen mit einer höheren Qualifi-
Ein weiterer Baustein für ein effizienteres
zierung – was sich sowohl in einer höheren
Verwaltungshandeln ist die Einführung der
Attraktivität als auch einer steigenden Ver-
doppelten Buchführung (Doppik), bei der
gütung niederschlagen wird.
die klassische Kameralistik um Instrumente
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WELT.STADT.BERLIN
wie ressourcenorientierte Rechnungslegungsansätze ausgeweitet wird. Die dop-
Unter diesem Schlagwort – das vor Jahren
pische Buchführung ermöglicht aufgrund
als Arbeitstitel für die geplante Ausstellung des Landes Berlin im als Humboldt-
der Erfassungsstruktur die Erstellung einer
Forum wiederaufgebauten
prioritären Liste zum schnellen und
Schloss entwickelt worden
transparenten Abbau von Investi-
ist – vereinigen wir alle
tionsrückständen.
Anstrengungen für STABSSTELLE MÄZENATENTUM
ein neues Berlin-Be-
Zur Unterstreichung der Rolle
wusstsein. „Welt.
des Mäzenatentums und zur
Stadt.Berlin“ soll zu
Unterstützung der Gewin-
einer Marke für eine
nung neuer Großsponsoren
Hauptstadt werden,
fordern wir die Einrichtung
die sich ihrer Rolle in
einer eigenen Stabsstelle für Mä-
der Welt des 21. Jahr-
zene, die direkt beim Regierenden
hunderts ebenso bewusst
Bürgermeister angesiedelt ist.
ist wie ihrer einzigartigen Geschichte und Kultur.
Eine solche Stabsstelle wäre der direkte An-
Um die Sichtbarkeit und Wirksamkeit
sprechpartner für
von „Welt.Stadt.Berlin“ zu erhöhen,
nationale und
wird die Marke nicht nur für ein ein-
internationale
zelnes Haus Anwendung finden,
Mäzene und Be-
sondern bei zahlreichen prägnan-
gleiter während
ten, identitätsstiftenden Institu-
ihres Enga-
tionen unserer Stadt. Mit „Welt.
gements. Die
Stadt.Berlin“ soll jedoch kein neues
direkte Anbindung
institutionelles Dach geschaffen,
der Stabsstelle an
sondern lediglich ein Netzwerk ge-
die politische Führung
knüpft werden, das den Berlinern und
der Stadt wäre zudem ein
den Besuchern eine Orientierung bei der
starkes Signal an spendenwillige
Entdeckung unserer Stadt gibt.
Bürger und Organisationen, dass ihr Engagement in der Hauptstadt willkommen ist.
79
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
Zu „Welt.Stadt.Berlin“ gehört zum einen das
die besten Köpfe unserer Zeit dazu einlädt,
Humboldt-Forum selbst. Das wiederauf-
sich mit dieser Stadt auseinanderzusetzen.
gebaute Berliner Schloss wird nach seiner
Warum laden wir neben den einheimische
Fertigstellung als Teil der Kulturlandschaft
Künstlern nicht auch international bekannte
auf der Spreeinsel eines der großen Kultur-
Persönlichkeiten wie z.B. Jeff Koons, Anselm
häuser Deutschlands und Europas sein. Ein
Kiefer, Damien Hirst, Anish Kapoor, Neo
Haus, das als neuartiger Ort der Weltkultur
Rauch, Marina Abramović oder auch Banksy
mit seinen Sammlungen und wechselnden
dazu ein, an diesem Ort, der Geschichte und
Ausstellungen weit über die Grenzen unse-
Gegenwart auf einzigartige Weise mitein-
res Landes hinaus Akzente setzen wird – und
ander verbindet, ihre Berlin-Geschichte zu
mit der vorgesehenen Berlin-Ausstel-
erzählen?
lung zugleich ein ideales Schaufenster, um Besuchern aus allen Teilen der
Eine wichtige identitätsstiftende Rolle für die
Welt unsere Stadt in all ihren Facetten
Berliner haben auch die zahlreichen Museen
vorzustellen. „Welt.Stadt.Berlin“ im
und Ausstellungshäuser in der Stadt inne.
Humboldt-Forum soll dabei mehr
Sie erzählen von der wechselvollen Ge-
sein als ein klassisches Museum,
schichte Berlins, von den großen Leistungen
sondern – im Sinne des ganzen
in Kunst und Industrie ebenso wie von den
Hauses – gleichermaßen
Tiefpunkten während der beiden Dikta-
das Schaufenster
turen und der Teilung unserer Stadt.
und Labor unse-
Damit sind sie ideale Lernorte,
rer pulsieren-
um die Berliner Schüler von
den Metropole;
klein auf mit ihrer Heimat-
ein Ort, der
stadt vertraut zu machen.
80
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
Generell ist die Vermittlung von grundlegendem Wissen über die wechselvolle Geschichte unserer Stadt eine unverzichtbare Grundlage für ein neues Berlin-Bewusstsein. Deshalb fordern wir die Abschaffung des Unterrichtsfachs „Gesellschaftswissenschaften“ (GeWi) und die Wiedereinführung der Fächer Geschichte und Erdkunde sowie Heimatkunde für die Jüngeren. Die Kinder brauchen wieder mehr echtes Grundlagenwissen und weniger die Vermittlung von Kompetenzen. Wer nicht weiß, auf welchen ideellen und materiellen Fundamenten diese Stadt errichtet worden ist, kann sich auch mit ihrer Gegenwart nur schwer fundiert auseinandersetzen. Kulturstätten von Weltrang – und somit auch herausragende Orte für die Identitätsbildung unserer Stadt – sind nicht zuletzt die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (unter anderem mit den Staatlichen Museen zu Berlin, der Staatsbibliothek und dem Geheimen Staatsarchiv) und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes einzigartige Schatzkammern unserer Kulturnation und müssen unbedingt erhalten werden. Deshalb wendet sich die AfD-Fraktion gegen die Zerschlagung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
81
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
3.4 ZUSAMMENFASSUNG: ESSENTIALS FÜR EINE NEUE BÜRGERLICHKEIT
Die AfD-Fraktion im Abgeordnetenhaus will
Anerkennung und Wertschätzung für
Berlin zur Heimat einer neuen Bürgerlich-
Sponsoren und Mäzene. Ablehnend stehen
keit entwickeln – zu einem Gemeinwesen,
wir jedoch der Mitwirkung von „Bürgerräten“
das von freien Bürgern in Eigenverantwor-
und „Bürgerforen“ gegenüber, da diese sich
tung und in dem Bewusstsein, für diese
allzu oft als Einfallstor undurchsichtiger
Stadt verantwortlich zu sein, getragen wird.
NGOs und Interessengruppen erweisen.
Dazu gehört unter anderem die Schaffung
Kernelement einer aktiven Bürgerlichkeit ist
eines neuen Vertrauensverhältnisses zwi-
auch ein neues Berlin-Bewusstsein, ein Ge-
schen den Bürgern auf der einen Seite so-
fühl der Zugehörigkeit zu unserer Stadt und
wie Senat, Parlament und Behörden auf der
der Verantwortlichkeit für diese Stadt. Dafür
anderen – wobei letzteren klar sein muss,
braucht Berlin unter anderem ein neues
dass die Bürger in einer Demokratie keine
Image, eine Markenbotschaft, die das neue
Untertanen sind, sondern der Souverän.
Berlin-Bewusstsein gegenüber den Bürgern
Eine Schlüsselstellung hat dabei die Verwal-
und Gästen unserer Stadt transportiert.
tung inne. Sie gilt es gleichermaßen – auch durch kritische Überprüfung und Reduzie-
Bei all dem erforderlichen Wandel, den wir
rung ihrer Aufgaben – zu stärken und auf
positiv und zukunftsorientiert gestalten
eine verstärkte Dienstleistungsorientie-
wollen, darf jedoch auch das klassische
rung zum Wohle der Bürger auszurichten.
Berlin-Gefühl nicht verloren gehen. Deshalb muss die Zuwanderungspolitik auf
Ebenso wichtig ist die Reaktivierung eines
eine schnelle Integration aller Neu-Ber-
echten Bürgergeistes, der dazu führt, dass
liner ausgerichtet sein. Wir sagen Ja zu einer
sich die Bürger wieder verstärkt und mit
qualifizierten Zuwanderung, die sich an den
Begeisterung für unsere Stadt engagieren.
Interessen Berlins und seiner Wirtschaft
Dazu gehört unter anderem die Stärkung
orientiert, jedoch Nein zu jeglicher Integra-
des Ehrenamts sowie eine Kultur der
tionsverweigerung.
82
M e t r o p o l e m i t meh r Lebe n sq u a l i t ä t
Leuchtturmprojekte einer alternativen Bürgerpolitik sind unter anderem: • der konsequente Stopp jeglicher ideologisch motivierter Projekte und die Rücknahme aller ideologisch motivierten Gesetze und Verordnungen
• die Einführung der doppelten Buchführung in der Verwaltung, die eine bessere Erfassung der zu erledigenden Aufgaben und somit den Abbau von Investitionsrückständen ermöglicht
• das Projekt „Akte 21“, mit dem wir die vollständige Digitalisierung der Berliner Verwaltung voranbringen und unter anderem ein nutzerfreundliches Behördenportal schaffen, über das künftig alle Verwaltungsvorgänge bearbeitet werden können
• die Schaffung einer Stabsstelle Mäzenatentum beim Regierenden Bürgermeister als direkter Ansprechpartner für Mäzene, die spendenwilligen Bürgern zeigt, dass ihr Engagement in Berlin willkommen und an höchster Stelle geschätzt ist
• eine Clearing-Stelle Verwaltung, die im Streitfall zwischen Bürgern und Behörden vermittelt und dadurch nicht zuletzt die Verwaltungsgerichte entlastet
• die Zusammenführung zahlreicher markanter und identitätsstiftender Bildungs- und Kultureinrichtungen der Stadt in einem Netzwerk mit dem Namen „Welt.Stadt.Berlin2050“.
83
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
84
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
4. Die beste Infrastruktur für die beste Stadt Perspektiven für Individualverkehr und ÖPNV, Ver- und Entsorgungsnetze sowie Telekommunikation und Digitalisierung 4.1 BESTANDSAUFNAHME
In der modernen, vielfach vernetzten und
In Berlin zumindest liegt hier – wie auf so
zugleich in ihren Ressourcen begrenzten
vielen anderen Gebieten – vieles im Argen.
Welt des 21. Jahrhunderts ist eine
Zahlreiche öffentliche Gebäude sind
funktionierende Infra-
marode, und auch die Strom-,
struktur eine Grund-
Gas- und Wasserleitungen
voraussetzung für die
sind oft in einem sa-
positive Entwick-
nierungsbedürftigen
lung eines jeden
Zustand. Ein Trauer-
Gemeinwesens.
spiel ist auch der
Ohne schnelle
Öffentliche Personen-
Datenleitungen
nahverkehr (ÖPNV),
und zuverlässige
den man angesichts
Transportwege
des Zustands der
sowie ohne rei-
Fahrzeugflotten und
bungslos funktionie-
der Strecken sowie der
rende öffentliche Ver-
vielfach erlebten Unpünkt-
und Entsorgungsnetze
lichkeit nur als dysfunktional
sind Kommunen und Länder
bezeichnen kann.
weder attraktive Wohnorte für die Bürger noch wettbewerbsfähige Standorte
Die gesamte Verkehrsinfrastruktur hat einen
für Unternehmen.
hohen Investitionsnachholbedarf, resultierend aus mangelhafter Instandhaltung
Dies gilt vor allem für Deutschland. In unse-
und -setzung in den letzten Jahrzehnten
rem rohstoffarmen, dafür dichtbesiedelten
sowie einer erhöhten Verkehrsnachfrage, die
und hoch-frequentierten Land ist die Verfüg-
wiederum aus dem starken Bevölkerungs-
barkeit von Netzkapazitäten, von Bahn- und
wachstum resultiert.
Schnellstraßenanschlüssen ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil gegenüber Regionen, die zum Beispiel deutlich günstiger produzieren. Dies jedoch nur, wenn alles reibungslos funktioniert. 85
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
Zudem fehlt es noch immer an leistungsfä-
mal mehr aufgefahren werden. Zufahrten
higen Verbindungen zwischen dem Teilstra-
werden aufgrund der extrem hohen Auto-
ßennetz Ost und West. Hier ist insbesondere
bahnauslastung fast täglich kurzerhand ge-
der vollständige Ringschluss der Stadtauto-
sperrt. Ursachen für die katastrophale Ver-
bahn A100 zu nennen, der zu einer wesent-
kehrssituation sind eine nicht ausreichend
lichen Entlastung des Verkehrsaufkommens
funktionierende Verkehrslenkung, ein
in der Innenstadt führen würde.
mangelhaftes Baustellenmanagement, eine marode Straßen- und Brückeninfrastruktur,
Das im Untergrund befindliche Wasserlei-
ein – zum Teil notgedrungenes – völlig cha-
tungsnetz Berlins ist Experten zufolge
otisches Verhalten der Verkehrsteilnehmer
ebenfalls zu rund 75 Prozent er-
(Parken in zweiter Reihe, Blockieren
neuerungsbedürftig. Neben
von Busspuren durch Liefer-
erheblichen Trinkwas-
verkehr, Radfahrer auf der
serverlusten und den
Straße statt auf vorhande-
damit verbundenen
nen Radwegen etc.) und
Problemen für die
ein stark zunehmender
Wasserversorgung
Schwerverkehr.
unserer Stadt ver-
Wegen der Sparpoli-
ursacht auch dies
tik des Landes Berlin
Schäden an der Ver-
konnte die BVG rund 15
kehrsinfrastruktur
Jahre lang keine neuen
und Störungen im Ber-
U-Bahnzüge und Straßen-
liner Verkehrsfluss. So
bahnen in nennenswerter
führen die daraus resultie-
Zahl bestellen. Die Folge ist eine
renden, ungeplanten Baustellen
völlig überalterte und dadurch auch
immer wieder zu erheblichen Staus und
störanfällige Fahrzeugflotte. In Summe be-
nicht gewünschtem Umleitungsverkehr
trachtet ist die Leistungsgrenze von Perso-
durch Nebenstraßen, die ihrerseits dem
nal, Fahrzeugen und Infrastruktur im ÖPNV
Verkehrsaufkommen nicht gewachsen sind
aufgrund langjähriger Investitions- und
und auch niemals dafür ausgelegt waren.
Sanierungsstaus in Kombination mit Managementfehlern erreicht und auch schon
Der motorisierte Individualverkehr (MIV)
deutlich überschritten. Das Ergebnis sind
kann zu den typischen Hauptverkehrszei-
immer wieder Ausfälle bei der Berliner S-
ten nur noch schwer bewältigt werden. Eine
Bahn und der BVG, die dem Gesamtsystem
große Anzahl innerstädtischer Staus gehört
den Ruf der zuverlässigen Unzuverlässigkeit
in Berlin zur Tagesordnung. Auf die Stadt-
beschert haben.
autobahn kann zu Spitzenzeiten nicht ein-
86
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
Vandalismus und zunehmende Gewalt in
Büro marschieren. In Berlin ist nämlich nur
Bahnhöfen und Fahrzeugen verunsichern
ein kleiner Teil der Mitarbeiter in der Ver-
und verängstigen zunehmend die Fahrgäste,
waltung überhaupt in der Lage, an einem
außerdem wirken sie als zusätzlicher Kos-
Computerarbeitsplatz in den eigenen vier
tentreiber bei der Instandhaltung.
Wänden zu arbeiten.
Dramatisch ist die Situation vor allem in
Dass die mangelhafte Infrastruktur nicht
den Randbezirken unserer Stadt. Während
nur lästig für die Bürger ist, sondern auch
innerhalb des S-Bahn-Rings eine quantitativ
Investoren verschreckt, zeigt das Beispiel
gute ÖPNV-Versorgung gegeben ist, gibt
Osram. Seit dem Ende der klassischen Glüh-
es gegenwärtig in den übrigen
birne positioniert sich das Berliner
Bereichen größere Lücken
Traditionsunternehmen zuneh-
und oft nur unzurei-
mend als Hightech-Photo-
chende Taktungen.
nik-Unternehmen, doch hat sich dies noch nicht
Einen enormen
in einem Engagement in
Handlungsbedarf
Berlin niedergeschlagen.
gibt es auch bei der
Vielmehr hat Osram sei-
Digitalisierung.
ne neue LED-Chipfabrik
Obwohl dieser
in Malaysia gebaut. 2020
schon vor Jahren
fertiggestellt, produzie-
identifiziert wurde und
ren dort 1.500 Fachkräfte
mit einem Masterplan
modernste 6-Zoll-Wafer
zur Digitalisierung (2016)
LED-Chips für Displays, Auto-
angegangen werden sollte, ist
Interieurs, Büros und Geschäfte.
gerade in der Corona-Krise kaum etwas
Recherchiert man nach den Gründen für die
davon zu spüren. Es fehlt heute genauso wie
Standortauswahl, wird man auf den Firmen-
2016 an IT-Infrastruktur und Ausstattung.
seiten schnell fündig. Dort heißt es: „Kulim
Während die Schweden ihre Steuererklärung
ist der perfekte Standortplatz für das neue
schon ausgefüllt aufs Handy bekommen,
Werk mit hervorragenden Produktions-
sind in Berlin Themen wie die „E-Akte“ ferne
bedingungen, qualifiziertem Personal und
Zukunftsmusik. Und so musste mitten im
exzellenter Infrastruktur.“ Exzellente Infra-
Winter-Lockdown 2020/21, wo die Politik
struktur heißt für Osram in Malaysia direkte
alle Arbeitgeber dazu aufrief, ihre Mitarbei-
Nachbarschaft zum jungen Gewerbegebiet
ter wenn irgend möglich ins Homeoffice zu
„Kulim Hi-Tech Park“, Flughafen-anbindung
schicken und somit Kontakte zu reduzieren,
und Autobahn vor der Haustür.
das Personal der Berliner Verwaltung ins
87
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
4.2 GRUNDZÜGE EINER ALTERNATIVEN INFRASTRUKTURPOLITIK
Mit der besten Infrastruktur für die beste
tionierenden, zuverlässigen, schnellen und
Stadt will die AfD-Fraktion im Berliner Abge-
fortschrittlichen Verkehrssystems, gleichbe-
ordnetenhaus ideale Rahmenbedingungen
rechtigt für alle Verkehrsteilnehmer, wie es
schaffen für eine bessere Lebensqualität der
für die Hauptstadt Deutschlands eine Selbst-
Bürger und den wirtschaftlichen Erfolg der
verständlichkeit sein sollte.
hier ansässigen Unternehmen. Zudem muss die weitsichtige InstandhalWie auf allen Gebieten folgt die AfD-Fraktion
tung und Instandsetzung der bestehenden
auch hier der Überzeugung, dass jegliche
Verkehrsinfrastruktur als selbstverständ-
Planung und Umsetzung von den konkre-
liche Verwaltungsaufgabe wieder der Nor-
ten Bedürfnissen der Bürger auszugehen
malfall werden.
hat. Deshalb sind zum Beispiel in unserer Verkehrsplanung sowohl der motorisierte
Eine unverzichtbare Grundlage für eine
Individualverkehr als auch der öffentliche
ideologiefreie Verkehrsplanung sind zuver-
Personennahverkehr zukünftig die wesentli-
lässige Daten. Die Entwicklung mobiler Or-
chen Fortbewegungsarten innerhalb Ber-
tungssysteme („GPS-Tracker“) in den letzten
lins. Ideologische Projekte von oben, die die
Jahren hat die bisherigen erheb-
Berliner bevormunden, lehnen wir als einer
lichen Verzerrungen von
Demokratie unwürdig ab.
Mobilitätsdaten durch Erinnerungseffekte
VERKEHRSSTEUERUNG ALLGEMEIN
(Under-, Standard-
Mobilität ist ein gesellschaftliches
und Wrong-Repor-
Grundbedürfnis. Sie ist einer der zen-
ting), insbesondere
tralen Faktoren für städtische Lebens-
kurzer Wege und
qualität. Deshalb erfordert die der-
Überforderungen
zeitige, absolut unzulängliche Situation
bzw. Widerstände
dringend moderne, bürgerfreundliche,
der Befragten sicht-
wirtschafts- und stadtverträgliche Lösungen.
bar gemacht. Zahlreiche GPS-Machbarkeitsstudien mit einer
Die AfD-Fraktion im Berliner Abgeordne-
großen Anzahl von Probanden belegen, dass
tenhaus stellt sich entschieden gegen Um-
zukünftige Mobilitätserhebungen nicht
erziehungsmaßnahmen sozialistischer
mehr auf Mobildaten aus Ortungssystemen
und/oder grüner Prägung. Die ungerechte
und Routentracking verzichten können.
Klientelpolitik muss beendet werden. Unser
Diese und darüber hinaus fehlende Daten
Fokus liegt klar auf der Schaffung eines funk-
müssen schnellstmöglich erhoben werden.
88
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
INDIVIDUALVERKEHR
In einer dynamisch wachsenden Stadt wie
Ebenso vorangetrieben werden muss die
Berlin sind angesichts schon heute voller
dringend benötigte verkehrliche Erschlie-
Straßen die Möglichkeiten für die Weiter-
ßung im Berliner Osten. Mit dem Bau der
entwicklung des Individualverkehrs be-
Tangentialen Verbindung Ost werden das
grenzt. Gerade deshalb gilt hier, dass die
jetzige Straßennetz entlastet und Staus der
Planung den Bedürfnissen der Bürger folgen
Vergangenheit angehören. Dadurch wird die
muss – und Autofahrer, Fußgänger und
angespannte Verkehrssituation in Karls-
Radfahrer nicht gegeneinander ausgespielt
horst, Biesdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und
werden dürfen.
Köpenick grundlegend entlastet und zudem der Berliner Nordosten mit der A113
Eine wesentliche Ressour-
im Süden verbunden. Analog
ce für die Entlastung
braucht Berlin auch die Tan-
des Individualver-
gentiale Verbindung Nord,
kehrs – und damit
die die logische Fortfüh-
auch der gesamten
rung der TV-Ost darstellt
Stadt – ist der Aus-
und der verkehrlichen
bau des Straßen-
Entlastung des Berliner
netzes. So muss der
Nordens dienen soll.
Weiterbau der A100
Zwingend weitergebaut
im 17. Bauabschnitt
werden muss auch die
und darüber hinaus
Süd-Ost-Verbindung,
bis zum Ringschluss
deren erster Teil mit dem Bau
schnellstmöglich erfolgen.
der Minna-Todenhagen-Brücke
Der Ringschluss der A100 ist
bzw. Minna-Todenhagen-Straße
für eine dauerhafte verkehrliche Entlas-
bereits abgeschlossen ist. Weitere wichtige
tung der Innenstadt unverzichtbar. Ebenso
Maßnahmen sind der Bau der Ost-West-
ist für die A114 die Planung zum Weiterbau
Tangente und der Ortsumfahrung Heiners-
mit Anschluss an den zu schließenden Ring
dorf sowie eine Reihe weiterer Straßenbau-
der A100 mit allen zugehörigen Maßnah-
projekte im Berliner Osten.
men unverzüglich in die Wege zu leiten. Das Gleiche gilt für die Planung zum Bau eines Autobahnanschlusses der „Gesundheitsstadt Buch“ bzw. Campus Buch an die A10.
89
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
ÖPNV
Die zweite, wesentliche Basis eines funktio-
anbieten. Idealerweise werden alle zur Nut-
nierenden Verkehrskonzeptes im Berlin der
zung vorhandenen Fortbewegungsmittel in
Zukunft ist ein zuverlässiger, pünktlicher,
einer gemeinsamen Tarifstruktur gebün-
sicherer und somit vollumfänglich attrak-
delt.
tiver öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV). Steht der Mensch vor der Wahl, wird
Analog zum Ausbau des Straßennetzes zur
er in der Regel – Sicherheit und Zuverlässig-
Verbesserung des Individualverkehrs benö-
keit vorausgesetzt – immer das Verkehrs-
tigt Berlin zur Steigerung der Leistungsfähig-
mittel und den Verkehrsweg wählen, mit dem
keit des ÖPNV auch ein offensives „Ausbau-
er am schnellsten sein Ziel erreicht. Deshalb
programm Schiene“. Dieses umfasst neben
braucht Berlin auch in Zukunft einen schnel-
Ausbau und Verlängerung (sowie Sanierung!)
len, sicheren, zuverlässigen und komfortab-
vorhandener Strecken auch den Neubau
len ÖPNV.
von Schienentrassen (siehe hierzu auch den Abschnitt 4.3.). Dies gilt insbesondere für die
Grundlage eines bedarfsorientierten Kapazi-
Randgebiete der Stadt und das Umland. So-
tätsausbaus des gesamten ÖPNV sind auch
lange es hier keine attraktive, zuverlässige,
hier solide Daten zur Ermittlung aktueller Be-
sichere und pünktliche ÖPNV-Versorgung
völkerungsentwicklungszahlen, belastbarer
gibt, wird der motorisierte Individualverkehr
Bevölkerungsprognosen unabhängiger Insti-
das Rückgrat der Pendlerströme bleiben.
tute, Verkehrszählungen und die Auswertung von Mobil-Daten der Smartphone-Hersteller,
Ebenso erforderlich ist der Um- und Ausbau
Car- und Bike-Sharing-Anbieter.
der vorhandenen Bahnsteige und Haltestellen aller schienengebundenen ÖPNV-Ver-
Insbesondere im innerstädtischen Bereich
kehrsmittel zur Vorbereitung des künftigen
der Ringbahn (S-Bahn-Ring) bietet sich die
Einsatzes längerer ÖPNV-Verkehrsmittel,
Kombination des ÖPNV mit anderen ver-
damit die Kapazitäten der einzelnen Fahr-
fügbaren Fortbewegungsmitteln an. Dazu
zeuge erhöht werden.
bedarf es unter anderem des Ausbaus der Mitnahmemöglichkeiten von Fahrrädern im
Zur Infrastruktur des ÖPNV und seiner Ver-
gesamten schienengebundenen ÖPNV. Zu-
kehrsmittel gehört auch die Verbesserung
dem müssen die bisherigen ÖPNV-Anbieter
der Sicherheit der Fahrgäste. Neben mehr
zukünftig entweder selbst oder in
Sicherheitspersonal auf den Bahnhöfen brau-
Zusammenarbeit mit Sharing-Anbietern
chen die Bahnsteige, Bahnhöfe, oberirdischen
aller Art ein Gesamtkonzept für einen „mul-
Haltestellen und Fahrzeuge eine größere An-
timodalen Verkehr aus einer Hand“
zahl von Überwachungskameras.
90
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
RADWEGE
Für die AfD-Fraktion im Berliner Abgeordne-
Radverkehrsinfrastrukturen müssen zu-
tenhaus sind Fahrräder als Bestandteil einer
künftig ausschließlich bezirksübergreifend
flexiblen und selbst gewählten Mobilität der
geplant werden. Langfristig muss in Berlin
Bürger unverzichtbar. Deshalb spricht sich
ein Radwegenetz entstehen, das abgekop-
unsere Fraktion klar für sichere, leistungs-
pelt ist von Hauptverkehrsstraßen und
fähige und den heutigen Anforderungen
von stark befahrenen Durchfahrtsstraßen.
entsprechende Radwege in Berlin aus. Aller-
Radwege im Bereich von Bundesstraßen
dings sprechen wir uns entschieden gegen
(Frankfurter Allee, Schönhauser Allee etc.),
den Ausbau von Radwegen zulasten von
insbesondere Radschnellwege, müssen
Autostraßen sowie gegen den Neubau von
zukünftig zwingend Bestandteil des Bundes-
Radschnellwegen zu diesem Zweck aus.
verkehrswegeplanes werden und in dessen Zuständigkeit fallen.
Alle existierenden Radwege, Radstreifen etc. müssen auf ihren Zustand überprüft und gegebenenfalls instandgesetzt werden. Im Zuge des Neubaus von Radwegen muss die räumliche Trennung von Radverkehrsflächen und Flächen für den motorisierten Verkehr stärker fokussiert werden. Dementsprechend ist die Führung von Radverkehrsstrecken durch Nebenstraßen zu präferieren; dies setzt jedoch das Vorhandensein baulich geeigneter Nebenstraßen voraus. Kopfsteinpflaster muss gegebenenfalls ganz oder partiell durch Asphalt oder Beton ersetzt werden.
91
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
BÜRGERSTEIGE FÜR FUSSGÄNGER
Akute Maßnahmen für den Radverkehr sind:
Auch Fußgänger dürfen nicht durch Einengung ihrer Bewegungsflächen und durch
• die unverzügliche Einrichtung eines Radwegezustandskatasters (siehe MIV) zur schnellen und kostengünstigen Erfassung des Zustandes mit dem Ziel: Kartierung der erfassten Abschnitte und zeitnahe Instandsetzung defekter Strecken bzw. Neu- oder Umbau von für den Radverkehr unzureichenden Abschnitten.
das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer benachteiligt und in ihrer Sicherheit gefährdet werden. Vielmehr müssen Fußgänger als schwächste und am wenigsten geschützte Verkehrsteilnehmer mit ihren Bedürfnissen ebenfalls in einem Gesamtkonzept Berücksichtigung finden.
• schnellstmöglicher Beginn der Instandsetzung schadhafter Radwege.
Unter Einbeziehung dieser Aspekte müssen die nachgenannten Punkte bei der zukünf-
• Prüfung von bestehenden Radwegen auf Sicherheit, Zustand und Plausibilität (kein plötzliches Ende des Radweges im Nichts).
tigen Planung von Neu- und Umbauten in der Verkehrsinfrastruktur berücksichtigt werden:
• Prüfung des Bedarfs und Neubau von Radwegen in besonders stark von Radfahrern genutzten Bereichen.
• Prüfung der Notwendigkeit von zusätzlichen Querungshilfen in Form markierter Mittelinseln bei Straßen mit Fahrbahnbreiten ab 6,50 m.
• Prüfung und gegebenenfalls Optimierung der bestehenden RadLichtsignalanlagen insbesondere in Bezug auf sicherheitsrelevante Aspekte (mögliche Konflikte von Rad- und MIV-Interessen).
• konsequente farbliche/kontrastreiche Trennung von Fuß- und Radfahrbereich auf gemeinschaftlich genutzten Rad-/Gehwegen. • Ausstattung von Ampelanlagen mit Zeitanzeigen (Wartezeit bzw. Querungszeit).
• Rückkehr zur Anordnung der Nutzungspflicht bei bestehenden Radwegen.
• Fußgängerfreundliche Schaltzeiten von Ampelanlagen zur Querung der Straße.
• die schnellstmögliche Schaffung von Lösungen zur Beseitigung von Konflikten zwischen Radverkehr und Bushaltestellen. Schaffung von erweiterten Mitnahme möglichkeiten von Fahrrädern im ÖPNV und Schaffung von Mitnahmemöglichkeiten von Fahrrädern im Schienenersatzverkehr, insbesondere in den Außenbereichen Berlins.
• Einrichtung eines Gehwegekatasters (siehe MIV und Radverkehr) zur Zustandsbestimmung und optimalen Instandsetzung auch mit Hinblick auf mobilitätseingeschränkte Menschen (barrierefrei) und Kinder. • konsequente Ahndung der Zweckentfremdung von Fußgängerwegen.
92
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
93
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
SHARING-MODELLE UND VERNETZUNG
Gemäß unserem Anspruch, dass es allein
Geht man davon, aus, dass die Berliner Be-
Sache der Bürger ist, sich für ihr Ver-
völkerung auch in den kommenden Jahren
kehrsmittel zu entscheiden,
moderat im Durchschnitt wächst und
sind auch Sharing- und
auch der Pendlerverkehr von und
Kombinationsmo-
nach Berlin weiter ansteigt, kann
delle zu berück-
ein wesentliches Ziel in der
sichtigen. Den
Verkehrsplanung nur lauten:
Berlinern muss
Möglichst viele Menschen
es möglich sein,
zu animieren, den ÖPNV zu
sich je nach Bedarf
nutzen. Nur attraktive An-
wie Tarzan von
gebote werden die Pendler
einer Liane zur
letztlich von allein dazu be-
nächsten durch den
wegen, ihr Auto zu Hause zu
Großstadt-Dschun-
lassen oder zumindest an einer
gel zu schwingen. Dazu
der neu zu schaffenden „Park &
werden sich unter anderem
Ride“-Stationen rund um Berlin ab-
die existierenden Autohersteller
zustellen. Wo bisher keine Flächen für diese
zunehmend zu Service-Dienstleistern ent-
„Park & Ride“ oder auch „Park & Bike“-Sta-
wickeln. Autos wird es auch weiterhin geben.
tionen sind, müssen diese in ausreichender
Sie werden allerdings von den Bürgern
Zahl in Zusammenarbeit mit
gänzlich anders genutzt werden,
den Berlin umgebenden
wenn zusätzliche, attraktive
Landkreisen geschaffen
Alternativen zur Verfügung
werden. Hier gilt es, Lö-
stehen.
sungen zu finden, von denen Berlin UND
Zur nachhaltigen Ver-
Brandenburg pro-
ringerung von indivi-
fitieren, beispiels-
duellen Verkehrszu-
weise eine bessere
wächsen müssen auch
Vernetzung des SPNV
die ÖPNV-Anbieter in der
mit dem ÖPNV des
Hauptstadtregion zukünftig
Landes Brandenburg.
entweder selbst oder in enger Zusammenarbeit mit Sharing-Anbietern aller Art ein Gesamtkonzept für „multimodalen Verkehr aus einer Hand“ anbieten.
94
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
TELEKOMMUNIKATION UND DIGITALISIERUNG
Sämtliche zukünftige
Ein unverzichtbares Element für eine funk-
Konzeptentwicklungen müssen den
tionierende mobile Zukunft, für die Ansiede-
Fokus auf Organi-
lung neuer IT-Firmen, für ein funktionieren-
sations- und Ko-
des Online-Portal der Behörden sowie nicht
operationsmodelle
zuletzt für den Lebensstandard der Bevölke-
lenken. Nur wenn
rung ist eine moderne und schnelle Daten-
auch hier tragfähige
übertragungs-Infrastruktur.
Lösungen gefunden Grundvoraussetzung für eine optimale Ver-
werden, können neue
zahnung/Vernetzung von Bürgern, Unter-
Technologien erfolgreich
nehmen, Fahrzeugen und Verwaltung ist
eingeführt und die Mobilität in
eine Komplettversorgung der Stadt mit
unseren Städten ohne Restriktionen gesichert werden. Die Stärkung des ÖPNV
einem leistungsfähigen Glasfaserkabelnetz
durch Kooperationen mit der Wirt-
zur schnellen Datenübertragung. Dies und ein hocheffizientes 5G Mobil-Datenübertra-
schaft muss vorangetrieben
gungsnetz bildet das Rückgrat für intelligen-
werden.
te Verkehrsanlagen und -steuerung. Die Stadt Wolfsburg hat bereits 2017 mit dem flächendeckenden Ausbau begonnen und plant, bis 2022 die gesamte Stadt mit Glasfaserleitungen angebunden zu haben. Nur mit dieser Grundausstattung werden zukünftiges autonomes Fahren und intelligenter Verkehr überhaupt möglich sein.
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D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
STÄDTISCHE BAUSUBSTANZ WIEDERHERSTELLEN
Ein besonderes Ärgernis – weil buchstäblich
Für eine nachvollziehbare und nach Priori-
vor den Augen der Senatsverwaltung ent-
täten abzuarbeitende Investitionsoffensive
standen – ist der über Jahrzehnte angehäuf-
bedarf es zuerst eines genauen Überblicks
te bauliche Investitionsrückstand in den
der tatsächlichen Situation. Erst danach ist
Behörden. Der gesamte Erhaltungs- und
eine Priorisierung möglich. Die Investiti-
Investitionsbedarf des öffentlichen Sektors
ons- und Sanierungsmaßnahmen sind auf
ist allerdings weitgehend unbekannt. Er
dieser Grundlage zu formulieren und nicht
liegt seriösen Schätzungen zufolge bei ca. 35
wie bisher unter Rot-Rot-Grün nach ideo-
Milliarden Euro. Bekannt ist lediglich, dass
logischen Vorgaben. Für die Ermittlung des
öffentliche Einrichtungen, Bezirksämter,
Finanzbedarfs fordern wir die Ausweitung
Schulen, Straßen, Brücken, Polizei- und
der Kameralistik um doppische Instrumente
Feuerwehrgebäude und vieles mehr maro-
wie ressourcenorientierte Rechnungsle-
de, teilweise vom Einsturz bedroht sind und
gungsansätze (Beispiel Hamburg). Dies er-
dringend saniert werden müssen.
möglicht aufgrund der Erfassungsstruktur die Erstellung einer prioritären Liste zum
Die Wiederherstellung der städtischen Bau-
schnellen und transparenten Abbau von
substanz ist deshalb eines der vorrangigsten
Investitionsrückständen (siehe hierzu auch
Ziele der Infrastrukturpolitik der AfD-Frak-
den Abschnitt 3.3.).
tion im Berliner Abgeordnetenhaus.
96
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
4.3 LEUCHTTURMPROJEKTE „VERNETZTE STADT“
Auskunft darüber gibt, welches Verkehrs-
Mobilität ist nicht rational. Mobilität hat
mittel gerade wann und wo verfügbar ist,
heute mehr denn je wesentlich zu tun mit
wie viele freie Fahrradstellplätze in der
Bequemlichkeit, Einfachheit und Schnellig-
nächsten U-Bahn sind, wo freie KFZ-Park-
keit. Mobilität bedeutet heute: schnell, von
plätze sind, wo freie E-Ladestationen sind,
jetzt auf gleich Verkehrsmittel nutzen und
wo Car-Sharing Fahrzeuge zur Verfügung
kombinieren zu können, um das gewünschte
stehen usw.
Ziel möglichst ohne Zeitverlust zu erreichen. Ausgehend von dieser Prämisse wird das
Ein erster Schritt auf diesem Weg ist die von
mobile Berlin der Zukunft eine vielfach ver-
der BVG herausgegebene App „Jelbi“. Diese
netzte Stadt sein.
vereint schon heute zahlreiche kommerzielle Share- und ÖPNV-Angebote einschließlich
Die Akzeptanz und dementsprechend die
deren Buchung und Bezahlung in einer An-
Wahl der Verkehrsmittel bzw. die bevorzugte
wendung. Der Nachteil ist, dass „Jelbi“ eine
Kombination von Verkehrsmitteln hängt von
kommerzielle Vermittlungsplattform zu den
folgenden Faktoren ab:
Leistungen seiner Partnerunternehmen ist
• Sind sie komfortabel?
und somit keine wertneutralen Ergebnisse anzeigt, sondern nur die jeweiligen Angebote
• Sind sie effizient und schnell?
seiner Partner.
• Sind sie zuverlässig und sicher? Zahllose andere Apps ermöglichen schon
• Sind sie routiniert im Alltag nutzbar?
heute, jederzeit von jedem Ort Zugverbin-
• Sind sie kostengünstig?
dungen zu erfragen, Autos zu mieten oder Car-Sharing und Rent-a-Bike abzurechnen.
Um diese Fragen für sich jederzeit zuver-
Zur intelligenten Verkehrssteuerung müs-
lässig beantworten zu können, brauchen
sen die Teilnehmer zukünftig direkt mit
die Berliner ein Mobilitäts-Portal, das ihnen
der Verkehrstechnik kommunizieren. Erste
die benötigten Informationen auf Anfrage
Systeme wie z. B. „Car to X Communication“
anwenderfreundlich in Echtzeit (in der Regel
von Daimler werden schon heute in den
auf dem Smartphone) zur Verfügung stellt.
Fahrzeugen verbaut, können aber mangels
Ein Portal, das unabhängig von kommerziel-
Infrastruktur noch nicht mit der Verkehrs-
len Interessen und ideologischen Vorgaben
ampel kommunizieren.
97
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
98
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
Entscheiden sich die Nutzer für das Auto, so
Sowohl sich nähernde autonome als auch
läuft dieses im Straßenverkehr der Zukunft
durch einen Fahrer gesteuerte Fahrzeuge
innerhalb des Berliner Stadtgebietes durch
tauschen sich untereinander aus, geben
den Einsatz modernster Glasfaser-Datenlei-
Daten weiter und ermöglichen so einen kon-
tungen, die den Einsatz intelligenter Ver-
tinuierlichen Verkehrsdatenaustausch mit
kehrsleittechnik und miteinander kommu-
der Verkehrsleittechnik.
nizierender Technik zwischen Fahrzeugen und Leittechnik ohne Zeitverzögerungen
Der ruhende Verkehr – also parkende
ermöglichen, nahezu reibungs-
Autos – ist insbesondere im Bereich
los. Erfolgreiche Lösungen
des inneren S-Bahnrings nahe-
zur Bewältigung des
zu verschwunden. Zentrale
ruhenden Verkehrs
Cityparkhäuser und
tragen ebenfalls zur
Tiefgaragen bieten in
Optimierung und
ausreichendem Maße
Verstetigung des
Parkflächen, die dank
fließenden Ver-
attraktiver Preisge-
kehrs bei.
staltung stark frequentiert sind.
Dank einer lückenlosen
Egal ob Auto, Fahr-
Datenübertra-
rad oder ÖPNV: Nicht
gungsinfrastruktur
nur für den laufenden
(Glasfasernetz und
Verkehr, sondern auch für
Mobilfunk), die in der Lage
sämtliche künftigen Planungen
ist, die benötigten Datenraten von
von Verkehrsinfrastrukturen muss re-
mindestens 1Gbit/s in Echtzeit zu übertragen,
levantes und aussagefähiges Datenmaterial
etablieren sich zunehmend auch autonom
der Hersteller von Navigationsgeräten und
fahrende Fahrzeuge. Vollständig autonome
Smartphones und Betreiber von Plattfor-
Fahrzeuge werden jedoch überwiegend nur
men miteinbezogen werden. Die Planungen
auf Kurzstrecken als Zubringerfahrzeuge aus
müssen sich nach den Bedürfnissen und
den Wohngebieten zum schienengebunde-
dem tatsächlichen Nutzerverhalten richten
nen ÖPNV eingesetzt.
und nicht umgekehrt.
99
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
AUSBAU DES STRASSENNETZES
ABSCHAFFUNG DER TRAM
Bis spätestens zum Jahr 2050 sind folgende
Straßenbahnen sind ein Verkehrsmittel
Straßenbauprojekte abgeschlossen:
des 19. Jahrhunderts, das nicht mehr in eine moderne Verkehrsinfrastruktur gehört. Durch
• Der Ringschluss der A100 ist in Fertigstellung bzw. ist fertiggestellt.
das Erfordernis eines exklusiven Schienennetzes inmitten von Hauptverkehrsstraßen
• Die A114 ist nach Süden verlängert und an den A100 Ring angeschlossen.
sind sie weitaus teurer als andere Verkehrsmittel und beanspruchen zudem weitaus
• Die Tangentiale Verbindung Ost (TVO) zwischen der B1/B5 (bzw. der Märkischen Allee) im Bezirk Marzahn-Hellersdorf im Norden und der Straße An der Wuhlheide (bzw. Spindlersfelder Straße) im Bezirk Treptow-Köpenick im Süden ist fertiggestellt.
mehr Platz, der von keinem anderen Verkehrsmittel genutzt werden kann. Nicht zuletzt sind sie extrem anfällig für Unfälle unter Beteiligung von Radfahrern und Fußgängern. Deshalb ist die Tram-Präferenz des rot-rot-
• Die Tangentiale Verbindung Nord (TVN) als Verlängerung der TVO von Marzahn über Hohenschönhausen, Weißensee und Pankow bis nach Reinickendorf ist fertiggestellt, um die Verkehrsflüsse im nördlichen Stadtraum zu optimieren und so die Radialverbindungen und angrenzenden Ortsteile vom Durchgangsverkehr zu entlasten.
grünen Senats ein Irrweg. Und darum fordert die AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus einen sofortigen Stopp aller im Bau und in der Planung befindlichen Straßenbahnprojekte sowie perspektivisch den Rückbau aller bestehenden Straßenbahnstrecken.
• Die Verkehrsinfrastruktur der früheren Außenbereiche der personell stark gewachsenen Bezirke ist dem erhöhten Verkehrsaufkommen durch Zuzug und vermehrten Fahrzeuggebrauch der dort lebenden älteren Berliner angepasst und ausgebaut worden.
100
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
Mahlow
„S- UND U-BAHN 2050“ Blankenfelde
Für die Bewältigung der wachsenden Aufgaben des Berliner ÖPNV ist der Ausbau der S- und U-Bahn-
Dahlewitz
Netze unverzichtbar. Folgende Rangsdorf
2
BO
Projekte des Programms „S- und U-Bahn 2050“ werden bis zur Mitte Wannsee
dieses Jahrhunderts sowohl die
Dreilinden Teltow Stadt Stahnsdorf
BO
Schienennetzes, die lediglich durch querverbunden ist, zu einem eng-
Tegel
maschigen Netz verknüpfen als
5
Schönholz
auch Gemeinden im Umland enger an Berlin heranrücken:
Strausberg Nord
• 2 Verlängerung
Strausberg Stadt
Blankenfelde – Rangsdorf
Hegermühle
BO
de Sternstruktur des städtischen die Stadtbahn und den S-Bahn-Ring
Henningsdorf
AltTegel
bislang überwiegend bestehen-
• BO Zweigleisiger Ausbau ab Schönholz
• BO Verlängerung
Kremmen Schwante
Hennigsdorf – Kremmen
Strausberg
• BO Verlängerung
Vehlefanz Bärenklau
Teltow – Wannsee
Velten Mühlenbeck-Mönchm.
Henningsdorf
GO
Bernau
• 5 Zweigleisiger Ausbau nach Strausberg Nord
• GO Verlängerung
Karow
Wartenberg – Karower Kreuz/ Mühlenbeck-Mönchmühle
Pankow Wartenberg
101
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
Messe Nord/ICC
Auch für die U-Bahnen gilt, dass die zu
h
Wilmersdorfer Str.
Westkreuz
erwartenden weiter steigenden Pend-
p
lerzahlen und der erhoffte Umstieg der Pendler vom eigenen Fahrzeug auf den
Adenauerplatz
Uhlandstr.
l
ÖPNV nur durch weitere Gleise und den Ausbau bestehender Bahnhöfe und Kno-
Turmstraße
tenpunkte erreicht werden kann. Dazu gehören u.a.:
i
• h Verlängerung von Uhlandstraße
Hauptbahnhof Pankow Kirche
über Adenauerplatz bis Westkreuz (und damit Verbindung mit dem S-BahnRing)
Pankow
• i Weiterbau von Pankow bis Pankow
m n
Kirche im Nordosten sowie von Rathaus Spandau bis Falkenhagener Feld im Westen
Flughafen Tegel
• j Weiterbau von Krumme Lanke bis Mexikoplatz
• l Verlängerung von Hauptbahnhof bis Turmstraße
• m Verlängerung von Alt-Tegel bis
Flughafen Tegel im Nordwesten sowie von Alt Mariendorf bis Lichtenrade im Süden
Falkenhagener Feld
i
Halemweg Jungfernheide
Rathaus Spandau
Spandau Ruhleben
• n Verlängerung bis Heerstraße
Alt Tegel
Nord im Westen und bis Flughafen Berlin-Schönefeld im Südosten, einschließlich der Anbindung des alten Flughafengeländes Tegel
• o Verlängerung bis Märkisches Viertel und Französisch Buchholz
• p Verlängerung von Osloer Straße
über Wollankstraße bis Pankow im Norden sowie Verlängerung von Rathaus Steglitz über Campus Benjamin Franklin nach Lichterfelde-Ost im Süden.
m Schlachtensee
1
j
Krumme Lanke Mexikoplatz
Zehlendorf
102
Flughafen Tegel
Tegel
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
Alt Mariendorf
Buckower Chausse
Ein wahres Jahrhundertprojekt ist der Bau eines zweiten S-Bahn-Rings. Mit ihm werden die Stadtrandgebiete unter-
Schichauweg Lichtenrade
einander verbunden. Damit reduzieren sich je nach Ziel die
m
Fahrzeiten erheblich. So muss, wer mit S- und U-Bahn von einem Stadtrandgebiet in einen benachbarten Stadtbezirk unterwegs ist, künftig nicht mehr sternenförmig ins Zentrum fahren, um von dort wieder sternförmig an den Stadtrand zu fahren. Rathaus Spandau
Spandau
Schönfließ Bergfelde
o
Eichhorster Weg
n
Heerstraße Nord
Senftenberger Ring
Märkisches Zentrum
Wittenau
Rathaus Steglitz
Campus Benjamin Franklin
Rudow
Lichterfelde Ost
Liselotte-BergerPlatz Flughafen Berlin-Schönefeld
p
Pankow Osloer Str. Flughafen Berlin-Brandenburg
n
Wollankstr.
103
i
BO
Osdorfer Str.
p
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
AUTONOM FAHRENDER ÖPNV
Ein visionäres Projekt im Bereich von U- und S-Bahn ist der Einsatz autonom fahrender Züge. Schon heute findet in Deutschland und in ganz Europa autonomes Fahren im Schienenverkehr im Regelbetrieb statt. Neue Metrolinien werden mittlerweile von Anfang an für selbstfahrende Bahnen konzipiert. Sämtliche Abläufe, die bislang ein Lokführer bei der Fahrt ausübt, werden im vollautomatischen Betrieb vom Computer übernommen. Folgende Vorteile bietet der autonome Schienenverkehr: → FLEXIBILITÄT: Autonome Metrosysteme sind
→ KAPAZITÄT: Weil auto-
extrem flexibel und können wesentlich
nom fahrende Bahnen in
schneller auf zu- und abnehmendes Fahr-
einem ständigen Austausch miteinander
gastaufkommen reagieren. Bei Großver-
stehen, können bisherige Sicherheitsab-
anstaltungen zum Beispiel können so un-
stände verkleinert werden. Das führt zu
kompliziert zusätzliche Züge in den Fahrplan
einer höheren und somit besseren Auslas-
eingefügt werden, ohne die Personalplanung
tung des Netzes und ermöglicht eine engere
durcheinander zu bringen. Auch die alltäg-
Taktung. Im Ergebnis können mehr Bahnen
lichen Stoßzeiten sind mit selbstfahrenden
fahren: Fahrgäste kommen schneller an ihr
Bahnen besser zu bewältigen, da engere Tak-
Ziel, und es können wesentlich mehr Perso-
tungen gefahren werden können. Rund-um-
nen befördert werden. Die Verkürzung der
die-Uhr-Betrieb wird ohne wesentlichen
Sicherheitsabstände ist dabei kein Sicher-
Mehraufwand möglich.
heitsrisiko, weil die Bahnen stets in Echtzeit ihre benötigten Bremswege berechnen.
→ PÜNKTLICHKEIT: Durch die zentrale Steue→ VERFÜGBARKEIT & VERLÄSSLICHKEIT: Selbst-
rung und Überwachung der Züge in Kombination mit den berechenbaren Beschleu-
fahrende Züge bremsen und beschleunigen
nigungs- und Fahrtkurven ist es möglich,
konstant. Sie sammeln zudem kontinuierlich
die Pünktlichkeit der Bahnen zu verbessern.
für den Fahrbetrieb benötigte Daten – auch
Auch Ankunfts- und Abfahrzeiten lassen
über ihren eigenen Zustand. Verschleiß
sich wesentlich genauer berechnen – und
oder Defekte können so verringert werden.
zwar bis auf die Sekunde. So gibt es bereits
Wartungssensoren erkennen Fehler schon
heute in U-Bahnhöfen autonomer Metro-
frühzeitig. Diese können dadurch schnell
systeme Zeitanzeigen, die die Ankunft eines
behoben werden. Auch die Wartungszeiten
Zuges sekundengenau herunterzählen.
verkürzen sich somit. Das spart Kosten und mindert das Risiko von Ausfällen.
104
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
→ ENERGIEEFFIZIENZ: Autonome Systeme sind
Vor allem U-Bahn-Systeme sind für autono-
sparsam und effizient, denn sie berechnen
mes Fahren in besonderer Weise geeignet:
die optimale Beschleunigung und Verzö-
• Das System ist in sich geschlossen: Der Verkehr auf den einzelnen Linien ist nicht gemischt und kann einfacher geplant werden.
gerung eines Zuges. Dabei nutzen sie eine Vielzahl unterschiedlicher Daten: Sensoren erfassen das jeweils aktuelle Gesamtgewicht inklusive aller Fahrgäste. Informationen
• Das Liniennetz ist weniger komplex. Denn beim Betrieb mit nur einer Zuggattung gibt es nur wenige Unterschiede bei den Anforderungen an Technik und Infrastruktur.
über die Strecke – Steigung, Kurven, Geschwindigkeitsbegrenzungen – fließen in die Berechnungen ein. Dies in Kombination mit der üblichen Energierückgewinnung beim Bremsen lässt fahrerlose Bahnen mit
• Das Fahren im Tunnelsystem ist wenig anfällig: Einwirkungen von außen sind geringer. Zudem kann im Not- oder Störungsfall schnell Hilfe herbeigerufen werden.
bis zu 30 Prozent weniger Energie fahren als menschgesteuerte Züge.
105
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
FLUGHAFEN BER
Eine zentrale Aufgabe für die Berliner
Unser Ziel ist es zugleich, den BER bis 2030
Infrastrukturpolitik bleibt auch nach
zu einem echten Drehkreuz des interna-
seiner Fertigstellung der Flughafen Berlin-
tionalen Luftverkehrs auszubauen.
Schönefeld (BER). Zwar konnte der neue
Dazu erforderlich ist insbesondere
Flughafen durch die Corona-Pandemie laut-
eine Steigerung der Anzahl der
los starten, was angesichts der jahrelangen
hier landenden und starten-
Bauverzögerungen schon fast ein Erfolg ist,
den Flüge – und somit eine
andererseits ist der BER dadurch bis heute im
Ausweitung der Kapazität
internationalen Flugverkehr nicht richtig an-
des Flughafens. Insbesonde-
gekommen.
re die bisher sehr bescheidene Zahl transkontinen-
In der globalisierten Welt des 21. Jahrhun-
taler Flüge muss ausgebaut
derts sind die Flughäfen neben den Übersee-
werden. Das verlangt eine
häfen die Tore zur Welt. Entsprechend prägt
bessere weltweite Vermarktung
die Bedeutung eines Flughafens auch das
des BER. Nach der Schließung
Image seiner umliegenden Stadt. Genau hier
des Flughafens Tegel ist der Bau der
liegt in Berlin nach wie vor vieles im Argen.
dritten Start- und Landebahn zur Sicher-
Denn auch nach der Eröffnung des BER ist
stellung der luftseitigen Leistungsfähigkeit
unsere Stadt in Sachen Flugverkehr noch
des BER somit unerlässlich.
immer weit von einer Weltstadt entfernt. Dies nicht nur, weil Berlin in den Passagier-
Zur Bewältigung des Reiseverkehrs
zahlen noch immer deutlich hinter Frankfurt
gehört auch die An- und Abreise
am Main und München liegt – sondern vor
der Fluggäste innerhalb Berlins.
allem, weil Berlin zu vielen Destinationen der
Hierzu ist unter anderem eine
Welt noch immer keine Direktflüge anbietet.
höhere Taktung des Flugha-
So verleiht der Umstand, dass man für Flüge
fenExpress/AirportExpress
nach Asien, Süd- oder Nordamerika zumeist
(FEX) gefragt.
in Frankfurt, München, Düsseldorf, KopenhaMAGNETSCHWEBEBAHN-NETZ „EURORAPID“
gen, London, Amsterdam, Paris oder Zürich umsteigen muss, dem BER noch immer das Image eines besseren Regionalflughafens.
Seit Jahrzehnten ist die Ma-
Solange dies so ist, sind für den BER Kurz-
gnetschwebebahn Transrapid
streckenflüge als Transportmittel für inter-
so etwas wie der ewige Unto-
nationale Geschäftsleute und Touristen sowie
te unter den Verkehrssystemen.
für den Warenaustausch unerlässlich. Wer
Wegen seiner innovativen Antriebs-
über die Abschaffung von Kurzstreckenflü-
art in der Theorie gefeiert, scheiterte die
gen redet, schließt Berlin weitgehend vom
praktische Umsetzung jedoch an vielerlei
Besuch internationaler Gäste aus.
Gründen – allen voran, dass mit Schnell106
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
zügen wie dem deutschen ICE und dem
Deshalb plädieren wir für die Wiederauf-
französischen TGV auch im herkömm-
nahme der alten Transrapid-Planungen und
lichen Rad-Schiene-System Fahrten im
deren Weiterentwicklung zu einem europäi-
Hochgeschwindigkeitsbereich möglich
schen Magnetschwebebahnnetz „EuroRa-
wurden, und parallel dazu Flü-
pid“. Natürlich wären die Kosten hierfür weit-
ge erheblich billiger wurden. In
aus höher als für die alte Transrapid-Strecke
Deutschland wäre der Transrapid
Berlin–Hamburg. Allerdings könnte ein
auf der ersten vorgesehenen
solches Bahnnetz, das große Entfernungen
Strecke Berlin–Hamburg nach
in deutlich verringerten Zeiten zurücklegt,
dem Neubau der ICE-Strecke
schon bald den innereuropäischen Flug-
zwischen beiden Städten kaum
verkehr zumindest teilweise ersetzen – und
schneller gewesen als der ICE,
somit auf mittlere und lange Sicht auch
was wiederum nicht die hohen
wirtschaftlich erfolgreich sein. Aufgrund der
Zusatzkosten des Transrapids ge-
Weiterentwicklungen in Asien kommen als
rechtfertigt hätte.
Bauträger neben deutschen und französischen Herstellern auch chinesische Firmen
Doch was wäre gewesen, wenn der Trans-
infrage.
rapid als Grundlage eines breiten europäischen Magnetschwebebahnnetzes geplant
Mögliche Referenzstrecken für den
und gebaut worden wäre? Eines Netzes, das
„EuroRapid“ sind:
die großen Metropolen Europas mitein-
• Paris–Berlin–Warschau–Moskau
ander verbindet, diese näher zusam-
• Hamburg–Berlin–Dresden–Prag–Wien– Budapest–Belgrad–Sofia–Istanbul
menrückt – und aufgrund seiner niedrigen Fahrzeiten den Flugver-
• St. Petersburg–Riga–Danzig–Berlin– Hannover–Köln–Brüssel
kehr zwischen diesen Metropolen nahezu überflüssig macht? Würden sich dann die hohen Investitionskosten nicht irgend-
Allein diese Namen europäischer Metropolen
wann amortisieren? In China
zeigen, wie das „EuroRapid“-Netz unseren
zumindest wurde der Transrapid
Kontinent zusammenrücken würde. Die skiz-
nicht nur gebaut – und zwar mit
zierten Strecken zeigen zudem, dass Berlin in
deutschen Steuergeldern – sondern
einem solchen Magnetschwebebahnnetz im
auch konsequent weiterentwickelt.
Zentrum liegt – und somit wie kaum ein an-
Erst zu Beginn des Jahres 2021 stellten
derer Standort in Europa von einem solchen
die Chinesen den Prototypen des „Super
System profitieren würde. :
Bullet Maglev Train“ vor, der Spitzenge-
ESSENTIALS FÜR DIE BESTE INFRASTRUK-
schwindigkeiten von bis zu 620 Kilometer je
TUR
Stunde fahren soll.
Schnelle Datenleitungen und zuverlässi107
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
ge Transportwege sowie funktionierende
serkabelnetz. Dies und ein hocheffizientes
öffentliche Ver- und Entsorgungsnetze sind
5G Mobil-Datenübertragungsnetz bilden das
wesentliche Faktoren für die Attraktivität
Rückgrat für intelligente Verkehrsanlagen
von Wohnorten und Unternehmensstand-
und -steuerung.
orten. Deshalb hat der Ausbau der Infrastruktur für die AfD höchste Priorität.
Zur Infrastruktur gehören nicht zuletzt auch die öffentlichen Gebäude. Deren guter
Dabei haben sämtliche Planungen und
Zustand ist nicht nur eine Frage der Kosme-
Projektausführungen von den Bedürfnissen
tik, vielmehr haben diese als Arbeitsplatz
der Bürger auszugehen. Dazu gehört unter
Tausender Beamter einen direkten Einfluss
anderem, dass jegliche Verkehrsplanung
auf die Motivation der Verwaltung. Deshalb
darauf ausgelegt sein muss, Mobilität zu er-
ist die Wiederherstellung der städtischen
möglichen – und nicht, diese zu verhindern.
Bausubstanz ein vorrangiges Ziel der AfD-
Dazu gehören auch die Instandhaltung und
Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus.
Instandsetzung der bestehenden Verkehrsinfrastruktur ebenso wie der kontinuierliche Ausbau des Verkehrswegenetzes. Der Individualverkehr und der ÖPNV dürfen ebenso wenig gegeneinander ausgespielt werden wie der Radverkehr und der Fußgängerverkehr. Vielmehr müssen alle Angebote so verknüpft werden, dass die Bürger bei jedem Weg durch die Stadt das für sie in der jeweiligen Situation am besten geeignete Verkehrsmittel wählen können. Grundlage dafür sind unter anderem Sharing-Modelle und eine datenbasierte Vernetzung der Angebote. Grundvoraussetzung für eine optimale Vernetzung ist eine Komplettversorgung der Stadt mit einem leistungsfähigen Glasfa-
108
D i e bes t e I n f r as t r u k t u r f ü r d i e bes t e S t a d t
Leuchtturmprojekte einer alternativen Infrastrukturpolitik sind unter anderem: • das Projekt „Vernetzte Stadt“, ein Mobilitäts-Portal, das den Berlinern in einer App alle notwendigen Informationen zusammenstellt, um je nach Ziel und Anliegen das optimale Verkehrsmittel bzw. einen Mix aus verschiedenen Angeboten auswählen zu können
• ein autonom fahrender ÖPNV mit dem Ziel, die Flexibilität, Pünktlichkeit, Verfügbarkeit, Verlässlichkeit und Energieeffizienz von Sund U-Bahnen zu steigern • ein zweiter S-Bahn-Ring, der insbesondere die Stadtrandgebiete untereinander verbindet, sowie
• der Ausbau des Straßennetzes sowie des S- und U-Bahn-Netzes sowie des Flughafens BER
• das Magnetschwebebahnnetz „EuroRapid“, das den europäischen Norden mit dem Süden und den Osten mit dem Westen verbindet, mit Berlin als Mittelpunkt.
•
109
M e t r o p o l e i n e i n e r g l o ba l i s i e r t e n W e l t
110
M e t r o p o l e i n e i n e r g l o ba l i s i e r t e n W e l t
5. Metropole in einer globalisierten Welt Perspektiven für eine bessere Positionierung Berlins in Deutschland, Europa und in der Welt 5.1 BESTANDSAUFNAHME
In ihrer letzten Änderung der Verfassung von Berlin (VvB) schlugen SPD, Linkspartei, Grüne, CDU und FDP sogar ausdrücklich aus, den Status Berlins in der Verfassung des Landes zu verankern. Stattdessen beschlossen sie in der Neufassung von Artikel 1 Abs. 2 VvB lediglich, dass Berlin „ein Land der Bundesrepublik Deutschland und als solches Teil der Europäischen Union“ ist und sich „zu einem geeinten Europa, das demokratischen, rechtsstaatlichen, sozialen und föderativen Grundsätzen sowie dem Grundsatz der Subsidiarität verpflichtet ist, die Eigenständigkeit der Städte und Regionen wahrt und deren Mitwirkung an europäischen Entscheidungen sichert“, bekennt. Dies sind jedoch alles Selbstverständlichkeiten, die keinerlei Folgen für die praktische Politik des Landes haben.
Mehr als dreißig Jahre nach der staatlichen Einheit Deutschlands und der Wiedervereinigung Berlins sowie dreißig Jahre nach dem Hauptstadtbeschluss des Deutschen Bundestages ist nicht nur die Stadt an sich in einem dringend verbesserungswürdigen Zustand, sondern auch ihre Stellung gegenüber dem Bund und der Europäischen Union (EU) sowie ihre Positionierung zur unmittelbaren Nachbarschaft und in der Welt. Zwar wurde Berlin mit dem Vollzug der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 zur Bundeshauptstadt der Bundesrepublik Deutschland und mit dem Hauptstadtbeschluss des Deutschen Bundestages vom 20. Juni 1991 zum Parlaments- und Regierungssitz der Bundesrepublik bestimmt. Und im Zuge der Föderalismusreform des Jahres 2006 wurde die Rolle Berlins als Bundeshauptstadt erstmals auch im Grundgesetz verankert (Art. 22, Abs. 1 GG). Doch fehlt gerade aufseiten Berlins ein klares Bekenntnis zu seiner Rolle als Bundeshauptstadt.
111
M e t r o p o l e i n e i n e r g l o ba l i s i e r t e n W e l t
Welche Folgen der ungeregelte Zustand Berlins im Alltag hat, zeigt unter anderem das Verhältnis zum Land Brandenburg. Obwohl Berlin zu 100 Prozent von Brandenburg umgeben ist und beide Länder mittlerweile so eng verflochten sind, dass ihre Entwicklung ohneeinander nicht mehr vorstellbar ist, kann von einer echten, institutionalisierten Metropol- bzw. Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg, wie sie in anderen Regionen Europas längst üblich ist, keine Rede sein. Bis heute ist zum Beispiel die Zusammenarbeit der beiden Landesparlamente rudimentär und zufällig.
innerhalb der Autobahn A10. Die gesamte Region einschließlich des weiteren Metropolraums könnte von den Vorteilen beider Bundesländer einen Entwicklungsschub bekommen, wenn die Politik wichtige Weichenstellungen gemeinsam angehen würde. Doch gerade daran fehlt es bislang all zu oft. Der Grund: Während andere Bundesländer für die Koordinierung und Entwicklung ihrer Metropolregionen eigenständige Körperschaften öffentlichen Rechts geschaffen haben – in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main wurde zum Beispiel im Jahr 2011 der „Regionalverband FrankfurtRheinMain“ gegründet, dessen Ziel die geordnete und abgestimmte Entwicklung der Region ist und in dem die Kommunen des Ballungsraums Pflichtmitglieder sind – regeln die Bundesländer Brandenburg und Berlin ihr kooperatives Handeln mittels Staatsverträgen.
Allein über 200.000 Berufstätige aus Brandenburg pendeln jeden Tag nach Berlin; in die andere Richtung sind es 84.000 Beschäftigte. Bei unzähligen Unternehmen, darunter viele Weltkonzerne, befindet sich der vermeintliche „BerlinStandort“ tatsächlich im Land Brandenburg, zumeist im sogenannten Speckgürtel
112
M e t r o p o l e i n e i n e r g l o ba l i s i e r t e n W e l t
Zu den Alleingängen beider Bundesländer schrieben die Industrie- und Handelskammern in Berlin und Brandenburg 2018 in ihrem Papier „Metropolregion BerlinBrandenburg. Eine Region wächst zusammen. Analysen und Forderungen“ ernüchternd: „Bisher gibt es im Metropolenraum Berlin-Brandenburg kaum Einrichtungen, die auf politisch-strategischer Ebene vorausdenken, Vorschläge entwickeln und Interessen integrieren. Zwar existiert die gemeinsame Landesplanung, doch in vielen anderen Bereichen – Wissenschaft und Bildung, Wohnraumplanung, Smart City und Digitalisierung, Verkehrs- und Energiewende – wird wenn, dann nur sporadisch und nicht institutionalisiert zusammengearbeitet.“
In der Folge trifft jedes Land Abstimmungen und Planungen zumeist für sich – und nicht selten gegeneinander. Das prominenteste Beispiel dafür waren in jüngster Zeit die Bemühungen um die Ansiedlung der „Tesla Gigafactory 4 Berlin-Brandenburg“, bei der beide Länder im Alleingang versuchten, den Zuschlag des Investors Elon Musk zu bekommen, anstatt geschlossen aufzutreten und so zu vermeiden, dass dieser die Länder gegeneinander ausspielen konnte. In einem anderen Fall – der leider einer von vielen ist – entwickelte sich ein Streit zwischen dem Landkreis Märkisch-Oderland und Berlin, weil der Brandenburger Landkreis für die Ansiedlung eines Industrieunternehmens eine Schafweide umwidmen wollte, die dem Land Berlin gehörte, das sich als Grundstückseigner querstellte.
113
M e t r o p o l e i n e i n e r g l o ba l i s i e r t e n W e l t
5.2 GRUNDZÜGE FÜR EINE BESSERE VERNETZUNG BERLINS IN DEUTSCHLAND, EUROPA UND DER WELT DAS VERHÄLTNIS ZU BUND UND EU: METROPOLE UND KAPITALE
Für die Fraktion der AfD im Berliner Abgeordnetenhaus gehören die permanente Analyse und Reflektion der Rolle Berlins in Deutschland, Europa und in der Welt sowie die Schaffung dafür erforderlicher institutioneller Lösungen zu den wesentlichen Grundlagen einer positiven Stadtentwicklung.
Auch wenn die anderen Parteien im Abgeordnetenhaus in der oben genannten jüngsten Änderung der Verfassung von Berlin darauf verzichtet haben, halten wir es nach wie vor für erforderlich, die Hauptstadtrolle Berlins in der Landesverfassung grundsätzlich
Dabei geht es sowohl um die Definition der Hauptstadtrolle (vor allem im Verhältnis zum Bund) als auch um die Stärkung der Eigenverantwortlichkeit der Stadt im Sinne des Subsidiaritätsprinzips (vor allem im Verhältnis zur EU). Nicht zuletzt geht es um die Frage, wie Berlin sein Gewicht in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts stärken kann.
festzuschreiben. Seit Jahrzehnten lässt sich Berlin von den anderen Bundesländern finanziell alimentieren, ohne sich klar zu seiner Hauptstadtfunktion zu bekennen. Aus der Inanspruchnahme von zusätzlichen Bundesmitteln zum Beispiel für Kulturpolitik und Sicherheit allein resultiert noch kein hauptstadtpolitisches Profil. Die Entwicklung Berlins bedarf deshalb einer Doppelstrategie: sowohl einer „Stadtstrategie“ als auch einer „Hauptstadtstrategie“. Berlin muss Metropole und Kapitale sein.
114
M e t r o p o l e i n e i n e r g l o ba l i s i e r t e n W e l t
115
M e t r o p o l e i n e i n e r g l o ba l i s i e r t e n W e l t
Berlin muss aber auch dem Anspruch ge-
Bundeshauptstadt zu sein, beinhaltet mehr,
recht werden, ein Schaufenster zu sein, mit
als Regierungssitz zu sein. Berliner Kultur-
dem sich Deutschland der Welt präsentiert.
politik ist, ob man will oder nicht, immer
Deutschlands Gewicht als Kulturnation
auch Bundespolitik. Die Hauptstadtaufga-
hängt auch von der Strahlkraft seiner
be lässt sich nicht nebenbei erledigen, hat
Hauptstadt ab. Berlin ist das
doch Berlin eine Identitäts- und
Spiegelbild unserer Nation.
Integrationsfunktion für ganz
Als Hauptstadt steht
Deutschland. Dazu gehört
Berlin grundgesetz-
auch, dass die Haupt-
lich in der Pflicht,
stadt sichtbaren Raum
den Bund bei der
für die Präsentation
Repräsentation
der Städte, Regionen
des Gesamtstaa-
und Bundesländer
tes zu unter-
bietet, beispielsweise
stützen. Berlin
in einem Haus der
hat eine Ver-
Länder.
antwortung für die Außenwirkung
Um das Bekenntnis zur
Deutschlands wie auch
Hauptstadtaufgabe festzu-
für den gesamtstaatli-
halten, ist eine landesgesetz-
chen Zusammenhalt.
liche Selbstverpflichtung von-
Das dazu nötige Selbstverständnis
nöten. Mit einer Ergänzung der Berliner
ist in der Berliner Politik nicht hinreichend
Verfassung kann Berlin ein deutliches
entwickelt.
Zeichen zur Wahrnehmung der Hauptstadtaufgabe setzen.
116
M e t r o p o l e i n e i n e r g l o ba l i s i e r t e n W e l t
REGIONALVERBAND BERLIN-BRANDENBURG
Die Entwicklung der Metropolregion BerlinBrandenburg – unter Berücksichtigung aller Politikfelder (Infrastruktur, Wohnungsbau, Wirtschaftsentwicklung, Bildung usw.) – ist der Schlüssel zum Erfolg beider Bundesländer. Faktisch enden Berlin und Brandenburg längst nicht mehr an den gemeinsamen Landesgrenzen, suchen sich die Wirtschafts- und Handelsströme längst eigene Wege – oftmals an der Berliner Politik vorbei, weil das desaströse Staatsversagen der letzten Dekaden die notwendigen Voraussetzungen für einen attraktiven Wirtschaftsstandort vereitelt hat. Gerade in der Frage des Flächenpotentials könnten beide Länder stark voneinander profitieren. Während zum Beispiel Flächen für Gewerbe und Industrie in Berlin und seinem Speckgürtel immer knapper werden und sie aufgrund des Bevölkerungswachstums zunehmend der Wohnnutzung weichen müssen, hat Brandenburg im weiteren Metropolenraum gerade davon ausreichend zu bieten. Bei einer gemeinsamen und Landesgrenzen überschreitenden Wirtschaftsförderung würden Win-winSituationen entstehen mit Wachstums chancen sowohl für Berlin als auch für weite Teile Brandenburgs entstehen, wo manche Regionen aufgrund der jahrelangen Abwanderung noch immer ihren Niedergang befürchten.
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M e t r o p o l e i n e i n e r g l o ba l i s i e r t e n W e l t
Um die gemeinsame Entwicklung der Bun-
Im Mittelpunkt eines solchen Entwick-
desländer Berlin und Brandenburg künftig
lungskonzeptes stehen die folgenden acht
besser integrieren zu können und einen
Korridore, die auf ihre optimalen Ausbauva-
beide Partner schädigenden Standortwett-
rianten untersucht werden sollen und gleich-
bewerb auszuschließen, fordert die AfD-
zeitig künftig dem sogenannten „Siedlungs-
Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus die
stern“ als Verkehrsachsen dienen sollen:
Gründung eines „Metropolverbandes Ber-
• Berlin-Spandau-Nauen
lin-Brandenburg“ als eine Körperschaft öffentlichen Rechts. Aufgabe des Regionalver-
• Potsdamer Stammbahn
bandes ist eine geordnete und abgestimmte
• Prignitz Express/Velten
Steuerung der Entwicklung der Wirtschaft,
• Nordbahn/Heidekrautbahn
des Verkehrs, der Infrastruktur, des Umwelt-
• Magdeburg/ Frankfurt (Oder)/Cottbus
schutzes und des Wohnungsbaus beider Länder. Pflichtmitglieder sind alle Kommu-
• Berlin-Dresden/Rangsdorf
nen der heutigen Metropolregion. Weitere Kommunen können beitreten.
• Berlin-Cottbus/Bahnhof KönigsWusterhausen
Eine wesentliche Aufgabe des Metropol
• Engpassbeseitigung und Weiterentwicklung S-Bahnnetz
verbandes ist eine integrierte Verkehrs planung. Wir brauchen endlich ein Gesamtkonzept für die Metropolregion Berlin-Brandenburg. Der Radius einer solchen Metropol-Verkehrsplanung sollte sich in etwa an den Städten Brandenburg/Havel, Fehrbellin, Eberswalde, Fürstenberg/Havel, Fürstenwalde/Spree und Cottbus orientieren.
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M e t r o p o l e i n e i n e r g l o ba l i s i e r t e n W e l t
BERLIN IN EINER GLOBALISIERTEN WELT
Nicht zuletzt benötigt Berlin eine Strategie
Eine wichtige Aufgabe einer besseren Ver-
für seine Positionierung in der Welt. Da-
netzung mit anderen Metropolen ist auch
bei geht es neben Fragen des vielfältigen
die Lobbyarbeit im Sinne des Subsidiaritäts-
persönlichen Austausches auf politischer,
prinzips. In Zeiten, in denen supranationale
kultureller, wissenschaftlicher oder sport-
Staatenbünde wie die EU und internationale
licher Ebene auch darum, von
Organisationen wie die UNO mit
den Erfolgsgeschichten an-
ihren Untergliederungen zu-
derer Städte und Regio-
nehmend Kompetenzen an
nen zu lernen – von
sich ziehen, ist es erfor-
der Förderung der
derlich, dass die Welt-
heimischen Wirt-
städte gemeinsam
schaft bis zur An-
ein Gegengewicht
siedelung neuer
bilden – ein Gegen-
Unternehmen
gewicht zum Trend
und der Energie-
der fortschreitenden
versorgung, von
Zentralisierung in der
der Verkehrswege-
internationalen Politik.
planung samt An-
Und eine starke Stimme
bindung des Umlands
im Konzert der großen
bis zur Weiterentwicklung
Mächte und Organisationen,
des ÖPNV, von den positiven
die dem Subsidiaritätsprinzip
Erfahrungen in der Bildungs- und
mehr Gehör verschaffen kann, als jede
Hochschulpolitik sowie nicht zuletzt von er-
Metropole für sich allein dies könnte.
folgreichen Konzepten zur Bekämpfung der Kriminalität.
In diesem Sinne bekennt sich die Fraktion der AfD im Berliner Abgeordnetenhaus zum Konzept der „kommunalen Außenpolitik“.
119
M e t r o p o l e i n e i n e r g l o ba l i s i e r t e n W e l t
120
M e t r o p o l e i n e i n e r g l o ba l i s i e r t e n W e l t
5.3 LEUCHTTURMPROJEKTE EUROREGION „ODER–HAVEL–SPREE–WARTHE“
Ein wichtiger Baustein in der Entwick-
Konkret streben wir die Schaffung einer
lung unserer Metropolregion ist auch eine
Euroregion „Oder–Havel–Spree–Warthe“
„mentale Osterweiterung“. Seit den frühen
an, in der – nach den Vorbildern der Eurore-
1990er-Jahren wird Berlins historische Rolle
gion „Saar–Lor–Lux“ und „Pomerania“ – die
als „Drehscheibe zwischen Ost und West“
Bundesländer Berlin und Brandenburg mit
beschworen – doch faktisch erscheint trotz
den polnischen Woiwodschaften Oppeln,
EU-Osterweiterung und trotz der Tatsache,
Niederschlesien, Lebus, Großpolen, West-
dass inzwischen zum Beispiel auch
pommern und Pommern eine institu-
viele Polen in Berlin arbeiten
tionalisierte Partnerschaft ein-
und leben, sowie trotz der
gehen. Dass die polnischen
Tatsache, dass es sich
Küstengebiete bereits in
bei Regionen wie
die Euroregion „Pome-
Hinterpommern,
rania“ integriert sind,
der Neumark und
steht ihrer zusätz-
Schlesien um
lichen Anbindung an
alte preußische
Berlin und Branden-
Territorien han-
burg nicht im Wege.
delt, in vielerlei Hinsicht die Welt
Ziel der Euroregion
noch immer an Oder
ist eine Annäherung
und Neiße zu Ende.
der Menschen sowie eine
Dies hemmt die Ent-
gemeinsame Entwicklung
wicklung unserer gesamten
der verschiedenen Bundes-
Region. Deshalb plädiert die
länder und Woiwodschaften, die
AfD-Fraktion im Berliner Abgeordneten-
vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum
haus für eine Entwicklungsperspektive nach
Königreich Preußen gehörten und heute in
Osten über die Grenzen der Bundesländer
unterschiedlichen Staaten liegen. Mehr als
Berlin-Brandenburg hinaus, damit – um
dreißig Jahre nach dem Fall der Mauer und
Willy Brandt zu zitieren – auch hier
der Deutschen Einheit sowie über fünfzehn
zusammenwächst, was zusammengehört.
Jahre nach dem EU-Beitritt Polens ist es
121
M e t r o p o l e i n e i n e r g l o ba l i s i e r t e n W e l t
nicht mehr hinnehmbar, dass – aus Berliner
Frankfurt/Oder und Cottbus nach Bres-
Sicht – die Welt an der Oder für viele zu Ende
lau, Landsberg/Warthe, Posen, Stettin und
ist und historisch eng zusammengehörende
Danzig, der zum Beispiel den Menschen aus
Regionen in der Mitte Europas noch immer
dem näheren und weiteren Umland ermög-
getrennte Wege gehen. Tätigkeitsgebiete der
licht, in Berlin zu arbeiten und den Berlinern
Euroregion sind die Entwicklung und Ko-
wiederum ermöglicht, in der Umgebung zu
ordination gemeinsamer Programme in den
wohnen, ist eines der sichtbarsten Symbole
Bereichen Wirtschaft, Infrastruktur, Umwelt-
der Euroregion.
schutz, Kultur und Bildung. Ein Projekt von großer Symbolik und Inte Nicht zuletzt hat eine Euroregion „Oder–Ha-
grationskraft wäre eine gemeinsame, grenz-
vel–Spree–Warthe“ ein größeres Gewicht in
überschreitende Olympia-Bewerbung als
der globalen Welt unserer Tage – und ist so-
Euroregion. Seit geraumer Zeit gibt es in
mit für potenzielle Investoren interessanter
Berlin Überlegungen für eine erneute Be-
als eine einzelne Metropole ohne integriertes
werbung um die Ausrichtung der olympi-
Umland.
schen Spiele im Jahr 2036. Dabei könnten zum Beispiel die Segelwettbewerbe in Stettin
Eine Schlüsselfunktion kommt dabei der In-
bzw. vor der pommerschen Ostseeküste
frastruktur zu. Sie ist das sichtbarste Zeichen
stattfinden. Und Spiele des olympischen
einer integrierten Euroregion „Oder–Havel–
Handballturniers könnten in der Breslauer
Spree–Warthe“. Deshalb ist der Ausbau des
Jahrhunderthalle stattfinden, wo 2016 bereits
Autobahn- und Fernstraßen- sowie Schie-
die Handball-EM stattgefunden hat.
nennetzes eine vorrangige Aufgabe. Ein eng getakteter Zugverkehr von Berlin, Potsdam,
122
M e t r o p o l e i n e i n e r g l o ba l i s i e r t e n W e l t
EUROPÄISCHER STÄDTETAG
RAT DER GLOBALEN METROPOLEN / COUNCIL OF GLOBAL CITIES
Zur Intensivierung der Zusammenarbeit der europäischen Metropolen untereinan-
Als dritte Säule der kommunalen
der, aber auch zur besseren Vertretung der
Außenpolitik Berlins strebt die
Interessen der Städte gegenüber der Euro-
AfD die Gründung eines „Council
päischen Union strebt die AfD im Berliner
of Global Cities“ / „Rates der globa-
Abgeordnetenhaus die Gründung eines
len Metropolen“ an. Während der
Europäischen Städtetages nach dem Vorbild
„Regionalverband Berlin-Bran-
des Deutschen Städtetages an.
denburg“, die Euroregion „Oder– Havel–Spree–Warthe“ und der
Dazu bietet sich entweder eine Weiterent-
„Europäische Städtetag“ vor allem
wicklung des 1951 gegründeten Rates der
die Interessen Berlins auf regio-
Gemeinden und Regionen Europas oder eine
naler, nationaler und europäi-
vollständige Neugründung an. Ziel ist es, auf
scher Ebene vertreten sollen, soll
EU-Ebene einen kommunalen Spitzenver-
der „Council of Global Cities“ dem
band zu etablieren, der in den Gesetzge-
internationalen Erfahrungsaus-
bungsprozessen und Finanzplanungen von
tausch dienen.
Union und Nationalstaaten die Interessen Hier geht es vor allem um den
der Städte vertritt.
Austausch von Erfahrungen mit Auch jenseits der institutionalisierten Zu-
großen Weltstädten wie Tokio,
sammenschlüsse ist es eine vordringliche
Singapur, New York, Moskau, Pa-
Aufgabe Berliner Politik, engere Partner-
ris, Peking, Abuja, Rio de Janeiro
schaften zu Metropolen zu pflegen, zu denen
oder Abu Dhabi auf Sachgebieten
unsere Stadt in Geschichte und Gegenwart
wie Bevölkerungswachstum, so-
auf besondere Weise verbunden ist. Dazu ge-
zialer Wohnungsbau, Verkehrs-
hören zum Beispiel Prag, Warschau, Kopen-
bewältigung.
hagen, Moskau und Riga – aber auch Brüssel.
123
M e t r o p o l e i n e i n e r g l o ba l i s i e r t e n W e l t
5.4 ZUSAMMENFASSUNG: ESSENTIALS FÜR EINE BESSERE VERNETZUNG BERLINS
Zur Unterstützung seiner stadtpolitischen
Ein wichtiger Schritt dazu ist auch die
Ziele und zur Verbesserung der Wahrneh-
Weiterentwicklung der bestehenden
mung seiner Interessen in Deutschland und
Metropolregion Berlin-Brandenburg, in
in der Welt braucht Berlin eine bessere Ver-
der sich beide Länder zuweilen eher wie
netzung. Dazu gehört zunächst die Eigen-
Rivalen als wie Partner verhalten, hin zu
definition der Hauptstadtrolle (sowohl nach
einem institutionalisierten Metropolver-
innen als auch dem Bund gegenüber) und
band in der Form einer Körperschaft des
der damit verbundenen Pflichten/Erforder-
öffentlichen Rechts.
nisse sowie die Intensivierung der Zusammenarbeit mit dem umliegenden Land
Zur besseren Positionierung Berlins in der
Brandenburg.
Welt sowie zur besseren Vermarktung seiner Produkte und Dienstleistungen braucht die deutsche Hauptstadt nicht zuletzt eine eigenständige Globalisierungs-Strategie nach dem Konzept der „kommunalen Außenpolitik“.
124
M e t r o p o l e i n e i n e r g l o ba l i s i e r t e n W e l t
Leuchtturmprojekte für eine bessere Vernetzung Berlins in Deutschland, Europa und in der Welt sind unter anderem: • die Weiterentwicklung der Metropolregion Berlin-Brandenburg zu einer Euroregion „Oder-Spree-Havel-Warthe“ nach den Vorbildern „Pomerania“ und „Saar-LorLux“, in der beide Bundesländer mit den polnischen Woiwodschaften auf der anderen Seite von Oder und Neiße eine institutionalisierte Partnerschaft eingehen
• die Gründung eines Europäischen Städtetags, der die Interessen der Kommunen insbesondere gegenüber der EU wahrnimmt • die Schaffung eines „Rates der globalen Metropolen“ / „Council of Global Cities“, der dem internationalen Austausch Berlins und seiner Entscheider dient.
125
E i n e besse r e S t a d t i s t mö g l i ch
Eine bessere Stadt ist möglich Schlussbetrachtungen Dreißig Jahre nach dem Hauptstadtbeschluss
wenig entgegengesetzt haben. Die deutsche
des Deutschen Bundestages müssen wir
Hauptstadt ist buchstäblich in die Hände von
nüchtern zur Kenntnis nehmen, dass sich
mittelmäßigen Politikern gefallen, die Politik
viele Erwartungen der frühen 1990er Jahre
nicht nach den Wünschen und Interessen
nicht erfüllt haben. Auf fast allen Gebieten
der Bürger gestalten, sondern vielmehr die
bleibt Berlin bislang hinter seinen Mög-
Bürger im Sinne ihrer eigenen Ideologien be-
lichkeiten und den damaligen Hoffnungen
vormunden und in dauerhafter Abhängigkeit
zurück. Anstatt wie die Hauptstädte anderer
von angeblichen sozialen Wohltaten halten
Länder Motor der heimischen Volkswirt-
wollen.
schaft zu sein, erweist sich die Metropole an
Das Beste an der unbefriedigenden jetzigen
der Spree auf manchen Gebieten geradezu
Lage ist, dass man sie ändern kann – wenn
als Bremsklotz. „Führend“ ist die deutsche
der politische Wille und eine klare Vorstel-
Hauptstadt dagegen noch zu oft in Negativ-
lung von der Zukunft der Stadt vorhanden
statistiken wie den Arbeitslosenzahlen, den
sind. Sowohl unzählige Beispiele aus ande-
Schulabbrecherquoten und der Zahl der
ren Ländern als auch aus der eigenen Stadt-
Drogentoten.
geschichte zeigen, dass eine andere – sprich: bessere – Politik auch in und für Berlin mög-
Dieser Zustand kommt nicht von ungefähr,
lich ist. Auch Berlin kann mehr. Die Haupt-
und er ist auch kein Naturgesetz. Vielmehr ist
stadt kann vom drohenden Bremsklotz zu
die desaströse Lage Berlins – ausweislich der
einem der Antreiber des ganzen Landes
Verantwortlichkeiten für die jeweiligen Res-
werden.
sorts – das Ergebnis einer jahrzehntelangen verfehlten Politik roter und grüner Ideologen sowie bürgerlicher Politiker, die diesen
126
E i n e besse r e S t a d t i s t mö g l i ch
Die Fraktion der Alternative für Deutschland
Die skizzierten Grundzüge einer alternativen
im Berliner Abgeordnetenhaus hat auf den
Politik auf den jeweiligen Fachgebieten und
vorstehenden Seiten visionäre Ideen für eine
die dazugehörigen Leuchtturmprojekte mar-
alternative Berlin-Politik vorgelegt, die …
kieren ein fundamentales Umdenken und
• … auf eine Stärkung der Berliner Wirtschaftskraft und eine deutliche Steigerung des Bildungsniveaus in Schulen, Ausbildungsstätten und Hochschulen setzt – und darin das beste Mittel gegen Arbeitslosigkeit und soziales Elend sieht
eine vollständige Neuausrichtung der Stadt-
• … den Berlinern eine erhebliche Steigerung ihrer Lebensqualität bietet, einschließlich einer sauberen und sicheren Stadt mit einem ausreichenden und bezahlbaren Angebot an Wohnraum
„Hartz IV“-Metropole gehört auch die Ab-
• … Berlin zur Hauptstadt einer neuen Bürger lichkeit entwickeln will, in der sich die Bürger für die Belange ihres Gemeinwesens interessieren und einbringen – und bei allem erforderlichen Wandel auch die besondere Identität Berlins bewahren
diesem Jahr den detaillierten Businessplan
• … als technische Basis für eine bürgerfreundliche Politik eine moderne Infrastruktur schafft, deren Grundlage leistungsstarke Datenleitungen, intakte Verkehrswege sowie funktionierende Verund Entsorgungsleitungen sind – und in dem der Individualverkehr und der ÖPNV nicht gegeneinander ausgespielt, sondern intelligent vernetzt werden
Kultur, Familie und Jugend veröffentlicht
• … nicht zuletzt zur Wahrung der Interessen unserer Stadt eine bessere Vernetzung Berlins in Deutschland, Europa und in der Welt anstrebt.
scheiden, welchen Weg Sie künftig gehen
politik. Sie stehen für ein Ende des unseligen Klein-Klein hin zu visionären Plänen, für ein Ende der Politik der niedrigen Ansprüche hin zu einem ehrgeizigen Streben nach dem Besten für unsere Stadt. Zur Abkehr von der kehr vom „Jeder darf kommen“ hin zu einem Werben um die besten Köpfe. Darüber hinaus hat die AfD-Fraktion in „Blue Deal 2030“ vorgestellt sowie in den Jahren zuvor weitere umfangreiche Konzepte zu wichtigen politischen Grundfragen wie Bildung, Verkehr, Kriminalitätsbekämpfung, Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung sowie (siehe die folgende Seite). Diese Papiere zeigen eines: Berlin und seine Bürger haben nicht nur eine bessere Politik verdient – vielmehr ist eine bessere Politik für Berlin auch möglich und machbar. Die Alternative zur Politik der Altparteien ist da. Nun liegt es an Ihnen, den Bürgern, zu entwollen.
127
A n ha n g
Anhang Weiterführende Literatur Berlin braucht Lösungen. Und Berlin braucht neue politische Kräfte, die diese Lösungen entwickeln und umsetzen können. Die Konzepte der AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus bieten vertiefte Lösungen zu drängenden Problemen unserer Stadt: Blue Deal 2030
Zurück in die Zukunft
Businessplan für das
Das Bildungskonzept der AfD-Fraktion im
„Unternehmen“ Berlin 2021
Berliner Abgeordnetenhaus 2019
Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung
Familie im Mittelpunkt
Das Konzept der AfD-Fraktion im
Das jugend- und familienpolitische
Berliner Abgeordnetenhaus 2020–2050
Konzept der AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus
Konzeptpapier Organisierte Kriminalität – Schwerpunkt Clan-Kriminalität
Berlin – Kulturmetropole mit Zukunft
Rechtsstaat und Parallelwelt –
der AfD-Fraktion im Abgeordnetenhaus
Clan-Kriminalität in Berlin bekämpfen!
von Berlin
Kultur- und erinnerungspolitisches Konzept
Schnell, zuverlässig, sicher und fortschrittlich Das Konzept der AfD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin für mehr Mobilität in unserer Stadt 2019–2050
Alle Konzepte sowie weitere inhaltliche und programmatische Impulse finden Sie auf der Internetseite der AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus unter: https://www.afd-fraktion.berlin/konzepte
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Bildnachweise (Seitenzahl Autor) Umschlag Stockbym; 3 ulkas; 4 Daniel Hohlfeld; 6 Unbekannt; 7 acrogame; 9 Marco2811; 13 K.-U. Häßler; 14 VZavrazhina; 16 exopixel; 16 indysystem; 16 filistimlyanin1; 18 maciek905; 19 Gorodenkoff; 20 Chromawave; 20 AIRBUS; 20 flashmovie; 22 ArtmannWitte; 23 by-studio; 24 Robert Kneschke; 26 holger.l.berlin; 27 frank peters; 28 adragan; 30 MoreVector; 31 pixarno; 33 zhukovvvlad; 35 ruskpp; 36 Heiko Küverling; 37 Francesco Scatena; 39 lucasinacio.com; 40 Zarathustra; 41 pit24; 42 nutt; 43 WOLFGANG KUMM; 44 Ingo Bartussek; 45 Sergey Kohl; 46 AfD-Fraktion; 46 Zarathustra; 47 Alfred Sonsalla; 48 ebenart; 49 Pecold; 50 uslatar; 50 sportpoint; 51 Hinterhaus Productions; 51 koya979; 52 hanohiki; 53 Ingo Bartussek; 54 elxeneize; 54 Syda Productions; 55 LIGHTFIELD STUDIOS; 55 swa182; 56 Boonchai; 56 highwaystarz; 57 Naypong Studio; 58 ArTo; 59 Toyota-Woven-City-project; 59 ToyotaWoven-City-Courtesy-of-Bjarke-Ingels-Group; 60 evgenii; 60 seville-airat-khusnutdinov; 61 DisobeyArt; 61 Zarathustra; 63 ruskpp; 64 Anton Gvozdikov; 65 Nattaya; 66 babaroga; 68 roxcon; 69 Min Chiu; 70 khz; 71 vitaly tiagunov; 72 unbekannt; 73 parallel_dream; 74 Laiotz; 75 Anton.Matushchak; 76 AboutLife; 77 elxeneize; 78 ronstik; 78 Seventyfour; 79 Heike Jestram; 79 Sergey Kelin; 80 modernmovie; 81 perekotypole; 83 ruskpp; 84 pio3; 85 HOEFFEL; 86 parallel_ dream; 86 Michael Eichhammer; 87 meandering emu; 88 Blue Planet Studio; 89 unbekannt; 89 unbekannt; 90 unbekannt; 91 Björn Wylezich; 92 vladstar; 93 EmDali; 94 flucas; 94 Blue Planet Studio; 95 RAM; 95 Kzenon; 95 The Len; 96 Heiko Küverling; 98 moofushi; 99 terovesalainen; 100 markus thoenen; 101 S-Bahn-Berlin und Umland; 101 B. Plank/ imBILDE. at; 102 U- und S-Bahn-Berlin und Umland; 103 U- und S-Bahn-Berlin und Umland; 103 pio3; 104 Gorodenkoff; 105 chungking; 106 frank peters; 107 maglexbullettrain; 109 ruskpp; 110 Maurice Tricatelle; 112 Martina Berg; 113 AfD-Fraktion; 113 Martina Berg; 114 NOVA-Designs; 115 Tiberius Gracchus; 116 Robert Kneschke; 116 spuno; 117 Kenishirotie; 118 AfD-Fraktion; 119 michels; 120 Sinha; 121 maho; 122 kuremo; 123 Travel mania; 123 Richie Chan; 123 THANANIT; 123 TTstudio; 123 Beboy; 123 anekoho; 123 Terver; 123 IrynaV; 123 monticellllo; 125 ruskpp
Herausgeber dieser Broschüre und verantwortlich im Sinne des Presserechts ist die Fraktion der AfD im Abgeordnetenhaus von Berlin Niederkirchnerstraße 5, 10117 Berlin afd-fraktion.berlin facebook-square facebook.com/AfDFraktionAGH twitter.com/afdfraktionagh Schreiben Sie uns Ihre Meinung: info@afd-fraktion.berlin +49 (0)30 2325 - 2621 Dieses Druckerzeugnis informiert über die Arbeit der AfD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin und darf nicht zu Wahlwerbezwecken verwendet werden.