KOLT #18

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MIT DEM ATEM GEHEN Freaks braucht das Land Sie sind zwar keine Maria Felchlins, Joseph Munzingers oder Niklaus Riggenbachs. Die Zeit der (er)schaffenden Pioniere scheint vorbei zu sein. Da sind neue Herausforderungen und Impulse ge-fragt. Und es gibt viele Menschen, welche mit ihrem Schaffen, ihrem Angebot oder ihren Tätigkeiten Stadt und Region Olten lebenswert, farbig und vielseitig machen. Irgendwie Freaks.

ATEM IST ALLTÄGLICH. JA. ATEM MUSS BEWUSST GEHOLT WERDEN. EHER NICHT. ATEMTHERAPIE IST ESOTERISCH. DENKSTE. MIT ATEMHEILKUNST LASSEN SICH PROBLEME LÖSEN. JA. VIELLEICHT. DER ZEIT GEHT DER ATEM AUS. DAS IST EIN ANDERES THEMA... KOLT GING BEI ZWEI SPANNENDEN OLTNER ATEMTHERAPEUTINNEN LUFT HOLEN. QUASI.

Text von Rhaban Straumann Fotos von Yves Stuber

Dass während der letzten Jahrzehnte die Angebote im Gesundheitsbereich vielfältiger wurden, stimmt. Und vielleicht stimmt auch, dass Klient und Patientin, Kunden und Konsumentinnen mündiger geworden sind. Womöglich sogar kritischer. Heute kann man bei gesundheitlichen Beschwerden, alltäglichen Problemen sowie für das persönliche Wohlbefinden aus einer riesigen Palette an Therapieformen auswählen. Viele Heilrichtungen und Trainingsformen haben ihren Ursprung im Fernen Osten. Auch die Atemheilkunst. Jedoch nicht nur. Die Atemheilkunst nach Ilse Middendorf ist westlich. Und aus dem 20. Jahrhundert. Zur Atemheilkunst findet man (auch) mit ganz simplen Fragen. HEUTE SCHON GEGÄHNT? Gähnen ist eine automatische Reaktion des Körpers auf Sauerstoffmangel. Ja. Und nein. Also doch. Aber

es ist nur ein Drittel der Wahrheit. Gäbe ich mich damit zufrieden, wäre das in etwa so, wie wenn ich im Kolt nur noch die Titel lesen würde. Oder mich mit den Informationen der Schweizer Tagesschau gesättigt sähe. Die Atemnot jedoch, kommt daher, weil ich nicht mehr richtig ausatme. Dadurch fehlt plötzlich Platz für sauerstoffreiche Luft. Durch das Gähnen schaffe ich wieder Raum. Das ist das zweite Drittel. Das letzte Drittel wäre die Antwort zur Frage, weshalb ich denn nicht mehr richtig ausatme. Das ist mein Problem. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Vielleicht ist der Zahnarzt schuld. Sprich, meine Angst vor der Behandlung. Oder das Lampenfieber. Stress. Panikattacken. Eine schlechte Körperhaltung. Über- oder Unterspannung. Burnout. Kurz, die Frage nach dem Atem oder der Atemtherapie ist, mit einem modischen Unwort formuliert, eine ganzheitliche Betrachtung.

Salopp gesagt, mein Alltag bewusst wahrgenommen. ATEM FÜHREN ODER GESCHEHEN LASSEN? Diesem Alltag widmen sich Claudia Schären Härdi und Myriam Engler Birrer. Für sie bedeutet Atem Leben, Bewegung, Ausdruck und Kreativität. Oder etwas pathetischer formuliert: „Atem ist die Einführung in die Kunst des Lebens.“ Was sie anbieten, ist Bewusstseinsförderung. Denn eigentlich könne man den Körper nicht überfordern, solange man mit dem Atem gehe. „Z’schnuufe cho“, ist schon ein ziemlich deutliches Zeichen des Körpers. Das gelte es wahr- und ernst zu nehmen. Kennen tun sie das aus eigener Erfahrung. Offensichtlich. Weil auf die Frage, ob diese Arbeit Einfluss auf ihren eigenen Alltag habe, kommt ein synchrones und dennoch spontanes „Oh Ja!“. Sie seien ruhiger,

weniger gestresst. Auch entspannter? Nein, gelassener! Der Ausdruck ‚Entspannung’ ist ein No-Go. Sie suchen vielmehr die Wohlspannung. Und helfen sie suchen. Dabei sehen sie sich aber keineswegs als Heilerinnen. Sie begleiten. Unterstützen. Leiten. Sofern Klient oder Klientin das zulassen. Manche scheitern an der Angst vor der Selbstreflexion. Jedoch, genau diese Fragen tauchen irgendeinmal auf. Zwangsläufig. Denn sie sind da. Kommen nicht aus dem Nichts. Sind Alltag. Eigentlich. Das realisieren auch etliche Klienten. Denn nach einem selbst gewählten Unterbruch kommen sie wieder zurück. Arbeit, Alltag, Atem gehen weiter. ATEMLOSE ZEITEN? Tönt irgendwie ziemlich simpel. Ist es aber offenbar nicht. Keine Zeit! Um geschehen zu lassen. Um zu lauschen. Impulse wahrzunehmen, ent-


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