gletscherspalten 1/2015

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Kölner Erstbesteiger

Lager 1 auf 5.560 m

mitgebracht: Ein Duschzelt. Auch über den Äther waren wir mit der Zivilisation verbunden. Direkt neben dem Lager hatten unsere Handys auf dem „Telefonhügel“ Empfang.

Truppe ja auch ein großes, gemeinsames Ziel – die Erstbesteigung eines 7.000ers! Bei einer so großen Gruppe, mit Luis Stitzinger als Bergführer und den zwei Sherpas immerhin 16 Personen, ergibt sich in kurzer Zeit von selbst eine Aufgabenteilung. Luis und die Sherpas verlegten an den exponierten Stellen die Fixseile. Wir beide, Ursel und Jan, haben als ausgebildete Alpinärzte uns um gesundheitliche Probleme gesorgt. So war es drei zuvor erkrankten Mitgliedern unserer Truppe möglich, an dem Gipfelerfolg teilzuhaben. Stefan Nestler wiederum hat mit seinem tagtäglichen Blog für richtig viel Motivation gesorgt. Es ist schön zu sehen, wie die Augen groß werden, wenn Kommentare und Motivation fern aus der Heimat von Freunden und der Familie kommen. Andere haben ebenso zum Erfolg beigetragen, indem sie zum Beispiel eine Rolle Fixseil oder ein Zelt zusätzlich gewuchtet haben. Sicher ist das Betreten von Neuland auf einer Expedition auf über 7.000 m immer auch ein großes Stück Teamarbeit, ohne die wir nicht alle so erfolgreich hätten abschließen können.

Arbeit am Berg Vom Basecamp aus sollte zuerst die Route über den Gletscher erkundet werden. Es waren schon bizarre Eiswelten, durch die wir uns bewegten. Manchmal stand man zwischen Türmen und Wänden von Eis und musste sich seinen Weg durch dieses Labyrinth suchen. An einem der ersten Tage machten wir hier auf Gipfelhöhe des Mont Blanc ein Zwischenlager zur weiteren Akklimatisation. Jenseits des Gletschers war auf mehreren Hundert Höhenmetern Schotter von der allerfeinsten Sorte zu bewältigen. Eine nervende und ermüdende Aufgabe – zwei Schritt hoch, einer zurück. Auf gut 5.000 m begann das Gelände endlich in Eis und Firn überzugehen. Nachdem gespurt war, war es hier wesentlich angenehmer zu steigen. Andererseits wurden nun die Füße schneller schwer, da in dem Gelände dicke Expeditionsschuhe mit Steigeisen gefragt waren. Nach einer Steilstufe konnte auf 5.500 m das erste Hochlager auf einem Firnrücken errichtet werden. Wie auf einer Perlenschnur aufgereiht lagen unsere Zelte in der Abendsonne mit einem herrlichen Blick tief ins Tal und auf den majestätischen Muztagh Ata. In den Wochen der Besteigung war es für die Höhe nicht sonderlich kalt, so dass man im Firn gut Halt fand. Andererseits brach man trotz Spuren immer wieder ein. Team und zugleich Individualisten Alle Teilnehmer hatten für unser Ziel die entsprechenden alpinen Fähigkeiten und die notwendige Erfahrung. Da arbeitet nach einigen Tagen so mancher direkt Hand in Hand. Letztendlich hatte die ganze

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Wie an einer Perlenschnur aufgereiht lagen unsere Zelte in der Abendsonne

Echternacher Springprozession Diese hohen Berge kann man nicht in einem Zug besteigen. Zwar wird ebenso in großen Höhen im sogenannten Alpinstil geklettert, aber das bleibt eher den Profis vorbehalten. Unser Bergführer Luis hat sich für den altbewährten Stil, wie bei der „Echternacher Springprozession“, entschieden. Nach Lager 1 also zurück ins Basecamp und mit neuem Gepäck für Lager 2 wieder hoch. Wieder durch den Gletscher, wieder den Schotterhang hoch, wieder das Steilstück, wieder … Nein, man kann sich an die Plackerei nicht gewöhnen. Jedes Mal bleibt es mühselig. Zwischendurch bekamen wir einen Schub ExtraMotivation aus Rio de Janeiro: 1:0 Deutschland ge-

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