Kloenschnack November 2014

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HAUSBESUCH

Aus dem Dschungel auf den Balkon: Mit Blick auf die Kirche erzählt Jelko Warnke (21) über sein FSJ in Südamerika

Jelko Warnke, angehender Wirtschaftsingenieur

„Ich will etwas bewegen“ Wenn ein Junge aus gutem Hause eine Reise in eines der ärmsten Länder Südamerikas antritt, ist das schon etwas Besonderes. Jelko Warnke begegnete in Kolumbien Armut, aber auch Hilfsbereitschaft.

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twas schüchtern öffnet der 21-jährige familie und lernte gleich zu Beginn die Jelko Warnke die Haustür. Nach einer Schattenseiten der Stadt mit rund 6,8 Milfreundlichen Begrüßung geht es di- lionen Einwohnern kennen. rekt ins geräumige Esszimmer der Familie Sein erster ehrenamtlicher Job in einem JuWarnke in Blankenese. Hier steht ein langer gendzentrum in einem der Elendsviertel im Holztisch mit neun Stühlen, ein Keybord, Süden des Landes führte ihm die große ArPflanzen spendieren Farbtupfer, für Gemüt- mut vieler Einwohner vor Augen. Vier Molichkeit sorgen einige Kerzen und unauffäl- nate lang unterrichtete er Kinder in Englige religiöse Motive. „Mein Vater mag es lisch und Informatik, bot Sportangebote an und half ihnen bei den Hausaufgaben. „Ohschlicht und unaufdringlich.“ Sein Vater ist Pastor Thomas Warnke. Auf ne die Sprache zu können, war es am Anfang etwas schwierig, aber ich die Frage, inwiefern ihn der Beruf seines Vaters in seinem Leben be- Der Armut suchte mir einen Kurs und lernte einflusst hat, antwortet er: „Er hat ganz nah schnell Spanisch.“ Weiter erzählt er: „Am meisten hat mich die Zumich Hilfsbereitschaft und soziales Engagement gelehrt. Ich war beispiels- neigung der Kinder gefreut, es hat ihnen weise Gruppenhelfer für Konfirmanden gefallen, dass jemand mit ihnen sinnvoll und habe mich, nach dem Abitur 2013, für Zeit verbringt.“ ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden.“ Als er aus Sicherheitsgründen von der OrEr meldete sich bei dem Verein „AFS Inter- ganisation an eine andere Stelle versetzt kulturelle Begegnungen“ an und brach wurde, waren er und die Kinder sehr entAnfang 2014 nach Bogotá, der Hauptstadt täuscht. „Es bestand für mich keine Gefahr, Kolumbiens, auf – ganz ohne Spanisch- die Polizei ist in Bogotá überall präsent und kenntnisse. „Ich war äußerst gespannt, was die Menschen dort wissen, dass wir Weißen mich in einem Land voller Korruption, Dro- nur helfen wollen.“ Sein zweiter Job führte ihn in ein Kindergen und Armut erwartet.“ In Bogotá fand er Unterkunft in einer Gast- heim, wo er unterrichtete und mit den Kin-

dern Fußball spielte. „Durch meinen Einsatz habe ich hoffentlich das Leben einiger Kinder positiv beeinflusst.“ Erfreulich waren auch die Erfahrungen mit Land und Leuten. „Ein Arbeitskollege lud mich in sein Zuhause ein. Unter einer einfachen Plane war er ein vorbildlicher Gastgeber.“ Beeindruckt hat ihn auch die indianische Kultur Südamerikas. „Ich besuchte im Dschungel ein Indianerdorf und nahm an einer traditionellen Zeremonie teil.“ Sein Fazit: „Um etwas zu erreichen, braucht es Menschen, die helfen, deswegen möchte ich mein Praxissemester bei Ingenieure ohne Grenzen machen.“ www.afs.de Autorin: anna-lena.walter@kloenschnack.de

ZUR PERSON Jelko Warnke, wurde 1993 in Elmshorn geboren. Sein Vater ist Pastor Thomas Warnke. Als dieser 2008 die Stelle in der Blankeneser Kirche als „Verbindungsmann“ zwischen der Kirche und den Schulen der Umgebung antrat, zog der 15-jährige Jelko nach Blankenese. Nach seinem Abitur an der örtlichen Stadtteilschule entschied er sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr in Kolumbien. Heute studiert er in Münster Wirtschaftsingenieurwesen.


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