Programm Juli/August 2021

JULI/AUGUST 2021 OPEN AIR 2021 INDOOR: LAURA DERN – STARIKONE DES US-INDIE-KINOS

Inhalt

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OPEN AIR 1 INDOOR:

Laura Dern – Starikone des US-Indie-Kinos

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Impressum 44 Monatsübersicht 22 Übersicht nach Filmtiteln

Heft-Rückseite

Informationen zum COVID-19-Schutzkonzept: xenix.ch Online-Reservation Film zur gewünschten Spielzeit anklicken und reservieren.

Reservierte Tickets bitte eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn an der Kasse abholen.

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Anreise Das Kino Xenix ist mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln bestens erreichbar: Tram 8, Bus 32 (bis Helvetiaplatz) bzw. Tram 2 und 3 (bis Bezirksgebäude). zvv.ch

OPEN AIR 2021

Open Air

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God Exists, Her Name Is Petrunya

Weil es draussen am schönsten ist

Wie jeden Sommer findet das Xenix-Open-Air während der Ferien auf dem Kiesplatz vor dem Kino statt. Siebzehn ausgewählte Filme flimmern über die grosse Leinwand zwischen den Bäumen des Kanzleiareals. Der Abstand zwischen den Stühlen wird an die pandemische Situation angepasst, die Spielzeiten sind einfach: jeden Montag, Dienstag und Mittwoch in den Sommerferien, ausserdem am ersten und am letzten Freitag – die Eröffnung am 16. Juli; der Schlussabend am 20. August 2021.

Bei Einbruch der Dunkelheit beginnt jeweils das Filmprogramm, das mit dem Geräuschpegel der Langstrasse mithalten kann. Und sollten einmal leisere Töne angeschlagen werden, dann sind diese Momente emotional hoffentlich so intensiv, dass sich das Publikum vom Rest der Welt nicht stören lässt. Zudem entspricht die Filmauswahl einem Mix aus unterschiedlichsten Produktionen und Genres, die die Grossleinwand einnehmen können und einfach richtig gut sind! Falls diese Einschätzung am Ende des Abspanns umstritten ist, dann soll sie zu angeregten Diskussionen an den Gartentischen vor der Bar führen.

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Open Air

Welche Reaktionen löst wohl der Eröffnungsfilm Dirty Dancing aus?

Weitere Zeitreisen auf echtem Celluloid führen noch weiter zurück (Some Like It Hot) und mit Back to the Future wieder in die Gegenwart, mitten in die abenteuerliche Suche von jungen Hauptfiguren nach sich selbst in den Erstlingsfilmen Lovecut, Futur Drei oder Kuessipan. Bereits erwachsen sind die Superheldinnen von Woman at War und God Exists, Her Name Is Petrunya wie auch die absolute Heldin des Alltags in Le fabuleux destin d’Amélie Poulain. Ebenso mit dem normalen Leben herumschlagen muss sich der (Anti-)Held von Der Goalie bin ig. Doch schliesslich sind alle Filmfiguren in ihrer sozialen Realität verankert, ob in der Banlieue von Paris (Les Misérables), im Buenos Aires der Jahrtausendwende (Nueve reinas), ob als Aussteigerfamilie in Italien (Le meraviglie) oder als Paar auf der Flucht quer durch die USA im Roadmovie zum krönenden Abschluss: Queen & Slim.

Dazu feiern wir drei Vorpremieren: Petite maman, den neuen Film von Céline Sciamma; dann einen grandiosen Film aus der Elfenbeinküste, Night of the Kings (La nuit des rois), sowie mit Kuessipan Coming of Age in der InnuCommunity. Nicht zuletzt freuen wir uns auf die neue Digitalkopie von Wong Kar-wais Kultfilm Chungking Express. Während es auf den analogen Filmen gern ein bisschen «regnen», also visuell knistern darf, soll das Wetter vor der Leinwand besser schön bleiben! Jenny Billeter

• Tickets: Kein Vorverkauf, Abendkasse ab 18.30 Uhr. Um den Einlass zu verkürzen, wird die Reservation auf xenix.ch dringend empfohlen.

• Unsicheres Wetter? Infos spätestens ab 18.30 Uhr auf xenix.ch.

Bei schlechtem Wetter findet die Vorführung nicht statt.

• Preise: Fr. 19.- / Mitglieder: Fr. 13.• COVID-19-Schutzkonzept auf xenix.ch

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Dirty Dancing Emile Ardonilo, USA 1987; 100' E/df (35 mm, Farbe) Mit Jennifer Grey, Patrick Swayze, Cynthia Rhodes, Jerry Orbach, Jack Weston, Max Cantor, Jane Brucker, Kelly Bishop

Neben den berühmten Tanzszenen zeigt dieser Sommerferienfilm auch den «dirty dance» der Klassengesellschaft. Ein grosses Kinovergnügen zur Eröffnung des XenixOpen-Airs.

Ferienbeginn in den frühen Sechzigerjahren: Die Arztfamilie Houseman fährt von New York ins schicke Feriendorf am See, wo sie auf die bekannten Gesichter befreundeter Familien trifft. Einzig Teenage-Tochter Baby Houseman (Jennifer Grey) empfindet schon am ersten Urlaubstag aufregend neue Gefühle, als sie heimlich die Tanzpaare beobachtet, die der Unterhaltung der Feriengäste dienen, nach Arbeitsschluss aber in ihren Baracken wild und anzüglich tanzen. Es geht nicht lange, bis Baby den beliebten Tänzer Johnny Castle (Patrick Swayze) und seine Tanzpartnerin Penny (Cynthia Rhodes) kennen lernt und von Pennys ungewollter Schwangerschaft erfährt. Die folgende Abtreibung bringt Penny in Gefahr und macht ihre prekäre Situation noch unsicherer.

Baby versucht mit allen Mitteln zu helfen und bekommt so die soziale Ungerechtigkeit innerhalb des Feriendorfs schmerzhaft zu spüren. Gleichzeitig macht sie als neue Tanzpartnerin von Johnny stete Fortschritte.

Mit seinen ausgiebigen Tanzszenen und der mitreissenden Musik der Fünfzigerjahre sowie dem zeitlich unpassenden Hitsong «(I’ve Had) The Time of My Life» ist Dirty Dancing ein vergnüglicher und tiefer gehender Film, als es der Titel erwarten lässt.

Fr 16. 7. > 21.30 Uhr

Petite maman Céline Sciamma, Frankreich 2020; 72' F/d (DCP, Farbe) Mit Joséphine Sanz, Gabrielle Sanz, Nina Meurisse, Margot Abascal, Stéphane Varupenne VORPREMIERE: Die unauffällige, deshalb umso faszinierendere Zeitreise eines Mädchens, das im Wald um das Kindheitshaus der Mutter überraschende Abenteuer erlebt.

Nachdem letztes Jahr im Open Air Portrait de la jeune fille en feu vor vollen Sitzreihen auf der grossen Leinwand gelaufen ist, folgt nun Céline Sciammas neuster, kleinerer und vor allem in seiner geschickten Erzählform starker Film, der während der Pandemie entstanden ist – passend isoliert in einem Haus und dem umliegenden Wald.

Die achtjährige Nelly (Joséphine Sanz) fährt mit ihren Eltern zum Haus der geliebten Grossmutter, um es zu räumen. Neugierig erkundet Nelly Haus und Umgebung, entdeckt Spuren und Geschichten einer Zeit, in der ihre Mutter selbst noch ein Kind war und Baumhütten baute. Als Nelly beim Spielen im Wald ein gleichaltriges Mädchen kennen lernt (Gabrielle Sanz), spüren beide sofort eine grosse Verbundenheit. Nellys neue Freundin trägt den Namen Marion – genau wie Nellys Mutter.

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Open Air

Chunking Express

Chunking Express

Dirty Dancing

Petite maman

Lovecut

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Céline Sciamma, die sich bereits in Tomboy und als Drehbuchautorin von Ma vie de Courgette so treffend mit der Kindheit befasst hat, lässt in Petite maman aus der Kraft der Erinnerung und der Fantasie eine einzigartige Welt entstehen, in der die komplexe Beziehung zwischen Töchtern und ihren Müttern mit fantastischen Elementen einen Raum findet. Indem der Film zuerst kaum merklich mit Verschiebungen in der Zeitdimension spielt, ermöglicht er Neubegegnungen mit der eigenen Vergangenheit.

VORFILM Lah gah Cécile Brun, Schweiz 2019; 7' ohne Dialog (DCP, Farbe) Mo 19. 7.

> 21.30 Uhr

Chungking Express Wong Kar-wai, Hongkong 1994; 102' OV/df (DCP, Farbe) Mit Tony Leung Chiu-wai, Takeshi Kaneshiro, Faye Wong, Valerie Chow, Brigitte Lin, Chen Jinquan

Der Kultfilm von Wong Kar-wai handelt von der komplizierten Suche nach Liebe in den engen Strassen von Hongkong. Und dies auf einer neu restaurierten Digitalkopie.

Zwei Polizisten im Hongkong der Neunziger. Jeweils allein unterwegs – Nummer 223 (Takeshi Kaneshiro) und 663 (Tony Leung) –, trauern beide schwelgerisch dem Verlust

ihrer Freundin nach. Ersterer macht aus der Suche nach einer neuen Liebe ein leicht besessenes Spiel mit dem Ablaufdatum von Ananasdosen, der andere hat einen nostalgischen Hang zu Stewardessen. Und beide Polizisten landen immer wieder beim Schnellimbiss «Midnight Express». Der von Tony Leung gespielte Cop braucht länger, bis er bemerkt, dass die junge Faye, die am Tresen arbeitet, mehr als nur Nachrichtenbotin für ihn sein möchte. Heimlich dringt Faye in seine Wohnung ein. Seinerseits trifft 223 auf eine Drogenhändlerin mit Geschäftsproblemen (Brigitte Lin), im Femmefatale-Look mit Trenchcoat, blonder Perücke und Sonnenbrille, die dem Film seinen Noir-Touch gibt.

Wong Kar-wai erzählt die verschlungenen Geschichten von Chungking Express mit vielen visuellen Einfällen, die sich an der Ästhetik von damaligen Videoclips orientieren, aber auch die Nouvelle Vague und US -Indies evozieren. Grösstenteils aus der Hand gedreht, strahlt dieser Film zeitlose Frische durch die filmische Freiheit und den subtilen Humor seines Regisseurs aus – unvergesslich sind beispielsweise Fayes Tanzeinlagen zum Sixties-Song «California Dreamin’». Doch wieso tanzt der Polizist nicht einfach mit?

Di 20. 7. > 21.30 Uhr

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Lovecut Iliana Estañol / Johanna Lietha, Österreich/Schweiz 2020; 94' D/e (DCP, Farbe, Scope) Mit Sara Toth, Kerem Abdelhamed, Maximilian Kuess, Luca von Schrader, Valentin Gruber, Melissa Irowa, Doris Schretzmayer, Raphaela Gasper, Alexander Jagsch, Marcel Mohab ERSTAUFFÜHRUNG: Erstlingsfilm zweier Regisseurinnen über sechs junge Menschen bei ihrer Suche nach Liebe, Beziehung und Körperlichkeit im sommerlichen Wien.

Anna (Sara Toth) und Jakob (Kerem Abdelhamed) sind verliebt und experimentierfreudig. Sie filmen sich mit der Handykamera und stellen ihre Sex-Tapes für Geld ins Internet; Alex (Valentin Gruber) und Momo (Melissa Irowa) daten übers Internet, aber Alex fürchtet sich vor einem echten Treffen, weil Momo nicht weiss, dass er im Rollstuhl sitzt; und Luka (Luca von Schrader), die beste Freundin von Momo, fühlt sich zu ihrem Tinder-Date Ben (Maximilian Kuess) hingezogen, kann aber keine Gefühle in die Beziehung geben.

Die Schicksale dieser Digital Natives sind subtil miteinander verwoben. In nah aufgenommenen Momentaufnahmen zeigen die Regisseurinnen Iliana Estañol und Johanna Lietha, wie die Jugendlichen zwischen durchzechten Klubnächten und der Eroberung von Freiräumen, zwischen nervigen Eltern und Bewährungshelfern Beziehungen erproben und die eigenen Wünsche und Grenzen erforschen. Dabei sind es die Sensibilität und die Selbstverständlichkeit, mit der die Filmemacherinnen von den Bedürfnissen und Ängsten ihrer Figuren erzählen, die beeindrucken. Lovecut veranschaulicht, dass die Pubertät eine Lebensphase ist, die Energien freisetzt – produktive wie zerstörerische. Nicht die digitalen Medien, sondern die Offenheit, mit der Lovecut filmisch erzählt wird, ist das Moderne. Dass der Film selbst stellenweise etwas fragil ist, passt zu seinen Figuren und macht ihn umso sehenswerter.

Mi 21. 7. > 21.30 Uhr

Night of the Kings (La nuit des rois) Philippe Lacôte, Elfenbeinküste/Frankreich 2020; 93' OV•F/df (DCP, Farbe, Scope) Mit Bakary Koné, Rasmané Ouédraogo, Issaka Sawadogo, Steve Tientcheu, Laetitia Ky, Denis Lavant, Abdoul Karim Konaté, Anzian Marcel, Jean Cyrille Digbeu VORPREMIERE: Die Kraft des Geschichtenerzählens offenbart sich im dicht gedrängten Gefängnis. Faszinierendes Kino aus der Elfenbeinküste.

Abidjan, Hauptstadt der Elfenbeinküste. Ein junger Mann (Bakary Koné) wird von der Strasse ins «La Maca» gesteckt, ein Gefängnis mitten im Wald, das von seinen Insassen regiert wird. Eine besondere Spannung liegt in der Luft, da die Machtabgabe des langjährigen Chefs, «Barbe noire» (Steve Tientcheu), bevorsteht. Der Neuankömmling ist ihm bereits aufgefallen. In der folgenden Nacht mit einem roten Vollmond wird entschieden, wer sein Nachfolger wird. Kein Naturtalent in Sachen Geschichtenerzählen, muss der junge Mann als sogenannter Roman eine ganze Nacht lang Geschichten erzählen und dabei die um ihn gescharte Zuhörerschaft im Bann halten und von seiner

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Kunst überzeugen. Erst zögerlich und holperig, kommt er zusehends in Fahrt und erzählt die Lebensgeschichte des legendären «Zama King». Die Mitinsassen hängen an seinen Lippen und spielen spontan Szenen der Legende nach. Dabei darf, wie bei «Tausendundeiner Nacht», die Geschichte bei Tagesanbruch noch nicht zu Ende sein.

Night of the Kings ist ein imposanter und sehr körperlicher Film über die Fähigkeit des Geistes, alle Mauern zu sprengen.

Mo 26. 7. > 21.30 Uhr

God Exists, Her Name Is Petrunya Teona Strugar Mitevska, Nordmazedonien/Belgien/Slowenien/Kroatien 2019; 100' OV/df (DCP, Farbe, Scope) Mit Zorica Nusheva, Labina Mitevska, Simeon Moni Damevski, Suad Begovski, Violeta Sapkovska, Stefan Vujisic, Xhevdet Jashari, Andrijana Kolevska

Die unfreiwillige Heldin Petrunya gerät nach einem Sprung ins kalte Wasser in den Strudel ungesunder religiös-patriarchaler Machtstrukturen. Beissende Satire auf Ewiggestrige.

Petrunya (Zorica Nusheva) wohnt mit 31 Jahren noch bei den Eltern – passiver Vater,

nervenstrapazierende Mutter – in einem nordmazedonischen Dorf. Sie hat zwar ein Geschichtsstudium, aber null Arbeitserfahrung. Ähnlich steht es um die Liebe. Doch dieser Frau geschieht Unerwartetes: Auf dem Heimweg von einem demütigenden Vorstellungsgespräch trifft sie auf die orthodoxe Dreikönigsprozession und folgt ihr zum Fluss, wo der Geistliche ein Holzkreuz ins eiskalte Wasser wirft. Ohne zu überlegen, springt Petrunya ins Wasser und schnappt sich das Kreuz – anstelle der harten Jungs. Der Skandal ist perfekt. Petrunya kommt in Polizeigewahrsam, wo sich allerlei Machtträger mit schlechten Argumenten versuchen, während Petrunya deren Widersprüchlichkeiten mit klaren Worten aufdeckt. Doch die Männer sind an der Macht und halten Petrunya fest. Einzig die energische TV-Journalistin Slavica (Labina Mitevska), die aus der Hauptstadt angereist ist, steht Petrunya bei und bringt ihre Kamerastatements stets süffig auf den Punkt, selbst unter höchstem Druck, der vom wütenden Mob vor der Polizeistation ausgeht.

Die Regisseurin Teona Strugar Mitevska hat mit God Exists, Her Name Is Petrunya eine hervorragende Satire auf eine Gesellschaft gemacht, die modern sein möchte, ohne die Regeln von früher hinter sich zu lassen.

Di 27. 7. > 21.30 Uhr

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Night of the Kings

God Exists, Her Name Is Petrunya

Les Misérables

Woman at War

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Woman at War Benedikt Erlingsson, Island/Frankreich/Ukraine 2018; 101' OV/df (DCP, Farbe, Scope) Mit Halldóra Geirharðsdóttir, Jóhann Sigurðarson, Juan Camillo Román Estrada

Grossartige Komödie um die isländische Umweltaktivistin Halla. Lustvolle Ode an die Selbstfindung und die Sabotage als politisches Widerstandsmittel.

Halla (Halldóra Geirharðsdóttir) ist fünfzig und eine unabhängige Frau. Hinter der Fassade einer gewöhnlichen Routine führt sie ein Doppelleben als leidenschaftliche Umweltaktivistin. Bekannt unter dem Decknamen «The Woman of the Mountain» führt sie heimlich einen Ein-Frau-Krieg gegen die lokale Aluminiumindustrie. Mit Vandalismus bis hin zur Industriesabotage gelingt es ihr, die Verhandlungen zwischen der isländischen Regierung und einem internationalen Investor zu stoppen. Doch dann erfährt sie, dass ihr Antrag für die Adoption eines Kindes endlich angenommen wurde.

Sie plant ihre letzte und kühnste Operation als Retterin der Highlands.

Nach seinem skurrilen Spielfilmdebüt Of Horses and Men ist Benedikt Erlingsson mit Woman at War eine humorvolle wie politisch scharfzüngige Komödie gelungen.

Die kargen Weiten Islands bieten dabei den perfekten Hintergrund für eine wahrhaftige Superheldin.

Mi 28. 7. > 21.30 Uhr

Les Misérables Ladj Ly, Frankreich 2019; 102' F/d (DCP, Farbe, Scope) Mit Damien Bonnard, Alexis Manenti, Djebril Zonga, Jeanne Balibar, Steve Tientcheu, Issa Perica, Almamy Kanouté

Ein Polizist aus der Provinz kommt im Hochsommer mitten in die brutale Realität einer Blocksiedlung in der Pariser Banlieue. Sozialkritischer und preisgekrönter Actionfilm.

Die Feiern zum Fussball-WM -Sieg 2018 zeigen einen kurzen Moment des gesellschaft-

lichen Zusammenhalts in Frankreich. Doch der Eindruck täuscht. Stéphane (Damien Bonnard) ist neu bei einer Polizei-Sondereinheit des Pariser Vororts Montfermeil in der Cité Les Bosquets. Seine leicht übergriffige Kommissarin (Jeanne Balibar) stellt Stéphane zwar zwei erfahrene Teamkollegen zur Seite, Chris (Alexis Manenti) und Gwada (Djebril Zonga). Doch schon am ersten Arbeitstag wird klar, dass die drei sehr unterschiedlich auf die Spannungen unter den verschiedenen Gruppen (Kindergangs, Muslimbrüder oder fahrende Schausteller) reagieren. Als aus dem Zirkuszelt ein Löwenbaby gestohlen wird, ist die Hölle los. Die Polizei und die jeweiligen Gruppenchefs versuchen zu schlichten, aber nach der brutalen Verhaftung des Jungen Issa (Issa Perica) gerät die ganze Siedlung ausser Kontrolle. Die Drohne eines Buben hat die Gewaltanwendung der Polizisten gefilmt – dieses Beweismittel muss um jeden Preis verschwinden.

Regisseur Ladj Ly führt direkt ins Leben von Montfermeil, wo er selbst aufgewachsen ist und wo Victor Hugo 1862 seinen Roman «Les Misérables» spielen liess. Mit der

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Wahl desselben Filmtitels erweitert Ladj Ly die Geschichten aus der Vorstadt um neue Gruppen und Kräfteverhältnisse. Mit seinen Luftaufnahmen und den Männern nachjagenden Kameras ist Les Misérables wie gemacht für ein gewaltiges Open-Air-Erlebnis.

Mo 2. 8. > 21.15 Uhr

Der Goalie bin ig Sabine Boss, Schweiz 2013; 92' Dialekt/d (DCP, Farbe, Scope) Mit Marcus Signer, Sonja Riesen, Pascal Ulli, Michael Neuenschwander, Thomas Hostettler, Christian Liniger, Andreas Matti, Rebecca Indermaur

Die Berner haben den Rock, die Thuner den Blues und Schlummertal den Goalie, einen sympathischen Eigenbrötler und Ex-Junkie, der sein Leben in Ordnung bringen will. Stimmungsvolle Verfilmung des gleichnamigen Romans von Pedro Lenz.

Ende der Achtziger im Schweizer Mittelland: Ernst (Marcus Signer), von allen «Goalie» genannt, kehrt nach einem Jahr im Gefängnis in die Kleinstadt Schlummertal zurück.

Hier ist er aufgewachsen, hier kennen ihn alle. Goalie will ein neues Leben anfangen, ohne Drogen. Er sucht sich einen Job und verliebt sich in die Serviertochter Regula (Sonja Riesen), die leider nicht ganz frei ist. Es ist ihm egal, dass sein bester Freund, der Junkie Ueli (Pascall Ulli), sich nicht mit ihm über seine neuen Pläne freuen kann.

Trotzig, etwas naiv und mit viel Charme will Goalie sein Leben in bessere Bahnen lenken – eine Reise, die ihn bis nach Spanien führen wird. Doch wer schafft es schon, sich ganz neu zu erfinden?

Sabine Boss (Ernstfall in Havanna) adaptiert Der Goalie bin ig von Pedro Lenz (in einer kleinen Rolle als französischer Drogendealer) mit viel Liebe zum Detail: ausgewählter Soundtrack, eine Ausstattung, die uns in eine vergangene Schweiz zurückversetzt, sowie Rückblenden auf den Fussballplatz der Kindheit der Freunde, deren Rollenverteilung folgenschwer bis heute anhält. Vor allem aber verleiht Marcus Signer, der schon in Mary & Johnny (2011) seine berndeutsche Voice-over über die Bilder schallen liess, bevor er den Polizisten Kägi in der TV-Serie Wilder zu spielen begann, dem Goalie und dem ganzen Film so viel Charakter, dass es eine Freude ist, mit ihm leicht nostalgisch zu schwelgen und vage Pläne zu schmieden.

Di 3. 8.

> 21.15 Uhr

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Futur Drei Faraz Shariat, Deutschland 2020; 92' D•OV/d (DCP, Farbe) Mit Benjamin Radjaipour, Banafshe Hourmazdi, Eidin Jalali, Mashid Shariat, Nasser Shariat, Maryam Zaree

«Wir sind die Zukunft!», sagt Parvis und der ganze Film mit ihm. Divers und queer und lustvoll frei erzählt – eine höchst zeitgemässe Geschichte. Nach dem Erfolg im MaiProgramm nun nochmals im Open Air.

«Woher kommst du?» Diese No-go-Frage räumt Regisseur Faraz Shariat gleich zu Beginn elegant aus dem Weg. Platz für Futur Drei: Parvis (Benjamin Radjaipour) wächst als Kind der Millennial-Generation im komfortablen Wohlstand seiner iranischen Eltern auf. Dem Provinzleben in Hildesheim versucht er sich durch Popkultur, Grindr-Dates und Partys zu entziehen. Nach einem Ladendiebstahl leistet er Sozialstunden als Farsi-Deutsch-Übersetzer in einer Unterkunft für Geflüchtete. Dort trifft er auf das iranische Geschwisterpaar Banafshe (Banafshe Hourmazdi) und Amon (Eidin Jalali). Zwischen ihnen entwickelt sich eine fragile Dreierbeziehung, die zunehmend von dem Bewusstsein geprägt wird, dass ihre Zukunft in Deutschland ungleich ist.

In seinem autobiografisch geprägten Regiedebüt erzählt Faraz Shariat authentisch und zugleich wundersam überhöht, sexy und sehr atmosphärisch vom queeren Heranwachsen in Deutschland – und liefert damit einen entschlossenen und frischen Gegenentwurf zu einem konventionellen Kino, in dem postmigrantische Erlebnisse und Geschichten allzu oft ausgeschlossen oder missrepräsentiert werden. Ein sensibles, popaffines, humorvolles und kraftvolles Plädoyer für Diversität.

Mi 4. 8.

> 21.15 Uhr

Le meraviglie Alice Rohrwacher, Italien/Schweiz/Deutschland 2014; 110' I/df (DCP, Farbe) Mit Maria Alexandra Lungu, Alba Rohrwacher, Sam Louwyck, Agnese Graziani, Sabine Timoteo, Monica Bellucci, André Hennicke, Margarethe Tiesel

Eine Aussteigerfamilie in der Toskana schlägt sich durch. Die Töchter träumen von der TV-Show mit der Zauberfee. Sowohl unmittelbar roher als auch magischer Blick aufs Landleben.

Alice Rohrwacher, die Regisseurin von Lazzaro felice (2018 ), kreiert einmalige filmische Welten: Die vierzehnjährige Gelsomina (Maria Alexandra Lungu) lebt mit ihren vier Schwestern und ihrem dominanten Vater Wolfgang (Sam Louwyck), einem deutschen Aussteiger und Imker, abgelegen im ländlichen Italien. Die Mutter, Angelica (Alba Rohrwacher), versucht, ihm die Stirn zu bieten, auch mithilfe von Cocò (Sabine Timoteo), die mit der Familie wohnt. Kaum grösser könnte der Kontrast sein, als eine TV-Reality-Show mit ihrer Moderatorin, der glamourösen Fee Milly Catena (Monica Bellucci), in der Region auftaucht. Sie sucht Familien, die möglichst rückständig leben, um sie im Fernsehen gegeneinander antreten zu lassen. Die Schwestern möchten unbedingt teilnehmen, doch ihr modernitätskritischer Vater ist dagegen.

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Futur Drei

Der Goalie bin ig

Back to the Future

Le meraviglie

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Die autobiografische Anlage von Le meraviglie ist offensichtlich – Rohrwachers Vater ist Imker in der Toskana und stammt aus Deutschland. Locker aus der Perspektive der pubertierenden Gelsomina erzählt, zielt die schwebend gehaltene Kamera mitten aufs intime Geschehen, in allerlei Stimmungen im alltäglichen Chaos der Familie, in dem Gegensätze ausgelotet werden, zwischen Regeln und Freiheit, Idealismus und Autorität, Verzweiflung, aber auch Hoffnung auf ein gutes Leben.

Mo 9. 8. > 21.15 Uhr

Back to the Future Robert Zemeckis, USA 1985; 116' E/df (35 mm, Farbe) Mit Michael J. Fox, Christopher Lloyd, Lea Thompson, Crispin Glover, Thomas F. Wilson, Claudia Wells

Mit dem Rennauto seines verrückten Wissenschaftlerfreunds reist der siebzehnjährige Marty McFly in die Fünfzigerjahre und lernt dort seine Eltern vor ihrem ersten Date kennen. Wie wird er seine eigene Zukunft beeinflussen? Bestes Mainstreamkino der Achtzigerjahre.

Der Teenager Marty McFly (Michael J. Fox) lebt mit seiner Familie in der kalifornischen Kleinstadt Hill Valley. «Doc», wie er seinen älteren Freund, den Tüftler Dr. Brown (Christopher Lloyd), nennt, zeigt ihm sein silbernes Sportauto, in das er eine Zeitreisemaschine eingebaut hat. Es fährt mit einem mit Plutonium betriebenen Kernreaktor.

Gefährliche Sache, weil Doc das Plutonium von libyschen Terroristen geklaut hat, die ihn dafür aus ihrem VW-Bus heraus erschiessen. Als Marty mit dem Rennwagen flüchten will, fährt es aus Versehen ins Jahr 1955 … In der Vergangenheit hat Marty allerlei zu erledigen, um die Zukunft ausschliesslich so weit zu beeinflussen, dass es für ihn und Doc glücklich ausgeht. Doch Marty stösst auf unerwartete Probleme, als er seine Mutter im Teenage-Alter kennen lernt, die sichtlich an ihm interessiert ist. Nun muss er sein Augenmerk auf seinen schüchternen Vater George McFly lenken und ihn zu einem Date mit seiner Mutter bringen – eine schwierige Aufgabe.

Back to the Future, eine Science-Fiction-Komödie, deren Story erstaunlich gut aufgeht, ist ein höchst vergnüglicher Film voller toller Wendungen!

Di 10. 8. > 21.15 Uhr

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Kuessipan Myriam Verreault, Kanada 2019; 117' F•OV/df (DCP, Farbe) Mit Sharon Fontaine-Ishpatao, Yamie Grégoire, Mike Innu Papu Mckenzie, Cédrick Ambroise, Caroline Vachon, Étienne Galloy VORPREMIERE: Mikuan lebt im Reservat der Innu in Québec. Sie verliebt sich in einen weissen Jungen und bekommt die schwierige Beziehung ihrer Community mit der kanadischen Gesellschaft zu spüren. Starker Coming-of-Age- und Freundschaftsfilm.

Mikuan (Sharon Fontaine-Ishpatao) und Shaniss (Yamie Grégoire) wachsen zusammen in einer Innu-Gemeinde in Québec auf. Seit ihrer Kindheit sind sie beste Freundinnen. Doch mit der Pubertät werden Unterschiede zwischen ihnen deutlich. Während Shaniss bereits ein Kind mit einem unzuverlässigen Mann hat, möchte Mikuan sich von den Fesseln ihrer Herkunft und ihrer liebevollen, aber auch einengenden Familie befreien. Sie träumt von einem Leben ausserhalb des Reservats – von einem Studium und einem Leben mit ihrem kanadischen Freund Francis (Étienne Galloy). Ein Riss droht durch die Freundschaft und die Beziehung zu Mikuans Familie zu gehen.

Basierend auf dem gleichnamigen Bestseller von Naomie Fontaine, bietet Kuessipan (so viel wie: «Du bist an der Reihe») einen einmaligen und authentischen Blick in das Leben im Reservat. Dank der Sprache, dem Innu, das im Alltag mit dem «français québécois» vermischt wird, den Schauplätzen und dem generationenübergreifenden Cast wird in der Welt von Kuessipan weder beschönigt noch schwarzgemalt, sondern schlicht die Geschichte der Teenager Mikuan und Shaniss erzählt.

Mi 11. 8. > 21.15 Uhr

Nueve reinas Fabián Bielinsky, Argentinien 2000; 115' SP/df (35 mm, Farbe) Mit Ricardo Darín, Gastón Pauls, Leticia Brédice, Ignasi Abadal, Oscar Nuñez, Pochi Ducasse, Celia Juárez

In den Strassen von Buenos Aires: Zwei Trickbetrüger wagen den Coup ihres Lebens.

Witziger und mitreissender Ganovenfilm mit dem unvergleichbaren Ricardo Darín.

Buenos Aires um die Jahrtausendwende. Die argentinische Hauptstadt ist ein heisses Pflaster, auf dem nur besteht, wer die richtigen Tricks kennt. Flink muss man sein, schlau und mit guten Nerven ausgestattet. Juan (Gastón Pauls) und Marcos (Ricardo Darín) haben sich soeben bei einem misslungenen Trick kennen gelernt und beschliessen, es mindestens einen Tag zusammen zu versuchen. Als ihnen der Coup ihres Lebens angeboten wird, zögern sie nicht lange: Sie haben genau 24 Stunden Zeit, um ein Blatt extrem wertvoller Briefmarken, die Neun Königinnen («nueve reinas»), zu entwenden und an einen spanischen Geschäftsmann zu verkaufen. Doch schon wittern auch andere zwielichtige Gestalten und früher Geprellte ein lukratives Geschäft.

Auch diverse Verwandte der beiden neuen Freunde tauchen auf, darunter Marcos’ verführerische Schwester Valeria oder Juans Vater, der im Gefängnis sitzt. Es wird immer schwieriger, zu verstehen, wer eigentlich wen betrügt, und die Spannung steigt und steigt, während der Film in seiner Form meistens gelassen bleibt.

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Dem leider viel zu früh verstorbenen Fabián Bielinsky ist mit Nueve reinas Anfang der Nullerjahre ein grosser Publikumserfolg gelungen. Die packende Gaunerkomödie lässt sich im Rückblick auch als sarkastischer Kommentar zu der sich damals anbahnenden Wirtschaftsmisere lesen.

Mo 16. 8. > 21.15 Uhr

Some Like It Hot Billy Wilder, USA 1959; 121' E/df (35 mm, s/w) Mit Marilyn Monroe, Tony Curtis, Jack Lemmon

Eine der besten Komödien überhaupt – mit Marilyn Monroe sowie Jack Lemmon und Tony Curtis als Frauen verkleidet auf der Flucht. Ausnahmslos alle werden in dieser Gangster-meets-Screwball-Comedy auf die Schippe genommen: «Nobody’s perfect.»

Von Chicago nach Miami Beach: Die zwei Tagelöhner-Musiker Joe (Tony Curtis) und Jerry (Jack Lemmon) wurden unfreiwillig Zeugen einer Schiesserei zwischen Gangstern im Chicago der Prohibitionsjahre. Um nun selbst den Gangstern zu entkommen, verstecken sich die beiden, als Frauen verkleidet, in einem rein weiblichen Unterhaltungsorchester, das mit dem Nachtzug nach Miami Beach fährt. Die neue Freundin der beiden (jetzt heissen sie Josephine und Daphne) ist die aufmüpfige Ukulelespielerin «Sugar» (Marilyn Monroe). Diese hofft, sich am Strand einen Millionär zu angeln, und ihre Freundinnen helfen ihr dabei, wo sie nur können. Josephine verwandelt sich sogar unerkannt zum Mann zurück.

Temporeich, mit witzigen Dialogen und Slapstickmomenten lässt Regisseur Billy Wilder in Some Like It Hot nie locker, treibt die Travestie-Idee immer weiter und macht sich über klischiertes Verhalten aller Geschlechter lustig. Dabei vermischen sich auch Elemente des als männlich geltenden Gangsterfilms mit solchen aus eher weiblich dominierten Screwball-Komödien – inklusive Marilyn Monroes wunderbarer Darbietung des Songs «I Wanna Be Loved by You».

Di 17. 8. > 21.00 Uhr

Le fabuleux destin d’Amélie Poulain Jean-Pierre Jeunet, Frankreich 2001; 122' F/d (35 mm, Farbe, Scope) Mit Audrey Tautou, Mathieu Kassovitz, Rufus, Isabelle Nanty, Yolande Moreau, Dominique Pinon, Serge Merlin, Jamel Debbouze, Urbain Cancelier

Zwanzig Jahre ist es her, seit dieses farbige Feel-good-Spektakel sein Publikum inspirierte – zum Säen von Liebe, Verfolgen von Träumen oder gar zu einer Reise nach Paris mit neuer Frisur …

Amélie (Audrey Tautou) hatte es als Kind nicht ganz einfach. Erst hat sie ihren Goldfisch, dann ihre Mutter und schliesslich die Liebe ihres Vaters verloren, der sich fortan seinem Gartenzwerg widmete. Mit anfang zwanzig arbeitet Amélie als Kellnerin in ei-

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Le fabuleux destin d’Amélie Poulain

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nem Café in Montmartre und konzentriert sich auf die kleinen, schönen Sachen im Leben, wie etwa Steine über die Seine springen zu lassen. Sie beginnt, unerkannt andere Leute glücklich zu machen, von denen sie dank genauem Beobachten alle Sorgen und Probleme kennt. Heimlich und gut geplant greift sie in das Leben ihrer verbitterten Hausmeisterin (Yolande Moreau), ihrer hypochondrischen Arbeitskollegin (Isabelle Nanty), ihres Nachbarn mit den gläsernen Knochen ein – und straft nebenbei den einen oder anderen Unsympath. Und Amélies eigenes Glück? Denkt sie vor lauter Selbstlosigkeit genügend daran? Nino (Mathieu Kassovitz), ein seltsamer junger Mann, der beim Fotoautomaten liegen gelassene Bilder sammelt, weckt ihr Interesse. Zum Glück wird diesmal Amélie geholfen, aus ihren Träumereien auszubrechen und zu handeln.

Mi 18. 8. > 21.00 Uhr

Queen & Slim Melina Matsoukas, USA 2019; 133' E/d (DCP, Farbe, Scope) Mit Daniel Kaluuya, Jodie Turner-Smith, Bokeem Woodbine, Chloë Sevigny, Flea, Sturgill Simpson, Indya Moore

Cool gestyltes und hochaktuelles Roadmovie mit dem unfreiwilligen Pärchen Queen und Slim auf der Flucht. Lieblingsfilm aus unserem Juni-Programm «New Voices in Black Cinema».

Das erste Date verläuft nicht sehr vielversprechend. Über Tinder haben sich Queen (Jodie Turner-Smith) und Slim (Daniel Kaluuya) in einem mässigen Diner zum Abendessen verabredet. Queen, die Strafverteidigerin, hat gerade einen Prozess verloren und kann den ungelenken Small-Talk-Versuchen des Warenhausangestellten Slim wenig abgewinnen. Die junge Anwältin bittet ihn deshalb, sie nach dem Essen nach Hause zu fahren. Doch so weit soll es nicht kommen: Während der Fahrt wird das schwarze Paar von einem aufdringlichen weissen Polizisten angehalten. In Notwehr erschiessen sie ihn und entscheiden sich dazu, die Flucht zu ergreifen. So beginnt eine gefährliche Odyssee in Richtung Südstaaten, auf der die beiden sich zögerlich näherkommen.

Das furiose Spielfilmdebüt von Melina Matsoukas, die vor allem durch ihre Musikvideos für Stars wie Beyoncé bekannt wurde, ist ein politisches, poppiges Roadmovie, das differenziert Rassismus und Polizeigewalt, aber auch den Zusammenhalt der afroamerikanischen Community in den USA thematisiert und gleichzeitig eine Liebesgeschichte erzählt.

Fr 20. 8. > 21.00 Uhr

INDOOR: LAURA DERN – STARIKONE DES US-INDIE-KINOS

18 18 Laura Dern

Ladies and Gentlemen, the Fabulous Stains (v. l. Marin Kanter, Diane Lane, Laura Dern)

Stolze Weiblichkeit Sie ist gross und schlank und breitschultrig, und sie wirkt ein bisschen schlaksig, mitunter sogar fast ein wenig ungelenk. Sie hat einen vollen Schopf blonder Locken, blaue Augen, ein offenes, freundliches Gesicht und eine fröhliche, unvoreingenommene Art. Sie könnte das sprichwörtliche All-American Girl sein, die Prom-Queen, die mit dem örtlichen HighschoolHunk das allseits beneidete Traumpaar bildet – und augenscheinlich verkörpert sie dieses Klischee in David Lynchs Blue Velvet (1986) bis aufs i-Tüpfelchen. Doch dann kommt dieser dunkelhaarige Typ mit dem prägnanten Kinn daher und zieht sie hinein in eine dunkle, gefährliche und höchst perverse Geschichte rund um ein abgeschnittenes Ohr und eine verstörte Nachtklubsängerin in den Fängen eines sadistischen Gangsters mit Mutterkomplex. Die Bereitwilligkeit jedoch, mit der sie sich, fast ohne zu zögern, ins Abenteuer stürzt, gibt zu denken. Es wird da eine feurige Neugier erkennbar und eine Risikobereitschaft, die mit Eigensinn zu tun hat und mit einem starken Charakter, der sich den Konventionen nicht beugt, nur weil

Laura Dern

19

sich das eben so gehört. Und sie trägt dann auch die Konsequenzen. Als die gequälte Sängerin Dorothy nackt am Hals von Sandys Love-Interest Jeffrey hängt und stöhnt: «He put his sickness in me», da wird es ihr dann doch zu viel; da platzt der Traum von den Glückseligkeit bringenden Rotkehlchen, und die siebzehnjährige Laura Dern lässt Sandy losgreinen, indem sie diesen irren, rechteckig verzerrten Comicfiguren-Mund macht, den nur sie beherrscht und den sie in dieser denkwürdigen Szene der Filmgeschichte hinzufügt.

Dass an ihr auch eine Scream-Queen verloren gegangen ist, beweist sie neuerlich in ihrer nächsten Arbeit mit David Lynch: Lulas markerschütternder «Sailor!»-Schrei steht am Beginn von Wild at Heart (1990); und es liegt in diesem Schrei die ganze Leidenschaft, aber auch die enorme existenzielle Dringlichkeit, die diese Amour fou prägt – und die Lynch hier in Gestalt eines surrealen Roadmovies zelebriert. Auch wenn sie quasi ununterbrochen fantastischen Sex haben, sind Sailor und Lula nicht die Prom-Queen und der Hunk, sondern eher die White-Trash-Bitch und der juvenile Delinquent; sie sind der Schrecken der Strasse und der Albtraum der Spiesser und in ihrer Freiheit eine Herausforderung. Über ihre Zusammenarbeit mit Lynch, die in dem von ihr auch koproduzierten Wahnsinnswerk Inland Empire 2006 schliesslich eine Fortsetzung fand, hat Laura Dern einmal gesagt: «Having been raised by actors in the seventies on films where characters were complicated and stories were not only elusive but themes were ambiguous, that to me was filmmaking.»

Komplizierte Charaktere, schwer fassbare Geschichten, mehrdeutige Themen – diese Trias beschreibt viele der Einträge in Laura Derns Filmografie.

Selbst wenn sie in einem Mainstream-Mega-Blockbuster wie Jurassic Park (Steven Spielberg, 1993) agiert, schützt sie ihre Figur, hier die Paläobotanikerin Dr. Ellie Sattler, vor gängigen Weiblichkeitsklischees. Sie adressiert diese, indem sie sie vom Tisch wischt – «we can discuss sexism in survival situations when I get back» –, und dann geht sie hin und legt sich mit den entsprungenen Velociraptoren an. Oder, in A Perfect World (Clint Eastwood, gleichfalls 1993), mit einem taffen Alphamann wie Texas Ranger Red Garnett.

Der, verkörpert von His Toughness Himself, fertigt die ihm zugeteilte FBIKriminologin zunächst reichlich kühl ab. Um sodann festzustellen, dass die das nicht nur nicht im Geringsten anficht, sondern dass es ihr sogar gelingt, ihn mit ihrem Einfühlungsvermögen aus der Reserve zu locken. Denn so viel ist

20 Laura Dern

sicher: Eine Figur von Laura Dern schämt sich weder jemals ihres Frauseins noch begreift sie es als Schwäche.

Den Beweis hierfür spielt sie 1991 in Martha Coolidges heissem Südstaatendrama Rambling Rose an der Seite ihrer Mutter Diane Ladd, für das die beiden dann auch in der Kategorie Beste Haupt- respektive Beste Nebendarstellerin für einen Oscar nominiert werden. Titelheldin Rose, aus einfachen Verhältnissen stammend, wird von der wohlsituierten Familie Hillyer als Haus- und Kindermädchen aufgenommen und mischt in der Folge mit ihrer so ungebremsten wie unschuldigen sexuellen Energie die ganze Gegend auf.

Es entwickelt sich ein Tauziehen zwischen patriarchalem Domestizierungsbemühen weiblicher Triebenergie und matriarchalem Beharren auf lustvoller Selbstbestimmung, das vor allem mit seinem völligen Verzicht auf verlogene Schönfärberei überzeugt.

Laura Elizabeth Dern, geboren am 10. Februar 1967 in Los Angeles, ist ein Schauspielerkind; Tochter von Diane Ladd und Bruce Dern, die sich allerdings scheiden lassen, als sie zwei Jahre alt ist, sodass Laura den Kontakt zu ihrem Vater einige Jahre lang verliert. Das Mädchen wächst auf Filmsets auf und findet sich von Kindesbeinen an bereits vor der Kamera – als Statistin in einer zentralen Szene in Martin Scorseses Alice Doesn’t Live Here Anymore verdrückt sie 1974 legendäre neunzehn Portionen Bananeneis –, obgleich ihre Mutter von der Vorstellung, dass die Tochter in ihre Fussstapfen tritt, wenig begeistert ist. Eine erste grössere Rolle als Bassistin einer Punkband in Lou Adlers Ladies and Gentlemen, the Fabulous Stains (1982) setzt der Teenager denn auch gerichtlich gegen die Mutter durch. Doch rebellisch ist Laura Dern nicht aus Prinzip oder weil das eine schicke Pose ist, sondern weil sie ganz offenbar selbstständig denkt und ihre Überlegungen ebenso offenbar in einer eher unkonventionellen Rollenwahl resultieren.

Bei welcher Gelegenheit sie regelmässig beiläufig, doch jedes Mal mit erkennbarem Vergnügen, auch jenes überkommene Klischee pulverisiert, demzufolge Blondinen nicht die Hellsten seien.

Wieder und wieder gelingt Dern mit ihren Frauenfiguren eine unverwechselbare Kombination aus Herzensgüte, stolzem Bürgersinn und unabhängigem Geist: in Kelly Reichardts Certain Women (2015/16) als von vielen Widrigkeiten müde gewordene, doch nicht gebrochene Anwältin; in Edward Zwicks Trial by Fire (2018) als unvoreingenommen einem zum Tode Verurteilten Beistehende; in Greta Gerwigs Little Women (2019) als Mutter,

Laura Dern

21

die die Unkonventionalität ihrer Töchterschar ermuntert. Und immer nutzt sie Gelegenheiten, die Handlungsräume der Frauen zu erforschen: ob in der Rolle der schwangeren Drogensüchtigen, die zum Spielball von Abtreibungsgegnern wie -befürwortern wird (Citizen Ruth, Alexander Payne, 1995/96), oder in der Dokumentarfilmerin, die aus verfälschten Erinnerungen den Missbrauch ihres Kindheits-Ichs freilegt (The Tale, Jennifer Fox, 2017/18).

Laura Dern bleibt solidarisch. Alexandra Seitz

Ladies and Gentlemen, the Fabulous Stains Lou Adler, USA 1982; 87' E (35 mm bzw. Digital SD, Farbe) Mit Diane Lane, Ray Winstone, Marin Kanter, Laura Dern, Christine Lahti, Peter Donat, Cynthia Sikes, Paul Simonon, Steve Jones, Paul Cook

Laura Dern als bohnenstangenlange Bassistin einer Teenage-Chick-Punkband bekommt man nicht alle Tage zu sehen.

Corinne Burns (Diane Lane) ist fünfzehn und Waise. Während einer TV-Nachrichten-

sendung schmeisst sie live ihren Job in einer Burgerbude. Wirklich toll sind ihre Perspektiven danach nicht, doch Corinne weiss, was sie will, und gründet zusammen mit ihrer Schwester Tracy (Marin Kanter, The Loveless) und ihrer Cousine Jessica (Laura Dern) die Band Stains. Zwar wird der erste Auftritt zum Desaster, doch Corinnes Punkfrisur, ihre provozierenden Klamotten und trotzigen Statements erregen erneut die Aufmerksamkeit des Fernsehreporters, der über sie berichtet hat. Durch einen Beitrag in den Abendnachrichten erlangt die Girlie-Combo nationale Berühmtheit.

«Die Teen Queens Diane Lane und Laura Dern (15! bzw. 13! bei den Dreharbeiten) sind zwei der drei titelgebenden Stains (was wurde eigentlich aus Marin Kanter?), einer No-Wave-Mädchenband, aus der industriellen Dämmerzone gefischt, um die Rock-Schwergewichte The Looters auf ihrer ersten Nordamerikatour zu unterstützen.

Letzteren mangelt es nicht an Starqualität: Ray Winstone (sehr passabler Sänger) spielt neben Steve Jones und Paul Cook von den Sex Pistols und Paul Simonon von The Clash. Dieser Cast allein macht Ladies and Gentlemen … schon zum unverzichtbaren Kultereignis, doch Nancy Dowds und Caroline Coons brillantes Drehbuch – das erzählt, wie der Aufstieg der Stains die irritierten britischen Headliner in den Hintergrund drängt, romantischer Subplot inklusive – erhebt den Film, der damals skandalöserweise nur in minimalem Rahmen in den Verleih kam, in den höchsten Rang des Showbiz-Kinos.» (Neil Young) Wenn das keine Ansage ist! Nicht verpassen – die ultrarare Filmkopie kommt extra aus den Staaten.

Do 15. 7.

> 18.15 Uhr (35 mm)

Mo 23. 8.

> 20.30 Uhr (35 mm)

Di 24. 8. / Mi 25. 8.

> 18.15 Uhr (Digital SD)

22

JULI/AUGUST 2021

DO 15. 7.

18.15 L Ladies and Gentlemen, the Fabulous …

SO 25. 7.

S. 21

L. Adler, USA 1982; 87' E (35 mm)

20.30 L Blue Velvet

S. 25

D. Lynch, USA 1986; 120' E/df

E. Ardonilo, USA 1987; 100' E/d

S. 25

D. Lynch, USA 1986; 120' E/df

S. 6

21.30 OPEN AIR God Exists, Her Name Is Petrunya

S. 7 T. Strugar Mitevska, MKD/BE/SI/HR 2019; 100' OV/df

MI 28. 7.

21.30 OPEN AIR Woman at War

SO 18. 7.

18.15 L Blue Velvet

21.30 OPEN AIR VORPREMIERE Night of the Kings DI 27. 7.

P. Bogdanovich, USA 1985; 120' E/df

S. 27

P. Lacôte, CI/F 2020; 93' OV•F/df

SA 17. 7.

20.30 L Blue Velvet

20.45 L Rambling Rose MO 26. 7.

S. 3

S. 25 18.15 L Mask

S. 28

D. Lynch, USA 1990; 125' E/df

M. Coolidge, USA 1991; 112' E/df

FR 16. 7.

21.30 OPEN AIR Dirty Dancing

18.15 L Wild at Heart

S. 9

B. Erlingsson, IS/F/UA 2018; 101' OV/df S. 25

D. Lynch, USA 1986; 120' E/df

20.30 L Mask S. 25 P. Bogdanovich, USA 1985; 120' E/df

MO 19. 7.

21.30 OPEN AIR VORPREMIERE Petite maman C. Sciamma, F 2020; 72' F/d

S. 3

20.45 L Citizen Ruth

S. 31

A. Payne, USA 1995/96; 106' E

FR 30. 7.

S. 5

W. Kar-wai, HK 1994; 102' OV/df

18.15 L Jurassic Park

S. 29

S. Spielberg, USA 1993; 126' E/d

20.45 L Citizen Ruth

MI 21. 7.

21.30 OPEN AIR Lovecut I. Estañol / J. Lietha, A/CH 2020; 94' D/e

S. 29

S. Spielberg, USA 1993; 126' E/d

DI 20. 7.

21.30 OPEN AIR Chungking Express

DO 29. 7.

18.15 L Jurassic Park

S. 31

A. Payne, USA 1995/96; 106' E S. 6

SA 31. 7.

18.15 L Jurassic Park

S. 29

S. Spielberg, USA 1993; 126' E/d

20.45 L Citizen Ruth

DO 22. 7.

18.15 L Rambling Rose

S. 27

M. Coolidge, USA 1991; 112' E/df

20.30 L Wild at Heart

S. 28

D. Lynch, USA 1990; 125' E/df

20.30 L Jurassic Park S. 27 S. 28

D. Lynch, USA 1990; 125' E/df

20.30 L Wild at Heart D. Lynch, USA 1990; 125' E/df

MO 2. 8.

21.15

OPEN AIR Les

Misérables

S. 9

DI 3. 8.

S. 27

M. Coolidge, USA 1991; 112' E/df

S. 29

L. Ly, F 2019; 102' F/d

SA 24. 7.

18.15 L Rambling Rose

S. 31

S. Spielberg, USA 1993; 126' E/d

M. Coolidge, USA 1991; 112' E/df

20.30 L Wild at Heart

SO 1. 8.

18.15 L Citizen Ruth A. Payne, USA 1995/96; 106' E

FR 23. 7.

18.15 L Rambling Rose

S. 31

A. Payne, USA 1995/96; 106' E

21.15

OPEN AIR Der

Goalie bin ig

S. 10

S. Boss, CH 2013; 92' Dialekt/d S. 28

MI 4. 8.

21.15

OPEN AIR Futur

Drei

F. Shariat, D 2020; 92' D•OV/d

S. 11

Monatsübersicht 23

D O 5. 8.

SO 15. 8.

18.15 L October Sky

S. 31

J. Johnston, USA 1998/99; 107' E/df

20.30 L A Perfect World

18.15 L The Master

S. 34

P. T. Anderson, USA 2012; 137' E/d S. 32

C. Eastwood, USA 1993; 138' E/df

21.00 L 99 Homes

S. 33

R. Bahrani, USA 2014; 113' E

FR 6. 8.

MO 16. 8.

18.15 L October Sky

S. 31

J. Johnston, USA 1998/99; 107' E/df

20.30 L A Perfect World

21.15

OPEN AIR Nueve

reinas

S. 14

F. Bielinsky, AG 2000; 115' SP/df S. 32

C. Eastwood, USA 1993; 138' E/df

DI 17. 8.

21.00 OPEN AIR Some Like It Hot

SA 7. 8.

S. 15

B. Wilder, USA 1959; 121' E/df

18.15 L October Sky

S. 31

J. Johnston, USA 1998/99; 107' E/df

20.30 L A Perfect World

S. 32

C. Eastwood, USA 1993; 138' E/df

MI 18. 8.

21.00 OPEN AIR Le fabuleux destin d’Amélie Poulain S. 15 J.-P. Jeunet, F 2001; 122' F/d

SO 8. 8.

18.15 L A Perfect World

S. 32

C. Eastwood, USA 1993; 138' E/df

21.00 L October Sky

S. 31

J. Johnston, USA 1998/99; 107' E/df

21.15

20.45 L Trial by Fire meraviglie

S. 11

to the Future

S. 13

SA 21. 8.

18.15 L Little Women

MI 11. 8.

OPEN AIR VORPREMIERE

Kuessipan

S. 17

M. Matsoukas, USA 2019; 133' E/d

R. Zemeckis, USA 1985; 116' E/df

21.15

FR 20. 8.

21.00 OPEN AIR Queen & Slim

DI 10. 8.

21.15

S. 37

E. Zwick, USA 2018; 127' E

A. Rohrwacher, I/CH/D 2014; 110' I/df

OPEN AIR Back

S. 35

G. Gerwig, USA 2019; 135' E/df

MO 9. 8.

OPEN AIR Le

DO 19. 8.

18.15 L Little Women

S. 35

G. Gerwig, USA 2019; 135' E/df S. 14

M. Verreault, CDN 2019; 117' F•OV/df

20.45 L Trial by Fire

S. 37

E. Zwick, USA 2018; 127' E

SO 22. 8.

18.15 L Trial by Fire

DO 12. 8.

18.15 L 99 Homes

S. 33

R. Bahrani, USA 2014; 113' E

20.30 L The Master

S. 34

S. 33 S. 34

S. 21

DI 24. 8.

18.15 L Ladies and Gentlemen, the Fabulous …

SA 14. 8.

S. 21

L. Adler, USA 1982; 87' E (Digital SD) S. 33

R. Bahrani, USA 2014; 113' E

20.30 L The Master

20.30 L Ladies and Gentlemen, the Fabulous …

L. Adler, USA 1982; 87' E (35 mm)

P. T. Anderson, USA 2012; 137' E/d

P. T. Anderson, USA 2012; 137' E/d

S. 38

K. Reichardt, USA 2015/16; 107' E/d

R. Bahrani, USA 2014; 113' E

18.15 L 99 Homes

S. 35

MO 23. 8.

18.15 L Certain Women

FR 13. 8.

20.30 L The Master

20.45 L Little Women G. Gerwig, USA 2019; 135' E/df

P. T. Anderson, USA 2012; 137' E/d

18.15 L 99 Homes

S. 37

E. Zwick, USA 2018; 127' E

20.30 L Certain Women K. Reichardt, USA 2015/16; 107' E/d

S. 34

S. 38

24 Monatsübersicht

MI 25. 8.

18.15 L Ladies and Gentlemen, the Fabulous …

S. 21

L. Adler, USA 1982; 87' E (Digital SD)

20.30 L Certain Women

S. 38

K. Reichardt, USA 2015/16; 107' E/d

DO

26. 8.

18.15 L The Tale

S. 39

J. Fox, USA/D 2017/18; 114' E/d

20.30 L Marriage Story

S. 39

N. Baumbach, USA 2019; 137' E/d

FR 27. 8.

18.15 L The Tale

S. 39

J. Fox, USA/D 2017/18; 114' E/d

20.30 L Marriage Story

S. 39

N. Baumbach, USA 2019; 137' E/d

SA 28. 8.

18.15 L The Tale

S. 39

J. Fox, USA/D 2017/18; 114' E/d

20.30 L Marriage Story

S. 39

N. Baumbach, USA 2019; 137' E/d

SO 29. 8.

18.15 L Marriage Story

S. 39

N. Baumbach, USA 2019; 137' E/d

21.00 L The Tale

S. 39

J. Fox, USA/D 2017/18; 114' E/d

MO 30. 8.

20.30 L Rambling Rose

S. 27

M. Coolidge, USA 1991; 112' E/df

DI 31. 8.

19.00 L Inland Empire

S. 40

D. Lynch, F/USA/PL 2006; 180' E•OV/df

MI 1. 9.

19.00 L Inland Empire

S. 40

D. Lynch, F/USA/PL 2006; 180' E•OV/df

OPEN AIR

L INDOOR: LAURA DERN – STARIKONE DES US-INDIE KINOS

Laura Dern

25

Blue Velvet David Lynch, USA 1986; 120' E/df (35 mm, Farbe, Scope) Mit Kyle MacLachlan, Isabella Rossellini, Dennis Hopper, Laura Dern, George Dickerson, Hope Lange, Dean Stockwell, Priscilla Pointer, Brad Dourif, Ken Stovitz

Dorothy: «I don’t know if you’re a detective or a pervert.» Darauf Jeffrey: «That’s for you to find out.» Mitgerissen vom Sog aus Voyeurismus und Gewalt, fragt man sich gar selbst, ob man wohl Detektiv ist oder Perverser.

Ein idyllisches Provinznest im Norden Amerikas wird plötzlich zum Schauplatz merkwürdiger Ereignisse. Jeffrey Beaumont (Kyle MacLachlan), ein romantischer Student, der für einen Krankenbesuch in seine Heimatstadt zurückkehrt, findet auf der Wiese hinter seinem Elternhaus ein abgeschnittenes menschliches Ohr. Er macht sich auf die Suche nach dessen Besitzer und verliebt sich dabei in Sandy Williams (Laura Dern), die nicht nur wohlanständige Tochter des Polizeichefs. Jeffreys zwanghafte Neugier treibt ihn aber auch in die Nähe der Nachtklubsängerin Dorothy Vallens (Isabella Rossellini), die dem kriminellen Psychopathen Frank (Dennis Hopper) hörig ist. Sie weckt die dunklen Seiten im smarten, vermeintlich auf die Rolle des Traumschwiegersohns abonnierten Studenten und konfrontiert ihn mit einer mysteriösbizarren Welt des Verbrechens und der Verführung. Denn in Lumberton trennt nur ein Vorhang aus blauem Samt die Kleinbürgermoral von tiefsten menschlichen Abgründen.

Ein surrealer Ausflug hinter die Kulissen der Normalität und ein raffiniertes Spiel mit verborgenen Wünschen und Begierden – Blue Velvet ist ein doppelbödiger Thriller, der mit seinen eigenwilligen Arrangements und Dennis Hoppers legendärer Interpretation des perversen Neurotikers und Toxikomanen Frank Booth zum Kultklassiker geworden ist. Selten wurde das Böse lustvoller und mit stimmigeren Anleihen beim Edelkitsch in ein vielschichtiges Psychopuzzle zerlegt als hier.

Do 15. 7. / Sa 17.7. > 20.30 Uhr So 18. 7.

> 18.15 Uhr

Mask Peter Bogdanovich, USA 1985; 120' E/df (35 mm, Farbe) Mit Cher, Eric Stoltz, Sam Elliott, Laura Dern, Dennis Burkley, Lawrence Monoson, Harry Carey Jr., Micole Mercurio, Ben Piazza, L. Craig King

Die deformierten Gesichtszüge eines Jungen verhindern jegliche Nähe zu Mädchen.

Bis er den Mut aufbringt, sich einer gleichaltrigen Blinden zu öffnen.

Nach ihrem Umzug ins kalifornische Azusa muss sich die nicht auf den Mund gefallene Florence «Rusty» Dennis (Cher) ziemlich ins Zeug legen, damit ihr sechzehnjähriger Sohn Rocky (Eric Stoltz) in die neunte Highschool-Klasse aufgenommen und nicht an die Sonderschule überwiesen wird. Denn Rocky leidet an einer seltenen Krankheit, die seine Schädelknochen wuchern lässt und dadurch sein Gesicht entstellt. Der Teenager versucht jedoch, so normal wie möglich zu leben und sich nicht unterkriegen zu lassen.

26

Laura Dern

Ladies and Gentlemen, the Fabulous Stains

Blue Velvet

Mask

Rambling Rose

Wild at Heart

Jurassic Park

Laura Dern

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Unterstützt wird er dabei von seiner ebenso taffen wie engagierten Mutter, die ein unbürgerliches, von Alkohol, Drogen und Sex bestimmtes Leben als Mitglied der Rockergang Turks führt. Die Biker – ein wilder, aber herzlicher, loyaler Haufen – um Rustys alten und neuen Freund Gar (Sam Elliott) haben Rocky in ihre Clique aufgenommen und unterstützen ihn, so gut es geht. Als dem Jungen nach einem schweren Absturz seiner Mutter die Chance geboten wird, als Helfer an einem Camp für blinde Kinder und Jugendliche teilzunehmen, sagt er nach anfänglichem Zögern zu. Und lernt schon bald die smarte, pferdevernarrte Diana (Laura Dern) kennen, die keinerlei Berührungsängste kennt und sich von Rockys Äusserem, das sie behutsam ertastet, nicht abschrecken lässt. Die beiden freunden sich an und verlieben sich heftig ineinander. Doch Dianas Eltern wollen verhindern, dass ihre Tochter weiterhin Kontakt zu dem sanftmütigen Jungen mit der monströsen Physiognomie hat.

Peter Bogdanovich inszenierte die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte dieses fast übermenschlichen Kampfs um Anerkennung und Liebe als unprätentiöses und wohltuend zurückhaltendes Coming-of-Age-Melodrama. Eine wenig bekannte Filmperle mit einer phänomenalen Cher, die den elterlichen Part in der symbiotischen, ebenso liebevollen wie konfliktreichen Mutter-Sohn-Beziehung mit viel Herzblut gibt. Und einer jungen, sehr blonden und sehr eindrücklichen Laura Dern als Darstellerin der blinden Diana.

Sa 17. 7.

> 18.15 Uhr

So 18. 7.

> 20.30 Uhr

Rambling Rose Martha Coolidge, USA 1991; 112' E/df (35 mm, Farbe) Mit Laura Dern, Diane Ladd, Robert Duvall, Lukas Haas, John Heard, Kevin Conway, Robert J. Burke, Lisa Jakub, Evan Lockwood, Matt Sutherland

Mr. Hillyer zu der neuen Hausangestellten: «Rosenknospe, du bist das Licht meines Lebens. Du bist schön wie der Mondschein und warm wie ein Sonnenstrahl.» Kein Wunder, verliebt sich Rose in ihn.

Glennville, Georgia, Mitte der Dreissigerjahre: Die neunzehnjährige Rose hat trotz ihrer dunklen Vergangenheit eine Stelle als Haushälterin gefunden. Denn bei den gut situierten Hillyers herrschen Heiterkeit und Toleranz, weshalb man die einnehmende Art und entwaffnende Ehrlichkeit der äusserst vitalen jungen Frau zu schätzen weiss. Zudem ist Miss Hillyer ausgesprochen fortschrittlich in ihren Ansichten und betrachtet Rose nicht als Angestellte, sondern nimmt sie als Freundin und neues Familienmitglied auf. Während sich der kluge dreizehnjährige Buddy augenblicklich in sie verliebt, entbrennt Rose für den herzlichen, trockenhumorigen Familienvater. Als Miss Hillyer ihrem Mann eines Abends aufträgt, Rose beim Abwasch zu helfen, kommt es zu einem leidenschaftlichen Kuss und nur deshalb nicht zu mehr, weil sich der Hausherr gerade noch unter Kontrolle hat. Doch die junge Frau verdreht nicht nur den männlichen Fa-

28 Laura Dern

milienmitgliedern den Kopf, sondern zieht mit ihrer unbändigen Lebenslust und sexuellen Freizügigkeit bald die Begehrlichkeit des halben Ortes auf sich. Als ein Arzt den Hillyers rät, Roses hormonell bedingten Sexualtrieb durch einen operativen Eingriff zu unterbinden, ist das Familienoberhaupt nur allzu bereit dazu. Seine Frau jedoch nur über ihre Leiche.

Martha Coolidge erzählt ihren Schauspielerfilm aus der Perspektive des heftig pubertierenden Buddy als unspektakuläre Education sentimentale und liefert das Porträt einer liebenswürdigen Südstaatenfamilie, die – den damals herrschenden frauenfeindlichen Moralvorstellungen und Gesetzen zum Trotz – Menschlichkeit bewahrt.

Laura Dern in der Titelrolle des hilflos-trotzigen «Kleinstadtvamps von nachlässiger, schlaksiger Anmut» (Gerhard Midding) ist das Ereignis des Films, auch wenn ihr Diane Ladd und Robert Duvall die eine oder andere Szene stehlen.

Do 22. 7. – Sa 24. 7. > 18.15 Uhr So 25. 7.

> 20.45 Uhr

Mo 30. 8.

> 20.30 Uhr

Wild at Heart David Lynch, USA 1990; 125' E/df (35 mm, Farbe, Scope) Mit Nicolas Cage, Laura Dern, Diane Ladd, Harry Dean Stanton, J. E. Freeman, Willem Dafoe, Isabella Rossellini, Crispin Glover, Calvin Lockhart, Grace Zabriskie, John Lurie

Ein grandios überzeichnetes Pop-Märchen mit Traumcast – Laura Derns Filmmutter wird beispielsweise gespielt von ihrer richtigen Mom Diane Ladd – und einem Soundtrack zum Hinknien.

Nichts ist stärker als die Liebe zwischen Lula (Laura Dern) und Sailor (Nicolas Cage), die schon ein Paar waren, als Sailor wegen eines brutalen Totschlags hinter Gitter wanderte. Dabei gibt es so einiges, was sich dieser Liebe seit Sailors Haftentlassung in den Weg stellt. Allem voran Lulas krankhaft eifersüchtige, von Hass getriebene Mutter Miss Fortune, die den Geliebten ihrer Tochter um jeden Preis aus dem Weg schaffen will. Sailor hat nämlich einst für Marcello Santos gearbeitet, der als Miss Fortunes Lover unter dem dringenden Verdacht steht, beim Tod von Lulas Vater die Finger im Spiel gehabt zu haben. Doch nicht nur Santos wird auf das fliehende Liebespaar angesetzt, sondern auch Miss Fortunes kleinlaut-cleverer Freund Johnnie Farragut (Harry Dean Stanton). Die vermeintliche Fahrt in die Freiheit wird so für das junge Paar zum existenziellen Spiessrutenlauf. Zum Glück können sie auf Elvis Presley als Schutzheiligen zählen – sowie auf Sailors Schlangenlederjacke und sein schwarzes 65 er-T-Bird-Cabrio als Garanten für ihren Individualismus.

Wild at Heart, dieser ironisch-grelle Mix aus Amour fou, Roadmovie und Exploitation, ist ein kühner Balanceakt zwischen Kitsch und Gewalt, Witz und Horror, Liebesschmalz und Sex – und ein wegweisendes Werk für die damals eben losgetretene Kino-Postmoderne. Damit machte David Lynch seine weibliche Hauptdarstellerin

Laura Dern

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Laura Dern in der Rolle der trashigen, liebestollen Südstaatenschlampe zum Vorbild so legendärer Filmheldinnen wie etwa Juliette Lewis’ Adele (Kalifornia, 1993), Patricia Arquettes Alabama (True Romance, 1993) oder Mallory (nochmals Juliette Lewis, in Natural Born Killers, 1994) . Eine «gewalttätige Komödie» (Lynch), die mit ihrem überdrehten Irrsinn nach wie vor bestens unterhält.

Do 22. 7. – Sa 24. 7. > 20.30 Uhr So 25. 7.

> 18.15 Uhr

Jurassic Park Steven Spielberg, USA 1993; 126' E/d (Digital HD, Farbe, Scope) Mit Sam Neill, Laura Dern, Jeff Goldblum, Richard Attenborough, Joseph Mazzello, Ariana Richards, Wayne Knight, Samuel L. Jackson, Bob Peck, Martin Ferrero

Laura Derns Dr. Ellie Sattler hat Nerven aus Stahl. Im Gegensatz zu Dr. Arnold gelingt es ihr nämlich, der tödlichen Attacke des Velociraptors zu entkommen.

Dem schwerreichen Unternehmer John Hammond (Richard Attenborough) und seinen Gentechnikern ist es gelungen, aus der von fossilen Urzeitmoskitos gewonnenen Riesenechsen-DNA geklonte Dinosaurier zu züchten, für die Hammond auf einer abgelegenen Pazifikinsel einen riesigen Park einrichten lässt. «Wir haben keine Kosten gescheut», betont der geniale Schöpfer mehrfach, als er einem erlauchten Kreis sein Lebenswerk vorstellt. Und die Auserwählten – den Paläontologen Alan Grant (Sam Neill), die Paläobotanikerin Ellie Sattler (Laura Dern), den Chaostheoretiker Ian Malcolm (Jeff Goldblum), seine Enkelkinder Lex und Tim sowie einen Rechtsanwalt – in zwei Elektro-Offroadern zum Test auf das Tourprogramm schickt. Mitten auf der Rundfahrt geht dem Park jedoch der Strom aus, weil der Computerspezialist Dennis Nedry (Wayne Knight) das Sicherheitssystem sabotiert hat, um an die unbezahlbaren Embryonen heranzukommen. Worauf es im computergesteuerten Park zum Chaos kommt und die fleischfressenden Dinosaurier auf Menschenjagd gehen.

Steven Spielberg und sein Drehbuchautor Michael Crichton (von dem auch die Buchvorlage stammt) schufen ein gigantisches Kinospektakel, das dank damals unerreichter Perfektion in der Modell- und Animationstechnik sowie mit seinen atemberaubenden Effekten und brillant choreografierten Sequenzen reine Hochspannung bietet. Ein Film der Superlative.

Do 29. 7. – Sa 31. 7. > 18.15 Uhr So 1. 8.

> 20.30 Uhr

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Laura Dern

Citizen Ruth

October Sky

A Perfect World

99 Homes

The Master

Little Women

Laura Dern

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Citizen Ruth Alexander Payne, USA 1995/96; 106' E (35 mm, Farbe) Mit Laura Dern, Kurtwood Smith, Mary Kay Place, Swoosie Kurtz, Kelly Preston, M. C. Gainey, Kenneth Mars, David Graf, Burt Reynolds, Tippi Hedren

Eine abgewrackte junge Frau wird zum Spielball von Abtreibungsgegnern und feministischen Aktivistinnen. «Laura Dern hat einen wirklich subversiven Sinn für Humor.

Sie begriff diese Rolle sofort.» (Alexander Payne)

Ruth Stoops (Laura Dern) lebt total verantwortungslos, hat weder Arbeit noch einen festen Wohnsitz, dafür vier bei Pflegefamilien untergebrachte Kinder, und ist permanent mit inhalierten Lösemitteln zugedröhnt. Als sie wieder einmal in diesem Zustand von der Polizei aufgegriffen und inhaftiert wird, ergibt eine medizinische Untersuchung, dass sie erneut schwanger ist. Judge Richter (David Graf) rät ihr deshalb diskret zu einer Abtreibung. Allerdings hat er die Rechnung ohne jene Angehörige des Gefängnis-Betreuungsteams gemacht, die Mitglied bei der Organisation «Baby Savers» ist.

Denn schon bald wird eine Kaution bezahlt, damit Ruth in die Obhut von Norm und Gail Stoney kommt. Die beiden christlich-fundamentalistischen Abtreibungsgegner versuchen in der Folge mit allen Mitteln, Ruth zum Austragen ihres Kindes zu bewegen.

Nach einem üblen Rückfall landet die schwangere Drogensüchtige jedoch bei Diane Siegler, einer Anhängerin der feministischen «Pro Choice»-Bewegung, die sich für das Recht auf Abtreibung einsetzt. Nachdem erste Fernsehteams über die Angelegenheit berichtet haben, wird das Gezerre um Ruth Stoops zum nationalen Thema und beginnt Hunderte von Aktivisten aus beiden Lagern auf den Plan zu rufen. Doch die abgewrackte junge Frau interessiert nur, wer ihr am meisten zahlt.

Alexander Payne entlarvt in seinem ersten abendfüllenden Spielfilm mit grotesken Überzeichnungen die neurotische Polemik der Abtreibungsdebatte in seiner Heimat.

Entstanden ist eine bitterböse Realsatire, die mit einer grandiosen Laura Dern als White-Trash-Mutter aufwartet, die hier ohne jede Eitelkeit die vielleicht versackteste Schwangere der Filmgeschichte gibt. Ein ebenso unverschämter wie hintersinniger Erstling.

Do 29. 7. – Sa 31. 7. > 20.45 Uhr So 1. 8.

> 18.15 Uhr

October Sky Joe Johnston, USA 1998/99; 107' E/df (35 mm, Farbe, Scope) Mit Jake Gyllenhaal, Chris Cooper, Laura Dern, Chris Owen, William Lee Scott, Chad Lindberg, Natalie Canerday, Scott Miles, Randy Stripling, Elya Baskin

Einzig die aufmerksame, mutige Miss Riley erkennt das Potenzial ihres Schülers und unterstützt diesen auf seinem steinigen Weg in die Selbstbestimmung.

Coalwood, West Virginia, 1957: Homer Hickam (Jake Gyllenhaal) ist weder für den

Football noch für den Kohleabbau im lokalen Bergwerk bestimmt, das von seinem

32 Laura Dern

Vater (Chris Cooper) mit strenger, aber gerechter Hand geleitet wird. Und als er am 5. Oktober mitverfolgt, wie «Sputnik» den weiten Nachthimmel durchpflügt, hat der Siebzehnjährige seine Bestimmung gefunden. Kurz darauf baut er im Keller seine erste Rakete. Als diese den elterlichen Gartenzaun schwer beschädigt, tut sich Homer mit dem von allen gemiedenen Spinner und Klassenprimus Quentin (Chris Owen) zusammen, um ein seriöses Teil zu konstruieren. «AUK1» fliegt tatsächlich – aber nicht senkrecht in den Himmel, sondern in einem Affenzahn direkt auf das Bergwerksgelände. Was dazu führt, dass Homer, Quentin und die beiden neu hinzugekommenen Helfer Roy Lee und O’Dell das Abschussgelände auf einen Schlackehügel weit ausserhalb der Stadt verlegen müssen. Derweil erwähnt ihre Lehrerin (Laura Dern) im Unterricht die jährlich stattfindende nationale Forschermesse, deren Gewinnern jeweils ein Hochschulstipendium winkt. Da die Rocket Boys erkennen, dass dies ihre einzige Möglichkeit ist, aus der Perspektivlosigkeit ihrer Heimatstadt auszubrechen, legen sie sich mächtig ins Zeug. Was schliesslich dazu führt, dass ihre Raketen so richtig abheben.

Nach dem autobiografischen Roman «Rocket Boys» von Homer H. Hickam Jr. (der im richtigen Leben Ingenieur bei der Nasa gewesen ist) erzählt Joe Johnston eine intensive, vor dem Hintergrund einer ausbildungs- und entwicklungsfeindlichen Bergarbeiterkommune angesiedelte Vater-Sohn-Geschichte. Starkes Gefühlskino mit grossartigen Darstellern.

Do 5. 8. – Sa 7. 8.

> 18.15 Uhr

So 8. 8.

> 21.00 Uhr

A Perfect World Clint Eastwood, USA 1993; 138' E/df (35 mm, Farbe, Scope) Mit Kevin Costner, Clint Eastwood, Laura Dern, T. J. Lowther, Keith Szarabajka, Leo Burmester, Paul Hewitt, Jennifer Griffin, Wayne Dehart, Mary Alice

Sally: «Hey, it’s the sixties, Red, they’ve got a file on everybody.» Sie jedenfalls weiss Bescheid über den Chief und dessen Verfehlungen im Zusammenhang mit «Butch» Haynes.

Texas, in den frühen Sechzigerjahren: Kurz nach dem gemeinsamen Ausbruch aus dem Gefängnis von Huntsville dringt Butch Haynes’ unberechenbarer Zellengenosse Terry James Pugh völlig unmotiviert in das Haus der Perrys ein. Der besonnene Haynes (Kevin Costner) will ihn zur Vernunft bringen, als plötzlich ein bewaffneter Nachbar auftaucht. Um sich und Pugh einen unbehelligten Abgang zu ermöglichen, nimmt Haynes den achtjährigen Phillip (T. J. Lowther) als Geisel. Und weil seine Geduld mit dem gewalttätigen Komplizen bereits arg strapaziert ist, erschiesst er diesen nach einem neuerlichen Übergriff und setzt seine Flucht mit dem stillen Jungen als neuem Beifahrer allein fort. Verfolgt von dem ebenso steifen wie herablassenden und rückständigen Texas Ranger Red Garnett (Clint Eastwood), dem der Gouverneur die bril-

Laura Dern

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lante, mit sozialer Intelligenz gesegnete Kriminologin Sally Gerber (Laura Dern) sowie einen maulfaulen Scharfschützen zur Seite gestellt hat. Während ihrer scheinbar ziellosen Fahrt quer durch die texanische Provinz fasst Phillip allmählich Vertrauen zu seinem Entführer, der ihn als jugendlichen Freund behandelt. Und ihm von den vielen Dingen vorschwärmt, die im freudlosen Zeugen-Jehovas-Haushalt seiner Mutter verpönt sind. Nachdem Phillip ein Halloween-Kostüm geklaut hat, führt ihn Haynes in die Tradition des «trick-or-treating» ein und lässt ihn in der Folge sein Casper-Outfit tragen.

Doch im einfachen Haus eines Feldarbeiters, der den beiden ein Bett für die Nacht angeboten hat, wird die Freundschaft zwischen Junge und Gangster auf eine harte Probe gestellt.

Clint Eastwood, der den in die Jahre gekommenen Chief mit viel Selbstironie gibt (dieser trinkt etwa Multivitaminsaft!), inszenierte seinen schwer einzuordnenden Film voller Abschweifungen und Stimmungswechsel überwiegend aus dem Blickwinkel des scheuen Jungen. Entstanden ist ein entspanntes, vielschichtiges Gangster-Roadmovie, das von den «Cahiers du Cinéma» 1993 zum besten Film des Jahres gekürt wurde.

Do 5. 8. – Sa 7. 8.

> 20.30 Uhr

So 8. 8.

> 18.15 Uhr

99 Homes Ramin Bahrani, USA 2014; 113' E (Digital HD, Farbe, Scope) Mit Andrew Garfield, Michael Shannon, Laura Dern, Noah Lomax, Tim Guinee, Cynthia Santiago, J. D. Evermore, Ann Mahoney, Cullen Moss, Clancy Brown

Laura Derns Lynn, die in der von Geldgier und Geldmangel geprägten Krise auf Anstand besteht, verkörpert das moralische Gewissen in diesem Film voll zorniger Wucht.

Orlando, Florida, 2010 : Zwangsräumungen sind sein Geschäft. Als die Finanz- und Immobilienkrise in den USA ihren Höhepunkt erreicht, hat der gnadenlos pragmatische

Immobilienmakler Rick Carver (Michael Shannon) alle Hände voll zu tun. Denn immer mehr Familien können die Hypotheken nicht mehr bedienen und verlieren ihre Häuser. Dennis Nash (Andrew Garfield) wird gleich doppelt getroffen. Nachdem fast alle Baufirmen pleitegegangen sind, gibt es keine Aufträge mehr, der junge Bauarbeiter steht ohne Arbeit da. Und weil er deshalb mit den Ratenzahlungen für sein Haus in Rückstand gerät, auch bald auf der Strasse. Doch das Haus – sein Elternhaus – ist sein Leben. Dessen Verlust bedeutet für Dennis, seinen Sohn Connor (Noah Lomax) und dessen Grossmutter Lynn (Laura Dern), die die fehlende Mom ersetzt und mit Haareschneiden das Budget aufstockt, eine emotionale wie existenzielle Katastrophe.

In seiner Verzweiflung über ihre Unterkunft in einem Motelzimmer ist der begnadete Handwerker zu allem bereit, um sein Zuhause zurückzubekommen. Da macht ihm ausgerechnet Rick Carver, der ihn eben enteignet und aus dem Haus geworfen hat, ein moralisch höchst zweifelhaftes Angebot und bietet ihm eine Anstellung in seiner

34 Laura Dern

Immobilienfirma – erst als Allrounder, dann als sein Assistent. Dafür muss der zunehmend mit Gewissenskonflikten hadernde Nash dem skrupellosen Geschäftemacher aber seine Seele verkaufen.

Seine stärkste Wirkung zeigt 99 Homes in den Momenten, in denen es direkt ans Existenzielle geht: etwa wenn eine Familie plötzlich wortwörtlich auf der Strasse steht, ihr ganzes Leben in wenige Kartons gepackt. Und so haben auch weder Dennis noch seine Mutter Lynn eine Antwort auf Connors simple Frage, wo sie denn wohnen werden, wenn sie das Dach über dem Kopf verlieren. Ein nüchtern inszeniertes und stark gespieltes, äusserst sehenswertes Sozialdrama.

Do 12. 8. – Sa 14. 8. > 18.15 Uhr So 15. 8.

> 21.00 Uhr

The Master Paul Thomas Anderson, USA 2012; 137' E/d (Digital HD, Farbe) Mit Joaquin Phoenix, Philip Seymour Hoffman, Amy Adams, Ambyr Childers, Jesse Plemons, Rami Malek, Patty McCormack, Laura Dern, Amy Ferguson, Madisen Beaty

Ein seelisch versehrter, sexbesessener Alkoholiker gerät in den Bannkreis eines Gurus, der sich der Welt erfolgreich als Wohltäter verkauft.

Der intellektuelle Querkopf Lancaster Dodd (Philip Seymour Hoffman), ein ebenso charmanter wie herrischer Blender, treibt als selbst ernannter «Master» einer rasch wachsenden, sektenähnlichen Glaubensgemeinschaft im Amerika der Nachkriegsjahre sein Unwesen. Eines Nachts begegnet er auf der Jacht, die ihm eine Anhängerin zur Verfügung gestellt hat, dem unberechenbaren, psychisch angeschlagenen Kriegsveteranen Freddie Quell (Joaquin Phoenix), der sich von einem Gelegenheitsjob zum nächsten säuft. Dodd macht Freddie zu seinem Protegé und missbraucht ihn gleichzeitig als Versuchskaninchen für seine Therapieexperimente – eine abstruse Mischung aus Hypnose, Psychoanalyse und postpuritanischer Erweckungshysterie –, die in den Villen seiner begüterten Unterstützerinnen stattfinden, wo sich Dodd samt Gefolge jeweils für einige Wochen einquartiert. Freddie lässt dies geschehen, beginnt jedoch zunehmend gegen seinen Mentor aufzubegehren.

Die vom geistigen Klima der Fünfzigerjahre durchdrungene Inszenierung konzentriert sich ganz auf die Reibungen der beiden charismatischen Hauptdarsteller. Andersons grossartiger Schauspielerfilm steht stellvertretend für die vielen Produktionen, denen Laura Dern mit denkwürdigen Auftritten – hier gibt sie die reiche Philanthropin Helen Sullivan, die in ihrer Begrüssungsrede für den Master und dessen Clan ein flammendes Plädoyer für die Zeitreiserei hält – ein Qualitätssiegel aufdrückte. Ein ebenso unglaublicher wie erhellender Streifen, den man sich nicht oft genug ansehen kann, weil er subtil unterschiedliche Formen der Manipulation aufzeigt.

Do 12. 8. – Sa 14. 8. > 20.30 Uhr So 15. 8.

> 18.15 Uhr

Laura Dern

35

Little Women Greta Gerwig, USA 2019; 135' E/df (DCP, Farbe) Mit Saoirse Ronan, Emma Watson, Florence Pugh, Eliza Scanlen, Laura Dern, Timothée Chalamet, Chris Cooper, Louis Garrel, Meryl Streep, Jayne Houdyshell, Bob Odenkirk

Gerwigs zweite Regiearbeit basiert auf Louisa May Alcotts Romanklassiker und erzählt die Coming-of-Age-Geschichte von vier Schwestern zur Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs.

Während ihr Vater freiwillig für die Nordstaaten an der Front kämpft, wachsen die vier March-Schwestern in der Obhut ihrer fortschrittlichen Mutter (Laura Dern) zu jungen Frauen heran, denen es trotz bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen an nichts mangelt. Im Gegenteil – die ungleichen Schwestern sind mit künstlerischen Talenten und entsprechenden Ambitionen gesegnet: Die unangepasste, feurige Jo (Saoirse Ronan) verfasst schon als Mädchen Theaterstücke und will vom Schreiben leben; Amy (Florence Pugh) ist eine begnadete Zeichnerin, die ihre reiche Tante nach Europa begleiten darf, um in Paris zur Malerin zu werden; Beth (Eliza Scanlen), zurückhaltend und mit labiler Gesundheit ausgestattet, entwickelt sich zur vielversprechenden Klavierspielerin; während Meg (Emma Watson), die Älteste und Vernünftigste, zwar eine begabte Schauspielerin ist, aber vom Heiraten träumt. Von ihrer Mutter ermutigt, sich von den begrenzten Möglichkeiten für Frauen, mal abgesehen von einer Ehe, nicht behindern zu lassen und ihren jeweiligen Passionen zu folgen, gestalten Meg, Amy, Jo und Beth ihr Leben selbstbestimmt und nach eigenen Vorstellungen – was die Marchs zu einer für ihre Zeit höchst unkonventionellen Familie macht. Trotzdem sind am Ende zwei der Schwestern verheiratet, eine steht kurz davor, und die vierte ist tot.

Greta Gerwigs feinfühliges, leichtfüssig inszeniertes Panorama weiblicher Lebensentwürfe, das nah an der berühmten literarischen Vorlage bleibt, ist konventionell verfilmt, bis auf die nicht linear erzählte Geschichte. Diese springt zwischen den beiden Zeitebenen – den Mädchenjahren im Elternhaus in Concord, Massachusetts, und den jeweiligen Lebenssituationen der vier jungen Frauen sieben Jahre später – hin und her.

Was schliesslich auch Sinn macht, denn in Gerwigs Version des vielfach verfilmten Stoffes ist die unabhängige Jo nicht nur die auffälligste der vier Schwestern, sondern auch Autorin der unter dem Titel «Little Women» erscheinenden literarischen Vorlage.

Zentrale Figur aber ist die grossartige Laura Dern in der Rolle der scheinbar unerschütterlichen Mutter – in ihrem Charakter sind all die unterschiedlichen Temperamente ihrer Töchter angelegt.

Do 19. 8. / Sa 21. 8. > 18.15 Uhr So 22. 8.

> 20.45 Uhr

36

Trial by Fire

Laura Dern

Certain Women

The Tale

Inland Empire

Marriage Story

Laura Dern

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Trial by Fire Edward Zwick, USA 2018; 127' E (DCP, Farbe) Mit Jack O’Connell, Laura Dern, Emily Meade, Chris Coy, David Wilson Barnes, Darren Pettie, Blake Scott Lewis, McKinley Belcher III, Carlos Gómez, Jeff Perry ERSTAUFFÜHRUNG: Ein wegen Kindsmords zum Tod verurteilter White-Trash-Vater erhält unerwartet Unterstützung von einer selbstlosen Philanthropin.

Corsicana, Texas, 23. Dezember 1991: Als Todd Willingham (Jack O’Connell) an die-

sem Morgen durch die Hilferufe der zweijährigen Amber erwacht – seine Frau Stacy (Emily Meade) ist noch nicht zurück von der Nachtschicht –, steht das Haus im Vollbrand. Todd schafft es gerade noch ins Kinderzimmer, kann aber seine drei kleinen Töchter wegen des sich explosionsartig ausbreitenden Feuers nicht mehr retten. Auch die in Rekordzeit angerückte Feuerwehr nicht. Bereits während der Spurenaufnahme ist es für die ermittelnden Beamten erwiesen, dass der gewalttätige arbeitslose Metal-Fan sein eigenes Haus in Brand gesetzt hat, um seine unliebsamen Kinder loszuwerden. Die Beweislast ist erdrückend – eine Nachbarin etwa sagt aus, Todd habe sein Auto in Sicherheit geschoben, statt seine Kinder zu retten. Der 23 -Jährige hat keine Chance. Er wird festgenommen, wegen dreifachen Mordes angeklagt und zum Tod durch die Giftspritze verurteilt. Auftritt Laura Dern als Elizabeth Gilbert: Nachdem die Mutter zweier Teenager zufällig ein Mitglied der Vereinigung zur Abschaffung der Todesstrafe kennen gelernt hat, wird sie schriftlich von einem gewissen Todd Willingham kontaktiert. Liz schreibt dem ihr unbekannten Häftling nicht nur zurück, sondern besucht ihn auch im Gefängnis. Und da er im Todestrakt praktisch keinen Kontakt zur Aussenwelt hat, lässt sie ihn in ihren Briefen und Erzählungen an ihrem Leben teilhaben. Dann beginnt sie sich in seinen Fall einzulesen. Weil ihr bald klar wird, dass Todd keinen fairen Prozess bekommen hat, stellt sie eigene Nachforschungen an. Und ordnet schliesslich ihr bisheriges Leben ganz dem verzweifelten Versuch unter, die Unschuld des Todeskandidaten zu beweisen.

Im Zentrum von Edward Zwicks eindrücklichem, auf wahren Ereignissen beruhendem Drama steht zunächst der Prozess gegen Willingham, später dann dessen phänomenale Dekonstruktion durch eine engagierte Hausfrau, die das Unrecht nicht akzeptieren will, das dem jungen Mann von seinem Umfeld und der Gesellschaft angetan wird. Ein flammendes, an die Nieren gehendes Plädoyer von Laura Dern und Regisseur Edward Zwick gegen die Todesstrafe.

Do 19. 8. / Sa 21. 8. > 20.45 Uhr So 22. 8.

> 18.15 Uhr

38 Laura Dern

Certain Women Kelly Reichardt, USA 2015/16; 107' E/d (DCP, Farbe) Mit Laura Dern, Michelle Williams, Lily Gladstone, Kristen Stewart, Jared Harris, Guy Boyd, John Getz, James Le Gros, Sara Rodier, René Auberjonois

Die wunderbare Laura Dern, die subtile Michelle Williams, die eigensinnige Lily Gladstone und die stille Kristen Stewart machen Reichardts Episodenfilm zu einem Ereignis.

Drei Episoden aus dem Leben von vier Frauen in Montana: Die viel beschäftigte Anwältin Laura (Laura Dern), darum bemüht, ihre in den Mittagspausen stattfindende Affäre mit dem verheirateten Ryan geheim zu halten, wird von einem aufdringlichen Mandanten in Beschlag genommen. Dieser kann und will nicht akzeptieren, dass ihm nach einem Arbeitsunfall kein Anspruch auf Schadenersatz zugestanden wird, und greift deshalb zu ungewöhnlichen Mitteln. Die ehrgeizige Gina (Michelle Williams) will zusammen mit ihrem Mann Ryan – Lauras Lover – ein Haus mitten im Wald bauen, was sich zunehmend zu einem ehelichen und familiären Konflikt auswächst. Die pubertierende Tochter ist nicht begeistert und wird einmal mehr auf eine Geduldsprobe gestellt, als ihre Eltern versuchen, dem einsiedlerischen Nachbarn alte Sandsteinblöcke für den Hausbau abzukaufen. Pferdepflegerin Jamie (Lily Gladstone) schliesslich landet zufällig in einem Abendkurs zum Thema Schulrecht. Dieser wird von der frisch promovierten Juristin Beth (Kristen Stewart) aus dem vier Autostunden entfernten Livingston abgehalten, die für diesen Nebenjob zweimal pro Woche nach Belfry und zurück fährt. Jamie begleitet Beth jeweils nach dem Kurs ins Diner. Ihre nach aussen hin völlig ereignislosen Begegnungen münden in eine einzigartige emotionale Spannung, die nach einem letzten Treffen in Livingston auf herzzerreissende Art in sich zusammenfällt.

Kelly Reichardt, die Meisterin des unsentimentalen Minimalismus mit Sinn für Zwischentöne, entwickelt ihre ganz eigene, charakteristische Filmsprache weiter, die sich vor allem auch durch das Einnehmen einer originär weiblichen Perspektive auszeichnet.

So geht es in Certain Women um Einsamkeit, Verlorenheit, unbestimmte Sehnsucht, verpasste Chancen – um Frauen, die daran scheitern, Verbindungen aufzubauen, Dinge zu verändern. Und natürlich um die archaische Landschaft Montanas. Ein grossartig fotografierter, auf 16-mm-Material gedrehter Independent-Film, der durch seine schwer zu beschreibende emotionale Dichte heraussticht.

Mo 23. 8.

> 18.15 Uhr

Di 24. 8. / Mi 25. 8.

> 20.30 Uhr

Laura Dern

39

The Tale Jennifer Fox, USA/Deutschland 2017/18; 114' E/d (DCP, Farbe) Mit Laura Dern, Isabelle Nélisse, Jason Ritter, Elizabeth Debicki, Ellen Burstyn, Common, Laura Allen, Matthew Rauch, Frances Conroy, John Heard

Jenny hatte als Dreizehnjährige Sex mit ihrem Sporttrainer. War sie frühreif, oder war es Missbrauch? Die Dokfilmerin Jennifer Fox unternimmt mit ihrem ersten Spielfilm eine Reise in ihre eigene Vergangenheit, die offensichtlich nicht vergangen ist.

Jennifer (Laura Dern) ist 48 Jahre alt, erfolgreiche Dokumentarfilmerin und lebt in einer

festen Beziehung, als ihre Mutter (Ellen Burstyn) sie plötzlich dringend sprechen will.

Beim Aufräumen sei sie auf eine handgeschriebene Erzählung gestossen, in der Jennifer als Dreizehnjährige über ihre Beziehung zu einem Mann und einer schönen Frau schreibt. Jennifer beginnt sich für diesen Lebensabschnitt zu interessieren, findet bei ihrer Mutter Briefe sowie Fotos aus der Zeit und ist überrascht, wie kindlich sie auf diesen noch aussieht – in ihrer Erinnerung war sie damals viel reifer. Die Beziehung zum wesentlich älteren Bill (Jason Ritter) hatte in einem Reitlager in den Sommerferien begonnen. Jenny wohnte damals auf der Pferdefarm der mysteriösen Mrs. G (Elizabeth Debicki), die die Mädchen jeweils zu Bill ins Lauftraining schickte. Und dieser gab Jenny früh das Gefühl, etwas Spezielles zu sein. Das schaffte Nähe, die der Sportlehrer perfide ausnutzte, sodass Jenny unter dem Vorwand von Reitstunden Bill und Mrs. G auch nach jenem Sommer regelmässig aufsuchte.

Als Jennifer Fox beginnt, sich in der Realität wie im Film (hier verkörpert von Laura Dern) mit ihrem kindlichen Alter Ego zu konfrontieren, erscheinen die Erinnerungen an die Zeit auf der Ranch zunehmend in einem anderen Licht. Anhand von innovativen Rückblenden in die Siebzigerjahre mit faszinierenden Volten und Perspektivwechseln thematisiert der Film einerseits die Chronik einer missbräuchlichen sexuellen Beziehung, aber auch die Unschärfe von Erinnerung. Der eindrückliche Versuch einer Vergangenheitsbewältigung – vielschichtig, aufrüttelnd und mit einer äusserst differenziert spielenden Hauptdarstellerin.

Do 26. 8. – Sa 28. 8. > 18.15 Uhr So 29. 8.

> 21.00 Uhr

Marriage Story Noah Baumbach, USA 2019; 137' E/d (DCP, Farbe) Mit Adam Driver, Scarlett Johansson, Laura Dern, Alan Alda, Ray Liotta, Julie Hagerty, Azhy Robertson, Merritt Wever, Robert Smigel, Martha Kelly

Anatomie einer Scheidung: Das eindringliche Porträt einer New Yorker Kleinfamilie, die verzweifelt um eine gütliche Trennung ringt.

Einst war die angesagte Filmschauspielerin Nicole (Scarlett Johansson) nach Brooklyn gekommen, um mit Charlie (Adam Driver), dem charismatischen Regisseur, Off-Theater zu machen – der Beginn einer grossen Liebe, man kennt das. Nun sitzen die beiden

40 Laura Dern

beim Mediator, denn sie wollen das Beste aus der gescheiterten Ehe machen, nicht zuletzt ihres gemeinsamen Sohnes wegen. Doch kann man sich wirklich im Guten trennen? Auf Geheiss des Therapeuten sollen sie sich daran erinnern, was sie am anderen einmal geliebt haben. Dabei kommt so einiges an schrulligen Charaktereigenschaften und Gewohnheiten zusammen, was aber nicht darüber hinwegzutäuschen vermag, dass sich Nicole von Charlie schlicht nicht mehr wahrgenommen fühlt. Und sich, nachdem sie begonnen hat, ihre eigenen Pläne und Bedürfnisse zurückzustecken, nur noch als Teil seiner künstlerischen Vision vorkommt. Als sie mit dem achtjährigen Henry zu ihrer neurotischen Mutter nach Los Angeles zieht und Charlie einen bedeutenden (und hoch dotierten) Theaterpreis zugesprochen bekommt, wird ihre «einvernehmliche» Scheidung zu einem Fall für die Anwälte, die ihre Klienten mit schmutzigsten Strategien zu Marionetten der eigenen Trennung machen. Was dazu führt, dass sich auch das einstige Liebespaar gnadenlos zu fetzen beginnt. Doch als Nicole ihrem Exmann auf der Strasse eines Tages den Schuh zubindet, hält man diese spontane Geste nur zu gern für ein gutes Zeichen.

Laura Dern als Nicoles supertaffe Anwältin Nora Fanshaw, für die Scheidung einem feministischen Kreuzzug gleichkommt und deren Figur die auf Promi-Scheidungen spezialisierte kalifornische Staranwältin Laura Wasser zum Vorbild hat, ist eine Wucht.

Eine Paraderolle, die nicht nur mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, sondern die auch für gehörigen erzählerischen Drive in dieser Trennungsgeschichte sorgt, die in den besten Momenten an eine Screwball-Komödie der Dreissigerjahre erinnert. Noah Baumbachs bisher erwachsenster Film, der so klug ist, weder für den Protagonisten noch die Protagonistin Stellung zu beziehen.

Do 26. 8. – Sa 28. 8. > 20.30 Uhr So 29. 8.

> 18.15 Uhr

Inland Empire David Lynch, Frankreich/USA/Polen 2006; 180' E•OV/df (35 mm, s/w und Farbe) Mit Laura Dern, Jeremy Irons, Justin Theroux, Peter J. Lucas, Harry Dean Stanton, Karolina Gruszka, Krzysztof Majchrzak, Grace Zabriskie, Diane Ladd, Julia Ormond, William H. Macy

Auf einer verhängnisvollen Reise durch ihre Psyche torkelt Laura Dern als gestrandete Schauspielerin mit einem rostigen Schraubenzieher über den Walk of Fame.

Bevor Nikki Grace (Laura Dern) einen reichen Polen heiratete, war sie ein gefeierter Hollywoodstar. Nun bietet sich ihr unverhofft die Möglichkeit für ein Comeback, denn sie ist für die Hauptrolle im neuen Film von Regisseur Kingsley Stewart (Jeremy Irons) engagiert worden. Auf dem Set erfahren Nikki und ihr Co-Star Devon Berk (Justin Theroux), dass On High in Blue Tomorrows das Remake eines obskuren unvollendeten Films ist, bei dessen Dreharbeiten die Hauptdarstellerin und der Hauptdarsteller zu Tode kamen. Auch die Dreharbeiten des Remakes werden von mysteriösen Ereig-

Laura Dern

41

nissen überlagert. Zeit und Raum verschieben sich, Figuren aus Nikkis Unterbewusstsein tauchen auf, und die Filmhandlung beginnt zunehmend auch den Alltag der Schauspielerin zu durchdringen: So teilen sich Nikki und ihre Filmfigur Sue etwa denselben Ehemann, der in einen osteuropäischen Prostituiertenring involviert zu sein scheint. Und dann sind da noch eine orakelhafte Nachbarin, die Mitglieder eines baltischen Wanderzirkus oder eine bizarre, von Konservengelächter befeuerte Hasen-Soap, in die der Regisseur immer mal wieder reinzappt.

David Lynch lässt hier seinen Assoziationen freien Lauf und verweigert sich jeder herkömmlichen Erzähllogik. Alles verschwimmt zu einer epischen Variation und Überlagerung von Erinnerung, Ängsten sowie Szenen aus dem Film im Film. Ein ewiger Reigen, den der Regisseur, erstmals von den Zwängen der 35-mm-Kamera befreit, mit der handlichen Digitalkamera lustvoll weiterspinnt (Lynchs fertiger Film kam dann – es war die Zeit vor der Digitalisierung – sinnigerweise auf 35-mm-Material in die Kinos).

Umso sperriger ist das Resultat: «Monströs, pathetisch, überladen, komisch, brutal.

Er kennt kein Mitleid mit den Zuschauern, kein Entgegenkommen.» («Süddeutsche Zeitung») David Lynch auf dem Zenit der verschachtelten Selbstbezogenheit.

Di 31. 8. / Mi 1. 9.

> 19.00 Uhr

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Impressum

Xenix-Programm 7-8/2021 > Kino Xenix, Kanzleistrasse 52, 8004 Zürich > Programmation, Filmtexte und Redaktion: Jenny Billeter (Open Air), René Moser (Retrospektive Laura Dern)

> Inserate: Martina Felber > Erschei-

nungsdatum: 30. 6. 2021 > Erscheint 11-mal jährlich > Auflage: 4500 Exemplare > Belichtung und Druck: Ropress Zürich > Gestaltungskonzept: Franziska Burkhardt > Satz und Bildredaktion: Cornelia Diethelm > Korrektorat: Andrea Leuthold, Nina Haueter > Gestaltung Plakat: Leila Merkofer, Zürich (Filmstills aus «Chungking Express», 1994 / «Dirty Dancing», 1987) > Geht an alle Mitglieder des Filmclubs Xenix > Ungefaltete Plakate (A2) sind kostenlos an der Kinokasse erhältlich > Ein Engagement des Vereins Filmclub Xenix, unterstützt durch Stadt und Kanton Zürich

© Die Texte in diesem Programmheft sind urheberrechtlich geschützt. Auszüge sind nur mit Quellenangabe («Kino Xenix») zulässig, deren integrale Verwendung nur mit Einwilligung des Filmclubs Xenix.

Für das Zustandekommen des Programms danken wir: Aardvark Film Emporium, Biel (Mark Pasquesi) • Alexandra Seitz (Wien und Berlin) • Cinémathèque suisse, Lausanne – Penthaz (André Schäublin) • Cineworx, Basel (Stefanie Kuchler) • Elite Film, Zürich (Roman Güttinger) • Filmarchiv Austria / Metro-Kinokulturhaus, Wien (Raimund Fritz) • Filmcoopi, Zürich (Marco Brazerol, Eva Küttel) • Frenetic Films, Zürich (Kim Alexander Salzmann) • Ghoulardi Film Company, Sherman Oaks (Erica Frauman) • Human Rights Film Festival Zurich (Sascha Lara Bleuler) • Jasmin Basic, Genf • Jennifer Fox, New York • Netflix, Santa Monica – Amsterdam (Spencer Klein, Judy Peters) • One Two Films, Berlin (Sol Bondy, Fred Burle) • Park Circus, Glasgow (Jack Bell, Marthe Rolland) • Peripher Filmverleih, Berlin (Sabine Herpich) • Salzgeber, Berlin (Jürgen Pohl) • Sony Pictures Releasing Switzerland, Zürich (Jasmin Bär) • Spyglass Media Group, Los Angeles (Shea Sinclair) • StudioCanal, Berlin (Frederik Frosch, Matthias Meinhardt) • Trigon-Film, Ennetbaden (Stefanie Rusterholz, Christine Brönnimann) • UNCSA Moving Image Archives, Winston-Salem (Matt Jones) • Universal Pictures International Switzerland, Zürich (Rolf Zellweger) • Warner Bros. Entertainment Switzerland, Zürich (Marcel Lanthemann) • Xenix Filmdistribution, Zürich (Cyril Thurston, Jan Klemenz) Mit einem besonderen Dank für die Unterstützung:

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A FILM BY

Ab 5. August IM kino

ÜBERSICHT NACH FILMTITELN JULI/AUGUST 2021 S. 1

OPEN AIR 2021

S. 3 S. 3 S. 5 S. 6 S. 6 S. 7 S. 9 S. 9 S. 10 S. 11 S. 11 S. 13 S. 14 S. 14 S. 15 S. 15 S. 17

Dirty Dancing Petite maman Chungking Express Lovecut Night of the Kings (La nuit des rois) God Exists, Her Name Is Petrunya Woman at War Les Misérables Der Goalie bin ig Futur Drei Le meraviglie Back to the Future Kuessipan Nueve reinas Some Like It Hot Le fabuleux destin d’Amélie Poulain Queen & Slim

INDOOR: LAURA DERN – S. 18 STARIKONE DES US-INDIE-KINOS S. 21 S. 25 S. 25 S. 27 S. 28 S. 29 S. 31 S. 31 S. 32 S. 33 S. 34 S. 35 S. 37 S. 38 S. 39 S. 39 S. 40

Ladies and Gentlemen, the Fabulous Stains Blue Velvet Mask Rambling Rose Wild at Heart Jurassic Park Citizen Ruth October Sky A Perfect World 99 Homes The Master Little Women Trial by Fire Certain Women The Tale Marriage Story Inland Empire