kinki magazin - #20

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‹Bei der Begeg­nung mit Frauen schwingt bei mir stets die Fan­tasie einer erotischen Erfahrung mit. ›

Miles’ handgezeichnete Skizzen dienten als Vorlagen für die Motive des Lavazza Kalenders 2010.

Schönheit. Und gleichzeitig erscheinen sie so artifiziell, fast künstlich. Machst du Bilder von Objekten oder von Menschen? Models sind Menschen. Wenn ich ein Model sehe, habe ich bereits eine Idee in mir. Bei der Begegnung mit Frauen schwingt bei mir stets die Fantasie einer erotischen Er­ fahrung mit. Das Drama in meinem Kopf begleitet mich bei meinen ersten Schritten. Ich sehe eine schöne oder eine eher weniger schöne Frau in einem Buchladen. Zum ­Beispiel wie sie ein Buch liest. Wenn sie sich zu einem dreht, mit dem Buch auf ihrem ­Körper, das könnte sehr erotisch sein, denke ich dann und fange an, einen Entwurf zu zeichnen. Dabei beschäftigt mich diese Frau, als sei ich von ihr besessen. Und eigentlich liest sie nur ein Buch. Das ist für mich die ­perfekte Gelegenheit für eine erotische Fantasie. Aus der Zeichnung wird die Idee, das Model kommt ins Studio und die Fantasie aus dem Buchladen wird wieder lebendig. Mittels des wunderschönen Mädchens, ihrer 90 kinki

Position und dem Buch versuche ich wie­ derzugeben, was in meinem Kopf ist. Ich denke diese Fantasien hören niemals auf. Zu­ mindest bei mir nicht. Man kann sich durch die Perfektion und Detailtreue in deinen Bilder irritiert fühlen. Ist dieser Reiz ein gewünschter Effekt deiner Arbeit? Nicht unbedingt Perfektion, warum Perfek­ tion? Ich glaube, ich habe etwas vom japanischen Stil. Das heisst, dass selbst die Objekte im Bild Frauen repräsentieren. Ich mag es, wie sie exakt richtig stehen, kein hier, kein da, einzig perfekt. Das ist die Perfek­tion, die in der japanischen Kunst verwendet wird. Es wird nur gezeigt, was gebraucht wird – im Gegensatz beispielsweise zum Barock. Daher denke ich, Pop Art ist ­vielleicht eine Flasche Coke, eine Orange und ein Frauengesicht. Sehr pur, ich mag pure ­Sachen, Purheit im Sinne der Japaner. Das Pure an einer Frau, einer Brücke und einem Vogel.

Wie entstand die Kombination von Schönheit, Kunst, Geschmack und Koffein in den Fotos für den Lavazza Kalender 2010? Es war eine grosse Aufgabe und eine grosse Herausforderung. Ich glaube, es lag an ­Michele Mariani, dem Creative Director, der ­meine Arbeit mag und schätzt. Er erteilte mir den Auftrag, Lavazza mit italienischer Musik zu verbinden. Ich war sehr gespannt ­darauf, diese beiden Medien zu vereinen. Dabei wurde viel Emotion und Kraft freigesetzt. Mit ­einer grossen Hochzeit von Kunst und Fotografie feierten wir die Idee von Kaffee und Energie. Britische Fotografen werden für begnadete Teetrinker gehalten. Musste Lavazza dich überzeugen, ihren Kaffee zu probieren? Ich trinke viel Tee, so dass ich eine tiefe Liebe fürs Teetrinken entwickelt habe. Ich liebe aber auch den Geruch von Kaffee, wenn er frisch gemacht wird, und trinke ihn gern. Ich werde mir gleich mal einen holen.


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