Informationsbrief August 2012

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Aus dem Inhalt

Neues aus Kirche und Welt Aus Lehre und Verkündigung Korinth ist keine Episode Bekenntnisfrage oder »nur« Ordnungsfrage? Kontroverse: Die Freiheit des Glaubens und die Einheit der Kirche Unwahrhaftigkeit im Zeichen von »Toleranz« und »Religion« Aus Kirche und Gesellschaft Bericht zur Bibelfreizeit Buchempfehlung InfoSpezial – thematisch geordnet

ISSN 1618-8306

August 2012 Nr.  273

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«


kurz+bündig Personen Konrad Gottschick †

Der frühere Personalreferent der württembergischen Landeskirche (22 Jahre, ab 1957), Oberkirchenrat Konrad Gottschick, ist 98-jährig in Stuttgart verstorben. 1978 erhielt Gottschick von der evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen die Ehrendoktorwürde. Gottschick hat sich um die Geschichte von Kirche und Pietismus verdient gemacht. Bevor er Oberkirchenrat wurde, war er Pfarrer an der Stuttgarter Stiftskirche, die in dieser Zeit wieder aufgebaut wurde. Kirchenrat Rolf Sauerzapf 75

Im Mai konnte der ehemalige Dekan beim Bundesgrenzschutz Rolf Sauerzapf (1979–2000, davor sechs Jahre Seelsorger bei der Anti-Terror-Einheit GSG 9) seinen 75. Geburtstag begehen. Der in Kassel lebende Sauerzapf hat auch im Ruhestand zahlreiche Ehrenämter: So ist er z. B. seit 2004 Vorsitzender der »Hilfsaktion Märtyrerkirche« (Uhldingen/ Bodensee). Er lehnt entschieden die Segnung homosexueller Partnerschaften ab und meint, damit mache sich die »Kirche zum Erfüllungsgehilfen der Schwulenlobby«.

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Von der OJC zum BrunnenVerlag

Der langjährige Prior der (ökumenischen) Kommunität Offensive Junger Christen (OJC, Reichelsheim/ Odenwald), Dominik Klenk (43, Prior von 2002–2012) wird Geschäftsführer des Brunnen Verlags, der zum christlichen Verband der Pilgermission St. Chrischona gehört. Klenk, der Medienerfahrung als Buchautor und Herausgeber der Zeitschrift »Salzkorn« mitbringt, folgt auf Andreas Walter (64), der 34 Jahre für den Brunnen Verlag tätig war, davon 16 Jahre an dessen Spitze.

Rolf Hille wurde 65

Rolf Hille, einer der bekanntesten deutschen Evangelikalen, wurde 65. Der Pfarrer der württembergischen Landeskirche war ab 1989 Studienleiter und von 1995 bis 2009 Rektor des Tübinger Albrecht-BengelHauses. Seither widmet er sich theologischer Forschung und betreut Doktoranden. Er hat zahlreiche Ehrenämter inne bzw. innegehabt: Von 1983 bis 2000 war er Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz; in dieser Zeit entstand unter seiner Leitung 1996 die umstrittene, von der Bekenntnisbewegung »Kein anderes

Evangelium« entschieden abgelehnte so genannte »Kassler Erklärung«, die eine Mitarbeit von Mitgliedern aus dem Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden in örtlichen Evangelischen Allianzen ermöglicht. Von 1996 bis 2008 war er Vorsitzender der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, wobei er bereits 1986 in diese Kommission berufen worden war. Seit 2008 ist er Direktor der Weltallianz für ökumenische Angelegenheiten und seit 1993 Vorsitzender des Arbeitskreises für evangelikale Theologie.

Kirche in Deutschland 30 Jahre Friedrich-HaußStudienzentrum

Ende Juni waren es 30 Jahre, seitdem es das FriedrichHauß-Studienzentrum in Heidelberg-Schriesheim gibt. In dem nach dem badischen Förderer der Volksmission und Dekan Friedrich Hauß benannten theologischen Studienhaus sind zurzeit 45 Bewohner untergebracht. Das theologische Studienhaus, das Theologiestudenten geistliche und theologische Begleitung anbietet, ging aus dem Streit um die Bibel hervor.

Muslima Schirmherrin

Edeltraud July (56), die Frau des württembergischen Bischofs Frank Otfried July (56) und Muslima Tülay Schmid (38), die Gattin des baden-württembergischen

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Wirtschafts- und Finanzministers Nils Schmid (evangelisch), der auch stellvertretender Ministerpräsident und Vorsitzender der SPD im Land ist, sind Schirmherrinnen des Evangelischen Müttergenesungswerks in Württemberg. Es mutet höchst seltsam an, wenn eine Muslima Schirmherrin eines »Unternehmens« ist, das (zumindest) seinem Namen nach evangelisch ist. Bayern: Homo-Paar zieht offiziell ins Pfarrhaus

Nachdem im März die Synode der bayerischen Landeskirche homosexuellen Pfarrern das gemeinsame Wohnen mit ihren Partnern im Pfarrhaus erlaubt hat, ist am 1. Juli mit Pfarrer Ulrich Hardt (49) der erste homosexuelle Pfarrer mit Partner ins Pfarrhaus von Kirchrüsselbach bei Nürnberg eingezogen. Hardt hat auch Zusatzausbildungen als Seelsorger und Supervisor und einen halben Dienstauftrag als Religionslehrer in Nürnberg. Da der Landeskirchenrat in Absprache mit Dekan, Regionalbischof und Kirchenvorstand Kirchrüsselbach Hardt vorschlug, sind alle Voraussetzungen erfüllt. Allerdings gab es davor bereits zwei homosexuelle Paare in Pfarrhäusern, was der Landeskirchenrat auch allein genehmigen konnte.
In der württembergischen Landeskirche wird es auch so gehandhabt. Allem Anschein nach wurde diese Praxis auch zu Zeiten des evangelikalen Bischofs Gerhard Maier angewandt (2001–2005;

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davor 1980–1995 Rektor am Albrecht-Bengel-Haus in Tübingen; 1995–2001 Prälat in Ulm).

kurz+bündig

Personen +++ Kirchen +++ Glauben +++ »Modernes Leben«

Sächsischer Evangelist aus Kirche ausgetreten

Aus Protest gegen Beschlüsse der sächsischen Kirche, das Pfarrhaus in Ausnahmefällen für homosexuelle Pfarrer und deren Partner zu öffnen, ist der beim Landesverband Landeskirchlicher Gemeinschaften in Sachsen angestellte Evangelist Bernd Planitzer zusammen mit seiner Frau nach reiflicher Prüfung und Gebet aus der Landeskirche ausgetreten. Der Entschluss sei ihnen keineswegs leicht gefallen. An seinem Dienst im Sächsischen Gemeinschaftsverband ändere sich deswegen nichts.

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Keine christlichen Kirchen Großmufti fordert Zerstörung

Abdul Aziz ben Abdullah, Großmufti von Saudi-Arabien und damit der wichtigste Muslim-Führer weltweit, forderte am 12. März 2012 in einer »Fatwa« (Rechtsentscheidung) die Zerstörung christlicher Kirchen. Der Großmufti beantwortete damit eine Anfrage aus Kuwait, in der es um die Verhinderung des Baus von Kirchen im Lande ging. Er begründete dies damit, Mohammed habe auf dem Totenbett angeordnet, auf der arabischen Halbinsel dürften »nicht zwei Religionen zugleich existieren«, woraus sich die Notwendigkeit ergebe, vorhandene Kirchen in der Region zu zerstören. 3


kurz+bündig Kirche weltweit

Gesellschaft

Katholische Kirche

Methodisten: Nein zu praktizierter Homosexualität

Slowenien: Volk verhindert Gleichstellung von »Homo-Partnerschaften«

Vatikan-Ausstellung zeigt Bannbulle gegen Luther

Die Generalkonferenz der weltweiten Evangelischmethodistischen Kirche (EmK, knapp 1000 Delegierte, in 54 Ländern vertreten) hat bei ihrer Zusammenkunft (24. April bis 4. Mai in Tampa/Florida) ihre bisherige Haltung, die in ihren sozialen Grundsätzen festgelegt ist, bezüglich ihrer Einschätzung von Homosexualität bekräftigt: Praktizierte Homosexualität wird nicht geduldet und ist unvereinbar mit christlicher Lehre. Allerdings hatte die Bischöfin der deutschen Methodistenkirche, Rosemarie Wenner, die bei der Generalkonferenz als Präsidentin des Bischofsrates eingeführt wurde, davon gesprochen, schwule, lesbische, trans- und bisexuelle Christen seien »durch Schritte der Generalkonferenz und durch die Ordnung der EmK verletzt« worden. »Wir fühlen ihren Schmerz.«

Norwegen: Ende der Staatskirche

In Norwegen geht eine lange Ära zu Ende, denn die Staatskirche hört auf. Mit überwältigender Mehrheit beschloss das Parlament nach 475 Jahren das Ende der Staatskirche. Aber auch die Norwegische Kirche hatte dafür plädiert. Sie verspricht sich mehr Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit. Bischöfe und Pröpste werden künftig nicht mehr vom Staat ernannt. 4

Auch das gibt es, dass ein vom Parlament beschlossenes »Familiengesetz«, das »HomoPartnerschaften« im Steuerrecht Eheleuten gleichstellt, gestürzt wird: so geschehen in Slowenien. Dort sammelte eine Bürgerinitiative 40 000 Unterschriften und führte dadurch mit Erfolg einen Bürgerentscheid herbei, der ergab: Weit mehr als die Hälfte der aktiven Bürger stürzte das Gesetz durch ihr Nein.

Jepsen fordert Kampagne gegen Homophobie

Altbischöfin Maria Jepsen fordert von der württembergischen Landeskirche mehr Einsatz gegen Homo­ phobie. Bei einer Podiumsdiskussion der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg sagte sie: »Schwule und Lesben sind kein Fehlgriff Gottes.« Bibelverse zur Homosexualität dürften nicht wörtlich genommen werden. Homosexuelle Pfarrer könnten ein großes Vorbild für Jugendliche sein, da dadurch Vorurteile abgebaut werden könnten. Vertreter der württembergischen Landeskirche hatten ihre Teilnahme abgesagt, da Irritationen aufgetreten seien, die es fraglich erscheinen ließen, ob eine objektive, der Sache angemessene Behandlung des Themas möglich sei.

In einer im Vatikan zu betrachtenden Ausstellung ist auch die Bannbulle gegen Luther zu sehen. Diese gehört zweifellos zu den Höhepunkten der Schau, die in den Kapitolinischen Museen bis September 2012 zu sehen ist.

Ökumene Frankreich: Reformierte und Lutheraner vereinigen sich

Reformierte und Lutheraner schließen sich in Frankreich zur Protestantischen Kirche Frankreichs zusammen, die dann rund 272 000 Mitglieder haben wird; weitaus die meisten sind Reformierte: 250 000. Beide Kirchen seien sowieso in Jesus Christus vereint. Nun werde die evangelische Kirche in der Gesellschaft sichtbarer.

Islam Ägypten: Lage für Christen bedrohlich

Für Christen wird in Ägypten die Lage immer bedrohlicher. Seit März 2011, nachdem Mubarak gestürzt wurde und anschließend blutige Übergriffe auf Christen stattgefunden haben, haben etwa 100 000 Kopten das Land verlassen. Christen in Ägypten haben vom »Arabischen Frühling« nicht profitiert, sondern haben das Gefühl, in Ägypten keinen Schutz zu genießen.

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Aus Lehre und Verkündigung mm Die Kirche ist wohl »in die Welt gesandt«, aber nicht »von der Welt« (Johannes 17,15–18), sie ist nicht in sie integrierbar, sondern steht in Distanz zu ihr. Sie empfängt ihren Auftrag nicht von dort, sondern von ihrem Herrn. Dass sie den Auftrag des Zeugnisses an die Welt erhält, bedeutet insofern, dass sie zwar in dem aufgewiesenen nicht-exklusiven Sinn welt-»offen« zu sein hat, aber nicht welt-»hörig« werden darf. Diese These richtet sich gegen verschiedene Fronten. Die aktuell nächstliegende ist eine Richtung, die in der Kirche nur eine Institution für soziale Dienstleistungen erblicken, sich entsprechend von ihrem Dogma, sprich: von dem sie konstituierenden Wort emanzipieren in Praktologie verwandeln (»umfunktionieren«) möchte. Helmut Thielicke

mm Im Allgemeinen Kirchengebet übt die Kirche einen stellvertretenden Dienst. Sie nimmt die entscheidenden Anliegen dieser Welt und ihrer Ordnungen auf. Sie betet für die, die selbst nicht beten können, fasst das in Worte, was in den ungläubigen Menschen nur als unbewusstes Sehnen vorhanden ist. Gottfried Voigt

mm Herr unser Gott, Du hast unzählige Wege, auf denen Du möglich machst, was uns unmöglich scheint. Gestern war noch nichts sichtbar, heute nicht viel, aber morgen steht es vollendet da. Nun gewahren wir, wie Du unmerklich schufst, was wir unter Lärm nicht zustande gebracht haben. Jeremias Gotthelf mm Das Höchste, was ein Mensch vermag, ist, dass er sich von Gott helfen lassen kann.

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Sören Kierkegaard

mm Das Gebet in der Frühe entscheidet über den Tag. Vergeudete Zeit, derer wir uns schämen, Versuchungen, denen wir erliegen, Schwächen und Lustlosigkeit in der Arbeit, Unordnungen und Zuchtlosigkeit in unseren Gedanken und im Umgang mit anderen Menschen haben ihren Grund sehr häufig in der Vernachlässigung des morgendlichen Gebets. Dietrich Bonhoeffer Informationsbrief 273

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mm Der Altar des wahren, lebendigen Gottes duldet neben sich nicht den Altar des Abgottes! Endlich möchten manche meinen, sie brauchten die Verschiedenheit der einzelnen Kirchen und ihrer Bekenntnisse nicht so ernst zu nehmen, und sie könnten alles miteinander versöhnen und in eins bringen. Die so denken, nehmen das ­Bekenntnis zur Wahrheit nicht wirklich ernst. m Heinrich Vogel

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Korinth ist keine Episode Hansfrieder Hellenschmidt Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk ei­ nes jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird's klar machen; … Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben, denn der Tempel Gottes ist heilig; der seid ihr. 1.Korinther 3,11ff.

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ir lesen hier deutliche Worte. Sie waren nötig, denn die Gemeinde war gefährdet. Fremde Geister hatten sich eingeschlichen und Spaltungen hervorgebracht. Hässliche Streitereien um Personen waren die Folge. Auch hatte der Sauerteig einer enthusiastischen Gnosisfrömmigkeit begonnen, die korinthische Gemeinde zu durchdringen. Die zersetzende Wirkung war offensichtlich. Denn die Missachtung der gesunden Lehre hat in die Bindungslosigkeit entlassen. Unzucht und Blutschande waren möglich geworden. Der Apostel konnte als Diener Christi und Haushalter über die Geheimnisse Gottes nicht schweigen. Denn neben den Unzuchtsfällen war es auch zur Leugnung der Auferstehung der Toten gekommen. Der Apostel musste Stellung beziehen, denn wer die Auferstehung der Toten leugnet, beraubt die Gemeinde ihrer Hoffnung und stellt die Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi in Frage. Bleibt solche Irrlehre unwidersprochen, ist dem Evangelium das Herzstück geraubt und die Gemeinde wandelt sich in eine ans Diesseits gebundene Religion, die den Begriff der Sünde nicht mehr kennt. So hatte Paulus den Korinthern noch einmal die Auferstehung Jesu Christi und der Toten und die Teilhabe am Reiche Gottes verkündigt.

Hansfrieder Hellenschmidt Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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Aber – und das ist der Ernst seiner Botschaft – niemand wird am Reiche Gottes teilhaben, der in den Sünden der Welt bleibt und sich nicht aus dem Reich der Finsternis ins Reich des Lichts versetzen lässt. Wer mit der Sünde scherzt, verachtet die Langmut Gottes und spielt mit der Gnade. Unweigerlich zieht das leichtsinnige Spiel mit der Sünde das Gericht auf sich. »Oder«, so der Vater der korinthischen Gemeinde, »wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden? Lasst euch nicht irreführen! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, Ehebrecher, Lustknaben, Knabenschänder, Diebe, Geizige, Trunkenbolde, Lästerer oder Räuber werden das Reich Gottes ererben« (1.Korinther 6,9ff.). Die Worte des Apostels treffen auch uns. Korinth ist mitten unter uns. Ein wirres Durcheinander in Lehre und Leben ist in den Kirchen und Gemeinden anzutreffen. Licht und Finsternis mengen sich. Neben dem Bekenntnis »Gott-aus-Gott« geboren steht die Leugnung der Gottessohnschaft. Der Lehre von der Heilsnotwendigkeit des Sühnetodes Jesu Christi wird widersprochen und der falsche Prophet Mohammed erhebt in der christlichen Gemeinde sein Haupt. Dogmen des Glaubens unterliegen den Dogmen des Unglaubens. Unter dem Diktat des Zeitgeistes, der das Stigma der Verschleierung, der Unentschiedenheit und dem Verharren in der Halbwahrheit an sich trägt, kommt es zu keinen Klärungen in der Kirche. Im Zwielicht des »Sowohl-als auch« hat sich vieles verändert. Auf allen Feldern der Lehre und des Lebens in Kirchen und Gemeinden sind Umbrüche zu erkennen. Die Diskussion über die Homosexualität im Allgemeinen und über die homosexuellen Pfarrer und lesbischen Pfarrerinnen im Besonderen zeigt an, wie diffus die Situation geworden ist. Solche und andere Verwerfungen sind möglich geworden, weil an Stelle der Gottesfurcht eine distanzlose Gottes»Faszination« getreten ist. Eine schwärmerische Frömmigkeit und seichte Gotteserkenntnis hat Gott auf Liebe reduziert, die als grenzenlos verstanden wird. Tolerant darf nun ein jeder sein Christsein verwirklichen. Nur ist vergessen, dass die Toleranz einstmals unter dem Gebot der Wahrheitssuche stand. Heute aber ist sie zu einem fröhlichen Würfelspiel verlottert, zu dem AUGUST 2012

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alle eingeladen sind, sich mit heiterem Sinn da- ren die Gläubigen und verderben die Gemeinde. ran zu beteiligen. Dem zu widerstehen, ist nach reformatorischer In den Kirchen, Denominationen, Gruppen Lehre das Leitungsamt u. a. auch gesetzt. Im und Kreisen liegt vieles im Argen. Wo sind nun Augsburger Bekenntnis heißt es: »Nach göttli­ die Hirten, die wie Paulus den Kampf aufneh- chem Recht besteht deshalb das bischöfliche Amt men und sich mühen, das Haus Gottes rein darin, … Lehre zu beurteilen und die Lehre, die zu halten und das Verderben der Irrlehre und gegen das Evangelium ist, zu verwerfen und die des Verrats am Worte Gottes von der Gemein- Gottlosen, deren gottloses Wesen offenkundig ist, de fernzuhalten? Zum Wächter- und Leitungs- aus der christlichen Gemeinde auszuschließen.« dienst Berufene schweigen. Sie haben sich verDer Apostel Paulus hatte sich dem Unwepflichtet, nichts aufkommen zu lassen und alles sen in der korinthischen Gemeinde entgegenzusammenzuhalten. So kommt es dazu, dass gestellt. Zu keiner Zeit hat er verständnisvoll Sünden nicht nur bagatelliund nachsichtig das Evangesiert, sondern auch gerecht- mm Wo sind nun die Hirten, lium und den Inhalt christlifertigt werden. Eine solche cher Lehre im Zwielicht der Haltung, die dem Geist der die wie Paulus den Kampf Unentschiedenheit gelassen Zeit geschuldet ist und kla- aufnehmen und sich müoder das Leben in der Sünre Entscheidungen meidet, hen, das Haus Gottes rein zu de erlaubt. Denn das hieße, missachtet das Wort: »Was das Fundament der Kirche hat das Licht für Gemein- halten und das Verderben willkürlich zu erweitern oder schaft mit der Finsternis? der Irrlehre und des Verrats ihr eine andere Grundlage zu Wie stimmt Christus über- am Worte Gottes von der unterschieben. ein mit Beliar? Oder was für In der Krise ist der Apos­ ein Teil hat der Gläubige mit Gemeinde fernzuhalten? tel ohne Wenn und Aber dem Ungläubigen? Was hat zum Kämpfer des Glaubens der Tempel Gottes gemein mit den Götzen?« geworden. Am Grundbestand biblischer Leh(2.Korinther 6,14ff.) re, zu der das Zeugnis von der Gottheit Jesu Soll die Gemeinde Bestand haben, muss ge- Christi gehört, hat der Apostel nie gerüttelt und schieden werden. Christus und Beliar (Satan), rütteln lassen. Denn auf diesem gottheitlichen Licht und Finsternis, Halbwahrheit und Wahr- Christus gründet und erfüllt sich die ganze neuheit gehen nicht zusammen. Auch in der Kirche testamentliche Botschaft. Eindringlich wird die kann die Wahrheit nur eine sein. Eine zweifache korinthische Gemeinde ermahnt: »Einen anWahrheit gibt es nicht. Das christologische Be- dern Grund kann niemand legen als den, der kenntnis: »Wir glauben … an den einen Herrn gelegt ist, welcher ist Jesus Christus« (1.KorinJesus Christus … Gott von Gott, Licht vom ther 3,11). Allein auf diesem Grund kann die Licht, wahrer Gott vom wahren Gott«, verträgt Gemeinde Gemeinde Jesu Christi sein. Wer aber sich nicht mit der Irrlehre: Jesus von Nazareth sein Leitungsamt in Kirche und Gemeinde nicht sei nichts anderes gewesen als ein Geschöpf ernst nimmt, die Lehre des Wortes nicht rein Gottes, aus dem Nichts vor der Zeit erschaffen. hält, die Bekenntnisse vernachlässigt, auf die Von dem Presbyter Arius (gest. 336) einst in die Gebote Gottes nicht achtet und, wie in Korinth, Christenheit eingeschleust, hat diese Irrlehre bis der Unzucht freien Lauf lässt, der übt das Amt auf den heutigen Tag ihre Anhänger. Der glau- eines Hirten nicht recht aus und verdirbt die benden Gemeinde ist es ein schweres und nicht Gemeinde. hinnehmbares Ärgernis, dass in der Kirche die Die Verderbnis der Gemeinde, die aus dem Gottheit Jesu Christi nicht selbstverständlich Ungehorsam zum geoffenbarten Wort resulanerkannt ist und die Dreieinigkeitslehre: Gott, tiert, stand dem Apostel vor Augen. Die Korinder Vater; Gott, der Sohn und Gott, der Heili- ther standen in der Gefahr, durch falsche Lehre ge Geist, scheinbar dem Zufall einer Pro- und und Duldung der Unzuchtsünde ihre Berufung, Kontraentscheidung überlassen wird. Tempel Gottes zu sein, zu verlieren. Aber gerade Was hier geschieht, sind keine Bagatellen. dazu hatte sie Gott gesetzt, dass sie Ort seiner Wer auch immer in der Kirche die Gottheit Jesu Gegenwart auf Erden sei, ein heiliger Ort, ein Christi leugnet und die Heilsnotwendigkeit sei- Niederschlag der Ewigkeit in der Zeit. In der nes Sühnetodes bestreitet, ist ein Irrlehrer. Nach Gemeinde will das Reich Gottes Gestalt gewinder Ordnung des Augsburger Bekenntnisses nen und durch ihre Arbeit in die Welt hineinwirmuss er durch den Bischof ebenso ausgeschlos- ken. Frucht für das Reich Gottes soll sie wirken, sen werden, wie auch der, der unbußfertig in der denn dazu hat sie Gott durch seinen Sohn beSünde verharrt, denn solche Missstände verwir- rufen. Über ihr steht das apostolische Zeugnis: Informationsbrief 273

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»Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht« (1.Petrus 2,9). Haben die Kirche und die Gemeinde Repräsentantin und Botschafterin des Reiches Gottes zu sein, haben die, die in das Amt der Leitung berufen sind, darauf zu achten, dass in der Kirche allein Gottes Wort (die Primärstruktur) die Herrschaft hat und alles regiert und auch den Kirchenordnungen und dem Kirchenrecht (Sekundärstrukturen) die Regel gibt. Die Kirchenordnungen müssen sich dem Wort der Bibel unterordnen. Sie sollen vor allem dazu helfen, dass die Predigt, die Feier der Sakramente und der Dienst der Liebe am Nächsten frei und ungehindert geübt und vollzogen werden kann. Nun haben sich aber die Sekundärstrukturen über die Primärstrukturen erhoben und Ordnungen geschaffen, die die Gemeinde entmündigen und das Amt der Lehre und der Verkündigung bevormunden und einengen. Es wird Macht geübt und Einfluss genommen. Selbst Mehrheitsentscheidungen, die der Bibel und den Bekenntnissen zuwider sind, werden zu Anweisungen für das kirchliche Leben und Handeln. Solchen Weisungen, die nichtig sind, darf die Gemeinde nicht folgen, will sie nicht Schaden nehmen. Dass Gottes Wort nur zu oft einer Geringschätzung unterliegt, zeigt u. a. eine Investitur in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bayerns. Unter der Leitung eines Dekans, der einen Pfarrer in sein Amt einzuführen hatte, war ein muslimischer Religionslehrer an der Segnung des Pfarrers mit Handauflegung beteiligt (vgl. Meldung auf Seite 25). Es ist unbegreiflich und nicht hinnehmbar, dass der Vertreter einer antichristlichen und antisemitischen Religion sich an der Investitur eines Dieners der Kirche mit Handauflegung und einem nichtchristlichen Segenswort beteiligen darf. Immer selbstverständlicher und dreister kommt es in der Kirche und an anderen Orten zu Handlungen, die Gottes Wort unterlaufen und die Gemeinde verwirren. Aus diesem und keinem anderen Grund musste der Apostel Paulus in Korinth denen so scharf entgegengetreten, die der Gemeinde zum Anstoß geworden waren. Ein heiliger Ernst schwingt in seinen Worten: »Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben, denn der Tempel Gottes ist heilig.« Hat die Gemeinde den Betrug falscher Lehre und die Anmaßung willkürlicher Setzungen erkannt, darf sie nicht schweigen. Sie muss sich gegen falsche Lehren und die Überfremdung 8

durch einen fremden Geist wehren. Auch ihr gelten die Worte des Apostels Paulus: »Predige das Wort, steh dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre. Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihren eigenen Gelüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken, und werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zukehren. Du aber sei nüchtern in allen Dingen, leide willig, tu das Werk eines Predigers des Evangeliums, richte dein Amt redlich aus« (1.Timotheus 2,4f.). Man darf hier nicht außer Acht lassen, dass nach reformatorischem Verständnis auch die Gemeinde dafür verantwortlich ist, was in der Kirche gelehrt, von den Kirchenleitungen und in den Synoden beschlossen und wie das Leben in der Gemeinde gestaltet wird. Es ist höchste Zeit, dass die Gemeinde ihre Mitverantwortung wahrnimmt und dem Geist der Verwirrung mit dem Zeugnis der Bibel widersteht. Die Prüfung der Geister ist dringend geboten. Was zu beklagen ist, sind keine nichtigen Dinge, denn ihre zersetzenden Wirkungen sind in den Kirchen und Gemeinden nicht mehr zu übersehen. Die Missstände dürfen nicht bagatellisiert werden. Es gilt einzuhalten und falsch eingeschlagene Wege nicht weiterzugehen. Gottes Wort ruft alle auf, die Hirten und die Gemeinden, umzukehren und der in der Schrift vorgegebenen Wahrheit die Ehre zu geben und den Gehorsam des Glaubens anzunehmen. Kommt es nicht dazu und geht es weiter wie gehabt, ist dem zwiespältigen Geist, der verschleiert und verführt, weiterhin Tür und Tor geöffnet. Wer nun das Wort des Apostels Paulus in den Wind schlägt und zornig um sich schlägt, wenn er ermahnt wird, sehe zu, dass ihm nicht das widerfährt, was der Apostel an die Korinther geschrieben hat: »Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben, denn der Tempel Gottes ist heilig.« Keiner sollte den Ernst dieser Worte verachten und auf die leichte Schulter nehmen. Denn Gott wacht über seinem »Tempel«. Gott ist ein heiliger und gerechter Gott. Segen, auch das Gericht, »dahingegeben« zu sein, gehen von ihm aus. Die angefochtene Gemeinde darf aber wissen, dass sich Christus ihrer annehmen wird. Trotz des rauhen Windes, der sie umweht, wird er sie mit seinem Wort und durch seinen Heiligen Geist leiten und dem verheißenen Ziel zuführen, denn seine Zusage gilt: »Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohl gefallen, euch das Reich zu geben« (Lukas 12,32). W AUGUST 2012

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Bekenntnisfrage oder »nur« Ordnungsfrage? Reinhard Slenczka

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n den derzeit laufenden kirchenpolitischen Auseinandersetzungen tauchen immer wieder theologische Fachausdrücke auf, die ein großes Gewicht haben. Sie werden allerdings mit einer auffallenden Willkür verwendet, um bestimmten Zwecken zu dienen. Ihre Bedeutung scheint jedoch keineswegs klar zu sein. In manchen Fällen soll wohl auch durch Unklarheit Widerspruch vermieden werden. Um ein paar Beispiele anzudeuten: 1. Da ist von einem »magnus consensus« (»einer großen Einmütigkeit«) die Rede, wenn es um Entscheidungen auf der Gemeindeebene über das Zusammenleben eingetragener gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in Pfarrhäusern geht. Dabei richtet sich die entscheidende Frage nicht auf die Übereinstimmung mit dem Wort Gottes, sondern auf die »Akzeptanz am Ort«. Gleichzeitig wird betont, dabei handele es sich nicht um eine Bekenntnisfrage, die kirchentrennend wäre, sondern um eine Ordnungsfrage. Um den zu erwartenden Protesten zu entgehen, erscheinen daher in dem neuen »Pfarrer­ dienstgesetz« der EKD § 39 die Hinweise auf eine »eingetragene Lebenspartnerschaft« nicht in dem ohnehin verschwommen formulierten Gesetzestext selbst, sondern in der »Begründung« dazu. Das evangelische Pfarrhaus wird so in seinen tragenden Grundlagen kirchenamtlich demontiert. Bei dem »magnus consensus« nach Artikel I des Augsburgischen Bekenntnisses von 1530 geht es eindeutig um die Übereinstimmung mit der unveränderlichen kirchlichen Lehre und Verkündigung auf dem Grund der Apostel und Propheten (Epheser 2,20), die seit den Anfängen bis zur Wiederkunft Jesu Christi gelten.

Reinhard Slenczka Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 Informationsbrief 273

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»Ordnungen« sind von Menschen eingesetzte Traditionen, die zwar vom Bekenntnis zu unterscheiden, jedoch nicht zu trennen sind. Sie müssen nicht überall gleich sein; aber sie dürfen Schrift und Bekenntnis nicht widersprechen, sonst handelt es sich um Missstände und Missbrauch.1 Ordnungen sind also in der Kirche und im Leben eines Christen keineswegs gleichgültig und beliebig. Unser Herr warnt seine Gemeinde vor den »Wölfen im Schafspelz«: »An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.« Und er droht den Leitern der Gemeinden: »Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!« (Matthäus 7,15–23) 2. Es ist von »seelsorgerlich begründeter Ausnah­ me« die Rede, indem damit behauptet wird, dass die Übertretung bestimmter göttlicher Gebote und Weisungen »keine Sünde« mehr sei. Dies mag zwar eine in der öffentlichen Meinung herrschende und gesetzlich festgeschriebene Auffassung sein. Doch woher will man in der Kirche wissen, dass der ewige Gott seine Gebote geändert und die damit verbundenen zeitlichen und ewigen Straffolgen aufgehoben hat? »Oder wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden?« (1.Korinther 6,9f.; Galater 5,21; Römer 1,18–32) Die seelsorgerliche Aufgabe ist doch gerade, den Sünder zu Umkehr und Vergebung im Namen Jesu Christi zu rufen, nicht aber ihn in der Sünde stecken zu lassen. Nicht die Sünde, sondern der Sünder soll gerechtfertigt werden. 3. Vom Rat der EKD wird in seiner Erklärung vom 20. Juni 1991 die Kritik (!!) an der Frauen­ ordination mit Exkommunikation (»… verlässt daher den Boden der evangelischen Kirche«) und Lehrverurteilung (»… verlässt den Boden der in der evangelischen Kirche geltenden Leh­ re«) belegt. Die Frauenordination wird also als 9


Bekenntnisfrage, nicht als Ordnungsfrage aufgefasst. Dass sie bis heute in den Gemeinden, aber auch zwischen den Kirchen als neuer kirchentrennender Faktor wirkt, kann wohl niemand bestreiten. Wenn das Bekenntnis Grund und Inhalt des Glaubens betrifft, dann ist, ganz unabhängig von der Beurteilung, der bis heute noch umstrittenen Frauenordination die Frage, woher solche neuen Glaubensinhalte kommen sollen. 4. Schließlich wurden oder werden in den Grundartikeln verschiedener Landeskirchen höchst umstrittene, weil theologisch falsche Ergänzungen zudem am falschen Ort eingefügt mit Äußerungen zu dem Verhältnis von Juden und Christen.2 Diese Grundartikel enthalten die Grundlagen, durch die Kirche Kirche ist und ohne die Kirche aufhört, Kirche zu sein. Sie enthalten also, inhaltlich bestimmt durch die Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments sowie durch die altkirchlichen und reformatorischen Bekenntnisse, den »magnus consensus« der christlichen Kirche. Die geltende Grundlage des kirchlichen Bekenntnisses wird aber nun verändert. Dabei geht es überhaupt nicht um das heilsgeschichtliche Verhältnis Kirche – Israel, wie es uns in Gottes Wort der Heiligen Schrift erschlossen ist, sondern um das politische Verhältnis von Deutschen und Juden auf dem Hintergrund der schrecklichen Folgen nationalsozialistischer Rassentheorien. Hier liegt also eine Veränderung der kirchlichen Bekenntnisgrundlage durch gesellschaftspolitische Forderungen vor. Im Übrigen: Grundartikel sind in Verfassungen Grundlage, nicht Gegenstand der Verfassung. Daher handelt es sich hier nicht einfach um eine Verfassungsänderung, sondern um eine Änderung der Grundlagen kirchlicher Gemeinschaft. Dazu hat eine Synode überhaupt kein Recht, da sie unter den Grundartikeln steht und nicht neue Glaubensartikel willkürlich beschließen und für verbindlich erklären darf. Alle hier erwähnten Fälle haben eine gemeinsame Ursache, die darin besteht, dass aktuelle gesellschaftspolitische Forderungen in die Kirche eingetragen werden bzw. auf der Basis kirchlicher Instanzen öffentlich durchgesetzt werden. In aller Regel kommt es durch solche Beschlüsse und Entscheidungen zu erheblichen Konflikten und schließlich zur Trennung nicht nur innerhalb der Kirche, sondern auch zwischen Kirchen. In allen diesen Fällen wird ein bestehender gesamtkirchlicher Konsens gebrochen, indem gesellschaftspolitische Konsensforderungen aufgenommen werden. Auf die empörenden inner10

und zwischenkirchlichen Begleiterscheinungen, mit denen solche Beschlüsse erzwungen und durchgesetzt werden, soll hier besser nicht eingegangen werden. Angesichts dieser Situation ist zu bedenken: Was ist eigentlich eine Bekenntnisfrage, also ein Fall, bei dem es um das Bekenntnis der Kirche geht: »casus confessionis« (»ein Fall des Bekennt­ nisses«)? Ein paar Hinweise mögen zur Klärung und zum Verständnis dienen.

Was ist Bekenntnis? Grundlegend für alles, was in der christlichen Kirche Bekenntnis ist und sein kann, ist das Wort Jesu vom Bekennen und Verleugnen oder sich schämen. Es findet sich sechsmal ausführlich und weiter in vielen Anspielungen im Neuen Testament: »Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater« (Matthäus 10,32–33; Markus 8,34–38; Lukas 9,26; 12,8; 2.Timotheus 2,11–13). Das Wort »bekennen« ist hier ein Gerichtsterminus und bezieht sich auf die Anklage sowohl gegenüber dem Gericht der öffentlichen Meinung oder staatlicher Rechtsprechung, also der Menschen oder der Gesellschaft, auf der einen Seite und vor dem Gericht Gottes und der Rettung daraus durch den Glauben an Jesus Christus auf der anderen Seite. Das ist ein unaufhebbarer Gegensatz von Kirche und Welt. In diesem Gegensatz befindet sich auch jeder Christ, der mit dem Empfang der Taufe in der Spannung zwischen dem alten Menschen im Fleisch der Sünde und dem neuen Menschen nach dem Geist Gottes existiert (Römer 6–8). Jeder Christ erfährt auch in seinem Gewissen den Widerstreit zwischen dem Gesetz der Sünde und dem Gesetz Gottes (Römer 7,18–23). In diesem Gewissensstreit liegt auch die Ursache für die Schärfe und den Schmerz in diesen Auseinandersetzungen: »… die Gedanken, die einander anklagen oder auch entschuldigen« (Römer 2,15). Der Inhalt des Bekenntnisses ist: »Herr ist Je­ sus« (1.Korinther 12,1–3), Jesus ist Gott; ich bin ein Christ und gehöre zu ihm. Dieses Bekenntnis ist Wirkung und Manifestation des Heiligen Geistes, Offenbarung Gottes, des Vaters (Matthäus 16,17). Es ist also nicht eine Meinung oder Erfindung von Theologen. Für das »Verleugnen« haben wir Petrus als Beispiel im Hof des Hohenpriesters: »Ich kenne den Menschen nicht« (Matthäus 26,72pp.). AUGUST 2012

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Bekanntlich wird das Wortfeld Bekennen, Bekenntnis und Leugnen, Verleugnen im öffentlichen Leben sehr häufig in allen möglichen Zusammenhängen verwendet und zwar gerade dann, wenn es um Übereinstimmung und Differenz im gesellschaftspolitischen Zusammenleben geht. Zumal im politischen Leben werden auch heute ständig Bekenntnisse gefordert und abgelegt. Kirchliche Amtsträger und Instanzen sind daran eifrig beteiligt. Ebenso wird Leugnung und Verleugnung öffentlich geächtet und kann unter Umständen auch gerichtlich bestraft werden. Dies ist in umfassendem Sinne das Gericht der öffentlichen oder auch veröffentlichten Meinung, das von einer unbarmherzigen Unerbittlichkeit ist, unabhängig davon, ob es zu Recht oder zu Unrecht besteht. Bei sämtlichen angeführten Beispielen geht es um solche Fälle, in denen die Forderungen der öffentlichen Meinung bis hin zur staatlichen Gesetzgebung im Widerspruch zum Wort Gottes nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift stehen. An dieser Stelle bricht die eigentliche Bekenntnisfrage auf.

Was ist ein »Bekenntnisfall«?3 Nach Verständnis und Aufgabe der zu den lutherischen Bekenntnisschriften gehörenden Konkordienformel von 1577 geht es bei dem »Bekenntnisstand« (»casus confessionis«) insgesamt darum, die Bekenntnisgemeinschaft festzuhalten oder auch wieder herzustellen, wo sie bedroht oder auch zerbrochen ist. Dies aber geschieht nicht in einem Fortschreiten zu einer erhofften Einheit, sondern in der Rückkehr zu der einen Wahrheit im katholischen, d. h. gesamtchristlichen »magnus consensus«. Nicht die Einheit ist die Wahrheit, sondern die Wahrheit schafft die Einheit. Schrift und Bekenntnis sind die gemeinsam anerkannten Grundlagen. Man muss hier sehen, was im Protestantismus weithin vergessen ist: Lehrentscheidung betrifft immer die Unterscheidung und Entscheidung zwischen rechter und falscher Lehre. »Neuerung« (»neoterismos«, »novitas«) ist seit jeher die Bezeichnung für Irrlehre, durch die der »magnus consensus« aufgegeben und die christliche Gemeinschaft zerbrochen wird. Das wird heute meistens völlig übersehen, und man fragt dann ständig nur nach dem, was neu ist, was die Situation fordert und was zeitgemäß ist. Geschichtliche Veränderungen und politische Forderungen werden dann zur bestimmenden Norm, die durch kirchenpolitische Mehrheiten angenommen und durchgesetzt Informationsbrief 273

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werden. Hier liegt ein Grundfehler und eine ständige Anfechtung protestantischer Theologie und Kirche – früher wie heute! So kann man zusammenfassend formulieren: Bei dem »Bekenntnisfall« geht es im rechten Verständnis immer darum, den Konsens auf der Grundlage von Schrift und Bekenntnis wiederherzustellen, wo er zerbrochen oder gefährdet ist. Bekenntnis heißt und ist daher ganz praktisch: »bleiben in der Wahrheit, die Christus ist« (Johannes 15,1–8; 11,6; Apostelgeschichte 2,42; 1.Johannes 2,1–6; 4,11–21 u. a.). Fortschritt in diesem Zusammenhang wäre Abfall; richtig allein ist Umkehr. Was heute in protestantischen Kirchen geschieht, ist genau das Gegenteil: Der »magnus consensus« in der Kirche und zwischen den Kirchen wird fortlaufend aufgehoben und zerbrochen.

Das an das Wort Gottes gebundene Gewissen Die Beunruhigung und Empörung in den Gemeinden, die durch ständig neue kirchenamtliche Erklärungen und Entscheidungen ausgelöst wird, ist nicht zu übersehen, auch wenn die meisten Proteste und Gegenargumente einfach verdrängt werden. Man muss wohl sagen, dass Gemeinden und viele Pfarrer von einer tiefen Resignation ergriffen sind. Sie fühlen wohl den Widerspruch zum Wort Gottes. Sie spüren auch an manchen Gottesdiensten, dass andere Inhalte und Formen eindringen. Die amtliche Klage über mangelnden Gottesdienstbesuch ist laut. Dass es auch eine schweigende Abwendung von falscher Lehre und falschem Lebenszeugnis gibt, wird wohl übersehen. So lehrt der Apostel: »Die Hauptsumme aller Unterweisung aber ist Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungefärbtem Glauben« (1.Timotheus 1,5). Glaube ist nicht einfach die Annahme von und Zustimmung zu kirchenamtlichen Beschlüssen und Ordnungen, vielmehr füllt und bewegt er Herz und Gewissen. Was aber geht in den Herzen von Menschen vor, die in ihrem Glauben unsicher gemacht werden, die das Vertrauen auf geistliche Leitung nach göttlicher Weisung verlieren und denen auf diese Weise der »einzige Trost im Le­ ben und im Sterben« genommen wird. Damit ist ein schlimmer, jedoch leider nur zu weit verbreiteter Zustand von vielen Christen berührt. Das Gewissen aber ist der Ort, an dem sich für jeden Menschen das Gericht Gottes in Anklage und Verteidigung vollzieht (Römer 2,11–16). Der tiefere und ursprüngliche Sinn von Gewissensschutz nach seinem biblischen Ursprung 11


liegt darin, dass Menschen nicht in ihrem Ver- zelnen Christen nicht zum Schweigen gebracht trauen auf das Heil in Christus in Zweifel ge- werden kann. bracht werden sollen. Denn: »Was aber nicht Die Anpassung an die Welt ist eine ständige aus dem Glauben kommt, das ist Sünde« (Rö- Versuchung der Kirche, auch heute. Gerade desmer 14,23). halb mag es gut sein, an Beispiele zu erinnern, Unser Herr hat dies sogar noch viel schär- wo und wie von der christlichen Kirche gesellfer ausgedrückt, wenn er auf den Kinderglau- schaftliche Verantwortung nach dem Wort Gotben verweist: »Wer aber einen tes wahrgenommen wird. Dadieser Kleinen, die an mich mm Das geschriebene m bei geht es keineswegs nur um glauben, zum Abfall verführt, Beschlüsse kirchlicher Gremien, Wort Gottes kann niefür den wäre es besser, dass sondern um das Lebenszeugnis ein Mühlstein an seinen Hals mand ändern. Sämtliche jedes Christen, das seinem Begehängt und er ersäuft würde Beschlüsse, die nicht mit kenntnis entsprechen muss, zuim Meer, wo es am tiefsten mal bei den Leitern und Lehrern ist. Weh der Welt der Verfüh- Schrift und Bekenntnis der Gemeinde (Matthäus 7,21; rungen wegen! Es müssen ja übereinstimmen, sind 1.Timotheus 3; Titus 1,5–9). Verführungen kommen; doch ungültig, auch wenn sie Lehre und Leben, Bekenntnis weh dem Menschen, der zum und Ordnung sind wohl voneiAbfall verführt!« (Matthäus mit hundertprozentiger nander zu unterscheiden, jedoch 18,6–7pp.) Mehrheit angenommen nicht zu trennen.4 Den tiefen Ernst dieser wurden. Vor allem: m Die wahre Kirche hat seit Weisungen muss man sich einden ersten Jahrhunderten nach mal deutlich machen: Es geht Es ruht kein Segen darauf! dem Wort Gottes erklärt und darum, dass Christen von bebezeugt, dass Abtreibung, Ehestimmten Gruppen in der Gemeinde verführt bruch, Ehescheidung, Konkubinat (»Ehe ohne oder gar gezwungen werden, etwas hinzuneh- Trauschein«), »widernatürliche sexuelle Beziemen und zu tun, von dem sie wissen, dass es hungen« (Römer 1,26) nicht vereinbar sind mit gegen Gottes Wort und Willen ist. Dabei ist dem Willen und Gebot Gottes. Im 16. Jahrhundringend auch an die ganz praktischen Folgen dert wurde eine verbindliche Formpflicht für die für die Erziehung und Gewissensbildung der Eheschließung eingeführt, und dies geschah aus nachwachsenden Generation zu denken. dem ganz praktischen Grund, weil die von den Männern und Vätern verlassenen Frauen (heute: Stellt euch nicht dieser Welt gleich »Alleinerziehende«) den Behörden eine große finanzielle Last für die Versorgung aufbürdeten. … sondern ändert euch durch Erneuerung Im Kirchenkampf während des Dritten Reichs eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Got­ haben die »Bekenntnissynoden« eine ganze Reihe tes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige von vorbildlichen Erklärungen abgegeben und und Vollkommene (Römer 12,2). Beschlüsse gefasst, z. B. gegen die Tötung von Es ist menschlich verständlich, dass wir die- lebensunwertem Leben oder von Menschen ansem oft schmerzlichen Widerstreit ausweichen derer Rasse sowie gegen Ehebruch, Ehescheiwollen, indem sich die Kirchenleitung bemüht, dung und außerehelichem Geschlechtsverkehr, »zeitgemäß« und »volksnah« zu sein und indem zumal bei kirchlichen Amtsträgern. Hier kann Christen nicht Außenseiter sein, aber auch nie- man sehen und lernen, wie von der wahren mand ausgrenzen wollen und dann das tun und Kirche die Verantwortung für die von Gott gegelten lassen, was alle tun. Mehrheiten treten stiftete und durch sein Gebot vor menschlicher dann in Lehre und Leben an die Stelle von Selbstzerstörung geschützte Ehe wahrgenomWahrheit und Glaubensgehorsam. men wird. Wie aber steht es heute mit Lehre Nun kann man wohl und muss sicher auch und Leben der christlichen Gemeinde im Spieum Beschlüsse und Richtungen in der Kirche gel dieser Gesellschaftsverantwortung, zumal streiten. Das geschriebene Wort Gottes jedoch für die »Außenstehenden« (Matthäus 5,14–16; kann niemand ändern. Ja, auch sämtliche Be- 1.Timotheus 3,7)? schlüsse, die nicht mit Schrift und Bekenntnis übereinstimmen, sind ungültig, auch wenn sie Zusammenfassung mit hundertprozentiger Mehrheit angenommen wurden. Vor allem: Es ruht kein Segen darauf! 1. Von einem »Bekenntnisfall« (»casus confessio­ Ganz praktisch bedeutet dies auch, dass der Wi- nis«), kann nur dann die Rede sein, wenn es um derstreit in der Kirche und im Gewissen der ein- das Heil in Christus geht, also um den Glauben, 12

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Im Kirchenkampf während des Dritten Reichs haben die »Bekenntnissynoden« eine ganze Reihe von vorbildlichen Erklärungen abgegeben und Beschlüsse gefasst, wie die von Karl Barth entworfene »Barmer Theologische Erklärung«. Der Abbildungsausschnitt zeigt die Handschrift von Karl Barth. der darin besteht und davon getragen wird. Das betrifft ebenso die Gemeinschaft unter Christen wie zwischen den Kirchen. Der Glaube, der aus der Offenbarung Gottes kommt und durch den Heiligen Geist gewirkt wird, kann nicht durch menschliche Forderungen und Behauptungen verändert werden. Das Lehramt aber liegt nicht bei kirchenamtlichen Mehrheiten, sondern allein bei Schrift und Bekenntnis. 2. Ordnungsfragen sind zwar vom Bekenntnis zu unterscheiden, sofern es sich dabei um menschliche Traditionen handelt, die jedoch nicht heilsnotwendig sind, deren Anerkennung daher auch nicht gefordert oder gar erzwungen werden kann. Ordnungsfragen sind jedoch nicht vom Bekenntnis zu trennen insofern es dabei um den Gehorsam gegen Gottes Gebot und Weisung geht. Wo dem widersprochen wird, gilt: »Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen« (Apostelgeschichte 4,19; 5,29). 3. Die Bekenntnisfrage ist immer eine Gewis­ sensfrage. Wenn das Bekenntnis geändert wird,

wie es in allen erwähnten Fällen geschehen ist, sind Gewissen betroffen. Sie werden verunsichert und verführt in ihrem Glaubensgehorsam und in der Bindung an ihren Herrn und sein Wort. Das ist das Schlimmste, was in der Kirche geschehen kann. Hier hat »die Kirche aufgehört, Kirche zu sein«.5 Zum Schluss eine Erinnerung an Luthers Kleinen Katechismus, Auslegung der ersten Bitte: »Geheiligt werde dein Name.« Was ist das? Gottes Name ist zwar an sich selbst heilig; aber wir bitten in diesem Gebet, dass er auch bei uns heilig werde. Wie geschieht das? Wo das Wort Gottes lauter und rein gelehrt wird und wir auch heilig, als die Kinder Gottes, da­ nach leben. Dazu hilf uns, lieber Vater im Him­ mel. Wer aber anders lehrt und lebt, als das Wort Got­ tes lehrt, der entheiligt unter uns den Namen Gottes. Davor behüte uns, himmlischer Vater. W

1 Im Augsburgischen Bekenntnis ist dies im Artikel VII »Von der Kirche« sowie in dem zweiten Teil mit den Artikeln XXII– XVIII über die beseitigten Missstände in der Kirche, die im Widerspruch zum Wort Gottes stehen, ausgeführt. 2 Dazu: R. Slenczka, Dem Namen Gottes Ehre geben. Theologische Erwägungen zum Verhältnis Juden – Christen, in: Korrespondenzblatt des Pfarrer-und Pfarrerinnenvereins in der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern, Nr. 4, April 2009, 124. Jg., S. 57–62. 3 Das damit bezeichnete Problem wird in der Lutherischen Bekenntnisschrift der »Konkordienformel« (»Formula Concordiae«) von 1577 im Artikel X »Von Kirchengebräuchen, die man Adiaphora oder Mittelding nennet« behandelt. 4 Nachweise und Belege: R. Slenczka, Der Mensch – von Gott zur Ehe geschaffen! in: K. H. Kandler (Hg.), Das Bekenntnis der Kirche zu Fragen von Ehe und Kirche (Lutherisch glauben, Schriftenreihe des Lutherischen Einigungswerkes, Heft 6), Neuendettelsau 2011, S. 15–38. 5 Präambel der Theologischen Erklärung der ersten Bekenntnissynode von Barmen 1934. Informationsbrief 273

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Entweder –– oder Zur Kontroverse in der EKD über »die Freiheit des Glaubens und die Einheit der Kirche« Hans Lachenmann

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ie Anmerkung zu einem Paragraphen des neuen Pfarrerdienstgesetzes der EKD hat eine Kontroverse ausgelöst, die über den ursprünglichen Anlass weit hinausgeht. In Paragraph 39 mit der Überschrift »Ehe und Familie« werden gleichzeitig »Ehe« und »familiäres Zusammenleben« genannt. Aus der Anmerkung erfährt der Leser, dass die Bestimmungen des Gesetzes auch gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften betreffen. Dieser von der EKD-Synode einstimmig verabschiedete Satz erwies sich bald als ein die Einheit der EKD bedrohender »Sprengsatz«. Was hier vor sich geht, lässt sich am Beispiel der Kontinentalverschiebung verstehen. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg entdeckte Alfred Wegener die »Kontinentalverschiebung«: Aus dem Urkontinent Pangäa sind in einem langen Prozess die heutigen Kontinente entstanden, erkennbar an den wie in einem Puzzle zueinander passenden Küstenlinien des amerikanischen und eurasischen Kontinents. Was vor 150 Millionen Jahren unserer Erdgeschichte geschah, wiederholt sich heute in einem völlig anderen, nämlich religiös-kulturellen Bereich der westlichen Welt, aktuell in der EKD. Nach Jahren und Jahrzehnten der Spannungen und Konflikte in der EKD, in denen Klarsichtige einen latenten Kirchenkampf erkannten, jedoch die Einheit mit Formeln wie »Mit Spannungen leben« noch erhalten werden konnte, entdecken sich heute die Konfliktparteien auf verschiedenen, auseinander driftenden Kontinenten. Kirchenleitungen, die Einheit und Bestand unter allen Umständen erhalten wollen, sehen sich plötzlich in einem hoffnungslosen Spagat über den auseinander driftenden Schollen.

Hans Lachenmann Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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Dass der Konflikt durch kluge Kompromisse nicht zu managen ist, zeigt sich an vier Stellen, die im Fokus der sieben aktuellen Grundaussagen des gemeinsamen Zeugnisses stehen: Menschenbild – Bibel – Ordnung – Freiheit.

Menschenbild Die beiden ersten »Grundaussagen des christlichen Glaubens« (in »Für die Freiheit des Glaubens und die Einheit der Kirche«, August 2011, www.ksbb-bayern.de oder www.bb-baden.de) beginnen mit dem Thema »Ehe«. Hier ist der Ausgangspunkt der gegenwärtigen Kontroverse. Die Grundaussagen verteidigen mit dem Institut der Ehe zugleich Gottes Schöpfungsordnung und das biblische Menschenbild. In der polaren Zuordnung von Mann und Frau zeigt sich der Mensch als der Ergänzung durch das andere Geschlecht bedürftiges Wesen, das Spiegelbild unseres Angewiesenseins auf die Liebe Gottes. So ist der Mensch Gottes Ebenbild. Gerade so ist er gesegnet und beauftragt, die Erde zu bauen und zu bewahren. Gleichzeitig wird als »falsche Lehre« die Gleichstellung der Ehe mit anderen »Lebensformen« abgelehnt. Denn hier befindet man sich schon – auch wenn man es noch nicht bemerkt – auf dem anderen »Kontinent«, wo andere Gesetze gelten. Der Mensch ist nun das autonome und autarke Wesen, das sich selbst in Freiheit verwirklicht. Männer und Frauen sind nicht nur gleichberechtigt, sie werden völlig »gleichgestellt«. Toleranz und Antidiskriminierungsgebot werden oberstes moralisches Prinzip. Deshalb muss die völlige rechtliche Gleichstellung von Ehe und »Homoehe« erkämpft werden. Die »wissenschaftlichen« Begründungen widersprechen sich jedoch: Bei den Schwulen- und Lesbenverbänden gilt Homosexualität als eine unveränderbare Identität, in der radikal-feministischen Gender-Mainstreaming-Perspektive jedoch ist Sexualität ein soziales Konstrukt. Aus starren »Stereotypen« endlich befreit, steht dem Menschen Sexualität in allen Variationen zur Wahl. Das lebensnahe biblische Menschenbild und die abstrakten in sich selbst widersprüchlichen AUGUST 2012

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Konstrukte der Gegenseite können nicht gleichzeitig gelten. Entweder – oder.

Bibel Was sagt dazu die Bibel, die Heilige Schrift der Kirche? Die vierte Grundaussage zum christlichen Glauben »Bibel und Bibelauslegung« beginnt mit dem Satz: »Der Glaube bekennt und bezeugt, dass der Wille Gottes aus der ›Heiligen Schrift‹ im Hören auf deren Gesamtzeugnis zu vernehmen ist.« Die Bibel ist eine Sammlung von Glaubenszeugnissen aus vielen Jahrhunderten und von verschiedenem Gewicht. Was sie zusammenbindet, ist das »Gesamtzeugnis« des Schöpfungs- und Rettungshandelns Gottes an Israel und der Welt. In diesem Zusammenhang verstanden hilft die Bibel zum »Hören« auf den »Willen Gottes«. Die Bibel ist deshalb kein Koran, sondern eine Membran, durch die hindurch die Stimme zu uns dringt, in der wir den gegenwärtigen »Willen Gottes« mit uns vernehmen. Homosexualität ist in ihr kein Hauptthema. Wo sie auftaucht, erscheint sie jedoch immer als eine abzulehnende Lebensweise. Sie ist vor Gottes Heiligkeit ein »Gräuel«. Was bei uns als »Homophobie« pathologisiert und kriminalisiert wird, gehört in der Bibel zum »Immunsystem« des Menschen: die Schamgrenze, die Gewissensgrenze und nun mit dem »Gräuel« die Ekelgrenze. Sie sollen den gefährdeten Menschen vor den Verderbensmächten schützen. Das gewichtigste Zeugnis zum Thema Homosexualität finden wir im ersten Kapitel des Römerbriefes (Römer 1,26f.). Sein Thema ist die Offenbarung des Zornes Gottes über alles gottlose Wesen mit der Folge: »Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer« (Römer 3,10). Alle Menschen stehen unter Gottes Zorn. Der Apostel gibt hier Zeugnis von dem, was ihm selbst widerfuhr, als sich ihm Christus offenbarte. Es ist der tödliche Riss, der für den Eiferer um das Gesetz bedeutet, dass sich das Licht der Herrlichkeit Gottes in das verzehrende Feuer des Zorns verkehrt. In allen Menschen wiederholt sich diese Verkehrung als Folge der Verkehrung der Anbetung Gottes in die Anbetung der Kreatur. Als notwendige Folge nennt Paulus zuerst die Verkehrung der Verbindung von Mann und Frau von 1.Mose 1. Aus dem »natürlichen Brauch« – gemeint ist der Geschlechtsverkehr – wird der »unnatürliche Brauch« – gemeint ist praktizierte Homosexualität. Paulus spricht hier von »Schande« und den konkreten Folgen dieser »Verirrung« am eigenen Leib. Für homosexuell lebende Menschen ist das schwer zu verkraften. Sie sollten aber erkennen, Informationsbrief 273

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dass das keine »Diskriminierung« bedeutet, denn sie bleiben in der Solidarität der Sünder und in der Solidarität derer, denen die Hauptsache gilt: die von Paulus bezeugte Offenbarung der versöhnenden Macht Gottes in Christus. Sie hat sich dem Apostel offenbart als eine Kraft, die bei allen, die glauben, bewirkt, dass sie, befreit vom Sklavendienst der Sünde, »ihre Leiber« hingeben als »ein Opfer, das Gott wohlgefällig ist« und sich »nicht dieser Welt gleich stellen« (Römer 12,1f.). Es ist die Aufgabe von Schriftauslegung und Predigt, Paulus zum Reden zu bringen, so dass das in fremder Sprache überlieferte Zeugnis aus der Antike sorgfältig übersetzt, in seinen Zusammenhängen erklärt wird und das, was Paulus im Innersten bewegt hat, als Wort Gottes an uns erkennbar wird. An dieser Stelle wird handgreiflich deutlich, wie die beiden Kontinente auseinanderdriften und welche Kraft sie dabei treibt. Nämlich da, wo einer, theologisch gebildet und darüber belehrt, wie man einen Text zum Reden bringt, zum Predigtamt der Kirche ordiniert, bei diesem Text den Apostel nicht zum Reden, sondern zum Schweigen bringt. Nun gilt: Ich bin nicht gemeint. Paulus denke hier nicht an Menschen, die als Homosexuelle verbindlich zusammenleben und eine Lebenspartnerschaft geschlossen haben, vielmehr an das in der späten Antike übliche Verhältnis der Herren zu ihren Sklaven, das ihnen die Macht gab, ihre Arbeitskraft auszubeuten und sie sexuell zu missbrauchen. Deshalb: Ich bin gar nicht gemeint. Das gilt dann auch von allen anderen Aussagen in den apostolischen Briefen und im Alten Testament, deren Verdikt sich auf homosexuelle Bräuche beim heidnischen Götzenkult beziehe. Alle diese Behauptungen können vor redlicher theologischer Forschung nicht bestehen. So geschieht das Unerhörte: Das Wort des Paulus, den Christus selbst zu seinem Apostel berufen hat, der sein Leben im Dienst hingegeben hat, in Rom den Märtyrertod erlitt, einer der Großen im Reich Gottes, von dem die kostbarsten Briefe des Neuen Testaments überliefert sind, der sich in seinem wichtigsten Brief an einer entscheidenden Stelle klar und unverwischbar geäußert hat, wird von einem kleinen Geist unserer Zeit zum Schweigen gebracht, um dafür seiner eigenen »Erzählung« den Weg frei zu geben. Hier driften zwei Kontinente auseinander. Entweder – oder.

Ordnung Die Anmerkung zu einem Paragraphen des Pfarrerdienstgesetzes der EKD löste den Kon15


flikt aus, der das Auseinanderdriften der zwei Kontinente sichtbar machte. Die fünfte Grundaussage zu »Auftrag und Ordnung der Kirche« erinnert daran, wie die Bischofskonferenz der VELKD mit ihrem Beschluss vom 9. März 2004 diesen »Weg in eine Irrlehre angebahnt« hat. Die Bindung an die Lutherischen Bekenntnisse in der VELKD hatte es nicht verhindert, dass mehrere Gliedkirchen den Kompromiss der Orientierungshilfe »Mit Spannungen leben« (1996) schon bald verließen, Homosexuelle segneten und als Pfarrer anstellten. Um die Einheit der VELKD dennoch zu wahren, beschloss die Bischofskonferenz, das unlösbare Problem dadurch zu entschärfen, dass man es zur Ordnungsfrage herunterstufte. Dabei hat man sich auf Artikel 7 des Augsburger Bekenntnisses von 1530 bezogen, der festlegte: »Und es ist nicht zur wahren Einheit der Kirche nötig, dass überall die gleichen, von Menschen eingesetzten Zeremonien eingehalten werden.« Diese Regelung war damals nötig, da die im Augsburger Bekenntnis vereinten lutherischen Territorialkirchen verschiedene »Zeremonien« hatten. Bei der Frage der Zulassung zum Pfarramt für Homosexuelle handelt es sich jedoch nicht um »Zeremonien«; es geht um die Gültigkeit der Heiligen Schrift. Doch davon ließen sich die lutherischen Bischöfe 2004 nicht abhalten. Auch nicht davon, dass schon zweimal im Lauf der Geschichte der lutherischen Kirche das Problem akut wurde. Das eine Mal während des Augsburger Interims 1548, als Kurherzog Moritz von Sachsen dem siegreichen Kaiser Karl V. entgegenkommen wollte und eine Reihe von katholischen Riten und Zeremonien einschließlich des Fronleichnamsfests wieder einführen wollte, um so den Kernbestand der Reformation zu retten. Der Streit wurde erst 1577 mit der Konkordienformel beigelegt, in der unter anderem festgelegt wurde, dass man gerade im Konfliktfall auch an den »Zeremonien« festhalten müsse. Das andere Mal im Kirchenkampf im »Dritten Reich«, wo viele Landeskirchen dazu neigten, sich in Fragen der rechtlichen Ordnung, der Verwaltung und Organisation der braunen »Reichskirche« anzuschließen, in der Hoffnung, den Bekenntnisstand zu wahren. Deshalb erinnert die fünfte Grundaussage an Barmen 3, dass die Kirche »mit ihrem Glauben wie mit ihrem Gehorsam, mit ihrer Botschaft wie mit ihrer Ordnung ... zu bezeugen« hat, »dass sie allein Christi Eigentum ist ...« Es ist erstaunlich, dass eine lutherische Bischofskonferenz 70 Jahre später die eigenen Grundlagen und ihre eigene Geschichte vergisst und einen verhängnisvollen Weg einschlägt, um sich vor der Entscheidung 16

in einer theologischen Grundfrage zu drücken. Damit wurde der Weg gebahnt für das Pfar­ rerdienstgesetz 2010 Paragraph 39. Mein Brief an den damaligen leitenden Bischof der VELKD und meine Stellungnahme blieben ohne Antwort (Texte abrufbar bei www.gemeindenetz werk.org/?p=1799#more-1799). Aber wir können uns der Frage nicht entziehen, die schicksalhaft vor uns steht: Entweder – oder.

Freiheit »Für die Freiheit des Glaubens ...« Was die Überschrift über das Dokument gleich an den Anfang stellt, wird verstärkt durch den letzten Artikel der Barmer Theologischen Erklärung, die vom »Auftrag der Kirche« handelt, »in welcher ihre Freiheit gründet«. Es ist der Auftrag »an Christi Statt« die »Botschaft von der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Volk«. Diese Freiheit gilt es zu verteidigen. Deshalb endet das Dokument auf Seite 17 mit dem zweiten Teil des letzten Artikels der Barmer Theologischen Erklärung: »Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne die Kirche in menschlicher Selbstherrlichkeit das Wort und Werk des Herrn in den Dienst irgendwelcher eigenmächtig gewählter Wünsche, Zwecke und Pläne stellen.« Dieser Versuchung ist die Kirche von Anfang an ausgesetzt. Es sind nicht nur die Mächtigen des Staates, denen sich eine Kirche andienen möchte, weil sie Sicherheit, Ansehen und Teilhabe an der Macht verheißen, sondern auch die herrschenden Gedankenmächte und Ideologien, die man lieber zum Verbündeten hat als zum Feind. Es segelt sich leichter mit dem Wind als im Gegenwind. So war es 1934 die Ideologie des Nationalsozialismus, die allgegenwärtig und allmächtig das politische und geistige Leben beherrschte. Die Verlockung war allzu groß und viele Pfarrer und Kirchenführer, die sich für modern und zeitgemäß hielten, sind ihr verfallen. Die evangelische Kirche kam in größte Gefahr und es waren viel zu wenige, die sich dem Gegenwind aussetzten. Heute haben wir eine ähnliche Situation. Nur, dass der Wind aus einer anderen Richtung bläst, nicht mehr von rechts, sondern von links. Der postmoderne Pluralismus, die Ideale der 68er-Bewegung, der Feminismus, alle fanden sie in der Kirche, besonders in der Pfarrerschaft, Sympathisanten und Mitläufer, die in der Kirche den Ort fanden, wo sie ihre neuen Ideale verwirklichen konnten. Dazu gehört die Ideologie der Homosexuellenbewegung, die meint, mit ihren lautstarken Forderungen nach »Gleichberechtigung« ihre Probleme lösen zu können. AUGUST 2012

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Dazu kommt die Gender-Mainstreaming-Be- Schluss wegung, die sich in der Europäischen Union So kann es nicht weitergehen! Wir wollen keiund auch bei uns widerstandslos durchzusetzen versteht. Beide haben ihre Lobbygruppen auch ne Kirchenspaltung, sondern die Wiederherstelin der Kirche und sind daran, hier bis in die Lei- lung der geistlichen Gemeinschaft in der EKD. tungsorgane hinein zu dominieren. Der Kon- Wir wollen zugleich die weltweite Gemeinschaft flikt um das Pfarrerdienstgesetz hat hier seinen der Gläubigen stärken. Sie ist durch die Zerstörung des gemeinsamen Verständnisses von Ehe Hauptgrund. Bei beiden handelt es sich um »Ideologi- und Familie in der EKD und VELKD nachhaltig beschädigt. Das gilt für die en«, die als solche erkennbar Beziehungen zu den lutherisind: an den unrealistischen mm Das Einmauern in Heils- und Glückserwartun- Festungen der Vergangen- schen und anglikanischen Kirchen in Afrika, den orthodogen, am Anspruch der Wissenschaftlichkeit, darin ähn- heit ist ein Fehlweg. Kirche xen Kirchen und der römischkatholischen Welt­kirche. lich dem »wissenschaftlichen« muss offen sein für das Des­halb unsere Forderung: Marxismus-Leninismus in der Wissen und die ErfahrunZurück zu den Ursprüngen, DDR und der obligaten (unzu Schrift und Bekenntnis! vermeidlichen, unentbehr- gen der Zeit. Sie weiß, m Das darf nicht als Rückzug lichen) »Rassenkunde« im dass in Christus alle Schätin die Vergangenheit verstanNazireich. Typisch der totali- ze der Weisheit und Erden werden. Die Kirche in der täre Anspruch, der Einwände Welt ist das wandernde Gotund Gegenmeinungen nicht kenntnis verborgen sind m tesvolk auf dem Wege durch mehr zulässt und vom öffent- (Kolosser 2,2f.). die Wüste zum verheißenen lichen Diskurs auszuschließen versucht. Typisch, dass dies alles »top down« Ziel. Auf diesem Weg macht sie Erfahrungen, geschieht, unter Umgehung der parlamentari- nimmt auch teil an dem, was von den Menschen schen Kontrollen. Ideologien haben auf Dau- erforscht, entdeckt und gelernt wird. Die Kirer keinen Bestand und hinterlassen ein Chaos. che hat in ihrem Bekenntnis und in der Heiligen Gegen die Preisgabe der Kirche an eine solche Schrift einen »genetischen Code« der sich unIdeologie wendet sich Barmen 6; heute ist die- verändert durchhält und dazu hilft, dass Neues ser Satz, in den sich die Barmer Theologische und Überraschendes auf unserer Pilgerreise so eingeordnet wird, dass die Gesprächsfähigkeit Erklärung zuspitzt, hoch aktuell. Die letzte der sieben Glaubensaussagen gefördert und zugleich die eigene Identität be»Unterscheiden und Zuordnen« bezieht sich wahrt bleibt. Deshalb müssen wir auch die ideologischen auf diesen Sachverhalt. Die Gabe des Unterscheiden-Könnens ist lebensnotwendig. Nicht Denk- und Forschungsverbote nicht akzeptiealle Pilze sind gleich; es gibt essbare, unge- ren und mit den Schwulen-und Lesbenverbännießbare und giftige. So ist es überall, auch im den alles unterdrücken, was man schon lange Bereich des Denkens und des Glaubens. Diese über die Ursachen und die VeränderungsmögGabe der Unterscheidung der Geister ist vor al- lichkeit einer homoerotischen Prägung weiß lem bei Leitungsaufgaben notwendig. Was ihr und mit nachweisbar positiven Ergebnissen entgegensteht, ist eine Harmoniesüchtigkeit, mit Menschen, die an solcher Prägung leiden, die nicht wahr haben will, was wahr ist, durch praktiziert. Neue Möglichkeiten, bisher sträfNicht-Wissen und Nicht-Wissen-Wollen, durch lich vernachlässigte Seelsorge und Fürsorge für Wegsehen und Schweigen die Harmonie der Homosexuelle als Aufgabe der Kirche und der Einheit erhalten will, und dadurch alles nur Kirchengemeinden können entdeckt werden, schlimmer macht. Die siebte Glaubensaussage sobald die bisherige Verirrung und Verstockung und der Kommentar zeigen deutlich, was die überwunden ist. Das Einmauern in Festungen der VergangenGabe des Unterscheidenkönnens im Leben der Kirche bedeutet, was für ihre Stellung und ihre heit ist ein Fehlweg. Kirche muss offen sein für das Wissen und die Erfahrungen der Zeit. Sie Verantwortung in der Öffentlichkeit. Die Freiheit der Kirche gründet zusammen weiß, dass in Christus alle Schätze der Weisheit mit der Botschaft, die sie auszurichten hat, in und Erkenntnis verborgen sind (Kolosser 2,2f.). Nun sollten sich möglichst viele erheben, der freien Gnade Gottes, von welcher der Glaube lebt. Und wer glaubt, der kann und muss freimütig reden, einmütig bekennen und den beides sagen können: Ja oder nein – Entweder dreieinigen Gott loben in der gewissen ErwarW tung seines Kommens. – oder. Informationsbrief 273

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Unwahrhaftigkeit im Zeichen von »Toleranz« und »Religion« Günter Rudolf Schmidt

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elegentlich hört man Äußerungen, als wäre Gesprächspartner die Hoffnung auf, den ande»Toleranz« die einzige christliche Tugend. ren ganz oder teilweise umzustimmen. Dafür Dies ist im Rückblick auf die europäische Ge- gibt es die schöne Bezeichnung »Streitkultur«. schichte mit ihren blutigen Verfolgungen von Toleranz und Streitkultur gehören zusammen. Juden, anderskonfessionellen Christen und po- Toleranz kann nicht heißen, anderen nach dem litisch Andersdenkenden verständlich. In der Munde zu reden. Toleranz ist der Wille, mit Gegenwart tun jedoch einianderen friedlich, freundlich ge Unterscheidungen not. mm Toleranz ist der Wille, mit und gesprächsbereit zusamWas kann heute »Toleranz« anderen friedlich, freundmenzuleben, obwohl sie in heißen und was nicht? grundlegenden Fragen völlig Ich bin tolerant, heißt: lich und gesprächsbereit anders denken. Sie bezieht Ich ertrage es, dass andere zusammen­zuleben, obwohl sich auf Menschen, nicht auf Menschen in Fragen, die sie in grundlegenden Fragen Inhalte. Sie ist auch nicht für mich von größter Wichunbegrenzt. Sie schließt intigkeit sind, besonders re- völlig anders denken. Sie benerhalb der Gesellschaft Äuligiösen, anders denken als zieht sich auf Menschen, nicht ßerungen aus, welche die ich und sich auch anders der Verfassung auf Inhalte. Sie ist auch nicht Grundrechte äußern. Mit etlichen daund damit den sozialen Frievon bin ich freundschaft- unbegrenzt. den in Frage stellen. Von lich verbunden und führe Toleranz ausgeschlossen sind auch immer wieder Gespräche mit ihnen, in de- vor allem Bestrebungen, politische und religiöse nen die Gegensätze immer neu zum Vorschein Ziele gewaltsam durchzusetzen. kommen. Das tut unserer wechselseitigen Wertschätzung keinen Abbruch. Denn beide Seiten Toleranz gegenüber Muslimen spüren, dass die jeweils andere vom Willen zur Es ist selbstverständlich und braucht nicht Wahrheit motiviert ist. Keiner kann und darf sich zu einer Überzeugung zwingen, die ihm nicht besonders betont zu werden, dass muslimischen einleuchtet. Das heißt aber nicht, dass ich die Mitbürgern und muslimischen Ausländern, die Wahrheit einer anderen Überzeugung anerken- sich legal bei uns aufhalten, alle Rechte zustene oder die Anerkennung der Wahrheit meiner hen, die der demokratische Staat gewährt, vor Überzeugung fordere, wenn sie dem anderen allem auch das Recht auf Religionsfreiheit. Sie nicht einleuchtet. Das ermöglicht kritische Ge- dürfen auch in der öffentlichen Ausübung ihrer spräche in einer freundlichen, ja freundschaftli- Religion nicht behindert werden, soweit sie im chen Atmosphäre. Sie ermöglichen es mir und Rahmen der geltenden Gesetze geschieht und meinem Gesprächspartner, die eigene Position nicht die öffentliche Ordnung stört. Der debesser zu verstehen und Schwächen im eigenen mokratische Staat enthält sich als solcher jedes Denken zu erkennen. Natürlich gibt keiner der Urteils über den Wahrheitsanspruch einer Religion. Für ihn zählen lediglich die sozialen und politischen Auswirkungen. Toleranz gegenüber Muslimen kann aber nicht heißen, dass sich die Auseinandersetzung mit dem Islam an anderen Regeln zu orientieren hätte als die Betrachtung anderer politischer und religiöser Strömungen. Grundsätzlich gilt auch dem Islam gegenüber das Recht auf Kritik. Jemanden, der dieses Recht in Anspruch Günther R. Schmidt nimmt und dem Islam keine Sonderstellung Die Anschrift des Autors zugesteht, gleich als »islamophob« zu bezeichfinden Sie auf Seite 30 18

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nen, ist eine niveaulose Verunglimpfung. »Islamophobie« klingt nach einem geistigen Krankheitssymptom. Krankhaft sind aber in einer demokratischen Gesellschaft eher alle Versuche der Immunisierung einer Religion gegen Kritik. Leider ist es in der gegenwärtigen Situation nicht überflüssig, darauf hinzuweisen, dass Kritik (von griechisch »krino« d. h. urteilen) zwar den Diskussionspartner nicht aus Höflichkeit schont, aber mit Argumenten, nicht mit Verunglimpfungen, arbeitet. Wichtig ist es, zwischen einer Religion als Sinnsystem, als Ideologie und ihren Anhängern zu unterscheiden. Die Anhänger verdienen, soweit sie sich in den Rahmen der Gesetze einordnen, die gleiche Achtung wie jeder andere Mitmensch, ihre Religion darf nach ethischen und logischen Kriterien bewertet werden. Fällt die Bewertung weithin negativ aus, so heißt dies nicht, dass man die Menschen, die ihr treuen Glaubens anhängen, verachtet. Es heißt aber auch nicht, dass man ihnen die Überlegungen erspart, aus denen sich die Bewertung ihrer Religion ergibt. Es ist offensichtlich, dass Muslime weltweit in vorwiegend islamischen Ländern, zur Benachteiligung Andersdenkender bis hin zu Gewaltandrohung und -anwendung neigen. Die Religionsfreiheit unterliegt teilweise beträchtlichen Einschränkungen. Am härtesten werden Christen in Nordkorea verfolgt, danach kommen gleich islamische Länder. Weltweit stirbt umgerechnet alle fünf Minuten ein Christ als Folge seiner Religionszugehörigkeit. Daraus ist nicht zu schließen, dass die unter uns lebenden Muslime mehrheitlich gewaltbereit wären. Sie sind im Gegenteil nicht weniger friedlich als andere Einwohner. Wie aber steht es mit dem Islam? Hier drängt sich jedem unbefangenen Betrachter der Eindruck auf, dass seine normativen Grundlagen, Koran und Sunna, ein beträchtliches Gewaltpotenzial enthalten. Zwar finden sich im Koran Stellen wie Sure 42,40: »Der Lohn für Böses ist aber Böses im gleichen Maße, und wer vergibt und Frieden macht, dessen Lohn ist bei Allah; siehe, er liebt nicht die Ungerechten« (nach der von der Türkischen Religionsstiftung verbreiteten deutschen Übersetzung von Max Henning). Ihnen stehen jedoch andere Stellen wie Sure 9,5 gegenüber: »Sind aber die heiligen Monate verflossen, so erschlagt die Götzendiener, wo ihr sie findet, Informationsbrief 273

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und packt sie und belagert sie und lauert ihnen in jedem Hinterhalt auf. So sie jedoch bereuen und das Gebet verrichten und die Armensteuer zahlen, so lasst sie ihres Weges ziehen. Siehe Allah ist verzeihend und barmherzig.« Für Heiden gibt es nur die Alternative Tod oder Bekehrung; für Christen und Juden (»Leute des Buches«) die Wahl zwischen Bekehrung zum Islam und Leben als minderberechtigte Bewohner des islamischen Herrschaftsgebiets (dhimmi, 9,29). Es fehlt hier der Raum, dies an einzelnen Koranversen zu belegen. Muslime antworten, weist man sie auf die zu Gewalt motivierenden Aussagen im Koran hin, gerne, sie orientierten sich an den friedlichen. Die Aufrufe zur Gewalt seien durch die Situation Mohammeds und seine Zeit bedingt. Deshalb seien sie für Am härtesten werden Christen in Nordkorea verfolgt, danach kommen gleich islamische Länder. Weltweit stirbt umgerechnet alle fünf Minuten ein Christ als Folge seiner Religionszugehörigkeit. heutige Muslime nicht mehr gültig. Warum wurden sie dann aber überliefert? Nach dem im Koran selbst vertretenen Auslegungsprinzip der Abrogation (2,106) gilt bei Spannungen zwischen Koranversen der zeitlich später offenbarte. Er ersetzt den früheren. Fatalerweise findet sich das Gewaltpotenzial in den späteren, den medinensischen »Offenbarungen«. Wer sich als friedlich gesonnener Moslem hauptsächlich auf mekkanische Suren beruft, aber den gesamten Koran als Wort Allahs ansieht, kann logischerweise nach dem Koran selbst keineswegs behaupten, nur die zu Frieden und Gerechtigkeit mahnenden Koranverse seien für ihn verbindlich. Ich habe bisher in Gesprächen mit Muslimen kein überzeugendes Argument gehört, wie sie aus dem genannten Dilemma herauskommen wollen. Es wäre aber unaufrichtig, ihnen entsprechende Fragen zu ersparen. Mohammed gilt für seine Anhänger als Mustermoslem. Nun bezeugt aber die Prophetenüberlieferung (Sunna), dass er der Anwendung von Gewalt keineswegs abhold war. Mit seiner Billigung wurden einzelne Kritiker wie Asma bint Marwan und Ka´b b. al Aschraf meuchlerisch ermordet. Zwei jüdische Stämme wurden ausgeraubt und aus Medina vertrieben, von einem dritten Stamm, dem Banu Quraiza, etwa 500 Männer massakriert sowie Frauen und Kinder in die Sklaverei verkauft. 19


Es ist unaufrichtig, diese Vorfälle, die sich wohlgemerkt in der islamischen Überlieferung selbst finden, bei Darstellungen des Islam einfach zu übergehen oder in ihrer Bedeutung herunterzuspielen. Unaufrichtig ist auch die bei uns üblich gewordene Unterscheidung von »Islam« und »Islamismus«. Der erstere sei friedlich, der letztere stelle seinen Missbrauch durch gewaltbereite Hitzköpfe dar, die den Islam missverstünden. Man kann zwar zwischen friedlichen und weniger friedlichen Muslimen unterscheiden, aber nicht zwischen Islam und Islamismus. Der letztere missversteht die normativen Grundlagen des Islam keineswegs, sondern kann sich im Gegenteil auf sie berufen. Die Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus ist Ausdruck westlichen Wunschdenkens.

Das Gerede von »Religion« Wohlmeinende, jedoch schlecht Informierte äußern sich immer wieder so, als wäre »Religion« grundsätzlich immer gut. Wo sich Anhänger einer Religion gewalttätig verhielten, könnten sie sich nicht auf ihre Religion berufen, sondern »missbrauchten« sie. Wie fragwürdig diese Meinung in Bezug auf den Islam ist, wurde schon dargetan. Sie gilt aber auch für andere Religionen. So hält man beispielsweise den Hinduismus für tolerant und friedlich. Dass er aber die ideologische Grundlage des unmenschlichen Kastensystems darstellt, wird höflicherweise nicht an die große Glocke gehängt. Wenig bekannt ist bei uns auch, dass radikale Hindus in einzelnen Gebieten Indiens brutal, vereinzelt bis zum Mord, gegen Christen vorgehen. Aufrichtiger Umgang mit »Religion« heißt aber auch schonungslose Aufdeckung ihrer sozialen und politischen Folgen. Eine weitere Unaufrichtigkeit betrifft die Unterordnung des Christentums unter den Religionsbegriff. Auch von wohlmeinenden Christen – unter anderem von manchen Religionspädagogen – wird die Meinung verbreitet, Hinduismus, Judentum, Christentum, Islam u. a. seien historische Ausformungen von Religion und damit sämtlich hochzuschätzen. Damit verbunden ist eine Tendenz zur Behauptung ihrer Gleichwertigkeit. Jedem werde in seiner Religion und durch seine Religion mehr oder weniger das gleiche Heil zuteil. Religion sei die übergeordnete Größe, auch Christentum ihr untergeordnet. Wichtig sei, dass Menschen überhaupt eine Religion hätten, welche sei zweitrangig. Wer seine konkrete Religion als wertvoller einschätze als eine gleichzeitig existierende andere, gefährde den Frieden. 20

Diese Tendenz ist schon logisch fadenscheinig. Warum sollte ich Christ sein, wenn ich doch auch mit einer anderen Religion nicht schlechter dran wäre? Die Aufwertung nichtchristlicher Religionen erfüllt in gar manchem bekümmerten christlichen Bewusstsein die Funktion einer Trostideologie. Wenn es schon in manchen Teilen der Welt mit dem Christentum bergab ginge, dann boome doch »die Religion«. Besonders darauf komme es an. Zu solchen Meinungen kommt es durch die Weigerung, vielleicht verschiedentlich auch durch die Unfähigkeit, zwischen Religionswissenschaft und Theologie zu unterscheiden. Religionswissenschaft erforscht und beschreibt die Religionen – ihre Grundlagen, Lehren, Riten, Organisationsformen u. a. darunter auch das Christentum – als sozial-kulturelle Erscheinungen und enthält sich eines Urteils über ihren Wahrheitsanspruch. Zum Ethos des Religionswissenschaftlers gehört es, seine eigenen »privaten« Überzeugungen aus seiner Arbeit herauszuhalten. Er kann Jude, Christ, religiöser oder atheistischer Humanist sein. Er muss, soweit er kann, allen Religionen und Weltanschauungen unvoreingenommen und unparteiisch begegnen. Er betrachtet sie gleichsam von außen und versetzt sich nur methodisch in ihre Perspektive. Selbstverständlich ist für ihn das Christentum mit seinen vielen Varianten eine Religion unter Religionen. Theologie ist dagegen die Betrachtung des Christentums von innen. Der Theologe ist Christ und versucht, auf christlicher Grundlage und von christlichen Voraussetzungen her denkend, das Christentum immer besser zu verstehen und christliche Glaubensvollzüge zu fördern. In diesem Sinne ist der Theologe parteiisch, und es gehört zu seinem beruflichen Ethos, dieses Odium nicht nur auf sich zu nehmen, sondern auch zu begründen, warum er im Streit um die Geltung des Christentums nicht neutral sein kann. Aus theologischer Perspektive ist das Christentum nicht Teil der Religionswelt, sondern es steht ihr gegenüber. Es geht auch nicht an, die verschiedenen Religionen und Weltanschauungen in der Weise nach ihrem Wert zu unterscheiden, dass man etwa beispielsweise monotheistische Religionen gegenüber atheistischen Humanismen vorzieht. Letztere können durchaus mit einem menschenfreundlicheren Ethos verbunden sein, als gar manche Form »monotheistischer Religion«. Christen haben vielmehr Nichtchristen aufzurufen, sich von ihren bisherigen Ideologien zu verabschieden und für das Evangelium öffnen zu lassen (1.ThessaAUGUST 2012

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Mit der Einordnung des Christentums in die abrahamitischen Reli­ gionen wird Abraham über Christus gestellt. So wichtig Abraham auch für ein christliches Glaubens­ bewusstsein sein mag, so gilt doch, dass man auch Christ sein kann, ohne den Namen Abraham jemals gehört zu haben.

lonicher 1,9). Ein Ja zu Christus bedeutet eben nicht nur ein Nein zu von Holbach, Feuerbach, Lenin und wie sie alle heißen, sondern auch zu Buddha und Mohammed. Das Solus Christus (Christus allein!) ist nicht nur innerchristlich etwa gegen wuchernde Formen von Heiligenkult zu vertreten, sondern gerade auch nach außen! Hier ist heute Profil zu zeigen, nicht in der Polemik gegen Ausuferungen katholischer Volksfrömmigkeit, die ohnehin stark zurückgegangen sind! Eine ebenso groteske wie verbreitete Form von Religionsfreundlichkeit ist die Rede von den »abrahamitischen Religionen«. Judentum, Christentum und Islam hätten eine gemeinsame Wurzel, nämlich Abraham, und seien deshalb untereinander enger verbunden als mit anderen Religionen. Offensichtlich wissen harmlosere Christen nicht und wollen belesenere nicht wissen, dass sie damit einer These aus dem Koran aufsitzen: »Abraham war weder Jude noch Christ; vielmehr war er lauteren Glaubens, ein Muslim, und keiner derer, die Gott Gefährten geben. Siehe diejenigen Menschen, die Abraham am nächsten stehen, sind wahrlich jene, die ihm folgen, und das sind der Prophet und die Gläubigen« (Sure 3,67f.). Der Islam sei die wiederhergestellte ursprüngliche Religion, welche im Judentum und im Christentum nur verfälscht vorliege. Denn Juden wie Christen hätten die ihnen übergebenen Schriften verändert: »Da vertauschten die Ungerechten unter ihnen [den Juden] das Wort mit einem anderen, das nicht zu ihnen gesprochen ward« (7,162). Informationsbrief 273

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Die Verfälschung zeige sich bei den Christen besonders darin, dass sie in Jesus mehr als einen Propheten sehen. Sie erreiche ihren Gipfel in der Trinitätslehre. »O Volk der Schrift, überschreitet nicht euren Glauben und sprecht von Allah nur die Wahrheit. Der Messias Jesus, der Sohn der Maria, ist nur der Gesandte Allahs und sein Wort, das er in Maria legte, und Geist von ihm. So glaubt an Allah und seinen Gesandten und sprecht nicht: ›Drei‹. Stehet ab davon, gut ist's euch! Allah ist nur ein einiger Gott […]« (4,171). Mit der Einordnung des Christentums in die abrahamitischen Religionen wird Abraham über Christus gestellt. So wichtig Abraham auch für ein christliches Glaubensbewusstsein sein mag, so gilt doch, dass man auch Christ sein kann, ohne den Namen Abraham jemals gehört zu haben. Er kommt in keinem einzigen christlichen Bekenntnis vor. Zusammengefasst – Es ist bei theologisch Gebildeten unaufrichtig, die Toleranzforderung von Personen auf religiöse und weltanschauliche Wahrheitsbehauptungen auszudehnen, – um des lieben Friedens willen auf Kritik zu verzichten, – den Unterschied zwischen Theologie und Religionswissenschaft zu verwischen, – den Glauben an Christus in seiner Bedeutung gegenüber einem mit anderen Religionen angeblich gemeinsamen Glauben an Gott herunterzuspielen und ihn in einen allgemeinreligiösen, z. B. abrahamitischen, Rahmen W ein­zufügen. 21


Aus Kirche und Gesellschaft Was denn nun?

er absichtlich eine solch dreiste Falschmeldung in eine renommierte Zeitung setzt, ist auch Eine Äußerung des Bischofs der Evangelisch- nicht so ohne weiteres nachvollziehbar. ImLutherischen Landeskirche in Bayern, Heinrich merhin gibt er zu, davon gesprochen zu haben, Bedford-Strohm zum Islam und der Bericht »dass mich das Gebet der Muslime berührt«. der »Nürnberger Nachrichten« vom 4. Mai Er rückt denn auch christlichen Glauben und 2012 sorgen für Verwirrung. Dem Bericht zu- Islam, ja Religionen an sich recht nahe zusamfolge erwartet der Bischof, dass sich Christen men, wenn er der Überzeugung ist, auch in angegenüber den Lehren des Islam deren Religionen könne es »Lichter stärker öffnen und Glaubensgrender Wahrheit Christi« geben. Wird zen durchlässiger werden. Bei einer damit diesen zugestanden, auch Tagung im Nürnberger Bundesamt Heilswege zu sein? Das zu wissen für Migration und Flüchtlinge hat wäre in der Tat interessant. Bedford-Strohm sein Konzept für Auffallend, geradezu verdächden interreligiösen und interkultutig ist es indes, wenn der Landesrellen Umgang vorgestellt. Er soll bischof und dessen Pressesprecher dabei das Zeugnis, das Muslime von gegenüber den »Nürnberger NachGott ablegen, als »ein starkes Zeirichten« keine Richtigstellung anchen für das Wirken Gottes in der streben. Das kann durchaus so aufWelt« bezeichnet haben und zudem gefasst werden, als sei die Zeitung bezeugt haben, er selbst habe es für mit der Wiedergabe des bischöfbereichernd erfahren, »wenn man lichen Votums im Recht. Denn sich vom Ruf des Muezzin mithinwiederum auf Nachfrage von idea einnehmen lässt in dessen Gottesäußerte der Sprecher der Landeskirdienst«. Daraufhin haben den Biche, Johannes Minkus, dass es ihm schof viele Reaktionen erreicht. Er Bischof ­Bedford-Strohm »bei der Vielzahl der meist in freierfuhr Lob, aber nichtsdestowenier Rede vorgetragenen öffentlichen ger auch heftige Ablehnung. Für die Kirchliche Auftritte des Bischofs leider nicht möglich« sei, Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern alle Presseberichte auf Richtigkeit zu überprüsind die von den »Nürnberger Nachrichten« fen und Richtigstellungen einzufordern. wiedergegebenen Zitate Verharmlosung grundAuf das Misstrauen, das gegenüber dem Bisätzlicher Unvereinbarkeit von Islam und Chris- schof – und dann auch gegenüber anderen kirtentum. chenleitenden Personen der bayerischen und Aufgrund der lebhaften Reaktionen nahm anderer Landeskirchen – zu Recht aufkommen Bedford-Strohm im Internet zum »missver- kann, macht Klaus-Peter Grasse in seinem Komständlichen Presseartikel« Stellung und hat sei- mentar zu diesem bayerischen Vorgang aufne Vorstellung eines interreligiösen Dialogs er- merksam. Unter der Überschrift »Was stimmt läutert. Wichtige Elemente in diesem seien eine nun?« schreibt Grasse zu diesem unmöglichen »klare christozentrische Basis« sowie wechsel- Verhalten, dass »nur der, der darum bittet oder seitige Wertschätzung, was die beste Grundla- im Internet sucht«, »eine Klarstellung von Missge für das Ansprechen von Differenzen sei. Wie verständnissen erhält«. Er fährt fort: »Mit den Bedford-Strohm gegenüber dem Informations- eher verborgenen Stellungnahmen können insdienst der Evangelischen Allianz (idea) erklär- besondere theologisch konservative Kirchente, habe er nicht von der Öffnung gegenüber mitglieder beruhigt werden, die bischöfliche den Lehren des Islam gesprochen, sondern von Worte an der Bibel und den kirchlichen Beeinem wechselseitigen Zeugnis und Hinhören. kenntnisschriften messen. Ob sie sich auch beMissverständlich muss es aber wohl doch gewe- ruhigen lassen? Eher ist anzunehmen, dass ihr sen sein. Schwer verständlich ist denn auch seine Misstrauen gegenüber der Kirchenleitung zu»Richtigstellung«: »Definitiv nicht« gesagt zu nehmen wird. Sie erwarten zu Recht, dass auch haben, er lasse sich vom Muezzin in dessen Got- in der nichtkirchlichen Öffentlichkeit deutlich tesdienst einladen. Ob ein Zeitungsreporter et- wird, was ihr Bischof wirklich denkt« (ideaSpekwas so missverstehen kann, ist fraglich, und dass trum 20/2012, 16. Mai 2012, S. 24, Bayern). 22

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Im Übrigen haben auch mir bekannte evangelische (nicht bayerische) Kirchenmitglieder – unter ihnen ein Pfarrer –, die sich besorgt in dieser Sache an den Bischof gewandt haben, von dessen persönlichem Referenten Rüdiger Glufke, eine Antwort erhalten, aus der nicht hervorgeht, wie der Landesbischof an dieser Stelle nun wirklich denkt. Seine überaus positive Einstellung zu nichtchristlichen Religionen äußerte Bedford-Strohm in wünschenswerter Deutlichkeit im »Gottesgarten« der Landesgartenschau in Bamberg: »Ich empfinde es als tiefe Bereicherung, wenn ich bei einer multireligiösen Feier neben meiner eigenen Glaubenstradition auch Musik, Texte und Gebete anderer Religionen höre und dabei erfahre, was anderen in ihrem Glauben und Leben wichtig und wertvoll ist. Ich empfinde das nicht als Verwischung der vorhandenen Differenzen, sondern als Einladung zum Verstehen der anderen und zur Wertschätzung der eigenen Tradition. Die Begegnung mit dem Reichtum anderer Glaubenstraditionen – so habe ich es wiederholt erfahren – machen mich zu einem glücklicheren Menschen« (zitiert nach: idea ­Spektrum 20/2012, 16. Mai, S. 24, Bayern). Diese Äußerung ist selbstredend. Sie dürfte auch nahelegen, dass er sich recht positiv zum Islam bei der erwähnten Tagung im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geäußert haben dürfte. Jedenfalls sind fremde Religionen für ihn eine Bereicherung. Das kann doch auch dahingehend ausgelegt werden, dass die Mitteilungen der »Nürnberger Nachrichten« im Großen und Ganzen zutreffend sind. Eine Notwendigkeit zur Mission dürfte der Bischof wohl nicht erkennen. Sind für ihn all die so genannten »Fremdreligiösen« bereits im Heil? (Quellen des Berichts: ideaSpektrum 20/2012, 16. Mai 2012, S. 24, Bayern; Nürnberger Nachrichten vom Freitag, 4. Mai 2012, S. 14; Informationsdienst MEDRUM vom 6. Mai 2012, medrum.de; E-Mail von Rüdiger Glufke, dem persönlichen Referenten des Landesbischofs Bedford-Strohm vom 9. Mai 2012)

Einheit, Einheit über alles … Nun hat die Synode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Sachsen entschieden, was das Zusammenleben gleichgeschlechtlicher Paare im Pfarrhaus anlangt (vgl. dazu auch Informationsbrief Nr. 271, April 2012, S. 22f. und Brief von Pfarrer Dr. Theo Lehmann, Chemnitz, an Bischof Jochen Bohl, Informationsbrief Nr. 272, Juni 2012, S. 24). Dabei ist ein unbefriedigendes Ergebnis herausgekommen, denn dieser Kompromissbeschluss erlaubt praktisch ein solches, lässt er sich doch dahingehend zusamInformationsbrief 273

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menfassen: Ehe und Familie bleiben in der Landeskirche Sachsens das Leitbild; in Einzelfällen ist aber das Zusammenleben gleichgeschlechtlicher Partner im Pfarrhaus möglich. Damit geht die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Sachsen den Weg, welchen im Grunde genommen so gut wie alle Landeskirchen gehen: Es ist nicht grundsätzlich verboten, sondern es kann – in Ausnahmefällen – genehmigt werden (fast gleichlautend ist es in württembergischer und badischer und sicher weitaus mehr Landeskirchen als Ausnahme möglich). Leicht hat es sich die Synode indes nicht gemacht; denn schenkt man Pressemitteilungen Vertrauen, so hat es lange Diskussionen darüber gegeben und hat sich die Synode die Mühe gemacht, zum umstrittenen Paragraphen 39 des EKD-weit gültigen Pfarrerdienstgesetzes, in welchem homosexuelle Partnerschaften im Pfarrhaus behandelt sind, und ebenso zum Beschluss der sächsischen Kirchenleitung (diese hatte von »eng begrenzten seelsorgerlichen Einzelfällen« gesprochen) eine Erklärung zu formulieren. Freilich, nach dieser behält der Beschluss der Kirchenleitung Gültigkeit, wonach das Zusammenleben von homosexuellen Pfarrern gestattet werden kann, wenn es sich um eine eingetragene Lebenspartnerschaft handelt und Bischof, Superintendent und Kirchenvorstand einhellig zustimmen. Zufrieden mit dem Ergebnis zeigte sich Sy­ nodalpräsident Otto Guse, da damit »die drohende Spaltung der Kirche verhindert« worden sei, wobei anzumerken bleibt, dass eine organisatorische Einheit (noch) gegeben ist, eine geistliche aber nicht, weil derartig legitimiertes Verhalten keine geistliche Gemeinschaft zu erhalten vermag, sondern spaltet. Denn die Möglichkeit homosexueller Partnerschaften im Pfarrhaus ist ja geschaffen, auch wenn kein Rechtsanspruch darauf besteht. Landesbischof Bohl hofft, sächsische Kirchenmitglieder sähen weiterhin in der Landeskirche ihre Heimat. Allgemein wurde der gefundene Kompromiss mit Lob bedacht, von Befürwortern als auch von Gegnern homosexueller Partnerschaften im Pfarrhaus, und allem Anschein nach deshalb, weil die (organisatorische) Einheit über die (theologische) Wahrheit gestellt wurde. So würdigten sie die Entscheidung als »Zeichen, beieinander bleiben zu wollen«. Matthias Dreßler, Vorsitzender des Sächsischen Gemeinschaftsverbandes, vertrat gegenüber idea die Ansicht, die gemeinsame Erklärung der Synode zeige, dass die Einheit der Kirche den meisten wichtiger sei, als die eigene Position durchzusetzen. Einen anregenden Gesprächsprozess betrachtet er als 23


»Werkzeug für die Zukunft«. Auch wenn er zugesteht: »Er ist kein Allheilmittel«, so erscheint er ihm doch als »eine Hilfe auf dem Weg des Miteinanders«. Er gibt zu, die unterschiedlichen Positionen würden wohl nicht auszugleichen sein; jedoch sei das Gespräch unverzichtbar. Auch der Synodale Falk Klemm von der Sächsischen Bekenntnis-Initiative scheint auf Ausgleich aus, wenn er äußert, mit der Erklärung und der Aufnahme des VELKD-Paragraphen werde deutlich, »dass die sächsische Landeskirche an der bewährten bisherigen Praxis und Rechtsetzung festhalten möchte und sich zur biblischen Lebensordnung der Ehe zwischen Mann und Frau bekennt und daran orientiert«. Alles in allem wurde anscheinend eine alle Seiten befriedigende Lösung gefunden, aus der sich jede Seite das für sie Angenehme herauspicken kann, die allerdings alles andere denn als befriedigend angesehen werden kann, von überzeugten Christenmenschen auf jeden Fall nicht. (Quelle des Berichts: ideaSpektrum, 17/2012, 25. April 2012, S. 28, Ost)

Untenstehend dokumentieren wir eine Erklärung des Evangelisationsteams in Sachsen, in welchem dieses erklärt, den amtierenden Landesbischof sowie Kirchenleitung und Landessynode nicht mehr als geistliche Leitung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens anerkennen zu können und gleichzeitig die Sächsische Bekenntnis-Initiative zur Einrichtung einer Notsynode aufruft.

Wer sind denn eigentlich die »Kirchenspalter«? Auf die Stellungnahme des sächsischen Evangelisationsteams hat sich denn auch der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Jochen Bohl, zu Wort gemeldet, wenn auch in unqualifizierter Weise. Er wertet, wie der Presse zu entnehmen ist, das Verhalten derer, die diesen Aufruf unterzeichnet haben, als einen geradezu beispiellosen Aufruf zur Kirchenspaltung. Illoyalität gegenüber den Leitungsorganen wird Verfassern und Unterzeichnern vorgeworfen. Dies mutet zum einen überheblich an und ist zum andern theologisch nicht haltbar. Es entsteht der Eindruck, die Kirchenleitung sei auch schon die Kirche, so jedenfalls lassen sich deren Auslassungen verstehen, was sie nach evangelischem Kirchenverständnis überhaupt nicht sein kann; es wäre Rückfall in römisch-katholische Positionen oder aber auch, was keineswegs besser wäre: das entspräche Konzerndenken, wiewohl es nicht so wenige gibt, die Kirche als Konzern verstehen und wahrnehmen. Und, worauf Theo Lehmann hingewiesen hat: Verpflichtend ist die Bibel und gemäß dem geltenden Bekenntnis, dem von Augsburg (1530), ist Bischöfen dann nicht zu »folgen, wo sie irren oder etwas wider die heilige göttliche Schrift lehren oder ordnen« (Artikel 28). Schließlich werden Pfarrer auf die Heilige Schrift und auf die Bekenntnisse der jeweiligen

Evangelisationsteam, 08396 Waldenburg, Waldenburger Straße 13, Telefon (037608) 23174, Fax 23175, info@lutz-scheufler.de, www.evangelisation.biz Dresden, den 1.6.2012 Stellungnahme zur Öffnung der Pfarrhäuser für homosexuell lebende Pfarrer Auf der Frühjahrstagung 2012 der Synode der Ev.Luth. Landeskirche Sachsens konnten die Synodalen der Sächsischen Bekenntnis-Initiative (SBI) die totale Öffnung der Pfarrhäuser für homosexuell lebende Pfarrer etwas einschränken und den Schutz derer, die praktizierte Homosexualität ablehnen, festschreiben. Diesen Einsatz der SBI-Synodalen erkennen wir dankbar an. Mehr konnten sie nicht erreichen. Die SBI stellt dazu fest: »Mit Bedauern sehen wir jedoch, dass es auf Grundlage des Kirchenleitungsbeschlusses vom 21. Januar 2012 in seelsorgerlichen Ausnahmefällen Einzelerlaubnisse für homosexuelle Partnerschaften im Pfarrhaus geben kann. Nach unserem Schriftverständnis ist praktizierte Homosexualität mit der Heiligen Schrift nicht vereinbar.« Aus diesem Grund können wir dem Beschluss der sächsischen Landessynode nicht folgen. Der »status confessionis« ist gegeben. Darum stellen wir fest:

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1. Den Landesbischof, die Kirchenleitung und die Landessynode erkennen wir nicht mehr als geistliche Leitung unserer Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens an. 2. Die Sächsische Bekenntnis-Initiative bitten wir eindringlich, dass diese umgehend eine Bekenntnissynode gründet. Dr. Christa-Maria Steinberg, Ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Dr. Theo Lehmann, Evangelist, Pfarrer und Berater der Evangelikalen Stiftung GmbH Michael Rausch, Bezirksjugendwart und Berater der Evangelikalen Stiftung GmbH Michael Kaufmann, Evangelist Andreas Riedel, Evangelist Jens Ulbricht, Zeltmeister Frank Döhler, Musiker und Evangelist gezeichnet: Lutz Scheufler, Jugendevangelist beim sächsischen Landesjugendpfarramt und Teamleiter AUGUST 2012

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Kirche (in diesem Falle auf die der evangelischlutherischen Kirche) ordiniert, nicht jedoch auf Oberkirchenräte. Zudem wirft Bischof Bohl den Unterzeichnern Kirchenspaltung vor. Doch ist hierzu zu vermerken: Spaltung betreiben nicht diejenigen, die an Schrift und Bekenntnis festhalten, sondern diejenigen, die gegen diese Autoritäten gerichtete Neuerungen einführen. Und weiter »müssen« laut des Apostels Paulus »ja Spaltungen sein, damit die Rechtschaffenen unter euch offenbar werden« (1.Korinther 11,19). Dieses apostolische Wort wird jedoch nie bemüht, was ja auch Bände spricht. Unerhört ist es jedoch, wenn bereits mit möglichen disziplinarischen Schritten gedroht wird, gleichgültig, ob diese nun tatsächlich erfolgen oder dann doch davon abgesehen wird. Doch an solchem Verhalten bestätigt sich – wieder einmal: Die falsche Lehre erträgt die rechte nicht und will sie ausschalten. Wer eine an Schrift und Bekenntnis orientierte Lehre vertritt, wird nur schwer von denen geduldet, die von einer solchen abweichen. Deshalb versuchen die, die falsche Lehre vertreten, die anderen mundtot zu machen und ihnen das Wort zu verbieten. Die Mitglieder des Evangelisationsteams erwägen nicht im Geringsten, die Kirche Sachsens verlassen zu wollen. Sie möchten weiterhin Kritik üben dürfen, wenn sich diese ihnen vom Wort Gottes her nahelegt. Denn nicht diejenigen, die richtig liegen, haben die Segel zu streichen, sondern die andern. Zu bedenken ist aber auch, dass es vorkommen kann, dass Irrlehrer den andern den Stuhl vor die Türe setzen. Dann, aber erst dann, werden diese weichen müssen. Die sächsische Kirchenleitung indes macht Anstalten in diese Richtung, denn der Jugend­evangelist Lutz Scheufler wurde am 13. Juni vom Dienst suspendiert. (Quellen des Kommentars: ideaSpektrum 23/2012, 6. Juni 2012, S. 28, Ost; ideaSpektrum 24/2012, 13. Juni 2012, S. 28f., Ost; Freie Presse vom Samstag, 9. Juni 2012; Südwestpresse vom Freitag, 22. Juni 2012, Christliche Welt, nach epd; außerdem andere Presseorgane; Wochenend-Mail aus Bretten vom 15. Juni 2012)

»Jesus bleibt stehen«: SELK-Kirchentag macht Mut für Glaube und Leben Während in Mannheim Tausende den 98. Katholikentag begingen (16. bis 20. Mai 2012), trafen sich gleichzeitig beim Kirchentag der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELKD) in Hannover vom 18. bis 20. Mai etwa 2500 Christen, um sich Ermutigung für Glauben und Leben geben zu lassen. Das TrefInformationsbrief 273

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fen der SELK unter dem Motto »Jesus bleibt stehen«, bot Gottesdienste, Seminare, Konzerte und einen »Markt der Möglichkeiten«. Bei diesem Kirchentag traten innerhalb der (Frei)Kirche umstrittene Themen in den Hintergrund, etwa die Frauenordination, welche die SELK bisher nicht kennt, wie deren Bischof Hans-Jörg Voigt (Hannover) ausführte. Auch die beiden landeskirchlichen Bischöfe Friedrich Weber (braunschweigische Landeskirche, Wolfenbüttel), der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland und Ralf Meister (Hannover) waren zugegen. Beim SELK-Kirchentag erklärte der an der Hochschule der SELK in Oberursel bei Frankfurt/Main lehrende Theologieprofessor Achim Behrens, lutherische Theologie schütze vor Fundamentalismus. Grundlage lutherischer Theologie sei nämlich die Rechtfertigung vor Gott aus Gnaden, was vor Schwarz-Weiß-Denken und Denkverboten schütze. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 21/2012, 23. Mai 2012, S. 26, Nord)

Pfarrer-Investitur mit muslimischem Segen Ist in der evangelischen Kirche inzwischen alles möglich? Fast hat es diesen Anschein. Denn bei seiner Investitur in Schwabach (bei Nürnberg) hat Pfarrer Lutz Domröse einen muslimischen Freund zum Assistenten ausgewählt. Wie die vier anderen Assistenten und der den Gottesdienst leitende Dekan Klaus Stiegler hatte der Muslim, der in Nürnberg islamischen Religionsunterricht erteilt, ein Segenswort zu sprechen und durch Handauflegung den Segen Gottes zu erbitten. Domröse erklärte, sein muslimischer Freund habe sich am Segen beteiligen können, weil Gottes Segen unabhängig vom Menschen gelte, der ihn erteile und es sich zudem um ein »an die Bibel angelehntes Wort über den guten Hirten« gehandelt habe. Auf Nachfrage von idea bestätigte der Sprecher der bayerischen Kirchenleitung, Johannes Minkus, es gäbe keine Einwände, wenn ein Muslim bei der Einführung eines Pfarrers assistiere. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 21/29012, 23. Mai 2012, S. 24, Bayern)

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Aus der Bekenntnisbewegung

»Christus, der Vollender der ­Heilsgeschichte Gottes« Bibelfreizeit der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«

M

it 53 Teilnehmern aus ganz Deutschland und der Schweiz startete die Freizeit der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« unter der Leitung von Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt in der Zeit vom 26. Mai bis zum 2. Juni 2012 in Oberstdorf. Leitlinie der diesjährigen Bibelarbeiten in der Freizeit war das letzte Buch des Neuen Testaments, die Offenbarung des Johannes. In den Auseinandersetzungen unseres Lebens machen immer mehr Christen die Erfahrung, dass sie Fremdlinge in dieser Welt werden. So auch die übereinstimmende Meinung vieler Teilnehmer. In ihren Gemeinden erfahren sie keine Wort­ auslegung mehr, dadurch wächst die Gefahr, geistlich führungs- und heimatlos zu werden. Umso wichtiger ist ihnen das Wort Gottes, und das ist gut, denn es will uns für Christus bewahren. Der Hunger nach dem Wort und seiner Auslegung schuf eine angenehme und aufmerksame Atmosphäre während der gesamten Freizeit. Mit der Frage »Was sagt uns die Offenbarung?« wurde zunächst von Pfarrer Hellenschmidt die Voraussetzung zum grundsätzlichen Verständnis gegeben. Die Offenbarung löst keine Rätsel, sondern spricht in Bildern des Alten Testaments. Die Sprache ist eine Bildund Gleichnissprache. Pfarrer Hellenschmidt folgte in den Auslegungen seinem Grundsatz, das Wort in der Tradition der »Väter« auszulegen, da Gott sie gesegnet hat und wir auch auf dieser Grundlage Neues entdecken dürfen. Die Darstellung in den Bildern zeigt, Gott ist ein ununterbrochen Schaffender. Um seinen Thron sind die geschaffenen Wesen, Würdenträger aus dem Kreis der Engel. Von wesentlicher Bedeutung ist die Verdeutlichung gewesen, dass hier kein blindes Schicksal geschieht, sondern dass es Gott allein ist, der die Gerichte entfesselt. Die Teilnehmer sahen anhand des Wortes, Gottes Geschichte mit dem Menschen und der Welt geht durch Brüche. In den Gerichten reinigt sich Gott von dem Bösen. So auch durch die »Siegelgerichte«. Mit Bezug auf das Alte und Neue Testament sowie an der 26

heutigen Realität ließen sich manche Beispiele nennen. Doch über alle diese Geschehnisse waltet Gott. Die Befehle gehen vom Thron Gottes aus. Die äußere Not wird auch uns betreffen, aber die innere Geborgenheit bleibt. Wir werden versiegelt, und wir sind es schon. Das ist die Antwort auf die Frage: »Werden wir durchkommen?« Ja! Gott will seine Gemeinde zu seinem Eigentum versiegeln und zu seinem festen Besitz machen. Wenn nun die Posaunengerichte über die Welt hinwegrollen, ist die Gemeinde vor Gott bekannt. Hier werden wir inmitten des Leids bewahrt, denn Gott will ansonsten zu dieser Zeit keine Gnade mehr walten lassen. Die Zeit existiert als eine abgeschlossene Sache innerhalb der Ewigkeit. Hier hat die Zeit ein Ende. Am Ende stoßen Christus und der Antichrist aufeinander. Es ist ein geistlicher Kampf. Die Geschichte des Aufstandes der Finsternis hat so lange ein Ende, wie der Böse gebunden wird. Die Frommen, die sich bewährt haben, haben einen Siegeskranz erworben, den ihnen niemand mehr nehmen kann. Sie haben ihr Leben nicht geliebt, sie haben es verloren – hier haben sie es wieder gefunden. In Kapitel 21 sollen zuletzt keine paradiesischen Zustände wieder hergestellt werden, sondern es geht um mehr. Es geht um eine neue Schöpfung. Nun lebt Gott mit den Seinen. Gott selbst baut das neue Jerusalem. Er selbst gibt seinen Leuten ein zu Hause. Es hat die Maße der Vollkommenheit. Erstaunlicherweise wurde den Teilnehmern die Zeit der Zusammenkünfte trotz der anspruchsvollen Bibelarbeit nicht zu lang. Es ging für viele ein Wunsch in Erfüllung, ausführlich zu hören und Fragen loswerden zu dürfen, die entweder gemeinsam oder in Einzelgesprächen aufgenommen und soweit möglich beantwortet werden konnten. Ermutigt und gestärkt verabschiedeten sich die Teilnehmer in der Hoffnung auf eine neue Freizeit im nächsten Jahr in Oberstdorf. Gabriele Reimer Die nächste Bibelfreizeit ist bereits in Vorbereitung (s. Seite 30). AUGUST 2012

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InfoSpezial

Übersicht lieferbarer Titel in Kurzfassung, auch als pdf-Datei per E-Mail

Diese Sonderdrucke bestellen Sie bitte auf Spendenbasis im Sekretariat der Bekenntnisbewegung, 88524 Uttenweiler, Jakob-von-Stein-Straße 5, Telefon (07374) 92 05 42, Fax 92 05 43, E-Mail: Bekenntnisbewegung@t-online.de Das Erscheinungsjahr des jeweiligen InfoSpezial ist nach dem Autorennamen aufgeführt.

Bibel/Übersetzungen

Nr. 61: Wir brauchen verbindliche Lehre (Zschuppe – 2005)

Nr. 38: Vom Geheimnis der Bibel (Bergmann – 2003)

Nr. 62: Kriterien für den rechten Gottesdienst (Kelter – 2005)

Nr. 60: Der Name Gottes (Mayer – 2005) Nr. 72: Neue Bibelübersetzungen unter der Lupe (Felber, Rothen, Wick – 2005) Nr. 73: Zuverlässigkeit vor leichter Verständlichkeit (Felber, Hafner, Rothen, Wick – 2005) Nr. 82: Christus der verborgene wahre Messias (Leiner – 2006) Nr. 84: Die heilige Schrift (Slenczka – 2006) Nr. 93: Kritische Anmerkung zur »Bibel in gerechter Sprache«. Die Anbetung der Weiblichkeit Gottes und das Bilderverbot (Slenczka – 2007) Nr. 109: Kreuz und Auferste­hung Jesu Christi (Künneth – 2008)

Nr. 64: Warum glauben wir an den dreieinigen Gott? (Leiner – 2005) Nr. 65: Was heißt an Gott, den Schöpfer, glauben? (Leiner – 2005) Nr. 78: Auseinandersetzung um die Lehre von der Endzeit (Rominger – 2005)

Nr. 98: Impulspapier der EKD – Kirche der Freiheit (Mayer – 2007)

Nr. 135: Predigt über 1.Korinther 2,1–5 (Leiner – 2010)

Nr. 115: Kennzeichen schwärmerischer Frömmigkeit (Mayer – 2009)

Nr. 138: »Gesellschaft« kontra »Gemeinschaft der Heiligen« (Dienst – 2011) Nr. 142: Bestens geschützt und doch laufend gebrochen. Das Beichtgeheimnis (Rominger – 2011)

Nr. 9: Thesen zur Taufe (Hellenschmidt – 2000)

Nr. 158: Eintracht und Zwietracht in der Kirche (Slenczka – 2011)

Nr. 20: Lobpreisgottesdienst (Eisen – 2002) Nr. 42: Mystik als Frömmigkeit (Dienst – 2003) Nr. 48: Ist die evangelische Kir­ che noch Kirche des Evangeliums? (Hellenschmidt – 2003) Informationsbrief 273

Nr. 134: Wie kann man heute noch Jesu versöhnendes Leiden und Sterben verkündigen? (Mayer – 2010)

Nr. 5: Am Ende Maria (Hamel – 2000)

Nr. 101: Paul Gerhardt – Chorä­le. Liedpredigten (Leiner – 2007)

Nr. 122: Das Gebet (Buchrucker – 2009)

Nr. 116: Zorn Gottes (Hellenschmidt – 2009)

Ekklesiologie/Kirche

Nr. 92: Das Apostolische Glaubensbekenntnis in Predigten ausgelegt (Buchrucker – 2007)

Nr. 96: Was heißt Kirche? (Leiner – 2007)

Nr. 107: Das geistig-ideologische Umfeld des Christentums (Leiner – 2008)

Nr. 133: Was ist Wahrheit? (Hellenschmidt – 2010)

Nr. 53: Verkündigung zwischen Auftrag und Flucht. Jona 1–4 (Naujokat – 2003)

Nr. 111: Predigt zum Israel­ sonntag. Römer 11,25–36 (Leiner – 2008)

Nr. 110: Welche Bedeutung hat das Gesetz Gottes für uns Christen? (Leiner – 2008)

Nr. 129: Übersicht über Bibel­ übersetzungen (Felber – 2010)

Nr. 27: Predigt über 2.Korinther 13,13 (Leiner – 2002)

Nr. 95: Kirche wohin? Die Gemeinde Jesu Christi und die Kirche (Hellenschmidt – 2007)

Nr. 105: Die Kirche und die ­Religionen (Hartenstein – 2010)

Nr. 117: Der Glaube an den Auferstandenen (Michel – 2009)

Predigten/Andachten/ Gebete

Nr. 163: Bewährung im Pfarramt (Kittel – 2012)

U Nr. 165: Mein Kirchentag NE (Rominger – 2012)

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Nr. 137: Die Rechtfertigung des Sünders im Zeichen biblischer Anthropologie. Zwei Predigten. Römer 3 und 14 (Leiner – 2011) Nr. 139: Nun freut euch, lieben Christen g’mein. Liedpredigt (Leiner – 2011) Nr. 145: Fallt in die gewaltige Hand Gottes. Predigt zu 1.Petrus 5,5c–11 (Kandler – 2011) Nr. 146: Im Licht Jesu Christi. Predigt zu Epheser 5,8b–14 (Kandler – 2011) Nr. 147: Danken und Vergessen. Themapredigt (Naujokat – 2011) Nr. 148: Glaubensleben in der Nachfolge Jesu. Themapredigt (Naujokat – 2011) Nr. 149: Predigt zu Jesaja 58,1–9a (Stücklen – 2011) Nr. 150: Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen. Predigt zu Josua 24,15c (Stücklen – 2011) Nr. 151: Gott ist Liebe – wie passen Leid und Verdammnis dazu? Predigt zu 1.Johannes 4,16b (Horwitz – 2011)

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Nr. 152: Das Tun Gottes durchbricht unser Denkschema. Predigt zu Jona 4,1–11 (Horwitz – 2011) Nr. 153: Jenseits von Eden. Predigt zu 1.Mose 3 (Lachenmann – 2011)

Biographien Nr. 86: Glaube im Widerstand – Bonhoeffer zum 100. Geburtstag (Leiner – 2006) Nr. 94: Melanchthon als Theologe und Pädagoge (Rominger – 2007)

Evangelisation/ Mission Nr. 2: Wie sollen wir das ­Evangelium ver­kündigen? (Ernst – 2000) Nr. 141: Von Lausanne nach Kapstadt (Rominger – 2011)

Nr. 154: Nichts als das Wort. Predigt zu Johannes 4,45–54 (Hellenschmidt – 2011)

Nr. 120: Das politische Testament Dietrich Bonhoeffers (Mayer – 2009)

Nr. 155: Sermon von der rechten Unterscheidung von Gesetz und Evangelium. Predigt zu Galater 2,16.19.20 (Volk – 2011)

Nr. 121: Paul Gerhardt und Anna Maria Gerhardt (Hesemann/Rominger – 2009)

Nr. 1: Ist Sterben doch ganz anders? (Möckel – 2000)

Nr. 124: Zum 70. Todestag von Pfarrer Paul Schneider (Martin – 2009)

Nr. 11: Faszination und Verwirrung heutiger Partnerbeziehungen (Naujokat – 2000)

Nr. 132: Rudolf Bultmann (Rominger – 2010)

Nr. 17: Euthanasie, Gentechnik und Embryonenforschung (Rominger – 2001)

Nr. 156: Die Reformation – der Jahrtausendirrtum? Predigt zu Römer 3,21–28 (Tscharnkte – 2011) Nr. 157: Warum lässt Gott das zu? Predigt zu Galater 6,7–8 (Tscharntke – 2011)

Nr. 143: Friedrich Wilhelm Raiffeisen (Rominger – 2011)

Ethik

Nr. 18: Die Unwandelbarkeit der Zehn Gebote im Wandel der Zeit (Rominger – 2001)

Nr. 159: Predigt zu Lukas 11,1–3 (Buchrucker – 2011)

Nr. 144: Henry Dunant (Rominger – 2011)

Nr. 160: Predigt zu 2.Korinther 3,12–18 und 4,6 (Buchrucker – 2011)

Nr. 161: Jeremias Gotthelf (Rominger – 2011)

Nr. 164: Predigt zu Matthäus 20,1–16a (Reuter – 2011)

Nr. 58: Das Alter: Die Krone des Lebens (Naujokat – 2005) EU Nr. 166: Eine Meditation über N Nr. 59: Mensch von Anfang an: Grundtvig (Rominger – 2012) Zur Problematik der Abtreibung (Naujokat – 2005)

Seelsorge Nr. 10: Wider die Psychohäresie in der Seel­sorge. Kongress 4.–5. Februar 2000, Gießen (2000) Nr. 15: Seelsorge unter Gesetz und Evangelium (Slenczka – 2001) Nr. 16: Glauben, Wissen und Seelsorge (Hoffmann – 2001)

Nr. 50: Weil es Gott gibt, ist nicht alles erlaubt! (Rominger – 2003)

Nr. 162: Johannes Kuhlo – ­Entstehung der Posaunenarbeit (Rominger – 2011)

Martin Luther

Nr. 23: Luthers Lehre von der Kirche (Leiner – 2002) Nr. 29: Luthers Auseinander­ setzung mit dem Islam (Leiner – 2002)

Nr. 66: Das Alter ist keine Auslaufzeit (Naujokat – 2005) Nr. 67: Allein ohne Partner (Naujokat – 2005) Nr. 77: Über den Sinn »christli­ cher Werte« (Mayer – 2005)

Nr. 37: Luther und der Papst (Leiner – 2003)

Nr. 87: Der letzte Feind – der Tod (Leiner – 2006)

Nr. 39: Luther und das Heilige Abendmahl (Leiner – 2003)

Nr. 88: Gewalt im Namen Gottes (Leiner – 2006)

Nr. 41: Luther und die Marienverehrung (Leiner – 2003) Nr. 45: Luther – Zölibat, Ehe und Familie (Leiner – 2003)

Nr. 104: Antiquiert oder modern – der Begriff Keuschheit. Charakterlicher Gewinn oder Verzicht auf Lust? (Naujokat – 2008)

Nr. 46: Luther und die Bibel (Leiner – 2003)

Nr. 119: Die Gewissensreligion (Heim – 2009)

Nr. 127: Eines Vaters letzte ­Worte an seinen Sohn (Naujokat – 2009)

Nr. 51: Luther – vom Mönch zum Reformator (Leiner – 2003)

Nr. 130: Ein Wort an die Gemeinde Jesu Christi. Orientierung in wirrer Zeit (Mayer – 2010)

Nr. 126: Freiheit, Schuld und biologisches Schicksal (Eibach – 2009)

Nr. 69: Luthers Theologie für Nichttheologen (Leiner – 2005)

Nr. 26: Charismatische Seelsorge nach Ignis (Antholzer – 2002) Nr. 113: In Christi Hand, ob wir leben oder sterben (Hellenschmidt – 2008) Nr. 114: Die dramatische Begrenzung: Alles hat seine Zeit (Naujokat – 2009) Nr. 118: Sterben in Würde (Mayer – 2009)

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Nr. 52: Luthers Christusglaube (Leiner – 2003)

Nr. 131: Neurotheologie – Gott ein »Hirngespinst«? (Eibach – 2010)

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Nr. 136: Gender-Mainstreaming – Wer oder was ist gerecht? Zwei Aufsätze (Mayer – 2011) Nr. 167: Zeichen der Zeit (Lachenmann – 2012)

NEU

Feminismus/Frauen in der Kirche Nr. 71: Frauenordination (Rominger – 2005)

Nr. 8: Heiliges Abendmahl oder päpstliche Messe? (Volk – 2000) Nr. 13: Was ist Ökumene? (Leiner – 2001) Nr. 25: Überlegung zum ­Ver­hältnis dreier Religionen (Volk – 2002) Nr. 33: Ökumene der Religionen? (Rominger – 2003) Nr. 40: Buddhismus und ­Christentum (Leiner – 2003)

Nr. 89: Der Beruf der Frau (Slenczka Gisela – 2006) Nr. 123: Das Hirtenamt und die Frau (Brunner – 2009)

Homosexualität Nr. 3: Stellungnahme der ­Bekenntnisbewegung zur Homosexualität (2000) Nr. 56: Im Gegenwind: Über Schwulen- und Lesbenbewegung (Lachenmann – 2004) Nr. 140: Gleichgeschlechtliche Partnerschaften im Pfarrhaus (Mayer, Rominger – 2011)

Nr. 43: Kirche und Judentum (Gesellschaft für Innere und Äußere Mission – 2003) Nr. 49: Erklärungen, ab »Basis der evangelischen Allianz« 1846 bis zur »Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre« (Rominger – 2003) Nr. 63: Gemeinsames Abendmahl? (Leiner – 2005) Nr. 70: Passahfest Israels und das Abendmahl Jesu (Burchartz – 2005) Nr. 74: Das Papsttum – dennoch antichristlich? (Leiner – 2005)

Ökumene/Ökumene der Religionen

Nr. 79: Der Buddhismus im Gegenüber zum Christentum (Leiner – 2005)

Nr. 6: Keine Übereinstimmung in der Rechtfertigung (Hamel – 2000)

Nr. 80: Der Weg zum Leben für Juden und Christen (Burchartz – 2006)

InfoSpezial Nr. 165:

Walter Rominger: Mein Kirchentag Im Mai 2012 fand in Mannheim der in aller Regel im zweijährigen Turnus veranstaltete Katholikentag statt. Walter Rominger hat die gesamte Zeit über an diesem kirchlichen Großereignis teilgenommen und ein paar ausgewählte Veranstaltungen aus den insgesamt 1200 besucht. Im Anschluss an den Katholikentag hat er seinen freilich recht persönlichen Eindruck zu Papier gebracht. Er dürfte eine interessante Lektüre sein.

InfoSpezial Nr. 166:

Walter Rominger: Eine Meditation über Grundtvig Er gilt neben Sören Kierkegaard als der maßgebliche Gelehrte Dänemarks im 19. Jahrhundert, Nicolai Frederik Grundtvig. Breit sind sein Informationsbrief 273

Wissensspektrum und sein Einfluss. Es umfasst Theologie und Geschichte, Pädagogik (Volkshochschulbewegung), geistliche und weltliche Dichtung, sowie Prosa. Trotz dieser umfassenden Bildung und Wirkung ist Grundtvig im deutschsprachigen Raum kaum präsent, ganz anders in seinem Herkunftsland. Die Meditation über Grundtvig will dazu beitragen, Grundtvig mehr ins Bewusstsein zu rücken.

InfoSpezial Nr. 167:

Hans Lachenmann: Zeichen der Zeit Gehen in Deutschland die Fachkräfte aus? Jedenfalls ist das Klagen darüber laut und will kein Ende nehmen. Doch auffallend bleibt, wie wenig eine genaue Ursachenforschung darüber angestellt wird, weshalb die demographische Entwicklung derart schlecht verläuft,

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Nr. 85: Soll der Papst Sprecher der evangelischen Christenheit werden? (Hellenschmidt – 2006) Nr. 90: Rechtfertigung gestern und heute (Leiner – 2006) Nr. 99: Wider allen falschen Oekumenismus (Volk – 2007) Nr. 102: »Benediktinisches«. Vom klugen Irrtum des Papstes (Volk – 2007) Nr. 108: Synkretismus (Hartenstein – 2008) Nr. 125: Christlicher Glaube und Judentum (Leiner – 2009)

Islam Nr. 14: Gibt es eine ­abrahamitische Urreligion? (Eusebia – 2001) Nr. 21: Allah – oder der Vater Jesu Christi (Leiner – 2002) Nr. 34: Die islamische Ehe (Eusebia – 2003) Nr. 35: Wie ist das islamische Recht ent­standen? (Eusebia – 2003) Nr. 106: Christliche Anfragen an den Islam (2008) wie sie dies tut. Dabei müsste doch klar sein, dass eine Fehlentwicklung nur dann recht angegangen werden kann, wenn schonungslose Analyse betrieben wird. Unser Autor, der langjährige Kirchenrat der württembergischen Landeskirche, Hans Lachenmann, geht dem nach und bringt Argumente zutage, die von Verantwortlichen geflissentlich gerne übersehen werden. Abteibungen und homosexuelle »Verpartnerungen« sind für eine gute Bevölkerungsentwicklung geradezu tödlich. Lachenmann bleibt jedoch nicht bei dieser negativen Feststellung stehen, sondern zeigt auf, dass das nicht das Ende ist. Vielmehr, wenn die Nacht vorgerückt ist, dann kommt auch schon bald der Tag. Die gründliche Studie aus der Feder Hans Lachenmanns kann nur nachdrücklich empfohlen werden.

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Buchrezension Wilhelm Horkel: Zeit und Ewigkeit Neuendettelsau 2010 Freimund-Verlag Reihe: Kleine Schriften aus dem Freimund-Verlag, 50 Seiten ISBN 978 3 86540 081 9 2,95 Euro, Freimund-Verlag Missionsstraße 3, 91564 Neuen­ dettelsau, Tel. (09874) 68933-0, Fax (09874) 68933-99, kontakt@freimund-verlag.de www.freimund-verlag.de Im gesegneten Alter von um die einhundert Lebensjahre, jedoch in geistiger und geistlicher Frische, hat der Münchner (Dichter)Pfarrer Wilhelm Horkel ein schmales Bändchen zu einem Thema vorgelegt, das geradezu für einen, der schon aufgrund seines hohen Alters an der Pforte der Ewigkeit steht, wie geschaffen erscheint. Diese Einschätzung wird noch mehr dadurch gestärkt, wenn man beachtet, dass sich Horkel als Schüler des Tübinger Theologen Karl Heim versteht, zu dessen letzten Seminaristen Horkel noch gehörte, dem doch gerade die so genannten eschatologischen Themen in ganz be-

Die Berpredigt Jesu Wort an seine Jünger –– Ruf zum Gehorsam und zur Tat

sonderer Weise am Herzen lagen. Horkel geht das Thema in der richtigen Weise an (einzelne Themen sind etwa: Christus und das Weltende, Der wiederkommende Herr, Folgen der Auferstehung). Spekulationen sind seine Sache nicht. Mehr wissen als die Heilige Schrift will er nicht, was gut so ist. Nun kann in einem kurzen Hinweis auf eine empfehlenswerte Broschüre nicht groß auf deren Inhalt eingegangen werden. Aber das bietet gerade den Vorteil, Lust zum Lesen einer solchen Schrift zu machen. »Nimm und lies«, möchte ich sagen. Sie werden nicht enttäuscht werden. Die gut geschriebene Kleinschrift, in der der Verfasser trotz des geringen Umfanges viel Material verarbeitet, gewinnt gerade deswegen an Bedeutung, weil in Verkündigung, Unterweisung usw. die Eschatologie kein Thema mehr ist, im Gegensatz zu einst (interessant dazu Horkels Abschnitt: Ewigkeitshoffnung in Liedern), weil, wie sich der Altliberale der Theologie, Ernst Troeltsch, ausdrückte, »das eschatologische Büro meist geschlossen ist«. Horkels Broschüre, die nur nachdrücklich empfohlen werden kann, ist im Buchhandel oder direkt beim Freimund-Verlag erhältlich. Walter Rominger

Freizeit in der Pfingstwoche vom 18. bis 25. Mai 2013 mit Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt im Christlichen Gästehaus »Bergfrieden« in Oberstdorf

Mitarbeiter an diesem Heft: Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt Rötlenstraße 26 70794 Filderstadt Telefon (07158) 69569 Fax (07158) 9157495 E-Mail: hans.hellenschmidt@gmx.de

Gabriele Reimer Beurhausstraße 31 44137 Dortmund Telefon (0231) 5844696 Fax (0231) 5893637 E-Mail: Gabriele.Reimer@gmx.de

Kirchenrat Hans Lachenmann Mühlfeldstraße 26 74589 Satteldorf Telefon (07951) 6095 E-Mail: hans.lachenmann@gmx.de

Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de

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Professor Dr. Günter Rudolf Schmidt Schinnerer Straße 11 91056 Erlangen Telefon und Fax (09131) 41793 E-Mail: guerusch@t-online.de Professor Dr. Reinhard Slenczka, D. D. Spardorfer Straße 47 91054 Erlangen Telefon und Fax (09131) 24139 E-Mail: Grslenczka@aol.com

AUGUST 2012

Informationsbrief 273


Geschäftsführender Ausschuss Vorsitzender der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt Rötlenstraße 26 70794 Filderstadt Telefon (07158) 6 95 69 Fax (0 71 58) 9 15 74 95 E-Mail: hans.hellenschmidt@gmx.de Stellvertretender Vorsitzender Pastor Jakob Tscharntke Jakob-von-Stein-Str. 5 88524 Uttenweiler Telefon (0 73 74) 920541 Fax (0 73 74) 920543 E-Mail: JakobTscharntke@t-online.de Schriftführer Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (0 74 31) 7 44 85 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Weitere Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses Pfarrer Johannes Frey Ofener Straße 3 28816 Stuhr Telefon (04 21) 5 22 89 10 E-Mail: johannes.frey@nord-com.net Hans Lauffer Osterstraße 25 70794 Filderstadt Telefon (0 71 58) 48 31 Fax (0 71 58) 94 78 73 E-Mail: hans.lauffer@t-online.de Gottfried Meskemper Voltastraße 26 28357 Bremen Telefon (04 21) 25 60 40 Fax (04 21) 2 05 34 56 E-Mail: Gottfried.meskemper@t-online.de

Kassenwart Gabriele Reimer Beurhausstraße 31 44137 Dortmund Telefon (0231) 5 84 46 96 Handy (0177) 2 99 77 76 Fax (0231) 5 89 36 37 E-Mail: Gabriele.Reimer@gmx.de

Neue Fax-Nummer von Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt: (07158) 9 15 74 95 Mit Fragen bezüglich der Spendenbescheinigungen wenden Sie sich bitte an unseren ­Kassenwart Gabriele Reimer. Sie erreichen sie telefonisch unter (02 31) 5 84 46 96 am besten samstags. Ansonsten sprechen Sie bitte auf den Anrufbeantworter der angege­benen Rufnummer. Bankkonten Volksbank Filder e. G., (BLZ 611 616 96) Konto-Nr. 65 500 016 IBAN DE34 6116 1696 0065 5000 16 BIC (SWIFT)-Code: GENO DE S1 NHB Postgirokonto Schweiz: Postgiroamt Bern Nr. 30-195 56-2 IBAN CH21 0900 0000 3001 9556 2 BIC POFICHBEXXX

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Sekretariat: Jakob-von-Stein-Straße 5 88524 Uttenweiler Telefon (07374) 92 05 42 Fax (07374) 92 05 43 E-Mail: Bekenntnisbewegung @t-online.de Im Büro können Sie anrufen von Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr www.keinanderesevangelium.de

Impressum: Herausgeber und Verlag: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. – zweimonatlich, kostenlos – Redaktion: Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt Satz und Layout: Grafisches Atelier Arnold, Dettingen an der Erms Druck: BasseDruck, Hagen ISSN 1618-8306 Fotos/Abb. auf Seite: 2: www.elk-wue.de; Dr. Dominik Klenk; Matthias Schmitt, idea 3: wikipedia, Kamtanoli375 5: Bundesarchiv; istockphoto; Andreas Krämer/pixelio.de 9: Grafisches Atelier Arnold 19: istockphoto 21: Illustration Schnorr von Carolsfeld 22: David Ebener 25: SELK 30: Freimund-Verlag restliche privat.

Nachsendeanträge bei der Post kommen bei der Bekenntnisbewegung nicht als Adressänderung an. Deshalb auch bei Umzügen die Adressänderung durch untenstehenden Abschnitt an das Sekretariat weitergeben. Für Neubestellung, Adressänderung und Abbestellung ausschneiden und einsenden an: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« Sekretariat: Jakob-von-Stein-Straße 5, 88524 Uttenweiler

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Die Kirche bedarf … einer ihrem Wesen gemäßen Ordnung. Diese hat Sinn und Ziel darin, die rechte Verkündigung sowie das Hören des Evangeliums und den rechten Gebrauch der Sakramente zu ermöglichen und zu sichern. … Keine konkrete Gestalt der Ordnung ist göttlichen Rechts, nur das Gegenüber von Evangelium, in Verkündigung und Sakrament und Gemeinde. Paul Althaus


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