Informationsbrief Februar 2012

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mm Diese Begnadigungen sind kein Thema der Verkündigung. Für Paulus zählt etwas ganz anderes. Niemand soll ihn höher achten »als er an mir sieht oder von mir hört« (Vers 6). In dieser schlichten, demütigen und klaren Aussage liegen bleibende Maßstäbe für die Gemeinde, wie sie mit besonderen Erfahrungen und Erlebnissen umzugehen hat. Nicht diese außergewöhnlichen Erfahrungen sind Maßstab für die geistliche Vollmacht und Autorität des andern, sondern dass sein sichtbares Leben und seine hörbare Verkündigung dem Wort Gottes entspricht. Das

den Schwachen mächtig«. Dabei ist dieser Satz im Urtext in seiner Aussage noch mächtiger: »Genug für dich ist meine Gnade«. Vers 9 ist keine Aufforderung an Paulus: »Lass dir genügen!« Vers 9 ist die Feststellung einer Tatsache. Das »genug« ist dabei betont vorangestellt. »Ge­ nug für dich ist meine Gnade.« Mehr brauchst du nicht. Mehr gibt es nicht. Das ist ja der Hammer an der Sache. Mehr als die Gnade Gottes gibt es nicht. Das unterstreicht der nächste Satz: »Denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.« Auch hier müsste noch mächtiger und genauer übersetzt werden: »Denn meine Kraft wird mm »Gerade denen, die arm sind und elend in Schwachheit vollendet.« Gerade da, wo wir und in sich verzagen und alle Hoffnung schwach sind, will die aufgeben, dass noch etwas werden könne Gnade Gottes ihre Kraft zur Vollendung bringen. aus ihnen zum Lob der herrlichen Gnade Die Kraft Gottes lässt sich Gottes, gerade denen gilt das Wort der durch unsere Schwachheit ewigen Liebe: ›Lass dir an meiner nicht aufhalten. Ja, sie erreicht gerade durch unsere Gnade genügen‹« m Schwachheit hindurch ihr (Ludwig Hofacker). Ziel. Mehr als Gnade gibt es nicht. In diesem Wissen trägt ist eine wichtige Botschaft in Richtung unse- Paulus den Pfahl im Fleisch nicht nur ergeben, rer charismatischen Geschwister: Sie irren sich etwa resigniert als das, was nun einmal sein nicht, wenn sie solche Dinge für möglich halten. schweres Los ist. Er trägt es nicht mit heimliSie irren sich nicht, wenn sie sich über solche chem Jammern und Selbstmitleid, vielleicht Erlebnisse freuen. Sie irren sich aber gewaltig, sogar mit versteckten Anklagen gegen seinen wenn sie solche Erlebnisse zu Gradmessern Herrn. Nein, er »rühmt sich am allerliebsten seigeistlichen Lebens und zum Gegenstand der ner Schwachheit«. Paulus muss nicht die Zähne Verkündigung machen. Wie ganz anders verhält zusammenbeißen. Er ist guten Mutes, wörtlich sich Paulus! Nur mit höchstem, mit Händen »ich habe Lust, Wohlgefallen«. greifbarem Widerwillen, lässt er sich auf die bloWie kann die eigene Schwachheit ße Erwähnung dieser Erlebnisse ein. Damit Paulus sich wegen dieser großen Er- zum Wohlgefallen werden? fahrungen nicht überhebt, ist ihm »ein Pfahl ins Fleisch« gegeben (Vers 7). Was darunter konkret Nur im Wissen um Gottes Kraft. Der Herr ist zu verstehen ist, lässt sich nicht beantworten. es, der alles tut. Auf des Herrn Wort können wir Waren es rasende Kopfschmerzen möglicher- uns in jeder Hinsicht verlassen. weise als Folgen der erlebten Steinigung (AposLeider sieht unsere geistliche Wirklichkeit telgeschichte 14,19)? Waren es dämonisch ver- meist ganz anders aus: Wir verlassen uns oft erst ursachte Anfechtungen und Depressionen? Wir dann von ganzem Herzen auf den Herrn, wenn könnten nur spekulieren. Paulus redet im Bild wir von allem andern ganz und gar verlassen und er deutet dieses Bild nicht. Das Einzige, sind, von allen eigenen Kräften und Möglichkeiwas deutlich wird: Paulus erlebt diesen »Pfahl ten, von allen Freunden und Brüdern, die uns im Fleisch« als vom Satan verursacht. Und er helfen könnten. Erst wenn wir ganz schwach, wird von Gott zugelassen trotz seines anhalten- ohnmächtig und hilflos geworden sind, kommt den Gebets und Flehens. Damit kommt Paulus eine wirkliche tiefe Sehnsucht und ein Wissen zu Vers 9, in dem der Text gipfelt, auf den alles um die völlige Abhängigkeit von Gottes Kraft hinführt, in dem alles seine rechte Zuordnung in uns auf. Eigentlich möchten wir vor allem findet: »Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an selbst stark sein, einen starken Glauben haben, meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in starke und tapfere Glaubenshelden sein. Aber da 8

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