my gait!_ Carré_1 part 23, 2014

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my gait!_ Carré_1 part 23, 2014 audiovisuelle Komposition, ca. 8 Min 30 (Projektion, 4-Kanal Audiosystem)

excerpt des videos auf vimeo https://vimeo.com/99946193

my gait ist eine Langzeitbeobachtung meiner eigenen Schrittrhythmen, begleitet von Aufnahmen des Umgebungsklangs und Videoaufnahmen. Ein besonderer Beweggrund für diese Untersuchung liegt in meinem Interesse am direkten Erkunden meiner Wohnungsumgebungen hinsichtlich fußläufig erfahrbarer Wege und deren Atmosphäre. Die Wege werden dabei so gewählt, dass sie immer von meinem jeweiligen Aufenthaltsort aus gegangen werden. An gleichen Orten gleiche Wege. Voraussetzung dabei ist das Gehen ohne Gepäck und alleine. Für die Partitur von my gait!_carré_1 wurde ein Carré am Prenzlauer Berg ausgewählt, das über die Beobachtungswerkzeuge Sichtfeldkamera, Kameras an Beinen und Arm, binaurale Mikrofone und ein Sensorsystem in den Schuhen dokumentiert und aufgezeichnet wurde.

carrée am Prenzlauer Berg Ein für dieses Berliner Viertel typischer urbaner Raum, in Form eines ungleichen Rechtecks mit 2 langen und 2 kurzen Seiten. Eine kurze Seite ist die Schönhauserallee, eine der Hauptverkehrsadern, die sternförmig vom Alexanderplatz Richtung Norden verläuft, mit der als Hochbahn geführten U2 und mit 2 Autospuren je Richtung, die auch von einer Strassenbahn befahren werden. Die anderen sind unterschiedlich breite Seitenstrassen mit durchgängigem Kopfsteinpflaster, die zu Stoßzeiten von Ortskundigen als Abkürzungen genutzt werden. Der Fußweg hat auf allen Seiten mindestens eine Breite von 2 Metern und ist durchgängig mit Platten gelegt, die keine plane Oberfläche bilden, so dass man sich sehr schnell angewöhnt beim Gehen die 1


Füße zu heben. Zwischen Fußweg und Strasse gibt es 2 Arten von „Puffer“, parkende Autos in Senkrecht- und Längsaufstellung und eine Baumbepflanzung im Abstand von etwa 8-10 Metern. Zur Fassadenseite hin bildet das Carré eine geschlossene Form, d.h. es gibt weder Lücken in der Bebauung noch offene Durchgänge zu den Hinterhöfen. In der moderaten Geschwindigkeit des Zu-Fuss-Gehens werden so mit den binauralen Mikrofonen klare Raumschwellen, Übergänge von einem auditiven Raum in einen anderen, sowie kleinste Raumveränderungen aufgespürt. Ein Raumerlebnis entsteht, da im Hörsinn auch wesentlich der Raumsinn liegt. Getaktet durch den gleichmäßigen Rhythmus der Schritte, der mit den Gegebenheiten der Umgebung korrespondiert und spürbar Sicht- und Hörebene beeinflusst. Je nach Untergrund und Schuhbeschaffenheit können wir unsere Schritte über unsere Ohren hören, abgesehen davon durchdringt jedes Aufeinandertreffen von Fuß und Boden beim Gehen unseren Körper spürbar/hörbar bis zur Schädeldecke. Das zentrale Bild der Arbeit ist eine Aufnahme mit einer Sichtfeldkamera, die für eine Orientierung im Abschreiten des Raums sorgt. Die Bilder der Kameras an beiden Beinen und dem rechten Arm, die Ausblicke auf die Fassadenstrukturen aus Sicht des Bewegungsapparates geben, agieren wie Gucklöcher im zentralen Bild. Die gleichmäßige Pendelbewegung der Arme steht dabei im Gegensatz zu den Bewegungen der Füße, die kurze Momente von Stillstand vermitteln, auch wenn wir selbst das Gefühl einer stetigen Fortbewegung haben.

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