Gefängnisseelsorge statt Gemeindediakonie Jesus war ein Wanderprediger (Mk 1, 35-39). Diese Eigenschaft fiel mir als erstes ein, als ich im Frühjahr eine Anfrage hinsichtlich einer Tätigkeit als Gefängnisseelsorger aus der Justizvollzugsanstalt Koblenz erhielt. Sollte ich wirklich noch einmal beruflich wandern? Ich besprach die Situation mit Pastor Dumont und wir verständigten uns auf die Strategie: Erst einmal abwarten. Als dann aber im Juni der zweite Anruf kam, ging ich nicht mehr von einer Zufälligkeit aus. Wenn man als Diakon und Mitglied des franziskanischen Ordens einen Ruf „von ganz unten“ bekommt, dann muss man eine geistliche Standortsbestimmung machen. Mit Hilfe vertrauter Personen gilt es zu klären, ob in dem Ruf vielleicht auch eine Berufung stecken könnte. In meinem Fall musste ich auch klären, warum sich die Anfrage an mich und nicht an einen jüngeren Diakon richtete. Vielleicht suchten sie ja bewusst einen älteren Seelsorger. Einen, der viele positive Lebenserfahrungen gemacht hat. Aber der gerade wegen den Brüchen in seinem Leben und den dadurch notwendig gewordenen Kurskorrekturen vielleicht sogar besser zu schuldig gewordenen Menschen passte, als ein noch „unbeschriebenes Blatt“.
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