KoelnerLeben Dezember 15 / Januar 16

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Leben in Köln

Wer da noch summt, muss Hummel sein Wo sie einkehren, da schlägt man gewiss keine leisen Töne an. Seit 2001 zieht die „Loss mer singe“-Karawane durch die Kölner Kneipenlandschaft. In familiärer Eintracht wird der Hit der Saison „ausgesungen“.

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ntje und Carolin wurden zu ihrem Glück gezwungen: Mit Schlager können sie nichts anfangen. Läuft Musikantenstadl, zappen sie schnell weiter. Sitzungskarneval ist für sie ein Graus. Lieder singen? Zum letzten Mal vielleicht im Kindergarten. Hoch soll sie leben. Zum Geburtstag. Und doch: Als Oliver Niesen im Herbrand’s ans Mikrofon tritt, blühen die beiden Freundinnen förmlich auf. „Wie süht et us, küss do met mir ...“, fragt der Frontsän-

ger von Cat Ballou über die Menschenmenge hinweg. Und sofort stimmen Antje und Carolin mit ein: „Op ne iewig lange Wääch.“ Aus voller Kehle, als hätten sie nie etwas anderes gemacht.

als ginge es um ihr Leben. Vielleicht ist es diese Widersprüchlichkeit, die die Konzertreihe aus der Masse der Kneipenbeschallungsangebote herausgehoben hat. Karneval kann schließlich jeder. Handfestes kölsches BrauchChance für den Nachwuchs tum hingegen – dafür braucht es So oder so ähnlich läuft es immer schon waschechte Eingeborene. wieder. Denn „Loss mer singe“ Nicht bloß fünfte Jahreszeit, sonist ein Phänomen. Menschen, die dern das kölsche Ganzjahresgeeigentlich gar nichts mit der köl- fühl – das ist es, dem man auf schen Sprache im Alltag zu tun ha- den Mitsingkonzerten mit einer ben, trällern hier mit einem Elan, behutsamen Mischung aus HuKölnerLeben Heft 6|15

Foto: Christoph Hardt

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