Dokumentation Deutscher Naturstein-Preis 2015

Page 41

Kennziffer: 14-00117C Wiederaufbau Dresdner Schlosskapelle Standort: Residenzschloss 01067 Dresden, Taschenberg Art der Nutzung: Veranstaltungsraum Bauherr: Freistaat Sachsen Sächsisches Staatsministerium der Finanzen – Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement Niederlassung Dresden I Königsbrücker Str. 80 01099 Dresden Architekt: Jens-Uwe Anwand – Büro für Architekturplanung und Denkmalpflege Ullersdorfer Platz 1c 01324 Dresden

Jurybewertung

sondern auch dessen Entwurf und Formbildung schlüssig ermöglicht. Dank des gegenwärtigen Standes bau- und kunsthistorischer sowie geisteswissenschaftlicher Forschungen war dem erstmals eine gute Basis gegeben. Insbesondere die Anwendung der Bogenaustragung für Entwurf und Ausführung der Gewölberippen mithilfe der mittelalterlichen Prinzipalbogenkonstruktion – computer­ gestützt nachvollzogen – führte zur überzeugenden Rekonstruktion des Gewölbes: die aus Konstruktion und Statik sich ergebenden Formen entsprechen genau den Formen vergleichbarer Schlingrippengewölbe. Gewölberippen aus sächsischem Postaer Sandstein, handgearbeitet, Lehrkonstruktion aus Baumstämmen; Wölbschale aus handgefertigten, dem bauzeitlichen Format entsprechenden Ziegeln, mit Kalkspatzenmörtel frei gemauert.

Die Rekonstruktion des Schlingrippengewölbes in der Dresdener Schlosskapelle mit ihreren doppelt gekrümmten räumlichen Steinprofilen fasziniert uns wie kaum etwas, obwohl uns durch moderne Medien heutzutage auch die ungewöhnlichsten Formen nahe gebracht werden. Dass hier mithilfe von präzisester bauund kunsthistorischer Recherche dann auf Computerbasis diese verlorengegangenen Tragekonstruktionen wieder nachempfunden, konstruiert, gezeichnet, gefräst und dann aufgerichtet werden gibt ein wunderbares und vorbildliches Zeugniss von der Ernsthaftigkeit der heutigen Rekonstruktionstechniken und der modernen Denkmalspflege. Gleichzeitig assoziiert man damit aber auch futuristische Konzepte zeitgenössischer Architekturen – es wird eine faszinierende Brücke geschlagen zum 16. Jahrhundert. Wenn man bedenkt dass diese nachgebauten Konstruktionen überdies auch noch allen modernen statischen und brandschutztechnischen Anforderungen entsprechen müssen – die ja wesentlich komplexer sind als damals – begreift man diese hervorragende Leistungen erst wirklich. Es ist ein in jeder Hinsicht vorbildliches und mutiges Vorgehen, das seinesgleichen sucht.

Deutscher Naturstein-Preis 2015

Mitarbeiter: Dipl.-Ing. (FH) Jan Fleischer Dipl.-Ing. Jens Teupel Naturstein: Postaer Sandstein Fotografen: Jens-Uwe Anwand, Dresden Jan Fleischer, Dresden (S. 38 Bild oben)


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.