Geschichten Gesichter
Susann Bosshard-K채lin und Beatrice K체nzi
Die Welt trifft sich auf dem Einsiedler Klosterplatz
rifri-edition
1. Auflage Alle Rechte vorbehalten © 2011 Susann Bosshard-Kälin und Beatrice Künzi, rifri-edition Gestaltung: Jonas Hartmann Korrektur: Werner Meier, Aeugst am Albis Gedruckt in der Schweiz bei Druckerei Hubschmid AG, Einsiedeln Einband: Buchbinderei Burkhardt AG, Isenrietstrasse 21, CH-8617 Mönchaltorf Papier: Euroset, Preprint, FSC, hochweiss, matt, 80 g/m2
7 Vorwort 9 Nadia Brönnimann
57 Nadia Brönnimann
101 Maria Becker
1969 Event-Managerin Einsiedeln
1920 Schauspielerin Zürich
1969 Event-Managerin Einsiedeln
59 Jonathan Uhmann
103 Anibal Jorge Ferreira Amaral
11 Jonathan Uhmann
1988 Student München
61 Der Teufel 63 Schwester M. Hedwig (Silja) Walter
105 Nadia Brönnimann
1988 Student München
13 Der Teufel 15 Schwester M. Hedwig (Silja) Walter
Schriftstellerin, Kloster Fahr
17 Martin Betz
Schriftstellerin, Kloster Fahr
65 Martin Betz 1984 rechtschaffener fremder Maurer Pyras (Deutschland)
emüsepflücker Salmsach (Thurgau) und G Porto (Portugal)
1969 Event-Managerin Einsiedeln
107 Jonathan Uhmann 1988 Student München
67 Tobias Kälin
109 Der Teufel 111 Schwester M. Hedwig (Silja) Walter
1968 Landwirt Altberg|Bennau
1968 Landwirt Altberg|Bennau
69 Peter Lüthi
113 Martin Betz
21 Peter Lüthi
1984 rechtschaffener fremder Maurer Pyras (Deutschland)
1984 rechtschaffener fremder Maurer Pyras (Deutschland)
19 Tobias Kälin
Rektor der Stiftsschule Oberägeri
Rektor der Stiftsschule Oberägeri
71 Stefanie Heinzer-d’Intino
Schriftstellerin, Kloster Fahr
1964 Schönheit im Welttheater 2007, Floristin Einsiedeln
115 Tobias Kälin
73 Walo Lüönd
117 Peter Lüthi
1927 Schauspieler Ronchini
1927 Schauspieler Ronchini
75 Nima und Khenpo Kinzang Thinlay
119 Stefanie Heinzer-d’Intino
27 Nima und Khenpo Kinzang Thinlay
1985 und 1970 Buddhistische Mönche Thimphu Bhutan
1964 Schönheit im Welttheater 2007, Floristin Einsiedeln
23 Stefanie Heinzer-d’Intino 1964 Schönheit im Welttheater 2007, Floristin Einsiedeln
25 Walo Lüönd 1985 und 1970 Buddhistische Mönche Thimphu Bhutan
77 Pater Kassian (Romuald) Etter
29 Pater Kassian (Romuald) Etter
1929 Physiker, Benediktinermönch Kloster Einsiedeln
1929 Physiker, Benediktinermönch Kloster Einsiedeln
79 Anton Mutayoba Gyr
31 Anton Mutayoba Gyr
1981 Marktfahrer Montreux
1981 Marktfahrer Montreux
81 Roger Diener
33 Roger Diener
1950 Architekt Basel
1968 Landwirt Altberg|Bennau Rektor der Stiftsschule Oberägeri
121 Walo Lüönd 1927 Schauspieler Ronchini
123 Nima und Khenpo Kinzang Thinlay 1985 und 1970 Buddhistische Mönche Thimphu Bhutan
125 Pater Kassian (Romuald) Etter 1929 Physiker, Benediktinermönch Kloster Einsiedeln
1950 Architekt Basel
83 Martina Lienert und Tobias Zürrer
35 Martina Lienert und Tobias Zürrer
beide 1991 beide Maturaklasse Stiftsschule Einsiedeln Einsiedeln, Wollerau
127 Anton Mutayoba Gyr
85 Ulrich Tilgner
129 Roger Diener
Journalist|Korrespondent Teheran und Hamburg
1950 Architekt Basel
87 Arcturus, Hiwot, Habtnesh, Joseph und Emmanuel
131 Martina Lienert und Tobias Zürrer
beide 1991 beide Maturaklasse Stiftsschule Einsiedeln Einsiedeln, Wollerau
37 Ulrich Tilgner Journalist|Korrespondent Teheran und Hamburg
39 Arcturus, Hiwot, Habtnesh, Joseph und Emmanuel 1979, 1975, 1972, 2008, Genf und Addis Abeba, Äthiopien
41 Angela Weis
1979, 1975, 1972, 2008 Genf und Addis Abeba, Äthiopien
89 Angela Weis 1991 Studentin Xian, China und Toronto, Kanada
1991 Studentin Xian, China und Toronto, Kanada
91 Martin Kiskman
43 Martin Kiskman
2002 3. Klässler Madrid Spanien
2002 3. Klässler Madrid Spanien
93 Marina Birchler
45 Marina Birchler
1963 Hausfrau Jenische Fahrende
1963 Hausfrau Jenische Fahrende
47 Konrad Oehler und Sapanna Kerdklam mit Sohn Benjamin 1940, 1971, 2007 Architekturdozent und Bijouteriefachfrau Chonburi, Thailand
95 Konrad Oehler und Sapanna Kerdklam mit Sohn Benjamin
1981 Marktfahrer Montreux
beide 1991 beide Maturaklasse Stiftsschule Einsiedeln Einsiedeln, Wollerau
133 Ulrich Tilgner Journalist|Korrespondent Teheran und Hamburg
135 Arcturus, Hiwot, Habtnesh, Joseph und Emmanuel 1979, 1975, 1972, 2008, Genf und Addis Abeba, Äthiopien
137 Angela Weis 1991 Studentin Xian, China und Toronto, Kanada
139 Martin Kiskman
1940, 1971, 2007 Architekturdozent und Bijouteriefachfrau Chonburi, Thailand
2002 3. Klässler Madrid Spanien
97 Willi Ingold
1963 Hausfrau Jenische Fahrende
1934 Gärtner und Kunstmaler Losone und Zuoz
141 Marina Birchler
1934 Gärtner und Kunstmaler Losone und Zuoz
99 Bonnie Tamilarasi Palian
143 Konrad Oehler und Sapanna Kerdklam mit Sohn Benjamin
51 Bonnie Tamilarasi Palian
1979 Fashion Designer Comoand Insel Penang Malaysia und Mailand
1940, 1971, 2007 Architekturdozent und Bijouteriefachfrau Chonburi, Thailand
49 Willi Ingold 1979 Fashion Designer Comoand Insel Penang Malaysia und Mailand
53 Maria Becker
145 Willi Ingold 1934 Gärtner und Kunstmaler Losone und Zuoz
1920 Schauspielerin Zürich
147 Bonnie Tamilarasi Palian
55 Anibal Jorge Ferreira Amaral
1979 Fashion Designer Comoand Insel Penang Malaysia und Mailand
emüsepflücker Salmsach (Thurgau) und G Porto (Portugal)
149 Maria Becker 1920 Schauspielerin Zürich
151 Anibal Jorge Ferreira Amaral
emüsepflücker Salmsach (Thurgau) und G Porto (Portugal)
153 Schwester M. Hedwig (Silja) Walter
Schriftstellerin, Kloster Fahr
155 Martin Betz 1984 rechtschaffener fremder Maurer Pyras (Deutschland)
157 Tobias Kälin 1968 Landwirt Altberg|Bennau
159 Peter Lüthi
Rektor der Stiftsschule Oberägeri
161 Stefanie Heinzer-d’Intino 1964 Schönheit im Welttheater 2007, Floristin Einsiedeln
163 Walo Lüönd 1927 Schauspieler Ronchini
165 Nima und Khenpo Kinzang Thinlay 1985 und 1970 Buddhistische Mönche Thimphu Bhutan
167 Pater Kassian (Romuald) Etter 1929 Physiker, Benediktinermönch Kloster Einsiedeln
169 Anton Mutayoba Gyr 1981 Marktfahrer Montreux
171 Roger Diener 1950 Architekt Basel
173 Martina Lienert und Tobias Zürrer beide 1991 beide Maturaklasse Stiftsschule Einsiedeln Einsiedeln, Wollerau
175 Ulrich Tilgner Journalist|Korrespondent Teheran und Hamburg
177 Arcturus, Hiwot, Habtnesh, Joseph und Emmanuel 1979, 1975, 1972, 2008 Genf und Addis Abeba, Äthiopien
179 Angela Weis 1991 Studentin Xian, China und Toronto, Kanada
181 Martin Kiskman 2002 3. Klässler Madrid Spanien
183 Marina Birchler 1963 Hausfrau Jenische Fahrende
6 | 7 Gesichter
Einsiedeln, im Herzen der Schweiz
Aus diesen vielfältigen internatio
gelegen, ist seit Jahrhunderten ein
nalen Begegnungen entstand im Kloster-
spirituell geprägter, internationaler
dorf eine Tradition des Austausches
Wallfahrtsort – ein Ort der Begegnung
mit der Welt, mit anderen Kulturen, mit
von Menschen aus aller Welt. 934
Fremden, mit andersdenkenden Men-
entstand bei der einstigen Zelle des
schen, mit Städtern, mit Menschen, die
heiligen Meinrad aus dem siebten
auf der Suche sind, mit solchen, die
Jahrhundert ein Benediktinerkloster,
hoffnungslos und verzweifelt sind. Immer
das über die Jahrhunderte hinweg
auch mit solchen, die sich hier bei
bis heute nichts von seiner Anziehungs-
der Schwarzen Madonna in der Gnaden
kraft verloren hat.
kapelle etwas erbitten.
Dabei liegt das Klosterdorf
Der Klosterplatz vor der mächtigen
fern der grossen Durchgangsstrassen
Fassade der barocken Klosterkirche –
von Norden nach Süden in einem
es ist der zweitgrösste europäische Kir-
abgeschiedenen Hochtal – mehrheitlich
chenplatz nach dem Petersplatz in Rom
umgeben von Wald, Weilern, Hügeln,
– thront imposant und mächtig über
Bergen und seit siebzig Jahren auch
dem Dorf. Mit seinen grosszügigen Dimen-
einem Stausee.
sionen bietet er Gelegenheit, verschie
Aber nach Einsiedeln – «in den Finsteren Wald» wie es früher wegen der dichten Bewaldung hiess –
denartigsten Menschen aus aller Welt zu begegnen. Aus diesen Überlegungen heraus
pilgert und reist seit vielen Jahr-
entstand unsere Idee, mit Menschen
hunderten «die Welt»; sie kommt aus
auf diesem geschichtsträchtigen Platz in
allen vier Himmelsrichtungen.
Kontakt zu kommen. Wer sind sie?
Einsiedeln hat eine einzigartige Ausstrahlung. Und die Menschen, die hier leben, besitzen neben Traditions
Warum kommen sie und was erwarten sie von diesem Ort? Das vierjährige Projekt hat uns
bewusstsein, Entschlossenheit und
zwischen 2008 und 2011 eine Menge
Durchsetzungsvermögen auch Humor
faszinierender Begegnungen geschenkt.
und eine weltoffene Geschäftstüch
88 Menschen – Einheimische, (zufäl-
tigkeit. Dorf und auch Kloster sind seit
lige) Passanten, (Velo-, Töff und Fuss-)
Jahrhunderten Gastgeber, um Menschen
Pilger, Kirchgänger, Prominente,
aus aller Welt zu empfangen.
Touristen, Geschäftsleute, Junge, Alte, Frauen, Männer, Weisse, Schwarze, Einzelpersonen, Paare und Gruppen –
Kommen Sie mit uns auf den Einsiedler Kloster
haben wir zu allen Tageszeiten, bei Schneesturm oder in grösster Sommerhitze getroffen und sie in Bild und Text porträtiert. Ein grosser Dank geht an alle, die sich Zeit für unsere Fragen und das Fotografieren genommen haben. Sie sind die Stars des vorliegenden Werks. Danken möchten wir vor allem Abt Martin Werlen und der Klostergemeinschaft, die unser Projekt von Anfang an spontan unterstützten, uns grosszügigerweise die Erlaubnis gaben, jederzeit unser mobiles Studio auf dem Klosterplatz aufzustellen, und schliesslich auch die OpenairAusstellung im Abteihof zu gestalten. Ein grosser Dank geht auch an Gottfried Weber, den ehemaligen Direktionspräsidenten der Schwyzer Kantonalbank, an Heino von Prondyzinsky und den Vorstand der der Vereinigung der Freunde des Klosters Einsiedeln, an die Verantwortlichen der Schule für Gestaltung sowie an die Studierenden des Lehrganges.
erplatz. Hier trifft sich die Welt! 8 | 9 Geschichten
Markus Maeder 1945 Ghostwriter Rapperswil
Heute habe ich Geburtstag und bin hier in der Nähe zum Nachtessen ein geladen. Der Platz hat es in sich – unheimlich und anziehend zugleich. Die schräge Ebene mit der barocken Fassade als Abschluss hat die suggestive Kraft einer Bühne. Als Kind war Ein siedeln unser Skiort. Keinen anderen erreichten wir mit so wenig Benzin. Ich wünschte mir immer, die Mönche singen zu hören, doch mein Vater hatte in seiner Kindheit zu oft minist riert und wimmelte ab. Es werde gleich dunkel und eisig auf den Strassen, und dies und das. Als ich mit zwanzig mein erstes Motorrad kaufte, führte die Jungfernfahrt schnurstracks auf den Klosterplatz, weil ich am Schutzbügel unbedingt ein Maskottchen der heiligen Jungfrau brauchte. Sie hat mich auf über 200 000 Kilometern vor allem Übel bewahrt. Ist das nicht wundersam? Dabei glaube ich gar nicht an sie. Einmal gingen meine Liebste und ich, frisch verliebt, in die Vesper. Als uns einer der Patres kuscheln sah, schenkte er uns einen kleinen Madonna-Anhänger – sie beschützt uns bis heute. Die Madonna und ich, wir hängen aneinander. Auf eine ganz unchristliche Art und Weise.
Der Platz hat es in sich – unh
nheimlich und anziehend zugleich
10 | 11 Gesichter
Der Klosterplatz ist das Einzig
Teufel Weltweit Güdelmontag – ich warte mit grosser Ungeduld auf meinen heutigen Auftritt … für wenige Stunden habe ich meine Bühne und ein Hochgefühl! Am Fasnachts dienstag wird die ganze dämonische Herrlichkeit wieder für ein Jahr vorbei sein. Abends, beim Pagatverbrennen, beim Aufsteigen des Feuers und zu ohren betäubenden Tricheln und Geissel klöpfen nehme ich dann meinen laut losen Abgang. Ich starte heute um neun Uhr am Sühudiumzug im Unter dorf, zusammen mit meinen Teufels kollegen. Die Treichler sind schon seit vier Uhr unterwegs und künden dem Volk lautstark an, dass bald der Teufel los sei. Der Teufelsfuhrmann treibt mich am Umzug an. Vor dem habe ich aber keine Angst, er soll sich ruhig in Sicherheit wiegen. Der Klosterplatz ist das Einzige, was mich in Schranken hält. Das ist von jeher so geregelt. Glück licherweise durfte der Fürstabt dem Dorf nicht dreinreden – bis zur geraden Kante beim Frauenbrunnen gehört der Platz nämlich dem Bezirk. Noch kein Teufel ging darüber hinaus! Der kleri kale Boden und die Kirche erst recht sind mir ein Greuel. Wenn ich diese Schwel len jemals überschreiten wollte – dann sicher in cognito. Also aufgepasst: Der Teufel ist überall.
ige, was mich in Schranken hält 12 | 13 Geschichten
Martin Betz 1984 rechtschaffener fremder Maurer Pyras (Deutschland)
Ich bin einer von gegen sechshundert Bauhandwerkern, die auf Wanderschaft sind. Es ist eine 800 Jahre alte Tradition, dass Gesellen mit abgeschlossener Berufsausbildung für drei Jahre und einen Tag durch die Welt reisen und arbeiten. Seit sieben Monaten bin ich alleine unterwegs. Es ist eine einmalige Möglichkeit, mich handwerk lich weiterzubilden und menschlich Erfahrungen zu sammeln. Ich ziehe ungebunden und frei durch die Lande, habe Zeit. Ich arbeite da, wo es mir gefällt. Was ich alles erlebe! Einsiedeln wurde mir empfohlen. Ich kam gestern Abend mit Autostopp hierher – schade, konnte mir der Statthalter keine Arbeit ver mitteln. Für die Übernachtung im Kloster habe ich nichts bezahlen müssen; dafür hab ich was gespendet. Die Kirche beeindruckt mich – viel Prunk und Protz ... für mich als Maurer ein interes santes Objekt. Seit ich zwanzig bin, lebe ich als Christ. Das Katholische kenne ich weniger. Es ist mir wichtig zu wissen: Es gibt einen Gott, ich habe eine lebendige Beziehung zu ihm, ein Ziel – das ewige Leben. Kann sein, dass ich auf meiner Wanderschaft nach Einsiedeln zurückkomme. Heute ziehe ich weiter ... vielleicht trampe ich nach Italien.
Die Kirche beeindruckt mich – v
viel Prunk und Protz ... für mich als Maurer ein interessantes Objekt
14 | 15 Gesichter
Dass ich hier mit meinem
nem Stand aber fast auf dem Klosterplatz stehe, freut mich
Anton Mutayoba Gyr 1981 Marktfahrer Montreux
Ich habe Einsiedler Wurzeln. Mein Grossvater, Peter Gyr, stammt aus dem Klosterdorf, und mein Vater ging hier in die Klosterschule. Ich selber habe mit Einsiedeln wenig am Hut – für eine Bekannte verkaufe ich hier am Martini markt ‹Mode für Köpfe›. Wenn ich nicht irgendwo im Land als Marktfahrer unterwegs bin, arbeite ich als Musik produzent und nehme beispielsweise afrikanische Kindermärchen auf CDs auf oder afrikanische Lieder aus den 20er Jahren. Im Sommer bin ich an den Open Airs anzutreffen. Meine Mutter stammt aus Ruanda. Die Schwarze Madonna in der Klosterkirche finde ich sehr speziell, weil sie schwarz ist wie ich. Religiös bin ich nicht. Ich habe meine eigenen Götter. Dass ich hier mit meinem Stand aber fast auf dem Klosterplatz stehe, freut mich. Der Brunnen ist pompös, der macht mir Eindruck. Ich komme back to the roots, zurück zu den Wurzeln, ist das nicht lustig?
16 | 17 Geschichten
Hye yeo 1959 Zenmeisterin Seoul Süd Korea
Das Kloster und der Platz sind sehr eindrücklich. Als ich in die Kirche hinein kam, war ich überwältigt von der Schönheit des Raumes – einzigartig. Ich hätte nie gedacht, dass es hier in Ein siedeln eine so wunderschöne Kirche hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass sehr viele Menschen hierher kommen, um zu beten. Ich lebe seit 15 Jahren als ZenMeisterin mit zehn anderen Nonnen in einer Klostergemeinschaft, die ich in der Nähe von Seoul gegründet habe.
Vorher führte ich ein völlig normales Leben in der Welt draussen. Ich glaube, dass im Christentum die gleiche Essenz spürbar ist wie im Buddhismus. Wir Menschen sind doch alle eins. Ich bin hier in Einsiedeln an einem internationalen Filmfestival mit einem eigenen, 21-minü tigen Dokumentarfilm. Er heisst What is my true self?
der Platz sind sehr eindrücklich 18 | 19 Geschichten
Pfingst-Tanz
nz überm Klosterplatz Schwester M. Hedwig (Silja) Walter Kloster Fahr
Ganz nahe an der grossen Treppe befindet sich das kleine Haus AVE. Es wird einmal, vielleicht in nächster Zeit wie ich höre, am nach allen Seiten erweiter ten Klosterplatz stehen. Da war ich, und sah die nationale Pfingst-Wallfahrt der Portugiesen zur Schwarzen Madonna in Einsiedeln herauf kommen. Dann tanzten sie, oben vor dem Klostertor. Wunderschön! Junge braune Frauen und Männer, weiss, rot, grün und golden, weite schwingende Röcke, Flöten, Trom melgestampf der Burschen. Später schrieb ich das Erlebte auf.
Sie schlüpfen aus Schuhn
singen drinnen die Mönche.
und Sandalen, denn der Dornbusch brennt
Der kommt, und so tanzen sie
in der Steppe
ihren Glauben
und heute
auf ihre Weise:
auch über der Treppe zur Gnadenkapelle.
ringsum und ringsum im Rund
Darum das Fest und
und im Kreise.
die Leute.
Tanzen ihre Liebe zum Herrn und zur schwarzen
Veni Sancte Spiritus!
Madonna
singen drinnen die Mönche. Der kommt und fährt in die braunen Frauen und Männer, damit sie sich fassen, tragen und treiben lassen und er sie drehe ringsum und ringsum im Kreise rundum. Veni Sancte Spiritus!
20 | 21 Geschichten
Tobias Kälin 1968 Landwirt Altberg/Bennau
Ich bin mit dreissig Kühen, einem Stier und einem Rind heute an die Einsiedler Viehausstellung gekommen. Zu Fuss. Wir gehen um halb sieben zuhause weg und brauchen für die viereinhalb Kilo meter eine Stunde. Über die Haupt verkehrsachse durchs ‹Rappennest› und die Umfahrungsstrasse via Horgenberg auf die Brüelmatte. Die Autofahrer sind recht tolerant. Ich bin sehr zufrieden; wir hatten heuer wieder eine ‹Miss Einsie deln› – unsere achtjährige Friset hat beim Original Braunvieh mit Hörnern gewonnen. Mit einer bekränzten Kuh mit der Miss-Schleife und grosser Glocke beim Umzug über den Klosterplatz und durchs Dorf laufen zu dürfen, macht mich schon stolz. Den Klosterplatz erlebe ich dann wie eine grosse Arena. An diesem Tag habe ich meine Gedanken natürlich nicht beim Platz. Aber ich komme während des Jahres ab und zu in die Kirche, um Kraft zu schöpfen und aufzutanken, auch zu danken. Für einen Erfolg, wie jetzt mit der Friset. Den Herrgott vergess ich nie. An einer so grossen Kirche gefällt mir die Masse der vielen Menschen nicht. Ehrlich gesagt, für mich habe ich die kleineren Kapellen lieber. Dort ist es familiärer.
Den Klosterplatz erleb
ebe ich dann wie eine grosse Arena 22 | 23 Gesichter