Zwilipp ein Dorf im Kreis Kolberg - Kรถrlin
Aufgeschrieben von Lothar Varchmin
Vorwort Schon lange trage ich mich mit dem Gedanken, alles über Zwilipp aufzuschreiben und zwar so, dass man alles zusammen hat und nicht in verschiedenen Büchern oder Unterlagen suchen muss. Leider habe ich hiermit viel zu spät angefangen; denn viele Zwilipper, bei denen man einiges hätte nachfragen können, leben nicht mehr. Ich will es aber trotzdem versuchen und konnte auf die Unterstützung vieler zurückgreifen. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich an Sagen, Bräuchen und Sitten so viel entwickelt, dass es schade wäre, wenn hiervon etwas verloren ginge. Soweit ich weiß, hat es einen derart krassen Austausch der Menschen wie 1945 durch die Vertreibung in unserer Region noch nie gegeben. Mit „Zwilipp ein Dorf im Kreis Kolberg - Köslin“ versuche ich festzuhalten, was ich über Zwilipp weiß, gelesen und gehört habe. Gespräche in der Familie mit meinen Eltern, eigene Erlebnisse und Erinnerungen, sowie Gespräche bei unseren Treffen sind mit eingeflossen. Viele Fotos und Wissenswertes habe ich von Euch, meine lieben Zwilipper, erhalten und einen großen Teil werdet Ihr in diesem Buch wieder finden. Dafür meinen Dank an alle. Auch ein Dankeschön an meine liebe Frau Hildegard, die viel Verständnis für meine Arbeit und Recherchen zu diesem Buch aufgebracht hat. Ich hoffe und wünsche, dass in späteren Generationen, wenn Abkömmlinge aus Zwilipper Familien, die einmal nach den Wurzeln ihrer Ahnen suchen, in diesem Buch nachschlagen und feststellen werden, dass „Zwilipp ein Dorf im Kreis Kolberg - Körlin“ eine Geschichte und zwar eine sehr interessante Geschichte hat.
Steinhagen, Mai 2009 Lothar Varchmin
Die Landschaft Die Landschaft um Zwilipp, d.h. die Landschaft ganz Pommerns und der gesamte norddeutsche Raum wurde von der letzten Eiszeit geprägt und geformt. Vor ca. 20.000 Jahren ging die Eiszeit zu Ende. Ein riesiger Eisgletscher reichte vom skandinavischen Gebirge bis in den deutschen Raum. Im Norden hat es Jahrhunderte ununterbrochen geschneit. Diese Schneemassen breiteten sich vorwiegend nach Süden aus, brachen aus dem Gebirge Steinmassen aus und nahmen sie auf ihrem Weg mit. Die Mächtigkeit dieses Gletschers soll 1.000 Meter, stellenweise noch mehr betragen haben. Die Gesteins- und Schuttmassen, die der Gletscher Jahrhunderte mitgeführt hatte, wurden vom Eis geschliffen bzw. zu Geröll zerrieben. Weit im Süden waren die Temperaturen etwas wärmer, das Eis schmolz und die Gesteins- und Schuttmassen sanken zu Boden. So ist im Laufe der Jahre der pommersche Höhenrücken entstanden. Es gab Jahrhunderte, da war es wieder etwas kälter, dann drang der Gletscher wieder nach Süden vor. In anderen Jahrhunderten ging er durch die wärmere Temperatur wieder zurück. Bei diesem Vorgang wurden riesige Wassermassen frei, die sich in den Urstromtälern ihren Weg bahnten und viel Boden weg geschwemmt haben. So ist auch das Landschaftsbild in unserer näheren Umgebung entstanden. Es hat sicher einige Jahrhunderte gedauert, bis sich der Gletscher ganz zurückgezogen, und sich so unsere leicht hügelige Landschaft gebildet hat. In dieser Zeit ist die Persante sicher ein riesiger Strom gewesen. Nach wie vor war die Witterung noch nicht sehr einladend. Es war kalt, stürmisch, es regnete und hagelte viel, dann schien auch wieder die Sonne und so ist im Laufe vieler Jahre Geröll und Gestein verwittert. Die Landschaft war eine unwirtliche Öde. Nach einigen tausend Jahren wuchsen auf dem eisfrei gewordenen Boden zuerst Moose, Flechten, Gräser, kleine Büsche von Zwergweiden und Zwergbirken. Bald kamen auch die ersten Tiere. Vermutlich zuerst das Rentier, das sich von Flechten und Moosen ernähren kann. Auch das Mammut wird sich bereits ausgebreitet haben. Im Laufe der Jahre wurde durch den Wind der Samen von Birken und Kiefern in diese Gegend geweht, es entstanden die ersten, großen Wälder. In den Wäldern siedelten sich auch Tiere an, es gab die Auerochsen, Elche, Wisente, Wildpferde, Auerund Birkhühner und in dem reichlichem Wasseraufkommen baute der Biber seine Burgen. Natürlich waren nun auch Raubtiere vorhanden. Es gab Bären, Wölfe, Füchse und auch der Luchs war in den Wäldern anzutreffen. Um Zwilipp könnte es auch wild und wüst ausgesehen haben. Die Persante war ein riesiger Strom, daran schloss sich ein urwaldartiges Waldgebiet an. Das Achtermoor war ein Sumpfgebiet und die Dorfwiese ein großer See. In den Gewässern war ein Fischreichtum vorhanden, die Wälder wurden von den zuvor erwähnten Tieren belebt. Viele Jahrhunderte war hier nur Urwald, Moor- und Sumpfgebiete und ein sehr großer Wasserreichtum vorhanden. Irgendwann ist dann auch hier der Mensch aufgetaucht. Diese Menschen waren ausschließlich Jäger und Fischer. Wir befinden uns in der mittleren Steinzeit 4000 bis 1600 v. Chr.. Im Bereich von Zwilipp ist aus dieser Zeit ein Steinbeil gefunden worden. Die Fundstelle ist mir nicht bekannt. Im gesamten Kreis Kolberg-Körlin gab es einige Funde aus dieser Zeit. In der Jungsteinzeit hat auch in unserem Kreis der Ackerbau Fuß gefasst. Dies ist durch die Kultur der "Großsteingräberleute" bekannt. Das einzige Großsteingrab, das hiervon Zeugnis gibt, ist das von Krühne, nahe der Persante gelegen. Es ist auffällig, dass diese Gräber immer in Wassernähe gefunden wurden. 1600 bis 500 v. Chr., die Bronzezeit. Aus dieser Zeit gab es mehrere Funde im gesamten Kreis, aber auch im Zwilipper Bereich. Aus der Zeit, etwa 1200 v. Chr., wurde ein Skelettgrab, das eine im Osten häufig vorkommende Ösennadel enthielt, gefunden.
Weiter wurde ein Steinkistengrab mit Münzenurne gefunden. Hier ist nur die Bestattungsart bekannt, die aber auf einen religiösen Hintergrund schließen lässt. Von diesen Steinkistengräbern gab es viele im Kreis Kolberg-Körlin, zum Teil mit mehreren Urnen. Ob es sich hier um Familiengräber handelte? Über die Menschen, die damals hier lebten gibt es keine Aufzeichnungen, sie gehörten dem Nordischen Kulturkreis an, den man später als "altgermanisch" bezeichnete. Die Eisenzeit, 500 vor bis 600 nach Chr.. Aus dieser Zeit sind aus dem Zwilipper Bereich 2 Funde bekannt: Der Moorfund bestehend aus römischen Glasperlen (Stufe B-C). Aus der jüngeren Kaiserzeit (eine Stufe der Eisenzeit, 0 bis 400 nach Chr. Geb.) wurde 1928 das bedeutendste Grab im Kreis Kolberg-Körlin gefunden und von Herrn Studienrat Dr. Dibbelt geborgen. Es handelt sich um das „Frauengrab von Zwilipp“. Das Skelett, mit wohlerhaltenem Schädel. Das Skelett war mit vier bronzenen Fibeln ausgestattet, zwei so genannte "Fibeln mit umgeschlagenem Fuß" und zwei so genannte "Schildfibeln" mit Silberverzierung und blauen Glaseinlagen am Fußende, ein silberner tordierter (gedrehter) Halsring mit "birnenförmiger Öse", eine technisch ganz ähnlich tordierte Nadel, von der offenbar der Nadelkopf vielleicht aus Silber oder Gold war, so wie es das dicht unterhalb des Nadelkopfes angebrachte gepreßte Goldblech andeutet. Dies ist der einzige "sichere" Grabfund aus der sogenannten jüngeren Kaiserzeit. Die Wendenzeit 700 bis 1200 nach Chr.. Aus dieser Zeit stammt das „Wikingergrab“ von Zwilipp. Es kann als wikingisch, also nordgermanisch, angesehen werden, weil die Zusammensetzung des Fundes völlig aus dem Rahmen der üblichen wendischen Grabfunde Pommerns herausfällt, dagegen engste Verwandtschaft mit Gräbern in Schweden, Dänemark und Norwegen zeigt. Das Hauptstück des Fundes ist eine wikingische ovale Schalenfibel, wie sie nördlich der Ostsee zu vielen Hunderten gefunden wurde. Südlich der Ostsee dagegen ist Zwilipp das einzige Stück. Dieses Grab ist nach dem aus dem Jahre 1897 stammenden Fundbericht des Kolberger Zeichenlehrers Meier zweifellos ein Brandgrab gewesen und eben so sicher ein Wikingergrab. Ob es sich hierbei um das Grab eines gefallenen Kriegers handelte, oder es der Hinweis ist, dass sich hier in Zwilipp eine wikingische Handelniederlassung befunden hat, ist nicht bekannt.
Die Schalen- oder Buckelfibel
Der Burgwall von Zwilipp lag in der Nähe der Persante und zwar links des Feldweges von der Fähre in Richtung Bartiner Brücke. Diese Burgwälle, von denen es einige im Kreis gab, waren von den Wenden als Fliehburgen nur aus Erde, Sand und Steinen aufgeschüttet. Sie dienten der Bevölkerung als Zuflucht bei Gefahr. Das Wikingergrab muss ganz in der Nähe dieses Burgwalles gewesen sein, an beiden ist die Persante dicht vorbei geflossen. Man kann davon ausgehen, dass vor und auch in den ersten Jahrhunderten der Wendenzeit die Bewohner nahe der Persante gelebt haben. Erst später siedelten die Leute weiter nördlich und zwar hufeisenförmig um den großen See (die spätere Dorfwiese und Dorfteich).
Wo kamen diese Menschen her ? In der jüngeren Steinzeit, 3000 bis 2000 vor Chr., kamen Träger der nordischen Kultur von Dänemark, besetzten Rügen und Vorpommern und drangen entlang der Küste bis weit nach Hinterpommern vor. Aus Vorpommern drangen in der jüngeren Bronzezeit Germanen ebenfalls entlang der Küste bis zur Weichselmündung vor. Um 150 vor Chr. Geb. wurden Vorpommern und Rügen von einem aus dem westlichen Mecklenburg kommenden nordsuebischen Stamm besetzt. Von Bornholm aus besetzten die Burgunder das Gebiet zwischen Oder und Persante. Goten aus Mittelschweden eroberten das Weichselmündungsgebiet und verbreiteten sich von dort nach Ostpommern aus. Im Bereich von Zwilipp haben Burgunder oder Goten gelebt, evtl. sogar Menschen aus beiden germanischen Stämmen. Mit Gewissheit lässt sich dies heute nicht mehr feststellen. Die germanische Epoche Pommerns ging mit der Völkerwanderung (4. bis 6. Jahrhundert nach Chr.) zu Ende. Der Auslöser war der 375 nach Chr. erfolgte Einfall der Hunnen in Europa. Die germanischen Stämme zogen nach Süden und nach Westen. In dies fast leere Gebiet sickerten im Laufe der nächsten Jahrhunderte slawische Stämme aus dem Dnjepr-Gebiet ein. Die zurück gebliebenen Germanen vermischten sich mit den Slawen. Die Slawen die in diese Gebiete zogen, bestanden wiederum aus verschiedenen Volksgruppen. In den nördlichen Bereich, also nach Pommern zogen die unter dem Oberbegriff bekannten Wenden. Sie nannten sich Pomoranen (Meeresanwohner). Etwa südlich der Flüsse Netze und Warthe siedelten die Polanen (Landbewohner). Beide Volksgruppen haben sich im Laufe der nächsten Jahrhunderte heftige Kämpfe geliefert; denn die Polanen waren bestrebt, einen Zugang zum Meer zu bekommen. Wann die ersten Wenden in unser, das Zwilipper- Gebiet gekommen sind, ist nicht bekannt. Man weiß jedoch, dass die Wenden immer an Flüssen und Seen gesiedelt haben. So kann man davon ausgehen, das die Wenden, zusammen mit den hier verbliebenen Germanen an der Persante wohnten. Zum Schutz vor feindlichen Übergriffen wurde der Burgwall gebaut. Die Leute lebten von der Jagd, der Fischerei und vom Ackerbau. Die Persante, damals ein weitaus breiterer Fluss war sehr fischreich, hatte aber auch seine Tücken. Mehrmals im Jahr führte sie Hochwasser und hat sicher einiges von den Anwohnern errichtetes oder angelegtes Vorhaben wieder zerstört. Für die Landwirtschaft war der hier vorhandene sandige Ackerboden auch nicht sehr ertragreich. Man kann vermuten, dass einige Bewohner, die Ackerbau betrieben, den Persantebereich verließen und sich ca. 2 km weiter nördlich an dem See ( Dorfteich und Dorfwiesen, auch großes Moor genannt ) entsprechende Ländereien urbar machten und hier siedelten. Dies könnte die Entstehung von Zwilipp gewesen sein, ist aber nur eine Vermutung. Die Menschen, die damals hier siedelten waren ausschließlich Wenden. Sie lebten in einem lockeren Stammesverband mit einem an die Zustimmung des Volkes gebundenen Oberkönig und einzelnen burgsässigen Stammesfürsten. Um 990 versuchte Polen einen Zugang zum Meer zu bekommen. Boleslaw Chrobry drang bis Kolberg vor und gründete hier 1000 ein Bistum mit dem Bischof Reinbern aus dem thüringischen Hassgau. Bereits 1003 war die polnische Herrschaft beendet und das Bistum wieder eingegangen.
Inzwischen hatte sich in Pommern, etwa im 11. Jahrhundert, aus dem mächtigsten Geschlecht der Stammesfürsten (dem Geschlecht der Greifen) ein Herzogtum gebildet. Durch Teilung und Vererbung war Pommern in mehrere Herzogtümer geteilt. Die Grenzen dieser Herzogtümer waren fließend und veränderte sich oft, wenn eine neue Generation ihr Erbe antrat oder wenn bei Heirat Herzogtümer zusammen gelegt wurden. Die einzelnen Herzoghäuser waren sehr fortschrittlich eingestellt. Viele Herzöge waren durch Heirat schon eng mit Fürstenhäusern aus dem Westen verbunden. Sie erkannten den hier vorhandenen Fortschritt in der Landwirtschaft, im Handwerk und im Handel. Man versuchte nun Bauern, Handwerker und Kaufleute anzuwerben, da das Land Pommern noch spärlich besiedelt war und genügend Platz für die neuen Siedler bot. Als erste kamen die Missionare, die Prämonstratenser und Zisterzienser, sie gründeten Klöster und trieben die Missionierung und Erschließung Pommerns voran. Aus den Umlanden Mecklenburgs und Brandenburgs kamen Ritter und Bauern ins Land. Ihr argrartechnischer Fortschritt - Scharpflug und Dreifelderwirtschaft - ließ Pommern rasch aufblühen. Weitere Siedler kamen aus Niedersachsen, den Niederlanden und Westfalen. Sie alle brachten den Fortschritt ins Land.
Die bäuerliche Besiedlung. Für den Bereich um Kolberg trifft die oberste Zeile „im 12. Jahrhundert“ zu. Ist hier farblich nicht gut zu erkennen.
Die eingewanderten Siedler machten Ländereien urbar und siedelten oft neben den wendischen Dörfern. Im Laufe der Jahre zogen sich einige Wenden zurück, die meisten aber vermischten sich mit den Siedlern, man kann sagen, sie gingen im Deutschtum auf. So ist ein neuer Menschenschlag, so sind die „Pommern“ entstanden. Das Dorf Zwilipp ist eine typische Wendensiedlung. Hier müssen sich die Wenden mit den Siedlern vermischt haben; denn es gab keine neben dem Dorf errichtete Siedlung und viele Namen und Bezeichnungen sind vom Wendischen abgeleitet, so auch der Ortsname „Zwilipp“. Über diese ersten Siedler und deren Namen gibt es keine Unterlagen. Man kann aber davon ausgehen, dass die Siedler, die hier ansässig wurden, ihre Häuser und Höfe nach dem Baustil wie sie es aus ihrer Heimat kannten errichteten.
Die Besiedlung von Zwilipp könnte parallel zu der von Kolberg vorgegangen sein. Im Bereich Kolberg, an der Persantemündung, haben sich etwa in der Mitte des 12. Jahrhunderts deutsche Kaufleute und Fernhändler niedergelassen. Von den slawischen Landesherzögen, Herzog Barnim I. von Pommern-Stettin und Wratislaw III. von Pommern-Demmin wurden die deutschen Siedler willkommen geheißen, beide Herzoghäuser standen durch Heirat in enger Verwandtschaft zu deutschen Fürstenhäusern. Wratislaw III. hat 1250 die Siedlung Greifswald zur Stadt mit lübischem Recht erhoben. Das gabt der Persantesiedlung starken Auftrieb. Zumal neue Kräfte aus dem Greifswalder Raum zuströmten und sich zu einer geschlossenen Stadtgemeinde konsolidierten, die wie die Städte Lübeck, Rostock, Wismar und Greifswald nach deutschem Stadtrecht leben wollte. Die Bewidmung mit lübischem Recht im Jahre 1255 erhob die Siedlung zu einer Stadt im deutschen Rechtssinn, mit der Sicherung der persönlichen Freiheit, des Eigentums, der eigenen Stadtverwaltung, der Marktordnung und Gerichtsbarkeit. Die deutsche Stadt übernahm ohne jegliches Ressentiment den Namen der weiter stromaufwärts an der Persante gelegenen wendischen Großraumsiedlung „Cholbreghe“ = „Stadt am Ufer“ oder „Pfahlstadt am Ufer“ und ist lautlich in deutschem Munde zu Kolberg umgestaltet.
Bauernbefreiung Die Bauernbefreiung in Preußen beruhte auf den Königlichen Edikten nach Stein (1807) und Hardenberg (1811), und bedingte die Regelung der gutsherrlichen-bäuerlichen Verhältnisse in den Ritterschaftsdörfern. Um von der bisherigen Erbuntertänigkeit, Leibeigenschaft und den damit verbundenen Lasten befreit zu werden, mussten die Bauern und Kossäten (Bewohner einer Kate, oder Bauer mit wenig Land) meist ein Drittel -aber auch bis zur Hälfte- der von ihnen bewirtschafteten Ländereien an die Gutsherrschaft zurückgeben, erhielten dafür ihre bis dahin der Herrschaft gehörigen Hofstellen zum Eigentum. Mit dieser Reform war gleichzeitig gutsherrliches und bäuerliches Land klar voneinander getrennt, und jedwede rechtliche Abhängigkeit der Bauern vom Gutsherrn beendet. In den 23 Königlichen Amtsdörfern innerhalb des Kreisgebietes Kolberg-Körlin und in den 17 Kämmereidörfern der Stadt Kolberg wurde die Bauernbefreiung bereits Ende des 18. Jahrhunderts durchgeführt. Hierzu bildeten die Verordnungen der preußischen Könige, Friedrich II. von 1773 und Friedrich Wilhelm II. von 1795 die Grundlagen. In diesen Dörfern behielten die Bewirtschafter vom größten Bauern bis zum kleinsten Büdner und Handwerker die gesamten Ländereien mit den Gebäuden zum unumschränkten Eigentum. Es wurden ihnen aber jährliche Renten an die Kgl. Domänen bzw. an die Kämmereikasse der Stadt auferlegt. Wie lange diese Rentenlasten liefen und wann sie abgelöst werden konnten, ist nicht bekannt. Es handelt sich um die Kgl. Domänen- (Amts-) Dörfer: Altstadt, Bartin, Bogenthin, Damgard, Degow, Garrin, Jaasde, Mechenthin, Poldemin, Prettmin, Alt-Quetzin, Neu-Quetzin, Rossenthin, Seefeld, Stöckow, Alt-Tramm, Neu-Tramm, Wobrow, Zernin und Zwilipp des Domänenamtes Kolberg; Dassow, Garchen und Kowanz des Domänenamtes Körlin. Die Kämmereidörfer waren: Bodenhagen, Alt-Bork, Neu-Bork, Bullenwinkel, Büssow, Deep, Gribow, Henkenhagen, Groß-Jestin, Mohrow, Nehmer, Necknin, Sellnow, Semmerow, Spie, Alt-Werder und Neu-Werder.
Die nachfolgende Chronik von Zwilipp habe ich bei unserem 1.Dorftreffen am 22. Mai 1982 von Heinz-Herbert Ponick erhalten. Das Dorf Zwilipp. Der Ort Zwilipp wurde schon 1159 als Schenkung des Herzogs Ratibor - seine Gemahlin hieß Pribislawa - an das Kloster Grobe auf Usedom genannt. So ist Zwilipp eines der ältesten Dörfer des Kreises. Nach der Erhebung Preußens zum Königreich kauften sich die Zwilipper Bauern (da der damalige König Friedrich II. viel Geld brauchte) mit 400 Talern frei und brauchten somit für den Amtmann in Kolberg Altstadt keine Spanndienste mehr zu leisten. Im Zeitraum von 1674 bis 1754 wirkten als Pastoren Matthias Hering und Heinrich Wüstenberg. Die Pastoren waren damals die Kulturvermittler auf den Dörfern. Sie hielten auf fleißigen Kirchenbesuch und gute fromme Sitten und Ordnung. Als Verwalter des Dorfes galt der königliche Amtmann, dem der Dorfschulze und zwei GerichtsMänner (heute Schöffen genannt) jederzeit zur Hand sein mussten. Einen kleinen Blick in die damalige Zeit gibt uns ein Bericht aus einer Urkunde vom Jahre 1726 aus dem Preußischen Staatsarchiv Berlin. Da heißt es, Zwilipp habe 13 Vollbauern, einen Kossäten und den Schneider David Rackow. Instleute seien es im Jahre 1726: 6 Ehepaare und zwei ledige Frauen. Zur Schmiede mussten die Bauern nach Kolberg, die Mühle war in Bogenthin. Ein Krug war nicht im Ort; es musste der Reihe nach Amtsbier gebraut werden. In der Notzeit des siebenjährigen Krieges belagerten die Russen zweimal vergeblich die Festung Kolberg und zwar 1758 und 1760. Zum dritten Male kamen sie 1761 mit einem großen Heer und zwangen die Festung Kolberg durch Aushungern zur Übergabe. In dieser Zeit stieg die Not in unserer Gegend auf das Höchste. Sie kamen auch nach Zwilipp. Die Zwilipper Bauern mussten alles Vieh und Getreide was sie hatten für die Feinde hergeben. Aber es blieben wenigstens die Gebäude verschont. Dagegen wurden die Dörfer Damgard, Wobrow, Necknin, Bullenwinkel und Tramm vollständig eingeäschert. Es war große Not im Lande, dazu herrschte im Winter 1761 auf 1762 grimmige Kälte, die selbst die Russen Sibirische Kälte nannten. Von der Hungersnot, der Kälte und den Seuchen wurden viele Menschen dahingerafft. In Zernin blieben von 18 Bauern nur 6, von 8 Kossäten nur noch 4 übrig. In Bogenthin von 9 Bauern nur 6. In dem völlig zerstörten Damgard überlebten von 9 Bauern 3, in Tramm von 6 Bauern 3 und von 8 Kossäten 4. In dieser Zeit starben in der Zerniner Gemeinde 328 Bürger, das war mehr als die Hälfte der Einwohner. Wieviele Menschen damals in Zwilipp gestorben sind, ist nicht festzustellen, da alle Kirchenbücher verbrannt sind. Der Zerniner Pastor Felix Müller musste von Zernin, wo der russische Oberbefehlshaber Romanzoff sein Hauptquartier hatte, nach Zwilipp flüchten, wo damals gerade kein Pastor war. Der Russengeneral gab Pastor Müller dann die Erlaubnis, in Zwilipp zu predigen. Durch das Wirken von Pastor Müller und die Güte des Russengenerals ist Zwilipp leichter davongekommen.
Aus der Generalverpachtakte des Berliner Staatsarchivs heißt es 1762: Das Dorf Zwilipp ist in ziemlicher Verfassung und die Gebäude sind auch in gutem Zustand. Die seit dem Kriege schwachen Bauern haben sich dadurch geholfen, dass sie auf ihren Feldern Mergel entdeckten und damit düngten. Sie haben dadurch gutes Korn- und Gerstenland erhalten und konnten deshalb alle Präsente ( Steuern und Abgaben ) ohne Reste entrichten. Die Notzeit kehrte noch einmal in den Jahren 1770 bis 1774 zurück. Kartoffeln gab es wenig, das Getreide verfaulte auf den Feldern und es war kaum etwas zum Leben da. Auf dem Hof Nummer 3, heute Vaßholz, wohnte der Bauer Boneß. Er konnte seinen Besitz nicht halten. So war es auch auf dem Hof Nummer 8 ( Maler Berg ). Ein Vaßholz wurde abgesetzt; Bauernsohn Peter Witt aus Jaasde wurde zweimal mit Gewalt angesetzt, entfloh jedoch. Sein Nachfolger Schwarzhoff aus Leikow verließ auch den Besitz und ging heimlich aus dem Land. Dann wurde ein Hans Schwertfeger mit dem Hof belehnt. Seine Nachkommen waren in fünf Generationen auf dem Hofe, und zwar bis 1911. Im Jahre 1807 kamen die Franzosen nach längerer Friedenszeit nach Zwilipp. Auf Befehl des Kolberger Kommandanten mussten die Zwilipper die vor ein paar Jahren neuerbaute Fährbrücke abbrennen. Die Franzosen kamen am Lustebuhrer Ufer an und hatten in kurzer Zeit den Übergang fertig, indem sie Scheunentore nahmen und sie über die Pfahlstümpfe legten. Sie zogen durch Zwilipp weiter zu ihrem Lager auf dem Trammerfeld. 1812 zogen die Franzosen nach Russland, durch Zwilipp kamen sie allerdings nicht. Auch in dieser Zeit war ein großer Mangel an fast allem. Der Winter 1812 /1813 war nicht nur in Russland sehr kalt, sondern auch in Preußen. Die elenden Reste der französischen Armeen, die in einem grauenerregenden Zustand aus Russland zurückkamen, regten in Preußen den Sinn auf Befreiung an. Aus dem Staatsarchiv von Berlin geht hervor, dass Zwilipp, das damals 150 Menschen zählte, 17 Freiheitskrieger stellte. Um 1840 waren die Lebensweisen der Bauern einfach und schlicht. Sie bauten viel Raps an wegen des Öls, trieben Bienenzucht und hielten viele Schafe. Die Speisen waren sehr kräftig. Bei Hochzeiten kam als Nachspeise dicke Buchweizengrütze, mit Zimt und Zucker bestreut, auf den Mittagstisch. In der Mitte lag ein großer Kloß Butter. Der alte Pastor Pricelius pflegte dann zu sagen: Wenn alle Berge Butter wären Und alle Täler Grütze, Und käme dann ein Sonnenschein Und flösse die Butter in die Grütze hinein, Das müßte ein gutes Essen
Zwilipp und seine Nachbardรถrfer
Zum Zwilipper Kirchspiel gehรถrten die Dรถrfer Pustar, Bartin und Lustebuhr.
Das Dorf Zwilipp
Diesen Ortsplan habe ich in den 1990er Jahren erstellt.
Zwilipper Flurnamen
1) Achtermaur - Achtermoor - Moor zwischen Dorf und Fähre. 2) Aonsbäck - Ansbach - Bach, der in die Persante mündet. 3) Böning (Bäkk) - kleiner Born - an den Rieselwiesen vorbei fließend. 4) Klaur Quelle - Klare Quellen - hier tränkten die Pferdehirten die Pferde. Dies ist nachvollziehbar, an anderer Stelle steht, dass die reichen Zwilipper Bauern bis zu 15 Pferde hatten. 5) Burgwall - Burgwall - hier befand sich der historisch überlieferte Burgwall der Wenden. 6) Bocksbarj - Bocksberg - ein Hügel Richtung Fähre. 7) Galgebarj - Galgenberg - Hinrichtungsstätte, liegt in Richtung Damgardt/Pustar (nicht mehr auf der Karte drauf). 8) Gillwisch - Schulwiese - gehörte zur Besoldung des Lehrers. 9) Hameister - Haumeister - eine von der Persante umflossene Wiese (Halbinsel). 10) Hexenkessel oder Blocksberg - seine Lage ist schwer zu erkennen. 11) Grot u. klein Höll - Große und kleine Hölle -Richtung Fähre liegend. 12) Hüttfatt - Hütefass - tiefes Wasserloch auf der Dorfwiese. 13) Hünenbrink - Hünenbrink - liegt an der Chaussee nach Lustebuhr. 14) Logewisch - Lügenwiese - hier lag der Stein mit Fußabdruck, er wurde zum Kirchenbau (Turm) verwendet (auf der Karte ganz unten, wo Pastorwiese steht). 15) Paxleboon - Paxlaborn - eine zugeschüttete Quelle im Land, das dem Pastor gehört. 16) Rehbrauk - Rehbrache - ein 70 Morgen großes Waldstück. 17) Rummelsborn - Rummelsborn - Lage schwer zu erkennen. 18) Schnaukedrift - Schnakendrift - Sumpfige Wiese in Richtung Fähre. 19) Speck - Speck - gehörte zum Pastorhof. 20) Stautsbarj - Staatsberg - gehörte zum Pastorwaldberg. 21) Düwelsstein - Teufelstein - am Ufer der Persante liegend mit Fußtrappe. 22) Wangritz - Wangritz - Grenzgraben zu Pustar. Wurde z. Zt. Friedrichs des Großen zur Entwässerung der Dorfwiese (Großes Moor) vertieft.
23) Wauterloop - Wasserlauf - Abflußgraben des Achtermoores. 24) Witschebarj - Wichtelberg - heute ist hier Ackerland, früher standen hier Fichten (nicht auf der Karte). 25) Woitschbarj - Woitschaberg - kleiner Berg (auf der Karte eingetragen). 26) Scheif Grund - Schiefer Grund - steil abfallende Böschung an der Wangritz (auf der Karte eingetragen). 27) Pasterweg - Pastorweg - Weg zum Pastorwald (auf der Karte eingetragen). 28) Steinmörchen - kleines steiniges Ackerstück. 29) Schachbrett - Landstück in Richtung Bartin. 30) Schwanz - schmales Feld an der Wangritz. 31) Soll - kleiner Teich nahe dem Hof Ponick. 32) See - kleiner See an der Quebbe. 33) Quew - Quebbe - nasse Wiese. 34) Lämmerstraut - Lämmerstraße - hier wurden die Schafe zur Wiese getrieben. 35) Bismarckeiche - steht neben dem Spritzenhaus. 36) Hön - kleine Straße zu den Gehöften. 37) Ellerwisch - Rieselwiese. 38) Sans Souci. 39)Burefichte - Bauernfichten - hier hatte jeder Bauer ein Stück Wald. 40) Grot u. klein Lauk - Große u. kleine Laaken - Löcher in den Wiesen, nahe dem Haumeister. 41) Schultewisch - Schulzenwiese - nahe dem Haumeister. 42) Pasterbusch - Pastorbusch - Brennholzlieferant für den Pfarrhaushalt und für die Kirche. Hier wurde auch das Zwilipper Schützenfest gefeiert (auf der Karte nicht verzeichnet, liegt in der Verlängerung des Pastorweges). 43) Hültern Backaowe - Hölzerner Backofen - der Backofen war von einer sehr knorrigen Esche bewachsen und stand unter Naturschutz (Ponicks Backofen). 44) Pracherbusch - ein Fliederbusch, wurde von den Handwerksburschen als Ruheplatz genutzt (Nähe Achtermoor). 45) Liebesinsel - von kleinen Bächen umrieselte Insel mit zusammengewachsenen Buchen und kleiner Sitzbank. 46) Ull Persante - Alte Persante - altes Flußbett nahe dem Haumeister. 47) Kirchsteig - für Bartiner Kirchgänger. 51) Alte Heerstraße - Straße von Kolberg nach Belgard, vorbei an der Fähre, über die 1806 abgebrannte Brücke. 52) Lang Eenn - Langes Ende - nicht näher bekannt. 55) Trift - (auf der Karte eingetragen). 56) Sandberge - (auf der Karte eingetragen). Aus dem Buch „Das Kolberger Land“ und der Pommerschen Zeizung.
Volkskundliches und bäuerliches Brauchtum Aus dem Buch „Das Kolberger Land“.
Der Zwilipper Lehrer Ferdinand Asmus begann etwa 1893 altes Brauchtum aus dem stillen Bauerndörfchen an der Persante aufzuschreiben, „um die alten Bräuche aufzuzeichnen, ehe sie verschwinden“. Er konnte noch auf das Gedächtnis von zwei Gewährsmännern - Tischlermeister August Kummrow und Eigentümer Fritz Gehrt - zurückgreifen. Beide hatten auch lange Jahre das Amt des „Köstebirrers“ (Hochzeitbitters) inne. Einige Bräuche wurden seit etwa 10 Jahren nicht mehr ausgeübt. Nur in traditionsgebundenen Familien war „vieles noch Sitte“. Die Hochzeit Die Hochzeit fand immer an einem Freitag statt. Acht Tage vor der Hochzeit begannen die Mägde des Brauthauses Girlanden, Kränze und Sträußchen zu wickeln und zu binden. Am Tage vor der Hochzeit begab sich der „Köstebirre“ in das Hochzeitshaus. Hier wurde sein Zylinder (Hut) mit Knisterblank (Flittergold) geschmückt. Dann bestieg er das bunt geschmückte und „aufgeschwätzte“ Pferd, um die einzelnen Bauern des Dorfes einzuladen. Natürlich wurden alle 12 Bauern des Dorfes
eingeladen und alle kamen mit ihrer Familie. Jede Hochzeit war ein Dorffest im wahrsten Sinne des Wortes. Der „Köstebirrer“ ritt nun aber nicht nur auf den Hof, sondern hoch zu Ross direkt in die Bauernstube und sagte hier sein auswendig gelerntes Sprüchlein in gebundener und ungebundener Rede auf. Dafür erhielt er von der eingeladenen Bauernfamilie ein Geschenk, das früher in Naturalien (Backfeigen, Äpfeln, Semmeln o. dgl.) und später als Geldgeschenk überreicht wurde. Alle Geschenke verschwanden in einem der beiden Säcke, die der „Köstebirrer“ vor sich über das Pferd gehängt hatte. Zum großen Gaudium der Straßenjugend ritt der „Köstebirrer“ in diesem Aufzuge auch mitunter durch Kolberg, wenn er hier Verwandte des Brautpaares einzuladen hatte. Inzwischen waren die Mädchen des Dorfes im Hochzeitshaus erschienen, um bei den Hochzeitsvorbereitungen behilflich zu sein und vor allem die Fische zu entschuppen. Zwei Scheffel Fische musste es zu jeder Hochzeit geben. Am Abend kamen die Dorfburschen zum Poltern. Auch die Musiker erschienen zum Polterabend, um den Polterern und Fischmädchen zum Tanze aufzuspielen. Um Mitternacht wurde der Tanz beendet. Am Hochzeitsmorgen musste die Braut die Scherben zusammenfegen und selbst fortkarren; dadurch sicherte sie sich eine glückliche Ehe. Sie musste auch die Katze füttern; dann hatte sie gutes Wetter am Hochzeitstag. Auch sonst hatte sie noch mancherlei zu beachten: Sie durfte im Brautschmuck nicht in den Spiegel sehen und beim Kirchgang nicht rückwärts blicken. Die kirchliche Trauung fand bis 1872 um 10 Uhr vormittags statt, nach Einführung der standesamtlichen Trauung im Anschluss an diese. Dem Hochzeitszug voran ritt wieder der bunt geschmückte „Köstebirrer“, ihm folgten die Musikanten und dann der Hochzeitszug. Der Bräutigam trug einen blauen Tuchrock („FriedrichWilhelms- Rock“), die Braut ein schwarzes Kleid mit einer von der Taille lang herabhängenden roten Schärpe. Der Bräutigam ging zwischen vier Trauführern, von denen zwei aus seiner Verwandtschaft und zwei aus der Verwandtschaft der Braut stammten. Ebenso ging die Braut zwischen vier Brautjungfern. In der Kirche ging der ganze Brautzug um den Altar herum und legte dabei eine Opfergabe für den Pfarrer nieder. Wollte die Frau die Herrschaft im Hause haben, so legte sie sich Salz und Dill in den Brautschuh und murmelte vor dem Segen des Pastors: „Ick stak up Sult un Dill, wenn ich rär (rede) schwiggst du still!“ Dabei versuchte sie dann noch, dem jungen Ehemann auf den Fuß zu treten. Damit es keinen Zank und Streit in der Ehe gab, zerbrach sie während des Segens ein kleines, im Handschuh verborgenes Stöckchen. Hatte sie außer Salz und Dill in den anderen Brautschuh noch einen Taler gelegt, so war damit gesichert, dass das Paar immer Geld im Hause hatte. Die Flachsaussaat Das Säen der Sommerfrüchte besorgte der Bauer am liebsten selbst. Säte er Flachs, zog er einen langen Rock an; denn „je länger der Rock, desto höher wuchs der Flachs“. Aus diesem Grund wurde auch das Sälaken und auch der Sack, in dem sich das Saatgut befand, in die Höhe gezogen. Die meisten Getreidearten wurden an einem bestimmten Tage gesät: Flachs am Hiobstag (9.Mai), am Saratag (19.Mai), am Estertag (24.Mai) oder am Urbanstag (25.Mai). Die ersten drei Heiligen sollen ein besonderes langes Haar gehabt haben, das Einfluss auf den Wuchs des Flachses haben sollte. Nach dem Eineggen der Saat wurde der „Deifsegen“ um das Feld gezogen, d. h. der Bauer zog mit der Egge um das ganze Feld eine Schlussrunde und murmelte dabei auch einen Diebsegen aus einem handgeschriebenen Zauberbuch, das sich in vielen Familien befand.
Verschiedene Bräuche Ehe ein Bauer vom Hof aufs Feld fuhr, machte er wohl mit der Peitsche drei Kreuze vor die Pferde. Dann konnten sie nicht behext werden. Zog man zum Markte, um ein Pferd zu verkaufen, so führte man es vorher um einen Schweinetrog herum in dem Glauben, dann einen höheren Verkaufspreis auszuhandeln. Kam ein Bauer mit einer gekauften Kuh über die Grenze, so gab er der Kuh beim Tränken etwas Erde in das Tränkgefäß, dann „quiente“ (kränkelte) sie nicht. Wenn Kälber im „Heitnigge“ d. h. beim abnehmenden Mond geboren werden, dann arten sie gut. Auch eine Bäuerin hatte mancherlei zu beachten. Gern säte sie Gartensämereien vor Sonnenaufgang, damit sie die Hühner nicht auskratzen. Gurken mussten am Sonnabend Abend gelegt werden, möglichst am Abend vor Himmelfahrt unter Glockengeläut. Auch die Hühner- und Gänseeier wurden unter dem Klang der Abendglocken „untergelegt“, d. h. zum Brüten ins Nest gelegt.. Die faulen Eier und Eierschalen wurden nach dem Schlüpfen in ein Erdloch eingegraben, „damit die Tiere gut zusammenbleiben“. Die Schweine wurden mit dem beginnenden Winter im „Waodel“, d. h. bei zunehmenden Mond geschlachtet, „weil sich dann das Fleisch besser hält“. Nachdem am Vorweihnachtstage Stall und Scheune sauber gemacht waren, wurden die Schneidemesser der Häcksellade ins Häcksel gesteckt und den Pferden Hammer und Bolzen zum Senseklopfen in die Krippen gelegt, „damit sie gut arten“. Bis zum Abendläuten musste alle Arbeit fertig und verschlossen sein. Am Weihnachtstag bekamen die Pferde ein ganzes Brot in die Tränke. Das Brot wurde aufgeweicht und auf das Futter gegossen. Das Vieh bekam auch mehr Heu als gewöhnlich, „damit das Vieh auch weiß, dass es Fest ist“. Zwischen Weihnachten und Neujahr durfte kein Dung aufs Feld gebracht werden. Auch das Spinnrad der Frauen ruhte. Dafür begannen die Frauen „zwischen den Festen“ mit dem Federspleißen. Die Männer begannen mit dem Ausdreschen des ersten Saathafers. Das Korn, das zwischen den Festen ausgedroschen wurde, sollte nach damaligen Volksglauben besonders gute Ernteerträge bringen. Auch am Dreikönigstag, am Lichtmeß- und Marientag durfte nicht gesponnen werden. Dieses Spinnverbot geht wohl auf die Zeit der Vorreformation zurück, weil es sich um katholische Feiertage handelt. Nach Ferdinand Asmus
Der Ursprung von Zwilipp Wie ist der Name Zwilipp entstanden? Erzählt von Herrn Lehrer Heyer aus Zwlipp und aufgeschrieben von Herrn Lehrer Ferdinand Asmus aus Zwilipp.
In der Mitte des Dorfes Zwilipp liegt eine Wiese, die Moor genannt wird. Dort war früher ein See, der aber durch den Wangeritzgraben entwässert worden ist. Aus diesem Moor hat man vor noch nicht langer Zeit Pfähle, Reste alter Pfahlbauten, herausgeholt. Ferner knüpft sich daran folgende Sage: In den frühesten Zeiten, als noch heidnische Fürsten in Pommern herrschten, befand sich bei Zwilipp ein großer See. In demselben hat ein Fürstensohn ein auf Pfählen erbautes Schloss gehabt, in welchem er mit seiner Geliebten seinen Sommeraufenthalt nahm. Davon soll dann das Dorf seinen Namen erhalten haben, der so viel bedeutet als Zwielieb, zwei Liebende. Diese Version ist eine Sage und ist historisch nicht bestätigt, ich finde sie aber trotzdem schön.
Der Ortsname: 1159 = Suelube, so war der Ortsname in einer Schenkungsurkunde genannt. 1168 - 1177 - 1179 - 1195 - 1216 = Suelube, in weiteren Urkunden ist der Name gleich geblieben. 1184 = Szwelube, in dieser Urkunde wurde der Name anders geschrieben. 1208 = Swelube, hier wurde der Name wieder anders geschrieben, 1317 = Swilebe, wieder eine andere Schreibweise. 1320 = Szwilubbe und später Swilupp. 1618 = Zwielipp, nach der Gr. Lubinschen Karte 1925/30 = Zwilipp, etwa in dieser Zeit wurde die Schreibweise wieder geändert.
Man sieht, es gibt 9 verschiedene Namen für unser Dorf. Dies ist eigentlich nicht verwunderlich; denn im Laufe von 800 Jahren ist aus der slawisch/wendischen Zeit bis in unsere der Ortsname immer ähnlich geblieben. Nach Schlemmer ist es eine Ableitung vom wendischen Personennamen Sveljub. Heute ist der polnische Name von Zwilipp = Swielubie.
Auf den nächsten Seiten möchte ich, nach Jahreszahlen geordnet, die mir bekannten Ereignisse und Begebenheiten auflisten, wobei auch vieles aus der noch vorhandenen Kirchenchronik mit eingeflossen ist und die zu jener Zeit üblichen Redewendungen wiedergegeben sind. Die mit einem * versehenen Eintragungen sind an anderer Stelle ausführlicher nachzulesen.
1124 1124 weilte Bischof Otto von Bamberg in Kolberg, um die Heiden zum Christentum zu bekehren. Er war von dem polnischen König gerufen worden, den Pomoranen (Wenden) das Christentum zu predigen, um sie wie Polen, an die römisch - katholischen Kirche zu binden, in der Hoffnung sie dann auch leichter an Polen binden zu können. Es gab in Kolberg in der Stadt keinen offenen Widerstand, aber die Leute zeigten sich wenig bereit, den Glauben anzunehmen, mit der Begründung, dass ein großer Teil der Bewohner auf Handelsreisen sei, und die Zurückgebliebenen diese Neuerung nicht annehmen könnten. Doch ließen sich nach Ermahnungen des Bischofs einige taufen. Otto ließ einen Altar und eine Kapelle errichten und sorgte dafür, dass auch nach seiner Abreise der Bau fortgeführt wurde. Im Februar 1125 war er von Wollin kommend erneut in Kolberg und sah, dass auch die von der Seereise Zurückgekehrten bereitwillig das Christentum annahmen. Während seiner Anwesenheit in Kolberg wurde der Bau der Kirche fertig gestellt, so dass er sie noch selbst zu Ehren der Jungfrau Maria einweihen konnte. Einer seiner bischöflichen Diakone, Hermann, war in der Persante ertrunken. Er war der Erste, der in der neuen Kirche beigesetzt wurde, Der Bischof selbst verrichtete die Bestattungszeremonie. Wir dürfen vermuten, dass in dieser Zeit die Kunde des Evangeliums von Kolberg durch die Marktleute auch in die Umgebung Kolbergs und so auch nach Zwilipp gedrungen ist. Doch darüber wissen wir nichts genaues.
1156 Sieht man einmal von Altstadt bei Kolberg ab, so sind Zwilipp und Pobloth die ältesten namentlich bekannten Dörfer des Kolberger Landes. Beide Dörfer sind eine Schenkung des Herzogs Ratibor I. und seiner Gemahlin Pribislawa als Erstausstattung an das Prämonstratenser Kloster Grobe-Pudagla auf Usedom. Diese Schenkung muß schon früher erfolgt sein; denn 1156 ist der Herzog Ratibor I. verstorben.
1159 Bereits 1159 bestätigt Bischof Adalbert von Pommern dem Kloster die Schenkung Ratibor I. , den Besitz der Dörfer, einschließlich des Fähr- und Brückenzolls über die Persante.
1168 1168 wird dies von seinem Nachfolger Bischof Konrad I. zusammen mit den Schenkungen der Herzöge Bogislaw I. und Kasimir I. bestätigt. Die weite Entfernung erschwerte den Mönchen die Pflege des Dorfes. Sie überließen es dem Herzog Kasimir I. für 12,00 Mark jährlich. Derartige Bestätigungen ließen sich die Mönche gern und oft ausstellen, da sie den oft launenhaften
Fürsten nicht trauten, oft fochten deren Erben die Schenkungen an die Kirche an. Man war durch entsprechende Erfahrungen vorsichtig geworden. Dementsprechend folgten in den folgenden Jahrzehnten wiederholt solche “Generalkonfirmationen”.
1177 Bestätigt durch Herzog Bogislaw I.
1179 Bestätigt durch Papst Alexander III.
1184 Erneut bestätigt durch Herzog Bogislaw I.
1195 Bestätigt durch Papst Coclestin III.
1210 1210 trennt man sich von dem weitab gelegenen Dorf. Es wurde von Herzog Kasimir II. übernommen, der an das Kloster 12,00 Mark jährlich zahlte. Offiziell blieb es aber bei dem Kloster. Das Kloster hatte nicht nur das Dorf Zwilipp mit dem Kruge, sondern auch die dortige Brücke (hier überquerte man trockenen Fußes die Persante) mit ihrem Zoll und dem Kruge daselbst, sowie die von der Flößerei auf der Persante zu entrichtenden Abgaben verliehen bekommen.
Die weiteren Bestätigungen:
1216 Durch den Cammier Bischof Sigwin.
1241 Bestätigt durch Bischof Konrad II.
1267 Bestätigt von Herzog Barmin I.
1310 1310 war das Kloster nach Pudagla verlegt und die Bestätigung erfolgte durch Papst Clemens V.
1318 1318 einigte sich das Kloster mit Henning von Blankenburg und seinem Sohn Anselm, sowie den Brüdern Henning und Arnold von Greifenberg dahin, dass diese und deren Erben oder sonstiger
Besitzer der Dörfer Zwilipp und Pobloth dem Kloster jährlich 2 Last Salz geben sollten. Man war also wirklich nicht so sehr an jenem entfernten Außenposten interessiert, wollte aber den Nutzen davon haben.
1320 Anselm von Blankenburg verpfändete das Dorf Zwilipp seinem Schwiegersohn, dem herzoglichen Kanzler Peter von Neuenburg für 900,00 Mark.
1327 Die Mönche verkauften das Dorf Zwilipp für 68,00 Mark Silber dem Kösliner Bürger Konrad Wille.
1336 Zwilipp wurde von dem Camminer Bischof Friedrich den Kolberger Bürgern Bertold Glasenapp und Goswin Gemelin verkauft, die durch die Zahlung von 28,00 Mark von jedem Anspruch, den der Knappe Arnold Rameln nach Erbrecht erheben konnte, befreit wurden. Offenbar handelte es sich bei den Verkäufen nur um Veräußerungen der Nutzungsrechte, die eigentlichen Besitzrechte der Kirche, die ja Lehnsherr war, blieben davon unberührt.
1417 - 1425 Für diesen Zeitraum wird zum 1. Mal ein Pfarrer in Zwilipp erwähnt. Henning Grutemaker war Pfarrer in Zwilipp. Bereits 1356 wird ein Pleban von Zwilipp genannt. 1267 hatte sich in Kolberg eine aus Klerikern bestehende Vereinigung, die Kalandsbrüderschaft gebildet und hier ist namentlich der Zwilipper Plebane Johannes genannt. Die Brüderschaft umfaßte alle Geistlichen des Kolberger und Kösliner Landes und nahm sich des Seelenheils der verstorbenen Brüder an.
1422 Nun ist das Dorf im Besitz des Kolberger Nonnenklosters auf Altstadt (vorher war es vielleicht zeitweilig ein Lehen derer von Rameln), nach der Reformation kam es in landesherrlichen Besitz (Amt Kolberg), in dem es bis zur Separation verblieb.
1529 In England ist 1485 eine Krankheit, genannt “ der englische Schweiß “, aufgetreten. 1529 brach diese Krankheit auch in Deutschland aus. Am 7.September auch in Kolberg und hatte ihre Opfer gefordert. Durch das schnelle Sterben, den entstehenden Leichen- und Pestgeruch, die damit verbundenen Naturkatastrophen wandten sich die Leute in der gerade begonnenen Reformation wieder dem alten Glauben zu. In Kolberg und den umliegenden Kirchspielen, somit auch in Zwilipp wurden wieder katholische Messen gefeiert. Durch ungesunde Witterung ist diese Krankheit entstanden, wo feuchte Wärme und unzeitige Kälte wechselten. Von 1528 war Jahr für Jahr in Pommern Misswuchs, Teuerung und Hunger. Das Jahr 1529 war davon am schlimmsten betroffen. Bis Johanni (21.Juni) war unerträgliche Hitze, dann Regenwetter mit Nebel und Kälte, so dass geheizt werden musste, danach wieder diesig mit Nebel und Hitze. Erst 1535 stellte sich wieder normale Witterung ein.
1531 Der aus Lübeck gekommene Niklas Kleine predigte am 19. Februar in der Marienkirche zu Kolberg zum ersten Mal einen evangelischen Gottesdienst. Die Reformation ging hier nun still und leise vor sich und so ähnlich wird es auch in Zwilipp gewesen sein.
1534 In diesem Jahr trat mit Pommern der erste große Flächenstaat zur Reformation über.
Seit der Reformation amtierten in Zwilipp folgende Pastoren (Dies sind Aufzeichnungen von dem Zwilipper Pastor Müller 1922-1927)
Sowie Begebenheiten die in diese Zeit fallen 1556 - 1612 Der erste Zwilipper Pfarrer seit der Reformation war Bartholomäus Hell (oder Hellen). Seine Amtszeit war von 1556 bis 1612. Er war kein Pommer, sondern stammte aus Gotha in Thüringen, er starb 87-jährig am 26. Dezember 1615. Es wird vermutet, dass es bereits vor ihm einen evangelischen Pfarrer in Zwilipp gab.
1612 - 1645 Der aus Putzernin, (einem Dorf an der Persante) stammende Joachim Scheunemann wurde Pfarrer in Zwilipp. Er war mit Anna, geb. Hell, einer Tochter seines Vorgängers verheiratet. Seine Amtszeit war von 1612 bis 1645. Er starb am 4. Januar 1648. In dieser Zeit tobte in Deutschland der 30-jährige Krieg. Es gibt keine Nachrichten, ob auch Zwilipp unter den Greueltaten der Kaiserlichen oder der Schweden zu leiden hatte. Es gibt aber Aufzeichnungen, dass 1626 die kaiserlichen Horden Prettmin, Büssow und Spie überfallen und ausgeraubt haben. Viele Dörfer auf dem Lande wurden so zugerichtet, Pferde wurden gestohlen, die Menschen geprügelt und gemartert und Häuser niedergebrannt. 1628 fingen die Kaiserlichen an, Kolberg zur Festung auszubauen. 1631 wurde es von den Schweden erobert, die die Festung weiter ausbauten. Folgende Ereignisse wird man auch in Zwilipp wahrgenommen haben: 1637 erlosch das pommersche Herzoghaus (am 10. März 1637 ist der letzte pommersche Herzog Bogislaw IV. verstorben). 1648 kam Pommern nach dem westfälischen Frieden an Brandenburg unter dem großen Kurfürsten (1640 - 1688 ). Die damit verbundenen Neuerungen wurden von Kolberg auch hier eingeführt.
1649 - 1672 Dionystus Scheunemann, ein Sohn des vorherigen Pfarrers, übernahm das Amt seines Vaters. Er wurde am 31. Oktober 1619 geboren, war mit Regina, geb. Heysen verheiratet und starb am 21. Dezember 1672. Aus dieser Zeit liegen keine Aufzeichnungen vor.
1674 - 1706 war die Amtszeit des Zwilipper Pfarrers Matthias Hering. Er wurde 1643 in Kyritz in der Mark geboren, war mit der Tochter seines Vorgängers Anne Regine verheiratet und starb am 12. September 1706. Auch aus seiner Zeit liegen aus Zwilipp keine Aufzeichnungen vor. Es war die Zeit Peter des Großen von Rußland und in diese Zeit fiel auch die Krönung des ersten preußischen Königs. 1701 hat sich der Sohn des Großen Kurfürsten, der Kurfürst Friedrich der III. in Königsberg zum Preußenkönig Friedrich I. gekrönt. 1699* Zu dem Königl. Domänenamt Kolberg-Altstadt gehörten die Dörfer Altstadt, Wobrow, Zwilipp, Stöckow, Quetzin, Jaasde und Poldemin. Der Amtmann hieß Brandt. Zum Amte gehörten zwei Ackerwerke, Stöckow und Altstadt, zu deren Beackerung die Bauern der Amtsdörfer die nötigen Hand- und Spanndienste leisten mußten. Im Jahr 1699 schloß der Amtmann mit den Bauern von Zwilipp und Wobrow einen Vergleich ab, sie sollten jährlich 400 Reichstaler Dienstgeld zahlen und dann frei sein von allen Naturalleistungen. Die Bauern aus beiden Orten waren nun frei von allen Hand- und Gespanndiensten.
1708 - 1757 Heinrich Wüstenberg war in dieser Zeit Pfarrer in Zwilipp. Er ist 1678 in Berlinchen geboren und war dreimal verheiratet. Seine 1.Frau war Regina Amanda, eine Tochter seines Amtsvorgängers, sie starb am 26.Mai 1716. Die 2. Frau war Ilse Hedwig, geb. Meyer, die Tochter des Pfarrers aus Gervin, sie starb am 9. Dezember 1723. Seine 3. Frau war Maria Eleonore, geb. Hoppe, eine Pastorentochter aus Wittenselde, sie starb am 25. August 1757. Bereits am 1. August 1757 ist Heinrich Wüstenberg selbst verstorben. Da er in den letzten Jahren unvermögend war, sind beide zusammen in der Zwilipper Kirche unter der Steinplatte vor dem Altar bestattet. 1726 In einer Urkunde vom Jahr 1726 des Staatsarchivs in Berlin heißt es: Zwilipp hat 13 Vollbauern und einen Kossäten. Instleute: 6 Ehepaare und 2 ledige Frauen. Handwerker: Ein Schneider mit Namen David Rackow. Zur Schmiede mußten die Bauern nach Kolberg und zur Mühle nach Bogenthin fahren. Einen Krug gab es nicht, es mußte der Reihe nach das Amtsbier gebraut werden. Der Schulz hat kein Vorrecht. Der Acker liegt in drei Schlägen. Die Wiesen an der Persante sind gut, aber der Persantestrom reißt viel weg und muß gestaut werden. Das Vieh wurde auf dem Kolbergschen Feld geweidet und die Bauern gaben für jedes Haupt einen Groschen. Fischerei: Der See wurde geschont, in der Persante konnte jeder fischen. Aus der Ponick’schen Chronik. 1740 wurde Friedrich I. (der Große) König von Preußen.
1755 - 1760 Thomas Samuel Wüstenberg, der Sohn von Pfarrer Heinrich Wüstenberg, war nun Pfarrer in Zwilipp. Er mußte noch zu Lebzeiten seines Vaters diesen öfters vertreten, und nach dessen Tod verwaltete er nur das hiesige Pfarramt; denn in Königlichen Pfarren sollte der Sohn dem Vater nicht folgen. Er wurde 1760 nach Peglow bei Stargard berufen. In seine kurze Amtszeit in Zwilipp fiel der Beginn des 7-jährigen Krieges. Am 3. Oktober 1758 erschienen die Russen bei Sellnow und Werder. Es war die erste Belagerung Kolbergs.
1760 - 1762 Johann Friedrich Ellend, geboren in Landsberg in Preußen, wurde 1760 als Pfarrer nach Zwilipp, aber schon 1762 zum Prediger der St. Georg- und Nikolai-Kirche nach Kolberg berufen. Während seiner kurzen Anwesenheit in Zwilipp war die dritte Belagerung Kolbergs, sie dauerte einige Monate. Am 16. Dezember 1761 kapitulierte der Kolberger Stadtkommandant Oberst von der Heyde wegen Proviantmangel. Die Stadt war fast komplett zerstört. Sämtliche Eigentums- und Kapitelsdörfer waren verwüstet, zur Feuerung abgebrochen oder niedergebrannt. Anfang August 1762 räumten die Russen die Stadt und am 9. August 1762 rückte der preußische Oberst von Langenau mit 120 Mann durch das Gelder Tor in Kolberg ein. Man kann sich vorstellen, dass auch Zwilipp in dieser Zeit einiges erdulden musste, ist aber durch seine abgelegene Lage glimpflichen davongekommen.
1762 - 1772 Paul Felix Müller war in Zernin gebürtig und auch hier Pfarrer. Nachdem bei der 3. Belagerung Kolbergs der Ruin der Zerniner Gemeinde erfolgt war, verwaltete er mit der Genehmigung des russischen Generals, Fürst Wolkowsky, ab Ostern 1762 die Zwilipper Gemeinde. Unter ihm wird sich auch unsere Gemeinde von den Drangsalen des Krieges, nach dem Frieden 1763 zu Hubertusburg, wieder erholt haben. Er starb 1772 in Zernin. Etwa 1765 wurde in der Nähe der Fähre auf königliche Kosten eine Ziegelei angelegt, die aber nach einigen Jahren wieder einging, da sie den Vorteil den man sich versprochen hatte nicht einbrachte. Die Zwilipper Bauern waren auch gegen diese Ziegelei, da sie Ihre Hütung einschränkte, und sie den hier verbrauchten Kalk besser zur Düngung ihrer Äcker brauchten.
1772 - 1822 Johann Georg Wachse, geb. am 19. August (vermutlich 1748) zu Kolberg. 1772 wurde er als Prediger in Zwilipp eingeführt. Er heiratete am 5. Januar 1774 Friederike Henriette Wegner aus Woistentin bei Greifenberg. Pfarrer Wachse hatte eine umfangreiche und kostbare Bibliothek. Am 13. Juni 1787 traf ihn das Missgeschick abzubrennen. Das Pfarrwitwenhaus stand zu dieser Zeit auf dem Pfarrhofe, hier wohnte ein Instmann. Durch Unachtsamkeit des Instmannes ist hier gegen 10 Uhr abends das Feuer ausgebrochen. Durch die Feuerbrunst wurde das gesamte Pfarrgehöft in Asche gelegt, wobei alle Pfarrakten und Kirchenbücher verbrannt sind. Pfarrer Wachse berichtete, dass all sein Vieh, seine Mobilien, seine kostbare Bibliothek und alle Kirchenbücher in der Glut geblieben sind. 1787 und 1788 wurden die Pfarrgebäude wieder aufgebaut. Hervorzuheben ist, dass Lustebuhr die Hand- und Spanndienste verweigerte, wurde dazu aber doch verurteilt. Der Pfarrhof muß damals, wie bei anderen Höfen auch, ein Torzimmer erhalten haben; denn 1818 wird von einer Reparatur des Torzimmers gesprochen. Es wurde später entfernt. 1784 der Zustand des Dorfes Zwilipp, es gibt: Einen Prediger, 13 Bauern mit dem Schulzen, einen Kossäten, 15 Büdner, ein Pfarrwitwenhaus, ein Schulhaus, einschließlich der Fähre 38 Feuerstellen. 1786 wird Friedrich Wilhelm II. (ein Neffe Friedrich I.) König von Preußen. 1797 wird Friedrich Wilhelm III. König von Preußen.
1798 müssen an der Kirche, besonders am Kirchturm, Reparaturen ausgeführt werden. 1806/ 1807 Der französische Kaiser Napoleon I. besiegte die Preußen 1806 bei Jena und Auerstedt. Die preußische Königsfamilie floh von Berlin nach Memel. Der Siegeszug Napoleon setzte sich unaufhaltsam fort. Städte und auch Festungen kapitulierten oft kampflos vor seinen Truppen, so auch die Festung Stettin. Von Stettin kam ein berittener Parlamentär nach Kolberg und forderte den Kolberger Stadtkommandanten Loucadou auf zu kapitulieren und entsprechende Abgaben an die französische Armee zu leisten. Dies Ansinnen wurde abgelehnt und man begann die Stadt für eine Verteidigung vorzubereiten. Im November 1806 forderte der Stadtkommandant die Zwilipper Bürger auf, die noch relativ neue Fährbrücke über die Persante abzubrennen. Bedingt durch die ungünstige Witterung in dieser Jahreszeit gelang dies Vorhaben nicht, man mußte erst nach Kolberg fahren und Pechkränze kaufen. Dann wurde die Brücke mit Teer bestrichen und nun brannte sie bis auf die Pfahlstümpfe, die wir noch kennen, ab. Als sich 1807 die Franzosen Kolberg näherten, sprengte von Krühne her ein einzelner französischer Reitersmann heran. Als er auf dem diesseitigen Ufer der Persante einen Zwilipper Bauern erblicke, legte er an und schoß nach ihm, traf aber nicht ihn, sondern den Eckständer von dem Hause des Fährkrügers Scheiwe. Dann wollte er weiter reiten. Doch hatten ihn einige preußische Jäger, die sich bei dem Scheiwe’schen Backofen versteckt hatten, aufs Korn genommen und schossen ihn vom Pferde. Das war der erste Tote bei Kolbergs Belagerung. Ein anderer Zwilipper Bauer wollte etwa zu derselben Zeit sehen, ob die Feinde - der Haupttrupp war inzwischen heran gekommen und hatte Scheunentore auf die Pfahlstümpfe gelegt auch über die Persante kämen. Da sah er sie schon die Fährberge herankommen, ihm entgegen. Eiligst floh er, hörte aber, wie sie “Spion! Spion!” hinter ihm herriefen und ihm Kugeln nachsandten, die aber nicht trafen. Glücklich erreichte der Bauer das Dorf. Als der Zwilipper Dorfschulze hörte, dass die Feinde nahe seien, zu dieser Zeit war es Peter Kummrow, zog er sich seinen Sonntagsrock und seine nagelneuen langen Stiefel an und stellte sich am Eingange seines Hofes auf, um die Heranziehenden als Oberhaupt des Dorfes würdig zu empfangen. Doch die Franzosen schienen ihm seine Würde nicht anzusehen. Zwei Soldaten näherten sich ihm. Der eine stieß ihn vor die Brust, dass er auf den Rücken fiel, zog ihm ohne weiteres die schönen Stiefel aus, zog sie sich an und warf dem erschrockenen Schulzen seine zerrissenen Schuhe hin. “Ja, ja, mein Sohn”, pflegte der Alte zu sagen, wenn er später seinen Kindern und Enkeln von diesem Erlebnis erzählte, “so geht es im Kriege.” Im Dorfe selbst benahmen sich die Soldaten freundlich. Namentlich baten sie um Hühner, die ihnen bereitwillig gegeben wurden. Unter einem großen Eschenbaum (Ponicks Backofen?) machten sie ein mächtiges Feuer an und kochten und brieten nach Herzenslust. Das Hauptquartier der Franzosen war in Alt-Tramm. Von da machten einzelne Soldaten Streifzüge in die nächsten Dörfer, um Eier, Hühner und Kartoffeln zu erbitten oder zu rauben. “Ein wenig Bombadeer” waren ihre gewöhnlichen Worte, damit meinten sie Kartoffeln. Oft nahmen sie auch mit Gewalt, was man nicht missen wollte, namentlich wenn Frauen allein zu Hause waren. So kamen einst auch einige Feinde nach Zwilipp. Die Zwilipper aber waren herzhafte Leute und ließen sich nicht so ohne weiteres bestehlen. Sobald sich ein kleiner Zug solcher Plünderer nahte, mußte der Kirchenvorsteher Peter Rackow die Glocken läuten lassen, alle Männer versammelten sich dann eiligst und rückten dem Feinde zu Leibe. Selbst die Frauen griffen mit ein. So wird erzählt, dass eine Frau einen Franzosen, der sie berauben wollte, weidlich durchgebläut habe.
1813 Als Napoleons Heer in Russland vernichtend geschlagen wurde, und seine Soldaten in erbärmlichen Zustand zurück kehrten, regte sich in Preußen der Sinn auf Befreiung. Als der Preußen König rief, gingen auch aus Zwilipp junge Männer freiwillig zu den Waffen. Aus dem Staatsarchiv Berlin geht hervor, dass Zwilipp, das damals 150 Seelen zählte, 13 Freiheitskrieger stellte. Bekannt sind 2 Namen von gefallenen Freiheitskriegern aus Zwilipp und zwar Erdmann Ponick und Peter Kummrow. 1815 wird eine Reparatur am Pfarrhaus fällig.
1823 - 1836 Johann Gottfried Konrad Prizelius, er war gebürtig aus Braunschweig, und war zuvor Prediger in Gervin und Drosedow. Er hat das hiesige Pfarramt erst am 1. Mai 1825 übernommen. Am 24. Juni 1833 konnte er sein 50-jähriges Dienstjubiläum feiern, dafür wurde ihm der rote Adlerorden IV. Klasse verliehen. Er starb am 3. April 1836 mit 75 Jahren. 1824 waren die ersten Verhandlungen wegen Neubau eines neuen Pfarrhauses, die sich über mehrere Jahre hinzogen. 1830 scheint der Bau vollendet worden zu sein und wurde bereits bewohnt. Ein Jahr später haben sich bereits reparaturbedürftige Schäden herausgestellt. Das Haus war in massiver Bauweise erstellt.
1838 - 1854 Karl Julius Alexander Kummer, wurde am 14. September 1806 in Schlawe geboren und war seit Neujahr 1838 Prediger in Zwilipp. Am 1. April 1838 wurde er hier offiziell in das Pfarramt eingeführt. Er starb am 13. Januar 1868.
1854 - 1868 Julius Friedrich Reinhold Kasischke, er wurde am 22. Juli 1810 in Rummelsburg geboren. Er war mit der Tochter des Hauptmanns a. D., Mathilde Albertine von Reckow zu Rummelsburg verheiratet. Am 26. Juli 1854 zog er mit seiner Familie, er hatte bereits 5 Kinder, in Zwilipp ein. Das Pfarramt in Zwilipp übernahm er am 6. August 1854. Er hat unter Einsatz auch persönlicher Opfer, durch intensive Bestellung des Pfarrackers die Erträge des Pfarrhofes beträchtlich gesteigert. Zusätzlich schuf er an der Persante durch Rodung von Erlenstubben eine neue Wiese, vergrößerte dadurch die “Leewisch” beträchtlich und konnte somit mehr Heu ernten. Obwohl er als Stadtkind hierher kam, hat er durch Rücksprache mit erfahrenen Landwirten sich dies Wissen angeeignet und es entsprechend umgesetzt. Ebenso hat er sich die Umgestaltung des Gartens viel kosten lassen. Die Anpflanzung von Obstbäumen, die den Weg vom Pfarrhof durch die Wurth zu beiden Seiten als lebende Hecke einfassten, ist ebenfalls sein Werk. Durch seine Bemühungen bei der Königl. Regierung zu Köslin wurden auch die unzureichenden Wirtschaftsräume vergrößert. 1859 wurden die alten Stallgebäude abgebrochen und ein neues Stallgebäude mit Scheune und Dreschtenne gebaut. Auch an und in der Kirche hat er einiges bewegt. 1865 konnte er die Gemeinde dazu bewegen, dass
das Innere der Kirche erneuert und verschönt wurde. Alles wurde neu gestrichen, und auch der Fußboden in Kirche und Turm wurde gepflastert. Die Kosten wurden zur Hälfte von Zwilipp und die andere Hälfte von Bartin und Lustebuhr aufgebracht. Auf weiteren Antrag und Bemühungen des Pfarrers schenkte die Königl. Regierung zu Köslin der Kirche 10 neue eiserne Fenster mit rautenförmig versehenen Scheiben. Dabei wurden die alten Rundbogen der Fensteröffnungen wieder hergestellt (vermutlich war der obere Teil der Fenster zugemauert). Dadurch bekam die bisher doch finstere Kirche helles Licht und ein überaus freundliches Aussehen im Inneren. Im gleichen Jahr, 1865, wurde auch der Kirchhof erweitert. Zur Schule und zum Dorfteich hin wurden 25 Quadratruten angekauft. Durch viele Fuhren Erde wurde der neue Bereich erhöht und mit einer Steinmauer eingefasst. Die Baukosten trugen Zwilipp und Bartin, Lustebuhr leistete nur Hand- und Spanndienste. Mit der Gemeinde lebte er in Ruhe und Frieden, was freilich nicht ausschloss, dass etliche dafür bekannte Bauern in Zwilipp dann und wann einmal Opposition machten. Seine Beliebtheit machte sich aber durch den steigenden Kirchenbesuch deutlich. Der stille Einfluss, der vom Zwilipper Pfarrhaus auf die Gemeinde ausging, hat sich in mancherlei lieblichen Beweisen und Zeugnissen kundgetan. Dafür sprach auch die ungemein herzliche und große Teilnahme der Gemeinde, die sein Tod hervorrief. Er starb am 13. Januar 1868. 1866 brach der Krieg gegen Österreich aus, der aber nach kürzester Zeit siegreich beendet wurde. Die aus der Gemeinde einberufenen Kriegsmänner kehrten alle wohlbehalten zurück. Im Gefolge dieses Krieges trat an vielen Orten die arg wütende Cholera auf. Aus unserer Gemeinde wurde nur die verwitwete Baueraltsitzerin Schwertfeger Opfer dieser Krankheit. 1867 erhielt Zwilipp ein neues Schulhaus. Vier Jahre hatte sich die Dorfgemeinde dagegen gewehrt. Die Königl. Regierung zu Köslin lieferte das Holz, die Gemeinde mußte die restlichen für den Bau erforderlichen Materialen liefern und 1.000,00 Mark Zuschuss zahlen. Witterungsbedingt und durch Uneinigkeiten mit dem Zimmermeister Marten aus Degow hat sich die Bauzeit sehr in die Länge gezogen. In dieser Zeit fand der Unterricht bei dem damaligen Schulzen August Braasch statt, Lehrer war Julius Heyer. Aus dem Holz des alten Schulgebäudes wurden der Stall und die Scheune gebaut.
1868 - 1884 Friedrich Julius Richard Kasischke ist am 21. März 1839 in Rummelsburg geboren. Am 11. April 1868 wurde er als Nachfolger seines Vaters in das hiesige Pfarramt eingeführt. Er blieb unverheiratet und lebte mit seiner Mutter und 3 Schwestern auf dem Pfarrhof. Um neue Abendmahlsgeräte anzuschaffen, ging er mit 2 Gemeinde-Ältesten in Zwilipp, Bartin und Lustebuhr von Haus zu Haus und sammelte dafür. Durch weitere Kollekten in den Gottesdiensten ist ein Betrag von 95 Talern, 28 Silbergroschen und 9 Pfennigen zusammen gekommen, und es konnten die Abendmahlsgeräte und eine neue Altardecke angeschafft werden. Aus dem Pfarrhaus kamen weitere Spenden in Form von gestickten Decken, und der Bauernhofbesitzer Heinrich Rackow hat ein Gesangbuch von Bollhagen gestiftet. Aus Dankbarkeit für Gottes Schutz im Krieg 1870/71 wurde eine erfolgreiche Kollekte durchgeführt. Daran beteiligten sich: Leutnant Ernst Kasischke (der Bruder des Pfarrers), Fritz Rackow, Hermann Baller, Heinrich Gehrt, August Kummrow, August Baller, August Schwertfeger, August Schweiwe, Franz Vaßholz, sowie Heinrich Henke, Wilhelm Ponick und Christian Kummrow.
1871 am 18. Januar wurde im Spiegelsaal zu Versailles der preußische König Wilhelm I. zum Kaiser ausgerufen. Am 3. Oktober wurde in Zwilipp mit der Sammlung für eine Orgel begonnen. 1873 Die Roggenernte in diesem Jahr war sehr gut. In der Erntezeit brach aber im Dorf eine Krankheit, die rote Ruhr aus. Kein Haus wurde verschont, es starben 7 Personen, meist Kinder. 1874 In diesem Jahr standen die Neuwahlen zum Gemeinde-Ältesten und den Gemeindevertretern an. Zum Patronatvertreter ernannte die Königl. Regierung den Baueraltsitzer und langjährigen Gemeinde-Ältesten Christian Kummrow. 1875 Dieses Jahr brachte viele und starke Gewitter. Am 17. Juni ging ein sehr schweres Gewitter über das Dorf Zwilipp dahin und schlug in den Schornstein des Wohnhauses des Bauern August Vaßholz ein. Es entstanden am Haus einige schwere Beschädigungen. 1876 Die im Vorjahr beantragte Reparatur an der Kirche wurde in diesem Jahr durch den Zimmermeister Firzlaff aus Degow ausgeführt. Es musste das Dach neu eingedeckt werden und auf dem Kirchenboden wurde ein neuer Träger eingesetzt. Die beiden Chöre wurden neu gedielt und durch festere Träger neu abgestützt. Die große Turmtüren und die beiden kleinen Seitentüren wurden durch neue ersetzt. Soweit die Chronik der seit der Reformation in Zwilipp tätigen Pfarrer. Aufgeschrieben wurde dies von dem Zwilipper Pfarrer Müller.
Danach kamen noch:
1884 - 1892 Otto Ernst Daniel Wenzel.
1892 - ???? Paul Friedrich Heinrich Keitsch.
1922 - 1927 Pfarrer Müller.
1927 - 1935 Hermann Adam.
1935 - 1945 Nach Pastor Adam wurde die Zwilipper Pfarrstelle nicht mehr besetzt. Die seelsorgerische Betreuung wurde von Oberpfarrer Paul Borchard aus Zernin ausgeführt.
Die 4 Darstellungen waren die Titel der Gemeindeblätter für das Kirchspiel Zwilipp. Nach Zwilipp waren eingepfarrt: Bartin, Lustebuhr und Pustar. Die evangelischen Gemeindeblätter sind zwischen 1920 und 1941 erschienen. Für Zwilipp fehlt der April 1927 und es ist eine Lücke von November 1934 bis April 1935 vorhanden.
In den nun folgenden Ereignissen sind nur die Zwilipp betreffenden aufgeführt.
1919 Geboren: Sohn des Büdners Max Braasch und seiner Frau Olga, geb. Hardt. Sohn von Schmiedemeister Erich Benz und seiner Frau Lotte, geb. Varchmin. Sohn von Arbeiter Albert Ott und seiner Frau Elisabeth, geb. Schwertfeger. Tochter des Dienstmädchen Frieda Müller. Tochter des Bauernhofbesitzers Ernst Nitz und seiner Frau Elisabeth, geb. Baller. Getauft: 16. November, Sohn des Arbeiters Albert Ott. Konfirmiert wurden am 13. März: Herta Rackow, Tochter des Bauernhofbesitzers Gustav Rackow. Elfriede Peglow, Tochter des Arbeiters Heinrich Peglow. Hedwig Schumacher, Tochter des Arbeiters Paul Schumacher. Friedrich Varchmin, Sohn des Gastwirts Albert Varchmin. Alfred Braasch, Sohn des verstorbenen Bauernhofbesitzers Friedbert Braasch. Getraut: Arbeiter Ernst Dettmann (Ramelow) mit Berta Dummer (Zwilipp). Gestorben/Beerdigt: Hermann, Sohn des Büdners Max Braasch, 7 Tage alt (Schwäche). Hilde, Tochter der unverehelichten Frieda Müller, 10 Tage alt (Schwäche). Wilhelm Henke, Altsitzer Zwilipper Fähre, 87 Jahre (Altersschwäche). Herbert Ponick, Sohn des Bauernhofbesitzers Franz Ponick, 25 Jahre (Lungenleiden infolge Kriegsdienst). Friedrich Wilhelm, Zimmermann, 56 Jahre alt (Herzschlag), am 23. Dezember. Gedächtnisgottesdienst für die im Krieg Gefallenen am 16. November: Erich Baller, Reinhold Baller, Gustav Bohlmann, Hermann Fiß, Robert Fiß, Otto Braasch, Ulrich Henke, Heinrich Kummrow, Paul Lange, Emil Sädler, Willi Rackow, Johannes Schulz, Emil Wilhelm, Albert Henke und Herbert Ponick.
1920 Getauft: 1. Februar, Tochter des Arbeiters Willi Strelow. 15. Februar, Sohn des Offizierstellvertreters Friedebert Braasch. 15. März, Sohn des Hofbesitzers Max Braasch. 17. April, Sohn der unverehelichten Ida Träder 5. September, Hildegard, Tochter des Arbeiters Karl Much.
Konfirmiert wurden an Palmarum: Ilse Vaßholz, Tochter des Bauernhofbesitzers Robert Vaßholz. Paul Müller, Sohn des Arbeiters Ernst Müller. Friedbert Braasch, Sohn des verstorbenen Bauernhohbesitzers Friedbert Braasch. Getraut: Tischler und Büdner Otto Schumacher (Zwilipp) mit Frieda Baller (Zwilipp). Bauernhofbesitzer Albert Heidemann (Zernin) mit Margarete Henke (Zwilipp). Vizewachtmeister Friedbert Henke (Stettin) mit Herta Baller (Zwilipp). Gestorben/Beerdigt: 25. Februar, Heinrich Gehrt, Altbauer, 72 Jahre, (Schlaganfall). 3. März, Gustav, Sohn des Tagelöhners Emil Hardt, 19 Jahre, (Schwindsucht). 19.März, Erwin, Sohn des Hofbesitzers Max Braasch, 23 Tage alt, (Krämpfe). 12. Mai, Walter, Sohn des Hofbesitzers Max Braasch, 2 Jahre. (Mit ihm verlieren die Eltern innerhalb von 4 Jahren ihren 4. Sohn.)
16. August, Tischler Ernst Schumacher, 28 Jahre, Sohn des Tischlers Hermann Schumacher. (Die 4. Oktober, Ernst Peglow, 24 Jahre, Sohn
Todesursache sind Folgen des Krieges.) des Arbeiters Heinrich Peglow. (Er starb in einem Settiner Krankenhaus, wo er an den Folgen des Krieges behandelt wurde.)
1921 Getauft: 27. März, Edith, 17.Juli, Horst, 9. Oktober, Walter, 30. Oktober, Edith,
Tochter des Bauernhofbesitzers Ernst Nitz. Sohn des Arbeiters Willi Strelow. Sohn des Schmiedemeisters Erich Benz. Tochter der unverehelichten Olga Schlack.
Konfirmiert wurden am 20. März (Palmsonntag): Luise Scheiwe, Helene Dummer, Erna Hardt, Berta Peglow, Fritz Schumacher, Herbert Henke und Emil Hardt. Getraut: 13. Mai, Schumacher Otto Ventzke (Kolberg) mit Else Dummer (Zwilipp). Gestorben/Beerdigt: 6. Februar, Heinrich Rackow, Baueraltsitzer, 89 Jahre. 23. November, Johann Duwe, Wirtschafter der Frau Bauerhofbesitzer Else Braasch. (Er war über 30 dort)
1922 Getauft: 26. Januar, Irmgard, Tochter des Arbeiters Karl Much. 15. März, Martin, Sohn des Büdners Paul Kummrow. 17. April, ? , Sohn des Arbeiters Albert Ott. 17. April, Ernst, Sohn der unverehelichten Grete Peglow. 16. Juli, Erika, Tochter der unverehelichten Else Fiß. 13. August, Heinrich, Sohn des Tischlermeisters Otto Schumacher.
Getraut: 17. April, Arbeiter Peter Bartnik (Zwilipp) mit Olga Schladt (Zwilipp). 5. November, Eigentümer Willi Gramenz (Klein-Jestin) mit Marie Kummrow (Zwilipp). Gestorben/Beerdigt: 9. Januar, Henriette Fiß, geb. Köhn, 79 Jahre, Ehefrau des Altsitzers Hermann Fiß. 6. November, Frau Pastor Margarete Müller, geb. Henke, 47 Jahre.
1923 Getauft: Gertrud, Tochter des Schmiedemeisters Erich Benz. Willi, Sohn des Arbeiters Willi Strelow. Olga, Tochter des Tischlermeisters Otto Schumacher. Konfirmiert: Elsbeth Braasch, Alma Müller, Lotte Fiß, Frida Hardt, Heinrich Gehrt, Emil Rackow und Karl Wichmann. Getraut: Schmiedegeselle Willi Borth (Stöckow) mit Else Fiß (Zwilipp). Gestorben/Beerdigt: Bauer-Altsitzer August Kummrow, 86 Jahre. Anna Hardt, Ehefrau des Arbeiters Emil Hardt, 46 Jahre. Bauer-Altsitzer Heinrich Bohlmann, 70 Jahre.
1924 Getauft: ?? Grete, Tochter des Bauernhofbesitzers Ernst Nitz. 27. Juli, Fritz, Sohn des Landwirts Paul Kummrow. 25. Dezember, Ingeborg-Lore, Tochter des Bauernhofbesitzers Hermann Vaßholz. Konfirmiert am 13 April (Palmarum): Elli Müller, Paula Braasch, Frieda Wilhelm, Hedwig Henke, Max Müller und willi Kemp. Getraut: 17. Oktober, Arbeiter Emil Eckert (Pustar) mit Margarete Fiß (Zwilipp). Verwitweter Arbeiter Emil Hardt (Zwilipp) mit Ida Buchweitz (Kolberg). Schafmeister Richard Dorow (Kruchenbeck) mit Margarete Henke (Zwilipp). Gestorben/Beerdigt: 28. Januar, Berta Strelow, geb. Vandrey, 70 Jahre, Witwe des verstorbenen Hermann Strelow. 17. April, Altsitzer Hermann Fiß,, 81 Jahre (Siechtum). 5. Dezember, Bauernhof-Altsitzer Robert Vaßholz, 72 Jahre.
Weitere Ereignisse und Begebenheiten: ♦ Ab 1. Juli trat der Zwilipper Kirchschullehrer Ferdinand Asmus in den Ruhestand. Als langjähriges Mitglied der kirchlichen Gemeindevertretung hat er 34 Jahre mit großer Treue und Gewissenhaftigkeit seine Ämter verwaltet. Er zieht mit Frau und Tochter nach Kolberg. ♦ Vom 1. Juli bis 30. September wird die Lehrerstelle von einem Herrn Wolff aus Krangen verwaltet. ♦ Ab 1. Oktober übernimmt Lehrer Max Michaelis die Kirchschullehrerstelle in Zwilipp.
1925 Getauft: ?? , Elfriede, 22. März, Käthe, 2. August, Hildegard, 18. Oktober, Christel-Erika, 25. Dezember, Brunhilde,
Tochter des Arbeiters Willi Strelow. Tochter des Arbeiters Willi Baller. Tochter der unverehelichten Luise Fiß. Tochter des Arbeiters Gustav Henke. Tochter des Bauernhofbesitzers Hermann Vaßholz.
Konfirmiert (Palmarum): Meta Fiß, Cecilie Gehrt und Fritz Hardt. Getraut: 19. Oktober, Arbeiter Otto Radler (Nehmer) mit Margarete Peglow (Zwilipp). 23. Oktober. Landwirt Wilhelm Henke (Zernin) mit Röschen Braasch (Zwilipp. Weitere Ereignisse und Begebenheiten: ♦ Anfang des Jahres war Neuwahl der kirchlichen Körperschaften. Der Gemeinde-Kirchenrat setzt sich wie folgt zusammen: Vorsitzender Pastor Müller (Zwilipp), Ältester: Bauernhofbesitzer Heinrich Henke (Zwilipp), Patronatsvertreter: Bauernhofbesitzer Ernst Nitz (Zwilipp), Bauernhofbesitzer Wilhelm Henke (Bartin), Rittergutsbesitzer Major Hugo von Helden (Lustebuhr), Rittergutsbesitzer Major Karl Damm (Pustar). In der Gemeindevertretung waren aus Zwilipp: Landwirt Hermann Baller, Bauernhofbesitzer Hermann Vaßholz, Schmiedemeister Erich Benz und Tischlermeister Otto Schumacher. ♦ Die Einführung der Neugewählten fand am Sonntag, den 8. Februar statt. ♦ Der Tischlermeister Hermann Schumacher hat der Kirche ein Geschenk gemacht. Er hat 3 schwarze Nummerntafel mit weißen Zahlen zur Bekanntgabe der zu singenden Lieder angefertigt, die nun die bisherigen Kreidetafeln ablösen. ♦ Am 21 April haben die kirchlichen Körperschaften beschlossen, eine Ersatzglocke zu beschaffen. Die Glocke soll 9 Ztr. wiegen und 1.500 Mark kosten. ♦ Am 7. August traf die Glocke auf der Bahnstation Degow ein und wurde von Bauernhofbesitzer Hermann Baller abgeholt. Sie wiegt 8 Ztr. und 92 Pfund, der Klöppel wiegt 62 Pfund. Bei der Einfahrt ins Dorf wurde sie von der alten Glocke mit Geläut begrüßt. Sie trägt die Inschrift: Krieger-Gedächtnis-Glocke. Weltkrieg 1914 bis 1918. Wenn ich ertöne, denkt eurer Söhne, Die Blut und Leben für euch gegeben. Der Gemeinderat: Müller, Pastor Zwilipp, von Helden-Lustebuhr, Damm-Pustar, H. Henke-Zwilipp W. Henke-Bartin, Nitz-Zwilipp.
♦ Am Sonntag, den 15. November wurde die neue Glocke feierlich eingeweiht. Sie wird als Krieger-Gedächtnis-Glocke jährlich am Totensonntag nachmittags um 3.00 Uhr zum Gedächtnis der Gefallenen läuten.
1926 Getauft: 4. April, 1. August, 29. August, 7. November,
Anneliese, Gerda, Ursula, Helmut,
Tochter des Bauernhofbesitzers Siegfried Ponick. Tochter des Arbeiters Emil Peglow. Tochter des Arbeiters Otto Baller. Sohn des Landwirts Wilhelm Henke.
Konfirmiert am 21. März (Palmarum): Elsbeth Braasch, Martha Fiß, Ilse Gehrt, Selma Langholf, Johanna Wichmann, Franz Varchmin, Friedbert Henke, Reinhold Braasch und Paul Peglow. Getraut: 18. Mai, Bauernhofbesitzer Reinhold Krüger (Langenhagen) mit der Kriegerwitwe Klara Vaßholz, geb. Radler (Zwilipp). 15. Oktober, Bauernhofbesitzer Emil Rackow (Zwilipp) mit Martha Ponick (Zwilipp). Gestorben/Beerdigt: 16. Februar, Brunhilde Vaßholz, 2 Monate, Töchterlein des Bauernhofbesitzers Hermann Vaßholz. Weitere Ereignisse und Begebenheiten: ♦ Am 27. Juni hielt Pastor Müller seine Abschiedspredigt und ist ab dem 1. Juli aus dem Pfarramt nach 10 Jahren ausgeschieden. Die Pfarre Zwilipp soll bestehen bleiben. Vorübergehend erfolgt die Betreuung durch Pfarrer Ostermeyer aus Degow. ♦ Anfang August wurden die neuen Orgelpfeifen durch den Erbauer der Orgel, Fa. Grünberg in Finkenwalde bei Stettin, eingebaut.
1927 Geboren/Getauft: 17. April, Siegfried Ponick, Bauernsohn. 18. April, Asta Vaßholz, Bauerntochter. 18. April, Hans-Joachim Scharping, Bauernsohn. 8. Mai, Dora-Liese Baller, Landwirtstochter. Geboren am 9. April, getauft am 5. Juni, Lieselotte Henke, Arbeitertochter. Geboren am 13. April, getauft am 5. Juni, Friedbert Held, Bauernsohn. Geboren am 10. Juli, getauft am 28. August, Walter Strelow, Arbeitersohn. Geboren am 21. Juli, getauft am 9.Oktober, Angelika Rackow, Bauerntochter. Geboren am 22. August, getauft am 23. Oktober, Erwin Bohlmann, Bauernsohn.
Getraut: 6. Juni, Händler Bruno Ott (Kolberg) mit Erna Hardt (Zwilipp)
Weitere Ereignisse und Begebenheiten: ♦ Am 1. Februar zieht Pastor Müller nach Kolberg. Die Verwaltung bleibt bis zum Amtsantritt von Pastor Adam bei Pastor Ostermeyer aus Degow. ♦ Im März ist Pastor Adam von Baldekow nach Zwilipp gezogen. ♦ Am 29. Mai war der Tag der Einführung von Pastor Adam. Es sang der Kirchenchor. Nach der Kirchenfeier fand eine Sitzung des Gemeinde-Kirchenrates statt. Da in diesem Jahr einige Reparaturen an der Kirche, dem Pfarrhaus und dem Pfarrwitwenhaus anstehen, wurde entschieden, auch eine Heizung für die Kirche einzubauen. Das Kirchendach muss erneuert werden, die Dachziegel, 18.500 an der Zahl, sind bereits angeliefert. ♦ Im August hat die Fa, Firzlaff aus Degow mit der Eindeckung des Kirchendaches begonnen, der Kirchenofen war auch eingetroffen. Im September war das Kirchendach fertig und auch der Ofen in einem Anbau an der Südseite der Kirche eingebaut. ♦ Der Gemeinde-Kirchenrat hat beschlossen, dass nun die Taufen wieder in der Kirche zu geschehen haben und zwar eheliche Kinder während des Gottesdienstes vor der Gemeinde und uneheliche nach dem Gottesdienst ohne Gemeinde. ♦ Ab Oktober gibt es eine Omnibus-Verbindung Kolberg - Zwilipp. Der Bus fährt 3x wöchentlich und zwar am Montag, Mittwoch und Sonnabend. ♦ Am 9. November wurde eine Frauenhilfe ins Leben gerufen, Vorsitzende: Pfarrfrau Adam, Frau Max Braasch, Frau Witwe Fiß, geb. Baller.
1928 Geboren/Getauft: Geboren am 19. Januar, getauft am 4. März, Geboren am 23. Mai, getauft am 28. Mai, Geboren am 19. Mai, getauft am 15. Juli, Geboren am ??. November, getauft am 10. November, Geboren am 26. November, getauft am 25. Dezember,
Werner Radmer, Bauernsohn. Helmut Peglow, Arbeitersohn. Waltraud Henke, Bauerntochter. Gertrud Schulz, Arbeitertochter. Hedwig Marquardt, Arbeitertochter.
Konfirmiert: Paul Hobus, Erwin Laabs und Robert Fiß. Getraut: 8. Juni, Landwirt Emil Gruchow (Pustar-Ausbau) mit Grete Baller (Zwilipp). Gestorben/Beerdigt: 22. Februar, Justine Kummrow, geb. Ponick, 79 Jahre. 16. August, Altsitzer Franz Knaack, 70 Jahre. 20. November, Altsitzer Hermann Baller, 86 Jahre. Weitere Ereignisse und Begebenheiten: ♦ Ab 1. Januar ist der Gemeinde- Ältester Heinrich Henke nach 37 Jahren ausgeschieden, sein Nachfolger wurde Gemeinde-Vorsteher Hermann Baller. ♦ Am 10. Sonntag nach Trinitatis war das Motorrad-Rennen (Bäderrennen). ♦ Ab 17. September wurde die Kirche innen neu, von dem Kirchenmaler Lucas aus Köslin,
gestrichen. Er arbeitete zeitweise mit 4 Leuten und war somit in der ersten Oktober-Woche fertig. Das Erntedankfest am 7. Oktober konnte in der neu gestrichenen Kirche gefeiert werden. ♦ Am 18. Nov. war Wahl zur Gemeinde-Vertretung. Aus Zwilipp kam Max Michaelis neu dazu.
1929 Geboren/Getauft: Geboren am 21. Februar, Geboren am 9. April, Geboren am 9. April, Geboren am 9. September, Geboren am 24. September,
getauft am 28. April, Werner Kummrow. getauft am 19. Mai, Luci Baller. getauft am 19. Mai, Helmut Wilhelm. getauft am 25. Dezember, Manfred Radmer. getauft am 29. Dezember, Ester Rackow.
Getraut: 19. April, Stellmacher Willi Teßmer (Gr. Pobloth) mit Berta Peglow (Zwilipp). 19. April, Schneider Erich Kindermann (Stolp) mit Ida Kummrow (Zwilipp). 26. Juli, Bäcker und Konditor Walter Giese (Sellnow) mit Ilse Vaßholz (Zwilipp) Gestorben/Beerdigt: 6.Mai, Franziska Asmus, geb. Heyer (Ehefrau des ehemaligen Lehrers Ferdinand Asmus). Gestorben am 25. September, beerdigt am 29. September, Altsitzer Heinrich Henke,81 Jahre. Weitere Ereignisse und Begebenheiten: ♦ Am 15. Januar wurde die Verpachtung der Pfarracker an den Gastwirt Albert Varchmin und den Landwirt Paul Kummrow, die Wiesen an die Landwirte Bohlmann und Domke von der kirchlichen Aufsichtsbehörde bestätigt. ♦ In Zernin wird vermutlich als neuer Pfarrer Herr Oberpfarrer Paul Borchard aus Kallies eingesetzt. Bereits am 14. Oktober 1928 hielt er seine Probepredigt in Zernin, bei der auch Gemeindeglieder aus Zwilipp anwesend waren. Er ist auch Besitzer eines Autos. ♦ Zum 70. Geburtstag von Kaiser Wilhelm II., der seit 1918 im Exil lebte, wurden aus Zwilipp 90 Glückwünsche durch den Pfarrer Adam übermittelt. Mittels eines Brieftelegramms bedankte sich ihre Majestät, die Kaiserin, im Namen des Kaisers bei den Zwilippern und legte eine Anzahl von Bildkarten des Kaisers bei, mit der Bitte, sie an die zu verteilen, die noch kein Bild vom Kaiser haben. ♦ Am 6. Mai wurde die Frau des ehemaligen Küsterlehrers Asmus, Frau Franziska Asmus, geb. Heyer, unter großer Anteilnahme der Gemeinde in Zwilipp beerdigt.
1930 Konfirmiert: Karl Fiß. Gestorben/Beerdigt: Gestorben am 5. Februar, beerdigt am 9. Febr., Altsitzerin Elwine Radmer, geb. Eichhorst, 67 Jahre.
1931 Geboren/Getauft: Geboren am 1. April, getauft am 24. Mai, Geboren am 25. Juni, getauft am 16. August, Geboren am 16. August, getauft am 20. September, Geboren am 26. Dezember,
Kurt Ott, Arbeitersohn Johannes Blank, Arbeitersohn. Herbert Peglow, Arbeitersohn. Eckehard Rackow,Bauernsohn.
Gestorben/Beerdigt: 31. Juli, Rentner Julius Blank, 68 Jahre.
1932 Geboren/Getauft: getauft am 26. Februar, Eckehard Rackow, Bauernsohn. Geboren am 19. März, getauft am 12. Juni, Hans-Joachim Domke. Geboren am 24. Oktober, getauft am 25. Dezember, Herbert Ott, Arbeitersohn. Getraut: 21. Oktober, Arbeiter Gerhard Buntrock (Jaasde) mit Martha Ott (Zwilipp). Gestorben/Beerdigt: 3. März, Maurer Gustav Pittelkow, 47 Jahre. 27. März, Altsitzerin Bertha Henke, geb. Kummrow, 72 Jahre. 19.September, Tagelöhnertochter Erna Ott, 1 Jahr und 6 Monate. Weitere Ereignisse und Begebenheiten: ♦ Am 17. Januar, es ist ein Sonntag, wird ein Missionsfilm im Saale des Herrn Varchmin gezeigt, dieser Film geht durch die ganze Synode Kolberg. ♦ Im April ist der Stall des Pfarrwitwenhauses nach kurzer Bauzeit fertig geworden. ♦ Ende Mai wird der Stall von Bauer Scharping abgebrochen. Die Pferde werden dann für etwa 10 Wochen im Ausspannstall des Pfarrhofes untergebracht. ♦ Im August wurde Bauernhofbesitzer Scharping als Gemeinde-Verordneter gewählt. ♦ Im Spätherbst wurden von der Gemeinde Zwilipp der notleidenden Bevölkerung (den Arbeitslosen und Kinderreichen) 92 Zentner Kartoffel geschenkt (in Kolberg ?). Ein Dankschreiben erhielt Pastor Adam.
1933 Geboren/Getauft: Geboren am 5. Januar, getauft am 19. Februar, Ruth Baller, Arbeitertochter. Geboren am 23. Januar, getauft am 19. März, Wilfried Gehrt, Bauerntochtersohn. Geboren am 3. März, getauft am 17. April, Hubert Ott, Arbeitersohn. Geboren am 17. April, getauft am 5. Juni, Helga Gehrt. Geboren am 18. September, getauft am 12. November, Martin Varchmin, Gastwirtssohn. Geboren am 16. September, getauft am 10.Dezember, Heinz-Herbert Ponick, Bauernsohn.
Gestorben/Beerdigt: 26. Februar, Arbeitertochter Ruth Baller, 1 Monat und 21 Tage. Weitere Ereignisse und Begebenheiten: ♦ In der Woche vom 31. Januar bis 5. Februar waren in der Kirche Missionsvorträge. Von der Kirche wurde den Gutsherrschaften von Pustar und Lustebuhr für die Bereitstellung von Fuhrwerken gedankt, ebenso dem Jungmädchen-Chor Zwilipp, der an allen Veranstaltungen unter der Leitung von Frl. Charlotte Berg gesungen hat. ♦ Am 13. August wurden aus Zwilipp in den Gemeinde-Kirchenrat gewählt: Max Michaelis, Otto Schumacher, Hermann Baller, Erich Benz, Emil Rackow und Hermann Vaßholz. Als Deputierter zur Kreissynode: Hermann Baller, 1. Stellvertreter Ernst Nitz, 2. Stellvertreter Max Michaelis. ♦ Der im September aus Zwilipp verzogene Bauer Domke (Sanssouci) hatte 2 Parzellen Pfarracker, die nun weiter verpachtet wurden.
1934 Geboren/Getauft: Geboren am 9. Juli, getauft 20. Juli, Alfred Dummer, Arbeitersohn. Getraut: 6. März, Bauer Kurt Pittlkow (Ramelow) mit Irmgard Braasch (Zwilipp). 18. Mai, Landwirt Friedrich Varchmin (Zwilipp) mit Charlotte Berg (Zwilipp). Gestorben/Beerdigt: Gestorben am 16. Juni, beerdigt am 19. Juni, Bauerntochter Elsbeth Braasch, 22 Jahre. Gestorben am 26. Juli, beerdigt am 29. Juli, Baueraltsitzer Leonhard Braasch, 90 Jahre. Gestorben am 9. August, beerdigt am 13. August, Frau Martha Ponick, geb. Pagel, 69 Jahre.
1935 Geboren/Getauft: Geboren am 4. April, Geboren am 19. April, Geboren am 11. Mai, Geboren am ?? ,
getauft am 10. Mai, Arbeitertochter Gisela Buntrock. getauft am 9. Juni, Arbeitertochter Ruth Ott (Tochter von Albert Ott). getauft am 9. Juni, Arbeitertochter Margarete Ott. getauft am ?? Arbeitertochter Christel Ott ( Tochter von Emil Ott).
Getraut: 17. Mai, Landwirt Helmut Scharping (Zwilipp) mit Elsbeth Braasch (Zwilipp). 8. November, Landwirt Franz Henke (Zwilipp) mit Alice Braasch (Zwilipp). Tochter des verstorbenen Bauern Friedbert Braasch.
Weitere Ereignisse und Begebenheiten: ♦ Am 1. Juli ging Pastor Hermann Adam in den Ruhestand. Er zog nach Bad Salzuflen, wo er sich ein Haus gebaut hat. ♦ Ab dem 1. August ist die Zwilipper Pfarrstelle frei und wird vermutlich auch nicht wieder besetzt werden. Die Gemeinde wird von Zernin, von Oberpfarrer Paul Borchard mit betreut. ♦ Der Oberpfarrer Borchard wird gebeten, Geburten und sonstige Amtshandlungen, die in Zernin auf dem Standesamt angemeldet werden auch dem Pfarrer mitzuteilen, evtl. auch vor einem Gottesdienst und falls dies nicht möglich ist, die Mitteilung an Frau Lotte Varchmin, Zwilipp, zu übermitteln. ♦ Bis Ende des Jahres gehört Lustebuhr noch zur Gemeinde Zwilipp.
1936 Geboren/Getauft: Geboren am 12. Februar, Geboren am 19. März, Geboren am ?? , Geboren am 15. Juni. Geboren am ?? ;
getauft Ostersonntag, Bauernsohn Erdmann Henke. getauft Ostersonntag, Landwirtssohn Ulrich Varchmin. getauft am 21. Juni, Landwirtssohn Ditmar Braasch. getauft am 19. Juli, Landwirtstochter Ingrid Scharping. getauft am 13. September, Landwirtssohn Manfred Henke.
Konfirmiert (Palmsonntag): Erna Borth, Hans Michaelis, Heinrich Schumacher und Martin Kummrow. Getraut: 28. Februar, Unteroffizier Johannes Krüger (Rostock) mit Lieselotte Gehrt (Zwilipp). 21. April, Landwirt Walter Reinke (Seefeld) mit Hedwig Braasch (Zwilipp) 14. November, Karl Gauner (Belgard) mit Meta Fiß (Zwilipp). Tochter des Drechslers Hermann Fiß. Weitere Ereignisse und Begebenheiten: ♦ Ab April ist das Pfarrhaus komplett vermietet. Darin wohnen: Fam. Franz Henke, Fam. Friedbert Braasch und Fam. Friedbert Baller. Alle sind in Zwilipp groß geworden, sind landwirtschaftliche Arbeiter ohne eigenen Landbesitz. ♦ Am 2. Juli schlug der Blitz in den Turm der Zwilipper Kirche. Ein tragender Balken wurde sehr stark beschädigt und musste ausgewechselt werden.
1937 Geboren/Getauft: Geboren am 13. Januar, getauft am 18. März, Werner Reinke, Sohn des Landwirts Walter Reinke. Geboren am 13. Januar, getauft am 18. März, Marga Reinke, Tochter des Landwirts Walter Reinke. Geboren am 10. Mai, getauft am 6. Juni, Alfred Reinke, Sohn des Landwirts Willi Reinke. Geboren am 12. Aug., getauft am 12. Sept., Werner Klawitter, Sohn des Arbeiters Paul Klawitter. Geboren am 2. Aug., getauft am 19. Sept., Erhard Hellwig. Sohn des Arbeiters Kurt Hellwig.
Konfirmiert (Palmsonntag): Adelheid Nitz, Gertrud Benz, Olga Schumacher, Erich Peglow, Gerhard Griesbach und Willi Strelow. Getraut: 16. April, Arbeiter Kurt Hellwig (Zwilipp) mit Cecilie Gehrt (Zwilipp). 18. Juli, Maurer Ernst Gustke (Zernin) mit Frieda Holz (Zernin). Sie sind in Zernin getraut, Frieda Holz war 5 Jahre bei Bauer Henke in Stellung und zieht nun mit ihrem Ehemann auch nach Zwilipp (zu Marie Fiß).
Gestorben/Beerdigt: 19. Januar, Arbeitertochter Ilse Dummer, 6 Jahre. Sie war körperlich und geistig behindert. 18. April, Landwirtssohn Werner Reinke, 3 Monate. Er starb an Lungenentzündung. 2. Dezember, Arbeitertochter Gerda Peglow, 11 Jahre. Sie starb an einem Herzfehler. Weitere Ereignisse und Begebenheiten: ♦ Am 13. September wurde der Bauer Karl Henke von seinem Pferd vor den Leib geschlagen, dass der Darm platzte. Im Kolberger Krankenhaus wurde er erfolgreich operiert. ♦ Ab 1. Oktober ist die Gemeinde Lustebuhr endgültig in die Gemeinde Klaptow eingepfarrt. ♦ Eine 1705 angefertigte Tafel mit den Namen von Gemeindegliedern, die für die Ausmalung der Kirche Geld gespendet haben, ist im Laufe der Jahre verschmutzt und fast unkenntlich geworden. Malermeister Berg hat sie kunstgerecht restauriert, so dass sie wieder ihren Platz in der Kirche einnimmt. Zu verdanken ist dies den beiden Lehrern Max Michaelis und seinem Vorgänger Ferdinand Asmus, die sich für die Erhaltung der Tafel eingesetzt haben.
1938 Geboren/Getauft: Geboren am 22. Januar, getauft am ?? April, Werner Gustke, Sohn des Maurers Ernst Gustke. Geboren am 25. Januar, getauft am 20. März, Horst Varchmin, Sohn von Albert Varchmin. Geboren am 21 März, getauft am 19. Juni, Erhard Scharping, Sohn des Landwirts Helmut Scharping Geboren am 14. Juli, getauft am 18. August, Harry Varchmin, Sohn des Landwirts Fritz Varchmin. Geboren am 8. Sept., getauft am 23. Okt., Antonie Radmer, Tochter des Bauern Werner Radmer. Geboren am 23. Okt.., getauft am ?? , Hellwig, Sohn des Arbeiters Kurt Hellwig. Konfirmiert am 3. April: Grete Nitz, Edith Baller und Fritz Kummrow. Getraut: 11. März, Landwirt Alfred Braasch (Zwilipp) mit Dora Gramvoll (Damgardt). 3.Juni, Feldwebel Willi Wendt (Kolberg) mit Paula Braasch (Zwilipp), Tochter von Else Braasch. Gestorben/Beerdigt: 15. Januar, Altsitzerin Ulrike Kummrow, geb. Strelow, 73 Jahre.
1939 Geboren/Getauft: Geboren am 15. Februar, Walter Reinke, Sohn des Landwirts Walter Reinke. Geboren am 25. Februar, Manfred ? Peglow, Sohn des Arbeiters Emil Peglow. Geboren am 2. Juni, Heinrich ? Seefeldt, Sohn des Arbeiters Erich Seefeldt. Geboren am 9. August, Rudolf ? Ott, Sohn des Arbeiters Emil Ott. Gestorben/Beerdigt: 8.September, Arbeitertochter Edith Dummer, 13 Jahre, an Schwindsucht. 17. Dezember, Land- und Gastwirt Albert Varchmin, 39 Jahre. Er starb nach einem Blutsturz.
1940 Geboren/Getauft: Geboren am 30. Oktober, getauft am 24. Dezember, Anita Radmer, Tochter von Werner Radmer. Konfirmiert am 10. März: Gertrud Eckert, Anneliese Ponick, Anneliese Ott und Werner Michaelis. Gestorben/Beerdigt: 2. Juli, Kriegsinvalide Leonhard Hellwig, 61 Jahre. Er starb an einem Lungenleiden aus dem Krieg. 5. Oktober, Altsitzer Hermann Dummer, 81 Jahre. Er starb an Altersschwäche. Weitere Ereignisse und Begebenheiten: ♦ Wegen der Kälte wird der Konfirmanden-Unterricht für die erste Abteilung bis zum 10. März im Hause von Bauer Ponick abgehalten. ♦ Ebenfalls der Kälte wegen findet der Gottesdienst im Hause der Geschwister Hans Rackow statt. ♦ Am 6. August brannte die Scheune von Bauer Ponick ab, an der vorher noch größere Ausbesserungen vorgenommen wurden.* ♦ Am 9. August verunglückte Bauer Otto Bohlmann. Er hatte einen Pflug, den er vom Schmied in Bartin holte, hinter seinen Wagen gebunden. Bei der Fahrt über das Feld setzte sich Korn und Erde davor. Als er dies vom Wagen aus wieder in Ordnung bringen wollte, fiel er herunter, wurde von den Rädern überrollt und vom Pflug mitgeschleift. Zum Glück bemerkte ein Nachbar das Unglück und konnte ihn befreien. Mit mehreren Knochenbrüchen kam er ins Krankenhaus.
1941 Weitere Ereignisse und Begebenheiten: ♦ Ab Februar gehen die Kinder aus Pustar in Zwilipp zur Schule, da der Pustarer Lehrer Goldbeck Soldat wurde. Hier enden die Zwilipp betreffenden Eintragungen. Bei der Durcharbeitung der Gemeindeblätter habe ich festgestellt, dass einige Ereignisse fehlen, oder unvollständig sind, dies bitte ich beim Durchlesen zu berücksichtigen. Somit werden viele Begebenheiten für immer verloren sein.
Einige der in diesem Einwohnerbuch genannten Namen sind mir nicht bekannt und so ist eine Zuordnung dieser Personen zu Höfen oder Häusern nicht möglich.
Die Namen und deren Ursprung Aus dem niederdeutsch-friesischen Sprachraum: Baatz, Bast, Block, Bohlmann, Bolduan, Braasch, Buntrock, Fiß, Gehrt, Geske, Goldbeck, Henke, Käding, Ledebur, Lüdtke, Meyer, Raatz, Radmer, Reinke, Scharping, Schmidt, Schulz, Vahl, Vollmer, Wolter.
Aus dem mittel- bzw. oberdeutschen Mundartbereich: Benz, Heiß, Holz, Knappert, Noll, Ott, Protzen, Weiher. Namen mit hochdeutscher Form: Baller, Berg, Blank, Damm, Dummer, Fahr, Finger, Fischer, Gutbrodt, Hahn, Heldt, Hellwig, Hildebrandt, Krüger, Lange, Michaelis, Müller, Neumann, Schauer, Scheunemann, Schmeichel, Schumacher, Schwertfeger, Seefeld, Vaßholz, Wilhelm. Namen mit slawischer Wurzel, bzw. wendischen Ursprungs: Jeske, Krolow, Kummrow, Nitz, Peglow, Pittelkow, Ponick, Rackow, Strelow, Varchmin, Venske, Wenzel. Namen russischer Herkunft: Streppnik, Suschakow. Name aus dem Baltikum: Klawitter.
Das Ende des deutschen Zwilipp In den 1930er Jahren, als der deutsche Reichskanzler Adolf Hitler immer mehr Macht hatte und er das für Deutschland schmähliche Friedensabkommen des 1.Weltkrieges immer mehr ignorierte, war in der Bevölkerung die Angst vor einem neuen Krieg sehr groß. In den sonntäglichen Gottesdiensten wurde für die Erhaltung des Friedens gebetet. Dieser erhoffte Frieden hielt bis zum 1. September 1939. An diesem Tag marschierte die deutsche Wehrmacht in Polen ein, und vom Danziger Hafen wurde von dem Schiff “Schleswig Holstein” die befestigte Westernplatte beschossen und zwang deren Besatzung zur Kapitulation. Der Grund für den Ausbruch des Krieges waren tatsächliche oder manipulierte Provokationen durch Polen an der deutsch-polnischen Grenze. Am 22. Juni 1941 beginnt der Feldzug gegen die UdSSR, ohne eine vorherige Kriegserklärung gegen Russland. Auch aus Zwilipp wurden alle wehrfähigen Männer, Väter, Söhne und Brüder eingezogen. Viele starben in diesem unseligen Krieg. Inzwischen waren auch Frankreich und England in den Krieg gegen Deutschland eingetreten. Anfängliche Erfolge an der Ost-, wie an der Westfront erzeugten in gewissen Kreisen eine überschwängliche Euphorie. Die Ostfront war in Russland bis an die Wolga vorgedrungen. Am 22. November 1942 wird die 6. Armee unter Generaloberst Friedrich Paulus in Stalingrad eingekesselt. Sie kapituliert am 31. Jan. bzw. 2. Februar 1943. Nun beginnt der Rückzug der deutschen Front. Am 16. Oktober 1944 hat die Rote Armee die deutsche Grenze erreicht. Russische Truppen überschreiten die Grenze Ostpreußens bei Goldap, werden aber bis zum 5. November 1944 wieder zurückgedrängt. Auch an der Westfront wird die deutsche Front zurückgedrängt. Am 21. Oktober sind US-Truppen in Aachen. Josef Stalin und Winston Churchill beschließen am 15. Dezember 1944 eine Verschiebung Polens nach Westen und eine Aussiedlung der bisherigen Einwohner.
Am 26. Januar 1945 ist Ostpreußen eingekesselt und vom Reichsgebiet abgeschnitten. Viele Bewohner Ost- und Westpreußens flüchteten von dem Heranrücken der Roten Armee. Die Flucht durfte aber erst angetreten werden, wenn der Räumungsbefehl der Behörde (Partei) vorlag, und der kam in den meisten Fällen viel zu spät. Die Stadtbevölkerung versuchte mit der Bahn in den Westen zu kommen, während die Landbevölkerung sich mit Pferd und Wagen auf den Weg machte. In endlosen Trecks, auf voll gestopften Straßen ging es Richtung Westen. Es war Winter. Der Winter 1944/45 war sehr kalt und schneereich. Nur langsam kamen diese Trecks voran, und durch die Witterung haben ältere und kranke Menschen und auch Kleinkinder ihr Leben verloren. Viele Flüchtlingstrecks wurden von der Front eingeholt und überrollt. Dabei ist es zu schrecklichen Zwischenfällen gekommen, die Panzer der Roten Armee sollen rücksichtslos in die Trecks gefahren sein. Etwa ab Januar 1945 zogen diese Trecks auch durch Zwilipp, oder legten hier eine Nacht, oder auch länger Rast ein. Menschen und Tiere wurden von den Zwilipper Bauern mehr oder weniger gut versorgt. Diese Trecks kamen fast täglich und auch wir Zwilipper machten uns Gedanken, wann wir wohl unser Dorf verlassen müssen. Ich glaube, mancher hat auch schon heimlich seinen Wagen gepackt. Vorab noch etwas aus dem Buch “Die letzten Tage von Kolberg”: Kolberg sollte zur Festung erklärt werden. Zum Stadtkommandanten wurde der erfahrene Offizier Oberst Fullriede ernannt. Als er am 1.März 1945 in Kolberg ankam, eine erste Information über die militärischen Gegebenheiten hatte, lehnte er per Funkspruch die Erklärung Kolbergs zur Festung ab. Kolberg wurde nicht zur Festung erklärt und der übliche Festungseid wurde Oberst Fullriede nicht abgenommen (in dem Buch wird er aber als Festungskommandant bezeichnet). Viele Flüchtlinge waren bis Kolberg gekommen und versuchten, mit dem Schiff in den Westen zu kommen. Die Stadt hatte Ende Januar 37.000 Einwohner, bis Anfang März war die Einwohnerzahl auf 85.000 gestiegen. Vor dem Kolberger Bahnhof standen auf den Gleisen in Richtung Köslin und Belgard 16 Züge (nach Fullriede 22) mit Verwundeten, Flüchtlingen und Materialzüge. Nach dem Eintreffen von Oberst Fullriede hat er bereits am 1.März zum beschleunigten Abtransport der Flüchtlinge und der Kolberger Bevölkerung gedrängt. Sein Ansinnen wurde von den Behörden abgelehnt, mit der Begründung, dass ein diesbezüglicher Befehl der Gauleitung nicht vorliege. Der Räumungsbefehl für Kolberg erfolgte am 4.März 1945 - viel zu spät. Bereits in der Nacht zum 4. März, gegen 2 Uhr nachts, wurde bekannt, dass die Russen, von Osten aus Richtung Köslin, Körlin, Belgard kommend, vor der Hohenbergschanze Aufstellung genommen hat, ohne mit der Beschießung zu beginnen. Von diesem Anrücken der Russen war selbst die StadtVerwaltung durch die Kreisleitung nicht unterrichtet worden. Das Dorf Degow erhielt den Räumungsbefehl am 4. März, nachts um 3 Uhr. Von durchziehenden Flüchtlingen war den Leuten geraten worden, sich auch auf den Weg zu machen. Die Bauern aber blieben; denn vom Gauleiter war angeordnet worden, dass jeder Bauer, der seinen Hof verlassen würde bevor der Räumungsbefehl erfolgt sei, kein Anrecht mehr auf sein Anwesen hat. Da viele Höfe seit Jahrhunderten in Familienbesitz waren, wurde dieser Befehl befolgt. In Zwilipp könnte es ähnlich gewesen sein. Ob hier überhaupt ein Räumungsbefehl erfolgt ist, ist mir nicht bekannt, somit ist auch kein Zwilipper geflüchtet.
Sonntag, 4. März 1945. In der Zwilipper Kirche ist Konfirmation. Inzwischen wurde Kolberg beschossen. Oberpfarrer Borchard war trotz der Bedrohung und des schlechten Wetters mit dem Fahrrad von Zernin gekommen, um diese Amtshandlung durchzuführen. In der Nacht waren die Russen bis Pustar gekommen. Für die Deutschen begann eine schreckliche Zeit. Viele Gefangene und polnische Hilfskräfte begannen zu plündern - man konnte sich kaum dagegen wehren. Wann die ersten Russen in Zwilipp waren ist mir nicht bekannt. Am 8.März waren die ersten Russen bei uns im Haus. Es wurde erst nach deutschen Soldaten, dann nach Schmucksachen, besonders Uhren (Uri, Uri) gesucht und anschließend sollte meine Mutter einen Tango auf dem Klavier spielen. Sie spielte aber nur einen Kirchenchoral, der wenig Anklang fand. Täglich fanden Plünderungen statt und die Suche nach Mädchen und jungen Frauen waren enorme Belastungen für die deutsche Bevölkerung. An verschiedenen Tagen wurden die Männer und Jungen ab 15/16 Jahren zusammengeholt, vernommen und die noch arbeitsfähigen abtransportiert. Ich kann mich noch an eine solche Vernehmung erinnern: Die Männer wurden bei uns im Haus vernommen. Lehrer Michaelis war auch dabei. Er sagte zu mir: „Lauf mal zu meiner Frau und sag ihr, dass ich heute mitgenommen werde.” Ich bin zur Schule gerannt und als ich in die Küche kam, habe ich gegrüßt und mit folgenden Worten meinen Auftrag erfüllt: ‘Heil Hitler, ich soll sagen, der Herr Lehrer wird heute mitgenommen‘. Frau Michaelis hat über mein ‘Heil Hitler’ herzlich gelacht. In der folgenden Nacht konnte Max Michaelis flüchten, er kam nach Hause und beide haben sich das Leben genommen. Am 25.März 1945 wurden alle Zwilipper aus dem Dorf getrieben. Das Vieh blieb ohne Pflege und Wartung zurück. Der Zwilipper-Treck kam bis Fritzow. Hier teilte sich der Treck. Einige kamen nach Putzernin, die anderen nach Dassow. Nach ca. 2 oder 3 Wochen versuchten die meisten wieder nach Hause zu kommen. Wer wieder im Dorf war, fing einiges frei herum laufende Vieh ein, es wurde mit den wenigen Pferden versucht, den Acker zu bestellen, es wurden Kartoffel gepflanzt immer in der Hoffnung, alles normalisiere sich wieder. Noch einmal wurden alle Zwilipper vertrieben (wann das war weiß ich nicht mehr). Es ging aber nur bis Mechenthin und nach ca. 1 oder 2 Wochen wieder zurück. In dieser Zeit ist das Wohnhaus von Radmers abgebrannt. Es war etwas ruhiger geworden, aber Plünderungen gab es nach wie vor. Etwa im Juni/Juli 1945 kamen die ersten Polen und besetzten die Höfe. Die deutschen Familien mussten auf kleinstem Raum leben, oft auf dem Altenteil oder in anderen leer stehenden Häusern. Am 15. November 1945 kam es dann zu den ersten Vertreibungen, wer dazu gehörte ist mir nicht bekannt. Diese Vertreibungen setzten sich dann weiter fort. Arbeitsfähige und sonst gebrauchte Leute wurden vorerst noch bis zum Sommer 1946 behalten. Für diese Leute war es eine harte und entbehrungsreiche Zeit. Für die Kinder gab es keine Schule. Ich glaube, die letzten Zwilipper sind erst 1948 ausgewiesen worden. Jeder wird diese Zeit anders erlebt und in Erinnerung haben und sollte seine Geschichte seinen Kindern und Enkeln erzählen. “Denn wahr sind nur die Erinnerungen, die wir mit uns tragen, die Träume, die wir spinnen und die Sehnsüchte, die uns treiben. Damit wollen wir uns bescheiden!” (aus “Die Feuerzangenbowle”)
Diverses Die Geburt im Gästestall! Mein Vater erzählte: Auch früher gab es Landstreicher und Bettler. Für diese Leute musste in den Gasthöfen ein Raum freigehalten werden, bei dem der Eingang auch für den Hofhund nicht erreichbar ist. Meistens war dies der Gästestall wo sonst die Gastpferde untergebracht wurden. In Zwilipp im Gasthof von Albert Varchmin hat sich nun folgendes ereignet, es müsste vor dem 1. Weltkrieg gewesen sein: In dem Gästestall übernachtete ein Bettler-Ehepaar, die Frau war schwanger. Am Abend saßen im Krug einige Männer zusammen und spielten Karten. Da kam der Mann herein und sagte, seine Frau bekommt ein Kind. Bruno Varchmin wollte sofort anspannen um die Hebamme zu holen. Der Mann aber erklärte, dass das Kind schon da sei, er selbst habe bei der Geburt geholfen, er habe das Kind am Kopf gezogen und dann war es da. Ich vermute, dass nun die Frauen aus dem Haus erstmal Muter und Kind versorgt haben. Die im Krug versammelten Männer und der junge Vater haben auf die glückliche Geburt ordentlich einen getrunken. Als die Frau wieder genesen war, zogen sie mit dem Säugling weiter in die anderen Dörfer, haben wie immer gebettelt und der Mann soll das Geld, was übrig war, vertrunken haben. Das erste Radio in Zwilipp! Fritz Kummrow erzählte auf einer Fahrt nach Kolberg: Ich kann mich noch gut daran erinnern, als das erste Rodio in Zwilipp installiert wurde, es war bei Lehrer Max Michaelis. Es müßte etwa 1930 gewesen sein. Die Antenne lief über das gesamte Stalldach. Der Empfang war sehr schlecht, aber man konnte Musik und die neuesten Nachrichten hören. Es konnte nur ein Sender empfangen werden und das war der Sender Berlin-Wusterhausen. Der Zwilipper Lehrer Max Michaelis! Von Fritz Kummrow erzählt: Michaelis war ein sehr strenger Lehrer. Einmal hat er den Fritz erwischt, dass er etwas nicht konnte. Michaelis bestellte ihn nun für nachmittags, um das Versäumte nachzuholen. Fritz ging hin und Lehrer Michaelis war sich vermutlich sicher, dass Fritz nun alles konnte. Statt ihn abzufragen musste Fritz ihm beim Honigschleudern helfen. Für Fritz eine angenehme Abwechslung. Und das Schönste war, zum Kaffee gab es von Frau Michaelis frisch gebackene Brötchen mit Honig - wann gab es so etwas mal auf dem Bauernhof!? Die Familie Michaelis lebte sehr zurückgezogen. Sonntags bei schönem Wetter machte das Lehrerehepaar mit den Söhnen Martin und Hans Spaziergänge in den Wald. Er immer korrekt angezogen mit Hut, Krawatte und Spazierstock. Bei Festlichkeiten im Dorf, ob Hochzeiten oder dem alljährlichen Schützenfest, hat das Ehepaar Max und Emmy Michaelis immer ordentlich mitgefeiert. Es ist vorgekommen, dass besonders beim Schützenfest lange gefeiert und dabei auch einiges getrunken wurde. Egal wie spät es geworden war, der Schulunterricht am nächsten Tag begann immer pünktlich. Während des Unterrichts soll es aber vorgekommen sein, dass ihn doch der Schlaf übermannte. Fritz war auch mit dem Lehrersohn Hans zusammen in der Schule. Hans war etwas langsam beim Lernen, was sein Vater überhaupt nicht verstehen konnte. Es soll vorgekommen sein, dass Hans, wenn er etwas nicht verstand, von seinem Vater derart verdroschen wurde, dass Frau Michaelis in die Klasse kam und den Sohn heraus holte.
Ein Spruch, den in Zwilipp jedes Kind kannte In diesem Spruch werden alle Zwilipper Höfe aufgeführt. Im Laufe der Jahre wurden aber immer Veränderungen eingebaut, wenn der Hof einen neuen Besitzer hatte und es wurden auch die kleineren Anwesen einbezogen. Ich habe diese Aufzählung von Werner Kummrow, er kannte mehrere Varianten.
Die ältere Variante: Ponick um Een, Hans Rauckow mit de dröge Lehn, Lennert mit’m Zegeboart, hör, wo Prisak rauer, Varchmin segt watt is datt, Heinrich Gehrt föhrt nau der Stadt. Heinrich Kummrow schlacht ne Bulle, Heinrich Schwertfeger mut em hulle, Heinrich Henk kräg de Kauldun, haut Karl Brausche damit vort Mul. Paster Keitsch is e Ziepollenke, Scharping is e Stubenstänke, Held steit ob de Eck, stöht Radmer in de Dreck, Vausholz seggt, ich bin dicker as du, Bohlmann seggt, laut mi damit in Ruh, Gustav Rauckow maugt Musik, Hermann Baller fällt dabei innen Diek. Die aktuellere Variante: Ponick um Een, Hans Rauckow mit de dröge Lehn, Lennert mit’m Zegeboart, hör wie Stellmauker rauert, Varchmin segt watt is datt, Ernst Nitz föhrt nau der Stadt, Otto Schaumauker ward ganz matt. Paul Kummrow schlacht ne Bulle, Mauler Barch (Fritz Varchmin) mut em hulle, Karl Henk kräg de Kauldun, haut Max Brausch damit vort Mul. Paster Keitsch is e Ziepollenke, Scharping is e Stubenstänke, Held steit ob de Eck, Stöht Radmer in de Dreck, Vausholz rockt geele Piep, Bohlmann rauckt Schnaukeschiet, Emil Raukow föhrt in de Sood, Hermann Baaler steit vorm Dor un lacht sich half dot.
Ins Hochdeutsche übersetzt: Ponick am Ende, Hans Rackow mit trockenem Land, Lennart (Braasch) mit dem Ziegenbart, hört, wie Prisak schreit, Varchmin sagt, was ist das, Heinrich Gehrt fährt zur Stadt. Heinrich Kummrow schlachtet einen Bullen, Heinrich Schwertfeger muß ihn halten, Heinrich Henke kriegt die Gedärme, haut Karl Braasch damit vors Maul, Pastor Keitsch ist ein Zwiebelzüchter, Scharping ist ein Stubenhocker, Held steht an der Eck, stößt Radmer in den Dreck, Vahsholz sagt, ich bin dicker als du, Bohlmann sagt, lass mich damit in Ruh, Gustav Rackow macht Musik, Hermann Baller fällt dabei in den Teich.
Ponick am Ende, Hans Rackow mit trockenen Land, Lennart (Braasch) mit dem Ziegenbart, hört, wie der Stellmacher (Wolter) schreit, Varchmin sagt, was ist das, Ernst Nitz fährt zur Stadt, Otto Schumacher wird ganz matt. Paul Kummrow schlachtet einen Bullen, Maler Berg (Fritz Varchm.) muß ihn halten Karl Henke kriegt die Gedärme, haut Max Braasch damit vors Maul, Pastor Keitsch ist ein Zwiebelzüchter, Scharping ist ein Stubenhocker, Held steht an der Eck, stößt Radmer in den Dreck, Vahsholz raucht eine gelbe Pfeife, Bohlmann raucht Teufelsdreck, Emil Rackow fährt in den Sood? Hermann Baller steht vorm Tor und lacht sich halb tot.
Einrichtungen und Behörden in und für Zwilipp Amtsbezirk: Altstadt, Amtsvorsteher Theodor Braasch, Bogenthin Amtsgerichtsbezirk: Kolberg Standesbeamter: Anton Neitzel, Zernin Gendarmerieposten: Postenbereich Degow I, Gendarmerie-Meister Schütt, Degow Bürgermeister: Hermann Baller Schiedsmann: Emil Rackow Poststelle und öffentliche Fernsprechstelle: Charlotte Varchmin Unfallmeldestelle: Charlotte Varchmin Schule: Lehrer Max Michaelis Kirche: Betreuung durch Oberpfarrer Paul Borchard, Zernin Ortsbauernführer: Emil Rackow, als er Soldat wurde Werner Radmer und danach Albert Held Blockleiter der NSDAP: Emil Rackow Zellenwart der NSV: Hermann Baller Kolberger Kleinbahn-Aktiengesellschaft: Nahm auch den aufkommenden Kraftlinienverkehr (Busse) auf. Die erschlossene Strecke Kolberg - Zernin - Damgardt - Zwilipp betrug 14,6 km. Märkische Elektrizitätswerke Köslin: Versorgte den Kreis Kolberg-Körlin mit Elektrizität. Landwirtschaft: Der Kreis Kolberg-Körlin war bei stärkster Viehhaltung ein ausgesprochenes Überschussgebiet an Roggen, Hafer, Kartoffeln und Zucker, Das Wetter: Mittlere Jahres-Temperatur = 7,2° C Länge der Vegetationszeit = 205 Tage Frostfreie Tage = 171 Frosttage = 107,2 Niederschlagsmenge = 659 mm pro Jahr
Kirchensiegel und Behördenstempel
Der Zwilipper Poststempel
Das Zwilipper Kirchensiegel
Der Stempel von Bürgermeister Hermann Baller. Auf einem Dokument von 1944
Stempel auf der Heiratsurkunde meiner Eltern 1934
Stempel auf dem Führerschein meines Vaters 1938
Stempel auf der Geburtsurkunde meines Bruders 1938
Stempel auf einem Rentenbescheid meines Großvaters 1923
Alle Stempel habe ich nachgezeichnet, sind also nicht 100% original.
Die Zwilipper Höfe Seefeldt
Foto von 1987 mit Christa Klotzsche, geb. Seefeldt.
Albert Seefeldt war Deputatsarbeiter bei Bauer Siegfried Ponick. Das Haus von Seefeldts war das erste Haus Zwilipps links der Dorfstraße von Damgardt kommend, es wurde 1933 erbaut. Hier wohnten: Albert Seefeldt Meta Seefeldt Tochter Irene Sohn Werner Tochter Christa (ist mit Eckehard Klotzsche verheiratet, sie wohnen in Dresden.)
Dieses Foto ist von 1975
Das Haus von Seefeldt lag etwas weiter zurück links der Straße. Ob das Ortseingangsschild zu unserer Zeit auch an dieser Stelle gestanden hat, weiß ich nicht. Jedenfalls war damals die Dorfstraße noch nicht asphaltiert.
Ponick
Der Hof lag rechts der Dorfstraße von Damgardt kommend. Bauernhof: Gesamt 44,0 ha, Einheitswert = 31.400,00 RM 35,5 ha Ackerland 5,5 ha Wiesen und Weiden 1,0 ha Wald / Holzungen 1,5 ha Hofraum / Wege / Umland 0,5 ha Wasser Viehbestand: 5 Pferde 28 Rinder, davon 12 Milchkühe 15 Schafe 46 Schweine Siegfried Ponick, geb. 1898 Martha Ponick, geb. Lübeck, geb. 1900, Bauerntochter aus Zernin Tochter Anneliese, geb. 1925 Sohn Siegfried, geb. 1927 Sohn Heinz-Herbert, geb. 1934 Die Schwester von Siegfried Ponick sen., Martha, war mit dem Zwilipper Bauern Emil Rackow verheiratet.
In der Ahnenreihe konnten die Besitzer des Hofes bis ins 17. Jahrhundert zurück verfolgt werden. Am 6. August 1940 ist die Scheune abgebrannt. Ursache soll gewesen sein, dass der jüngste Sohn Heinz-Herbert nachsehen wollte, ob der Hund Junge hat. Für den Hund war ein Loch in der Scheunenwand und da es dunkel war, hat er als 6-jähriger ein Streichholz angezündet. Dabei hat das Stroh Feuer gefangen und die Scheune ist abgebrannt. Noch im gleichen Jahr wurde eine neue Scheune gebaut, noch heute steht die Jahreszahl 1940 groß im Scheunengiebel. Eine weitere Attraktion war Ponicks “Hölzerner Bachofen”. Er lag links der Dorfstraße. Man musste vom Hof den Weg zur Dorfstraße herunter gehen, diese überqueren und ein paar Meter weiter war der Backofen. Er wurde zum Brot und Kuchen backen und zum Trocknen von Obst genutzt. Irgendwann wuchs halb auf dem Backofen eine Esche. Im Laufe der Jahre wuchs sie zu einem riesigen Baum heran. Die Wurzeln umschlossen zum Teil den Backofen. Backofen und Baum wurden zusammen als Naturdenkmal bezeichnet.
Die Ponicks lebten nach der Vertreibung aus Zwilipp in Mecklenburg und hatten dort eine “Kleinbauernstelle”. Als 1953 in der DDR diese Kleinbauernstelle in die “Landwirtschaftliche Produktions Genossenschaft” ( LPG ) eingegliedert werden sollte, sind sie in den Westen geflüchtet. In Mecklenburg ist der älteste Sohn Siegfried an den Folgen des Krieges gestorben, Senior Siegfried Ponick ist 1961 verstorben. Martha Ponick lebte bei ihrem jüngsten Sohn Heinz-Herbert und ist 1994 94-jährig in Schwenningen verstorben. Tochter Anneliese ist mit Otto Prill verheiratet und lebt in Singen. Otto ist im Dezember 2005 verstorben. Sohn Heinz-Herbert ist mit Ilka, geb. Schulz verheiratet. Sie leben in Rottweil und haben ein gut gehendes Taxi-Unternehmen.
Rackow Kein Foto vorhanden
Der Hof von Hans Rackow lag rechts der Dorfstraße. Bauernhof: Gesamt 58,0 ha, Einheitswert = 32.600,00 RM 39,0 ha Ackerland 3,0 ha Wiesen und Weiden 14,0 ha Wald / Holzungen 1,5 ha Hofraum / Wege / Umland 0,5 ha Wasser Viehbestand: 6 Pferde 28 Rinder, davon 10 Milchkühe 42 Schafe 49 Schweine Hans ( Johannes ) Rackow war Bauer und Besitzer des Hofes, Sein Bruder Dr. phil. Ernst Rackow, Oberlandwirtschaftsrat, war ebenfalls an der Besitzung beteiligt, er lebte und arbeitete fast nur in Berlin. Er hatte einen Sohn, Rolf, der nach meiner Kenntnis in Zwilipp bei seinem Onkel lebte. Er hat nach der Volksschule das Gymnasium in Kolberg besucht. Auf dem Hof lebten: Hans ( Johannes ) Rackow, er war nicht verheiratet. Elfriede Rackow, Schwester von Hans. Margarete Rackow, Schwester von Hans. Elisabeth Rackow, Schwester von Hans. Ulrike Rackow, Schwester von Hans. Helene Rackow, Schwester von Hans, sie war geistig behindert. Elfriede und Margarete hatten Telefon, mit der Nr,: Degow Nr. 58. Eine Besonderheit hatte der Hof aufzuweisen: Das Gebälk der Hofeinfahrt wies folgenden Schriftzug aus: SAT O R Der Sämann A R E P O Das heißt arbeitet schwer T E N E T frei er hält O P E R A übersetzt: mit Mühe
R OTAS
den Pflug
Im Sommer 1945 sind die Gebäude des Hofes abgebrannt. Ursache war Leichtsinn. Inzwischen waren in Zwilipp schon Polen ansässig und viele hatten Waffen. Junge Polen haben auf eine Zielscheibe, die auf das Scheunentor aufgemalt war, auch mit Leuchtmunition geschossen. Das Stroh in der Scheune fing Feuer, es ist auf Wohnhaus und Stall übergegriffen und alles ist niedergebrannt, da es zu diesem Zeitpunkt noch keine organisierte Feuerwehr gab. Rolf Rackow ist geschieden, er lebt in München und mal auf Helgoland.
Peglow
Diese Aufnahme ist von 1972
Das Haus von Peglow lag rechts der DorfstraĂ&#x;e, vor dem Hof Rackow. Emil Peglow war Deputatsarbeiter auf dem Hof von Hans Rackow. Emil Peglow Hedwig Peglow, geb. Knappert Sohn Erich Tochter Gerda, geb. 1926, sie starb 1937 an einem Herzfehler. Sohn Martin, geb. 1927 Sohn Helmut, geb. 1928 Tochter Ilse, ist 1945 in Zwilipp an Typhus gestorben Sohn Herbert, geb. 1931 Sohn Manfred, geb. 1939 Anna Peglow ist eine unverheiratete Schwester von Emil. Sie hat die Zwilipper Schule geputzt und in der kalten Jahreszeit geheizt. Herbert Peglow ist mit Elisabeth, geb. ??? verheiratet, sie wohnen in Wendeburg.
Fiß Kein Foto vorhanden.
Links der Dorfstraße war das Haus von Helene Fiß, sie war Witwe. Wie ihr Mann hieß und was er machte ist mir nicht bekannt. Die Grundstücksgröße betrug 2 ha.
Helene Fiß Sohn Albert Sohn Robert Die Söhne Albert und Robert waren landwirtschaftliche Arbeiter, bei wem sie aber gearbeitet haben ist mir nicht bekannt. Das Haus hatte vermutlich ein Strohdach. Im Frühjahr 1946 wurde das Haus von den Polen abgerissen. Ob es nicht mehr bewohnbar war, oder ob die Polen das Holz des Fachwerks als Brennholz brauchten, weiß ich nicht.
Braasch
Diese Aufnahme wurde 1995 gemacht. Links fehlt der Stall und die Hofeinfahrt sah auch anders aus.
Der Hof von Else Braasch lag rechts der Dorfstraße Bauernhof: Gesamt 79,0 ha, Einheitswert 34.300,00 RM 42,0 ha Ackerland 5,0 ha Wiesen 30,0 ha Wald / Holzungen 1,0 ha Hofraum / Wege / Umland 1,0 ha Wasser Viehbestand: 4 Pferde 30 Rinder, davon 14 Milchkühe 46 Schweine Zu den Personen auf diesem Hof muss etwas weiter ausgeholt werden. Ein Besitzer war ein gewisser Lennert Braasch, er ist etwa 1845 geboren, war verheiratet und hatte auch Kinder. Lennert muss in dem Krieg 1870/71, den Deutschland gegen Frankreich gewonnen hatte, ein höherer Offizier gewesen sein, denn diesen siegreichen Ausgang des Krieges hat er noch viele Jahre im Dorfkrug gefeiert. Ein Sohn von ihm hat eine Else, geb. ??? geheiratet, sie hatten 4 Kinder. Er muss vermutlich relativ jung verstorben sein; denn nun lief der Hof unter dem Namen Else Braasch.
Tochter Alice, geb. 1904, war mit Franz Henke verheiratet. Sohn Friedbert, geb. 1906 Tochter Elsbeth, geb. 1908, war mit Helmut Scharping verheiratet. Sohn Reinhold, geb. 1911 Der Hof wurde von der Mutter Else Braasch und den Söhnen Friedbert und Reinhold bewirtschaftet. Reinhold war noch unverheiratet. Friedbert war mit Ilse, geb. Gehrt verheiratet. Friedbert Braasch, geb.1906 Ilse Braasch, geb. Gehrt, sie ist 1945 an Typhus verstorben Tochter Helga, geb. 1932? Sohn Ditmar, geb. 1936 Sohn Achim, geb. 1942 Woran ich mich überhaupt nicht erinnern kann, dass vor dem Braaschen-Hof noch ein Tagelöhnerhaus gestanden hat. Hier hat schon zu unserer Zeit eine polnische Familie gewohnt. Reinhold hat es nach Krieg und Gefangenschaft nach Buchholz an der Aller verschlagen. Er hat hier in einen größeren Bauernhof eingeheiratet. Er hat mit seiner Frau Gisela, geb. Plesse, 3 Töchter und einen Sohn.
Wolter
Diese Aufnahme wurde 1972 gemacht.
Rechts der Dorfstraße war die Stellmacherei von Paul Wolter. Die Grundstücksgröße war 1 ha. Paul Wolter Martha Wolter, geb. Tadewald, geb. 1895 Sohn Rudolf, geb. 1924 Tochter Irmgard, geb. 1927 Sohn Werner, geb. 1933? Paul Wolter war Stellmacher in Zwilipp. Aus Erzählungen habe ich erfahren, dass er im 3.Reich SA-Mann und überzeugter Nationalsozialist war. Sein Hobby war die Imkerei. Auf der anderen Straßenseite hatte er ein großes Bienenhaus. Ich kann mich noch erinnern, dass er in Zwilipp den Strom abgelesen hat. Paul Wolter wurde von den Russen verschleppt. Er kam in ein Lager nach Stolp, wo die Männer unter unwürdigen Zuständen eingesperrt waren. Nach seiner Entlassung kam er nach Hause und ist dann an den Folgen des Lagerlebens verstorben. Martha Wolter ist 1945 an Typhus verstorben. Die Kinder Irmgard und Werner machten nach dem Tod der Eltern bei den Polen eine schlimme Zeit durch. Irmgard musste schwere Feldarbeit verrichten und Werner als 12-jähriger Tag für Tag die Kühe hüten und einige Arbeiten auf dem Hof verrichten. Rudolf war Soldat. Er hat nach dem Krieg geheiratet, weitere Kenntnisse habe ich nicht von ihm. Irmgard ist mit Walter Bode verheiratet und wohnt in Celle. Werner war nach der Schulentlassung beim Bundesgrenzschutz, er ist verheiratet und wohnt in Gelsenkirchen.
Varchmin
Dorfkrug - Kolonialwarengeschäft - Bauernhof. Einige Personen von diesem Foto: Erich Benz (mit Motorrad), Albert Varchmin, Lotte? Varchmin (in der Tür mit Schürze), daneben Anna? Varchmin.
Der Krug und Bauernhof von Albert Varchmin lagen rechts der Dorfstraße. Die HofGröße waren 5 ha, dazu kamen noch 12 ha Pachtland. Zum Hof gehörten 2 Pferde, 4-6 Milchkühe und einige Schweine. Albert Varchmin, geb. 1868 Anna Varchmin, geb. Volkmann, geb. 1877 Sohn Eugen, geb. 1897 Tochter Lotte, geb. 1899 Sohn Bruno, geb. 1900 Sohn Albert, geb. 1902 Sohn Friedrich, geb. 1904 Sohn Franz, geb. 1911 Anna und Albert Varchmin stammten aus dem Kreis Köslin, Anna aus Rogzow und Albert aus AltBelz. Etwa 1898/99 haben sie das Anwesen in Zwilipp gekauft, wer der Vorbesitzer war, ist mir nicht bekannt. Vermutlich war hier schon damals der Zwilipper Dorfkrug. Etwa 1908/10 wurden am Haus einige Umbauten durchgeführt. Es wurde ein großer Verkaufsraum geschaffen und somit ein Kolonialwarengeschäft mit Sachen für den täglichen Bedarf der Dorfbewohner eingerichtet. Die Telefon Nr. war Degow Nr. 68. Zu der Gastwirtschaft gehörte ein Saal mit Bühne. Hier wurden alle Feste des Dorfes gefeiert und manch Theaterstück aufgeführt. Außerdem war ein Fremdenzimmer zur Übernachtung von Reisenden vorhanden. Bis zur Vertreibung 1945 lebten Anna und Albert Varchmin in Zwilipp. Durch die Vertreibung war
Albert zeitweise verwirrt und so ist es im Lager Stettin-Scheune passiert, dass sich beide aus den Augen verloren haben, Albert trotz intensiven Suchens nicht aufzufinden war, Er ist hier unerkannt umgekommen. Anna hat es nach Lübeck verschlagen, wo sie 1953 verstorben ist. Der älteste Sohn Eugen war gelernter Schmied. Er war 3 mal verheiratet. Seine erste Frau Luise, geb. Benz (Schwester von Erich Benz) starb an Schwindsucht, die Ehe war kinderlos. Er ist dann in die Nähe von Wolfenbüttel gezogen und hat hier Wilhelmine, geb. Remmert geheiratet, sie starb ebenfalls. Aus dieser Ehe stammt Sohn Albert, geb. 1933. Er ist dann wieder zurück gekommen und hat die aus Ganzkow stammende Mete, geb. Meier geheiratet, sie hatten einen Sohn, Ewald, geb. 1940. Eugen ist 1945 auf der Flucht umgekommen, Meta ist 1986 auf Rügen verstorben. Beide Söhne sind verheiratet und haben Kinder. Lotte hat den Zwilipper Dorfschmied Erich Benz geheiratet (dazu später). Bruno hat die Damgardterin Alma, geb. Scheiwe geheiratet. Sie lebten als Ackerbürger in Kolberg, hatten eine kleine Landwirtschaft und Bruno betrieb mit 2 Pferden ein Fuhrgeschäft. Sie hatten 3 Söhne: Martin, Günter und Helmut. Bruno war Soldat. Alma hat 1945 mit den 3 Kindern die Flucht angetreten, hat Swinemünde erreicht und ist hier in den verheerenden Luftangriff geraten, den Günter als 10-jähriger allein überlebte. Bruno lebte nach dem Krieg in Lübeck und ist hier 1956 verstorben. Günter ist mit Anita, geb. Dieckmann verheiratet, sie haben eine Tochter und wohnen in Düsseldorf. Albert lebte auf dem elterlichen Hof mit Gastwirtschaft. Er hat die Bauerntochter Gertrud, geb. Oehlke aus Rossenthin geheiratet. Sie haben 2 Söhne: Ulrich und Horst. Albert ist im Dezember 1939 plötzlich an einem Blutsturz verstorben. Gertrud ist 1945 mit beiden Kindern geflüchtet. Sie kamen über Rügen nach Schleswig-Holstein. Gertrud lebte in Eckernförde, wo sie 1999 verstarb. Ulrich lebt in Heide und war mit der aus Varchmin, Kreis Köslin, stammenden Hannelore, geb. Bösel verheiratet, sie haben 2 Kinder. Hannelore ist bereits 2001 an Krebs verstorben. Horst lebt in Kiel und ist mit Marianne, geb. Scharnowski verheiratet, sie haben 2 Kinder. Friedrich hat die Tochter von Malermeister Berg geheiratet (dazu später). Franz wurde Berufsmusiker. Er spielte im “Ostpommerschen Landesorchester Kolberg” und im städtischen “Kur- und Theaterorchester” der Stadt Kolberg. Zusammen mit Kollegen hat er auch bei den Zwilipper Schützenfesten für Musik gesorgt, sowohl für den Festzug zum und vom Schützenplatz im Pasterwald, als auch abends für Tanzmusik im Saal des elterlichen Dorfkruges. Er war Soldat. Nach dem Krieg hat er die aus dem Kreis Insterburg stammende Bauerntochter Erna, geb. Treinies geheiratet, die Ehe blieb kinderlos. Nach der Pensionierung lebten sie in Oldenburg, hier sind auch beide verstorben, Franz 1982 und Erna 1993.
Fiß
Diese Aufnahme wurde 1972 gemacht.
Links der Dorfstraße, etwa gegenüber der Auffahrt zum Hof Nitz, war das Haus von Marie Fiß. Frau Fiß war Witwe, ihr Mann hieß Hermann und war Drechsler, er ist im 1. Weltkrieg gefallen. Marie Fiß war eine geborenen Baller (Schwester von Bürgermeister Hermann Baller). In dem Haus wohnte noch die Familie von Ernst Gustke. Er war mit Frieda, geb. Holz verheiratet. Sie hatten einen Sohn Werner, geboren 1938. Ernst Gustke war Maurer, wo er aber gearbeitet hat, ist mir nicht bekannt. Werner lebte mit seiner Mutter in Leverkusen. Er war verheiratet, ist aber bereits verstorben.
Gehrt / Nitz Über diesen Hof muß etwas weiter ausgeholt werden. Der Hof lag rechts der Dorfstraße. Über die Größe des Gehrt’schen Hofes ist mir nichts bekannt. Reinhold Gehrt Elisabeth Gehrt, geb. Baller ( Schwester von Bürgermeister Hermann Baller ) Tochter Gertrud, geb. 1907. Sohn Heinrich, geb. 1909 Tochter Cäcilie, geb. 1910, war mit Kurt Hellwig verheiratet. Tochter Ilse, geb. 1911, war mit Friedbert Braasch verheiratet. Tochter Lieselotte, geb. 1912war mit Hans Krüger verheiratet. Etwa 1912/14 starb Reinhold Gehrt. Frau Gehrt stand nun allein mit den Kindern vor der Aufgabe diesen Hof zu bewirtschaften. 3 Höfe weiter war der Hof von Erich Schulz (später Fritz Varchmin). Erich Schulz war mit einer Bauerntochter, …. Nitz, aus Semmrow verheiratet. Sie hatten einen Sohn, Horst Schulz, er war später Lehrer in Hamburg. 1914/15 ist auch Erich Schulz verstorben. Der Bruder von Frau Schulz, Ernst Nitz, hat nun seiner Schwester das ganze Anwesen abgekauft. Er hat dann die verwitwete Frau Gehrt, geb. Baller geheiratet, alle Ländereien mitgenommen und war nun größter Bauer in Zwilipp.
Nitz
Diese Aufnahme wurde 1972 gemacht. Das Wohnhaus fehlt bereits. Rechts der Stall wurde 1925 gebaut. Auf dem Foto sind Margret Kummrow und Erna Nitz (Frau von Hans) zu sehen
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Bauernhof: Gesamt 109,0 ha, Einheitswert = 56.200,00 RM 70,0 ha Ackerland 10,0 ha Wiesen und Weiden 25,0 ha Wald / Holzungen 3,0 ha Hofraum / Wege / Umland 1,0 ha Wasser Viehbestand: 6 Pferde 41 Rinder, davon 18 Milchkühe 71 Schafe 64 Schweine Ernst Nitz Elisabeth Nitz, verwitwete Gehrt, geb. Baller. Sie ist noch 1945 verstorben. Sohn Erich, geb. 1917 er ist 1943 gefallen und in Zwilipp mit allen militärischen Ehren (Salut über das offene Grab) beerdigt. Sohn Johann (Hans), geb. 1918 Tochter Sophie, geb. 1919, sie ist im September 1945 in Zwilipp verstorben. Tochter Edith, geb. 1921 Tochter Adelheid, geb. 1922, sie ist als junges Mädchen 1943 in Zwilipp verstorben. Tochter Grete, geb. 1923
Elisabeth Nitz, verwitwete Gehrt,geb. Baller und Ernst Nitz. Ausschnitt von einem Familienfoto von 1939/40.
Im Garten von Nitz stand ein relativ großes Bienenhaus. Hinter der Scheune war ein kleiner Teich. In den Wäldern von Nitz, in der Nähe der Persante waren noch 2 oder 3 Karpfenteiche. Ernst Nitz war auch Jäger. Wie weit sein Jagdrevier ging ist mir nicht bekannt. Ich kann mich noch entsinnen, dass er oft gegen Abend, wenn die Arbeit auf dem Hof getan war, mit dem Gewehr über der Schulter in Richtung Wald / Persante ging. Ob, oder wie oft er etwas geschossen hat weiß ich nicht. Sehr beeindruckt hat mich immer, wenn die Kühe zum Kleeschlag oder ähnlich gebracht wurden. 18 bis 20 Tiere waren zu einem Pulk zusammen gekettet und wurden dann aufs Feld geführt. Da die Tiere dort “angetüdert” und nicht frei gehütet wurden, war dies sicher eine große Herausforderung an den Hüter dieser Herde. Die Tiere mussten vom Pulk abgebunden und an den einzelnen “Tüder” befestigt werden. Nach der Vertreibung lebte Ernst Nitz bis zu seinem Tod bei seinem Sohn Hans in Niederfischbach. Hans ist mit Erna, geb. Falk verheiratet, sie haben 2 Kinder. Hans ist 1998 verstorben. Edith ist mit Ernst Schünemann verheiratet, sie haben 2 Kinder. Ernst ist 1998 verstorben. Grete ist unverheiratet, sie lebte in Bonn, ist nun zu ihrer Schwester Edith nach Niederfischbach gezogen.
Das Spritzenhaus
Diese Aufnahme wurde 1972 gemacht.
Die Dorfstraße macht hier einen leichten Linksbogen, rechts zweigte die Lämmergasse ab. In der Spitze, die diese beiden Straßen bildete, stand das Spritzenhaus. Im Spritzenhaus stand die Feuerwehrspritze der Zwilipper Feuerwehr. Diese Feuerwehrspritze wurde von 2 Pferden gezogen. Wer die Pferde zu stellen hatte ist mir nicht bekannt, vermutlich mussten die Bauern reihum das Gespann stellen. Die Spritze musste von 4 bis 6 Männern bedient werden, d.h. an jeder Seite 2 oder 3. Wie wirksam, oder wie hoch der Wasserstrahl ging, weiß ich nicht. Ich habe sie nur einmal im Einsatz gesehen, es muss 1944 gewesen sein, da brannte in Pustar eine Strohmiete und hier war auch die Zwilipper Feuerwehr im Einsatz. Rechts vom Spritzenhaus ist die “Bismarck-Eiche. Sie wurde etwa 1880 gepflanzt. Das Spritzenhaus diente auch als “Haftanstalt”. Wenn ein “böser Bube”, Einbrecher, Dieb, ect. gefasst wurde, so wurde er hier eingesperrt, bevor er mit der Polizei nach Kolberg gebracht wurde. Heute ist das Spritzenhaus eine Bushaltestelle.
Schauer - Ott - Woitschukowski
Diese Aufnahmen sind von 1972.
Das erste Haus rechts der Lämmergasse war das Tagelöhnerhaus von Nitz. In diesem relativ kleinen Haus wohnten 3 Familien. Familie Schauer: Ernst Schauer Marie Schauer Sohn Willi ) an beide Söhne kann ich Sohn Erich ) mich nicht erinnern. Tochter Erika, von ihr weiß ich nur, dass sie von Zeit zu Zeit epileptische Anfälle bekam. Einmal habe ich es miterlebt und zwar in der Kirche, an ihrer Konfirmation. Tochter Marie, auch an diese Tochter habe ich keine Erinnerung. Familie Ott: Albert Ott, geb. 1903, er ist im Krieg vermisst. Luise Ott, geb. 1907 Tochter Anneliese, geb. 1925, sie ist verheiratet und lebt in Eutin. Tochter Irmgard, geb. 1927, sie ist verheiratet und lebt in Gothendorf. Tochter Waltraud, geb. 1930, sie ist verheiratet und lebt in Stuttgart. Sohn Alfred, geb. 1932 Tochter Ruth, geb. 1935. Sie ist verheiratet und lebt in Düsseldorf. Familie Woischukowski: ………. Woitschukowski Martha Woitschukowski Sohn Helmut, ist im Krieg vermisst. Sohn Walter, soll in Frankreich leben. Alle drei Familien hatten hinter dem Haus einen Garten. Außerdem gab es noch einen Stall, evtl. für Kleinvieh, Geflügel usw., dies entzieht sich aber meiner Kenntnis.
Schumacher
Diese Aufnahme ist von Juni 1975.
Rechts der Lämmergasse ist der Hof und die Tischlerei von Otto Schumacher. Otto Schumacher Frieda Schumacher, geb. Baller, (Schwester von Bürgermeister Hermann Baller) Sohn Heinrich, Tochter Olga, Die Grundstücksgröße betrug 2 ha. An Vieh waren vorhanden: 2 oder 3 Milchkühe, 4 bis 6 Schweine und einiges an Geflügel. In dem Tischlereibetrieb von Otto Schumacher wurden vermutlich die im Ort erforderlichen Möbel, weitere Gebrauchsgegenstände und Särge hergestellt. Otto Schumacher ist an den Folgen der Verschleppung durch die Russen 1945 in Zwilipp verstorben. Sohn Heinrich ist im Krieg gefallen. Frieda Schumacher und Tochter Olga sind nach der Vertreibung in Niendorf an der Ostsee gelandet, wo auch Frieda verstorben ist. Olga lebt heute in Travemünde.
Fiß / Treptow
Eine Aufnahme von 1975. Von der Dorfstraße fotografiert.
Schräg gegenüber von Schumacher war links der Lämmergasse das der Gemeinde Zwilipp gehörende Haus und Stallgebäude. Auf dem Hof war ein allen zugänglicher Brunnen mit Pumpe. An die Bewohner kann ich mich nur schwach erinnern. In der Haushälfte zum Spritzenhaus wohnte Nachtwächter Treptow mit seiner Frau, ob sie Kinder hatten weiß ich nicht. Herr Treptow ist noch 1945 in Zwilipp verstorben. In der Haushälfte zu Dummers wohnte Schumacher Albert Fiß mit seiner Frau. Sie sollen 3 Töchter gehabt haben. Über den Verbleib von Ehepaar Fiß weiß ich nichts.
In der Kolberger Zeitung von Juli 1976 steht: ( Ostseezeitung Stettin 10. Dezember 1925 ) “In den Kreistag von Kolberg-Land wurde für die Sozialdemokratische Partei 6 Sitze vergeben, unter anderen an Schumacher Fiß, Zwilipp.”
Kummrow
Eine Aufnahme von 1927. Martin und Fritz Kummrow mit ihrer Mutter Martha, daneben die Großeltern Ulrike und Heinrich Kummrow und Vater Paul Kummrow.
Rechts der Lämmergasse war der Bauernhof Kummrow Paul Kummrow, geb. 1891 Martha Kummrow, geb. 1895, geb. Behling aus Gribow. Sohn Martin, geb. 1922, er ist im Juli 1942 in Russland gefallen. Sohn Fritz, geb. 1924 Sohn Paul, geb. 1927, er ist seit 1945 vermisst. Sohn Werner, geb. 1929 Sohn Hans, geb. 1931 Sohn Heinrich, geb. 1931, er ist im Mai 1946 auf Rügen verstorben.
Martha Kummrow, geb. Behling und Paul Kummrow. Foto aus dem Buch Kummrow, eine Familie aus Pommern.
Der Bauernhof hatte ursprünglich eine Größe von 9 ha. Paul Kummrow hat dann noch einiges an Land dazu gekauft, oder gepachtet, so dass ein Betrieb mittlerer Größe vorhanden war. Es gab 2 Pferde, 6 bis 8 Milchkühe etwa 20 Schweine Sowie Geflügel. Zum Kummrowschen Besitz gehörte auch ein Waldstück und eine Wiese nahe der Persante. Hier war ein Sumpfloch (Kolk) und der Sage nach lebte hier eine Meerjungfrau, dazu an anderer Stelle mehr. Das Wohnhaus ist abgebrannt. Durch die Vertreibung landete die Familie Kummrow auf der Insel Rügen. Hier ist Sohn Heinrich 1946 und Martha Kummrow 1952 gestorben. Paul ist nun mit den Söhnen Werner und Hans nach Westfalen in den Kreis Halle gezogen, wo Sohn Fritz bereits lebte. Fritz Kummrow ist mit Margret, geb. Martin verheiratet, sie haben 2 Söhne und wohnen in Bielefeld / Quelle. Werner Kummrow ist mit Gertrud, geb. Kühn verheiratet, sie haben 2 Söhne und 2 Töchter. Der älteste Sohn ist mit 12 Jahren durch einen Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Werner und Gertrud wohnen in Bockhorst. Hans Kummrow war mit Ursula, geb. Brelage verheiratet, sie haben einen Sohn und eine Tochter und wohnen in Borgholzhausen. Vater Paul Kummrow lebte mit in der Familie von Sohn Hans und ist 1974 (83-jährig) verstorben. Ursula ist 70-jährig 2006 verstorben.
Dummer
Diese Aufnahme ist von 1989.
Gegenüber von Kummrow waren links der Lämmergasse die Gebäude von Hermann Dummer. 2 ha Land gehörten zu dieser Besitzung.
Hermann Dummer, er ist im Krieg gefallen. Helene Dummer Tochter Edith, sie ist im Kindesalter in Zwilipp verstorben. Tochter Ilse, sie ist im Kindesalter in Zwilipp verstorben. Sohn Alfred, geb. 1934 Alfred hatte als Kind Kinderlähmung. Zurück geblieben ist bei ihm die Lähmung des linken Armes und Beines. Durch die Vertreibung ist Helene Dummer mit Sohn Alfred in Hadmersleben (Nähe Magdeburg) gelandet. Hier ist Helene verstorben.
Die Schule
Die Schule wurde 1908 gebaut. Es war eine einklassige Schule mit Lehrerwohnung. An gleicher Stelle stand auch die vorherige Schule, es war ein Fachwerkbau. Vor 1890 unterrichtete der Lehrer Julius Heyer die Zwilipper Kinder. Sein Nachfolger war sein Schwiegersohn Ferdinand Asmus, von 1890 bis 1924. Ferdinand Asmus hat sich für Zwilipp sehr verdient gemacht. Er hat nicht nur Familienforschung einiger Zwilipper Familien betrieben, er hat auch alte Sagen und Bräuche in und um Zwilipp aufgeschrieben (dazu an anderer Stelle mehr). Ab 1924 wurden die Kinder von Max Michaelis unterrichtet, er war ein sehr strenger Lehrer. Max Michaelis, geb. 1894 Emmy Michaelis Sohn Hans Sohn Werner Zur Schule gehörten ursprünglich auch Länderein und Wiesen, die aber verkauft oder verpachtet waren. Bis 1930 versah Lehrer Michaelis auch das Organisten-Amt. Eines der drei Autos in Zwilipp war Eigentum von Lehrer Max Michaelis, es war ein DKW. Die Söhne Hans und Werner sind im Krieg gefallen bzw. vermisst. Hans war Offizier, er ist gefallen und Werner vermisst. Lehrer Max Michaelis und seine Frau Emmy haben sich im März 1945 das Leben genommen. Als die Russen in Zwilipp waren, wurden alle Männer verhaftet, verhört und kamen meistens in ein Lager, so auch Michaelis. Sie wurden von den Russen auf Panjewagen nach Kolberg transportiert. Hinter Damgardt ist bei einem Wagen ein Rad gebrochen. In der Dunkelheit und dem dabei entstehenden Durcheinander ist Max Michaelis geflüchtet. Er kam nachts nach Hause, weckte seine Frau und beide verabschiedeten sich von meiner Tante und Onkel (Trude und Paul Kurella wohnten zu dieser Zeit mit in der Schule). Am nächsten Morgen fand mein Onkel beide tot im Stall. Sie hat sich mit Morphium vergiftet und er sich mit einer Pistole mit Schalldämpfer erschossen. Beide wurden noch spät abends in einem Teppich eingerollt und am gleichen Tag beerdigt. Dies musste so heimlich durchgeführt werden, da vorher von den Russen ein Aufruf erfolgt war, dass alle Waffen abgeliefert werden müssen, andernfalls werden die Dorfbewohner erschossen. Max Michaelis hatte diesen Aufruf ignoriert.
Berg / Varchmin
Diese Aufnahme ist von 1936/37.
Dieser Hof liegt rechts der Lämmergasse. Es ist der eigentliche Schwertfeger-Hof. In 5 Generationen wurde er von der Sippe Schwertfeger bewirtschaftet. Wie groß der Hof damals war ist mir nicht bekannt. Dann wurde er von einem Schulz gekauft, der mit einer geborenen Nitz (Bauerntochter aus Semmrow) verheiratet war. Als Herr Schulz starb, wurde der Hof von Ernst Nitz (Bruder der Frau) gekauft. Etwa 1920/21 hat Ernst Nitz die Gebäude und 2 ha Land an den aus Westpreußen stammenden Friedrich Berg verkauft. Friedrich Berg, geb. 1861 Augustine Berg, geb. Schiller, geb 1866 Tochter Charlotte, geb. 1905
Augustine Berg, geb. Schiller und Friedrich Berg. Ausschnitt vom Hochzeitsfoto von Tochter Charlotte mit Friedrich Varchmin.
Im Mai 1934 hat Charlotte den Gastwirtsohn Friedrich Varchmin geheiratet. Friedrich Varchmin, geb. 1904 Charlotte Varchmin, geb. Berg, geb. 1905 Sohn Lothar, geb. 1934 Sohn Harry, geb. 1938 Tochter Charlotte, geb. 1944
Friedrich Varchmin und Frau Charlotte, geb. Berg. Ausschnitt vom Hochzeitsfoto.
Zu den 2 ha Land wurde noch 1 Morgen Wiese dazu gekauft. Viehbestand: 1 Kuh 2 bis 3 Schweine 1 Schaf 15 Hühner 8 bis 10 Enten oder Gänse 1940 starb Augustine Berg, sie war 74 Jahre alt. Etwa seit 1930 hatte Charlotte Varchmin die Zwilipper Poststelle und war auch Organistin der Zwilipper Kirche. Friedrich arbeitete als Kfz.-Schlosser in Kolberg. Durch die Poststelle gab es natürlich auch Telefon, die Öffentliche Fernsprechstelle mit der Nr.: Degow 09. Die Gebäude sind 1956 abgebrannt. Durch die Vertreibung im Sommer 1946 kamen wir nach 6-wöchiger Fahrt von Lager zu Lager nach Siedinghausen in den Kreis Halle/Westfalen. Hier hatte Friedrich nach seiner Soldatenzeit eine Bleibe gefunden. Hier starb auch fast 89-jährig Opa Berg. 1954 sind wir nach Steinhagen gezogen, wo Charlotte 1974 starb. 13 Jahre später starb Friedrich im November 1987. Lothar Varchmin ist mit Hildegard, geb. Klesse verheiratet, sie haben 2 Töchter und einen Sohn und wohnen in Steinhagen. Harry Varchmin ist mit Rosemarie, geb. Brune verheiratet, sie haben einen Sohn und eine Tochter und wohnen in Steinhagen. Charlotte Varchmin ist mit Ali Labidi (Tunesier) verheiratet, sie haben 2 Töchter und einen Sohn und wohnen in Bielefeld.
Henke
Neben dem Schaukelpferd ist Erdmann Henke, daneben Lothar Varchmin.
Der Hof von Karl Henke lag rechts der Lämmergasse. Bauernhof: Gesamt 48,0 ha, Einheitswert = 31.000,00 RM 37,0 ha Ackerland 7,5 ha Wiesen und Weiden 3,0 ha Wald / Holzungen 0,5 ha Hofraum, Wege Umland Viehbestand: 4 Pferde 27 Rinder, davon 12 Milchkühe 42 Schweine Karl Henke, er ist 1944 an Magenkrebs verstorben. Käthe Henke, geb. 1899 Tochter Waltraud, geb. 1928 Sohn Erdmann, geb. 1936 Außerdem lebten auf dem Hof, im Altenteil, die Schwester und der Bruder von Karl, Else und Otto Henke. Otto war behindert, er wurde von seiner Schwester Else versorgt. Weiter gab es noch einen Knecht, Emil Kamin, er hatte eine Kammer im Stallgebäude, er war geistig behindert. Am Weg nach Pustar hatten Henkes einen Backofen. Durch die Vertreibung kamen Henkes nach Schleswig-Holstein, hier ist Käthe verstorben. Waltraud war in Flensburg verheiratet, hier ist sie 1998 verstorben. Erdmann ist mit Sigrid, geb. ………? verheiratet, sie wohnen in Leck.
Braasch / Reinke
Aufnahme von 1995.
Der Hof von Walter Reinke lag rechts der Lämmergasse, gleich hinter der Straße/ Feldweg die nach Pustar und auf die Felder führte. Bauernhof: Gesamt 21,0 ha, Einheitswert = 15.300,00 RM 17,0 ha Ackerland 2,0 ha Wiesen 1,0 ha Wald / Holzungen 1,0 ha Hofraum / Wege / Umland Viehbestand: 2 Pferde 9 Rinder, davon 5 Milchkühe 31 Schweine Max Braasch Olga Braasch Tochter Irmgard, geb. ca.1909, war verheiratet, ist vor 1945 verstorben. Tochter Hedwig, geb. 1912, verh. mit Walter Reinke. Tochter Frieda, geb. 1913, wurde als Kleinkind an die Schwester von Olga gegeben, an Selma Kameke nach Dassow. Lebt im Altenheim in Oldenburg. Tochter Elsbeth, geb. 1915, sie starb 1936 an Schwindsucht. Walter Reinke, geb. 1910 in Seefeld, er ist 1942 gefallen. Hedwig Reinke, geb. Braasch, geb. 1912 Tochter Marga, geb. 1937 Sohn Walter, geb. 1939 Nach der Vertreibung landeten Max Braasch und Hedwig Reinke mit den Kindern in Mecklenburg. Max Braasch arbeitete hier bei einem Bauern. Er ist 1952 73-jährig verunglückt. Sein größter Wunsch war, nach Zwilipp zurückzukehren. Olga Braasch starb 1970 im Alter von 88 Jahren. Hedwig Reinke starb 2006 94-jährig im Altenheim in Zinnowitz auf Usedom. Marga ist mit Horst Rossow verheiratet, sie haben 2 Kinder und wohnen in Berlin. Walter ist mit Elvira, geb. Schimpke verheiratet, sie haben 3 Kinder und wohnen in Wolgast.
“ Der Pasterhoff “
Diese Aufnahme wurde 1972 gemacht.
Dieser Hof lag ebenfalls rechts der Lämmergasse. Bis 1935 lebte hier der Zwilipper Pfarrer Hermann Adam mit seiner Frau und deren Schwester Fräulein Backe. Zu diesem Hof gehörten einige Ländereien, Wald und Wiesen, die aber verpachtet oder verkauft waren. Pastor Adam ist nach seiner Pensionierung nach Bad Salzuflen gezogen. Zu seiner Zeit gab es die so genannte Pastorhütte. Dies war eine etwas komfortablere Hütte, sie stand hinter dem “Pasterwald” auf einer kleinen Anhöhe mit Aussicht in das Persantetal. Diese Hütte hat Pastor Adam mit nach Bad Salzuflen genommen und in seinem Garten wieder aufgebaut. Für diese Arbeiten hat er Emil Dummer mitgenommen, der später in Zwilipp begeistert von Westfalen, Bad Salzuflen und dem Hermanns Denkmal bei Detmold erzählte. Etwa ab 1936 wurde der Pasterhof von Friedbert Baller gepachtet. 15 Morgen der Ländereien hatte Paul Kummrow gepachtet, die nun an Friedbert Baller zurück gegeben wurden. Wie groß der von Friedbert Baller gepachtete Hof war, entzieht sich meiner Kenntnis. Das Wohnhaus wurde nur zum Teil von Familie Baller bewohnt. Die andere Hälfte, Eingang vom Hof, wurde von Familie Franz Henke bewohnt. Die Bewohner: Friedbert Baller, geb. 1888 (Bruder von Bürgermeister Hermann Baller) Frieda Baller, geb. 1898 Tochter Doraliese, geb. 1929 Sohn Heinz, geb. 1930
Friedbert und Frieda Baller. Ausschnitt vom Hochzeitsfoto von Charlotte und Friedrich Varchmin.
Franz Henke, geb. 1896 (Bruder von Karl Henke) Alice Henke, geb. Braasch, geb. 1904 Sohn Manfred, geb. 1936
Franz Henke und Frau Alice, geb. Braasch. Ausschnitt vom Hochzeitsfoto von Charlotte und Friedrich Varchmin.
Friedbert Baller wurde von den Russen verschleppt, er kam wie viele Männer aus Zwilipp in das Lager nach Stolp. Hier ist er an den Strapazen gestorben. Frieda Baller kam durch die Vertreibung mit den Kindern nach Görlitz. Hier ist sie auch gestorben. Doraliese und Heinz sind verheiratet und wohnen in oder bei Görlitz. Vom Verbleib von Franz und Alice Henke ist mir nichts bekannt. Manfred Henke ist verheiratet und wohnt in Einbeck.
Die Kirche
Links der Lämmergasse war die Zwilipper Kirche, vom Friedhof umgeben. Die gotische Kirche aus dem 13. Jahrhundert (etwa 1278) mit ihren niedrigen Strebepfeilern hatte einen mächtigen Westturm, der aber jünger als das eigentliche Kirchengebäude war. Der Chor ist mit 3 Seiten eines Achtecks geschlossen, aber schmaler als das Kirchenschiff. Kirchenfenster und die Westtür im Turm weisen gotische Spitzbögen auf. Letzterer ist im unteren Bereich aus Feldsteinen, sonst aus Ziegeln erbaut, aber wohl später niedriger geworden, denn die Blendnischen des oberen Geschosses sind nur teilweise oben zugewölbt worden. In der Innenausstattung ist ein Ölgemälde, das Christus am Kreuz und den Stifter und seine Familie (um 1640) zeigt. Zu erwähnen ist das mittelalterliche Taufbecken, das dem der Kirche in Altwerder (das aus einer Kolberger Kirche stammt) ähnelt. Um 1890 gab es 2 Glocken. Die älteste hatte keine Inschrift, die jüngere wurde um 1805 in Kolberg gegossen. 1930 wurde die Kirche renoviert. In der Nacht vom 5. zum 6. Juni 1945 brannte sie an den Folgen eines Blitzeinschlages ab. Das Gotteshaus war eine Pfarrkirche innerhalb des Kirchenkreises Kolberg, zu der neben Zwilipp
noch Pustar, seit 1911 Bartin und Lustebuhr eingepfarrt waren. Das recht kleine, größtenteils bereits im Mittelalter abgegrenzte Kirchspiel zählte 1940 589 Seelen, darunter 11 Andersgläubige. Das Patronat war staatlich, im Mittelalter lag es beim Nonnenkloster zu Altstadt. Kirchenbücher wurden seit 1767 geführt, ältere sind im 7-jährigen Krieg verloren gegangen. Nachdem Pastor Hermann Adam 1935 die Pfarrstelle wegen Pensionierung abgegeben hatte, wurde die Zwilipper Pfarrstelle nicht mehr besetzt, sondern von Zernin aus von Oberpfarrer Paul Borchard mit versorgt. 1925 gehörten in Zwilipp mit Pustar alle Einwohner (bis auf einen Katholiken) der evangelischen Landeskirche an. Seit der Reformation amtierten in Zwilipp folgende Pastoren: 1556 - 1612 Bartholomäus Hell 1612 - 1645 Joachim Scheunemann 1649 - 1672 Dionysius Scheunemann 1674 - 1706 Matthias Hering 1707 - 1754 Heinrich Wüstenberg 1754 - 1759 Thomas Samuel Wüstenberg 1760 - 1762 Johann Friedrich Ellendt 1763 - 1772 Paul Felix Müller 1772 - 1822 Johann Georg Wachse 1823 - 1836 Johann Gottfried Pricelius 1838 - 1854 Karl Julius Alexander Kummer 1854 - 1868 Julius Friedrich Reinhold Kasischke 1859 - 1884 Friedrich Julius Richard Kasischke 1884 - 1892 Otto Ernst Daniel Wenzel 1892 Paul Friedrich Heinrich Keitsch 1922 - 1927 Müller 1927 - 1935 Hermann Adam Die Orgel in der Zwilipper Kirche war auf einer Empore an der Westseite des Kirchenschiffes und wurde über einen Blasebalg, der getreten werden musste, mit der nötigen Luft versorgt. Viele Jugendliche und junge Männer haben diese Tätigkeit ausgeführt. Organistin war Charlotte Varchmin. Kirchendienerin war Ida Pittelkow (Schwester von Erich Benz). Die große Glocke trug folgende Inschrift: “Wenn ich ertöne, denkt Eurer Söhne, die Blut und Leben für Euch gegeben.” An der Südseite der Kirche war ein kleiner Anbau. Hier war ein Ofen installiert, von dem die erwärmte Luft in den Kirchenraum geleitet wurde. Zu Weihnachten wurden in der Kirche Krippenspiele aufgeführt, die von Charlotte Varchmin einstudiert und zum Teil auch geschrieben wurden. Fast alle Zwilipper Kinder in entsprechendem Alter haben bei diesen Krippenspielen mitgewirkt. Es soll sich einmal an Heilig Abend folgende Geschichte zugetragen haben (ich kenne sie nur aus Erzählungen, kenne aber nicht den Wahrheitsgehalt): Die Kirche war gut besetzt, alle in festlicher Stimmung, gleich müsste der Gottesdienst beginnen, aber die Kerzen am Weihnachtsbaum brannten noch nicht. Da ist Werner Radmer aufgestanden und hat die Kerzen angezündet. Einen Moment später ist der hierfür zuständige damalige Kirchendiener Heinrich Schumacher in die Kirche gekommen, sah die bereits brennenden Kerzen am Weihnachtsbaum, ging hin pustete alle aus, zog die Streichhölzer aus der Tasche und zündete sie wieder an.
Rund um die Kirche war der Friedhof. An den Grabsteinen und Kreuzen sah man, dass einige Familien ihre Gruft schon über 100 Jahre hatten. Bei einem Besuch 1989 sahen wir, dass die Kirche wieder aufgebaut und nun als katholische Kirche genutzt wurde. Der Friedhof war eingeebnet. Diese Anzeige stand am 30.Mai 1930 in der “Stettiner Abendpost / Ostsee-Zeitung”
Kolberger Zeitung von November 1959 Unter Humor in Grabsprüchen steht:
Auf dem Zwilipper Kirchhofe findet man folgende eigentümliche Grabinschrift auf einem Kindergrab: “Kaum blüht ich auf, da fiel ich ab, Von der Wiege bis ins Grab.” Kolberger Zeitung von April 1968 Unter Karviner Kirchengeschichte:
Heinrich Wenzel war vom 1.12.1913 bis 1931 Pfarrer in Karvin. Pfarrer Wenzel ist am 15.10.1885 in Zwilipp geboren. Kolberger Zeitung von Januar 1961 Unter der Überschrift: “Aus der Heimatkirche.”
Die Organisation der Synode Kolberg nach der Jahrhundertwende. Zwilipp hat 724 Seelen. Patronat: Königlich (staatlich), die Besetzung erfolgt nach dem Pfarrwahlgesetz. Grundgeh. - Kl. I, Grundgehalt 2.400, 00 M. März 1892, Pastor Paul Friedr. Heinrich Keitsch, geb. 17.8.1860, ordiniert 7.6.1885 zum Hilfsprediger in Altstadt Stolp, seit Dezember 1885 Pastor in Pollnow (Schlawe). Kolberger Zeitung von September 1976 Unter Arzt als Familienforscher:
Die Frau vom Zwilipper Pastor Müller ist Grete Henke und stammt vom Henke’schen Hof aus Damgardt. Aus dieser Ehe stammt der Sprinter Max Müller. Kolberger Zeitung von März 1976 Unter “Berlins schnellster Mann”
Der Leichtathlet Max Müller hatte zu unserer Zeit einen großen Namen. Nach seiner Übersiedlung nach Berlin startete er für den Sportclub Charlottenburg, er war Berlins schnellster 200 m Kurzstreckenläufer. So stammt auch aus Zwilipp ein erfolgreicher Sportler.
Bundrock / Pittelkow
Aufnahme von 1972.
Links der Lämmergasse, hinter dem Friedhof, schräg gegenüber vom Pasterhof war das Pfarrwitwenhaus. Hierzu gehörten noch ein Stall und ein Garten zwischen Haus und Stall und einer auf der anderen Straßenseite. Hinter dem Garten rechts der Lämmergasse war der Zwilipper Turnplatz. In diesem Haus wohnten: Reinhard Bundrock, er stammte aus Prettmin. Frieda Bundrock Sohn Helmut, geb. 1929 Tochter Gisela, geb. 1935 Reinhard Bumdrock arbeitete auf dem Gut in Pustar, er ist 1944 gefallen. Helmut ist verheiratet, er wohnt heute in Rosengarten bei Hamburg. Gisela ist mit Günther Hecht aus Groß Pobloth verheiratet und wohnt in Wesseling. In der anderen Seite des Hauses lebte die Kirchendienerin Ida Pippelkow (Schwester von Erich Benz). Sie war mit dem Maurer Gustav Pittelkow verheiratet, der im März 1932 verstorben ist. Sie hatten eine Tochter, Irma, die Hans Rothstein aus Solingen geheiratet hat. Sie lebten nach der Hochzeit auch in Solingen. Nach der Vertreibung war auch Ida Pittelkow hier und ist hier auch gestorben. Hans und Irma Rothstein sind inzwischen ebenfalls verstorben. Hans Rothstein war als junger Mann Hirte bei Bauer Emil Rackow in Zwilipp.
Wir gehen jetzt bis zum Spritzenhaus zurück, wo die Lämmergasse von der Dorfstraße abzweigt.
Benz
Vor der Schmiede von Erich Benz. Auf dem Foto: Lotte und Erich Benz und die Kinder Walter, Gertrud und Ewald.
Links der Dorfstaße war die Schmiede von Erich Benz. Zur Schmiede gehörten 2 ha Ackerland, vermutlich war auch noch Pachtland vorhanden; denn Erich Benz hatte ein Pferd 2 oder 3 Milchkühe und Geflügel. Erich Benz, geb. 1889 Lotte Benz, geb. Varchmin, geb. 1899 Sohn Ewald, geb. 1919 Sohn Walter, geb. 1921 Tochter Gertrud, geb. 1923 Vor Erich Benz hatte ein Krause die Zwilipper Dorfschmiede. Etwa 1912/13 hat sie der aus Neurese stammende Erich Benz gekauft. Die beiden Söhne haben auch Schmied gelernt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wenn ein Pferd beschlagen wurde. Das im Feuer erwärmte Hufeisen wurde unter einer riesigen Rauchwolke dem Huf des Pferdes angepasst, es roch dann so herrlich nach verbranntem Horn. Gertrud ist im Herbst 1945 an Typhus gestorben. Ewald ist mit Mariechen Traulsen verheiratet, sie haben einen Sohn. Er war in Schleswig-Holstein selbstständiger Schmiedemeister. Wegen einer unheilbaren Krankheit hat sich Ewald 1955 das Leben genommen. Walter ist mit Hildegard Presch verheiratet, sie haben 2 Töchter und haben in Wuppertal ein eigenes Haus, wo auch Erich und Lotte Benz wohnen. Erich starb 1976, Lotte 1983 und Sohn Walter 1987.
Wir gehen jetzt die Dorfstraße weiter. Rechts, gleich hinter dem Spritzenhaus ist der Garten, von dem der Gemeinde gehörenden Grundstück, wo Fiß und Treptow wohnten. Dann kommt rechts das Grundstück von Hermann Dummer. Links direkt hinter dem Grundstück von Erich Benz ging ein Weg zu unserer Wiese. Danach kam ein Ackerstück (ich glaube es gehörte Karl Henke) und dann kam der der Dorfteich.
Kurz vor dem Dorfteich über das große Moor gesehen. Links Feldscheune und Hofgebäude von Hermann Baller. Im Vordergrund der Stall und das Tagelöhnerhaus von Hermann Baller, hier wohnten Albert Ott und Otto Baller, ganz rechts das Haus von Emil Rackow.
Rechts hinter Dummer war der Garten von Michaelis und das Stallgebäude, das zur Schule gehörte. Dann kam der Schulhof, der auch gleichzeitig der Verbindungsweg zwischen Lämmergasse und Dorfstraße war. Hier schloss sich der Schulgarten und der Stall und Garten von Bundrock und Pittelkow an, dahinter war der Friedhof. Hinter dem Wohnhaus Bundrock / Pittelkow kam die Lämmergasse und mündete in der Dorfstraße. Gleich rechts ging ein Weg zwischen dem Stall von Scharping und dem Turnplatz in Richtung Achtermoor. Die Dorfstraße machte hier um den Dorfteich einen Linksbogen.
Scharping
Aufnahme von 1972.
Rechts der Dorfstraße war der Bauernhof Scharping. Bauernhof: Gesamt 39,0 ha, Einheitswert = 29.100,00 RM 30,0 ha Ackerland 5,0 ha Wiesen und Weiden 3,5 ha Wald / Holzungen 0,5 ha Hofraum / Wege Viehbestand: 6 Pferde 30 Rinder, davon 14 Milchkühe 39 Schweine Altsitzer war Franz Scharping, seine Frau, eine geborene Kummrow und deren Schwester Martha lebten auf diesem Hof. 1939 wurde das Stallgebäude neu errichtet. Noch heute kann man im Giebel lesen: F S - 1939 Franz Scharping hatte 2 Söhne, Helmut und Hans. Helmut hat den Hof übernommen. Helmut Scharping, geb. 1906, er ist im Krieg gefallen. Elsbeth Scharping, geb. Braasch, geb. 1908 Tochter Ingrid, geb. 1936 Sohn Erhard, geb. 1938 Links auf dem Scheunengiebel war ein Storchennest. Ich kann mich noch entsinnen, dass das Nest im Laufe der Jahre so hoch gebaut war, dass es durch sein Gewicht die Giebelkonstruktion nachteilig belastet hat. Es wurde im Winter bis auf ca. 50 cm abgetragen, wurde im nächsten Jahr von den Störchen aber wieder angenommen. Nach der Vertreibung lebten Elsbeth und die Kinder in Straßburg (Mecklenburg), hier ist sie auch gestorben. Ingrid war verheiratet (geschieden), sie hat einen Sohn. Erhard ist verheiratet, sie haben 2 Kinder(?) Beide wohnen noch in Strasburg.
Gutzke / Hellwig Von beiden Häusern kein Foto vorhanden.
Links der Dorfstraße gleich hinter dem Dorfteich waren die Tagelöhnerhäuser von Scharping und Held. Franz Gutzke, Deputatsarbeiter auf dem Hof Scharping. Charlotte Gutzke Tochter Ursula Tochter Elli Tochter Gisela Sohn Emil
Kurt Hellwig, Deputatsarbeiter auf dem Hof Held, seit 1942 vermisst. Cecilie Hellwig, geb. Gehrt, sie ist 1945 an Typhus gestorben. Sohn Wilfried Gehrt, war ein voreheliches Kind von Cecilie. Sohn Erhard Sohn Werner Tochter Christa Beide Tagelöhnerhäuser sind etwa zur gleichen Zeit gebaut worden. Bei beiden Häusern war ein Stall mit angebaut. Hier wurde Kleinvieh gehalten. Beide Familien hatten auch eine Kuh, die mit den Kühen von Scharping, bzw. Held mit auf die Weide ging und auch futtermässig vom Hof mit versorgt wurde. Ob diese Aussage stimmt, bin ich mir nicht so sicher, aber ich meine es war so. Von beiden Familien habe ich keine Informationen, außer Christa Hellwig. Sie ist mit Hans Linden verheiratet und wohnt in Sankt Augustin.
Held
Diese Aufnahme ist von 1972.
Rechts der Dorfstraße war der Bauernhof Held. Gleich hinter der Hofanlage zweigte von der Dorfstraße eine Straße nach Bartin ab, die hinter dem Held’schen Hof in einen Landweg überging. Bauernhof: Gesamt 49,0 ha, Einheitswert = 31.800,00RM 38,0 ha Ackerland 7,5 ha Wiesen und Weiden 3,0 ha Wald / Holzungen 0,5 ha Hofraum / Wege Viehbestand: 6 Pferde 31 Rinder, davon 14 Milchkühe 29 Schweine Albert Held Frau Held, verwitwete Kummrow Sohn Gustav Kummrow, von Frau Held mit in die Ehe gebracht. Sohn Siegfried Sohn Artur Sohn Otto Über den Verbleib der Familie Held weiss ich nichts. Kolberger Zeitung von November 1960 Herr Karl Balken schreibt: Otto Held, Zwilipp, ging mit dem 1. Transport von Landsberg/Warthe nach Russland; Willi Tiegs, Henkenhagen war auch dabei. Leider ist dieser 1947 verstorben, sonst hätte er vielleicht etwas über Otto Held mitteilen können.
Radmer
Es handelt sich hier um das Stallgebäude. Es stand links, wenn man auf den Hof kam. Die ganz linke Tür auf dem linken Foto war der Pferdestall.
Rechts der Dorfstraße, gleich hinter der Straße nach Bartin war der Bauernhof von Werner Radmer. Der Vater von Werner Radmer hat den Hof 1902 von einem Braasch (keine Verwandtschaft mit den Zwilipper Braaschs) gekauft. Er stammte aus Simötzel. Bauernhof: Gesamt 44,0 ha, Einheitswert = 27.100,00 RM 35,0 ha Ackerland 2,5 ha Wiesen 5,5 ha Wald / Holzungen 1,0 ha Hofraum / Wege / Umland Viehbestand: 4 Pferde 25 Rinder, davon12 Milchkühe 58 Schweine Werner Radmer, geb. 1893 Martha Radmer, geb. Molzahn aus Kowanz, geb. 1902 Sohn Werner, geb. 1928 Sohn Manfred, geb. 1929 Sohn Hagen, geb. 1931 Tochter Antonie, geb. 1938 Tochter Anita, geb. 1940 Werner Radmer war stolzer Besitzer eines Autos, er hatte einen Hanomak. Er war nach Emil Rackow (E. Rackow wurde eingezogen) Ortsbauernführer in Zwilipp. Danach wurde Albert Held Ortsbauernführer. Da Werner Radmer aber ein Auto hatte, ist er öfters zu Besprechungen in andere Orte gefahren. Er hatte diesen Posten weiterhin inne, während Albert Held mehr im Hintergrund blieb. Durch die Vertreibung ist die Familie Radmer in Schleswig - Holstein gelandet. Sohn Werner hat in einen Bauernhof in Heide / Holstein eingeheiratet. Sie haben 2 Kinder, Werner ist bereits verstorben. Sohn Manfred ist unverheiratet, er war einige Zeit in Kanada, hat den Maurer-Beruf erlernt und den Meister gemacht. Er wohnt im eigenen Haus auf der Insel Fehmarn. Sohn Hagen hat ebenfalls in einen Bauernhof eingeheiratet, ist aber bereits verstorben. Tochter Antonie ist als Frau Storm verheiratet und Tochter Anita als Frau Falkenhagen. Mehr weiss ich von beiden nicht.
Seefeldt
Links der Dorfstraße, gegenüber der Auffahrt zum Hof von Werner Radmer war das zum Hof gehörende Tagelöhnerhaus. Erich Seefeldt Frieda Seefeldt Tochter Marie - Luise Sohn Max Sohn Manfred Sohn Heinrich Sohn Horst Erich Seefeldt war Deputatsarbeiter auf dem Hof Radmer. 1937 ist Fam. Seefeldt nach Zwilipp gezogen. Durch die Vertreibung ist die Familie Seefeldt in Hadmersleben gelandet. Mehr weiss ich von der Familie nicht, außer, dass die älteste Tochter mit einem Herrn Erdmann verheiratet war, der aber bereits verstorben ist und sie noch in Hadmersleben wohnt
Das Brautpaar Frieda, geb. Küther und Erich Seefeldt. Die Hochzeit war am 9. Januar 1930, in Groß Jestin
Vaßholz
Aufnahme von 1972
Rechts der Dorfstraße war auf einer kleinen Anhöhe der Hof Vaßholz. Bauernhof: Gesamt 33,0 ha, Einheitswert = 22.500,00 RM 26,0 ha Ackerland 5,0 ha Wiesen 1,0 ha Wald / Holzungen 0,5 ha Hofraum / Wege / Umland 0,5 ha Wasser Viehbestand: 3 Pferde 25 Rinder, davon13 Milchkühe 35 Schweine Zu dem Hof Vaßholz gehörte auch ein Hengst der ausschließlich zur Zucht da war und sonst nur als Reitpferd genutzt wurde, ein Hannoveraner. Hermann Vaßholz war auch Besitzer eines Autos, er hatte einen Adler. Hermann Vaßholz, geb. 1895 Meta Vaßholz, geb. Krause, geb. 1898 Tochter Inge, geb. 1924 Tochter Asta, geb. 1927 Sohn Martin, geb. 1929
Wie schon vor erwähnt, lag der Hof Vaßholz auf einer kleinen Anhöhe. Im Winter ideale Verhältnisse zum Rodeln. Von der Scheune ging die Rodelbahn hinunter, überquerte die Dorfstraße bis in etwa zum Haus Ott/Baller. War aber die Dorfwiese überschwemmt und zugefroren, so konnte man bis auf diese große Eisfläche fahren. Und wenn dann mit den Eispieken kräftig nachgeholfen wurde, kam man bis zur anderen Seite, bis Benz oder auf den Dorfteich. Nach der Vertreibung landete die Familie Vaßholz am Rhein, in Remagen - Kripp. Hier ist Meta 1977 und Hermann Vaßholz 1979 verstorben. Tochter Inge war als Frau Kerbs verheiratet, sie ist bereits verstorben. Tochter Asta war mit Heinrich Schlüter verheiratet, der 2003 verstorben ist. Sohn Martin wohnte mit den Eltern zusammen in Remagen - Krigg. Er war mit Hannchen, geb. … ? verheiratet, die 2000 verstorben ist.
Bohlmann Es liegt kein Foto vor.
Bauernhof: Gesamt 27,0 ha, Einheitswert = 14.900,00 RM 15,5 ha Ackerland 2,5 ha Wiesen und Weiden 8,0 ha Wald / Holzungen 1,0 ha Hofraum / Wege Viehbestand: 2 Pferde 14 Rinder, davon 8 Milchkühe 30 Schweine Hinter Vaßholz ging rechts von der Dorfstraße ein Feldweg ab, der zu dem Bauernhof von Otto Bohlmann führte. Links von diesem Weg war der Bauernhof, der Weg ging weiter in die Felder. Otto Bohlmann Else Bohlmann, geb. Vahl Sohn Erwin, geb. 1927 Über den Verbleib von Otto und Else Bohlmann ist mir nichts bekannt. Erwin ist verheiratet, er lebt auf Rügen und hat 2 Söhne. Er ist aber bereits 1989 verstorben.
Rackow
Bauernhof: Gesamt 28,0 ha, Einheitswert = 14.400,00 RM 13,5 ha Ackerland 3,0 ha Wiesen und Weiden 10,0 ha Wald / Holzungen 1,5 ha Hofraum / Wege Viehbestand: 2 Pferde 14 Rinder, davon 6 Milchkühe 31 Schweine Rechts der Dorfstraße war der Bauernhof von Emil Rackow. Gustav Rackow, Altsitzer Emil Rackow Martha Rackow, geb. Ponick, geb. 1899 Tochter Angelika, geb. 1927 Tochter Esther, geb. 1929 Sohn Eckehard, geb. 1931 Gustav Rackow, Bruder von Emil. Der Altsitzer Gustav Rackow war trotz seines Alters eine angesehene Persönlichkeit in Zwilipp. Ich habe noch Erinnerungen an ihn, da er öfters meinen Großvater Friedrich Berg besuchte und dann wurde viel über die Zwilipper Dorfgeschichte gesprochen oder es wurde über die Bibel philosophiert. Er war vor Hermann Baller Bürgermeister in Zwilipp. Emil Rackow war in Zwilipp Schiedsmann, Ortsbauerführer und Blockwart der NSDAP. Er wurde von den Russen verschleppt. In einem Lager (ein Silo) in Stolp, wo viele verschleppte Zwilipper waren, hat er sich das Leben genommen, er hat sich von einem der oberen Stockwerke aus dem Fenster gestürzt. Sein Bruder Gustav war ebenfalls in diesem Lager. Er wurde entlassen, ist noch nach Zwilipp zurückgekehrt und ist dann an den Strapazen des Lagerlebens verstorben. Altsitzer Gustav Rackow hat mit Schwiegertochter Martha und den Kindern Angelika, Esther und Eckehard die Vertreibung mitgemacht. Sie sind in Singen am Hohen Twiel gelandet. Hier ist auch Martha gestorben. Eckehard ist verheiratet, er hat sich das Leben genommen. Angelika ist unverheiratet. Esther ist verheiratet, sie lebt heute in der Schweiz.
Baller Es liegt kein Foto vor
Bauernhof: Gesamt 42,0 ha, Einheitswert = 29.100,00 RM 28,0 ha Ackerland 8,5 ha Wiesen und Weiden 1,0 ha Wald / Holzungen 3,5 ha Hofraum / Wege 1,0 ha Wasser Viehbestand: 4 Pferde 25 Rinder, davon 11 Milchkühe 30 Schweine Etwa vor dem Hof von Hermann Baller endete die Dorfstraße. Hermann Baller Bertha Baller Siegfried Baller, geb. 1900,Bruder von Hermann. Hermann Baller war Bauer und Bürgermeister von Zwilipp, sowie Zellenwart der NSV. Er hatte eins der Telefone von Zwilipp mit der Rufnummer: Degow 59. Hermann Baller ist nach der Verschleppung durch die Russen verstorben. Über den Verbleib von Bertha Baller ist mir nichts bekannt. Siegfried Baller war unverheiratet, er lebte nach dem Krieg in der Nähe von Hannover, wo er Anfang der 70er Jahre verstorben ist.
Hermann Baller mit seiner Frau Berta. Ausschnitt vom Hochzeitsfoto von Charlotte und Friedrich Varchmin.
Ott / Baller
Etwa vom Hof von Emil Rackow aufgenommen. Im Vordergrund das Tagelöhnerhaus von Hermann Baller, Eingang der Familie Otto Baller, auf der anderen Seite wohnte die Familie Emil Ott. Links das Tagelöhnerhaus von Werner Radmer, hier wohnte die Familie Erich Seefeldt. Dahinter die Tagelöhnerhäuser von Albert Held und Helmut Scharping, hier wohnten die Familien Kurt Hellwig und Gutzke. In Bildmitte im Hintergrund die Schule und links daneben die Kirchturmspitze.
Emil Ott, geb. 1907 Marie Ott, geb. Richter Sohn Alfred Sohn Herbert Sohn Rudi Tochter Christel Über diese Familie weiss ich sehr wenig. Alfred ist verheiratet und lebt in Hagen Christel ist ebenfalls verheiratet und heißt heute Christel Kukla.
Otto Baller, Bruder von Bürgermeister Hermann Baller. ??? Baller Sohn Günther, ist bei Stalingrad vermisst. Tochter Edith, ist 1945 an Typhus gestorben. Tochter Ursula Sohn Bruno Über diese Familie weiß ich ebenfalls sehr wenig. Bekannt ist mir nur, dass Ursula in der ehemaligen DDR lebte, aber wo? Bruno ist verheiratet und lebt in Schorndorf.
Henke / Fähre Es liegt kein Foto vor.
Der Besitzer des kleinen Bauernhofes war Albert Henke. Die Größe des Hofes waren 6 ha. Der Hof lag direkt an der Persante, es war der frühere Fährkrug. Von der Familie Henke und welcher Viehbestand zu diesem Hof gehörten weiß ich nichts. Soweit ich mich erinnern kann, hatte die Fähre noch keinen Stromanschluss. Die auf dem Bauernhof vorhandenen Maschinen, wie Schrotmühle, Häcksel- und Runkelmaschine wurden mit dem Pferdegöpel, wir sagten auch „Roßwerk“, angetrieben. Dies war eine Einrichtung wie eine alte Kaffeemühle: Ein Pferd wurde vor die Deichsel gespannt und zog sie immer in die Runde. Durch diese Drehbewegung wurden über mechanische Übersetzungen die Maschinen angetrieben. In sehr guter Erinnerung ist, dass hier im Sommer die Zwilipper Badeanstalt war. In den Sommerferien waren die Schulkinder schon sehr früh hier. Hier wurden die ersten Schwimmübungen gemacht und wer schon ein Könner war, der wagte sich auf die in der Mitte der Persante stehenden Pfähle der abgebrannten Brücke und zeigte seine gewagten Kopfsprünge. Sonntags nachmittags waren ganze Familien mit Picknickkorb hier und Jung und Alt ging dem Badevergnügen nach. Die Fähre war auch Ausgangspunkt so mancher sonntäglicher Wanderung, durch den Pasterwald und an der Persante entlang. Ich kann mich noch erinnern, dass im oder neben dem Garten von Henkes eine große Schaukel stand. Man konnte sich mit mehreren Personen in die Schaukel stellen, die dann irgendwie in Bewegung gesetzt wurde. Historisch: In einer Urkunde von 1156 steht, dass der Herzog Ratibor I. und seine Gemahlin Pribislawa das Dorf Zwilipp mit dem Fähr- und Brückenzoll, sowie den Einnahmen von der Flößerei auf der Persante als Schenkung dem Prämenstratenser-Kloster in Grobe auf Usedom gemacht wurden.
Als Ordensschwester Tochter Ida, Frau Henke und Tochter Hedwig
Sanssouci Es liegt kein Foto vor.
Dies war eine Hofanlage auch in der Nähe der Persante, aber etwas flussabwärts von der Fähre. Wie groß dieser Bauernhof war und welcher Viehbestand vorhanden war, entzieht sich meiner Kenntnis. Hier wohnte der Bauer Domke mit seiner Frau. Sie hatten eine Tochter und einen Sohn. Anfang der 30er Jahre ist der Sohn , 12 oder 13 jährig, tödlich verunglückt. Er hat allein mit Pferden auf dem Feld gearbeitet und ist auf dem Heimweg vom Pferd gefallen. Vermutlich ist er von dem Ackergerät, welches die Pferde zogen, dabei tödlich verletzt worden. Fritz Kummrow erzählte mir, dass Lehrer Michaelis bei der Beerdigung des Jungen eine ergreifende Rede gehalten hat. Im September 1933 hat die Familie Domke den Hof aufgegeben und ist nach Gribow bei Kolberg gezogen. Diese Hofanlage wurde dann von unserem Opa, dem Gastwirt Albert Varchmin gekauft. Er wollte hier seinen Alterssitz einrichten und seinen Lebensabend genießen. Ich vermute, dass er diesem Grundstück den Namen Sanssouci - Ohne Sorge - gegeben hat. Ich kann mich an diese Gebäude noch sehr gut erinnern, bei Spaziergängen sind wir öfters hier vorbei gekommen. Man konnte mit einem gewagten Sprung vom Feld auf das Dach des Stalles kommen. Ein Keller wurde von der Gastwirtschaft als Eiskeller genutzt. Im Winter wurde hier Persante-Eis zu Kühlungszwecken für die Gastwirtschaft eingelagert.
Unsere Zwilipper Kirche
SĂźdansicht der Kirche. Vom Hof von Walter Reinke aufgenommen.
Nordwestansicht der Kirche. Wann diese Aufnahme gemacht wurde ist nicht bekannt. Jedenfalls ist der Kirchturm noch nicht mit Efeu bewachsen.
Westseite der Kirche. Dieses Foto kĂśnnte 1930 bei der Renovierung der Kirche entstanden sein.
Die Innenansicht der Kirche.
Man erkennt den kunstvoll geschnitzten Holzaltar und vorne den bereits erw채hnten Taufstein, ebenfalls ein leider verloren gegangenes Kunstwerk. Links ist die Kanzel zu erkennen und rechts auf der Empore war der Sitz der Gutsbesitzer Familie Damm aus Pustar. Die Bankreihen waren mit einem T체rchen abgeteilt. Ob die Zwilipper Familien hier ihren festen Platz hatten, entzieht sich meiner Kenntnis.
Die Zwilipper Schule
Dies ist die alte Zwilipper Schule, noch ein Fachwerkbau.
Familie Michaelis: Emma Michaelis, die Sรถhne Hans und Werner und unser Lehrer Max Michaelis.
Klassenfoto im Schulgarten.
Unsere Schule. Sie ist 1908 an der selben Stelle wie die alte errichtet worden.
Diese Aufnahme wurde 1936 gemacht. Die Sรถhne Hans und Werner, Max und Emma Michaelis. Die beiden anderen Jungen sind mir nicht bekannt.
Klassenausflug nach Henkenhagen. Wer erkennt sich auf den Fotos wieder?
Ein Klassenfoto von 1935
Die Namen der Kinder wusste Fritz Kummrow noch exakt zu nennen. Obere Reihe von links: Rudi Wolter, Willi Strelow, Fritz Kummrow, Heinrich Schumacher, Günter Baller, Walter Benz, Martin Kummrow, Gerhard Giesbach, Erich Peglow, Werner Michaelis, dahinter Lehrer Max Michaelis. 2. Reihe von links: Helmut Bundrock, Paul Kummrow, Erwin Bohlmann, Martin Peglow, Walter Strehlow, Werner Radmer, Siegfried Ponick, Ewald Pape, Wilfried Woller, Werner Kummrow. 3. Reihe von links: Erika Barth, Grete Nitz, Gertrud Benz, Olga Schumacher, Adelheid Nitz, Edith Nitz, Inge Vahsholz, Edith Baller, Gertrud Eckert, Meta Barth, Elfriede Strehlow. 4. Reihe von links: Ilse Peglow, Irmgard Woller, Irmgard Ott, Doraliese Baller, Ursel Baller, Angelika Rackow, Gerda Peglow, Elfriede Woller, Anneliese Ott, Edith Dummer, Asta Vahsholz, Waltraud Henke, Anneliese Ponick und der Hund “Treu”.
Der Zwilipper Gasthof
Dies ist ein Bild von einer Postkarte “Gruß aus Zwilipp” das Etwas später müsste diese Aufnahme entstanden sein. in den frühesten Tagen des 20. Jahrhunderts gemacht worden Die Personen auf dem Foto sind: Lotte Varchmin, Erich ist. Benz, Lene Schumacher, Emil Rackow, Martha Schumacher, Paul Kummrow, … Dummer, Ernst Vahsholz, Reinhold Rackow und in der Tür Albert Varchmin.
Nach einigen Umbauten entstand der Krug, wie wir ihn kennen. Zum Gasthof gehörte ein Fremdenzimmer und ein Saal wo die Zwilipper Feste gefeiert wurden. Zusätzlich war noch ein Kolonialwarengeschäft angegliedert. Bekannte Personen auf dem Foto: Mit Motorrad Erich Benz, daneben Gastwirt Albert Varchmin, in der Tür mit Schürze Anna Varchmin.
Die Zwilipper
Anna und Albert Varchmin
Diese Bilder wurden 1938 gemacht. Auf den Fotos: Albert (Sohn von Eugen , Martin (Sohn von Bruno) Martin und Günter Günter (Sohn von Bruno) Ulrich (Sohn von Albert) ( Söhne von Bruno ) Die Enkelkinder von Albert Varchmin - sein ganzer Stolz.
Die Schmiede von Erich Benz. Lotte und Erich Benz und die Kinder Walter, Gertrud und Ewald. Der Mann im Hintergrund ist nicht bekannt.
Vor der Schmiede
Erich Benz
Lotte Benz
Ewald
Walter
Gertrud
Ewald Benz, Walter Benz, Heinrich Schumacher und Martin Kummrow.
G端nter Baller und Walter Benz
G端nter Baller, Walter Benz und Heinrich Gehrt Bei Benz vor der Haust端r
Ewald Benz, Sophie Nitz, Gertrud Benz und Heinrich Gehrt.
Lotte und Erich Benz
Lotte und Gertrud Benz
Ewald Benz
Erich Peglow, Gertrud Benz und Martin Kummrow.
Gertrud Benz und Olga Schumacher.
Martin Kummrow und Ewald Benz. Im Hintergrund die Persante.
Reinhold Braasch, Erich Peglow, Walter Benz und Martin Kummrow.
Irma und Hans Rothstein mit Sohn Norbert.(Aufnahme von Mai 1942) Irma ist die Tochter der Kirchendienerin Ida Pittelkow. Hans Rothstein stammt aus Solingen, er war in jungen Jahren Hütejunge bei Emil Rackow. Nach der Heirat sind sie nach Solingen gezogen. Hans Rothstein hat mir mal erzählt, dass er mit dem Fahrrad von Solingen nach Zwilipp gefahren ist - wegen der Liebe!! Man stelle sich einmal die damaligen Fahrräder und Staßenverhältnisse vor!!
Auf dem Hof von Karl Henke. Karl und sein ganzer Stolz: Sohn Erdmann und seine Pferde.
………?, ……..?, Kurt Hellweg (mit Akkordeon), Ewald Benz, Erich Henke (Fähre), vorne: Erich Peglow und Reinhold Braasch.
Martin Kummrow und Walter Benz.
Foto von 1938 Ernst Wend, Hans Nitz, Reinhold Braasch, Edith Nitz, Olga Schumacher und Gertrud Benz. Im Hintergrund ist der Hof Else Braasch, vorne der Junge??
Gertrud Benz, Olga Schumacher, Edith Baller, Irmgard Ott, Irmgard Wolter, Doraliese Baller, Asta Vahsholz und Grete Nitz.
Bei der Gymnastik
Adelheid Nitz und Gertrud Benz
Walter Benz und Robert Fiß.
Edith Nitz, Olga Schumacher, Gertrud Benz und Adelheid Nitz. Dies müßte an der Fähre sein.
Drei Badenixen: Olga Schumacher, Gertrud Benz und Edith Nitz. Die Gebäude im Hintergrund müßte die Fähre, Albert Henke sein
Foto von 1938 Gertrud Benz, Olga Schumacher und Adelheid Nitz. Die beiden Soldaten und den Jungen weiß ich nicht.
Foto von 1938 Auf diesem Foto sind Olga Schumacher, Gertrud Benz und außerdem noch Walter und Ewald Benz und Heinrich Schumacher. Die anderen kenne ich nicht.
An der Fähre: Walter Benz, …..?, …..?, …..?, Gertrud Benz, Adelheid Nitz, …..?, Edith Nitz und Ewald Benz.
Familie Ernst Nitz
Diese Aufnahme wurde etwa 1939/ 1940 gemacht.
Die Personen: Grete Nitz, geboren am 15.11.1923 (unverheiratet). Edith Nitz , geboren am 24.02.1921 (verheiratet mit Ernst Sch체nemann). Heinrich Gehrt, geboren am22.05.1909, gestorben am 05.04.1944. Hans Nitz, geboren am 24,06.1918 (verheiratet mit Erna, geb. Falk), gestorben am 13.08.1998. Erich Nitz, geboren am 24.01.1917, gestorben am 18.05.1943.Er ist an den Folgen einer Verwundung im 2. Weltkrieg gestorben und wurde mit milit채rischen Ehren (Salut am offenen Grab) in Zwilipp beerdigt. Sophie Nitz, geboren am 01.11.1919, gestorben am 10.09.1945. Adelheid Nitz, geboren am 03.10.1922, gestorben am 22.08.1943. Lieselotte Gehrt, geboren am 16.09.1912 (verheiratet mit Hans Kr체ger), gestorben am 09.01.1989. C채cilie Gehrt , geboren am 06.08.1910 (verheiratet mit Kurt Hellwig), gestorben am 08.08.1945. Elisabeth Nitz, verwitwete Gehrt, geb. Baller, geboren am 25.10.1882, gestorben am 04.07.1945. Vater Ernst Nitz, geboren am 07.08.1880, gestorben am 19.01.1966. Gertrud Gehrt , geboren am 16.12.1907, gestorben am 02.02.1976 (unverheiratet). Ilse Gehrt, geboren am 14.08.1911 (verheiratet mit Friedbert Braasch), gestorben am 23.10.1945.
Familie Walter Reinke
Eine Aufnahme von 1942. Hedwig, Marga, Walter jun. und Walter.
Olga und Max Braasch. Diese Aufnahme ist von etwa 1950.
Hochzeitsfoto von Charlotte Varchmin, geb. Berg mit Friedrich Varchmin
In der unteren Reihe ganz rechts: Otto Henke, daneben Oberpfarrer Borchard mit seiner Frau. Der Herr hinter Opa Berg ist Ferdinand Asmus. Die Kinder sind: Gertrud Benz, Doraliese Baller, Heinz Baller und Walter Benz.
Fritz Varchmin und Sohn Lothar auf dem Fahrrad. Im Hintergrund die Schule.
Fritz Varchmin kommt mit dem Motorrad von der Arbeit. Sohn Lothar und Hannelore Jahnke sind die beiden Beifahrer.
31. März 1941, der 80.Geburtstag von Friedrich Berg. Daneben Lothar und Harry auf dem SchoĂ&#x; von Opa.
Kummrow
Martha Kummrow, geb. Behling und Paul Kummrow.
Die Söhne: Paul, Werner, Martin, Fritz sowie die Zwillinge Heinrich und Hans. Beide Aufnahmen wurden im Winter 1934 gemacht. Sie sind aus dem Buch “Kummrow, eine Familie aus Pommern”.
Konfirmation 1935: Walter Benz
Konfirmanden von 1942: von links: Erwin Bohlmann, Werner Radmer, Ilse Peglow, Martin Peglow und Paul Kummrow
In der Ponick’schen Trift. Eine Aufnahme von 1931
Martha Ponick, Siegfried Ponick, Herr und Frau LĂźbeck aus Zernin (Eltern von Martha Ponick), Martha Rackow, Anni Ponick (Frau von Ernst Ponick, ein Bruder von Siegfried) und Emil Rackow. Siegfried Ponick, Ruth Ponick, Anneliese Ponick, Ester Rackow, Joachim Ponick und Angelika Rackow. Martha und Siegfried Ponick sind die Eltern von Siegfried und Anneliese. Martha und Emil Rackow sind die Eltern von Angelika und ester. Anni und Ernst Ponick (er fotografiert) sind die Eltern von Ruth und Joachim.
In der Mitte die Oma, Frau Martha Ponick, geb Pagel (die Mutter von Siegfried Ponick). Joachim Ponick, Anneliese Ponick, Siegfried Ponick, Ester Rackow, Angelika Rackow und Ruth Ponick.
Aufnahme von 1940. Siegfried Ponick und seine Pferde. Der Reiter auf dem ersten Pferd ist sein Sohn Heinz-Herbert, der andere ???, evtl. ein Junge von Peglow?
Im Pastorwald
Herta Rackow (Schwester von Emil), Ester, Eckehard und Emil Rackow
Eckehard Rackow
Gustav Rackow sen., seine Schw채gerin (Frau von Reinhold Rackow) und seine Tochter Herta.
An der Persante
Badevergnügen an der Fähre. Angelika, Eckehard und Ester Rackow. Im Hintergrund die Lustebuhrer Schäferei.
Eine schöne Aufnahme von der Persante. Auf dem Foto ist Emma Held, eine Schwester von Albert Held.
Bei der Heuernte auf den Persantewiesen, Angelika Rackow und Gertrud Eggert.
Katen von Nitz. Ist dies das Tagelöhnerhaus wo später die Familien Woitschikowski, Schauer und Ott wohnten?
Zimmermann Friedrich Wilhelm, Ehefrau Auguste, Tochter Frieda, Willi Kempf und Sohn Fritz.
Aufnahme etwa von 1942, auf dem Turnplatz. Im Hintergrund die Scheune vom Pastorhof. Helmut und Gisela Buntrock, Marga Reinke und Elli Gustke (Tagelöhnerfamilie bei Scharping). Davor eine Cousine von Helmut und Gisela.
Etwa 1942, vor dem Haus Nr. 10, dem Pfarrwitwenhaus: Oma Auguste Wilhelm mit Enkeltochter Monika.
Aufnahme von 1942.Gisela Buntrock, Oma Auguste Wilhelm und Vater Reinhold Buntrock. Die beiden anderen M채nner und das M채dchen auf dem Pferd sind aus der Verwandtschaft.
Auf der R체ckseite des Fotos stehen die Namen: Erich, Martin und Herbert Peglow, und B체bi Ponick. Ich vermute: Vorne sitzt Herbert Peglow, dann Erich Peglow,dahinter Siegfried Ponick und Martin Peglow. War das Erichs Motorrad?
Die Zwilipper Kochschule von 1922
Leider sind viele Namen der jungen Frauen nicht mehr bekannt. Die linke Kartoffelschälerin ist eine Tochter von Else Braasch. 2. von rechts ist Frieda Rackow, eine Schwester von Hans Rackow. 3. von rechts ist Martha Ponick, später verheiratet mit Emil Rackow. 5. von rechts ist Frau Gruchow, eine Schwester von Otto Baller. 6. von rechts (steht vor dem Tisch) ist eine Schwester von Hermann Vaßholz.
Jungmädchen-Verein Zwilipp ( Aufnahme aus den 1920er Jahren )
Lotte Gehrt, Martha Fiß, Frl. Backe (Schwägerin von Pastor Adam), Irmgard Pittelkow, ………?, ………….? ………….?, Hanni Adam, Meta Fiß und Charlotte Berg
Zwilipper Musiker ( Aufnahme im September 1940 gemacht )
Ewald Benz, Martin Kummrow und Martin Slobinski (Er war Knecht bei Ponick).
Wir machen Reklame für den Kaffee Mühlen-Frank
Anneliese Ponick, ……….?, Inge Vaßholz, Ewald Benz,………..? Hans Michaelis, Herbert Treder (Hütejunge bei Radmer, war später bei Hans Rackow in Stellung), Walter Benz und Heinrich Schumacher.
Postkarten aus Zwilipp Aus dem Buch “Kummrow, Eine Familie aus Pommern”
Diese Karte wurde Anfang des 20. Jahrhunderts an Ida Kummrow geschrieben.
Diese wohl einzigartige, im Original handkolorierte Postkarte stammt auch aus den frühen Tagen des 20. Jahrhunderts. Sie ist Eigentum von Frau Dr. Erika Ritter, eine Enkelin des früheren Zwilipper Lehrers Ferdinand Asmus und wurde von ihr für das oben aufgeführte Buch zur Verfügung gestellt. Die Persantebrücke ist die nach Lustebuhr.
Diese Karte kรถnnte von 1927 sein, da wurde das Kirchendach neu eingedeckt.
Diese Karte wurde etwa 1939 gemacht.
Zwilipper Soldaten
Fritz Varchmin
Walter Benz
Hans Nitz
Martin Kummrow, gefallen im Juni 1942
Fritz Kummrow
Paul Kummrow, seit 1945 vermiĂ&#x;t.
Robert FiĂ&#x;
Aus Kolberger Zeitungen.
Aus der Kolberger Zeitung von Juli/Aug. 1980
Aus der Kolberger Zeitung von Juni/Juli 1979
Aus der Kolberger Zeitung 7/8 1975
Aus der Kolberger Zeitung von November 1974.
Aus der Kolberger Zeitung von Oktober 1974
Aus der Kolberger Zeitung von Dezember 1958.
Frau Auguste Bublitz geb. Kummrow soll aus Zwielipp stammen. Dem Buch und Stammbaum Kummrow kann ich sie aber nicht genau zuordnen.
Aus der Kolberger Zeitung von November 1959
Frau Schneider hat auch vielen Zwilipper Kindern den Weg ins Leben geebnet.
Aus der Kolberger Zeitung von Oktober 1973
Aus der Kolberger Zeitung von Mai 1978.
Aus einer Rottweiler Zeitung. Der Geburtstag war am 16.01.1990
Verstorbene Zwilipper, deren Todesanzeige mir vorlag
Ferdinand Asmus
Ferdinand Asmus stammt aus einem schleswig-holsteinischem Bauerngeschlecht. Er wurde am 22. April 1859 in Schönbeck, Kreis Saatzig geboren. Er besuchte das Seminar in Dramburg, war von 1881 ab Lehrer in Zülkenhagen, Kreis Neustettin, ab 1884 in Warnin, Kreis Köslin und von 1890 bis 1924 Lehrer in Zwilipp, Kreis Kolberg-Körlin. Er war der Nachfolger seines Schwiegervaters, des Lehrers Julius Heyer. Seinen Ruhestand verlebte er in Kolberg, Oberwallstraße 68. Wie sehr viele pommersche Landlehrer, widmete auch er sich neben seinen Amtspflichten einer Liebhaberei von allgemeinem Interesse, und zwar der pommerschen Volkskunde und Sagenforschung. Über dieses Gebiet veröffentlichte er zahlreiche Aufsätze. Gemeinsam mit dem bekannten Volkskundler Otto Knoop gab er im Jahre 1898 “Sagen und Erzählungen aus dem Kreise KolbergKörlin” heraus und im Jahre 1927 “ Kolberger Volkshumor. Neue Sagen, Erzählungen und Märchen, Schwänke, Scherze und Ortsneckereien aus dem Kreise Kolberg-Körlin.” Die Kolberger Zeitung vom 22. April 1939 beschreibt Asmus’ Lebenswerk in einer Laudatio zu seinem 80. Geburtstag so: “ In diesem Orte (Zwilipp) hatte sich - durch seine Abgelegenheit- noch viel altes Brauchtum erhalten. Mit großem Fleiß und Interesse begann nun der junge Lehrer, dieses alte Kulturgut aufzuzeichnen; er sammelte Sagen, Erzählungen, Sitte, Brauch und Aberglaube bei Geburt, Taufe, Trauungen, Tod und Begräbnis. Ferner Volkslieder und Kinderspielweisen. Schon 1893 wurde Asmus Mitarbeiter der “ Blätter für pommersche Volkskunde “; 1898 gab er mit Prof. O. Knoop die “ Sagen und Erzählungen aus dem Kreis Kolberg “ heraus, später mit dem selben Verfasser das Buch “ Kolberger Volkshumor “. Auch die plattdeutsche Sprache in ihren originellen Ausdrücken zeichnete er auf und überwies diese Arbeiten dem Germanischen Seminar Greifswald, das ihm dafür Dank übermittelte. Er interessierte Schüler und Einwohner des Ortes (Zwilipp) für Prähistorie des Ortes. Leider kam er in Zwilipp damit etwas zu spät, denn der Chausseebau Lustebuhr - Bartin - Degow hatte die
Bauern veranlaßt, nach Steinen, die gut bezahlt wurden die Persanteabhänge nachsuchen zu lassen und so waren aus Unkenntnis und Gleichgültigkeit die ganzen Steinkistengräber mit Inhalt vernichttet worden. Die noch hin und wieder gefundenen Beigaben ließ er sorgfältig sammeln. Sein Interesse galt auch den Burgwällen und im Lauf der Zeit hat er sämtliche Burgwälle des Kreises in Form und Lage aufgezeichnet. Sie sind dem Stettiner Museum übereignet worden. Er ging der Geschichte des Dorfes und umliegender Orte nach, der Geschichte der Bauernhöfe, deren Anlagen er aufzeichnete, da sie wertvolle Aufschlüsse darüber ergeben, woher die Familien gekommen sind. Damit stand er mitten in der Familiengeschichte, forschte nach den Ahnen der Geschlechter, zeichnete Stamm- und Ahnentafeln nach einer sehr übersichtlichen Form und war mit dieser Forschung seiner Zeit weit voraus. Da die Kirchenbücher des Dorfes in einem großen Brande der Pfarre vernichtet worden sind und erst 1787 beginnen, fand er in staatlichen Archiven oft wertvolle Urkunden und viele Familien konnten bis über den Dreißigjährigen Krieg hinaus zurückverfolgt werden. Dieser familiengeschichtlichen Arbeit widmete er sich nach seiner Pensionierung 1924 mit besonderem Eifer und so sind im Laufe von rund vier Jahrzehnten 42 Familienchroniken von ihm geschrieben worden. Es ist ein Arbeiten in der Stille gewesen, aus Lust und Liebe zu Vaterland, Heimat und Volkstum - abseits rauschenden Getriebes - es wäre ohne solch großes Interesse, ohne diesen unermüdlichen Fleiß viel altes Kultugut vergessen und verloren gegangen. Erst durch das Gesetz des Arischen Nachweises kamen die für die betreffenden Familien so wertvollen Aufzeichnungen in das richtige Verständnis und das öffentliche Blickfeld”. Soweit die Kolberger Zeitung vom 22. April 1939. Diesen Zeitungsbericht hat Herr Joachim Kummrow von Ferdinand Asmus’ Enkelin, Frau Dr. Erika Ritter aus Berlin, bekommen und ihn im Buch “Kummrow, Eine Familie aus Pommern” niedergeschrieben.
Mich fasziniert, was dieser Mann erforscht und aufgeschrieben hat und will versuchen alles hier festzuhalten, was ich irgendwo auftreibe, dies hat auch seinen Grund: 1. Er war der Lehrer meines Vaters, 2. Meine Eltern waren mit Herrn Asmus und seiner Tochter Frieda befreundet, 3. Frieda Asmus ist meine Patentante und 4. Wenn wir zu Hause geblieben wären, hätte ich in Kolberg das Gymnasium besucht und hätte bei Familie Asmus gewohnt.
Frau Frieda Asmus und Herr Ferdinand Asmus. (Ausschnitt vom Hochzeitsfoto meiner Eltern )
Mein Patenbrief von Frieda Asmus.
Altes Kolberger Bauerngeschlecht Die Bauernfamilie Kummrow in Zwielipp feierte diamantene Hochzeit mit 100 Enkeln und Urenkeln / Von Lehrer i. R. Asmus, Kolberg Aus der Kolberger Zeitung von September 1958.
Der erste urkundlich bekannte Ahnherr der Sippe Kummrow in der Kolberger Gegend ist ein Bauer Elim Kummrow in Rützow, laut Rützower Kirchenakten vom 2.Juli 1607 und Staatsarchiv, Kirchenvisitationsprotokoll in Stettin vom gleichen Jahre. In der ersten Quelle ist der Vorname Elim geschrieben, in der zweiten heißt er Chim, das ist eine Abkürzung von Joachim. In der Familiengeschichte ist nun eine große Lücke von 1607 bis 1667. Da erst beginnt das Rützower Kirchenbuch. Es treten in den ersten Jahren desselben zwei Stammväter auf, Paul Kummrow und Peter Kummrow. Beide sowohl wie ihre Söhne, Enkel und Urenkel haben eine sehr zahlreiche Nachkommenschaft. Diese haben sich in Quetzin und Umgegend, auch in Kolberg u. a. Orten weit verbreitet. In Quetzin wohnen laut Einwohnerbuch unseres Kreises vom Jahre 1929 noch zwei Familien; im Kolberger neuesten Bürgerbuch 1934 sind 28 Namen dieses Geschlechts verzeichnet. Leider ist es sehr schwer, die vielen Kummrows in einzelne Familien zu ordnen, da es sehr viele gleichnamige Kummrows mit Vornamen wie Peter, Paul oder Christian gibt. Die Zwielipper Familien der Kummrow stammen auch von den Quetzinern ab. Da aber das Kirchenbuch von Zwielipp erst 1787 beginnt, ist der Nachweis nicht so leicht. Im Jahre 1769 war der Bauer Hans Bonneß in Zwielipp ohne Erben gestorben. Da befahl der Kgl. Amtmann in Altstadt, zu dessen Domänengebiet die Dörfer Quetzin und Zwielipp gehörten, dem Bauer Peter Kummrow in Quetzin, den Hof zu übernehmen. Peter Kummrow I. ist geboren etwa 1721 oder 1723 und ist wahrscheinlich ein Sohn des Bauern Peter Kummrow in Quetzin und dessen Frau Anna Peters aus Poldemin. Er war verheiratet mit Anna Schwertfeger, verwitwete Treder. Dem Ehemann wurde in Zwielipp 1764 ein Sohn geboren, der wieder den Namen Peter führte. Der Vater starb am 23. Februar 1803 im Alter von 81 Jahren. Sein Nachfolger auf dem Hofe war Peter Kummrow II.. Der verheiratete sich am 2. November 1787 in Zwielipp mit Maria Elisabeth Schwertfeger, Tochter des Bauern Hans Schwertfeger ebenda. 9 Kinder, 5 Söhne und 4 Töchter, entsprossen dieser Ehe, alles kerngesunde Menschen. Der Vater Peter Kummrow war Dorfschulze als die Franzosen 1807 zur Belagerung Kolbergs durch Zwielipp zogen. Als er hörte, so erzählt mir sein Enkel, dass die Feinde unserem Dorfe nahe seien, zog er seinen Sonntagsrock und seine nagelneuen Schaftstiefel an und stellte sich am Eingang seines Hofes auf, um die Heranziehenden als Oberhaupt des Dorfes würdig zu empfangen. Doch die Franzosen schienen ihm seine Würde nicht anzusehen. Zwei Soldaten näherten sich ihm. Der eine stieß ihn vor die Brust, dass er auf den Rücken fiel, zog ihm ohne weiteres die schönen Stiefel aus, zog sie sich an und warf ihm seine zerrissenen Schuhe hin. Im Jahr 1808 wurde die Gutsuntertänigkeit der Domänenbauern aufgehoben und Peter Kummrow II. wurde auf seiner eigenen Scholle ein freier Mann. Von seinen 5 Söhnen blieben 3 als Besitzer im Heimatdorfe: Friedrich ( Hofnachfolger ), Martin und Christian. Friedrich hatte als Gattin eine geborene Schleich. Diese Familie wurde mit anderen nach dem Russenkrieg 1764 durch Friedrich II. angesiedelt. Sie kam aus Biestein bei Hanau in Hessen. Dadurch vermischte sich hessisches Blut mit pommerschem. Das hat gute Früchte gebracht durch kinderreiche Ehen mit vielen gesunden Kindern. Auf Friedrich Kummrow folgten Peter Kummrow III. und dann August Kummrow, der kinderlos
war und den Hof an Franz Scharping, dessen Gattin eine geborene Kummrow aus der Christian Kummrow Linie ist, verkauft. In seinem Sohn Helmut Scharping ist die siebte Generation auf dem Hofe in Zwielipp. Martin Kummrows Urenkel wohnt noch heute auf seinem Anwesen im Dorfe. Die bedeutendste Persönlichkeit dieses Geschlechts als Bauer war der 3. Sohn Peter Kummrows II., namens Christian Kummrow, geb. 7. November 1803. Er heiratete eine Erbtochter Dorothea Marie Rackow, Hof Nr. 5, die erst ein Alter von 14 Jahren erreicht hatte. Elf Kinder wurden dem Ehepaar geschenkt, alles tüchtige, begabte, fleißige Menschen. Der Vater war Kirchenvorsteher und Dorfschulze. Am 4. Januar 1893 feierte er mit seiner Ehefrau das Fest der diamantenen Hochzeit; er im 90., die Gattin im 75. Jahre. Fast sämtliche Kinder hatten sich im Hause der Eltern eingefunden. Die Zahl der Nachkommen an Kindern, Enkeln und Urenkeln betrug fast 100 Seelen. Der Gefeierte überlebte nur kurze Zeit das Fest. Er starb am 21. Januar 1893. Die Zahl der Sippengenossen der Familie Kummrow ist groß. Die Landwirtschaft konnte nicht alle beschäftigen, so mußten sie sich anderen Berufen widmen: Handwerker, Kaufleute, Beamte, Stu dienräte, Lehrer u. a. Durch ihre Tüchtigkeit, Fleiß und Sparsamkeit gelang es den meisten, zu Wohlstand zu gelangen.
Chronik der Familie Ponick Aufgeschrieben von Lehrer Ferdinand Asmus. (Das Original wurde 1945 durch die Polen vernichtet)
Die Heimat der Familie Ponick war seit Jahrhunderten das kleine Dorf Zwilipp im Kreis KolbergKörlin in Pommern. (1) Der erste festzustellende Ahnherr ist Peter Ponick I.. Er wurde 1644 geboren und starb 1726 laut alten Amtsakten aus Kolberg-Altstadt. Laut Zerniner Kirchenbuch wurde ein Sohn, David Ponick, 1704 mit Engel-Angelika Schwertfeger aus Bogenthin, Kreis Kolberg-Körlin, getraut. 2) Als Peter Ponick I. starb, übernahm sein Sohn Peter Ponick II. den Hof, der dann laut Urkunden 1744 an seinen Sohn Christian Ponick übergeben wurde. Wann Peter Ponick II. starb und mit wem er verheiratet war konnte nicht festgestellt werden, da diese Urkunden verbrannt sind. Er hatte zwei Söhne und eine Tochter: Christian (Hoferbe), Hans und Marie. (3) Christian Ponick übernahm den Hof mit dem Tag seiner Verheiratung. Am 4. November 1744 wurde er mit Trine Bolten aus Zwilipp getraut. Sie war die Tochter des Freischulzenhofbesitzers Friedrich Bolten und seiner Ehefrau Rosine, geb. Paape. Der Bruder Hans blieb als Tagelöhner bei seinem Bruder Christian auf dem Hofe. Die Schwester Marie Ponick verheiratete sich mit dem Büdner Christian Busch aus Zwilipp. Sie starb am 16. Juni 1801 im Alter von 55 Jahren an Schwindsucht, die Ehe war kinderlos. Das Ehepaar Christian und Trine Ponick hatten 2 Kinder: Anna, geboren 1750 und Erdmann, geboren 1759.
Christian war von 1744 bis 1775 Bauer auf dem Ponickschen Hof. In dieser Zeit herrschte der 7-jährige Krieg und es gab witterungsbedingt mehrere Jahre Missernten. Durch diese Notzeiten hat er sich redlich durchgeschlagen. Anfang des Jahres 1775 starb er. Nun übernahm sein Bruder Hans die Verwaltung des Hofes (der Hoferbe Erdmann Ponick war erst 16 Jahre), aber bereits 1782 starb auch er. Seine Witwe erbat sich auf dem Hof das Altenteil, was ihr auch gewährt wurde. Sie bekam: 64 Taler, 4 Pferde, 4 Kühe, 4 Schweine, 4 Schafe, 2 Gänse, 2 Hühner und einen Hahn. (4) Erdmann Ponick war 24 Jahre alt, als er 1783 sein Erbe antrat. Er heiratete Anna Katharina Kummerow, eine Tochter des David Kummerow in Alt Quetzin, Kreis Kolberg-Körlin. Anna Katharina war 1765 in Alt Quetzin geboren. Sie hatten 7 Kinder. Christian geboren: 1784 am 21.12.1788 gestorben Martin geboren: 1786 Hoferbe Dorothea Sophie geboren: 06.10.1789 Erdmann geboren: 10.07.1792 er ist als Freiheitskrieger gefallen Anna Katharina geboren: 13.08.1795 Gotthilf geboren: 08.07.1799 Maria Louise geboren: 08.12.1801 Erdmann Ponick erlebte nach längerer Friedenszeit auch als die Franzosen zur Belagerung Kolbergs durch Zwilipp zogen. Er starb bereits im Alter von 49 Jahren am 17.03.1808. Im gleichen Jahr am 12.11.1808 starb auch seine Frau an einer Brustkrankheit, sie wurde nur 43 Jahre. Über die Nichterben Folgendes: Dorothea Sophie verheiratete sich am 7.7.1810 mit einem Martin Maahs aus Zwilipp. Er fiel 1815 als Freiheitskrieger. Seine Tafel hängt als Andenken in der Zwilipper Kirche. Deren Kinder waren: Dorothea Sophie Gottfried Martin Wilhelm Gottlieb Ferdinand (5) Martin Ponick übernahm den Stammhof mit 22 Jahren nach dem frühen Tod seines Vaters. Er fand seine Gattin in Maria Leß aus Nehmer, Kreis Kolberg- Körlin. Es war keine sehr kräftige Frau. Sie hatten 5 Kinder: Friedrich Wilhelm geboren am 27.11.1810, gestorben am 14.12.1810 Henriette Sophie geboren am 03. 10.1812, Katharina Sophie geboren am 05.07.1817, gestorben am 17.08.1817 Gottfried Ferdinand geboren am 30.08.1819, gestorben am 28.02.1839 an Schwindsucht Martin Wilhelm geboren am 10.05.1822 Hoferbe Auch Martin Ponick wurde nicht alt. In seiner Sterbeurkunde hieß es: Martin Ponick, Bauer in Zwilipp, 37 Jahre alt, starb 1821 am 15. September an Blutsturz. Seine Tochter Henriette Sophie verheiratete sich am 28.11.1829 mit Gottfried Ewald Wilhelm. Sie schenkte einer Tochter, Karolina Sophie das Leben, starb aber schon am 5.11.1834, erst 22 Jahre alt an Auszehrung. Die Mutter, Maria Ponick, geb. Leß, konnte den Hof alleine nicht bewirtschaften, so mußte sie sich einen zweiten Mann nehmen. Diesen fand sie in Christian Heinrich Böttcher aus Nehmer. Die
Trauung war am 21.6.1822. Die Ehe blieb kinderlos. Am 3.3.1829 starb auch Maria Böttcher, verwitwete Ponick geb Leß. Am 27.11.1832 heiratete der Witwer Christian Heinrich Böttcher die aus Bartin stammende Sophie Elisabeth geb. Raddatz, Witwe des verstorbenen Daniel Friedrich Dummer. Sie bewirtschafteten den Hof bis der Stiefsohn Martin Wilhelm Ponick sein Erbe antreten konnte.
(6) Martin Wilhelm Ponick, geb. am 10.5.1822 nach dem Tod seines Vaters, daher der Nachgeborene genannt. Auf dem väterlichen Hof bei seinen Stiefeltern lernte er die Landwirtschaft von Grund auf. Er besuchte die Zwilipper Dorfschule unter dem Lehrer Bösel. Mit 24 Jahren übernahm Martin Wilhelm Ponick als Hoferbe den alten Familienbesitz, der ihm am 27.5.1846 von seinem Stiefvater Christian Heinrich Böttcher übergeben wurde. Der Stiefvater erhielt 665 Taler, 261 Groschen und dazu noch 50 Taler für Verbesserung des Hofinventars. Der Hof war damals 180 preußische Morgen und 56 Quadratruten groß. Am 7.11.1845 verheiratete er sich zu Zwilipp mit Friedericke Wilhelmine Kummrow, Tochter des Bauern Friedrich Kummrow und seiner Ehefrau Katharina Sophie geb. Schleich. Friedericke Wilhelmine Kummrow ist geboren am 22.12.1820 und war eine kräftige, gesunde, energische und kluge Person. Dem Ehepaar wurden 10 Kinder geboren: Karoline Maria Elwine geboren am 12.10.1846, gestorben am 11.03.1848 Berta Emilie geboren am 29.02.1848 Justine Henriette Wilhelmine geboren am 29.10.1849 Friedericke Karolina geboren am 19.08.1851, gestorben am 17.02.1852 Karolina Ernestine geboren am 11.12.1852 Hermann August geboren am 06.07.1855 Albert Friedrich Wilhelm geboren am 28.05.1856, gestorben am 07.06.1856 Franz Robert Otto geboren am 21.05.1859 Hoferbe Friedericke Therese Luise geboren am 13.07.1861 Elwine Pauline Mathilde geboren am 22.01.1864 Martin Wilhelm Ponick starb am 26.9.1887 im Alter von 65 Jahren. Seine Ehefrau überlebte ihn noch 19 Jahre, sie starb am 27.3.1906 im 86. Lebensjahr. Berta Emilie verheiratete sich mit dem Schmied Gustav Gaulke in Kolberg. Justine Henriette war mit dem Bauern August Kummrow in Zwilipp verheiratet. Karolina Ernestine heiratete den Büdner Karl Braasch in Zwilipp. Hermann August war der eigentliche Hoferbe. Er verliebte sich aber in ein Dienstmädchen, heiratete sie und gab das Erbe ab, da er nichts auszahlen und somit auch nicht den Hof übernehmen konnte. Er wanderte nach Amerika aus. Friedericke Therese Luise war mit dem Bauern Hermann Braasch aus Peterfitz verheiratet. Elwine Pauline Mathilde heiratete den Ackerbürger Hermann Henke in Kolberg. (7) Franz Robert Otto Ponick ist am 21.5.1859 geboren und am 24.5.1859 getauft. Er besuchte, wie seine Geschwister, die Zwilipper Schule unter Lehrer Julius Heyer. Frühzeitig mußte ein Bauernsohn bei der Bewirtschaftung des Hofes helfen. Zuerst als Hütejunge, dann als Klein- und später als Großknecht. Am 26.8.1887 wurde ihm der Hof durch einen Hofüberlassungsvertrag von seinen Eltern überlassen. Dies war ein Kaufvertrag und er erhielt das gesamte lebende und tote
Wirtschaftinventar nebst Gesindebetten. Franz Ponick hatte eine gute Schuldenlast übernehmen müssen. Wenn er als Bauer bestehen wollte, so mußte er sich nach einer wohlhabenden Bäuerin umsehen. Diese fand er in Martha Pagel in Zarben geboren am 11.12.1864 ebenda. Tochter des Schmiedemeisters Heinrich Gustav Hermann Pagel und seiner Ehefrau Wilhelmine Albertine geb. Darow. Getraut wurde das Paar am 13.11.1891 von Pastor Wenzel in Zwilipp. Alle Hochzeitsgäste staunten über die große und schöne Aussteuer der Braut. Die Kinder des Ehepaares Franz Ponick waren: Ernst geboren am 02.02.1891 in Zarben Kreis Greifenberg Willi August Karl geboren am 20.08.1892, gestorben am 29.08.1892 Herbert Paul Franz geboren am 06.10.1893 Lydia Berta Friedericke geboren am 08.11.1895, gestorben am 24.11.1896 Siegfried Hermann Martin geboren am 11.03.1898 Hoferbe Martha Wilhelmine Ulrike geboren am 02.11.1899 Franz Ponick hatte als Pferdezüchter einen guten Ruf. Ihm zur Seite wirkte eine liebevolle Gattin, tüchtige, fleißige und sparsame Bäuerin und gute Mutter. Sie war eine religiöse Frau und fleißige Kirchgängerin. An den 72 Kriegsabenden in der Zwilipper Schule fehlte sie selten- drei ihrer Söhne waren zum Krieg eingezogen. Am 20.11.1905 starb Franz Ponick nach 14-jähriger Ehe. Der Hof wurde nun allein von Martha Ponick bewirtschaftet. Ihr zur Seite stand ein treuer Knecht, Emil Sädler, der aber auch zum Militär in den 1. Weltkrieg eingezogen wurde und kurz darauf fiel.. Zur Feldbestellung und Ernte wurde sie von ihrem Schwager Otto Betenhoff aus Zarben unterstützt. Der Sohn Herbert wurde im Krieg schwer verwundet, er hatte eine schwere Kopfverletzung und wurde am 5.3.1917 entlassen. Er starb am 11.5.1919 an den Folgen der Verwundung. Nun wurde auch der jüngste Bruder Siegfried eingezogen, der ebenfalls schwer verwundet wurde und erst am 20.2.1920 aus dem Lazarett entlassen wurde. Nach der Hofübernahme von Sohn Siegfried lebte Mutter Maria Ponick, geb. Pagel auf dem Altenteil des Hofes. Sie starb am 10.8.1934 im Alter von 69 Jahren. (8) Siegfried Ponick wurde am 11.3.1898 geboren. Er besuchte die Zwilipper Schule. Nach seiner Entlassung 1920 aus dem Lazarett führte er die Wirtschaft zusammen mit seiner Mutter. Durch seine Kriegsverletzung war er bei der Arbeit in der Landwirtschaft sehr behindert. Am 18.12.1925 heiratete er die aus Zernin stammende Bauertochter Martha Lübeck, Tochter des Bauern Friedrich Lübeck und seiner Frau Ulrike geb. Lübke. Im Februar 1927 übernahm Siegfried Ponick mit seiner Frau den Hof. Die Kinder der Eheleute Siegfried Ponick sind: Anneliese geboren am 21.09.1925 Siegfried geboren am 30.03.1927 als Hoferbe vorgesehen Heinz-Herbert geboren am 16.09.1934 Siegfried hatte von seinem Vater die Liebe für die Pferde geerbt. Seine Freude und sein ganzer Stolz waren die selbstgezüchteten Pferde. Als 1939 der 2. Weltkrieg ausbrach, wurden die männlichen Arbeitskräfte eingezogen. Nun mußten die beiden ältesten, aber noch sehr jungen Kinder auf dem Hof helfen. Im November 1944 wurde Sohn Siegfried zum Arbeitsdienst und ab 6.1.1945 zur Wehrmacht eingezogen. Bis zum Zusammenbruch, Einmarsch der Roten Armee, in den ersten Märztagen arbeiteten auf dem Hof 2 Kriegsgefangene. Am 15.11.1945 war der Tag der endgültigen Vertreibung der Familie Ponick von Haus und Hof.
Unter großen Strapazen und vielen Stationen, Stettin-Scheune, Löcknitz, Strahlsund, Binz kam die Familie Ponick nach Mamerow bei Lalendorf Krs. Güstrow in Mecklenburg. Auf der Staatsdomäne Mamerow, deren Pächter sich erschossen hatte, wurde gesiedelt. Es wurde Vieh und Ackergeräte angeschafft, die ganze Familie hat hart gearbeitet, aber immer in der Hoffnung auf eine Rückkehr in die Heimat. Durch Heraufsetzung des Ablieferungssolls für nicht regimetreue DDR-Bürger ist die Familie Ponick im April 1953 heimlich nach West-Berlin gegangen. Über verschiedene Lager, wie Meinsberg, Ludwigsburg, Balingen kam die Familie dann nach Dietingen bei Rottweil am Neckar. Am 14 11.1961 ist Siegfried Ponick verstorben. Martha Ponick zog zu ihrem Sohn Heinz-Herbert nach Rottweil und ist am 11.1.1994, 5 Tage vor ihrem 94. Geburtstag gestorben. Die letzten anderthalb Jahre lebte sie in einem Pflegeheim. (9) Der Sohn Siegfried Ponick jun. kam im Mai 1945 in amerikanische Gefangenschaft. Nach seiner Entlassung war er in Hamburg und hat später bei Hannover in einer Landwirtschaft gearbeitet. 1947 hat er seine Familie gefunden. Er ist dann schwarz über die Grenze, in die ehemalige DDR gegangen um sie zu besuchen, wollte aber wieder zurück. In Mamerow erkrankte er und ist am 18.1.1948 in Güstrow im Krankenhaus verstorben. Anneliese Ponick ist seit 1951 mit Otto Prill, ebenfalls einem Siedler aus Mamerow Kreis Güstrow verheiratet. Sie gingen 1952 ebenfalls in den Westen und wohnen seither in Singen am Hohentwiel. Sie haben eine Tochter Marianne Prill. Heinz-Herbert arbeitete erst in der Rottweiler Molkerei. Am 1.1.1966 eröffnete er ein Taxigeschäft in Rottweil. Er heiratete am 27.11.1967 Ilka Schulz. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Vera Ruth Martha geboren am 19.11.1970 Eva Maria geboren am 23.01.1975 Christian Siegfried Joachim geboren am08.03.1978 Am 1.1.1996 gab Heinz-Herbert nach 31 Jahren sein Taxigeschäft auf, das mittlerweile aus 7 Taxen bestand. (10) Zu der 10. Generation der Familie Ponick gehören die Kinder: a) von Otto Prill und Anneliese geb. Ponick, Marianne Prill und b) von Heinz-Herbert und Ilka Ponick, geb. Schulz, Vera, Eva und Christian. Fazit: Die Chronik der Familie Ponick ist sehr interessant und zeigt, dass diese Familie 8 Generationen in Zwilipp gelebt hat, seit 1644 bis 1945, also 301 Jahre. Ich habe aus dieser Chronik nur die Familie Ponick betreffende Aufzeichnungen entnommen. Die Chronik selbst ist noch wesentlich umfangreicher. Sie enthält noch Daten und Begebenheiten, die Zwilipp betreffen, die aber an anderer Stelle wiedergegeben sind.
Aus diesen beiden Auszügen sieht man, dass die Familien Ponick und Kummrow in der 6. Generation der Ponick’schen Chronik miteinander verwandt waren.
Der Aufstieg einer Kolberger Bauern-Familie Über 400 Jahre war die Familie Heldt im Kreise eingessen. Eine Übersicht von Lehrer i. R. Asmus, Kolberg. Aus der Kolberger Zeitung von November 1958.
Aus einer umfangreichen Familienchronik gibt Lehrer i. R. Asmus im Nachstehenden einen Abriß der Geschichte der Familie Heldt, die im Kreise Kolberg-Körlin sehr stark vertreten war: Die Heimat der Familie Heldt ist das Dorf Degow im Kreise Kolberg-Körlin. Die älteste Urkunde dieses Geschlechts gibt uns das Degower Kirchenvisitationsprotokoll vom Jahre 1585. In demselben werden genannt: Thomas Heldt und Hans Heldesche; das heißt die Frau vom verstorbenen Hans Heldt. Es waren damals also schon zwei Geschlechter dieses Namens in dem Orte. Die Degower Kirchenbücher beginnen 1640. Damals verwüstete noch der Dreißigjährige Krieg die Länder Deutschlands. Auch nach Kolberg und Umgebung waren die räuberischen Scharen Wallensteins 1627 gekommen. Sie wurden 1631 von den Schweden zum Abzuge gezwungen. Aber unterwegs plünderten sie auf dem platten Lande ganze Dörfer aus, raubten Pferde, prügelten die Menschen und fesselten und marterten sie, um Geld zu erpressen. Der Pastor Simonides (1640 bis 1658) in Degow musste nach Kolberg flüchten. Da ist es selbstverständlich, dass die Bauern in Degow Schweres erdulden mussten. Die Schweden übernahmen nun die Verwaltung des Kreises. Sie traten zuerst sehr gemäßigt auf, später räuberten sie genau wie die Wallensteiner. In dieser Zeit lebte der Ahnherr der Familie Heldt in Degow, der Bauer Peter Heldt, er ist 1659 als Bauer genannt.
Die Degower Bauern Als der Dreißigjährige Krieg zu Ende war, erließ der Große Kurfürst 1666 in Pommern an alle Geistlichen eine Umfrage. Sie sollten angeben, wie viele Bauerhöfe wüst lagen, damit dieselben wieder besetzt werden könnten. Damals gab es in Degow folgende Bauern: 1. Peter Pape, 2. Peter Brasche, 3. Jochem Finger, 4. Peter Holt (Heldt), 5. Peter Kluge (falsch) Runge, Freischulz, 6. Vater Lickefett, 7. Martens Kluge, 8. Michel Heidmann, 9. Daniel Steinkraus, 10. Jürgens Steinkraus, 11. Christian Netzel, 12. Jochen Helt, 13. Karsten Unike (?), 14. Michel Hauck, 15. Jochen Klar, 16. Jakob Kluge, Kossät, ohne Land, Hans Strelow, Kossät. Peter Heldt starb am 1. März 1704. Seine Ehefrau war Catharina Braasch. Sie ging dem Ehemann voran im Tode. Sie starb am 8. Mai 1694. Sein Sohn und Nachfolger auf dem Erbhofe war Erdmann Heldt (1666 bis 1747), der böse KälteJahre (1709 und 1740) erleben mußte, die dem Landmann unermeßliche Verluste brachten. Im Amt Degow sind wertvolle Urkunden über die drei Erbnachfolgen aufbewahrt. Erdmann Heldt tritt seinem jüngsten Sohne Christian Heldt I. den Hof ab, am 8. Juli 1734. Nun kommen in der Russenzeit furchtbare Nöte und Leiden über die Menschen. Die Russen hausten schrecklich. Als die Russen 1762 zur Belagerung von Kolberg heranziehen, flüchtet dieser Christian Heldt nach Kolberg, und er muß alle Leiden der Belagerten, Hunger und Kälte, durchkosten. Als die Stadt vom Feinde eingenommen ist, kann er zurückkehren nach Degow. Aber Haus und Hof liegen in Asche, seine Frau Marie Drengenberg ist tot, ebenso die meisten seiner Kinder. Auf dem Hofe lebt nur ein zwanzigjähriger Sohn. Als Vieh sind auf dem großen Hof nur ein Ochse, eine Kuh und eine Sterke; alles übrige haben die Feinde genommen. Es ist kein Roggen ausgesät und auch kein Brotkorn vorhanden. Hilflos steht der junge Mann da und weiß keinen Rat. Aber da kommt ein Retter in dem Altenteil-Bauer Rothsolcken aus Zernin. Er bietet sich ihm als Verwalter an, wenn er seine einzige Tochter heiratet. Darauf geht der junge Christian Heldt II. ein, und nun beginnt der Schwiegervater mit ihm einen energischen Aufbau des Hofes. Ihm und seiner tüchtigen Frau Dorothea Rothsolck ist nun eine lange, gesegnete Wirkungszeit beschieden. Sie übergeben dem dritten, dem jüngsten Sohne, Christian Heldt III., das ganze Anwesen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse waren in den ersten Jahrhunderten sehr schlecht. Sie wurden aber bedeutend besser unter dem Erbnachfolger Christian Heldts III., namens Gottfried Heldt. Durch die Separation oder Gemeinheitsteilung bekamen die Bauern in den reinen Bauerndörfern, also auch in Degow, eine viel besser zusammenhängende Plantage der Äcker. Dann folgte der vergrößerte Anbau der Kartoffel und daraus eine verstärkte Schweinezucht.. Dazu kamen neue Verkehrsverhältnisse, Chausseen und Eisenbahnen wie 1850 und später. Nun konnten die landwirtschaftlichen Produkte in weite Ferne verfrachtet werden. Da damals die Arbeitslöhne und Steuern gering waren, die Landleute sehr einfach und sparsam lebten, Luxus unbekannt war, konnten sie gute Ersparnisse machen, und der Wohlstand wuchs. Diese Zeiten der so genannten goldenen Landwirtschaft haben Gottfried Heldt und sein Sohn und Erbnachfolger Ferdinand Heldt gut ausgenutzt. Sie konnten ihre zahlreichen Söhne und Töchter in größeren Bauernhöfen gut unterbringen. So finden wir Familienmitglieder nicht bloß in Degow, sondern auch in Jaasde, Kaltenhagen, Henkenhagen, Bartin, Zwielipp, Eickstedtwalde und anderen Orten. Im 1. Weltkriege kämpften 5 Söhne Ferdinand Heldts, von denen zwei gefallen sind. Der heutige Besitzer des Stammhofes kam gesund zurück und gehört zu den großen Hofbesitzern unseres Kreises.
40 Strelows und 62 Strehlows Christian war ein beliebter Vorname Großmutter von 66 Enkeln Ein Bericht aus der Kolberger Zeitung (von vor der Vertreibung) von Lehrer Asmus Aus der Kolberger Zeitung von März/April 1980
Mit zu den zahlreichsten Geschlechtern unseres Kreises gehört die Familie Strelow. Im Kolberger Adreßbuch von 1934 sind in unserer Stadt 40 Namen Strelow und 62 Strehlow (mit h) eingetragen. Im Einwohnerbuch für den Landkreis Kolberg kommen 60 Familien vor. Die alten Heimatdörfer, aus denen die einzelnen Sippen stammen, sind Damgard, Jaasde, Bartin, Quetzin, Rossentin u. a. und im Kreis Köslin Strippow. Das Dorf Damgard ist die Heimat der Freischulzen Strehlow, die sich noch heute ihren Erbsitz erhalten haben, wenn auch nur in einem halben Hofe. Acht Hofbesitzer lassen sich hier nacheinander nachweisen. Im Jahre 1704 treffen wir in dem Erbregister der Dörfer des Amtes Altstadt (Stettin St. U. 65b. Acta 15/01 nr. 51) in dem kleinen Dörfchen Jaasde, Parochie Fritzow, den Freischulzen Christian Strelow und später 1732 - 1762 dessen Sohn Peter Strelow. Derselbe hatte außer dem Hoferben noch zwei Söhne Hans und Christian Strelow und eine Tochter Marie, die mit dem Freischulzen Christian Braasch (II) in Stöckow verheiratet war. Da aber die Kirchenbücher in Fritzow erst 1810 beginnen, haben wir keine weitere Kunde über die Jaasder Sippe. Aber Hans Strehlow geb. etwa 1732, zweiter Sohn Peter Strelows, wird laut Zerniner Kirchenbuch 1753 mit der Witwe des Schulzen Hans Schwerdtfeger in Bogentin vertrauet. Er wird Bauer und Schulz in diesem Dorfe. Ihm wird 1754 ein Sohn Peter Strehlow geboren. Aber die Mutter stirbt schon etwa 1757. Hans Strehlow muß eine zweite Frau nehmen. Die Bogentiner und Damgarder Familien schreiben ihren Namen mit h, Strehlow. Der oben genannte Sohn Hans Strehlows namens Peter heiratet am 22. Oktober 1773 die Hoferbin Anna Marten in Zernin. Er ist der Ahnherr der Zerniner Linie. Drei Söhne entsprießen dieser Ehe: Friedrich, Ewald und Christian. Drei Generationen folgen in Zernin auf Friedrich Strehlow, dann wird der Hof zerteilt und die Besitzer verkaufen ihre Besitzungen und ziehen nach Kolberg. Der zweite Sohn Ewald Strehlow kämpft als Soldat in der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 mit, entwischt bei der Gefangennahme der von Hohenloheschen Armee bei Prenzlau und wird Bauer in Altquetzin, wo seine Nachkommen heute noch wohnen. Aber da ist schon eine andere Sippe der Strehlow ansässig. Ein anderer alter Stamm der Strelow hat seinen Wohnsitz in Bartin, Parochie Zwilipp. Da das Zwilipper Kirchenbuch 1787 verbrannt ist, kann das Alter dieser Sippe nicht festgestellt werden. Aber die Sterbeurkunde des Ahnherrn lautet: “Zwielipp. Anno 1804, Christian Strelow gewesener alter Bauer und Kirchenvorsteher in Bartin gestorben den 10. Januar vor Alter und Schwachheit alt 84 ½ Jahr!” Er ist demnach 1719 geboren. Der letzte männliche Erbe dieses Stammes, Hermann Strelow, wurde Gutsbesitzer in Tessin, Kreis Köslin. Er überließ seiner einzigen Schwester, Helene Strelow, das väterliche Erbe, das nun Hermann Strelow aus Quetzin übernahm. Seine Ehefrau schenkte ihm 14 Kinder, von denen 2 im Weltkriege fielen und 4 jung starben. Ein Urenkel des Ewald Strehlow hat sich vor kurzem einen Bauernhof in Necknin gekauft.
Großmutter von 66 Enkelkindern. Ewalds Bruder Christian Strehlow ehelichte die Frau des Freischulzen Strehlow aus Damgard. Da zeigt sich ein eigentümliches Verhältnis. Der Freischulz Ewald Strehlow war verheiratet mit der Bauerntochter Katharina Kape aus Bartin. Sie schenkte dem Ehemann 1 Tochter und 2 Söhne. Als der Mann starb, mußte die Frau einen zweiten Mann nehmen, denn das Freischulzenamt und der Hof verlangten einen Verwalter. Dazu erwählte sich die Witwe den Bauernsohn Ewald Wille aus Zernin. Als derselbe nach kurzer Zeit ihr entrissen wurde, schritt die Schulzenwitwe 1808 zur dritten Ehe mit Christian Strehlow aus Zernin, dem dritten Sohne Peter Strehlows. Ein Sohn Heinrich Strehlow geb. 29.08.1809 und eine Tochter Emilie Ernestine Strehlow geb. 21.06.1818 entsprossen dieser dritten Verbindung. Nach damaligem Erbgesetz erbte der älteste Sohn des ersten Mannes das Vatererbe, wenn er 25 Jahre alt war. Das war 1820 der Fall. Christian Strehlow fühlte sich wohl noch zu jung, aufs Altenteil zu gehen und so zog er nach Rossenthin und übernahm da einen Bauernhof. Seine Tochter Emilie wurde die Gattin des Bauern Gottfried Heldt in Degow und wurde Mutter von 8 gesunden kräftigen Kindern und Großmutter von 66 Enkeln und Enkelinnen. Wir kehren nun zurück zu dem Schulzen Hans Strehlow in Bogentin. Dieser nahm am 5. Juli 1758 die zweite Frau, Dorothea Engwer aus Tramm. Von seinen 5 Kindern wurde der älteste Sohn, Christian Strehlow, Hoferbe. Von 1783 bis kurz vor dem Weltkriege haben die Nachkommen als Bauern in Bogentin ihre Anwesen verwaltet. Sie haben zeitweilig auf mehreren Höfen gesessen. Aber dann verkauften sie das Vatererbe und zogen in die Stadt. Nur auf Kolberger Ausbau, in der Nähe von Necknin, hat ein Nachkomme noch einen wertvollen Grundbesitz. 14 kerngesunde Kinder Im Russenkriege zur 3. Belagerung Kolbergs 1761/62 herrschte als furchtbare Geisel die rote Ruhr in der Zerniner Parochie und raffte 321 Menschen hinweg. Da waren die Bauern knapp. Hans Strehlows Bruder, der dritte Sohn des Jaasder Schulzen Peter Strehlow, namens Christian, fand nun gute Gelegenheit, in einen Bauernhof in Bogentin zu kommen, durch eine Ehe mit der Hoferbin Anna Wille. 14 Kinder schenkte sie dem Ehegemahl, alles kerngesunde kräftige Menschen. Wie gesund und kräftig und fürsorglich muß die Mutter gewesen sein, dass sie so viele Sprößlinge hervorbringen und erziehen konnte. Daß ihre Töchter der Mutter an Fleiß und Wirtschaftlichkeit ähnelten, geht wohl daraus hervor, dass dieselben begehrenswerte Bräute und Frauen wurden. Aber in dem kleinen Dorfe konnten diese tüchtigen Menschen kein Unterkommen finden, sie zerstreuten sich in der Umgegend und zogen meistens in die Stadt. Alle hießen Christian Die meisten Familien Strehlow fand ich in dem Dorfe Strippow, Kreis Köslin. In dem Kirchenbuche, das 1656 beginnt, sind sie schon zahlreich vertreten. Nach damaliger Sitte hatte jeder Landbewohner nur einen Vornamen. In diesem Orte war um 1700 eine große Einförmigkeit der Vornamen. So hatte z. B. in einem Zeitraum von 10 Jahren neun Strehlows acht Söhne, die den Namen Christian erhielten. Die Mütter sind in dem Verzeichnis nicht genannt, so dass es für den Familienforscher sehr schwer, ja fast unmöglich ist, eine Ahnentafel aufzustellen. 40-mal kommen in obigem Kirchenbuch unter den Strehlows (1690 - 1722) die Vornamen Christian und Peter vor. Den Fraunamen wurde auch öfters der männliche Vorname Jürgen beigelegt. So heißt es dreimal “Jürgen Strehlowsche gestorben”. Da es mehrere Männer dieses Namens gab, tritt die Frage auf,
welcher Jürgen Strehlow war das? Bis dahin ist meistens nur der eigentlichen Hoferben und Hofbesitzer gedacht. Wo blieben die Nichtanerben? Bis 1850 waren die Bauernhöfe unteilbar. Da wartete manch Nichtanerbe auf eine passende Gelegenheit, sich einzuheiraten oder eine Witwe zu ehelichen. Manch 2. oder 3. Sohn wurde Soldat, kam nach gründlicher Ausbildung in sein Heimatdorf zurück, heiratete und half als Arbeiter, wo man ihn brauchte. Er mußte aber jährlich mehrere Monate im Heere üben. Durch vermehrten Kartoffelanbau, bessere Schweinezucht, durch Anlage von Chaussee und EisenBahnen und guten Absatz konnte auch der Kleinlandwirt bestehen. Da wurde manch ein Bauernhof parzelliert und manch ein Bauernsohn fand einen Unterschlupf. Andere Söhne wurden Handwerker, Kaufleute, Beamte, Arbeiter oder sie zogen nach Amerika oder als Facharbeiter in die Industrieorte. Daß die Strehlows großen Familiensinn haben, ersieht man daraus, dass drei Geschlechter je eine umfangreiche Familienchronik aufstellen ließen, in denen nicht nur die Namen und Daten der einzelnen Glieder der Sippen verzeichnet sind, sondern auch das, was sie erlebt und gelitten haben in Freude und Leid, Not und Gefahr, namentlich in Kriegszeiten, 30-jährigen, Russenkrieg 1761/62 sowie den nachfolgenden Befreiungs- und Einigungskämpfen, sowie im Weltkriege. Trotz aller Nöte haben sich die Familien bis auf den heutigen Tag lebensfrisch erhalten, wie der Dichter Freiligrath es poesievoll darstellt: Am Baum der Menschheit drängt sich Blüt an Blüte, nach ewgen Regeln wiegen sie sich drauf, wenn hier eine matt und welk verglühte, springt dort die andere voll und prächtig auf, ein ewig Kommen und ein ewig Gehen und nie und nimmer Stillstand. Wir sehn sie auf- und sehn sie niedergehen, und ihre Lose ruhn in Gottes Hand”.
Aus der Geschichte der Ortschaft Degow. Von Ferdinand Asmus. Aus der Kolberger Zeitung von Jan./Febr. 1980
Dieses Dorf ist das zweitgrößte unseres Kreises und zählt über 1100 Einwohner. Es verdankt seine Bedeutung dem Umstand, dass es eine Bahnstation hat. Die älteste Chaussee, die von Belgard, Körlin nach Kolberg führt, und 1836 bis 1839 erbaut wurde, hat viel zur Hebung des Ortes beigetragen. Sie wurde durchkreuzt von zwei neueren Steinbahnen. Wegen der günstigen Lage an diesen Straßen konnten sich hier zwei Baufirmen entwickeln, die Firzlaffs und die Martens. Lange Jahrzehnte haben diese fast alle Bauten auf den Dörfern in näherer und weiterer Umgegend ausgeführt. Ihre Glanzzeit begann nach 1854 in der goldenen Zeit der Landwirtschaft. Damals hatten die Landwirte höhere Erträge und infolge der verbesserten Verkehrverhältnisse gute Getreide- und Viehpreise. Nun begann in den Dörfern ein Abreißen, Graben und Neuaufbauen. Das alte Längsdielenhaus, ein Rauchhaus ohne Schornstein, das heute nur noch im Dorfe Kamp erhalten ist, verschwand in den Bauerngehöften. In dieser Zeit der baulichen Umwandlung der Hausformen standen die Vertreter der Baufirmen den Landleuten mit Rat und Tat zur Seite. Sie haben den alten Bauernbaustil nicht über den Haufen geworfen, sondern schonend der Zeit gemäß entwickelt. Das altsächsische Haus, in dem Menschen und Vieh friedlich unter einem Dache wohnten, war veraltet. Nun trat an seine Stelle das Querdielenhaus. Das Torzimmer hielt sich noch einige Jahrzehnte. Es ist heute nur noch an wenigen Bauerngehöften zu finden. Langsam trat auch eine Umwandlung ein vom Holzfachwerkbau mit Kleinstaken zum massiven Steinbau. All diesen Veränderungen haben die Degower Baumeister Geist und Leben eingehaucht. Diese Arbeiten erforderten viele Zimmerleute, Maurer, Handwerker und Arbeiter, die sich in Degow eine Heimstätte suchten und fanden. Später kam auch die Post mit ihrem Getriebe dazu. So hat sich das Dorf vergrößert. Es zählte 1784 (laut Brüggemann, Kirchenchronik) nur 21 Feuerstellen, also rund 150 Seelen. Darunter die Pfarre und das Freischulzengut, das noch heute erhalten ist. Auch in Degow haben mehrere große Brände mit den alten Gebäuden aufgeräumt. Durch moderne Neubauten hat das Dorf ein neues an die Stadt erinnerndes Gewand bekommen. Für Handwerker, Beamte und Arbeiter sind kleinere Wohnungen mit Gärtchen erbaut. Seit einigen Jahren sind an der Straße nach Bartin 24 Siedlungen mit je einem Morgen Land entstanden, Auch ein Arzt, ein Tierarzt und ein Apotheker fehlen nicht. In der Mitte des Dorfes ist die Kirche. Die alte wurde 1877 abgebrochen, die jetzige 1879 eingeweiht. Sie ist im Basilikenstil errichtet. Als Pommern christlich wurde, schenkte der Herzog des Landes dem Bischof, gleichsam als Besoldung, das Land Stargard, das später mit dem Land Kolberg umgetauscht wurde. Der Bischof wurde nun Landersherr über unsere Gegend. Ihm gehörten die Dörfer, soweit sie noch nicht als “Lehen” verschenkt worden waren. Die Bischöfe waren oft in Geldnot. Diese zwang sie, Dörfer zu verkaufen, wie Zernin, Damgard und Bartin, wie auch Degow. So erwarb das Domkapitel in Kolberg von Bischof Konrad von Kamin unser Dorf. Die Einkünfte aus demselben gehörten zur Hälfte dem Dekan und zur Hälfte dem Domkontor, der zugleich Patron über die Kirche war. Eingepfarrt sind die Orte Mechenthin, Ganzkow und Stöckow. Die Pfarre besitzt einen Abendmahlskelch von seltener Schönheit. Er soll aus Ungarn stammen und von dem Pastor Martin Simon, der im Amte war von 1642 bis 1658, von einem Soldaten des dreißigjährigen Krieges erkauft sein, der ihn 1652 in Degow versetzt haben soll.
Im Russenkrieg hatte Degow nicht soviel zu leiden wie die Nachbardörfer nach Kolberg zu. Aber die rote Ruhr gelangte auch hierher und raffte viele Menschen hinweg. In der Parochie starben in den Jahren vorher durchschnittlich 10 - 12 Personen, 1761 bis 62 aber 112 in einem Winter. In diesen Wintertagen erklangen Tag für Tag die Sterbeglocken. Weil man kein Holz für Särge hatte, legte man die Leiche in einen Kumm (Truhe) und begrub sie. Die Russen schlachteten alle Kühe und Ochsen, raubten Kleider und Hausrat, Pferde und Kühe, verbrannten in ihren Wachtfeuern den Bauern überall die Zäune und alten Ställe, so dass, als die Notzeit bei der großen Kälte des Winters vorbei war, nicht einmal Feuerung da war. In der Franzosenzeit erging es den Dörflern besser. Seitdem hat Degow außer Gefangenen keinen Feind mehr gesehen und das Dorf hat sich gut und friedlich entwickeln können. Die alten Bauerngeschlechter, die jahrhundertelang in Degow ihren Wohnsitz hatten, sind die Heldt, Finger, Schwertfeger, Maaß, Stieg, Bolduan, Schumacher, Lucht, Papa u. a..
Der Spruch des Königs Von Ferdinand Asmus Kolberger Tageblatt-Beilage “Von Land und Leuten” (Ende der 1920er Jahre) Aus der Kolberger Zeitung von Jan./Febr. 1980
Um das Jahr 1699 war auf dem Königl. Domänenamte Kolberg-Altstadt, zu dem die Dörfer Altstadt, Wobrow, Zwielipp, Stöckow, Quetzin, Jaasde und Poldemin gehörten, der Amtmann Brandt. Zum Amte gehörten zwei Ackerwerke, Stöckow und Altstadt, zu denen zur Beackerung die Bauern der Amtsdörfer die nötigen Hand- und Spanndienste leisten mußten. Nun schloß 1699 der Amtmann mit den Bauern in Zwielipp und Wobrow einen Vergleich ab, sie sollten jährlich 400 Reichstaler Dienstgeld zahlen und dann frei sein von allen Naturalleistungen. Als nun das Domänenamt 1706 in Erbpacht vergeben wurde, behielt man die Geldabgabe, die eine gute Einnahme der damals sehr geldarmen Königl. Kasse war, bei. Die Bauern aus den beiden genannten Orten waren frei von allen Hand- und Gespanndiensten. Im Jahre 1776 wurde die Erbpacht der Domäne Altstadt und ein Generalpächter, namens Pokrandt, übernahm die Verwaltung der Domäne. Er verlangte, dass die Bauern in den Amtsdörfern die üblichen Gespannleistungen wieder aufnehmen sollten. Als die oben Genannten sich weigerten, wandte sich Pokrandt in einer langen Bittschrift am 6. Juni 1776 an den König Friedrich II., den alten Fritz. Er berief sich in seiner Eingabe darauf, dass die Domänenbauern von altersher stets für die Ackerwerke bestimmte Dienste geleistet hätten. Die Zwielipper und Wobrower seien auch Königl. Bauern und hätten Königl. dienstbare Lasthufen, genössen alle Rechte in Zeiten der Not seitens des Königs, also müßten sie auch ihre Pflichten erfüllen. Er selbst als Pächter des Dominiums könne ohne die Hilfsarbeit der Bauern nicht bestehen, denn die Saat, die Korn- und Heuernte, wäre ohne sie nicht rechtzeitig zu beenden, ebenso könne im Sommer bei eintretendem Regenwetter das Getreide auf dem Felde, das Heu auf den Wiesen nicht rechtzeitig eingefahren werden und käme in Gefahr, zu verderben. Er verlangt auch nur, dass die Ortschaften 19 Tage im Jahr den geringen Hilfsdienst gegen Bezahlung verrichteten. Das wäre kein großes Opfer, da die Zwielipper die reichsten Bauern im Amte seien, welche teils für 300 bis 400 Rthlr. eigenen Acker auf dem Kolberger Stadtfelde hätten und doch noch ohne diesen den Kolberger Bürgern Äcker für Geld bearbeiten und mit Kolberger Marktleuten Waren auf weite Entfernungen verfrachten; darum
bäte er um Anweisung, dass die Bauern der zwei Dörfer Gespanndienste leisten müssen. In einer Liste zählt der Amtmann Pokrandt die Landbesitzungen der Wobrower und Zwielipper, die sie in Kolberg haben, auf. Acker auf dem Stadtfelde besitzen: Aus dem Dorfe Wobrow: Aus dem Dorfe Zwielipp: 1. Martin Schenden = ¾ Morgen Pommersch 1. Peter Kummrow = 7 Morgen 2. Adam Schwertfeger = 3 ¾ Morgen 2. Martin Tobe = ½ Morgen 3. Erdmann Henke = 5 Morgen 3. Erdmann Henke (Schulz) = 2 Morgen 4. Friedrich Kummrow = 1 Morgen 4. David Rackow = 1 ½ Morgen 5. Christian Witte = 1 ½ Morgen 5. Christian Gehrt = 1 ½ Morgen 6. Michel Goner (Schulz) = 3 Morgen 6. Jakob Gehrt (Gerichtsmann) = 1 ½ Morg. 7. Erdmann Ponick = 3 Morgen 7. Andreas Schwertfeger = 4 ½ Morgen 8. Ewald Schwertfeger = 1 Morgen 8. Christian Henke = 1 Morgen 9. Erdmann Milleg = ½ Morgen 10. Hans Schwertfeger = 2 ½ Morgen 11. Martin Rackow = 2 ¾ Morgen ( In etwa sind es die gleichen Namen wie in dem nächsten Artikel. )
Das Bittgesuch ging durch das General-Direktorium Pommern an den König. Ersteres sandte darauf den Amtsrat Alberti nach Altstadt zur Untersuchung des Streitfalles. Das Gesuch des Pokrandt wird laut Schreiben vom 20. März 1777 von Alberti günstig befürwortet. Die Untertanen wären imstande, den nur geringen Hilfsdienst ohne Schaden für ihr Bestehen zu leisten. Das Ackerwerk Altstadt wäre durch die Wut des Krieges (1761/62) dem Erdboden gleichgemacht und erst 1774 wieder hergestellt. Zwar ist der Widerstand den Bauern nicht zu verdenken, da sie sich auf dem Kolberger Stadtfelde Acker angekauft, auch gemieteten Acker von Kolberger Bürgern um die Hälfte bestellten und durch ihre Posthilfs- und Marktfuhren bis nach Köslin, Rübenwalde und Stolp mehr Geld erwarben als durch ihre Hilfsdienste auf dem Ackerwerke, zumal die Zwielipper Bauern 12 bis 15 Pferde besaßen. Daher wäre es recht und billig, dass sie den Hülfsgespanndienst übernehmen: “Eines Kgl. Collegi erleuchtete Entscheidung muss ich demnach gehorsamste überlassen, ob es bei dieser einleuchtenden Dienst-Verbindlichkeit, derer ohne Grund widersprechenden Dorfschaften Wobrow und Zwielipp, nicht billig sei, dahin anzutragen und zu erbitten, dass solche ihres Widerspruches ohnerachtet den versagten geringen Hülfs-Gespann-Dienst bei der Altstadt übernehmen müssen. Alberti.” Die Antwort des Königs ist bezeichnend für seinen Gerechtigkeitssinn. “Berlin, den 19. Marty 1778. An die Pom. Cammer! Wegen der dem Amte Kolberg bei zu legenden Dienste der Untertanen zu Zwielipp und Wobrow. Wir Friedrich, König von Preußen etc. Aus eurem Briefe vom 16. 3. wegen der dem Vorwerk Altstadt Colberg beizulegenden Dienste gehet hervor, dass gedachte Untertanen im vorigen Saeculo (Jahrhundert) wirklich natural Dienste zum Vorwerk Altstadt geleistet haben, mithin dazu verpflichtet gewesen sind. Es ist aber auch festgestellt, dass die beiden Ortschaften seit anno 1699 der Naturaldienste erlassen und seit der Zeit also 78 Jahre nicht von ihnen gefordert worden ist, dass mithin die Forderungen im Laufe der langen Jahre verjährt sind. Dies würde schon hinlänglich sein, die Untertanen bei der Dienstfreiheit zu schützen, wenn wir Hochselbst auch nicht einmal als ein Normal-Gesetz festzustellen geruhet,
dass diejenigen Untertanen, welche seit dem Jahre 1740 in irgend einem unverrückten Besitz gewesen, dabei schlechterdings geschützt werden sollten. Es würde daher auf diese Weise widerrechtlich und Unserer allerhöchsten Willensmeinung entgegen sein, wenn mehrgedachte Untertanen bei der sich vorhabenden langjährigen unverrückten Freiheit von Naturaldiensten wider ihren Willen dazu angehalten werden sollten, mithin kann das Begehren des Beamten ( des Amtmanns Pokrandt ) und der Antrag des Deputationscollegii (heute Regierung genannt), welches von gewohnter Unserer höchsten Gesinnung entweder keine Kenntnis haben oder solchen ganz außer Acht gelassen haben muß, schlechterdings nicht stattfinden….. Ihr habt also den Beamten (Pokrandt) mit seinen Forderungen in Ansehung der Dienste ein vor allemal gänzlich ab- und zu Ruhe zu verweisen, euch selbst (das ist das Deputationskollegium) aber beständig zu erinnern, dass Wir höchstselbst äußerst ungnädig vermerken, wenn Unsern AmtsUntertanen irgend neue Last in specie Natural-Dienste, welche sie nicht in der Fortdauer aus hergebrachter Schuldigkeit bisher geleistet haben, aufgebürdet werden sollen. Sind euch in Gnaden gewogen……..
Die ersten Bewohner der Lauenburger Vorstadt Von Ferdinand Asmus Aus der Kolberger Zeitung von August 1959.
Die ersten Ansiedler auf dem Gelände der Kolberger Vorstädte kamen wohl aus den umliegenden Dörfern. Sie kauften sich auf dem Fundum der Stadt Wiesen und Äcker an. Das war ihr Eigentum. Wenn ein junger Bauer seines Vaters Hof übernahm, so erbte er nur diesen. Das Eigentum auf dem Stadtfelde verblieb den Nichterben. Diese zogen in die Vorstadt und ließen sich mit Erlaubnis des Kommandanten ein kleines Häuschen mit Stall und Scheune bauen. So wurden sie Ackerbürger, die sich Land pachteten und Ackerbau und Viehzucht betrieben; oder sie wurden Fuhrleute, die den Kaufleuten Ware verfrachteten, oder Handwerker und Arbeiter. Im Protokoll des Domänenamtes Kolberg-Altstadt von 1719 über Bartin heißt es: “ Die Bauern holen Viehfutter vom Kolberg’schen Felde, allwo sie zum Teil eigen, zum Teil gemietetes Land haben “. Ein Bauer Christian Strehlow in Bartin hatte 1724 5 ½ Morgen Stadtacker. Genauer sind die Besitzungen verzeichnet im Geheimen Preußischen Staatsarchiv in Berlin: In dem Dorfe Wobrow und Zwielipp besitzen eigentümlich auf dem Stadtfelde: Aus Wobrow: Aus Zwielipp: Martin Schendin Peter Kummrow = 7 Morgen (Pomm.) (soll heißen Scherdin) = ¾ Morgen (Pommersch) Martin Töbe = ½ Morgen Adam Schwertfeger = 3 ¾ Morgen Erdmann Henke (Schulze) = 2 Morgen Erdmann Henke = 5 Morgen David Rackow = 1 ½ Morgen Friedrich Kummrow = 1 Morgen Christian Gehrt = 1 ½ Morgen Christian Witte = 1 ½ Morgen Jakob Gehrt (Gerichtsmann) 1 ½ Morg. Michael Goger (Gauger) = 1 Morgen Andreas Schwertfeger = 4 ½ Morgen Erdmann Ponick = 3 Morgen Christian Henke = 1 Morgen Ewald Schwertfeger = 1Morgen Erdmann Mileck (Milleg) = ½ Morgen Hans Schwertfeger = 2 ½ Morgen Martin Rackow = 2 ¾ Morgen
So kamen die Henke, Schwertfeger, Witte, Rackow, Gauger, Kloß u. a. nach der Lauenburger Vorstadt. Diese Familien blieben mit ihren Verwandten auf dem Lande in Verbindung. So heißt es im
Zerniner Kirchenbuch, Trauregister 1755, 7. November: Friedrich Henke, Bürger auf der Lauenburger Vorstadt, getraut mit Anna Marten, Michael Marten Tochter aus Damgard. 1782, 22. Dezember: Der junge Bauer Christian Henke und Frau Sophie Maaß von der Vorstadt. 1801: Ewald Wille, Freischulz in Zernin, holt sich die Bürgertochter Marie Elisabeth Braun von der Vorstadt; Hinrich Virzlaff von Tramm vertraut mit Thrine Heidemann von der Vorstadt.
Anspruchslose Großeltern. Aus einem Zeitungsbericht des Jahres 1935 -- von F. Asmus, Kolberg Aus der Kolberger Zeitung von Juli 1968.
Die Bevölkerung war früher sehr anspruchslos, bescheiden und zufriedener als heutzutage. Man schlug sich ehrlich und redlich durch. Was den Gutsherrn anbetraf so wohnte er meistens in einem einstöckigen Haus mit Ziegeldach. Der Bauer hauste noch im alten Rauchhause, das mit Stroh oder Rohr gedeckt war, aber keinen Schornstein hatte. Die Stuben wiesen keine Bretter- sondern nur Lehmdielen auf. Seine gewöhnliche Kleidung war von selbst gesponnenem und gewebtem Zeuge hergestellt. Die Bäuerin, ihre erwachsenen Töchter und das weibliche Gesinde mußten viel spinnen und weben. Die ganze Aussteuer, Wäsche, Betten usw. stellte man selbst her. Nur der Sonntagsstaat war von gekauftem Tuche. Man suchte möglichst wenig Geld auszugeben. Man hatte ja auch nur sehr wenig Einnahmen. Der Gutsbesitzer konnte wenig Getreide und Vieh verkaufen. In der schönen Maienzeit sah man auf den Gütern viele umfangreiche Raps- und Rüpsenfelder in wundervoller gelber Pracht. Der Raps musste damals das so nötige Öl liefern. Das war sehr vorteilhaft für die Bienenzucht. Im Herbst kam dann der Händler aus der Stadt mit leeren Fässern. Die abgeschwefelten Bienenvölker mit Honig und Wachs wurden in die Fässer geschüttet und in der Stadt verarbeitet. Der Bauer betrieb reichlich die Imkerei. Sie brachte Geld ins Haus. Die Schafzucht war auf den Dörfern in großem Betrieb. Auf den Feldern sah man des Sommers große Schafherden. Manche Schafe wurden gemolken. Die Schafmilch mit Lappen (Sahne) lieferte ein vorzügliches und schmackhaftes Nahrungsmittel. Weniger wurde die Rindviehzucht betrieben. Wo sollte man mit der überschüssigen Milch und Butter hin? Auch die Schweinezucht lag noch im Argen. Zahlreiche Gänseherden belebten die Hütungen. Pommersche Spickbrüste und Gänsefedern waren weit und breit berühmt. Einfach, aber kräftig und nahrhaft war das Essen des Landmannes. Das Frühstück bestand aus Brot- Milch-, Mehl-, Grünkohl- oder Erbsensuppe. Kaffee war wenig bekannt. Zum Mittag gabs Kartoffeln, die nur zum eigenen Verbrauch gepflanzt wurden, mit Fleisch oder Fisch und dazu dicke oder Buttermilch oder selbstgebrautes Bier. Bei schweren Arbeiten gab es auch wohl dicken Erbsbrei mit Speck. Die Abendkost bildeten Pellkartoffeln mit Hering und dicker Milch. Bei Hochzeiten kam auf den Mittagstisch als Nachspeise dicke Buchweizengrütze mit Zimt und Zucker bestreut. In der Mitte der Schüssel lag ein Kloß Butter. Alte Leute erzählten, dass der Pastor in Zwilipp (von 1823 bis 1836 dort tätig) bei solcher Gelegenheit oft gesagt habe: “Wenn alle Berge Butter wären und alle Täler Grütze und käme dann ein Sonnenschein und flösse die Butter in die Grütze hinein: Das müßte ein schönes Essen sein.” Die letzten großen Notjahre waren von 1845 bis 1847. Da gab es totale Missernten. Infolgedessen war im kommenden Winter bis 1847/48 überall großer Mangel an Brot und anderen Lebensmitteln und es kam eine große Hungersnot, die in den Städten viel Unzufriedenheit erregte. Der Sommer 1848 brachte eine sehr gute Ernte und von nun an ging es dauernd aufwärts. Nach 1848 und 1850 kamen durch vermehrten Kartoffelanbau, gute Ernten, verbesserte Schweinezucht, erhöhte Getreide und Viehpreise und durch den Bau von Eisenbahnen die goldenen Jahre von 1850 bis 1876 nicht bloß für die Landwirtschaft, sondern für das ganze Landvolk in Stadt und Land.
Aus diesem Buch folgen nun die Zwilipp betreffenden Sagen und Erzählungen.
Der Ursprung von Zwilipp In der Mitte des Dorfes Zwilipp liegt eine Wiese, das Moor genannt. Dort war früher ein See, der aber durch den Wangeritzgraben entwässert worden ist. Aus diesem Moor hat man vor noch nicht langer Zeit Pfähle, Reste alter Pfahlbauten, herausgeholt. Ferner knüpft sich daran folgende Sage: In den frühesten Zeiten, als noch heidnische Fürsten in Pommern herrschten, befand sich bei Zwilipp ein großer See. In demselben hat ein Fürstensohn ein auf Pfählen erbautes Schloß gehabt, in welchem er mit seiner Geliebten seinen Sommeraufenthalt nahm. Davon soll dann das Dorf seinen Namen erhalten haben, der so viel bedeutet als Zwielieb, zwei Liebende. Erzählt von Herrn Lehrer Heyer in Zwilipp.
Die Franzosen in Zwilipp Als die Franzosen sich Kolberg näherten, befahl Loucadou den Zwilippern, sie sollten die uralte Fährbrücke an der alten Landstraße zerstören. Man legte Feuer an, aber die Brücke wollte nicht brennen. Da holte man aus Kolberg Pechkränze und bestrich die Brücke mit Teer. Nun brannte sie nieder bis auf die Pfähle im Wasser, die noch heute zu sehen sind. Kaum war das Werk vollendet, da sprengte von Krühne her ein einzelner französischer Reitersmann heran. Als derselbe auf dem diesseitigen Ufer der Persante einen Zwilipper Bauer erblickte, legte er an und schoß nach ihm, traf aber nicht ihn, sondern den Eckständer von dem Hause des Fährkrügers Scheiwe. Dann wollte er weiterreiten. Doch hatten ihn einige preußische Jäger, die sich bei dem Scheiwe’schen Backofen versteckt hatten, aufs Korn genommen und schossen ihn vom Pferde. Das war der erste Tote bei Kolbergs Belagerung. Ein anderer Zwilipper Bauer wollte zu derselben Zeit sehen, ob die Feinde - der Haupttrupp war inzwischen herangekommen - auch über die Persante kämen. Da sah er sie schon die Fährberge herankommen, ihm entgegen. Eiligst floh er, hörte aber, wie sie “Spion! Spion!” hinter ihm herriefen und ihm Kugeln nachsandten, die aber nicht trafen. Glücklich erreichte der Bauer das Dorf. Als der Dorfschulze hörte, dass die Feinde nahe seien, zog er sich seine nagelneuen langen Stiefel an und stellte sich am Eingange seines Hofes auf, Um die Heranziehenden als Oberhaupt des Dorfes würdig zu empfangen. ( Dorfschulze war zu diesem Zeitpunkt Peter Kummrow. Er wohnte auf dem Hof, der zu unserer Zeit Hermann Vahsholz gehörte ) Doch die Franzosen schienen ihm seine Würde nicht anzusehen. Zwei Soldaten näherten sich ihm. Der eine stieß ihn vor die Brust, dass er auf den Rücken fiel, zog ihm ohne weiteres die schönen Stiefel aus, zog sie sich an und warf dem erschrockenen Schulzen seine zerrissenen Schuhe hin. “Ja, ja, mein Sohn”, pflegte der Alte zu sagen, wenn er dieses Erlebnis erzählte, “so geht es im Kriege.” Im Dorfe selbst benahmen sich die Soldaten freundlich. Namentlich baten sie um Hühner, die ihnen bereitwillig gegeben wurden. Unter einem großen Eschenbaum machten sie ein mächtiges Feuer an und kochten und brieten nach Herzenslust.
Das Hauptquartier der Franzosen war in Alt-Tramm. Von da aus machten einzelne Soldaten Streifzüge in die nächsten Dörfer, um sich Eier, Hühner, Kartoffeln zu erbitten oder auch zu rauben. “Ein wenig Bombardeer!” waren ihre gewöhnlichen Worte. Damit meinten sie Kartoffel. Oft nahmen sie auch mit Gewalt, was man nicht missen wollte, namentlich wenn die Frauen allein zu Hause waren. So kamen auch einst auch einige Feinde nach Zwilipp. Die Zwilipper waren herzhafte Leute und ließen sich nicht so ohne weiteres bestehlen. Sobald sich ein kleiner Zug solcher Plünderer nahte, mußte der Kirchenvorsteher Peter Rackow die Glocken läuten lassen, alle Männer versammelten sich dann eiligst und rückten dem Feinde zu Leibe. Selbst die Frauen griffen mit ein. So wird erzählt, dass eine Frau einen Franzosen, der sie berauben wollte, weidlich durchgebläut habe. Öfters besuchten auch die Zwilipper das Lager der Franzosen. Dieselben sollen dann gegen das junge weibliche Geschlecht sehr galant gewesen sein und die Mädchen mit Hühnern, Fleisch, Brot usw. beschenkt haben. Manche trugen ganze Körbe voll davon nach Hause. Mündlich aus Zwilipp.
Bolduans Keller Bei Zwilipp liegt an der Persante, auf der Wiese des Tischlers Kummrow, ein Sumpfloch, welches allerdings jetzt schon zugewachsen ist. Dasselbe führt den Namen Bulwons (Balduans) Keller. In der Nähe steht eine uralte Eiche. Hier hat sich der Sage nach eine Wasserjungfer aufgehalten, ihr schönes Haar gekämmt und dabei gesungen. Durch ihre Zauberkünste wusste sie hübsche Jünglinge und Männer in die Flut zu locken. Der Pastor Wachse (gestorben 1822) befand sich einmal in seinem Wäldchen in der Nähe des Kellers, wo er an schönen Sommertagen öfters sein Mittagsschläfchen zu halten pflegte. Da kam in atemloser Hast sein Dienstjunge angelaufen und wollte ins Wasser, um zu baden. Dem Pastor fiel augenblicklich die Sage ein, und er wollte den jungen Menschen nicht dorthin lassen. Darum befahl er ihm, zu seiner Frau zu gehen und ihm ein Buch zu holen. Der junge Mensch gehorchte. Als er fort war, da soll der Pastor die Wasserjungfrau dreimal rufen gehört haben: “Die Stunde ist da, und der Mensch ist noch nicht hier.” Darauf war sie verschwunden, und weil die Stunde abgelaufen war, hatte sie kein Recht mehr an dem Jüngling. Ein anderes Mal haben mehrere Zwilipper einen Knecht, der von innerlicher Angst ergriffen sich in das Wasser stürzen wollte, festgehalten. Darauf soll die Wasserjungfrau dieselben Worte gerufen haben. Auch er wurde gerettet. Doch ist sicher, dass wirklich mehrere Menschen in dem tiefen Kolk freiwillig ihren Tod gesucht haben.*) Mündlich aus Zwilipp. *) In der Nähe dieser Stelle, etwa 200 Meter oberhalb, geht eine Furt durch die Persante. Bis 1807 war dort eine Brücke, welche die Zwilipper auf Befehl des Kommandanten Loucadou von Kolberg verbrennen mußten. Seitdem ist dort bis vor wenigen Jahren eine Fähre gewesen. Es kam öfters vor, dass dort Menschen verunglückten. Unser Kirchenbuch weist mehrere Fälle auf, dass dort Leichen gefunden sind, so z.B. die eines Husaren. In der Nähe von Bulwons Keller ist auch ein guter Bade- und Wäscheplatz gewesen. Wenn nun jemand dort verunglückte, so hieß es, die Wasserjungfer hätte ihn geholt. Die Stelle war deshalb in Verruf gekommen, und nur mit heimlichen Grausen ging man dort vorüber. Über den Namen war Bestimmtes nicht zu erfahren. Der Vater des jetzigen Besitzers meinte, sein Vater hätte behauptet, der Name müßte Bulwons Ellra lauten. Um die Stelle haben viele Erlen gestanden, die dem Bauern Bulduan gehörten. Jetzt kennen nur noch einige alte Leute den Namen.
Die wilde Jagd bei Zwilipp Vor vielen Jahren kam ein Mann aus Zwilipp am Abend den Weg von den Persantewiesen durch den Wald nach dem Dorfe zu. Plötzlich hört er hinter sich Schreien, Rufen, Hundebellen und Ohoschreien. Er wusste gleich, dass es die wilde Jagd war. Da war aber auch schon der wilde Jäger hinter ihm und rief ihm zu: “Goh innen Middelsteg. Denn goha min Hunn an di beweg!” Das tat der Mann auch, und ohne ihn zu behelligen, stürmte die wilde Jagd an ihm vorbei und verschwand eben so schnell wieder, als sie gekommen war. Mündlich.
Der vom Teufel besessene Knabe Ein Tagelöhner hatte zwei Knaben, von denen der eine einen Düwel hatte. Daran war die Mutter schuld. Sie war nämlich am Einsegnungstage mit dem einen der Knaben in den Schweinestall gegangen, hatte ihm das Hemd verkehrt angezogen und ihm die Worte nachsprechen lassen: “Ik löw anne Pott un schiet inne leiwe Gott!” Der Junge hatte die Worte nachgesprochen und war seitdem vom Teufel besessen. Auch mit dem zweiten hatte sie es so gemacht, aber der hatte gesagt: “Ik löw anne leiwe Gott un schiet inne Pott.” Mündlich aus Zwilipp.
Der Reißdüwel Ein Tagelöhner mietete sich einmal ein Dienstmädchen, von dem er aber bald Ärger und Verdruß hatte. Dasselbe war von einem Reißdüwel *) besessen, und deshalb mußte es alles, was es in die Finger bekam, zerreißen. Der Inspektor hörte davon und wollte es nicht glauben. Er ging in das Haus zu dem Mädchen. Ehe er es sich versah, hatte sie ihm seine Kleider zerrissen. Selbst den Pastor verschonte der Reißdüwel nicht. Als er bei einem Besuche seinen Mantel auf einen Tisch legte und ihn nachher wieder nehmen wollte, fand er ihn zerrissen. Im Hausflur stand ein Kumm (Kasten) mit Kleidern, der stets verschlossen war und zu dem das Mädchen nie kommen konnte. Als man ihn eines Tages öffnete, waren alle Kleider in Fetzen gerissen. Aus Zwilipp. *) Reißdeuwel ist vielfach Bezeichnung für Kinder, die viele Kleider zerreißen.
Der dumme Teufel I. Ein Dieb wurde zum Galgen geführt und sollte gehängt werden. Ein dummer Teufel schloß sich der Menschenmenge an, welche jenem das Geleite gab. Unterwegs fragte er einen der Nachfolgenden: “Was hat der Dieb gestohlen?” Der Mann antwortete: “Er hat im vorigen Winter Schnee im heißen Backofen getrocknet und als Salz verkauft. Dafür muß er hängen.” Mündlich aus Zwilipp.
II. Es war einmal ein Bauer, der hatte sehr schlechtes Ackerland, und obgleich er im Schweiße seines Angesichts arbeitete und sich abmühte, erntete er doch kaum die Aussaat. Das wurde ihm endlich zu arg, und er rief laut, ihm sollt’s schon recht sein, wenn irgend ein Teufel mit ihm auf die Hälfte säen wollte. Das hörte ein recht dummer Teufel, der gerade in der Nähe war. Er stellte sich dem Bauern vor, und da er einige Zauberkraft besaß, ging der Bauer darauf ein, mit ihm auf die Hälfte zu säen. Der Bauer sollte den Acker hergeben, und der Teufel sollte die Saat beschaffen. Es wurde auch sofort beraten, war sie zuerst bauen wollten, und sie kamen überein, dass sie den Anfang mit Roggen machen wollten. So geschah es auch, und das Getreide geriet wundervoll, besser als auf dem schönsten Acker. Als nun die Ernte herankam, sagte der Teufel: “Mir soll’s lieb sein, wenn Du das Oberste nimmst und mir das Unterste lässest.” Wie er aber sah, dass der Bauer alle Ähren bekam und er die Stoppeln behielt, da wurde er wütend und schrie: “Das lasse ich mir nicht zum zweiten Mal gefallen.” Im zweiten Jahr bauten die beiden Kartoffeln, und auch die gerieten sehr schön. Als die Ernte wieder heran kam, sagte der Teufel: “Jetzt kannst Du das Unterste nehmen und ich behalte das Oberste.” Das tat der Bauer gern; doch als der Teufel sah, dass der Bauer alle Kartoffeln und er nur das Kraut bekam, da wurde er noch wütender und schrie: “Das lasse ich mir nicht wieder gefallen.” Im dritten Jahr bauten sie Erbsen, und auch diese gerieten so schön, wie man es nur wünschen konnte. Als es Winter war, fragte der Bauer den Teufel: “Paßt es Dir, wenn wir die Erbsen auf dem Eise auskullern ?” “Meinetwegen”, sagte der Teufel, “aber ich bitte mir aus, dass Du das nimmst, was auf dem Eise bleibt; ich will alles haben, was in die Luft fliegt.” Als er nun sah, dass der Bauer alle Erbsen bekam, während er nur die Spreu behielt, konnte er sich vor Grimm kaum fassen und war nur mit großer Mühe zu beruhigen. Darauf sagte er zu dem Bauern: “Ich hab’ es satt, mit Dir auf die Hälfte zu säen, ich hebe unsern Kontrakt auf. Doch weil ich ein gutes Herz habe, will ich Dir zum Abschied noch etwas Geld schenken. Hänge Deine Stiefel in den Schornstein, ich werde das Geld durch den Schonstein schütten.” Der Bauer befolgte den Auftrag des Teufels, schnitt aber vorher die Sohlen von den Stiefeln. Der Teufel schüttete nun immer und immer wieder, konnte die Stiefel aber nicht füllen. Da riß ihm zuletzt die Geduld ganz und gar, und er fing an, auf den Bauern loszuprügeln. Der aber lief zu seiner Viehherde und hetzte das stärkste Tier auf den Teufel. “Ach
was!” rief dieser, “ich fackele nicht lange.” Und er nahm das Tier bei dem Schwanz, warf es sich über die Schulter und ging mit ihm davon, um nie wiederzukommen. Der Bauer aber war ein reicher Mann geworden und hat es nie bereut, mit dem Teufel auf die Hälfte gesät zu haben. Erzählt von einem alten Mann.
Warum ein abgeschälter Erlenstab sich rot färbt Warum färbt sich ein abgeschälter Erlenstab rot? Die Antwort auf diese Frage wissen wohl die meisten nicht. Sie lautet: Einmal schlug der Teufel seine Großmutter mit einem Erlenknüppel, so dass sie blutete und das ganze Erlenbruch - ein solches wird auch sonst als Wohnsitz des Teufels gedacht - im Blute schwamm. Davon sind noch heute die jungen Erlen blutig. Mündlich aus Zwilipp.
Der Glücksthaler Um in den Besitz des Zauberthalers zu kommen, nimmt man eine ganz schwarze Katze, knotet sie sehr fest ein, am besten in ein Stück von einem Fischnetz und geht mit ihr dreimal um die Kirche. Dann kommt der Böse aus der Thür, reicht dem Bringer einen Thaler und fängt an, den Knoten aufzulösen. Gelingt es ihm dies zu vollenden, ehe der Mensch das Dach eines Hauses erreicht, so ist letzterer verloren. Der Böse dreht ihm das Genick um. Kommt der Mensch aber rechtzeitig ins Haus, so hat er den Zauberthaler, der nicht nur immer wieder zu ihm zurückkehrt, sondern ihm auch noch alles Geld mitbringt, mit dem er in Berührung kommt. Die Katze muß, wie gesagt, ganz schwarz sein. Solche Katzen gibt es aber nur sehr selten; fast jede schwarze Katze soll immer einige, meist drei, weiße Haare haben. Die ist aber zu dem Handel nicht zu gebrauchen. Anderwärts muß der Mann, welcher die Katze im Sack hat, bei dem Herumgehen um die Kirche jedes Mal die Worte sagen: “Ich hab’ einen Hasen zum Verkauf.” Mitgeteilt aus Zwilipp.
Doppelgänger Vor hundert Jahren lebte in Zwilipp auf einem Bauernhofe ein Bauer, mit Namen Christian Henke, dessen Geschlecht jetzt ausgestorben ist. Von diesem wird noch heute erzählt, dass er ein Doppelgänger gewesen und zu gleicher Zeit auf dem Felde und zu Hause gesehen worden sei. Von einem anderen Bauern, der früher in Zwilipp lebte, wird dasselbe berichtet. Wenn ihn die Hirtenknaben von Krühne, die auf der anderen Seite der Persante hüteten, schimpften, so zog er seinen Rock aus und walkte ihn tüchtig durch. Die Prügel bekamen dann die Hirtenknaben, die vor Entsetzen laut schrieen und nicht wussten, wo sie hin sollten. Mündlich aus Zwilipp.
Die Johannisnacht In der Johannisnacht machen die Mädchen einen Kranz von neunerlei Kräutern; deselben müssen sie unter das Kopfkissen legen, dann erscheint ihnen der zukünftige Ehegemahl. Eine Jungfrau, die es einmal getan hat, versicherte nachher, sie tue es nie wieder. Ob ihr der Traum statt eines hübschen Jünglings einen griesgrämigen Alten gezeigt hat oder ob ihr die Phantasie sonst einen bösen Streich gespielt hat, wer kann es wissen! Sie selbst hat jede Aussage darüber verweigert. Eine andere Jungfrau, die es auch mit dem Mittel versucht, erzählte, ihr sei wirklich der Mann erschienen, der sie später geheiratet habe. Aus Zwilipp.
Mann und Frau im Mond Im Mond befinden sich ein Mann und eine Frau. Der Mann hat zu seinen Lebzeiten immer im Mondschein Dung verstreut, und die Frau hat in der Nacht, namentlich vom Sonnabend zum Sonntag gesponnen. Zur Strafe dafür sind sie in den Mond versetzt worden und müssen da noch immer, der Mann Dung streuen und die Frau spinnen. Aus Zwilipp.
Zwilipp Von den Zwilippern heißt es: Wenn die Zwilipper lustig sind, trampeln sie den Backofen ein. Diese Redensart stammt daher, dass bei den am zweiten und dritten Pfingsttage früher in Zwilipp abgehaltenen Gilden auch ein Kriegsspiel veranstaltet und dabei eine feindliche Festung, ein Backofen, erstürmt wurde. Hierzu eine Geschichte, die mir mein Vater erzählte, die er als Kind miterlebt hat: An besagtem dritten Pfingsttage trafen sich einige Zwilipper Bauern zum Kartenspiel und fröhlichen Umtrunk im Dorfkrug von Albert Varchmin. Hierzu gehörte auch u. a. Lenert Braasch, Hermann Baller (der Vater unseres letzten Bürgermeisters), Albert Henke, Albert Varchmin und andere. Lennert Braasch war im Krieg 18970/71 gegen Frankreich, den Deutschland gewonnen hatte, ein höherer Offizier gewesen. Als bei dem Zechgelage eine gewisse Stimmung eingetreten war, ließ er alle vor der Gastwirtschaft antreten. Unser Opa, Gastwirt Albert Varchmin, holte die deutsche Kriegsflagge vom Boden und Albert Henke wurde zum Fahnenträger ernannt. Nun wurde der Backofen von Ponick gestürmt. Nach den Kommandos von Lennert Braasch die in etwa “hinlegen” “auf Marsch - Marsch” lauteten, wurde die Festung Backofen genommen. Nach diesem Sieg ging es in Marschformation zum Krug zurück, wobei das Lied “Ich bin so stolz ein Preuß’ zu sein …..” gesungen wurde. Vor dem Krug ließ er sie wieder antreten und verurteilte einige Streiter zur Bezahlung der nächsten Runde, so u. a. den Fahnenträger Albert Henke - er war gehbehindert (Klumpfuß)- weil er nicht so schnell wie seine Mitstreiter war wegen “Feigheit vor dem Feind.”
Der Esel und der Ochse Ein Herr hatte einst einen Ochsen und einen Esel. Der Ochse mußte fleißig arbeiten, während der Esel sich krank stellte und deshalb im Stalle der Ruhe pflegte. Da beklagte sich einmal der Ochse zum Esel und sprach: “Ich habe es doch viel schlimmer als Du. Du liegst hier im Stall, tust nichts und bekommst das beste Futter, während ich draußen schwere Arbeit verrichten muß und noch dazu schlechtes Futter bekomme.” Da sagte der Esel: “Stelle Dich krank, dann bleibst Du auch im Stalle.” Diese Rede hatte der Herr belauscht. Am nächsten Morgen befahl er, der Esel solle arbeiten und der Ochse im Stall bleiben. Die Arbeit aber gefiel dem Esel nicht, zumal er noch sehr geschlagen wurde, und als er am Mittage wieder in den Stall gebracht wurde, sagte er zu dem Ochsen: “Wenn Du nicht aufstehst, will der Herr Dich totschlagen lassen.” Das hörte der Herr ebenfalls und lachte sehr darüber, so dass seine Frau, neugierig wie sei war, gern wissen wollte, worüber er so lache. Er wollte es ihr aber nicht sagen, und sie quälte ihn deshalb sehr. Da rief der Hahn: “Ich habe zwölf Weiber, sie müssen aber alle gehorchen. Wenn sie das nicht wollen, so bekommen sie Prügel.” Der Herr merkte sich die Lehre, die ihm der Hahn gegeben hatte; er befolgte sie und hatte fortan Ruhe. Mündlich aus Zwilipp.
Der Hase Der Hase überdachte einst sein trauriges Los. “Nicht allein vor den Menschen”, sagte er traurig, “sondern auch vor allen Tieren muß ich fliehen.” Er beschloss daher, seinem Leben ein Ende zu machen, und ging nach der Persante, um sich zu ertränken. Plötzlich sah er, wie ein Frosch erschreckt vor ihm aufsprang und in heftigen Sprüngen dem Wasser zueilte. “Halt”, sagte er da, “es gibt doch noch ein Tier, welches vor mir flieht. Ich bin also nicht am übelsten dran.” Sofort kehrte er um und trug von nun ab sein Kreuz in Geduld. Aus Zwilipp.
Woher die Feindschaft zwischen Hunden, Katzen und Mäusen stammt Die Haustiere beklagten sich einst beim lieben Gott, dass sie von den Menschen so schlecht bedrückt würden, und sandten durch die Hunde eine Botschaft an ihn. Der liebe Gott nahm die Gesandten gnädig an und gab ihnen ein Dokument an die Menschen mit, dass sie den Tieren nichts zu leide tun sollten. Das half, denn seitdem wurden Hunde und Katzen eine Zeit lang freundlich behandelt. Damit das Dokument nun nicht verloren gehe, übergaben es die Hunde den Katzen, weil sie doch schlau und listig wären, damit sie es gut verwahren möchten. Diese nahmen das Papier und versteckten es unter dem Strohdache des Hauses, so dass kein Mensch es auffinden konnte. Da kamen aber die Mäuse und zernagten das Papier. Als nun die Hunde einmal wieder in Not kamen und das Schreiben vorzeigen wollten, da war es ganz zerschnitten. Da wurden sie sehr böse auf die Katzen und bissen sie, wo sie nur konnten. Die Katzen rächten sich wieder an den Mäusen, und seitdem ist noch heut und diesen Tag Feindschaft zwischen Hund, Katze und Maus. Mündlich aus Zwilipp.
Der Gänserich und der Fuchs Ein Fuchs traf eine Herde Gänse auf dem Felde. Der Gänserich sah den Fuchs kommen und gab den Gänsen den Befehl, sich zu retten, während er selbst dem Fuchs entgegenging. Der Fuchs fragte den Gänserich, ob er zuerst essen oder tanzen wollte. Der Gänserich sagte: “Wir wollen zuerst tanzen.” Er breitete seine Flügel aus, die der Fuchs mit den Vorderfüßen packte, und sie tanzten beide. Der Gänserich schrie dabei: Kijack! Und der Fuchs sagte: Hopsassa! Als der Gänserich merkte, dass die Gänse in Sicherheit waren, erhob er sich plötzlich mit einem Ruck in die Luft, der Fuchs aber war betrogen und hatte das Nachsehen. Mündlich aus Zwilipp.
Der Zaunkönig Die Vögel wollten einmal einen König wählen, konnten sich aber lange über die Wahl nicht einigen. Da beschlossen sie, ein Wettfliegen zu veranstalten; wer am höchsten fliege, der solle König sein. Alle erhoben sich. Am höchsten flog aber der Storch. Schon glaubte er seines Sieges gewiss zu sein, da er alle Vögel unter sich erblickte, aber plötzlich schwebte über ihm ein kleiner Vogel, der sich unbemerkt unter seinen Flügeln verborgen und von ihm hatte hoch tragen lassen. Der Storch konnte nicht mehr höher fliegen, doch der Kleine stieg noch eine Strecke höher empor, hatte somit gewonnen und die Königswürde erlangt. Die Vögel aber wollten ihn nicht als König anerkennen, sondern verfolgten ihn wütend und wollten ihn töten. Schnell schlüpfte er in ein Mauseloch. Man stellte nun einen Wächter dabei, um den Zaunkönig - denn der war der Sieger gewesen - nicht entwischen zu lassen. Den Wächterdienst mußte die Eule verrichten, weil sie die größten Augen hatte. Sie schlief aber bald ein, und der Zaunkönig entfloh. Zornig verfolgen seitdem die Vögel die Eule, um sie für ihre Nachlässigkeit zu bestrafen, und auch der Kleine muß sich in Hecken und Zäunen herumdrücken, weil er fast überall verfolgt wird. Daher hat er auch den Namen Zaunkönig erhalten. Mündlich aus Zwilipp.
Die Zimmermannsschnur Früher hatten die Zimmerleute eine goldene Zeit; sie brauchten sich nicht zu quälen wie jetzt, denn sie brauchten nicht jedes einzelne Stück Bauholz zu behauen. Sie hatten nämlich eine Schnur, die das Holz gleich durchschlug, sobald sie nur aufgelegt und angeschlagen wurde. Diese Schnur aber haben die Zimmerleute leider versoffen. Seitdem müssen sie selber tüchtig Hand anlegen und die Hölzer mit Säge und Axt bearbeiten. H. G. in Zwilipp. Vermutlich Heinrich Gehrt.
Bauer Kiwit Es lebte einmal ein Bauer, mit Namen Kiwit, der zog mit einem Ochsen ins Feld, um zu pflügen. Dort flog ein Kiebitz fortwährend um ihn herum und schrie:“Kiwit, kiwit” Der Bauer dachte, dass er ihn schimpfte. Er nahm deshalb das Pflugbeil und warf nach dem Vogel. Aber er warf seinen Ochsen tot. Als er nun nach Hause kam, freuten sich die anderen Bauern und lachten ihn aus. Er zog mit seinem Ochsen nach der Stadt und verkaufte das Fell. Zu Hause redete er den Bauern vor, er hätte 500 Thaler für das Fell bekommen. Das gefiel den anderen, und sie schlugen alle ihre Ochsen tot und zogen damit in die Stadt. Sie kriegten aber bloß vier Thaler für das Stück. Da wurden sie sehr ärgerlich auf Kiwit, und sie beredeten sich, dass sie ihn nachts totschlagen wollten. Er hörte aber davon und sagte deshalb am Abend zu seiner Schwiegermutter: “Mutter, Du mußt Dich in mein Bett legen; mir ist gar nicht gut, deshalb will ich die Nacht lieber in der Stube schlafen.” Als es nun Nacht wurde, kamen die Bauern mit Laternen, Axt und Beil. Einer sagte : “Hier liegt er.” Darauf rief ein zweiter: “Schlag zu!” Und so schlugen sie Kiwits Schwiegermutter tot. Morgens stand Kiwit aber schon wieder vor dem Thor. Als die Bauern ihn sahen, sagten sie: “Wir denken, wir haben Kiwit totgeschlagen, und nun steht er schon wieder da.” Kiwit aber rief ihnen zu: “Ihr denkt, Ihr habt mich totgeschlagen, aber meine alte Schwiegermutter habt Ihr totgeschlagen.” Er setzte sie nun auf seinen Wagen, gab ihr einen Korb mit Eiern und Butter in den Arm und fuhr mit ihr zur Stadt. Auf dem Markt hielt er an und ging in einen Kaufmannsladen, um zu sehen, was mit ihr geschehen würde. Nicht lange dauerte es, da kam ein Mann und fragte die Schwiegermutter, was die Eier kosten sollten. Sie sagte nichts. Der Mann fragte noch einmal, und als sie ihm noch nicht Bescheid sagte, da holte er aus und gab ihr eine tüchtige Ohrfeige und fragte sie, ob sie nun reden wolle. Da aber fällt sie auf dem Wagen um. Als Kiwit das sah, kam er angelaufen und sagte zu dem Mann: “Du hast meine Frau totgeschlagen. Nun kommst Du gleich mit zur Polizei.” Der Mann bat jedoch sehr und versprach, dass er ihm 300 Thaler geben wolle, wenn er ihn nicht anzeigte. Damit war Kiwit zufrieden. Er nahm das Geld und fuhr aus der Stadt heraus. Als er dann an ein Wasser kam, warf er seine Schwiegermuter hinein und fuhr nach Hause. Als er dort ankam, standen die Bauern alle auf der Straße zusammen, und Kiwit sagte zu ihnen: “Ihr dachtet mir einen rechten Schabernack zu tun. Nun hab ich meine Schwiegermutter in der Apotheke verkauft und habe für sie 300 Thaler bekommen.” Das gefiel den Bauern wieder; sie schlugen alle ihre Schwiegermütter tot und brachten sie nach der Stadt. Aber als sie ankamen, wurden sie alle eingesperrt. Als sie ausgesessen hatten und wieder nach Hause gekommen waren, da beredeten sie sich, sie wollten Kiwitt in eine Tonne sperren und im See ersäufen. Wie sie ihn nun in der Tonne hatten, und mit ihm am Wasser waren, da sagten sie: “Wir wollen erst, ehe wir die große Sünde tun, in die Kirche gehen und beten.” Inzwischen kam der Schäferknecht mit seinen Schafen zur Tonne. Als der Bauer in der Tonne merkte, dass jemand da war, rief er: “Ich will gerne Schulzen Trine heiraten!” Der Schäferknecht hätte des Schulzen Tochter auch gerne gehabt, und deshalb fragte er: “Was ist Dir? Was sagst Du da in der Tonne?” Kiwit antwortete ihm: “Ich soll Schulzen Trine heiraten, und weil ich das nicht will, wollen sie mich versäufen.” Darauf sagte der Knecht: “Die will ich gerne haben. Laß mich nur in die Tonne herein, und Du treibst mit den Schafen hinter den Berg.” Als die Bauern nun ankamen, rief der Knecht in der Tonne: “Ich will Schulzen Trine gern heiraten!” Da sagten die Bauern: “Was fällt ihm nun noch ein von Schulzen Trine?” Und ohne sich um das
Geschrei weiter zu kümmern, stießen sie die Tonne in das Wasser. Es dauerte nicht lange, da kam Kiwit mit einer großen Schafherde an und sagte zu den Bauern: “Ihr dachtet mir einen Schabernack zu tun, dass Ihr mich ins Wasser schmißt, aber ich habe da eine ganze Herde Schafe herausgeholt.” Er trieb nun mit den Schafen am Wasser entlang und sagte: “Was sitzen da noch viele Schafe drin!” Die Bauern sahen auch wirklich die Schafe im Wasser, und sie wollten auch gerne welche haben. Der Schulze sollte sich zuerst welche herausholen. Er trat ans Wasser heran und sagte: “Wenn ich winken werde, dann habe ich welche; dann müßt Ihr auch kommen.” Als er nun ertrinken wollte, da winkte er mit der Hand um Hülfe; die anderen Bauern aber dachten, sie sollen jetzt kommen, und sie sprangen auch herein und ertranken alle. Bauer Kiwit ging nun ins Dorf und wollte sehen, was da alles wäre. Er fand weiter nichts, was ihm gefiel, als ein altes Predigtbuch. Das nahm er sich und las darin auf dem Felde bei seinen Schafen. Da kam der König des Landes angefahren; der rief ihn zu sich und fragte ihn, was er lese. Kiwil sagte ihm, er könne das, was gestohlen wäre, wieder herbeischaffen. Das hätte er aus dem Buch gelernt. Da rief der König voll Freuden: “Wenn Du das kannst, dann komm mit mir! Mir ist ein goldener Ring gestohlen worden. Wenn Du mir den wieder herbeischaffst, will ich Dir 3 000 Thaler als Belohnung geben.” Da sagte Kiwit, das könne er wohl, aber dann müßte er eine Stube allein haben, und all die Bedienten des Königs müßten ihm aufpassen. Der König sagte, das solle er alles haben. Als Kiwit nun im Königsschlosse war und der erste Diener ihm das Essen brachte, da sagte er: “Das ist der erste.” Als der Diener heraus kam zu seinen Kameraden, sagte er: “Der Kerl weiß gewiss , das wir den Ring haben. Er sagte mir, ich wäre der erste.” Als darauf der zweite Diener hereinging, sagte Kiwit: “Das ist der zweite.” Als er herauskam, standen die anderen Bedienten noch alle da und lauerten auf ihn. “Na, was sagte er?” fragten sie ihn. Und er antwortete: “Ja, der Kerl weiß gewiss, dass wir den Ring haben; er sagte “ ich wäre der zweite.” Darauf sagte der dritte Diener: “Ich werde in den Ofen kriechen, um ihn zu belauern, was er so allein in der Stube macht.” Das hörte Kiwit aber. Als nun der Bediente im Ofen saß, ging Kiwit immer hin und her, schlug an den Ofen und sagte: “Er sitzt drin und muß auch wieder heraus.” Der Diener kroch voll Angst wieder aus dem Ofen heraus und sagte zu den anderen: “Ja, der Kerl weiß, dass wir den Ring haben.” Nun gingen alle drei Diener zu Kiwit in die Stube, bekannten ihm, dass sie den Ring gestohlen hätten, und baten ihn sehr, er solle sie doch nicht verraten, sie wollten ihm auch 200 Thaler geben. Der Bauer versprach es und sagte, sie sollen ihm den Ring bringen. Er nahm ihn, backte ihn in ein Brötchen und gab ihn so einer Puthenne zu fressen. Als nun drei Tage um waren, ließ der König Kiwit kommen und fragte ihn, ob er nun wüsste, wo der Ring wäre. Der Bauer sagte: “ Ja wohl, Majestät! Laßt nur die Puthenne dort schlachten, die hat ihn gefressen.” Das Huhn wurde geschlachtet, und wirklich fand man den Ring in seinem Leibe. Der König gab nun Kiwit 3000 Thaler, und er ging seinen Weg. Um aber nicht zu Fuß zu gehen, kaufte er sich einen Esel und einen kleinen Wagen. Kiwit war nun wieder in seinem Dorfe. Einmal fuhr er in den Wald, um sich Holz zu holen. Er fand einen Baum, an welchem ein dicker, trockener Ast war. Um ihn abzusägen, stellte er sich auf den Zweig herauf. Da kamen Männer vorbei, die sagten ihm: “Lieber Mann, Du wirst herunterfallen.” Aber er erwiderte: “Redet doch nicht solch dummes Zeug! Wie soll ich herunterfallen? Ich halte mich ja fest.” “Na,” sagten die Männer wieder, “er muß ja fallen.” Die Männer gingen weiter. Wie nun Kiwit ruhig weiter sägte, knacks, da brach der Ast, und Kiwit fiel mit ihm zugleich zu Boden. Da lief er den Männern nach und sagte, sie hätten ihm gesagt, dass er herunterfallen würde. Das wäre geschehen; nun sollten sie ihm auch sagen, wie lange er noch zu leben hätte. Die Leute lachten und sagten: “Wenn sich Dein Esel dreimal leichter gemacht hat, dann wirst Du sterben.”
Damit ließen sie ihn stehen und gingen weiter. Kiwit zog nun mit seinem Esel nach Hause. Als er nun mit dem Fuder Holz an einen Berg kam, ging das schwer, und er zog dem Esel eins mit der Peitsche über. Dabei geschah das, was die Männer gesagt hatten. Nun dachte der Bauer gewiss, er müßte sterben, und vor Schreck fiel er um. Er blieb aber nicht tot.. Als er wieder aufgewacht war, war sein Esel fort. Kiwit ließ den Wagen stehen und machte sich auf nach der Stadt, um den Esel zu suchen. Unterwegs begegnete ihm ein Mann, den er fragte, ob er nicht etwas von seinem Esel gesehen hätte; sie hätten ihm seinen Esel gestohlen. Der Mann antwortete ihm: “Ja, der ist in der Stadt Apotheker geworden.” Der Apotheker hieß nämlich Esel. Der Bauer ging nun zum Apotheker und sagte ihm, er solle ihm die acht Thaler wiedergeben, die er einst für ihn bezahlt hätte. Der Apotheker wurde durch diese Worte ganz verblüfft. Er konnte sich zwar nicht besinnen, dass er diesem Kerl acht Thaler geborgt hatte, doch dachte er, in einem großen Geschäft könne es wohl einmal vorkommen, dass er eine Auslage übersehen hätte. Darum gab er dem Bauern das Geld. Dieser ging nun vergnügt nach Hause und lebte froh und zufrieden von dem erworbenen Gelde, bis er eines Tages wirklich starb. Die Kiwits aber sind heut und diesen Tag noch nicht ausgestorben. Mündlich aus Zwilipp.
Der abgedankte Tambour Ein alter Tambour, der seinem Könige lange Jahre treu gedient hatte, mußte endlich, da seine Knochen schon etwas mürbe geworden waren, seinen Abschied nehmen. Er nahm nichts weiter mit sich, als seine Trommel und ein wenig Geld. Von diesem kaufte er sich ein Brot und reiste dann über das Meer. Er kam in einen großen Wald. Hier setzte er sich in und wollte essen. Da nahte ihm ein kleines Männchen und bat um etwas Brot, denn es habe, so sagte es, schon sieben Wochen gehungert. Darauf erwiderte der Tambour: “Wenn Du sieben Wochen nichts gegessen hast, so wirst Du freilich Hunger haben, dann nimm nur, es ist noch etwas für Dich übrig geblieben.” Darauf ging der Soldat weiter. Als er noch nicht weit fort war, rief ihm der Zwerg nach, er solle noch einmal umkehren, er wolle ihm was sagen. Der Tambour wollte nicht, aber der Kleine bat ihn dringend. Da sprach der Krieger: “Was soll ich bei Dir? Ich habe bloß noch ein paar Groschen, die willst Du auch wohl noch haben?” Das Männchen aber antwortete: “Nein, die kannst Du behalten, ich will sie nicht; aber komm nur, ich will Dir etwas Schönes schenken. Erbitte Dir drei Wünsche. Was Du bittest, will ich Dir geben, aber vergiss das Beste nicht!” Nach vielem Zureden stellte der Tambour auch drei Wünsche und bat zuerst um einen Tornister, der sollte die Wunderkraft haben, dass, wenn er ein Ding in denselben wünschte, es sogleich geschehe. Zweitens wünschte er sich einen Säbel, mit dem er alles niederhauen und durchstechen könnte. Der Zwerg sagte: “Beides sollst Du haben, aber als dritten Wunsch vergaß das Beste nicht.” Damit meinte er die ewige Seligkeit. Der Soldat aber sagte: “Drittens will ich einen Beutel mit Geld. Wenn ich den auch ausschütte, so darf er doch nie leer sein.” “Auch das sollst Du haben,” antwortete das Männchen und ging betrübt von dannen. Der Tambour wanderte froh des Weges und kam bald in eine Stadt. Als er in dieselbe einzog, begann er so laut zu trommeln, dass die Leute zusammenliefen und glaubten, es käme ein ganzes Regiment Soldaten. Er ging in ein Gasthaus. Der Wirt hielt ihn für einen gewöhnlichen abgedankten Soldaten und wollte ihm keine Herberge geben. Deshalb ging er in eine andere
Herberge, wo es ihm aber nicht gefiel. Sogleich kehrte er wieder in die erste zurück und warf dem Wirt eine Hand voll Geld ins Gesicht. Als der Wirt Geld sah, behielt er ihn und wies ihm ein besonderes Zimmer als Quartier an. Vier Wochen lebte der Soldat herrlich und in Freuden, aß und trank vom Besten und ließ es sich wohl gehen. Da hörte er, dass die Tochter des Wirtes von einem bösen Geist besessen sei. Er bat den Vater, ihm die Tochter zur Frau zu geben, und als dieser sich weigerte, weil die Tochter den Teufel hatte, sagte der Krieger: “Den Bösen will ich schon aus ihr herausbekommen.” Endlich gab der Vater nach, und der Soldat durfte das Mädchen sehen. Er sagte zu ihr: “Du bist mein!” Der Böse antwortete aber aus ihr: “Du bist mein!” “Nein”, sagte der Soldat, “Du bist mein!” Der böse Geist gab ihm dieselbe Antwort zurück. So stritten sie sich eine zeitlang herum, bis endlich der Geist sagte: “Wenn Du mein sein willst, so will ich aus dem Mädchen ausziehen. Du aber mußt mir Deine Seele verschreiben.” “Die kannst Du haben”, erwiderte der Soldat. “Gut”, sagte der Böse, “dann schreibe mit Deinem Blut auf einen Zettel, dass Du mein sein willst.” Das geschah. Dann bat der Böse, ihm den Zettel zu reichen. Der Soldat aber sagte: “Nein, Du kannst ihn Dir holen, denn sonst fährst Du nicht aus und nimmst mich und das Mädchen mit. Da liegt der Zettel auf dem Tisch.” Der Geist fuhr aus, um sich den Schein zu holen. Schnell aber sagte der Tambour: “Nun wünsche ich, dass Du in meinem Tornister sitzen mögest!” Mit einem Male saß der Böse darin. Nun wurde eine vergnügte Hochzeit gefeiert, und alle waren glücklich und zufrieden. Mittlerweile dachte auch der Tambour an seinen Tornister, in dem immer noch der Böse saß. Eines Tages fragte der junge Ehemann seine Frau, ob in der Stadt nicht ein Schmied wohne, der mehrere Gesellen habe. Als ihm dies bejaht wurde, ließ er den Meister rufen und sagte zu ihm: “Du hast ja wohl viele Gesellen. Hier habe ich einen Tornister, in dem sind die Mieten (Motten); den könnt Ihr mir einmal tüchtig ausklopfen. Für jeden Schlag gebe ich Dir einen Taler.” Der Schmied wollte den Tornister gleich mitnehmen, konnte ihn aber nicht tragen. Da holte er auf den Rat des Tambours einen großen Wagen, der mit vier Pferden bespannt war. Als die Gesellen in die Stube kamen und den Tornister sahen, lachten sie darüber, dass sie den kleinen Gegenstand fahren wollten, und versuchten, ihn von der Wand zu nehmen. Aber keiner konnte ihn rühren. Da mußten sie erst gewaltige Hebebäume holen und den Tornister damit die Treppe herab aus dem Hause und auf den Wagen zu wälzen. Mit eben so schwerer Mühe konnte man ihn auf den Ambos bringen. Als er endlich darauf war, feuerte der Tambour den Schmied und seine Gesellen an, tüchtig zu schlagen. Sie arbeiteten auch aus Leibeskräften. Endlich fing der Böse in dem Tornister fürchterlich zu schreien an und bat so jämmerlich, bis der Tambour schließlich Mitleid mit ihm hatte und ihn herausließ. Und siehe, da hinkte der Böse, denn man hatte ihm ein Bein zerschlagen. Der Tambour aber nahm seinen Tornister und ging heim. Nicht lange dauerte es, da klopfte eines Nachts der Tod an seine Tür. Der Tambour fragte: “Wer ist da?” Er erhielt die Antwort: “Der Tod ist hier und will Deine Schwiegermutter haben.” “Die kannst Du bekommen, wenn Du mich nur verschonst,” sagte der Krieger. Nach kurzer Zeit kam der Tod zum zweiten Mal und sagte, er sei gekommen , um den Schwiegervater zu holen. Wieder entgegnete der Soldat: “Auch den kannst Du Dir holen.” Bald darauf merke der Tambour, dass auch er nicht mehr lange leben werde. Er holte darum seinen Geldbeutel und schüttete ihn fortwährend aus, bis ein großer Kasten voll Geld war. Das sollte für die Frau sein, damit sie so viel habe, wie sie bis an ihr Lebensende brauche. Endlich klopfte der Tod wieder an, und diesmal galt sein Kommen dem Tambour selbst. Er war auch bereit mitzuziehen. Als er aber an die Himmelstür kam und anklopfte, fragte Petrus, wer da wäre. Er antwortete: “Der alte abgedankte Tambour ist da.” Da sagte Petrus: “Der kann zur Hölle gehen; er hat das Beste zu bitten vergessen und nicht die Seligkeit gewählt.” Petrus war nämlich
das Männchen gewesen, welches ihm einst die drei Wünsche gewährt hatte. Darauf wanderte der Tambour mit seinem Tornister zur Hölle. Auch dort fragte man, als er angeklopft hatte, wer da wäre. Er antwortete: “Der alte abgedankte Tambour.” Darauf wurde ihm geantwortet: “Den wollen wir nicht, der hat dem Teufel ein Bein zerschlagen lassen.” Da bat er: “Kann ich denn nicht einmal hineinsehen, damit ich weiß, wie es in der Hölle aussieht?” Das wurde ihm gestattet. Als er seinen Hinkenden erblickte, sprach er: “Ich wünschte, ich hätte Dich wieder in meinem Tornister.” Richtig, da hatte er den bösen Geist wieder drin. Nun wanderte er zum zweiten Mal vor die Himmelspforte und bat den Schließer, er möchte ihn doch einmal in den Himmel sehen lassen. Auch hier wurde es ihm erlaubt. Da sagte er zum Pförtner:” Ich wünschte, Du säßest auch in meinem Tornister!” Gesagt, geschehen. Der Tambour aber setzte sich in die offene Himmelstür und schaute auf die Erde herab, vornehmlich aber beobachtete er seine Kameraden da unten. Wenn dieselben marschieren sollten, so ließ er schnell regnen und freute sich, wenn dieselben dann einen freien Tag hatten. Daher regnet es noch heute immer, wenn die Soldaten zum Marschieren ausrücken. Mündlich aus Zwilipp.
Schmied Grimm In einem Dorfe lebte einst ein Schmied, der hieß Grimm. Der war aber sehr arm und hatte dazu noch viele Kinder. Weil er nun kein Geld hatte, konnte er sich kein Eisenzeug und keine Kohlen kaufen und deswegen auch nichts verdienen. In seiner Not ging er zu Petrus hin und klagte dem sein Leid. Petrus aber hatte andere Gedanken im Kopf und hörte gar nicht auf das, was ihm der Schmied erzählte. Darum gab er ihm auch nichts. Ganz betrübt ging nun der Schmied zum Teufel und fragte ihn, ob er ihm nicht helfen wolle. “Gern”, sagte der Teufel, “aber Du mußt mir Deine Seele verschreiben.” “Die kannst Du meinetwegen haben”, erwiderte Meister Grimm. Er unterschrieb ein Papier, das ihm der Teufel hinhielt, mit seinem Blute. Zehn Jahre, so hatte er sich ausgemacht, wollte er noch leben. Der Teufel verschaffte dem Schmied nun Geld; dieser kaufte sich Eisen und Kohlen, und bald ging sein Handwerk so gut, dass er sich einige Gesellen halten konnte. Inzwischen aber hatte sich Petrus die Geschichte doch überlegt und sich gesagt, dass er dem armen Schmied Unrecht getan hätte; bald hörte er denn auch, dass dieser sich dem Teufel verschrieben hätte. Darum machte er sich auf und besuchte den Meister. “Du”, sagte er, “was hast Du gemacht, Du hast Dich ja dem Teufel verschrieben?” “Na, was soll ich bei Dir?” antwortete der Schmied, “Du hilfst mir ja doch nicht.” “Nun, ich will wieder gut machen, was ich damals versäumt habe,” versetzte Petrus; “nun bitte Dir drei Wünsche aus, die will ich Dir gewähren; aber vergiß das Beste nicht.” Der Schmied bat sich nun auch drei Wünsche aus. “Ich möchte zuerst,” sagte er, “einen Stuhl haben; wenn sich jemand darauf setzt, muß er so lange darauf sitzen bleiben, bis ich ihn wieder herunterlasse. Zweitens möchte ich, dass von meinem schönen Birnbaum ohne meinen Willen niemand wieder heruntersteigen kann.” “Das sollst Du alles haben,” sagte Petrus; “nun hast Du nur noch eine Bitte, also vergiß das Beste nicht.” Er meinte aber die ewige Seligkeit. Doch daran dachte Meister Grimm am allerwenigsten, sondern sagte: “Drittens möchte ich einen Tornister haben; und wenn ich was darin habe, so soll das ohne meinen Willen nicht wieder herauskönnen.” “Auch das sollst Du haben,” sagte Petrus und ging betrübt von dannen. Als nun die zehn Jahre um waren, da kam der Teufel und wollte den Schmied holen. “Ein bisschen
hast Du noch Zeit,” sagte der Schmied; “setze Dich auf den Stuhl hin und ruhe Dich aus.” Der Teufel dachte nichts Arges dabei und setzte sich hin. Nun konnte er nicht wieder aufstehen. Meister Grimm gab darauf seinen Gesellen einen Wink, und die nahmen Hammer und Zangen, kriegten den Teufel bei den Beinen zu packen und schlugen ihm die Beine entzwei. Der Teufel schrie vor Angst und Schmerzen und bat den Schmied, er solle ihn doch loslassen, er wolle ihm auch zehn Jahre Leben zugeben. Darauf ging der Schmied ein und ließ den Teufel vom Stuhl. Wieder waren die zehn Jahre vorbei; da kam ein anderer Teufel und wollte den Schmied holen. “Meinetwegen”, sagte der Schmied, “aber der Weg ist weit, und Du kannst erst auf den Birnbaum steigen und die Taschen voll Äpfel stecken, damit wir unterwegs was zu essen haben.” Der Teufel war dazu bereit und stieg hinauf, aber als er die Taschen voll hatte, konnte er nicht wieder herunter. Da kamen alle Dorfjungen und Knechte, die warfen mit Steinen nach dem Teufel, so dass er nicht wusste, wo er sich lassen sollte. Er mußte endlich auch bitten, dass ihn der Meister herunterließ, und versprechen, ihn noch zehn Jahre leben zu lassen. Nach Verlauf der zehn Jahre kam ein dritter Teufel aus der Hölle, der war furchtbar groß und stark. “Bist Du aber groß und stark!” sagte der Schmied. “Ja, das stimmt”; antwortete der Teufel, “mit mir sollst Du es auch nicht so machen wie mit meinen beiden Kameraden.” “Kannst Du Dich auch klein machen?” fragte der Meister darauf. “Ja, das kann ich.” “Auch so klein, dass Du in meinen Tornister hereingehst?” “Das will ich Dir zeigen,” sagte der dumme Teufel und kroch in den Tornister hinein. “So, nun hab ich Dich,” sagte der Schmied lachend, “nun kommst Du nicht wieder heraus.” Da mußte der Teufel wieder bitten und betteln, ja endlich versprechen, er wolle überhaupt nicht mehr wiederkommen, und der Schmied solle so lange leben wie er wolle. Der Schmied tat das auch. Er wurde alt und grau, und als ihm deuchte, dass es doch Zeit zum Sterben sei, ging er hin zur Himmelstür. Aber Petrus wollte ihn nicht hereinlassen. “Du hast das Beste vergessen”, sagte er, “nun kommst Du nicht in den Himmel hinein.” Darauf sagte der alte Grimm: “Dann muß ich’s in der Hölle versuchen.” Als aber die Teufel den Schmied ankommen sahen, da liefen sie alle davon. Der älteste Teufel aber bat ihn sehr: “Du, tu mir einen einzigen Gefallen und gehe weiter, denn sonst bleibt kein einziger Teufel bei mir in der Hölle.” Damit verschwand er. Meister Grimm ging nun wieder zu Petrus und erzählte ihm, wie die Teufel alle vor ihm ausgerissen wären und warum. Da lachte Petrus aus vollem Halse und ließ ihn in den Himmel hinein. Erzählt von einem Arbeiter in Zwilipp.
Der gerettete Mörder Einmal lebte ein Bauer, der hatte sich dem Teufel ergeben und ihm seine Seele durch eine Handschrift verschrieben. Nach einiger Zeit wurde ihm das leid. Er mochte aber nicht selbst hingehen, um sich seine Handschrift wiederzuholen. Nun hatte er einen Sohn, der sagte zu ihm: “Vater, ich werde hingehen und die Handschrift holen!” Der Sohn machte sich auf den Weg und nahm sich ein Gefäß voll Weihwasser mit. Wie er nun auf der Reise war, begegnete ihm ein Mörder, der fragte ihn, wohin er wolle. Da sagte der Bauernsohn: “Ich will zur Hölle gehen.” Der Mörder bat ihn nun: “Wenn Du hinkommst, dann frage doch einmal, was ich für einen Lohn bekommen werde.” Der Wanderer versprach das und ging weiter. Bald kam er an zwei Bäume und sah, dass sie sich fortwährend schlugen. Er bat sie, ihn durchgehen zu lassen. Das taten sie und fragten ihn ebenfalls, wohin er wolle. Auch sie erhielten die Antwort: “Zur Hölle!” Da gaben sie ihm auch eine Bitte mit, nämlich in der Hölle nachzufragen, wie lange sie sich noch schlagen sollten. Der Reisende versprach es zu tun und reiste seines Weges. Da kam er an ein großes Wasser und fand
auf demselben einen Mann, der fischte. Der Bauernsohn rief ihm zu: “Hole mich über das Wasser.” Der Fischer fragte: “Wohin geht die Reise?” “Zur Hölle!” wurde ihm erwidert. “Wenn Du dorthin willst,” versetzte der Fischer, “so frage doch einmal an, wie lange ich hier noch fischen muß. Wenn Du das willst, bringe ich Dich hinüber.” Der Bauernsohn versprach es; der Fischer setzte ihn über, und er eilte weiter. Endlich langte er bei der Hölle an. Wie er hineinkam, fragten ihn die bösen Geister, was er wolle. “Ich will meines Vaters Handschrift wiederholen”, erwiderte er. “Die bekommst Du nicht”, rief man ihm zu. Doch der junge Bauer wusste sich zu helfen; er holte sein Weihwasser hervor und bespritzte die bösen Geister damit. Da sagten sie, er solle sie nur zufrieden lassen, sie wollten ihm die Handschrift geben. Und er erhielt sie wirklich. Als er das Schreiben hatte, sagte er zu den Geistern: “Jetzt möchte ich Euch noch etwas fragen. Unterwegs traf ich auf dem See einen Fischer, der gab mir dem Auftrag zu fragen, wie lange er noch fischen solle.” Die Geister antworteten: “So lange, bis er einen Menschen ersäuft hat.” “Dann”, sagte der junge Mann, “soll ich den Bäumen Bescheid bringen, wie lange sie sich noch schlagen müssen.” Die Geister antworteten: “So lange, bis sie einen Menschen totgeschlagen habe.” Und weiter sagte der Bauernsohn: “Drittens soll ich fragen, was der Mörder für einen Lohn bekommt.” Da zeigten ihm die Geister eine Bettstelle, auf welcher viele Messer befestigt waren, die Schneide nach oben gekehrt hatten, und sagten: “Darauf muß der Mörder mit dem bloßen Leibe liegen.” Mit diesen Antworten verließ der Bauernsohn die Hölle und wanderte heim. Als er an das Wasser kam, rief er dem Bootsmann zu, er solle ihn wieder herüberfahren. Dieser kam und erhielt auf seine Frage nach dem Bescheid aus der Hölle die Antwort: “Erst bringe mich über das Wasser, dann will ich es Dir sagen.” Als der junge Bauer wieder an Land war, lief er ein kleines Stückchen vorwärts und rief dann zurück: “Du mußt so lange fischen, bis Du einen Menschen ersäuft hast.” Der Fischer sagte: “Das hätte ich sollen eher gewußt haben!” Der Wanderer kam nun zu den Bäumen und bat wieder, ihm Durchlaß zu gewähren; die Antwort aus der Hölle wolle er ihnen nachher sagen. Als er hindurch war, rief er: “Ihr müßt Euch so lange schlagen, bis Ihr einen Menschen totgeschlagen habt.” Auch die Bäume riefen dem Davoneilenden nach: “Das hätten wir sollen eher gewußt haben.” Endlich traf er auch den Mörder und erwiderte ihm auf seine Frage: “Du bekommst einen schlimmen Lohn. In der Hölle steht ein Bett mit scharfen Messern, auf dem sollst Du mit bloßem Leibe liegen. Aber nun werde ich Dir was sagen. Nimm den Stab, mit dem Du alle totgeschlagen hast, und pflanze ihn ein. Dann trage mit dem Munde so lange Wasser hinzu, bis der Stab grünt. Bei jedem Mund voll aber mußt Du beten.” Der Bauernsohn reist nach Hause und gab dem Vater die Handschrift; dann aber studierte er und wurde ein Geistlicher. Als Pfarre bekam er später sein Heimatdorf. Einmal kam er auf einer Spazierfahrt in den Wald, in dem der Mörder seinen Stab gepflanzt hatte. Als er den Baum sah, rief er dem Kutscher zu: “Sieh doch einmal nach, was das für ein Obstbaum ist, der da so schön riecht!” Der Kutscher sagte: “Das ist ein Apfelbaum.” Der Pfarrer erwidert darauf: “Wir wollen hingehen und die Äpfel abschütteln.” Während sie nun den Baum schüttelten, rief eine Stimme: “Schüttelt mich nicht! Laßt mich stehen, bis der kommt, der mich gepflanzt hat!” In dem Augenblick kam auch schon der Mörder an. Nun schüttelten sie alle drei gemeinsam. Da aber kein Apfel fallen wollte, fingen sie an zu beten, und siehe, da fiel ein Apfel nach dem anderen ab, bis auf zwei, die wollten durchaus nicht herunter. “Das sind mein Vater und meine Mutter, die ich auch ermordet habe”, rief der betrübte Sünder aus. Doch sie beteten so lange, bis endlich auch die beiden letzten Äpfel herunterfielen, und erfreut rief nun der Mörder aus: “So, nun werde ich auch selig werden, sonst hätte es nimmermehr geschehen können,” Erzählt von einem Arbeiter in Zwilipp.
Der dumme Hans In einem Dorfe wohnte einst ein Bauer, der hatte drei Söhne; der jüngste davon war der dumme Hans. Dieser lag die meiste Zeit hinter dem Ofen und putzte die Kacheln, das heißt, er tat gar nichts. Die beiden ältesten Brüder zogen fort, um Soldat zu werden, und Hans blieb allein zu Hause. Nach einiger Zeit bat er den Vater, ihn doch auch ziehen zu lassen; er wolle auch sein Glück versuchen. Da der Vater ihn aber für dumm hielt, ließ er ihn ungern fort. Hans wurde auch Soldat und sogar bei demselben Regiment, bei dem seine Brüder waren. Da er sich aber einen großen langen Bart hatte wachsen lassen, kannten ihn seine Brüder nicht. Diese waren unordentlich und dem Trunke ergeben, und deshalb waren sie nicht beliebt; Hans aber war ordentlich und jedermann gefällig, und da er gut die Flöte spielen konnte und dadurch seinen Kameraden viel Vergnügen bereitete, war er bei allen Offizieren und Gemeinen angesehen. Er wurde deshalb bald Unteroffizier und dadurch der Vorgesetzte seiner Brüder. Einmal beschlossen die beiden älteren Brüder, nach Hause zu reisen, und Hans sagte, er wolle mit dorthin. Sie machten sich alle drei auf den Weg. Vor einem großen Walde, durch den ihr Weg ging, lag ein Dorf. Dort kehrten sie in dem Kruge ein. Bald kamen die Dorfleute, und Hans spielte ihnen auf seiner Flöte zum Tanze auf. Alle waren vergnügt und heiter, und alle hübschen Dorfmädchen sahen die Soldaten gern und hätten sich, wenn es nach ihrem Willen gegangen wäre, einen als Schatz ausgesucht. Am meisten aber verliebten sie sich in Hans. Um so mehr waren die Leute betrübt, als sie erfuhren, dass die drei Krieger durch den Wald wollten. Man redete ab, warnte und bat, denn in dem Walde hausten Untiere, die jeden Wanderer töteten. Da alles nichts half, ließen die guten Dörfler es sich nicht nehmen, die Soldaten mit allerlei Zehrung zu versehen. Dann brachen sie auf. In der ersten Nacht, die sie im Walde zubringen mußten, wollten die Brüder Wache stehen, aber Hans sagte: “Legt Euch nur hin, ich werde Wache stehen.” Wie er nun so auf- und abging, da sah er, wie ein großer Bär auf ihn zukam. Hans ging ihm entgegen und schoss ihn tot. Dann ging er weiter. Da stürzte ein Einhorn auf ihn los. Auch das schoss Hans nieder. Als er nun im Walde weiter ging, keuchte ein Lindwurm heran. Auch dieser wurde erschossen. Darauf erblickte Hans in der Ferne ein kleines Licht in einem kleinen Häuschen. Er ging näher, blickte durch das Fenster und sah drei Frauen sitzen und spinnen. Da hörte er, wie die erste Frau sagte: “Mir ist so angst um meinen Mann; er ist ausgegangen und hat heute seinen Mantel, der ihn unsichtbar macht, zu Hause vergessen.” Die zweite sagte: “Mein Mann hat sein Gewehr auch zu Hause gelassen; worauf er mit dem Gewehr anlegt, das muß fallen.” Und die dritte sprach: “Mein Mann hat seinen Beutel, der immer voll Geld ist, diesmal auch nicht mitgenommen.” Von banger Ahnung erfüllt, gingen sie aus dem Hause, um ihre Männer zu suchen. Währenddessen ging Hans in die Stube und nahm den Mantel, der ihn unsichtbar machte, das Gewehr, welches stets sein Ziel traf, und den Beutel, der immer voll Geld war. Mit diesen kostbaren Schätzen ging er weiter und kam an ein Schloß, das war verwünscht. Hoch oben auf dem Schlosse lag ein feuerspeiernder Hund, der bewachte eine Prinzessin und ließ niemand in das Schloß dringen. Vor dem Schlosse sah Hans einen Räuberhauptmann mit seiner Schar lagern. Der Hauptmann erhob gerade sein Glas, um zu trinken. Plötzlich schoß ihm Hans den Becher vor dem Munde weg. Der Hauptmann sagte: “Wer das getan hat, der melde sich!” Niemand meldete sich. Zum zweiten Mal erhob er das Glas, und wieder schoß ihm Hans den Becher fort. Da rief der Hauptmann: “Wer das getan hat, der soll Hauptmann werden. Er melde sich!” Da sich aus dem Kreise der Räuber auch jetzt niemand meldete, suchte man nach und fand Hans hinter einem Baum. Da sagte der Räuber: “Sei unser Hauptmann.” Er aber sagte: “Nein.” Da fragte der Räuberhauptmann: “Kannst Du wohl den Hund da oben auf dem Schlosse erschießen? Dann ist
das Schloß erlöst.” Hans sagte: “Das ist ein Leichtes:” Er legte an, und der Hund stürzte tot hernieder. Nun konnten sie in das Schloß eindringen. Hans trat zuerst hinein, stellte sich an die Kellertür und beschloss die Räuber zu töten, denn sonst würden sie ihn ermordet haben. So wie sie nun der Reihe nach den Kopf durch das Kellerloch steckten, hieb ihnen Hans den Kopf ab. Das geschah allen bis auf den Hauptmann. Dieser hatte den Kopf nicht weit genug vorgestreckt, und so hieb ihm Hans nur die Kappe vom Kopfe. Erschreckt floh er davon. Hans ging nun im Schlosse umher, bis er in das Zimmer kam, in dem die Prinzessin lag und schlief. Er drückte ihr einen Kuß auf den rosenroten Mund, nahm ihren Ring vom Finger und ihr Taschentuch und verließ das Schloß. Er suchte seine Brüder wieder auf, die noch in festem Schlafe lagen. Gemeinsam wanderten sie nun zum Vaterhause. Die beiden Brüder wurden erkannt und freudig aufgenommen. Doch Hans kannte man nicht mehr. Er sagte deshalb zur Mutter: “Kann ich nicht auch die Nacht hier bleiben?” Die Frau erwiderte: “Nein, wir sind nur arme Leute und können einen so feinen Herrn nicht beherbergen.” “Aber Ihr habt doch die beiden anderen Soldaten aufgenommen “ sagte Hans. “Ja,” antwortete die Frau, “das sind auch unsere Jungens.” Als sie ihn trotz seiner Bitte immer noch nicht behalten wollte, da sagte er endlich: “Na, Mutter, kennst Du Deinen Hans nicht mehr? Sieh mich doch einmal genau an!” Nun erkannten sie ihn alle, er mußte da bleiben und Abendbrot mit essen. Nach dem Essen sagte der Vater: “Na, Jungens, was habt Ihr denn mitgebracht? Was habt Ihr gespart in der Fremde?” Die beiden älteren Brüder sagten, sie hätten nichts erübrigt, Hans aber sagte: “Mutter, hol einmal einen Sack her.” Als dieser da war, nahm Hans seinen Beutel und schüttete ihn so lange aus, bis der große Sack ganz voll Geld war. Die Eltern und die Brüder erstaunten über seinen Reichtum; die Brüder beneideten ihn zugleich und sannen darauf, wie sie ihm den Beutel entwenden könnten. Nach einiger Zeit mußten die Brüder wieder zurück. Wieder kamen sie durch den großen Wald und an dem Schlosse vorbei. Da stand auf einer Tafel die Inschrift: “Allen Reisenden zur Erholung. Jeder Wanderer, der vorbei reist, soll frei Speise und Trank haben.” Hans sagte: “Wenn das so ist, wollen wir hineingehen und uns erholen.” Doch die beiden anderen hatten Furcht und wollten weiter; als aber Hans voranging, folgten sie ihm. Das beste Essen und die feinsten Weine wurden ihnen vorgesetzt, und es mundete ihnen trefflich. Als sie gegessen hatten, wurde ihnen aufgegeben, ihre Lebensgeschichte zu erzählen; ohne diese Bedingung erfüllt zu haben, kämen sie nicht aus dem Schlosse. Die beiden älteren Brüder wussten nichts zu sagen, Hans aber erzählte: “Schon vor einigen Wochen war ich auf diesem Schlosse. Da habe ich den feuerspeienden Hund totgeschossen, die Räuber erschlagen und die Prinzessin auf den Mund geküßt. Da ist noch ihr Ring und ihr Taschentuch.” Damit zeigte er beides vor. Der Diener berichtete dies schnell der Prinzessin. Da kam diese eiligst herbei, fiel Hans jubelnd um den Hals und nannte ihn ihren Befreier. Hans mußte nun für immer auf dem Schlosse bleiben, die Prinzessin wurde seine Gemahlin, und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Ende, und wenn sie nicht gestorben wären, so lebten sie heute noch. Die beiden anderen Brüder blieben nicht lange auf dem Schlosse. Sie reisten weiter und gelangten wieder in den Dorfkrug im Walde. Alle Leute erkannten sie wieder. Sie mußten ihnen von den Taten des tapferen Hans erzählen, und alle freuten sich darüber. Da sie aber den Beutel, der immer voll Geld war, an sich genommen hatten, so fehlte es ihnen nie an etwas. Auch sie kamen gut durch die Welt. Aus Zwilipp.
Die Bauernpredigt. Guten Abend, meine Damen und Herren! Äpfel sind keine Beeren, Beeren sind keine Äpfel. Die Wurst hat zwei Zepfel, zwei Zepfel hat die Wurst. Der Bauer hat Durst, Durst hat der Bauer. Das Leben wird ihm sauer, sauer wird ihm das Leben. Der Weinstock trägt Reben, Reben trägt der Weinstock. Das Kalb ist kein Ziegenbock, Ziegenbock ist kein Kalb. Meine Predigt ist halb, halb ist meine Predigt. Mein Bauch ist sehr ledig, sehr ledig ist mein Bauch. Meine Mütze ist rauch, rauch ist meine Mütze. Mein Bruder heißt Fritze, Fritze heißt mein Bruder. Das Schwein ist kein Luder, Luder ist kein Schwein. Die Laus hat sechs Beine, sechs Beine hat die Laus. Meine Predigt ist aus. Aus Zwilipp.
Nachweis Aus Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter - Adressbücher Pommern, Stand 1939 sind die Bauernhöfe mit Größe und Viehbestand. Aus dem Buch Sagen und Erzählungen aus dem Kreis Kolberg-Körlin von dem Zwilipper Lehrer Ferdinand Asmus, die Zwilipp betreffenden Sagen und Erzählungen. Aus dem Buch Der Kreis Kolberg-Körlin. Aus dem Buch Das Kolberger Land. Aus dem Buch Die letzten Tage von Kolberg Aus dem Buch Kummrow, eine Familie aus Pommern. Danke an Fritz und Joachim Kummrow. Aus der Kolberger Zeitung. Aus der Pommerschen Zeitung. Viel Wissenwertes und viele Fotos habe ich von Euch und dafür meinen Dank an: Meine Familie, Familie Walter Benz †, die Brüder Kummrow, Fritz †, Werner † und Hans, Marga Rossow, geb. Reinke. Heinz-Herbert Ponick, Gisela Hecht, geb. Bundrock, Grete Nitz, Manfred Radmer †, Angelika Rackow und Rolf Rackow.