Heft 4, 2012

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Casa Ricci und die Frauen Die Schwestern brauchen Weiterbildung für ihr Ordensleben und für den sozialen Einsatz.

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Die Arbeit mit Lepra- und Aidskranken in China geht weiter. Casa Ricci ist das Sozialzentrum der Jesuiten. Fernando Azpiroz SJ, der Leiter, gibt Einblick in die Sozialarbeit. Als P. Ruiz SJ und P. Gutheinz SJ ihre Arbeit in China begannen, wussten sie, sie würden starke Helfer und gute Mitarbeiter brauchen. Als ich vor 8 Jahren ankam, sah ich, dass die Arbeit von vielen Frauen unterstützt wird. Ich fand heraus, dass die, die in China im Dienst an den Armen, mit den Kindern und Alten arbeiten, Ordensfrauen sind. Nach all den Jahren in Casa Ricci erkannte ich im Blick auf die gesundheitliche Bedingungen, den gesellschaftlichen und sozialen Status, die Bildungsmöglichkeiten in den Gemeinschaften der Leprakranken und HIV/AIDS Kranken, denen wir dienen wollen, Frauen sind. Das Evangelium berichtet uns an mehreren Stellen vom Einfluss von Frauen auf Jesu und seine Entscheidungen.

Jesus wirkte sein erstes Wunder bei der Hochzeit zu Kana, dank einer Frau. Diese Frau war fähig, die Notlage des jungen Paares zu erfassen, sie Jesus zu vermitteln und alles zu organisieren, dass die Dinge ihren Lauf nehmen konnten. Frauen als Mitarbeiterinnen, Frauen als Freundinnen. Drei Geschichten möchte ich mit euch teilen. Wir Männer haben viel zu lernen. So wie Jesus es tat. Die Liebesgeschichte von Jia Fen und Lao Huang Lao Huang und Jia Fen heirateten, als beide noch keine zwanzig Jahre alt waren. Auch wenn sie es uns nie erzählten, hatten sie nach ihrer Hochzeit Pläne und Träume. Die meisten Träume platzten, als bei Lao Huang

bald nach der Hochzeit die Symptome von Lepra auftraten. Damals betrachtete man Lepra als etwas Böses. Bei manchen Menschen ist das heute noch so. Lao Huang war sich sicher, dassJia Fen ihn verlassen würde. Doch seine junge Frau blieb bei ihm, und nach einigen Jahren waren sie von Kindern umgeben. Sie schufteten zusammen auf dem Feld. Obwohl es hart und schwierig war, verbesserten sich ihre Lebensverhältnisse. Nach einigen Jahren verlor Lao Huang, aufgrund der Krankheit, seine Finger und Hände. Jia Fen war damals vierzig Jahre alt, stark und tapfer und sie schenkte einem sechsten Kind das Leben. Ein reizendes Mädchen. Die Lepra schlug bei Lao Huang nochmals zu. Er verlor sein Augenlicht. Jia Fen ließ sich nicht entmutigen. Sie brachte ihre Familie durch, schaffte es, dass fünf ihrer Kinder die Schule besuchen konnten, während sie schwer auf dem Feld arbeitete und ihren Mann mit Zuversicht begleitete. Beide sind jetzt achtzig Jahre alt. Sie geben uns ihr berührendes Lebenszeugnis und begegnen einander mit offen sichtlicher Liebe und Respekt. H. Maria de Cana arbeitet in einer Leprakolonie In der Liebe wachsen Ich habe mehr als ein Jahr in dem Kinderheim gelebt und gelernt wie schwierig es ist, mit den Kindern Beziehung und Vertrauen aufzubauen. Beeindruckt hat mich Bibbin. Elf Jahre alt, hatte er Probleme mit dem Herzen, konnte nicht zur Schule gehen und sich ohne Operation nicht normal bewegen. Als ich ihn ins Krankenhaus brachte, hatte er wegen des Todes seiner Eltern schreckliche Angst. Zum Glück gab es Freiwilli-

ge, die täglich kamen um mit ihm zu spielen und ihn aufzumuntern. Am Operationstag war seine Abwehrreaktion besonders heftig und er weigerte sich die Medizin zu nehmen. Mit Überredung und Begleitung ging er schließlich tapfer mit. Nachdem ich längere Zeit bei ihm im Krankenhaus verbracht hatte, erzählte er mir von seiner Familie, von seiner heiß geliebten Mutter, von der Großmutter und von den Schulfreunden. Ich habe verstanden, dass wir achtsam und sensibel auf die Kinder eingehen müssen. Mitarbeiterin in einem HIV Kinderheim

Fernando Azpiroz SJ im Aids Zentrum in Hunnan

Dankbarer Rückblick und froher Ausblick Ich stamme aus einer armen Familie in einem Dorf mit Leprakranken. Meine Eltern haben drei Kinder. Meine beiden älteren Geschwister sind verheiratet. Mit Eltern, die Lepra infiziert sind, fühlte ich mich diskriminiert, die anderen zeigten auf mich. Als ich in die Grundschule 15


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