Das Leben ist ein Erdbeben und ich stehe neben dem Türrahmen. Ein Roman von Fabian Neidhardt

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„Also, es is ein Job bei nem Verlag. Du sollst so kleine Groschenromane schreiben.“ Sobald er ausgesprochen hatte, würde ich den Kopf schütteln. „Nix hoch Intellektuelles. Eher profane Geschichten. Ich hab mit dem Verleger gesprochen. Hab ihm gesagt, dassu schreiben kannst und dassu Ideen hast.“ Gleich würde er fertig sein, dann würde ich eine Spannungspause einbauen und dann den Kopf schütteln. „Du könntest zu Hause arbeiten, alle zwei Wochen gibssu einfach eine Geschichte ab. Ich hab die Nummer von dem Verleger.“ Schreiben und dafür Geld bekommen wäre eigentlich schon schön. „Was würde ich denn verdienen?“ „Kommt drauf an, wie viel du schreibst. Würdest aber auch nen Vorschuss bekommen.“ Sam hatte vielleicht neben all seinen Fehlschlägen wirklich eine vernünftige Arbeit für mich gefunden. „Ich muss gestehen, das hört sich ganz interessant an. Wie heißt denn der Verlag?“ Sam zögerte. „Basement Dreams.“ „Der Name sagt mir nichts, was haben die für Bücher?“ Wieder ein Zögern. „Das war das, was ich dir noch sagen sollte.“ Jetzt kam also der Haken: Ich sollte Pornos schreiben. Ich regte mich auf, schwieg beleidigt und regte mich noch einmal auf. Das Problem war, Sam kannte mich lange genug. Wir hatten uns schon zusammen Bilder von nackten Frauen angesehen, als wir gerade 12 waren. Er wusste, wie ich tickte. Also sagte ich Sam, er 60


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