Das Tagebuch eins Verrückten

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schnell: „Ja, ich mach´s!“, während meine Lippen sich unter Abwesenheit meines Verstandes zu einem breiten Grinsen formen. Ja, ich mach´s. Als ich erfahre, dass ich ab sofort das neue Gehalt bezahlt bekomme, habe ich eine Vision: ich hole mir eine Putzfrau. Ich weiß nicht wie ich auf diesen Gedanken kommen, beziehungsweise wieso gerade zuerst diese Idee kommt. Vielleicht liegt es an den Wäschebergen zu Hause, an den Staubmilben die mich schon duzen oder an dem Gestank, der einfach nicht weichen will und ich habe echt keine Ahnung woher der kommt. Nur wenig später rufe ich bei einer Zeitung an und lasse meine Anzeige reinsetzen. Dienstag. 13. November 2007 17:31 Uhr Ich bekomme gesagt, was alles meine Aufgaben sein werden, während die Fischer sich langsam mit dem Gedanken anzufreunden versucht, dass ich bald jetzt ihre Stelle übernehmen werde. Seitdem hatten wir eigentlich fast nichts miteinander zu tun. Das liegt vor allem auch darin, dass ich mir von einer Gleichaltrigen nichts sagen lasse und all ihre „Befehle“ schön dezent in den

Wind geblasen habe. Der Witz ist, dass der Laden trotzdem lief. Oder gerade deswegen. Das erste Vorstellungsgespräch, das ich in meinem Leben führen werde (und dabei hinter anstatt vor dem Tisch sitzen werde), wird am Freitag Abend sein. Das hat aber nur indirekt etwas mit meiner neuen Stelle zu tun, denn ich suche, wie ich bereits sagte, eine Putze. Und am Freitagabend kommen drei potenzielle, die in einer harten Prüfung zeigen müssen, ob sie der Herausforderung meiner Wohnung gewachsen sind. Eine wird das Rennen machen. Nur eine kann es werden. Ich gewöhne mich an die Position in der ich anderen sagen kann was sie zu tun haben. Das macht mir Angst. Werde ich ein sadistisches Arschloch, das seine Untergebenen quält? Werde ich wie Hansi? Der Dicke? Werde ich wie Herr Feder? Ich schaue in den Spiegel und sehe dafür noch keine Anzeichen. Keine Fettmasse im Gesicht, kein verschobener Blick. Noch bin ich ich. Mittwoch. 14. November 2007 23:44 Uhr Ich habe mein eigenes Büro! Ich!! Heute habe ich es in Empfang genommen. Wäre ich Raucher hätte ich es mit einer Zigarre eingeweiht,


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