SQ Magazin 41

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Im Gespräch

Bezahlte Sicherheit Mit einem Bezahlmodell wollen die GMX-Gründer den Schutz von Kommunikationsdaten gewährleisten „Wir holen die Privatsphäre in die digitale Welt zurück!“, versprachen die GMX-Gründer im Sommer und kündig­ten den Launch einer vollständig verschlüsselten, integrierten App namens Brabbler an. Sie soll noch in diesem Jahr erscheinen und eine Alternative zu den herkömmlichen Angeboten bieten. Der Knackpunkt: Die App soll sich nicht über Werbung, sondern über die Bezahlung der Nutzer finanzieren. Christin Senftleben, Chefredakteurin des SQ-Magazins, befragte dazu die Brabbler-Hersteller Karsten Schramm, Eric Dolatre, und Jörg Sellmann. SQ: Fast 20 Jahre nach der Gründung von GMX kündigen Sie eine Kommunikations-App an, die werbefrei ist und auch deshalb keine Datenspuren hinterlässt. Hand aufs Herz: Wäre das nicht schon viel eher notwendig gewesen? Dolatre: Stimmt, das haben wir uns eben auch gefragt: Wieso gibt es das noch nicht? Das hat uns angespornt. Sellmann: Vor zehn Jahren gab es noch kein Bewusstsein für Themen wie Datenschutz oder digitale Privatsphäre. Schuld daran war die „Kostenlos-Mentalität“ und die hatte ihren Ursprung in den Anfängen des Internets. Die ersten Business-Modelle, die sich im Web vor knapp 20 Jahren etablierten, beruhten alle auf dem „Gratis-für-Werbung-Prinzip“. Der Konsument hat sich schnell daran gewöhnt und das fast zwei Jahrzehnte lang nicht hinterfragt. Währenddessen entwickelte sich der Daten- und Werbemarkt im Hintergrund immer weiter. Erst die Enthüllungen der letzten Jahre haben die Menschen ernsthaft zum Nachdenken bewegt. Unserer Meinung nach befinden wir uns nun in einer Phase der Aufklärung, die einem Ansatz wie unserem einen Nährboden bietet.

Ausgabe 41  |  Dezember 2016

Schramm: In Unternehmen erkannte man digitale Gefahren etwas früher. Hier steht ja nicht die Privatsphäre, sondern die Vertraulichkeit von Daten, geistigem Eigentum und Korrespondenz im Vordergrund. Digitale Spionage, Sabotage oder Hacker-Angriffe sind selbst bei kleinen Unternehmen schon lange ein Thema. Durch die rasante Digitalisierung in allen Branchen und Unternehmensgrößen wird das noch weiter an Bedeutung gewinnen. Das ist ein Grund, warum unsere Strategie je zur Hälfte auf Geschäftskunden und Endverbraucher setzt. SQ: Was ist der Unterschied zu Konkurrenzangeboten wie beispielsweise Threema? Dolatre: Allen voran sind wir kein Messenger. Wir setzen digitale Kommunikation nicht mit Messaging gleich, sondern sehen darin alles, was digital mit anderen ausgetauscht wird. Das sind nicht nur Nachrichten, sondern auch Termine, Dateien oder Kontakte. All diese Abläufe decken wir in einer einzigen App ab, so dass ein Nutzer nicht zwischen zahlreichen Anwendungen hin- und herspringen muss. Da unsere Mission die Wiederherstellung von Vertraulichkeit und Privatsphäre ist, haben wir auch gleich einen Passwort-Manager mit Passwort-Generator hinzugefügt. Denn schwache Passwörter stehen bei den Sicherheitslücken, die beispielsweise von Geheimdiensten ausgenutzt werden, an allererster Stelle. Schramm: Im Gegensatz zu anderen Produkten verschlüsseln wir nicht nur den Datentransport Ende-zu-Ende, sondern auch die Datenspeicherung, und realisieren damit einen Datentresor, der sich über mehrere vom Nutzer verwendete Endgeräte erstrecken kann. Das alles basiert auf den derzeit anerkanntesten Kryptotechnologien, die sogar Angriffen von Quantenrechnern standhalten würden. Unser Ansatz bietet einen Funktionsumfang, der dem bekannten ProduktivitätsSuiten am Arbeitsplatz ähnelt. SQ: Wir verbringen täglich mehrere Stunden im Web, mobil per Smartphone und am PC. Die digitale Privatsphäre gerät zunehmend in Gefahr. Dennoch tauschen Millionen Nutzer ihre persönlichen Daten bereitwillig gegen kostenfreie Angebote. Warum meinen Sie, wird ein Bezahldienst wie Brabbler Erfolg haben?

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