Konstruktion-Industrie | 34 - Oktober 2019

Page 8

MARKTÜBERSICHT

Nach Brand ist besonders der Bergbau ein interessanter Einsatzbereich, hier insbesondere die Prozesskette der Abwasserbehandlung. Dort ist der Einsatz von pneumatischen Zylindern, Wegeventilen und Luftaufbereitungseinheiten weit verbreitet. Ein weiterer Anwendungsschwerpunkt ist die Reifenproduktion, vor allem die Steuerung von Autoklaven. Ventilinseln und elektronische Druckregelventile gehören hier zu den Standardkomponenten der pneumatischen Automation. Und in der gesamten Chemieindustrie – vor allem beim Handling von flüssi-gen Medien – kommen intelligente Ventilinseln und Druckluft-Wartungseinheiten zum Einsatz. Osvaldo Tomio Sato, Produktmanager bei FESTO, hebt ebenfalls hervor, dass die Pneumatik in der Industrie nahezu universell eingesetzt wird: “Den An-wendungen sind kaum Grenzen gesetzt. Typische Beispiele sind Linearbewegungen in Verpackungsmaschinen, das Positionieren von Werkstücken in Werkzeugmaschinen, der Teiletransport in der Automobilproduktion, das Grei-fen von Bauteilen in der Elektrik-/ Elektronikproduktion, das Produzieren von Dispensern in der Pharmaindustrie, das Öffnen und Schließen der Türen von Bussen und Bahnen sowie das Schüttgut-Handling in der Lebensmittelindust-rie.“ Dabei treibt Festo den Einsatz pneumatischer Antriebe in diversen Anwender-bereichen weiter voran. Sato: “In der Lebensmittelindustrie befassen wir uns zum Beispiel mit Nischenanwendungen wie der Fleischproduktion einschließ-lich des Gefrierens, der Produktion von

Schokokolade und Konfekt sowie von Milchprodukten. Hier kann Pneumatik aufgrund ihrer Vielseitigkeit gut einge-setzt werden – zum Beispiel beim Transport und Handling, aber auch bei der Verpackung und Inspektion von Lebensmitteln. Dabei werden häufig auch die Produktivität und der Hygienestandard verbessert. Denn die hier eingesetzten pneumatischen Automationskomponenten sind als ‘Clean Design’ klassifiziert, und zentrale Baugruppen wie Rohre, Rohrverbinder, Aktuatoren und Ventilin-seln werden aus Werkstoffen gefertigt, die den FDA-Anforderungen entsprechen.“ PNEUMATIK UND INDUSTRIE 4.0 Flexibilität, einfacher Aufbau und günstige Kosten sind nach Ansicht von Le-onardo Brand (Asco) zentrale Vorteile der pneumatischen Automation. „Man muss allerdings zugeben, dass es Prozesse gibt, bei denen die Installation eines effizienten Pneumatiksystems mit Luftspeichern und –verteilung schwie-rig ist, weil die dafür nötige Infrastruktur fehlt. In diesen Fällen ist es einfacher, auf Elektroautomation zu setzen statt zunächst Idealbedingungen für die Pneumatik herzustellen.“ Brand fügt hinzu, dass es aber auch genug Unternehmen gibt, die bereits mit einem “State of the art”-System zur Druckverteilung ausgerüstet sind. Bei ihnen, so seine Empfehlung, sollten pneumatische Automationssysteme z.B. für das Handling, Positionieren und Bearbeiten von Bauteilen nicht durch elektrische Automation ersetzt werden – ganz einfach weil solche Systeme drei- bis viermal teurer sind als pneumatische, die dieselben Funktionen erfül-len. Darüber hinaus, so Brand weiter, zeichnet sich die Pneumatik durch ihre Fä-higkeit aus, ohne besonderen Schutz in industrieller Umgebung zu arbeiten. „Im Unterschied dazu muss die elektrische Ausrüstung immer geschützt werden – zum Beispiel gegen Feuchtigkeit, Vibrationen, Hitze und Elektromagne-tismus. Der Pneumatik machen solche Umgebungsbedingungen nichts aus.” Häufig stellen potenzielle Anwender die Frage: Lässt sich die pneumatische Automation vollständig in die modernen industriellen Prozesse integrieren? Leonardo Brand bejaht die Frage ohne Wenn und aber: “Die Pneumatik eig-net sich zum Beispiel für die Integration in Feldbusprotokolle sowie in diverse Systeme zur Sammlung und Auswertung von Daten – und das seit 15 Jahren. Heute ist sie bereit, zusammen mit anderen Systemen in Industrie 4.0-Umgebungen zu migrieren. Dazu leisten etwa smarte Ventilinseln mit IO-Link einen wesentlichen Beitrag.“

INFOS

Osvaldo Tomio Sato hebt hervor, dass pneumatische Automation immer ein-fach aufgebaut ist. “Druckluft gehört zu den ältesten vom Menschen genutzten Energiequellen. Sie wird aus atmosphärischer Luft gewonnen, die überall und unbegrenzt zur Verfügung steht. Es ist einfach, daraus Druckluft zu erzeugen, und auch die Instandhaltung birgt keine großen Herauforderungen. Wegen des relativ simplen Aufbaus zeichnen sich auch die Automationssysteme selbst durch sicheren und zuverlässigen Betrieb aus.“ Zu den Zielen der pneumatischen Automation gehörte es immer, menschliche Arbeit bei Wiederholaufgaben zu 34 | Konstruktion-Industrie | Oktober 2019

8


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.