Intro #246

Page 116

BUBACK.DE/KONZERTE - INFO@BUBACK.DE TICKETS: BUBACK.EVENTECHO.DE

Der Popeye der Techno-Szene, der Hüter der Eisernen Tür veröffentlicht »Rummelsnuff & Asbach« gemeinsam mit seinem langjährigen Weggefährten Maats Asbach. Derbe Strommusik nennt Rummelsnuff sein Schaffen selbst, und der Genre-Name scheint ganz treffend: inszenierter Germanenkult (Achtung Ironie), die elektronische Herangehensweise mit Gameboys ähnlichen Maschinen und Arbeiterromantik im besten Sinne. Das Doppelalbum scheint nicht gewillt, an einem Konzept festzuhalten, sondern gibt sich stilistisch in viele Richtungen offen: »Dr. Rummel Mr. Snuff« klingt ungewohnt nach Kneipen-Disco an der Grenze zum Wahnsinn, während »Helmut« sich textlich wie musikalisch, der Tod stets spürbar, im Sägewerk verirrt hat und »Bursche« sich als angesoffenes Seemanns-Shanty gibt. So ganz steigt man bei Rummelsnuff nie durch. Die Fallstricke sind gut gestrickt. Was soll das oder wie ist das zu verstehen? Fragen wie diese tauchen sicherlich öfter im Zusammenhang mit der superheldenähnlichen Kunstfigur auf. Antworten gibt es keine, aber auf eine bizarre Art ist Rummelsnuff gerade deswegen ein perfektes Pop-Objekt, ohne Deutungshoheit quasi. Steuer halten, Seemann! Konstantin Maier

Indie-Hall-Gitarren, HipHop-Zitate und melancholische VocalSamples. Das Gemisch erweist eine so gute Konsistenz, dass die Mische am Ende gar wie ein eigenes Genre klingt, das irgendwo im Bermudadreieck zwischen Shigeto, Bonobo und SBTRKT zu verorten ist. Produzentenmusik ja, aber kein Nerdism um jeden Preis. Immer wieder baut der junge Produzent Brücken der Hörbarkeit, wie etwa im R’n’B-lastigen »Brace«, bei dem ihm der Crooner Marc Roland gesanglich zur Seite steht. »Flac« hält eine traumhafte Balance zwischen einem späten Floorfiller und einer entspannten Nachmittagssession. Kein Wunder, dass Sekuoia schon Künstler wie Washed Out, MØ und WhoMadeWho supporten durfte. Mit seinem Debüt dürfte er aus deren Schatten getreten sein. Konstantin Maier

Silver Apples Clinging To A Dream Chicken Coop / Cargo

SAMY DELUXE + DLX BND BERÜHMTE LETZTE WORTE TOUR 2016 SUPPORT: APPLETREE / PRÄSENTIERT VON TEUFEL, KULTURNEWS UND PIRANHA 13.10. 1 4.10. 15.10. 1 6.10. 1 7. 10. 18.10. 24.10. 25.10. 26.10. 27. 10. 28.10. 29.10.

KIEL BREMEN (AUSVERKAUFT) MÜNSTER (AUSVERKAUFT) OBERHAUSEN KÖLN FRANKFURT STUTTGART (AUSVERKAUFT) MÜNCHEN WÜRZBURG BERLIN (VERLEGT) HAMBURG (AUSVERKAUFT) HAMBURG (ZUSATZTERMIN)

Emma Ruth Rundle Marked For Death Sargent House / Cargo / VÖ 30.09.16

Auf ihrem selbstbewussten Solo-Zweitling »Marked For Death« rettet Emma Ruth Rundle die Songwriter-Zunft im Alleingang. Ihre Lieder sind emotional, aber fern von Theatralik, minimalistisch, aber zugleich voller Präsenz. Singer/Songwriter gibt es wie Fruchtfliegen. Das Format einer Emma Ruth Rundle erreichen jedoch nur wenige unter ihnen. Der künstlerische Anspruch der Marriages-Sängerin geht weit darüber hinaus, mit Klampfe auf dem Schoß winselnd Probleme zu wälzen – das hört man ihrem zweiten Soloalbum schon nach wenigen Augenblicken an. »Marked For Death« demonstriert, wie viel Gewicht, Charakter und Musikalität auch in vergleichsweise urwüchsigen Arrangements untergebracht werden kann. Auch ohne raffinierten Schliff funkeln die Songs im Reverb; sich subtil einfädelnde Streicher verleihen dem organischen Sound eine sinistere Süße, die das jeweils nächste Gitarrenstürmchen verlässlich wieder zerstäubt. Doch selbst das noisige Gewand steht der polymorphen Liedersammlung hervorragend. Die Unangestrengtheit, mit der die Kalifornierin ihr Innerstes nach Außen kehrt, imponiert. Zu triumphalen Momenten der Preisgabe gesellen sich allerdings auch verschlüsselte Nummern wie das hypnotisch taumelnde »Medusa«. »The only church I’ll ever know is in the earth, the ground below me says: Come home now, you’re done«, verlegt Rundle in »Heaven« schließlich selbigen nach unten, und wenn in »Real Big Sky« zuletzt die Saiten schlackern, macht die Gänsehaut gleich mit. Hier gehe es ums Ausgeliefertsein, um Wehrlosigkeit im Angesicht des Versagens. Doch wer mit solcher Macht kontert, dessen Rücken muss keine Wand der Welt fürchten. Valentin Erning

Hoppla?! Ein neues Album der Pioniere der elektronischen Pop-Avantgarde hatte wohl kaum jemand auf dem Schirm. Ihr spacig-minimalistischer Sound war eine enorme Einflussgröße für unterschiedlichste Musikstile. Nun gibt es das eher unerwartete Update 4.0. Nach 19 Jahren erscheint tatsächlich eine neue LP des ehemaligen Duos, das Simeon Coxe nach dem Ableben seines Partners Dan Taylor im Jahr 2005 als Solo-Projekt weiterführt. Ihre musikalische Legende hatten die beiden bereits zwischen 1967 und 1969 geschaffen, als sie sich daran machten, nur mit selbstgebautem Synthesizer und Drum-Set Krautrock, Electronica und den Proto-Punk von Suicide vorwegzunehmen. Der radikale Spagat zwischen Avantgarde und Pop fand selbstverständlich erst viel später seine angemessene Anerkennung. Das neue Album versucht gar nicht erst, wie eine 2016er-Version der Silver Apples rüberzukommen, sondern verwaltet gekonnt das musikalische Erbe. Der spacige Sound ist heute nicht mehr visionär, sondern retrofuturistisch. »Clinging To A Dream« klingt wie ein folgerichtiger Nachfolger von »Contact«, dem zweiten Album von 1969. Das war im Grunde auch 1998 bei ihrem ersten Comeback schon nicht anders. Trotzdem lassen sich Spuren der musikalischen Gegenwart finden – jedoch ohne jede Form der Anbiederung. Songs wie »Nothing Matters« und »Susie« warten mit modernen Beats auf, bringen das bewusst schlicht gehaltene Songwriting dabei jedoch nicht aus dem Gleichgewicht. Mit dem Opener »The Edge Of Wonder« und dem Schluss-Track »The Rain« bestätigt Coxe zudem noch einmal, dass minimalistische Klangkunst und eingängige Popmusik sich nicht konträr gegenüberstehen, sondern im besten Fall einander bedingen. Timo Weber

Sin Fang Spaceland Morr / Indigo

BEGINNER LIVE 2017

07.03. 08.03. 09.03. 10.03. 12.03. 13.03. 14.03. 15.03. 1 7.0 3 .

KIEL BREMEN BRAUNSCHWEIG LINGEN KASSEL ERFURT LEIPZIG DRESDEN BAMBERG

1 8. 03. 1 9. 03. 20.03. 22.03. 24.03. 25. 03.

SAARBRÜCKEN FRANKFURT KÖLN CH-ZÜRICH DÜSSELDORF BOCHUM (AUSVERKAUFT) 26.03. MÜNSTER 27. 03. BERLIN

Sekuoia Flac Humming / Rough Trade

Hypnotische Rauchschwaden, entliehenes DubstepBrummen sowie R’n’B-Sensibilität. Auf seinem Debüt macht der junge Däne Sekuoia einiges richtig. Ein entspannter Tanz, egal ob Nachmittag oder Afterhour. Bei Produzentenalben ist es ja immer so eine Sache, ob sie einen kriegen oder nicht. Bei Patrick Madsen alias Sekuoia ist es eigentlich kaum möglich, dass seine Arbeit einen nicht kriegt. Er ist einer der Musiker, die gerne genannt werden, wenn es über den Sound der Stunde oder der Zukunft geht. Der 21-jährige dänische Produzent mit Wohnsitz in Kopenhagen kombiniert gekonnt und mit somnambuler Sicherheit Ambient-Nebelschwaden, Dubstep-Brummen,

Ein ehemaliger isländischer Folk-Sänger macht mit Hilfe von Postrock-Stars und Indie-Pop-Darlings auf R’n’BKünstler. Geile Mischung! So klingt es also, wenn ein Isländer zu viel Frank Ocean, The Weeknd und Drake hört. Die Dynamik, das Songwriting, die immanente Körperlichkeit und Sexualität des vielleicht innovativsten Genres der letzten Jahre hört und spürt man zwar jederzeit, jedoch ist irgendwas anders. ExSeabear-Frontmann Sin Fang aka Sindri Már Sigfússon und Sigur-Rós-Frontmann Jónsi verpassen der ContemporaryR’n’B-Produktion nämlich einen kristallinen Schleier. Die treibenden Beats klingen wie mit einer dünnen Eisschicht überzogen, die Hi-Hats kristallklar und die süßen Melodien klirren zerbrechlich und wunderbar vor sich hin, so eisig ist »Spaceland« produziert. Die endgültige Abwendung Sin Fangs von analogen Instrumenten war eine vorauszusehende Entwicklung. Dass diese Hinwendung zur rein elektronischen Produktion so wunderbar und spielerisch gelingt, liegt auch an den Gästen: Der Opener »Candyland« wird nicht zuletzt wegen Jónsis Gast-Part zum frühen Highlight des Albums;


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.