Intro #241

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Trennung als Chance und Aufbruch in neue Klangdimensionen: Der Ex-Smith-Westerns-Sänger Cullen Omori entführt uns in eine verträumte Version von Glam-Pop. 2014 trennten sich die Smith Westerns, eine dieser zuvor so hochgejazzten IndieBands, deren Massen-Appeal dann doch nie so ausgeprägt war wie von vielen erwartet. Cullen Omori stand mit 25 Jahren plötzlich alleine da, hatte nie etwas anderes als Musik gemacht und fand sich im Limbus aus Getriebenheit und lethargischer Starre wieder. Nach einer Phase der Neuorientierung nutzte er seine innere Dunkelheit aber bald als Impuls, um elf neuen Songs das Leben zu schenken und sich selbst zu retten. Kein schlechter Ansatz, speisen sich doch aus derlei Gemengelagen häufig die schönsten Aufbrüche. Omoris Solo-Output klingt nur noch in Nuancen wie der seiner alten Band; ihr Erbe erstrahlt wie ein abgedunkeltes Upgrade mit wavigen Percussions und hallenden Gitarren in gleißendem Schwarz. Dazu kommt Omoris jungenhafte Stimme, die in ihren besten Momenten wie die eines Crooners aus der Halbwelt klingt. Pop könne er nicht schreiben, meint er, nur eine weirde, abgefahrene Version davon. »New Misery« ist so eine Version, ein 1980er-schwangerer Hybrid aus Dream- und Glam-Pop, aber darin durchweg classy, sexy und betörend. Kristof Beuthner

Pet Shop Boys Super X2 / Kobalt / Rough Trade / VÖ 01.04.16

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TICKETS SIND BEI ADTICKET ERHÄLTLICH SZIGETFEST.DE

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Island Of Freedom

3 TAGE - 80 KÜNSTLER - 4 BÜHNEN

DAUGHTER EXPLOSIONS IN THE SKY

DINOSAUR JR. MO LIIMA AUGUSTINES METZ KADAVAR SPAIN DESTROYER OKTA LOGUE SUUNS ELIAS WHITE FENCE L'AUPAIRE DRANGSAL PROTOMARTYR

KAPTN PENG & DIE TENTAKEL VON DELPHI KID SIMIUS ALGIERS DIE NERVEN PISSED JEANS ISOLATION BERLIN SARA HARTMAN TREND MARTIN KOHLSTEDT LILLY AMONG CLOUDS DANCING YEARS SARAH AND JULIAN THE GREAT JOY LESLIE (MAGICIAN) VOGEL DIE ERDE ESSEN FABER ALEX MAYR MOTHERS

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Parquet Courts Human Performance

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Die längste Ehe im Popgeschäft hält weiter: Mit dem juvenil klingenden Alterswerk »Super« feiern Neil Tennant und Chris Lowe 30 Jahre Pet Shop Boys. Einen virtuellen Scoop schafften die Pet Shop Boys Anfang des Jahres: das Logo »Super« in Pink-Gelb. An dem vorgeblichen Produktcharakter ihrer Werke hatten die beiden Briten schon immer einen Heidenspaß. Bei der Titelwahl wendeten sie wieder die erprobte Lieblingsmasche an: ein Alltagswort neu zu konnotieren und popkulturell zu adeln. Die Hit-Maschine Tennant/Lowe knüpft damit an das 2009er-Werk »Yes« an und exerziert vor, was High-End-Pop im Jahr 2016 sein kann. Meint: eine Handvoll maximal Dancefloor-kompatibler, eingängiger Songs, etwa das sakrale »Inner Sanctum« oder das laserpoppige »Say It To Me«, eine Studie der Introspektion bei der melancholischen Despotendämmerung-Ballade »The Dictator Decides« oder Zukunftspessimismus galore in »Sad Robot World«. Ekstatische Freude darf man wiederum an »The Pop Kids« haben, das im Katalog der Band weit oben rangieren wird: das »Domino Dancing« der 2010er, Liebeslied, Autobiografie und Manifest in einem, ausgeklügeltes Tennant-Songwriting zwischen Grandeur und Simplizität in einem smarten Track. »We were young but imagined we were so sophisticated. Telling everyone we knew that rock was overrated.« Es ist ein Blick zurück, eine liebevolle Provinzlergoes-London-Anekdote und eine Ode an die unerschöpflichen Selbsterfindungschancen des Lebens. Erinnern wir uns: Es gibt keine schlechten PSB-Platten. Nur gute und sehr gute. »Super« ist eine sehr gute. Annette Walter

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Sub Pop / Cargo

10.-17. August 2016

Isolation Berlin Muse Sigur Rós David Guetta K.I.Z. Noel Gallagher’s High Flying Birds CHVRCHES M83 Parov Stelar MO The Last Shadow Puppets Kuns t Bastille ABU Crystal Castles Years & Years Unkle Die Nerven Sia Jake Bugg Bloc Party Liebe Róisin Murphy The Lumineers John Newman Oscar and the Wolf Kodaline Bullet for my Valentine Fatoni Sum 41 Bring Me The Horizon Travis Scott Gastarbeiter DJ Set

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Cullen Omori New Misery

Quarts aufgenommene »Content Nausea« mitzählt. Was man sollte: Der InterimsNamenswechsel hatte wohl weniger mit aufnahmeästhetischen Gründen zu tun als damit, keine zwei Alben in sechs Monaten herausbringen zu wollen. Jedenfalls ist »Human Performance« schon wieder ein sehr gutes Indie-Rock-Album geworden, ideenreich und gewieft, aber auch ein klitzekleines bisschen unspannend: Parquet Courts sind abgrundtief verlässlich. Die Pavement-Vergleiche werden sie in diesem Leben nicht mehr los – und sei es bloß, um am lebenden Objekt zu demonstrieren, dass in Wahrheit keine Band wie Pavement klingt. Dafür haben sie oberflächlich deren Slacker-Gestus ausgeliehen, um damit Wire zu zitieren, wie eine VelvetUnderground-Anmaßung zu klingen oder für ein paar Takte wie Jello Biafra zu tremolieren. Das klingt eigen und wieder nicht und oft ein bisschen zu schlau fürs eigene Wohl. Ganz bestimmt steckt ein großes Album in den New Yorkern. Wenn sie sich einfach mal ein bisschen Zeit dafür ließen, verdammt. Michael Weiland

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von »Zwei« grüßen zwei Finger, wahlweise Peace-Zeichen oder ausgestreckter Mittelfinger. Kein Zufall, denn was sich dahinter verbirgt, ist Hip-Pop mit Aussage und Kontur. Und während andere davon singen, dass sie lange nicht mehr wie ein Astronaut geflogen sind, heißt es bei OK Kid einfach: »Mir egal. Bis ich aufschlag, beweis ich, dass ich flieg.« Was woanders Sinnsuche ist, ist hier auch mal Gin-Suche, wie im Track »Bombay Calling«. Zwischen Szene-Alkoholismus und Friedenserklärung mit dem Mittelfinger rappt auch noch Megaloh. So pointiert, so einfach und so genial kann das manchmal sein, wenn man etwas zu sagen hat und das auch noch will. Umso mehr schmerzt, wenn der WischiWaschi-Pop in manchen Tracks doch überhandnimmt. Da sind sie, die Abstriche. Doch dann lässt man sich noch mal reinziehen und drückt einfach Play. »Wahrscheinlich nicht so schlau wie ihr. Schillers Faust nie gelesen, Larry-Clark-Filme zitiert«, heißt es gleich am Anfang. Irgendwie großartig, trotz Abstrichen. Christian Schlodder

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#Review

COSMO SHELDRAKE WEAVES JULIEN BAKER THE DEAD SOUTH NEWMOON FINS FREIBURG NEUFUNDLAND OGOYA NENGO & THE DODO WOMEN'S GROUP WOMAN SEA MOYA BOUNTY ISLAND SEARCH YIU

& VIELE MEHR!

Rough Trade / Beggars / Indigo / VÖ 08.04.16

In Schulnoten ausgedrückt, krebsen Parquet Courts seit Jahren auf einer guten Zwei herum. Auf die Eins plus mit Sternchen muss man aber weiter warten. Irgendwas muss mit Parquet Courts passieren. »Human Performance« ist ihr fünftes Album in genauso vielen Jahren, jedenfalls, wenn man das unter dem Namen Parkay

INFOS & TICKETS: WWW.MAIFELD-DERBY.DE

Plague Vendor Bloodsweat Epitaph / Indigo

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