INFORMER MAGAZINE JUL 2011

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LOCAL

ernährung

Im Zeitalter der Lebensmittelskandale: Essener Fachleute über Ehec & Co. – wie schütze ich meine Gesundheit?

„Aufklärung ist das A und O!“ Roland Ohlberger, Manager des Sheraton Essen und verantwortlich für die Sicherheit der Starwood-Gruppe in Europa. Im INFORMERInterview schildert er, wie die Hotel-Gruppe mit der Ehec-Krise umgegangen ist.

Plötzlich war sie da, die kleine Mikrobe namens Ehec, die Forscher und Gesundheitsbehörden in Alarmbereitschaft versetzte. Sie häufen sich, die Lebensmittelskandale. BSE in den 90ern, gefolgt von Gammelfleisch, Schweinegrippe und Geflügelpest. Vermeiden lassen sich solche Vorfälle wohl nie ganz. Aber wie können sich die Verbraucher davor schützen? Wie verändert sich unser Konsumverhalten? Und wie reagieren Handel und Gastronomie darauf? INFORMER-Redakteur Lars Riedel hat sich unter den Fachleuten vor Ort umgehört – unter anderem bei Roland Ohlberger, Manager des Sheraton Essen Hotels und zuständig für die Koordination von Sicherheitsmaßnahmen in der Starwood-Hotel-Gruppe in Zentral- und Osteuropa.

Vier Buchstaben und eine ganze Nation gerät in Panik. Herr Ohlberger, wie haben Sie reagiert, als Sie vom EhecErreger hörten? Roland Ohlberger: Zunächst einmal habe ich Rücksprache mit meiner Ansprechpartnerin, unserer Zentrale in Brüssel, und Clifton Environmental in London gehalten. Dahinter verbirgt sich ein Beratungsunternehmen aus Experten in den Bereichen Gesundheit und Nahrungssicherheit. Sie haben uns Informationen unter anderem aus Veröffentlichungen des Robert -Koch-Instituts zusammengestellt. Außerdem hatten wir Kontakt zu den lokalen Gesundheitsämtern und deren Empfehlungen. Dann haben wir uns abgestimmt, welche Maßnahmen wir in unseren Küchen treffen sollten. Sie sind also nicht direkt in die Küche gerannt und haben die Gurken und Tomaten entsorgt? Roland Ohlberger: Zunächst haben wir für die Hotels in Deutschland empfohlen, dass bis zur weiteren Klärung vorübergehend keine Tomaten, keine Gurgen und kein Salat auf die Speisekarten gesetzt werden sollen. Gleichzeitig haben wir auch die Hotels in den

Das Lexikon der gesunden Ernährung: Sind Bio-Produkte gesünder? Ist Fast Food immer schlecht? Was genau macht einen probiotischen Joghurt aus? Und welche Farb- und Konservierungsstoffe landen bei uns tagtäglich auf dem Teller? Angesichts der Vielzahl unterschiedlicher Angebote in Kantine, Fast-Food-Kette und Supermarktregal fällt es oft schwer, wirklich gesunde Lebensmittel zu erkennen und auszuwählen. Um sich im Alltag dennoch bewusst und ausgewogen zu ernähren, bietet der neue ‚Brockhaus Ernährung‘ eine recht zuverlässige Orientierung. ISBN: 978-3-57707532-9

Regionen Europa, Nordafrika und Mittleren Osten über die Situation in Deutschland informiert. Wir haben hohe Hygiene-Standards für alle Hotels. Aber selbst wenn Sie einen Salat vier oder fünf Mal waschen, können Sie solche Keime nicht zu hundert Prozent ausschließen. Wie haben denn Ihre Gäste darauf reagiert, dass es keinen Salat auf der Speisekarte gab? Roland Ohlberger: Da gab es keine Konflikte. Erstens kann man Salatgerichte auch mit gekochtem Gemüse zubereiten, zum Beispiel Bohnensalat. Wichtig ist aber vor allem, die Kommunikation sicherzustellen. Wie kläre ich die Gäste auf? Wie gehe ich mit Fragen um? Und welche Reiseveranstalter sollten schon im Vorfeld mit Informationen versorgt werden? Gab es denn auch Konsequenzen in ihren Bezugsquellen, beispielsweise Lieferantenwechsel? Roland Ohlberger: Auch hier war die Kommunikation das A und O. Sie ist unabdingbar! Unsere Lieferanten konnten uns sofort mit Informationen versorgen, beispielsweise mit welchem Wasser ihr Salat und Gemüse bewässert wurde. Sie konnten uns sofort die Unbedenklichkeit bescheinigen, dass kein mit Gülle versetztes Wasser verwendet wurde. Denn das wäre für unsere Häuser auf keinen Fall in Frage gekommen. Bleibt zu hoffen, dass Ehec die zunächst letzte Lebensmittelkrise bleibt. Herr Ohlberger, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Beate Hundrieser Kann man überhaupt noch beruhigt einkaufen? Wenn solch dramatische Dinge wie Ehec passieren, reagiert Edeka sofort und holt sich Informationen vom Hersteller. Durch das interne Intranet der eigenen EdekaAbteilung ‚Qualitätssicherung‘ dauert es nur wenige Minuten, Vorfälle jeglicher Art zu melden und zu kommunizieren. So sind wir innerhalb kürzester Zeit über die Herkunft der Produkte und darüber, ob sie zurückgerufen werden oder freigegeben sind, informiert. Doch Vorsicht ist besser als Nachsicht. So haben wir z.B. im Fall ‚Ehec‘ sämtliche Produkte spanischer Herkunft sofort aus dem Sortiment genommen und vernichtet. Wir haben trotzdem gemerkt, dass unsere Kunden wesentlich verhaltener Gemüse und Salat eingekauft haben, was durchaus auch nachvollziehbar ist. Letztlich entscheidet jeder für sich, ob und was er kauft. Entscheidend ist, dass der Kunde seinem Händler vertrauen kann.

BEATE HUNDRIESER, EDEKA HUNDRIESER Hatzper Straße 214, www.edeka-hundrieser.eu

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