Messezeitung "Investing in Germany" 2010

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Donnerstag, 11. März 2010

AUSLANDSBANKEN IN DEUTSCHLAND

Nur noch eine Hand voll Auslandsbanken Zweieinhalb Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise haben zahlreiche ausländische Immobilienfinanzierer den Rückzug aus Deutschland angetreten. Vor allem Banken mit Buy-and-Sell-Ansatz sind fast komplett von der Bühne verschwunden. Übrig geblieben sind eine Hand voll kleinerer Institute, die sich in diesem Jahr weiterhin oder wieder offen für Neugeschäft zeigen. Hinter den Immobilienbanken liegt ein hartes Jahr: wenig Finanzierungsgelegenheiten, weil kaum Transaktionen, gestiegene Vorsorge für Kreditausfälle und infolge gesunkener Kundenbonitäten und -ratings höhere Anforderungen an das zu unterlegende Eigenkapital. Dazu kommen in vielen Fällen noch hausinterne Probleme aus anderen Geschäftsfeldern. Spielraum für Neugeschäft bleibt da kaum. Zu spüren bekamen das insbesondere die ausländischen Institute, allen voran die Investmentbanken. Deren Geschäftsmodell – Kredite vergeben und möglichst zügig weiterhandeln – funktioniert seit geraumer Zeit nicht mehr, weil sie keine Käufer für ihre Kredittranchen finden, weder am Kapitalmarkt noch am Interbankenmarkt. „Investmentbanken reichen momentan keine Immobilienkredite aus“, sagt ein Frankfurter Kapitalvermittler.

Büros geschlossen Aber auch die „klassischen“ Ge schäftsbanken sind nach dem Empfinden einiger Banker nicht mehr wahrnehmbar unterwegs. So fallen sowohl Georg Jewgrafow, Bereichsleiter Immobilien bei der BayernLB, als auch Georg Reutter, Vorstandssprecher der DG Hyp, auf Nachfrage spontan keine ausländischen Banken ein, die zurzeit in Deutschland Finanzierungen anbieten. Viele ausländische Institute haben ihre hiesigen Immobilienfinanzierungsbüros komplett dichtgemacht.

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Zahlreiche ausländische Immobilienfinanzierer haben ihre Büros geschlossen. Bild: Fotolia.de/Christian Nitz

Dazu gehören u.a. die Bank of Ireland, die zum französischen Konzern Crédit Agricole gehörende Calyon, Wachovia, die niederländische SNS Bank sowie die Schweizer Geldhäuser UBS und Crédit Suisse. Die US-amerikanischen Investmentbanken Goldman Sachs, JP Morgan und Morgan Stanley zählen nach Informationen aus Finanzkreisen ebenfalls dazu. Auf Anfrage der Immobilien Zeitung wollten sich Goldman Sachs und Morgan Stanley nicht zu diesem Sachverhalt äußern. JP Morgan versichert hingegen, dass man sich nicht vollständig aus dem Markt zurückgezogen habe. Zwar habe man im vergangenen Jahr kein Neugeschäft geschrieben und das Kreditbuch bereinigt. Von einer Abwicklung könne aber nicht die Rede sein. „Wir sind durchaus gewillt, Immobilienkäufer mit Kapital auszustatten“, sagt Ralf Klann, Vize-Präsident von JP Morgan. Aus der Ecke einer anderen namhaften US-Investmentbank hört man, dass Personal noch vor Ort ist. Merrill Lynch, mittlerweile von der Bank of

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America aufgekauft, plant angeblich, das Neugeschäft wieder aufzunehmen, sobald die Märkte dies zulassen, also die Refinanzierungsvehikel Verbriefung und Syndizierung wieder funktionieren. „Das Weiterplatzieren von Krediten ist ein elementarer Bestandteil des Geschäftsmodells einer Investmentbank“, unterstreicht eine Frankfurter Bankangestellte aus einem US-amerikanischen Institut. Im Gegensatz zu deutschen Wettbewerbern haben die Investmentbanken keinen Zugang zum Pfandbrief als Refinanzierungsinstrument. „Solange der Verbriefungsmarkt nicht wieder läuft, werden diese Häuser nicht auf den deutschen Markt zurückkommen, weil sie kein Einlagengeschäft und auch keine Pfandbrieflizenz haben“, ist sich Finanzierungsberater Curth C. Flatow sicher.

Kleiner Kreis will Neugeschäft Immerhin hat Flatow entgegen der Einschätzung von Reutter und Jewgrafow eine internationale Bank gefunden, die hierzulande noch Aktivitäten

Übersetzung: Markus Kowsky Redaktionsassistentin: Jennifer Mich mich@immobilien-zeitung.de Anzeigen: Juliane Schneider schneider@immobilien-zeitung.de Karsten Franke franke@immobilien-zeitung.de Sabine Krewel krewel@immobilien-zeitung.de Uta Schuster schuster@immobilien-zeitung.de Ioana Andrei andrei@immobilien-zeitung.de Alice Schmidt schmidt@immobilien-zeitung.de

zeigt. Die österreichische Landesbank Hypo Investmentbank mit Sitz in Wien finanzierte erst kürzlich den Ankauf eines Büro-, Hotel- und Wohngebäudekomplexes in Berlin durch Arab Investments. Flatow arrangierte die Finanzierung. Darüber hinaus zählt er noch die niederländische FGH Bank, eine Tochter der Rabobank, und die belgische KBC Bank zu den „ganz wenigen ausländischen Adressen“, die in Deutschland noch Finanzierungen anbieten. Nach Recherche der Immobilien Zeitung gehören auch die französische Natixis und die niederländische NIBC Bank zu diesem Kreis. Alle vier genannten Institute sind weiterhin mit einem kleinen Mitarbeiterkreis in der Finanzmetropole Frankfurt vertreten – und haben Wachstumspläne. So peilt Dieter Groh, Deutschlandchef der FGH Bank, in diesem Jahr ein Neugeschäft von rund 200 Mio. Euro an. Im zurückliegenden Geschäftsjahr waren es 125 Mio. Euro. Alexander Saur, Leiter der deutschen Immobilienfinanzierung bei Natixis, spricht von 250 Mio. bis 300 Mio. Euro Darlehensvolumen, das er 2010 auf die Bücher nehmen will, nachdem 2009 aufgrund von Restrukturierungen kein Neugeschäft geschrieben worden war. Die Franzosen verwalten ein „deutschsprachiges Kreditportfolio“ von rund 1 Mrd. Euro, davon sind laut Saur ca. 90% mit deutschen Immobilien besichert. „Wir wollen in Deutschland weiter wachsen. Das ist unser zweiter Heimatmarkt“, sagt Saur. Gleiches gilt für die NIBC Bank. Konkrete Volumina kann Finanzierungschefin Katja Roth zwar nicht nennen. Dafür unterstreicht sie ihre Bereitschaft, Darlehen „mit leichter Präferenz für Büro und Einzelhandel“ sowie einem Volumen ab 15 Mio. Euro bereitzustellen. Die KBC Bank will sich dagegen auch dem kleinteiligeren Geschäft unter 5 Mio. Euro widmen. Bei Krediten über 20 Mio. Euro sollen die lokalen Sparkassen oder Volksbanken ins Boot geholt werden. (nik)

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