Idea Spektrum Schweiz 15/2012

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Tore gibts auch noch in der zweiten Spielhälfte IMPULS-WEEKEND Die «middle age»-Generation fragt sich, ob das alles gewesen ist. Sie möchte ihre Berufung finden, Träumen nachspüren, sich Gott und seinem Plan fürs Leben aussetzen. Ein AEM-Seminar vermittelte Denkansätze.

Woher komme ich? Was steckt in mir? Wohin gehe ich? Wie packe ich die zweite Lebenshälfte an? Diesen Fragen stellten sich die Teilnehmenden auf unkonventionelle Art am Seminar der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) zum Thema «Lebensmitte. Weichenstellung» vom 1. April.

Von Hühnern und Adlern

Ein Adler, der als «Findelkind» unter Hühnern aufgewachsen ist, pickt wie Hühner, gackert wie Hühner und fliegt wie Hühner! Wird er es wagen, wozu er geschaffen wurde: seine zweieinhalb Meter Spannweite ausnutzen und gegen die Sonne fliegen? Oder begnügt er sich ein Leben lang mit dem ihm anvertrauten Hühnerhof? Die Praxis zeigt, dass der «König der Lüfte» aus eigenem Antrieb kaum das Bedürfnis hat, aus der Reihe der gackernden Hühner zu tanzen. Wenn er auf einen hohen Berg getragen wird und seinesgleichen am Himmel

Die Konzentration auf das Ziel gibt Antrieb, dieses zu erreichen.

Kreise ziehen sieht, kann ihn nichts mehr davon abhalten, den Sprung in die Lüfte zu wagen! Diese Anekdote zog sich wie ein roter Faden durchs Seminar. Die Sinnfrage stellt sich eben auch in der Lebensmitte.

Spannende «Zweite Halbzeit»

Ob Geschäftsmann, Hausfrau oder Angestellter: Alle Teilnehmenden sind das Wagnis einer Standortbestimmung eingegangen und haben sich den Nah- und

Fernzielen im Leben gestellt. Dann nahmen sie Pfeil und Bogen zur Hand und lernten, aufs

Ziel fokussiert Pfeile abzuschiessen. Nicht jeder Pfeil trifft ins Schwarze. Aber die Konzentration auf ein Ziel gibt Antrieb, es zu erreichen und die gewonnene (Lebens-)Erfahrung hilft, Stärken auszubauen. Lebensfreude soll zurückkehren, Wasserquellen erschlossen und Energie für Neues freigesetzt werden. Ist es in der Lebensmitte für eine Weichenstellung schon zu spät? Nein, denn auf dem Fussballfeld werden auch in der zweiten Halbzeit noch Tore geschossen!. NIKLAUS MEIER www.aem.ch

Das sagen Teilnehmer: «Einige Denkanstösse» Michael, Rupperswil AG: «Es war interessant, gemeinsam zu erforschen, woher wir kommen, wer wir sind und wohin wir gehen. Das Wochenende hat mir einige Denkanstösse mitgegeben.»

Guisep, Agarone TI : «Die gelassene und väterliche Art der Kursleitung und die aktive Mitarbeit waren beeindruckend und motivierend. Ich möchte solche Seminare weiterempfehlen.»

Vier Frauen folgen Jesus ins Rotlicht-Milieu SOZIALPROJEKT Seit zehn Jahren besteht das «Projekt-Rahab» in Solothurn, ein Besuchsdienst im örtlichen RotlichtMilieu. Die Mitarbeiterinnen machen die Erfahrung, dass viele Prostituierte sehr offen für das Evangelium sind.

WWJD – Was würde Jesus tun? Wer kennt nicht das Armband mit diesen vier Buchstaben? Wer hat sich diese Frage nicht schon einmal selbst gestellt? Lilo Hadorn aus Selzach SO hat sie sich nicht nur gestellt, sondern auch gehandelt. Die Frage kam ihr jeweils in den Sinn, wenn sie aus dem Fenster auf das Rotlicht eines nicht weit entfernten Etablissements blickte. Schliesslich beschloss sie, etwas zu unternehmen und besuchte verschiedene sogenannte «Rahab»-Projekte in der Schweiz. «Rahab» nennen sich christliche Gruppen aus unterschiedlichen Hintergründen, die sich um Frauen im Milieu kümmern. Lilo Hadorn merkte zunehmend, dass hier ihre Berufung liegt. Seit zehn Jahren geht sie nun mit drei idea Spektrum 15.2012

Das Besuchsteam am Solothurner Jubiläumsanlass (von links): Martha Schmid, Christine Regolo, Sonja Hirschi, Lilo Hadorn.

anderen Frauen aus der Region einmal im Monat auf Besuch zu den Prostituierten.

Stark zerlesene Bibeln

Das Team Rahab Solothurn bietet ihnen Gespräche und Bibeln in ihrer jeweiligen Sprache an. «Un-

ser Ziel ist es, den Frauen einmal im Monat Gottes Wort zu bringen», sagt Lilo Hadorn. Das Rahab-Team macht immer wieder die Erfahrung, dass Frauen offen sind für Gottes Liebe und sein Wort. «Eine junge Thai-Frau drückte das Neue Testament an

ihr Herz und las es in drei Monaten ganz durch», erinnert sich Martha Schmid vom Team. «Latinofrauen zeigen oftmals ihre stark zerlesenen Bibeln und bekennen, dass sie ihr Leben nicht aushalten würden, wenn sie nicht jeden Tag in der Bibel lesen könnten.» Eine Ungarin ist eigentlich glücklich verheiratet und hat zwei Kinder. Doch die Familie konnte einen Baukredit nicht mehr bezahlen. Daraufhin reiste die Frau in die Schweiz, um mit der Prostitution schnelles Geld zu verdienen. «Ein bitterer Preis», sagt Martha Schmid. Sie hält aber auch fest: «Trotz all dem Schweren kehrt das Team jeweils dankbar heim, weil Jesus die Frauen im Rotlicht mit seiner Liebe berührt.» CHRISTOF BAUERNFEIND Bilder: zvg


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