miju #27

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34 du liest miju #27 // juni '18

Konventionelle Spritzmittel können den empfindlichen Baum schützen. Bio-Mittel sind hier leider nur bedingt wirksam. So wird nur die Blüte behandelt, entwickelt sich bereits die Frucht, darf nicht mehr gespritzt werden. Das Marillenduo aus dem Kreuttal betont die flächenmäßige Überlegenheit des Weinviertler Marillenanbaus im Vergleich zur Wachau. Man schätzt dort ungefähr einen Bestand von 100.000 Bäumen. Unterschieden wird auch bei den Sorten: In der Wachau und in Teilen des Burgenlands etwa ist die Ungarische Beste häufig. Die traditionelle Marillensorte mit hervorragendem Geschmack weist trotz ihrer Popularität eine äußerst ungünstige Lager- und Transportfähigkeit auf. Sie zeichnet sich jedoch durch ihren saftig-süßen Geschmack und orangerot-gelbes Fruchtfleisch aus. Eines haben jedoch alle Sorten gemeinsam: Sie sind erfrischend süß und noch dazu saftige Vitaminlieferanten. Das kalorienarme Obst bietet allerlei Nährstoffe, wie Beta-Carotin, Vitamine der B Gruppe, Eisen und Kalium. Es soll außerdem schleimlösend und aphrodisierend wirken. Die Aprikose gilt als eine der weiblichsten Früchte. So sagt man, könne der Genuss dieses süßen Früchtchens für eine sanfte Stimmungslage sorgen. Auch eine spezielle Art der Süßen Aprikosenkerne lässt sich wie eine Nuss genießen. Vorsicht ist allerdings

bei den bitteren Kernen geboten, diese enthalten giftige Blausäure. Die Gesamtanbaufläche in Niederösterreich liegt bei rund 350 Hektar. Größtenteils befinden sich die Bäume im Weinviertel, in der Wachau etwas weniger. Der Selbstversorgungsgrad in Österreich mit heimischen Marillen liegt bei etwa 70 %. Geerntet werden die orangefarbenen Sonnenfrüchte per Hand. Genauso wie der Baumschnitt, erfolgt die Ausdünnung der Früchte im Frühjahr ebenso händisch. So ist eine stetige Beschäftigung übers Jahr gesichert. In Europa findet sich die Marille besonders in der ungarischen Tiefebene. Während der Türkenbelagerung waren großflächige Plantagen in deren Besitz. Sie erwiesen sich aufgrund der Affinität zur Trockenheit und sandigem Boden besonders geeignet für diese Gegend und wurden gerne gepflanzt, um Sandstürme abzufangen. Die zierliche Marille zählt botanisch gesehen zu den Rosengewächsen und hat somit Mandel, Pfirsich und Nektarine in naher Verwandtschaft. Die meisten Marillensorten weisen eine samtige, orangefarbene Haut auf, die sich in der Mitte der zwei Fruchtbacken teilen lässt. Zwar reifen sie nach der Ernte noch leicht nach, aber um den typischen Marillengeschmack zu erhalten, sollten die

Früchte möglichst reif geerntet werden. Nur so können sie ihr schmackhaftes Aroma komplett entfalten. Betrachtet man den weltweiten Anbau der orangen Frucht, haben die Türkei und Usbekistan die Nase vorn. Dort werden jährlich etwa 280.000 Tonnen Früchte produziert. Unsere italienischen Nachbarn bringen rund 220.000 Tonnen Marillen auf den Markt. Ein einziger Marillenbaum mit Hochstamm trägt etwa 30 bis 50 kg Früchte, während Spindelbäume nur 10 bis 15 kg pro Baum erreichen, welche allerdings zu verschiedenen Zeiten reif werden. So kann es vorkommen, dass drei- bis viermal geerntet wird. Spezielle Sorten wie die Hunza-Aprikose gedeihen auch in gebirgigen Höhen von bis zu 4.000 Metern. Landwirtschaftliche Direktvermarkter wie die Familie Zimmermann haben den großen Handelsbetrieben eines voraus: Sie können genussreife, regionale Marillen anbieten. Supermärkte und ähnliche Vermarkter müssen oftmals zu unreifen, harten und grünen Früchten greifen, damit diese länger lagerfähig bleiben. Unsere regionalen Bauern aber können der Empfindlichkeit der Marille ein Maximum an Feingefühl bei den verschiedensten Arbeitsschritten entgegenbringen. Immerhin soll laut Obstbauberater die Ernte erst starten, sobald die erste Marille von selbst vom Baum fällt.


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miju #27 by miju schreibt.geschichte. - Issuu